1
3
Die Zigarettenhülfe.
Von Kurt Miethfe.
räumte leere Gläser weg, leerte die Aschenschalen aus. Die Detektive beobachteten jeden seiner Schritte, und sie beobachteten jeden einzelnen der Teilnehmer ganz genau.
Aber doch nicht genau genug. Denn sonst hätten sie gesehen, wie einer der Anwesenden durch einen fleinen Handgriff zwei Millionen verdiente..
gewaltigen Sprüngen in die Höhe. Der Wann, der den Auftrag hinausgeschmuggelt hatte, fonnte in drei Tagen einen Vermögenszuwachs von zwei Millionen verzeichnen. Niemand wußte, wer dieser Mann war. Niemand...
An einem der nächsten Tag betrat Herr Babusch einen kleinen Zigarettenladen im Westen Berlins . Run", fragte der Verkäufer, wie haben Ihnen die russischen Zigaretten gefallen?" ,, Sie sind mir zu scharf", sagte Herr Zabusch. „ Ich werde sie nie wieder rauchen. Ich habe genug davon."
Er hatte genug von den russischen Zigaretten. Zwei Millionen! Nur er und ein Dienſtmädchen wußten darum. Er hatte in eins der langen Pappmundstücke der ruſſiſchen Zigaretten einen winzigen Zettel geschoben. Auf diesem Zettel ſtand nur:„ Skauft 1000 bestens."
Direktor Bernhard erhob sich. Das Gespräch der Anwesenden versicherte langsam, und Vernhard ergriff das Wort:„ Meine Herren! Eine wichtige Angelegenheit hat die Vertreter der zwei größten Industriefonzerne Deutschlands zu fammengeführt. Es handelt sich darum, ob eine Bereinigung stattfinden soll oder nicht. Wie diese Verhandlungen ausgehen werden, wissen wir nicht. Aber das Eine wissen wir: Ein Fall wie Als man sich abends trennte, wurden die die Tento- Geschichte darf nicht wieder vorkom. Türen geöffnet. Ein fabelhaftes Essen war im men. Damals gelang es einem der Teilnehmer größten Hotel der Stadt vorbereitet. Dort fand der Verhandlungen, für eine furze Zeit das man sich wieder zusammen. In ungeheurer Sizungszimmer zu verlaſſen und einen riesigen Aufregung. Denn unterwegs hatte man erfahren, Kaufauftrag für Aktien an die Börse weiter- daß gegen halb vier Uhr nachmittags ein riesiger zugeben. Der Mann hat mit dieser Handlung Kaufauftrag auf die Aktien der Konzerne herMillionen verdient, denn die Attien stiegen nach ausgegangen war. Genau zu der Zeit, als die dem damaligen Zusammenschluß auf das Drei- Zusammenlegung beschlossene Sache gewesen war. fache ihres Wertes. Ich habe daher diesmal Einer der Anwesenden mußte also den KaufVorsichtsmaßregeln getroffen. Bei unserm Ge- auftrag aus dem Zimmer weitergegeben haben. schäft dürfen nur unsre Konzerne verdienen, Man stand vor einem Rätsel. Die Bewachung nicht aber ein Einzelner." war sehr scharf gewesen. Niemand hatte das Zimmer verlassen. Niemand hatte ans Fenster gehen dürfen. Und der Diener Friedrich war Das Geheimnis des Kaufauftrages ist der über jeden Verdacht erhaben. Der Kaufauftrag Deffentlichkeit nie bekannt geworden. Denn die war von einer bekannten Maklerfirma ausge- Maflerfirma wahrte selbstverständlich das Gegangen. Jeder der Verhandlungsteilnehmer war schäftsgeheimnis. Zumal da sie selbst bei der demnach verdächtig. Die Sache war eine Sen- Sache einen netten fleinen Profit von einer fation für die Presse. Million gemacht hatte. Sie hatte nämlich auf Am nächsten Tage schnellten die Aftien in eigene Rechnung gleichfalls gekauft.
Beifälliges Gemurmel wurde laut.
„ Es iſt jezt acht Uhr vormittags. Die letzte deutsche Börse schließt heute um vier Uhr. Vor vier Uhr darf feiner der Anwesenden den Sigungsraum verlassen. Ich habe außerdem zwei Detektive hergebeten, Herrn Halske und Herrn Waggerl." Direktor Bernhard dentete auf die zwei Herren, die in einer Ecke des Saales saßen und sich nun erhoben und eine leichte Verbengung machten.„ Niemand darf das Sigungs
Der Diener Friedrich hatte den Aschenbecher mit der Asche und den Zigarettenhülsen hinausgetragen und in einen Aschenbehälter der Küche geschüttet. Dort hatte das Dienstmädchen Emmi mit flinten Fingern die Reste durchwühlt, schnell gefunden, was sie suchte, war in eine Telefonzelle gehuscht und hatte bei einer der bekann testen Maflerfirmen angerufen.
zimmer verlaſſen vor vier Uhr nachmittags. Lleber die Liebe
Eine Verbindung mit der Außenwelt ist ausgeschlossen."
„ Sollen wir denn verhungern?" fragte ein Herr Zabusch.
„ Nein", lächelte Direktor Bernhard.„ Sie werden Getränke und Speisen in beliebiger Menge bekommen können. Auch rauchen dürfen Sic. Alles, was Sie für Ihre leiblichen Bedürf nisse brauchen, wird Ihnen mein Diener Friedrich bringen."
„ Und der Diener Friedrich?" fragte Zabusch. Wenn er nun Nachrichten nach außen bringen Jollte?"
