nrnnwen, dast die Reichskonferenz des Spartakusbundes endlich auch die formelle Trennung vollzieht, sonst wurden wir selbst sie unqesäumt durchführen. . � Die Politik des Spartakusbundes erscheint uns nicht wel weniqcr derhüngnisvoll für das kllnftiae Schicksal der Devolution als die Politik der rechttoblistischrn Führer wir stehen auf dem theoretischen und taktischen Boden, au dem die alte Sozialdemokratie bis zum Kriege stand Und den wir nie verlassen haben. Wir stehen auf dem Boden des Erfurter Programms, der Demokratie und der Natio- nalversammlunpu Wir bekämpfen den AntiparlamentariS rnus und Terrorismus als Rückfälle in primitive Zustände Wir lehnen dort, wo die Demokratie besteht, in der Politi iede Art von Gewaltanwendung ab, außer zum Zwecke der lbwehrvonGewalt. Dir sehen in der Wiederberstelhina der Produktion die, soweit es irgend' möglich, auf s o z i a l i st i s ch Grundlage zu sehen ist, eine zwingende ökonomische Notwendigkeit. � Im Streik, unter der Gerrschaft des Proletariats.bci größtem Mangel an Produktion, sehen wir heute eine Schädigung der Gesamtheit überhaupt und der ärmeren Klassen insbesondere. Außerhalb der jetzigen Regierung stehend, werden wir olles tun, sie vorwärts zu treiben, ihr Zögern und ihre Nei KUng zu Anschauungen und Methoden des alten Regimes zu Überwinden. Unsere Kritik wird aber sachlich sein und an unS soll es nicht liegen, wenn die Einheit dervro letarischen Kampffront gegenüber der b ü r g e r. lichen Welt nicht gewahrt wird. Ein noch größeres Oerderben, als augenblicklich die Stillegung der Produktion war« der Bürgerkrieg innerhalb deS Proletariats. Iede Solitik. die darauf hinausläuft, wird unseren entschiedensten iiderstand finden. Nur arrf den Boden disser Anschauungen kann eine Po Otik geführt werben, die konseguent sozialistisch ist. die die Oevolnition bewahrt vor schwächlichen Kompromissen mit dem Bürgertum aut der einen Seite, sie auf der anderen be lvobrt vor den Gefahren, denen sie die Taktik des Spartakus- Hundes aussetzt. Gewiß eine Politik der Mitte und nicht der Extreme. Aber eine andere Politik ist nicht möglich, wo von den rechtssozialistischen Führern her die Gefahr einer Breis- ibe der sozialistischen Errungenschaften und von links die erreißnng des Proletariats droht. Schwerer als anderswo ist unsete Aufgabe. Do die Einheit der Partei gewahrt wurde, in Frankreich wie in Oesterreich , dort hat heute da?„marxistische Zentrum" die »nlbestrittene Führung zum Segen der Partei. Die Sipal- tung in Deutschland hat die Ertreme auf beiden Seiten außerordentlich gestärkt, die Politik d?S Marxismus ge- ßlMmcht zum Schaden der Arbeiterklasse. Aber wir ver> lassen unS, wie stets, wie in den trübsten Bwgen des Krieges, auf die geschichtliche, Entwicklung der besten Marxisten. Der Tag wird kommen, wv auch daS deuiische Proletariat er- Gznnt, daß weder reformistische Zanderpolitik noch blan- quistisches DraufloSftürmcn zum Ziele führt. Dan-n ist «nfere Stunde gekommen. hreffeMmmen. Der Rücktritt der Unabhängigen aus dem Kabinett und die llebernahme der Regierung allein durch die Echeidemann-Partei <ibt den vlättern Gelegenheit zu matithen Aurführungen, die fest- grhalien zu werden verdienen. Eo>ft e» nicht ohne Interesse, waS die alldeutsche„TS gl. Mundschau' über die Entstehung der Revolution schreibt: .Am v. November waren die Unabhängigen dt« eigentlichen Träger der Revolution, die sie mit russischem Gelde und durch Landesverrat vorbereitet und mit Hilfe ihrer Anhänger in den großen Betrieben und i irregeführter Soldaten durchgeführt hatten. Die Mehrheit?