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Bonn  

ozialen

3850

Abend- Ausgabe.

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Die Freiheit

Redaktion: Berlin   NW   6. Schiffbauerbamm 19 m

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Die Freiheit" erideint zweimal täglich, morgene und nachmittags, an Sonn- und Festtagen nui morgens. Der Bezugspreis beträgt bei freier Buftellung ins Haus für Groß- Berlin monatlich 2 M Für die Erlebi gung auswärtiger Bestellungen ist vorherige Einsendung der Bezugs gebühr erforderlich. Die Freiheit" ist im ersten Nachirag der Bost zeitungslifte für 1919 eingetragen und kostet bei direktem Postbezug ohne Bestellgebühr monatlich 2 M., bei Zusendung unter Streifband 4 M.

Berliner   Organ

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der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Jahrgang 2

Die Schiffe in Königshütte.

Finden die Herren Ebert, Scheidemann   und Landsberg   nicht, daß gegenwärtig in Deutschland   etwas viel auf Arbeiter geschossen wird? In Rönigshütte ist es, wie wir berichtet haben, wieder au blutigen Zusammenstoßen zwischen streifenden Arbeitern und Marburger Jägern gekommen. Die Berichte über das traurige Ereignis sind außerordentlich dürftig, obwohl die Deffentlichkeit immerhin Intereffe baran bätte, einiger­maßen genau zu erfahren, wie es zu dem Blutbad gekommen ist, das 12 oder 20 Zote hinterlassen hat. Was die Tel.­Union   darüber erzählt, klingt recht merkwürdig:

Sonnabend, den 4. Januar 1919

Durch deren energisches Ein. dhe für verloren an; sie liefer­

Infanterie- Regiments 95 an. greifen fahen die Butscher ihre ten ihre Waffen aus und zogen b.

Sie wollen teine Berständigung.

Zu unserem geftrigen Vorschlag, ein bofitives Programm der Ditpolitif au broklamieren, um die immer schwieriger werdenden Verhältnisse im Osten auf dem Wege der Verständigung. Ser demokratischen Friedens­politik zu regeln, bemerkt die Tägliche Rundschau", das Organ der alldeutschen Militaristen:

Die Entente wird auf diesen Vorschlag nicht eingehen und wird sich mit den Bolichetoesten nidt an einen Tisch segen. Dazu war die Ententepolitit gepen ben Bolschewismus bisher au fonfe­quent, und dafür steht für die Aliierten zuviel auf dem Spiele. zumal jie eine friebliche Duzori gung ber it durch den bolschewiftischen Gedanken erwarten müßten. Dagegen wäre dann eine Absperrung wie heute nidt mehr möglich. Auch im beutschen Intereffe liegt eine Berständigung nicht."

Ein Vorschlag

Nummer 7

an die Boltsbeauftragten.

Von Professor Dr. Robert Wilbrandt  .

Wir bringen diefe temperamentvollen Ausfüh rungen des geschätzten Verfaffers, namentlich auch deshalb, weil wir den Grundgebanken, der auf die schleunigste Jnangriffnahme der Sozialisierung bes Bergbaus geht, gleichfalls vertreten.

Auf was tommt es jebt fachlich an?

Aufs Turchkommen vor allem. Die Produktion muß in Gana kommen, wilde Streifs dürfen sie nicht stören. Wir müssen produzieren, vor allem das Notwendigfte: Lokomotiven, Rohlen. ir? Richt Der Mann am Schreibtisch, sondern der, der es kann: der Mann der schwielipen Fauft", der Industriearbeiter. Wie bringe ich ihn dazu? Dura Rurufe, Appell, fategorischen Imperativ? Wir wollen es hoffen.

Wir warten bereits. Wir warten von Tag zu Tag doch wir werden belehrt, daß der Streit der Kohlenberg leute mitten in die äußerste Dot hinein, von Leuten gemach ist, denen alle Folgen aleich find, die nur eins wollen ft dafür ein Straut gewachfen? Bir wifien es nicht

Mebolution!

