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Eine Fabel von Albert Reinide.

station auf einer Insel im Großen Ozean gibt Meer hinuntergespült und dadurch der Ozean Der Weg zum Erfolg. nun noch eine andere Erklärung. Er führt salzig gemacht. Der Gelehrte nimmt an, daß den Salzgehalt der See im wesentlichen auf die die Meere auf diese Weise jährlich 100 Mil­Tätigkeit der 485 bekannten feuerspeienden Berge zurück. Die Dämpfe dieser Vulkane tra­gen nämlich Salzsäure in die Lüfte, und wenn dann Regen einfällt, so wird Chlor in das ungeheure Höhe.

lionen Tonnen Salz gewinnen. Das ist bei ihrer Größe nicht viel, aber diese Beiträge er­reichen doch im Laufe ungezählter Jahre eine

Peterle.

Von Klaus Klaußen.

Damals war er in einem Kriegsspital ge­legen und ihm war der rechte Fuß und der linke Arm abgenommen worden. Eine Granate hatte ihre Feyen hineingejagt.

Der Infanterist Jakob Indig war ganz niedergedrückt und geschwächt im Bett gelegen und hatte in eine trostlose Zukunft geblidt. Denn über das große Erlebnis des Krieges war er hinweggekommen und das Stahlbad hatte ihn so gründlich gereinigt, daß er von aller Begei­fterung reingewaschen war.

Da spürte er auf seiner Decke einen fleinen Drud. Doch er war zu müde, um aufzusehen. Er griff bloß in die Richtung, und fühlte in seiner derben Hand, in der einen, die ihm noch geblie ben war, eine andere. Diese andere Hand aber war ganz klein und zart; wie die Hand einer Puppe.

Er blickte verwundert auf. Da kam die Hand näher zu ihm und fuhr leicht und ganz zart über feine unrafierten Wangen. Jakob Indig riß die Augen auf und schaute verwundert in das kleine Geficht eines Seidenaffen.

" Peterle!" sagte Jakob Jndig. Wie im Traum war ihm dieser Name zugeflogen.

Und der Affe nidte. Er blieb ruhig bei Jakob Indig siyen und war nicht mehr fortzu­bringen. Es stellte sich dann heraus, daß er einen englischen Offizier gehört hatte, der seinen Ver­legungen erlegen war. So waren eben die beiden zusammengekommen: der Infanterist Jakob Indig und der Seidenaffe Peterle...

Dann kam auch der Tag, an dem Jakob. Indig, mit zwei Brothesen ausgestattet, in seine Heimat zurückkehrte.

Ein Held!" sagten die einen. Diese waren gefund, hatten den Krieg beruhigt überstanden. ,, Ein armer Teufel!" meinten die anderen. Und viele sahen überhaupt fort, wenn sie ihm begegneten, denn sie hatten ein so weiches Gemüt, daß sie Prothesen nicht sehen konnten. Sie hatten meistens Kriegsanleihe gezeichnet.

len!" Müde und hungrig hob Indig den kleinen Affen auf die Schulter und lehrte in die leere und kalte Dachkammer heim. Den Werkelkasten ließ er stehen. Was sollte ihm dieses Ding? Die freischende Arie aus Traviata " brachte niemand zur Rührung..

Jakob Indig ging von Geschäft zu Geschäft. Er bettelte. Um eine fleine Münze, um ein Stück Brot, um einige Scheiben Wurst. Viel leicht ging es so. Doch Peterle, der wußte, daß eine Münze alles sei, während ein Stüd Brot nur wenig bedeute.

Als sie aus dem Geschäft traten, zupfie Peterle seinen Freund bei den Ohren.

Was willst du, Peterle?"

Zu nichts hatte es der Esel im Leben ge­bracht. Immer hatte er sich nur für andere ge­plagt und geschunden. Verdrießlich machte er sich deshalb auf den Weg, um sich in der Welt umzusehen und zu lernen, wie man zum Erfolg tommt.

Nach längerer Wanderung begegnete er einem Raben, der in seinem Schnabel einen tostbaren Edelstein trug, der im Glanz der Sonnenstrahlen wie Feuer leuchtete.

Welche Pracht und Herrlichkeit!" rief der Esel fast geblendet. Sage mir, lieber Freund, wie gelangt man in den Besitz eines solchen

Kleinods?"

haft.

Ejel.

Durch Stehlen!" ficherte der Rabe bos­

Lehre mich, bitte, diese Kunst", flehte der ,, Unmöglich, das sind angeborene Fähigkei ten", entgegnete der Rabe selbstbewußt und flog dabon.

Sehr schade!" jammerie der Esel und trot­tete weiter.

Vor einer Linde, üppig bedeckt mit Grün, machte er halt. Raupen frochen auf den

Da schob sich die kleine Hand vor und hielt Zweigen herum und sättigten sich nach Herzens­

unter Indigs Augen eine Silbermünze.

Woher hast du sie?"

Angsterfüllt humpelte der Krüppel davon, denn er glaubte sich verfolgt, doch der Affe hüpfte vergnügt auf dessen Schulter herum und ließ die Silbermünze in die Talche feines Herrn gleiten.