- , sozialisten hatten gleichfall» die Revolution unter Benutzung des Prinzen Max von Baden und des ilerikal-demokratischen i Ziabinetis vorbereitet, insbesondere durch die Stellung de» 'Militärs unter da» Kommando der Zivilbehörden: aber die > Leutzerlichkeiten der Revolution, die Eroberung Berlin » durch die meuternden Soldaten und die bewaffneten Arbeiter der großen Jndustriewerke war da» Werk der Unabhängigen, so daß die Mehrheitesozialisten das ge'ckehene Wer! al» Erbschaft au» den Händen ihrer bis- he r i g« n erbittertsten Feinde entgegen» nehmen mußten. Unter diesen Umständen wagte«» Wert nicht, die ihm»cm Prinzen Max von Baden über« tragen« Kanzlerschaft zu behalten, sondern suchte sich mit den Siegern des Tages zu versöhnen und mit ihnen gemeinsam die gewaltsam an sich geraffte Regierung zu führen." Tie„Boss. Fi g." findet anerkennende Worte für da» Wir ken unserer Genossen in der bisherigen Neichsregierung: „Auch Haase, Dittmann und Barth haben sich redliche Mühe gegeben, in aufopferungsvoller Weife so lange wie irgend möglich den Versuch mit der Zusammenarbeit zu machen. ES darf auch nicht vergessen werden, daß der Eintritt der Unabhängigen in die Regierung während der ersten revolutionären Sturmtagc üerhaupt erst eine Entwirrung des AnfangSchaoS e r m ö g licht hat. Darin liegt da? unbestreitbare Verdienst dieser Männer." Im allgemeinen begrüßen die bürgerlichen Blätter das neue Kabinett lebhaft, wie man es ja auch kaum anders er« warten kann. Die„Deutsche Tageszeitung", meint, es habe sich durch die Wstoßung der Unabhängigen„aus einer deutschfeindlichen Umklammerung" befreit. Das Blatt glaubt aber, die Zusammensetzung der neuen Reichsleitung aus lauter Norddeutschen könne im Süden auf Widerspruch stoßen. Eine besondere Nolle spielt in allen Begrüßungsartikeln der bürgerlichen Presse die Frage, ob die neue Negierung sich ent- schließen werde, zur Niederhaltung der Opposition rücksichtslos militärische Machtmittel anzuwenden. Die Blätter der Bour- groisie wollen darin natürlich die einzige � Rettukig sehen. So schreibt beispielsweise die„Deutsche Tageszeitung": „Machtmittel für eine Regierung sind aber nur zuver» lässige, disziplinierte Truppen. Die kann die Regierung haben, wenn sie ihnen nicht durch die Berurtei- lung zur Wehrlosigkeit jeden inneren Halt raubt, wie das bis- her geschehen ist, und wenn sie sie nicht jeder Verhetzung und Aufputschung preisgibt." Die„Tägl. Rundschau" schreibt, nachdem sie die Au»- lassungen der.Freiheit" ziliert hat, in denen von dem Zentral- rat an die Massen appelliert wird: „Mit diesen Leuten„ohne Säbel und Spieß" auszukommen, wie Herr Ebert meinte, wird nicht möglich sein. Woher aber wollen die Herren Ebert und Scheide- mann den Mut nehmen, ihnen wirksam entgegenzutreten, nachdem sie durch ihr bisherig�» Zaudern in den revoltierenden Massen den Glauben gestärkt haben, daß ihnen doch nicht? geschehen könne. Sieben Wochen haben die Herren Ebert und Scheidemann über die Frage.Wie werde ich energisch" fruchtlos nachgedacht: sollte ihnen nun plötzlich die Erleuchtung gekommen sein? Und wird es ihnen ge- lingen, Truppen zu gewinnen, die sich für sie aufopfern, nach- dem sie die bisherigen Mannschaften so schnöde im Stiche ge- lassen haben, und nachdem sie jetzt wieder vom Zentralrate gedrängt werden, den verhängnisvollen Beschluß des Kon- gresse» der A.