Preis 10 Pfemti�- Morgen-AnSgaVe. MebottloR: Berli««chiffbaRerda»« Aervsprecher! Amt Norden ZSSS und SSSS. Di».Frrlheit'»rfck-int zweimal tSglich. morgen, und nachmittag»,« «nn- und Festtagen nur morgen». Der Bezuasprei» beträgt bei freier .ustellung in» Hau, für Vroß-Bertin monatlich 2 91. Für die Tri, dl- gung auswärtiger Bestellungen ist vorherige Einsendung der Bezugs- "..... ist im ersten Nachtrag der Post- "-'' l direktem Postbezug unter Streifband i 91. Verliner Organ «rpedition: Verlt« NW«,«chlffbauerdamm ISiv. gernsprech«: Am« Norde« Il««7 und»»08. Ansorat» koste« die sk-bengespalt-ge Nonpareillezeile oder deren Raunt 70 Pf.«Klein« Anzeigen da» fettgedruckte Wort 80 Pf., sedes weiter« Wort IS Pf. Di« dreigespaltene Reklamezeile 3 M., Teuerungszufchlag 80 Pf. Bei Familisnanzeigen, Bersammlungsanzeigen von Dslrerk- schatten und politischen Organisationen fällt der Teuerungszuschlag sort. Fnseroi« fUr den darauf tolgende» Tag müssen spätestens bis S Uk, abend» bei der Ezpedition, Schtftbauevdamm 19, aufgegeben sein der AnabhSnMeu SoMemolrallschen Partei SealWands Jahrgang l Mittwoch, den II» Dezember 1918 Nummer 48 Richtlinien fttt Sojinlifienin Arbeitsplan der Sosialisietnngsfommüflcn. Die Kommission für Sozialisierung betrachtet e» alt ihre Aufgabe, jene Maßnahmen borzubereiten, hie geeignet find, die Aeberführung von Produktionsmitteln in die Verfügungsgewalt der Gemeinschaft herbeizuführen. Sie ist sich bewußt, daß die Vergesellschaftung der Produktionsmittel nur tn einem länger ioährenden organischen Aufbau erfolgen kann. Erste Voraussetzung aller wirtschaftlichen Reorganisation bildet die Wiederbelebung der Prodi; kiitm. Vor allem erfordert die Wirt- schastliche Lage Deutkchland» gebieterisch die Wiederaufnahme der Axportindustrie und de» auswärtigen Handels. Die Kommission ist der Ansicht, daß für dies« WirtschattS- zweige die bisherige Organisation gegenwärtig noch beibehalten werden muß. Ebenso erfordert die Ingangsetzung der Indu'»rie die Zlufrechlerhaltung und Erweiterung des ZirkulationSkredils **d damit die ungestörte Funktion der Kreditbanken. Interesse unserer Lebensmittelversorgung wird auch nicht dorge'chlapen werden, in die bisherigen Besitz» und BetriebSder» bälinisse der bäuerlichen Bevölkerung einzugreifen. Hier soll durch der Landwirtschaft angepaßte Maßnahmen und durch llnter- stützung der Genossenschaften die Produktivität gehoben und die Intensität gesteigert werden. Dagegen ist die Kommission der Anficht, daß jene Gebiete der Aolkswirttchaft, in denen sich kapitalistisch-monopolistische Herr- schaftSverhältnisse herausgebildet haben, für die Sozialisierung W erster Linie in Betracht kommen. Insbesondere muß der Ge- taniheit die Verfügung über die wichtigsten Rohstoffe wie Kohle und Eisen zustehen. E» muß geprüft werde«, welche anderen Zweige der Produktion und der Kraftgewinnung infolge der er- weiterten Konzentration geeignet find, in Gemetnwirtschaft über- fährt zu werden, welche Wirtschaftszweige sonst ihrer Ratur nach. �ie z. B. da» Versicherungswesen und die Hypothekenbanken, für Ve Sozialisierung in Betracht kommen. Die Kommission ist sich bewußt, daß der Erfolg der Soziali- «ierung abbängt von der Erböhung der Produktivität, die durch