Danach streitten auf der Königsgrube in Rönigshütte feit einigen Tagen auf mehreren Schächten die Gruberarbeiter. Sie berlangten die fofortige Auszahlung einer Weihnachtsentschädi gung von 800-1000 M- und haben schon wieberholt gedroht, ihre Forderungen mit Getvalt durchzusehen, wenn die Grubenverwal Am Freitag tung fich nicht freiwillig dazu entschließen sollte. führten Massendemonftrationen der aufgehegten Arbeiter au fchweren Ausschreitungen. Die Berginspektion ist seit Diefe Aeußerung ist wenigstens offenbergig. Die Berr­einiger Zeit von Marburger Jägern befeht und durch Maschaften, die den Strieg heraufbeschworen und im intereffe schinengewehre gezen Angriffe, auf die man aus der drohenden wildester Eroberungsziele in die Ränge zogen, bis Deutsch  Haltung der Massen schließen mußte, gesichert. is beland zerjamettert am Boden sun, wonen audi neute nichts bersuchten nachmittags gegen 4 Uhr Anhänger des Sparte von Frieden und Verständigung wiffen, weil fie von der Vielleicht taumeln wir rettungslos in das Schidial Ruk lusbundes die Berginspektion zu stürmen, die Jäger zu entwaff Fortdauer des blutigen Bahnfinns eine Wiederbelebuna des lands. Wie weit sind wir noch davon entfernt? it nod nen und ihnen die Maschinengewehre zu entreißen. Einige junge Burschen wollten über den Zaun der Verginspektion et chauvinistisch- militaristischen Geistes erhoffen, bei der fie lange au warten? Noch ein paar jolche Streits, noch etwas mehr Kohlen. tern, wobei sie gelabene Revolver auf die Bejagungs- wieder an die Spike der von ihnen aufgepeitschten Massen mannschaften richteten. Auf Befehl gaben die Jäger treten könnten. Sie wollen nicht Berständi- mangel, und alles stebt itill: Beuer. Es entstand eine unglaubliche Berwirrung und am guna. fie wollen Rrieg! Diele Zendena leuchtet wenn bein starker Arm es will." Ende des Kampjes war der Plas mit Toten und Beraus allen Aeußerungen der bürgerlichen Bresse über die Oft. Statt wollender, erkennender, auf wundeten bedeckt. Die Jäger erflären, sie hätten zunächst fragen, aus allen ihren Rundgebungen an die Regierung flar wollender Köpfe! nur Alarmschüsse in die Luft abgegeben. Die 8abl ber berbor, die sie zu schärferem Vorgehen im Often aufmuntern Toten wird verfchicden angegeben. Nach den Angaben der follen. Und wie immer gibt das Regierungsblatt. der Jäger, find 12 Tote auf dem Blake geblieben. Die mit den Auf- Borwärts", den Taft zu dieser Musik an. täumungsarbeiten beschäftigten Sanitätsmannschaften geben die Bahl der Toten dagegen auf 20 bis 22 an. Die Zahl der Berlebten ist sehr groß und konnte noch nicht festgestelli averden. Der Ring wurde nach dem Kampfe von den Jägera gesäubert. Ueberall wurden Maschinengewehre und Posten auf­gestellt. Die Menge verlief sich jedoch nicht, vielmehr tam es zu nguen Demonstrationen. Bei Eintritt der Dunkelheit räumten die Jäger das ganze Viertel und zogen sich in die Berginspektion zurüd. Einzelne Boiten wurden überall aufgestellt, um die Orb nung aufrechtzuerhalten.

Eisenbahnerstreit.

Alle Räder stehen still. Wenn der Arm es will Grund der Erkenntnis

Gibt es irgendein Mittel. die Köpfe au erleuchten? Kann der Hinweis auf den Einmarsch der Franzofen faireden? Das davon den Arbeitern drohende Schicksal? Das Schidjal Deutschlands  ? Dann aller Verfügung über Kohlen beraubt, im Westen auf Frankreichs  , im Often auf polnische Gnade zu vertrauen genötigt?

Das alles schreckt nicht. Die Leidenschaft ist stärker. Danzig  , 3. Januar. Die Eisenbahnarbeiter Das Bergmannslos, von einer allmächtigen Herrenschicht im des Eisenbahndirektionsbezirts Danzig traten beute mittag Srieg( und im Frieden schon!) niedergetreten: das bäumt sich in den Au 3 stand und untenbanden den gesamten Eisen- nun auf. und jeder Schrei, der zur Empörung aufruft, bat bahn-( Bersonen- und Güterverkehr) im Eisenbahndiref- wiDiges Chr. tionsbezirk Danzig  , weil ihre Lohnforderungen, die Und Gewalt? Wer soll sie zur Anwendung bringen? auf einen Stundenlohn von 2,40 Mark hinauslaufen, nicht a, würde sie mehr erreichen, von uns selber angewandt, bewilligt worden waren. Aus den Verhandlungen mit dem als etwa die Prügel auf das Sinterteil meines Pudels, Dieser Bericht läßt die Vorgänge in sehr eigentümlichem Vollzugsausschuß wurde an die Regierung in Berlin   ein wenn sein Borderteil in den Kaninchenstall, bringt? Licht erscheinen. Wie es heißt, versuchten die Streifenden Telegramm gerichtet mit der Bitte, einen Kommissar nach zu stürmen." Der Sturm bestand darin, daß einige junge Danzig   zu entienden. Es wurde beschlossen, daß der Zug Burschen über den Zaun flettern wollten" und dabei ge- vertebr jofort wieder zugelaffen werden soll. ladene Revolver auf die Soldaten richteten". Darauf Jedoch bleiben die Arbeiter der Eisenbahnhauptwerkstätte vorläufig im Ausstand. Sollten die Verhandlungen in den Feuer, Tote und viele Verlegte! nädten drei Tagen nicht zu einem günstigen Abschluß ge­führt werden, so wird der Streik fortgesetzt.

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Stan beachte, es wird nicht einmal nach dem zuerst üb­lichen Schema berichtet, daß die Streifenden zuerst geschoffen haben. Es wird nur auf ihre böjen Absichten hin­gewiesen. Und dann noch auf cines: es waren Anhänger des Spartakusbundes". Soll das genügen, um das Schießen auf die Arbeiter schon zu rechtfertigen?