- und S.-Räte auf Abschaffung der Rang» abzeichen und Untersagen deS Daffentragen» für Offiziere außerhalb des Dienstes zu verwirklichen?" "Die liberal«„Voss. Ztg." meint, man habe die leise Emp- inbung, daß die unabhängigen VolkSbeaustragten die Regierung verließen, weil sie selbst einsahen, daß unter den jetzigen Ver- hältnissen— bei der drohenden Gofahr für die deutschen Truppen im Osten und für Oberschlesien — die von ihren Freunden be- fü«vori«te MtlitärpoliHI wohl von einer Opposition verlangt, aber von keiner twranlwdrtlichdn Regierung detriehen werden kann. „Sie lassen die MethrhestSiozialisten allein, in der An« nathm«, daß diese sich Macht schaffen und Macht gebrauchen werden. Diele Annahm« ist die Hoffnung der großen Mehr- heit d«S deutschen Volles. Die Regierung muß sie schnell er- füllen..Denn sie muß endlich auch einmal daran deitkcn, daß Deutschland noch immer leinen Frieden hat und daß«» vor allem anderen ihre Aufgabe ist, Politik zu treiben. Ordnung sollt« sich nun wieder einmal von selbst verstehen." Die»Deutsche Tageszeitung" glaubt versichern zu können, daß auch da» Bürgertum sich der Regierung Ebert etzi zur Verfügung stellen werde:»Schließlich Hann die Regie- rung. wenn e» hart auf hart kommt, auf das Bürgertum zählen, da» für Ruhe und Ordnung einzutreten immer be- reit fein wird. Nur muß sie sich dann von der Zwangsvorstellung befreien, daß jeder bürgerliche Schießprügel notwendig mit Gegen- revolution geladen sein müsse." Der Gedanke, die Regierung von Berlin nach Weimar oder sonstwohin zu verlegen, stößt überall aus Widerspruch. Sogar di« „Deutsche Tageszeitung" glaubt Einwertdungen dagegen erheben zu müssen:«Wir wissen uns frei von jeglicher Vorkerr für Berlin als politische und sonstige Zentrale. Aber wir möch ten die Regierung auf eines hinweisen: sie will, und will e» mit besonderem Stolz, eine Arbeiterregierung sein. Welche Wirku«! mutz es auf ihre moralische Lage, auf ihre Autorität haben, wen» sie eingesteht, daß sie sich inmitten der größten Arbeiterschafi Deutschland ? nicht sicher fühlt, wenn sie sich dahin flüchtet, w» der mildere Bourgeois ein wohltuende» Ilebcrgswicht hat. Di est «ine ll Überlegung sollte genügen. Andere kommen hinzu, auf di> wir heute nicht im einzelnen eingehen wollen." Mit einiger Skepsis äußert sich die„Frankfurter Zeitw gegenüber der neuen Regierung: „Nun muß sich erweisen, ob die Persönlichkeiten kraf und überlegend genug sind, stark und weise zu handeln, i« einem Augenblick, in dem die Verantwortung ebenso wie die Schwierigkeiten gewaltig gestiegen find und der einfache Rw nach Soldaten sehr wahrscheinlich auch nicht der TSeiSheit letzter Schluß ist. Der Regierungswechsel ist einstweilen erst «in« Etappe, noch keine L ö's u n g." Die neue Regierung. In der ersten KabinettSsitzung wurde bestimmt, daß Scheide« mann die-auswärtigen Angelegenheiten, RvSk« die militärischen und W i s s e I l die sozialpolitischen Aufgaben übernehmen soll. ES wird Set dieser Gelegenheit auf» neue darauf hingewiesen, daß e» sich hierbei lediglich um eine Arbeitsteilung inner- halb