k'5 beste Organisation der Betriebe und Ersparung aller un- Zützen Zirkulationskosten unter Leitung bewährter Techniker und �aufleute erzielt werden muß. Sie wird sich durch diesen Ge- uchtipunkt auch auf dem Gebiet« der Landwirtschaft leiten lassen, die Verfügung über die Latifundien und die großen Forste der Gesamtheit zustehen muß. Die Kommission ist der Anficht, daß«» von der Natur der Wirtschaftszweige abhängt, welche Maßnahmen für die Sozial,. berung am geeignetsten erscheinen, ob die Verfügung dem Reiche. �en Kommunen oder anderen SelbstverwaltungSkörpern zustehen i°ll,»der»b für einzelne Produktionszweige die Ausdehnung der Eigenproduktion der Genossenschaften da» geeignete Mittel zur •fässchaltung de» kapitalistischen Profit» darstellt- In gleicher j®eise werden auch die Mittel der Sozialisierung je nach der Natur �er Wirtschaftszweige sich verschieden gestalten müssen. Neben der völligen Uebernahme kommen noch andere Formen der Beteili- Brng und der Kontrolle durch die Gesamtheit in Betracht. Di« Kommission glaubt, daß die bisherigen Besitzer für die Übergabe ihrbr Betriebe durch Ablöfunglrenten entschädigt»er. den sollen, damit Hörten und Ungleichmäßigkeiten in der Heran- i'ehung de» Defitze» zu den Aufgaben der Gesamtheit vermieden Werden. E» unterliegt dann der politischen Entscheidung, in welchem Umfange, bor allem auf dem Wege der Vermögensabgabe Und der Besitzbestcuerung, die allgemeine Heranziehung der ge- '�wten besitzenden Klassen erfolgt. , Die Kommission ist gewillt, von dieser allgemeinen Grund- �sse au» ihre Arbeit zu unternehmen und mit aller Beschleuni. F�g ihr» Vorschläge für die«inzeln-n Zweig« der Wirtschaft zu �ftattm, i Sitzung des Vollzugsrales. etzar VollzugSrat trat heute nachmittag 4 Uhr zu einer �*"2 zusammen. Zu Beginn teilte der Vorsitzend« mit, daß in 7? Tirafanstalten noch ein« groß« Anzahl Personen sitzen, die sog. militärischer Vergehen schuldig gemacht haben. jr* der Strafanstalt Naugard in Pommern befinden sich z. B. 'Pch 7g solcher Gefangenen. Beschlossen wird, im Einvernehmen . dem Rat der Volksbeauftragten für dve sofortige S«» der Inhaftierten m sorgen. Feimer wird beschlösse«,«inen Arbeitervsrtrese« beS links- rheinischen Gebiet» alt stimmberechtigt in den Vollzug« vat ans- zunehmen. Zwei Anträge, welche die Ersetzung«myer führender Per- sön'.ichieiten deS alten System» im Auswärtigen Amt und rn der Reichskanzlei fordern, werden dem ReichSauSschuß überwiesen. Zu der schon mehrfach angeregten Sicherheitsmaßnahme, den In Berlin anwesenden und einziehenden Truppen die Munt- tion abzunehmen, liegt ein neuer Antrag vor. In der Debatte kommt allgemein die Meinung zum Ausdruck, peinlichste Sormslt zu üben, daß Blutdergießen vermieden werde. Wenn aber von militärischer Seite diese Munition lediglich für Wach- zwecke beansprucht werde, so steht damit die ungeheure Muni- tion»menge in Widerspruch; manche Formationen haben pro Maschinengewehr SO 000 Schuß mitgebracht. Das ruft Be- unruhigvng hervor. Der Antrag wird angenommen und der Regierung zu? beschleunigten Erledigung überwiesen. Die Zurückweisung der russischen Sowjetdelegntion zu der Delegiertenkonferenz der deutschen Arbeiter, und Geldatenräte durch di« Srldatenräte an der