Beterle, wir werden eingesperrt werden, denn du stiehlst!" sagte Indig sehr besorgt, als sich dieser Vorfall bei jedem Geschäft wieder­holte. Denn der Affe war im Geschäft immer von der Schulter gesprungen und hatte mit Augenblick die Geldlade entdeckt und seine leine unheimlicher Sicherheit in einem unbeobachteten

Hand hineinversenkt.

Heute sind wir satt," stellte Indig abends in der Dachlammer fest. Peterle hatte eine Banane und Nüsse verzehrt und Indig hatte kräftig der Wurst und dem Brot zugesetzt, denn der kleine Seidenaffe hatte eine ganze Zahl Sil­bermünzen aus den Geschäften herausgeholt.

,, Es wird ein schlechtes Ende nehmen mit uns, Peterle," meinte Indig und sah sehr trüb in die Zukunft, obwohl er sich fatt fühlte. Doch tags darauf gingen sie wieder von Geschäft zu Geschäft.

Haben Sie das Geld gestohlen?" Nein."

Wer sollte dann der Dieb sein?" " Ich weiß es nicht."

Jakob Indig zog seine Uniform nicht aus. Er hatte nichts, was er gegen sie hätte eintau­fchen lönnen. Und so wanderte er mit Peterle, der auf seiner Schulter saß, durch die Stadt als lebendes, überall auftauchendes Wahrzeichen einer Zeit, welche die einen als die ruhmvollste, die anderen als die grausamste und schauder­vollste bezeichneten. Und weil Jakob Indig mit Indig verriet nicht den kleinen Dieb. Um seinem gesunden Fuß und mit seiner Prothese teinen Preis. Wozu auch? Peterle saß vergnügt zwischen zwei Lagern stand, so wurde er nir- auf der Bank der Wachstube, während Indig be­gends aufgenommen, fand nirgends Beachtung| sorgt auf den kleinen Freund blidte. Was sollte und wuchs in eine Zeit hinein, in der man ver- nun werden? stümmelte Helden als Ballast empfindet.

Indig wußte sich einen kleinen Werkelkasten zu verschaffen. Er setzte sich an eine Straßen­ede, stellte den Kasten vor sich auf und begann zu drehen. Stundenlang. Und Peterle hatte die Kappe in den kleinen Händen und hüpfte den Vorübergehenden entgegen. Doch nur selten fie­len kleine Münzen hinein.

Die Menschen haben kein Herz für uns!" fagte Jakob Indig.

Peterle nickte. Und dann zogen sie an eine andere Straßenecke.

,, Wir werden verhungern müssen, Peterle,

Sie sind Invalide? Aus dem Weltkrieg? Das wäre ein Milderungsgrund. Zwei Mo­nate Arrest."

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Peterle war aus Indigs Blickfeld ver­schwunden. Er soll einem Zirkusbesitzer verkauft worden sein. Indig aber jaß in der Zelle. Er hatte die rechte Fußprothese und die linke Arm­prothese abgeschnallt und in eine Ede gestellt. Nun saß er auf der Pritsche nd dachte ins Leben hinaus.

An Peterle...

lust an den frischen, saftigen Blättern. ,, Liebe Raupen ", rief der Esel, wie ge­langt man auf einen grünen Zweig?"

lag

,, Durch Kriechen!" belehrten sie ihn. Der Esel war befümmert, denn Kriechen nicht in seiner Natur.

Bald darauf traf er den wohlgenährten Hamster, der mit vollen Badentaschen vor sei­nem Bau saß und ängstlich seine Schäße be­wachte.

Guten Tag, hochverehrter Herr Hamster", grüßte ihn der Ejel mit tiefer Verbeugung. Sage mir, wie fommt man zu Wohlstand?"

Durch Hamstern!" antwortete dieser, und stolz zeigte er feine angehäuften Nahrungsmit­tel, bei deren Anblick dem Esel schier der Atem verging.

Darf ich nicht einmal davon kosten?" fragte der hungrige Esel.

,, Wo sollte ich da hinkommen, wenn ich jeden hergelaufenen Tagedieb bewirten wollte", rief der geizige Hamster ärgerlich. Selber essen_macht_fett!

Entmutigt und enttäuscht zog der Esel

weiter.

Da sah er einen Apfelbaum, dessen rot­bädige, saftige Früchte ihn verlockend anschau­ten. Trotz aller Bemühungen war es ihm aber nicht möglich, auch nur einen zu erhaschen. Auf einem besonders schönen Apfel gewahrte er eine fette Made, die unaufhörlich fraß und fraß.

Liebe Made", rief der Efel mit lechzender Bunge, wie bist du zu beneiden, daß du so im Ueberfluß leben kannst, ohne zu arbeiten! Wie

machst du das?"

Das ist mein Geheimnis", grinste die satte Made und fra ruhig weiter.

,, Könnte ich es doch auch einmal so haben!* stöhnte der Esel verzweifelt.

Jedem ist sein Los bestimmt", höhnte die made. Ese! müssen Lasten tragen!" Und da bei blidte sie von oben geringschäßig auf ihn

herab.

Da padte den Efel die Wut. In seinem Zorn schlug er mit den Hinterfüßen so wuchtig gegen den Baum, daß er in allen Zweigen ex­zitterte und die Früchte herabfielen, zum größ

... und wie sie damals im Spital zusam- ten Erstaunen des Esels. Freudig fraß er sie auf mitsamt den Maden.

wenn die Menschen uns nicht mehr geben wol- mengekommen waren...