de» Kabinetts handelt, durch welche die Zuständigkeit der ReickjSämier in keiner Weif« berührt wird. Der Stadtverordnete Löb« hat den Eintritt in die Regie- rung abgelehnt, um in seinem bisherigen Tätigkeitsfelde SchtesU» weiterwixken zu können. Die MSnuer des allen Systems. „Hollandsch RieuwSbureau" meldet au» Washington: „Baron von der Lanken, einer der Führer der Okbn pattonSbehörden, und Dr. Rieth haben sich an H o o V e r mit de« Mitteilung gewandt, daß sie durch die deutsche Regierung ang«- wiesen worden seien, sich mit Hoover über die LebenSm ittel« Versorgung Deutschlands zu beraten. Al» Soover di«se Mitteilung sowie die Bitte um«ine Unter« er deutlich:„Wie können Ihnen die 2)4 Jahre der arro« ganten Haltung un» gegenüber und die G r a u« s a m k e i t e n in Belgien in jeder Sprache, welche sie nur wol- len, beschrieben und deutlich gemacht werden? Und dann könnest Sie die sein Paar persönlich sagen, sie können zur Holl» gehen und dort meüi Kompliment überbringen. Fall» ich über- baupt mit solchen zu tun haben soll, so werden es bestimmt nicht diese beiden sein." Unterschrift Hoover. Wir haben immer wieder darauf verwiesen, daß e» schädlich und falsch sei, die kompromittierten Männer«e» al.'«n Systems ak» Unterhändler zu benützen. E» war immer vergeblich. Bielleicht steht man jetzt endlach auch iw Auswärtigen Amt «nd bei der Regierung ein, baß«» so nicht weiter geht, und schickt endlich der Entente etwa» weniger belastet» Unterhändler. Nenn Name— alln Schwindel. Di« deutsch « demokratische Partei entdeckt in ihreiA i Zerzcn jeden Tag eine neue Liebe. Erst waren es die Be» i amten nnd die.freien" Berufe, heute ist es das„deuts-be Landvolk" und der Mittelstand. In flammenden, so reckt? herzinnigen Worten wird dem„Landvolk" versickert, daß die deutsclte demokratische Partei in ihm den„unversieglichen Jungbrunnen" erkennt, der Mittelstand muß sich beaniigen, er ist nur„eine unentbehrlich« Volksschicht". Beide aber werden nnt endlosen Versprechungen umschmeichelt. Beiden wird versichert, daß„einzig und allein" die demokratijche Partei das richtige Rezept gefunden hat. Diese neuerstandene Partei ist eben, wie alle bürger- lichen Parteien, gezwungen, um die Gunst des Volkes, au? dessen Reihen sie ja nicht gebildet wurde, nachträglich zu buhlen. Wäre sie, wie die sozialistischen Parteien, aus der Masse selbst entstanden, so hätte sie nicht nötig, sich auf diese marktschreierische Weise anznvreisen. Jetzt aber müssen die Herren, die vom grünen Tisch auS diese Partei ins Leben Warum ich aus steutsMan» ging. Bon Georg Friedrich Nicolai . HL») So ging ich denn nach®, aiutnz, wo ich— gnfang? sicherlich wehr schlecht all recht— seuchenkrankcn Soldaten zu helfen ver« suchte. Allmählich arbeitete ich mich in mein neues Gebiet ein, und da der dortige Generalarzt— verständiger«18 die Berliner Zentrale— mich nach kurzer Zeit zum konsultierenden Arzt für Hrrzlrankheiten im ganzen Bereich des siebzehnten Armeekorps er- nannte, fo war meine Tätigkeit eine leidlich befriedigende. Da ich zudem In dieser Festung, in der einst Fritz Reuler seinen allzukrüben Traum eines einigen Deutschland » halte graulam hstßvn müssen. Muße genug fand, um ans den Notizen für den mündliche, Vortrag mein Buch über die Biologie de» Kriege» zu- jainmen Pl stell'. n. von dim icl) hgs.e, daß c» ein kleiner