Ostfront nötigt den VollzugSrat zu erneuter Stellungnahme, die mit dem Beschluß endet, daß die er» gang«»« Einladung nicht mehr eufrecht erhalte» wird. Die SkellWg Vrevßens. Di« preußische Regierung erläßt folgend« BekanntMachLng: Die in verschiedenen Gegenden d»S preußischen Staate» gemacht«« Versuche, Teile von Pr»vtzen loszutrennen oder tn Preuße» eigenmächtig obrigkeitliche Befugnisse auszuüben, geben uns Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß solche Bestrebungen da» Gemeinwohl gefährden und deshalb mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft werden müssen. Die» gilt in». besonder» auch für diejenigen gemischtsprachigen LandeSteile Preußen», über deren staatliche Zugehörigkeit erst durch bat, Friedensvertrag Bestimmung getroffen werden wird. Im übrigen wird über die künftige staatsrechtliche Gestaltung Preußens durch die«ationalversamm- l u n g entschieden werden. Sämtlich« preußischen Behörden wer- den angewiesen, sich nach diesen Porschristen unweigerlich zu richten. Allen dem zuwiderlaufenden Eingriffen ist unnachsichtlich entgegenzutreten. Auch erwarte» wir in jedem Einzelfalle so- fortige telegraphisch« Anzeige. / keine Verschärfung der WaffeusttWandsbedluguugen. Amsterdam , 10. Dezember. Reuter verbreitet«in« Halbamt» liche Auslassung, au» der hervorgeht, daß bei den in Trier statt- findenden Verhandlungen über die Verlängerung de» am sieb- zehnten Dezember ablaufenden Waffenstillstandsvertrages«t»« Verschärfung der vsdingunge» nicht i» Aussicht g«. nommen ist. von den lvaffenflillstaudsverhaudluugeu. Die deutsche WaffeiistillstandSkommisston hat eine Reih«»euer Boten an die andere Partei gerichtet, in denen allerlei Be- schwerden erhoben und Wünsche geäußert werben. So richtet sich«ine Note gegen die Ausweisung von Beamten au» Elsaß-Lothringen ; eine andere protestiert gegen die Ver- Haftung einiger angesehener Persönlichkeiten in den besetzten Ge- bieten und die Abführung von 2000 ehemaligen deutschen Soldaten, obgleich sie ordnungsgemäß entlassen worden waren;«ine dritte Rote ersucht die französische Regierung, den deutschen Beamten und Pensionären in Elsaß-Lothringen Sil zur Ratifikation des Friedensverträge» die Behälter und Pension«« vorschußweis« aus- zuzahle». Zexkllacbeilerflrelk in England. L-»d»». 10. Dezember. sReuter.) Wie der-Daily Tele- zraph" au» Manchester erfährt, find im Distrikt La». cafhir, lOOOOO Textilarbeiter in den Ausstand getreten. weil mit den Arbeitgebern»her die geforderte Lohnerhöhung von 40 Prozent«ine Einigung nicht«r»>lt wurde. Eine neue Zeil. Dk« Sotziviisiernnytzlomtmssum veröffentlicht Mcks ihren Arbeitsplan auf Grund des BeWusses, den sie in ihrer Gitzuna am 9. Dozemdsr gefaßt hat— am 9. Dezember, gerade ernen Ronat nackt dem Beginn der Revolution. Wird der Plan zux Wirkluftfeit. so tritt die Revolution aus ihrer politischen Phase heraus und wird zur sozialen Um- tvälzung. ES ist ein streng sachliches Dokument, das die Kom- Mission unS vorlegt. Und doch, welch Ungeheures ist da im Werden! Seitdem es geschrieben? Geschichte gibt und noch länger, ist sie«ine Geschichte der Klassenkämpfe. Ie!?.t soll die Vor- aeschichte der Menschheit, um mit Engels zu reden, zum Ab- schluß kommen, der Sprung«uS dem