Direktor Bernhard schüttelte den Kopf: Ausgeschlossen. Erstens verbürge ich mich per sönlich für Friedrichs Ehrlichkeit. Und zweitens er ist taubstumm. Er kann also kein Wort von dem verstehen, was hier gesagt wird.“
Ausgezeichnet", erwiderte Herr Zabusch. Und nun wollen wir anfangen. Ich erteile bas Wort Herrn Syndikus Haafe."
Lleber die Liebe zu Büchern.
Die einzigen, die dir die Liebe lohnten, die sie im Rucksack herum und freute mich am bunimmer da sind, dich zu trösten; die immer war- ten Einband, an neuen Wörtern; blätterte verten, dir Liebes, Gutes zu tun: die lieben Bücher! träumt und wünschte mir nichts, als täglich Wo wären die Liebſte, die Menschen, die lauter Bücher kaufen zu können. Seligkeit, so wie sie, jahrelang auf dich warten, bis als ich alle nur auftreibwaren Bücher auf undu endlich kommit, bis sie endlich dich bezaubern sern Boden ſchleppte, sie aufstapelte; alte Säcke dich reich, groß und frei machen dürfen. erseyten meine Verser- und drin rum wühlte, während ein Mairegen aufs Dach prasselte. Was andere- jeder tut eben, was ihn freut
Freilich, Bücher sind fast nichts ohne das Leben. Aber was führte uns mehr zum Leben, zum Erleben, als die Bücher.
Dieses feine, zarte, heitere Glück des Lesens, durch das wir weiser, glücklicher und besser werden.
-
in Krawatten, Zigaretten, Münzen, Brief marken anlegten ich kaufte Bücher, nur Bücher und wieder Bücher Und noch heute- in vielen Ländern war ich vergaß ich oft Du sist unter Menschen, einsam lächelnd alles Schöne um mich herum und stand stundenüber ihr Tun und Treiben, du denkst: wär ich lang bei den Bücherwagen Berlins , den Antifort, wär ich allein, bei schönen, lieben Büchern quaren in der Schweiz , in Paris , in Wien , bei ihren Sehnsüchten, Träumereien, Wahrin Italien , in Kopenhagen . Jedes schöne Buch heiten.
heim, zu den Büchern, heim gehen! Auf dem Nanapee liegen und ein schönes Buch lesen So fingen die Verhandlungen über eine ist ein Vorgeschmack der Seligkeit. Was für Zusammenlegung der beiden riesigen Konzerne Wunderwelten, unerschöpfliche Schäße warten an, Verhandlungen, die in der Geschichte der deutschen Wirtschaft eine große Rolle spielen follten. Das Terrain war schon in monatelangen Besprechungen vorbereitet worden. Es handelte fich nur noch darum, Ja oder Nein zu sagen. Denn die Einigung stand durchaus noch nicht fest.
nur auf uns. Und wir brauchen sie nur zu nehmen. Mag einer noch so arm sein, so lange er lieſt, iſt er reich.
Nur in den Büchern allein liegt das Bleibende! Die Menschen und ihre Werke vergehen, die steinernen Denkmäler verfallen in Staub, nur der Gedanke ist unvergänglich, ewig.
war Entdeckung und Freude an der Entdeckung, auch wenn ichs ein zweites Mal las. Ich saß dann glücklich in den Anlagen oder im Nachtschnellzug und ich würde eher ohne Hut und Mantel, als ohne Bücher reisen.
Die Sammlung meiner Jugendzeit ging wie alles, alles verloren. Auch später noch erwarb ich öfter wieder große Sammlungen, und in Zeiten der Not und des Elends mußten fie wieder um ein Nichts verkauft werden; aber noch heute freu ich mich über alle Maßen, find ich wieder irgendwo billig ein Buch, das ich schon als Kind, als dummer Junge, einst besef sen, das ich mir vom Mund abgespart. Ich habe lieber gehungert, als mir ein Buch, das ich mir wünschte, nicht zu kaufen, und in ſtillen Stunden des Friedens träum ich dann, all meine geliebten Bücher, die in Kisten verpadt, in allen Wie schön, wie unsäglich schön war es, als Städten der Welt rumlagern, wieder einmal, Während des ganzen Tages ging der Diener ich noch Knabe, auf sommerliche Wiesen hinge- endlich einmal, gesammelt und geordnet um Friedrich aus und ein, brachte Selterwasser, stredt über Hoffmann, Jean Paul und Shate- mich zu wissen. Whisky, Bier, Kaffee, belegte Brötchen, Ziga- speare träumte. Vom ersten Taschengeld wur- Welcher unendliche Troſt auch ſtrömt aus retten, Zigarren. Schweigend, lautlos, ging er den immer neue Bücher getauft. Viele verstand den Büchern, für jedes Leid, jeden Schmerz zwischen den Stühlen umher, räumte Teller fort, ich zwar noch nicht, aber Sonntags schleppte ich sie lassen einen Tummheit, Gemeinheit der
Die Verhandlungen dauerten nicht bis vier Uhr, sondern bis zehn Uhr abends. Rede und Gegenrede gingen heftig hin und her. Aber gegen halb vier Uhr nachmittags war es schon flar, daß eine Einigung zustandekommen würde. Nur bie endgültige Formulierung des Vertrages lag erst Stunden später vor.
Ja ich fand im ganzen Leben keine besseren und treueren Freunde als die Bücher. Heute noch grüßen mich Robinson und Rübezahl und all die tausend anderen schönen, süßen und gruseligen Märchenbücher. Der Kindheit Maiental steigt wieder auf.