Baustein für«tu kimfrijoe eimgsS Surova sein werde— und da ich in dieser AAbett»in sonst fast«e empfundene« Glück erlebte, so war ich ganz gern in Traudenz! Ich nahm mir auS dem Zoldatenleven da««nztge, was mir daran wirkliche F'-ude machte, d. h- ich nahm mir Pferde, die un» damals noch zur Verfügung standen, und auf langen, einsamen Risten durch die präckt.gen Sandwege der alten Düncnlandschast, grübelte ich über die Gedanken, die mir mehr unv mehr wichtigste ZutunstShofsnung meines Leben» wurden. Für ihr« Pferde, die sstr gewöhnliche Sterblich? damals schon recht rar zu werden begannen, bin ich dem Militär bis heule dank» bor; und ich bin �m auch noch für manches ander« dankbar!— Venn nur im Gegendruck gegen die Gewalt dieser mir an sich so wenig nützlich schelnerrden Organisation bin ich allmählich da« ge- worden, wa» ich heute bin. Wen da» Soldatenleben nicht zerbricht und znm willenlosen Werkzeug stempelt, den zwing: e? die eigen« Form trotzig hervorzukehren. Ich weiß, mir ist«S nicht allein so gogange», sondern Tausenie von Kameraden stn» gleich mir— durch da» Ueberinaß einer gar zu übermütigen Verachtung alle« Nen schlichen— zu entschlossenen Gegnern di-se» Systems gewor- den. Rur daß sie eich« A* Fk'lgkeit In sch fühlten, dies« neue, «ohnsucht Worte zu veelrthen. Ich ober konnte«s, glaubte es wenigsten, zu kZnnen.«nd in 'diesem Akauven fand ich Glück. So behandelte ich denn mein« ">»e&S. HA« ttnd 7« d« JSocOftVr. Soldairn, so uW ich konuic, und im übrigen ritt ich durch die Wäll der oder durchwanderte sie mit lieben Freunden, die t chdort wider Erivarten gesunden; ich jagt« mit dem FestungSlommandanten, der mir,— trotz meiner kriegsfeindlichen Reden, die er gemütlich schimpfend anhörte--- diel Interessante» erzählte, oder lag an irgend einem der Seen und träumt«.— Nachts aver verarbeitet« ich das, wa» mir der Tag gegeben, zu meinem Buche. E» war alle» in allem ein« glückliche ZeitI So jugendlich froh und erwartungsvoll!— Da wurde die.Lusitania' versenkt. ES war wie ein Peitschen. schlag, der alles aufstachelt«, was in mir an Trotz gegen brutale Willkür lebte. Ich hatte nie ein Hehl daraus gemacht, wie ich über die modernen Kriegsmethoden Deutschlands dachte, aber damall zum erstenmal empfand ich es wie einen fast körperlichen Schmerz, daß ich all Deutscher für sviches Tun mitverantwortlich sein sollte. Vor allem tat mir der schadenfrohe,.uneingeschränkte' Jubel weh. der damals durch Deutschland hillbrauste. Al» ich aber einmal zu einigen Kameraden beim Mittagessen dav», sprach, al»,ich sagte, daß die Verletzung der belgischen Neutralität, die Verwendung giftiger Gase und die Torpedierung von Handelsschissen eine sittliche Verfehlung, aber zugleich auch eine bodenlose Dummheit bedeute, an deren Folgen daS putsche Reich früher oder später noch zugrunde gehen müsse— al» ich damals im Sommer tvlll diese heute so selbstverständlich klingen- den Worte aussprach, da hatte einer meiner„Kollegen-— ein gewisser Dr. Knoll, wenn ich mich recht erinnere— der bei Tiscbe mit scheinbarem Interesse für die unglücklichen Opfer mit- di»kutiert hatte, nicht» Eiligere» zu tun, als hinzulaufen und diese»die Stimmung verderbende Unterredung" zur amtlichen Kenntnis der Militärbehörde zu bringen. Diese infame Denunziation einer privaten Aeußerung ver- anlaßte den Fcstungskommandänten, der