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greibeit
Jahrgang 2
Dienstag, den 4. Februar 1919
Nummer 62
Das Ultimatum der Regierung.
Bom inneren Kriegsschauplah.
Androhung des Belagerungszustandes.
Landtagsabgeordnete und Mitglied der deutschen Nationalversammlung, Rechtsanwalt Dr. Jasper, verhaftet.
Wenn man nicht wüßte, daß in Weimar die deutsche Nationalversammlung tagen joll, fönnte man meinen, es handle sich um ein großes strategisches Unternehmen mit diejem Städtchen als Mittelpunkt. Mit Extrazug trafen die Reichsregierung, Miniſter und Abgeordnete aeitern dort ein und fuhren. wie die Breffe verkündet. im Schlitten zur Etadt. Gleichzeitig ist das unter dem Kommando des Generals Merker stehende Landiägertorps in Stärke von 1000 Mann in Weimar eingerüdt und hat die Bewachung der Stadt übernommen. Die Differenzen zwischen den Landjägern und den dem dortigen 11. Armeekorps angehörenden Truppen sind noch nicht beigelegt. Gestern war die telephonische Berbindung zwischen Weimar , Eisenach und Gerichtere den unterbrochen, und zidat, wie am lich mitgeteilt wiro, angeblich infolge Eingriffs der Unab Unab- effen hängigen in Erfurt , Gotha und Eisenach ".
Während die Regierung umfassende militärische Vorfehrungen für Weimar trifft, zeigt fie auch den Berlinern die drohend gepanzerte Faust, indem sie bei ihrer Abreise nach Weimar durch W. T. B. folgenden Ufas veröffentlichen läßt:
„ Es ist bekannt, daß zahlreiche Agenten des russischen Bolschewismus in Berlin weilen. Weite Kreise der Berliner Bevölkerung sind schwer beunruhigt. Uns wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß trøs der Detachierunnen nach Bremen und Weimar starte auverlässige Regie. rungstruppen in und dicht um Berlin bereit stehen. Tiefe Truppen find auf erneute Butsche gefaßt. Sie werden Berlin nach wohl vorbereitetem Plan befeben, febald dies nötig erscheint. Sollte erneut bie Ruhe und Erb. nung gestört und bewaffneter Widerstand in Berlin geleistet werden, so werden die Truppen rüdlichtslos burch greifen und Ruhe und Ordnung mit Waffensewalt fichern. Die Regierung wird voraussichtlich, wenn es nötig ist, den Belagerungszustand verhängen. Die Berant wortung für Blutvergießen fällt lediglich denen zu, die gegen Geek und Recht in verbrecherischer Weise Butsche veranstalten
und Naruhen hervorrufen.
Sollte die Regierung nicht soviel politische Einsicht haben. daß sie mit solchen Erlassen im Jagow- LudendorffEtil in geradezu aufreizender Weise erst Beunruhigung schafft und die Arbeiterschaft immer mehr erbittert? Schon fann den Scharfmaderblättern der angedrohte Bela gerungszustand gegen die Träger der Revolution nicht früh genug erklärt werden!
Der internationale Sozialistenfongreß.
v. Prihelwih.
Der Vorwärts" beginnt etwas unruhig zu werden. Die Dinge gehen nicht fo, wie er es gerne haben
Der internationale Sozialistentongreß wurde Montag möchte. Die Wahlen in Sachsen bestätigen nur, was nachmittag unter zahlreicher Beteiligung eröffnet. Erschienen alle politischen Rundgebungen der Arbeiterschaft in der find 80 Delegierte aus 21 Ländern: Deutschland , Elsaß- Loth- letzten Beit gezeigt haben: Beginnende Abwen ringen, Deutsch- Desterreich. Frankreich , England, Schweden , dung der Arbeiter von den MehrheitsDänemart, Finnland , Böhmen , Rußland , Georgien , foaialisten, wachsender Einfluß der UnabGriechenland. Ungarn , Rumänien , Livland , Eftland, Polen , bängigen. Bulgarien usw. Erwartet werden noch die Vertreter von Besonders unangenehm scheinen dem Vorwärts" die 17 Staater, darunter Spanien , Serbien und Japan . Anfänge der Opposition in den eigenen ReiBelgien und die Vereinigten Staaten verhalten sich weiter- tändig den Artikel des Samburger Echo", wie überhaupt au werden. Selbstverständlich verschweigt er vollhin ablehnend. die Führer der Sechtsjosialisten es bisher verstanden haben, wärts" hifft sich, indem er mit verflärfler Straft die Heze jede Distussion in ihrer Preffe zu unterdrücken. Der„ Vorgegen die" Treileit" betreibt. Da es sich dabei nur um gegen die unabhängige Sozialdemokratie, und namentlich ein Symptom der zunehmenden Angst bandelt, verzeichnen gegen die Treileit" betreibt. Da es sich dabei nur um vir dieje dimplereien mit Genugtuung.