Wir meinen, daß vor allem eine gründliche, unter der Kontrolle der Deffentlichkeit geführte Untersuchung bringend nötig ist. Und mir meinen weiter, bak es ein Skandal ist, daß es zu diefer Schießerei fommen fonnten. Wir bedauern die Streits im Kohlenrevier, mir halten sie für schädlich und wir verurteilen Gewaltafte. Aber von der Regierung müffen wir berlangen, daß sie nicht in der Ge­walt das Allheilmittel sucht. sondern daß fie durch immer erneute Verhandlungen, so schwieria fie fein mögen, mit den Bergarbeitern zu einem Uebereinfommen gelangt, damit jolche traurigen, eines iozialistischen Deutschlands   unwürdige Borfälle sid) nicht ereignen fönnen.

Gegenrevolutionärer Putsch in Gotha  .

Die Laufiger Wenden.

Prag  , 3. Jannat.( Melbung des Tschecho- Elowafischen Brek­bureaus.) Der Nationalrat der Laujißer Benden in Baußen erließ eine Proflamation, in der die Anerkennung der Laufiber Wenden als einer Sonbernation im Sinne des Bilsonschen Friedensprogrammes mit dem Beifügen gefordert wird, daß sich die Friedenskonferens, an welche der Nationalrat   in dieser Angelegenheit herantreten werde, damit beschäftigen möge.

Bom Bergarbeiterstreit.

Mühlheim  ( Ruhr), 8. Januar. Auf den Zechen Humbold und Wiesche des Mühlheimer Bergwertvereins find die Belegschaften mit in den Ausstand getreten. Auch die Belegschaft des Schachtes Kronpring hat die Arbeit nieder. gelegt.

Duisburg  , 8 Januar. Die Streifbewegung unter In Gotha   ist es am legten Sonntag zu einem Butsch gegen den Bernarbeitern bat iegt auch auf die linterheinischen ben A.- und E. Rat der 8. Fliegerabteilung gefommen. Ein Bechen   übergegriffen, auf denen ein Teil der Belegichaiten aus Bahlmeister und ein Sergeant überrumpelten im Berein mit ständig geworden ist. Bisher sind die Bechen Tiergart und Die Belegschaft bon mehreren Unteroffizieren, den Vorfikenden, verhafteten ihn und Mewiffen in Mitle: benichaft gezogen. beschlagnahmten die Waffen Hierauf begaben sie sich mit einem Rheinpreußen 1 lehnte den Anschluß an den Streit ab. Als auf bewaffneten Auto zu den Bolt& beauftragten unb stellten der Seche Mewissen eine Anzahl Streifender der Aufforderung diesen ihre Forderungen. Sie verlangten energisches Eine der belgischen Sierbettawache zum Auseinander­schreiten gegen bie Spartafiften und fofortiges Abschieben gehen feine Folge leistete, madhte biese von der Waffe Gebrauch, ber Matrofen. Mittlerweile rüdten bie Rameraben des wobei ein Streitenber verlegt wurde.

Da erinnert man sich der Szene. wie der aufgeregten Menge ein Spaßvogel der Revolution einmal mitaespielt hat: Er ichrieb an ein bedrohtes Gebäude Nationaleinen tum". Das wirkte. Das Gebäude steht noch. it das hier möglich?

Wchl nicht ganz wörtlich.

Nationaleigentum ein feierliches Wort! Gs fenti die erhobenen Fäuste, es besänftigt die Wildheit. Toch wenn es das Bergwerf vor Zerstörung bewahrt, bewirkt es die Arbei:? Die Bergwerke den Bergarbeitern!" Nit das die Das erlösende Wort des einfachsten Arbeiterkopfes: mir wollen es haben!

Formel?

Der lebte Sintergrund der inndikalistischen, anarhifti­ichen oder ipartatistischen Kampfesorgien: das ist diefer Gedanke. Dem Kapital mit Gewalt des Klaffenkampfes bie Produktionsinstrumente entreißen, mit möglichst rober, bru. taler Gewalt, wie die Rote Fabne" fie auszumalen nicht müde wird, das ist die Sehnsucht.

Die mill befriedigt werden!

Wo ist der Staatsmann. diesen Massenwunsch an baden, mit aenialer Fauft. mit dem sicheren Instinkt de offenführers. das Riel zu weisen, die Tat zu tun?

Ich weiß: die Verantwortung schon für den Bor. fchlag ist ichwer. Doch die Not noch schwerer. Unt Schmeinen verantwortungsschmanner wie Neden. Wer die Wahrheit fennet und faaet sie nicht, der ist fürwahr ein er. bärmlicher Wicht.

Ich will die Verantwortuna tragen.

Alem Mißverstehen zum Troß. Allem Steiniget ihn!" mit dem ruhigen Bewuktiein der retten wollenden, bi aufs lebte angespannten Bemühung das Ziel darbietend. Nur aufs fachlich Gebotene kommt es an. Formuliert es fachlich und die Masse packend: den Staat, was des Staates it. Aller Monopoltribut aus

The Ebert- SWF