bt» dahin die Reden seine» Jagdgenossen knurrend ertragen hatte, seinerseits zu ami- lichem Einschreiten. Ich wurde zum Widerruf aufgefordert, und a!» ich unter Hinweis darauf, daß nur meine dienstliche Tätigkeit, nicht aber meine Privatmeinung, amilicher Kontrolle unirrliege, dies ablehnte, wurde ich in die Tuchler Heide, einen der ab- gelegensten Winkel DeutiV/ands. versetzt. Ick gab gern« zu, d*» mir die Entfemung von einem Offkzierkorp«. da» Demmzianten unter sich duldete, an sich recht sympathisch, und daß mir Tuche! ebenso lieb fei wie Graudenz ; weil ich aber damals noch nicht zugeben wollte, daß man in Deutschland seiner Gesinnung wegen stvajver setzt werden dürfe, glaubt« ich protestieren zu müssen und beantragte eine Unter- suchung gegen mich selbst. Diese wurde jedoch— wie später alle meine ähnlichen Gesuch«— abgelehnt; denn mit den Militär- gerichten, die glücklicherweise immer noch die juristischen Formen einigermaßen respektieren, geben sich Militär» nicht gern_ ab. Daraufhin beschwerte ich mich bei S. M. dem Kaiser, als obcrstcin Kriegsherrn. Diese Beschwerde und der Umstand, daß ich damals an akutem Rheumatismus schwer erkrankte, hatten zur Folge, daß man mich mit der Ermahnung, hübsch ruhig zu sein, für den Winter IlllS/lll wieder nach Berlin schickte. Hier begann ich naturgemäß ireudiger Erwartung voll mein Kolleg über den„Krieg als EntwicklungSiaktor in der Geschichte der Menschheit", mußte eS aber sofort abbrechen, da ick neuerdings nach Danzig verschickt wurde. Der dortige Generalarzt-- er hatte den Namen„Böse"— erklärte mir bei meinem Kommen, daß er mir jede mündliche oder schrifilich« Aeußerung über politische Dinge auf» strengste verbiete, und als ich sinn daraus höchst erstaunt erwiderte, er hätte mir in dieser Beziehung gar nicht» zu verbiete«, zumal ich Zivilarzt sei, verfiel er aus den Gedanken, mich zu vereidigen, um mich dann besser kontrollieren zu können. Der Wunsch, jemandem mit Hilft de» Fahneneide» einen Maulkorb anzulegen, ist begreiflich, findet jedoch I« den Gesetzen keinerlei Stütze; vielmehr st»gt eine im MilitärverordnungSblatt publizierte Kablnettsorder ausdrücklich, daß.für Zivilärzte die Vereidigung nicht In Frage kommt". Ich aber hatte meinen niemals gekündigten Zivilvertrag mit der Militärbehörde in der Tasche und war als» Zivilarzt. AI » ich dann später den Herr« Kriegsminister auf da» Ungesetzlich« seiner Handlungsweise hin- wies, gab er zwar an. die Militärverwaltung habe mir zu irgend einer Zeit<die er übrigen» in derschiedenen Schreiben verschieden(t) angegeben hat) einmal gekündigt, habe mir nur kein« Mitteilung davon gemacht; aber— abgesehen davon» daß ei»« solcke heimliche und«inseitige Kündigung nicht die gerni.sii« suristische Bedeutung haben würde— hat er metner Bitte, deck wenigsten» da» betreffende Aktenstück»orzuweffen,»-«tnais Fr'ist geleistet. Ich hatte also da» Recht— ja kch hatte, venu tzch die G.,' ist meine» Vaterland«» achten woMe, die Pflicht, dies« Auffordci" zur Eidesleistung zurückzuweisen. Ich tat e», indem ich gleich' zu Protokoll gab. ein solcher ungesetzlich geforderter Eid könne-st den Snm einer temonstvativea Zustimmung pu> Stttm bedenk n ich aber kvnne und wolle cfatat~'
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1 (30.12.1918) 81
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