Reich der Knechtschaft in da» Reich der fsretheit getan werden. Alle bisherigm Gesellschaftsformationen waren, seit- dem in vorgeschichtlichen Zeiten der Urkommunismus zcr- fiel, gegründet auf Ausbeutung deS Menschen durch den Menschen und damit auf Klosienherrschaft. ftrn Staate schuf sich die herrschend« Klasse das Instrument ihrer Macht. ihr Klasientnteresse bestimmte die Politik im Hlnnern und Aeußern, bestimmte Sitte und Recht, lag ihren religiösen und künstlerische» odeen zugrunde. Denn die herrschende Ideologie einer.Zeit war stets die Hdeologie ihrer Herr- schenden Klasse. ?fetzt aber hat die Klasse, die ausgebeutet war, die Klasse, die nicht? zu verlieren hatte als ihre Ketten, die politische Macht«robert und sich der Staatsgewalt bemächtigt. Nicht um eine neue Klasienherrfchaft zu begründen, sondern um die Klaffen überhaupt zu beseitige und der Ausbeutung de» Menschen durch den Menschen ein Ende zu machen. Sie hat sich der Staatsgewalt bemächtigt, nicht um neue Unterdrückung an Stelle de? alten zu sehen, sondern jede Unterdrückung für alle Zukunft unmöglich zu macheu, indem sie die Wurzel aller Unterdrückung, die ökonomische Ausbeutung, beseitigt. Die Eroberung der Staatsgewalt ist ihr nur Mittel zum Zweck. Indem sie die Gesellschaft ökonomisch neugestaltet, wirb der Klassenstaat beseitigt. nimmt st« dem Staate seinen Charakter als Zwanasorga- nifatisn und verwirklicht die fffreiheit und Gleichheit alle» dessen, was Menfchenantlitz trägt. Da» Wer? ist ungebeuer schwer. Di« große bürgerliche Revolution fand ihr Ziel im»pesentlichen mit der Erledigung der politischen Aufgabe, der Beseitigung der politischen Un- aleichheit, der Befreiung der Produktion von allen feudalen Hemmungen und Schranken erledigt. Tie Wirtschaft konnte sie i« der Hauptfache sich fekbst, da» heißt, den Kapi- taltsten, überlassen. Für die proletarisch« Revolution ist aber die politische Umwälzung nur der Beginn. Dann setzt erst ihre wesent- liche Ausgab« ein: die völlig« Umgestaltung der Oeksnomie, die Regelung djer q-famten Produktion durch die Gesellschaft und zum Nutzen der Ge'�llschaft. Das freie Walten der ökononnschen Sefetzs muß ersetzt werden durch die be- wußte Regelun» der Gesellschaft, die Anarchie der Kon- kurrenz durch die planmäßige Ordnung der Gemeinschaft. So sehr dieser Regelung durch die Konzentration in den wichtigsten Wirtschaftszweigen, durch die großen kapita- listischen Monovole, die Kartelle und Trust?, vorgearbeitet ist. so ungehensr schwierig bleibt trotzdem die Neuorganisation. Nie aber schwieriger als in dieser.Zeit. Der Krieg bat die gesamte Produktion in Unordnung gestürzt. Alle Erzeugung ist in den Kriegsdienst gestellt, wichtige ProduktionSstätten stillgelegt oder ihrer sfriedetts- bestimmung entzogen«ordtzn. Di- Wirtschaft ist ausgeblutet wie die Nation, die Rohstoffe fehlen. Ein- und Ausfuhr sind zerstört, die Produktionsmittel abgenützt, die Ar- beiterfchaft dezimiert, verkrüppelt, krank und linterernnütl Wäre dal Proletariat im stftieden, zur Aeit der Prosperill/ zur Macht gelangt. daS Unternehmen wäre wahrlich sck genug gewesen. Ungeheuer aber türmen sich heute die Schwierigkeiten.
Ausgabe
1 (11.12.1918) 48
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