Henderson schilderte in seiner Eröffnungsansprache die schwierigkeiten, die einer internationalen Konferenz bei Striegs ausbruch entaeneilanden. n betonie, baß hie jeune Konferens auf die Friedensverhandlungen einwirten werden und den Intereffen der Arbeiterschaft dienen solle. Bur Einberufung hätten nur 14 Tage zur Verfügung gestanden, worauf die Kritik Rücksicht nehmen müßte. Auf Vorschlag von Henderson wurde Branting zum Präsidenten der Konferens gewählt, während auf Vorschlag von Huysmans der Holländer Wibaut und der Argentinier Just a zu Bizepräsidenten gewählt wurden. Als Vertreter der Bentralmächte wurde der Deutsch - Desterreicher Seit, und als Vertreter der Entente Henderson zu Vorsitzenden ernannt. Branting nahm die Wahi zum Präsidenten ais Beweis der Anerkennung für die von neutraler Seite, besonders von Schweden , während, des Krieges unternommenen Schritte zu gunsten der Internationale an. Er verbreitete sich sodann über die politische Lage und über die Aufgaben der Konferenz und erklärt. bag in ber Frage ber Berantwortlichkeit volle Klarheit geschaffen werden müsse. Er spendete sich scharf gegen jede Angliederungssucht, ben welcher Eeite fie auch tommen möge und berlangte im Sinne der Arbeiterschaft einen anständigen Frieben. Bar Tagesordnung teilt Huysmans mit, daß die tonferens am Sonnabend geschlossen und daher die Beit günstig ausgenutzt werden müsse. Am Dienstag werden die Fragen des Völkerbundes und der allgen.einen Politit, am Mittwoch und Donnerstag die Gebietsfragen, Freitag die Schu. gesetzgebung für die Arbeiter und am Sonnasent bris gen Punkte behandelt.
Un die Berner Konferenz.
Es geht aber zu weit, wenn der Vorwärts" den Versuch macht, die Regierungspolitif fachlich rechtfertigen au wollen. In einem langen Artikel wirft er die Preisfrage auf, mas man gegen„ Butsche" iun fann. Darauf läßt sich sehr viel antworten. Vor allem hätte die Regierung feine Bolitik betreiben dürfen, die weite Kreise der Arbeiterschaft mit steigendem Mißiranen und Erbitterung erfüllt. Gine Sozialistische Regierung hätte es verftohen müssen, durch zielflares und energisches Vorgehen die ganze Arbeiterklasse zum Kampf für den Sozialismus au einigen. Die geeinigte Partei wäre start genug gewesen, um durch ihr moralisdes Gewicht besonnenheiten fleiner Gruppen zu vereiteln oder mit leichter Mühe unschädlich zu machen. Die Ebert, Scheidemann , Landsberg haben bekanntlich das Gegenteil getan, haben alle Müben der unabhängigen Regierungsmitglieder vereitelt, haben die Mitarbeit der 11 nabhängigen Sozialdemokratie unmög. ich gemacht, den Zwiespalt zwischen der Arbeiterschaft verbreitert, bis sie zudekt so weit gefonumen sind, dem alten Militarismus wieder in den Sattel zu helfen und Teile der Bourgeoisie gegen die Arbeiterschaft zu bewaffnen. Da durch haben sie jeme Stimmung geschaffen, aus der Putsche erwachsen.
Eine sozialistische Regierung hätte es als ihre erste und bringendste Aufgabe betrachten müssen, eine zu Genosse Theodor Liebknecht hat an die internatio- berläffige republikanische Armee zu schaffen und den alten nale Sozialisienkonferenz in Bern folgendes Telegramm ge- Militarisnuis restles zu beseitigen. Die Regierung Gbertge- Scheidemann frütt fich im Gegenteil auf den alten Mili richtet:
Erbitte Silfe der Internationale gegen Verfuch der tarismus, will die Träger der Revolution, die Arbeiter Erbitte Bilfe der Internationale gegen Verfuch der und Soldatenräte, so reich als möglich beseitigen und die Gleichzeitig ipitzt sich infolge der Unnachgiebigkeit der mitschuldigen Ebert- Regierung, durch Kriegsgericht Aufklä Arbeiter vollständig entpoffnen, während sie die Offiziere Regierung und ihrer Weißen Garde in Bremen die Lage rung zu verhindern und protestiere beim Andenken meines und Studenten reaktionäre Söldnerfchoren unter dem Fu aufs schärffte zu. Die Führer der Divisionen Lüttmis Baters und ermordeten Bruders gegen Sulaffung ihrer bel und der finanziellen Unterstübung der gesamten Bour und Gerstenberg richteten neuerdings an Noske Sandlanger zur Konferenz. Kommen unmöglich, da Baß geoifie antrerben läßt. Tadurch steigert sie wiederum jene das Erinchen, am Dienstag in Bremen einrüden trog Mandats von Regierung zurückgehalten. und die Arbeiter entpoffnen zu dürfen.
der Allierten.
Stimmung in der putschistische Gedankengänge, so schäd lich sie sind, bei einem Teil der Arbeiterschaft Wiederhall
Man will triumphieren und sei es auch um den Preis, Berweigerung der Bässe für die Kommiffion finden. daß Arbeiterblut in Strömen fließt. Verständigung scheint den größenwahnsinnigen Militärmachthabern Edwäche und die Unterhandlungen iollen durch Gewaltmaßnahmen rüdfichtslos unterbrechen werden. Eine Methode, die sich auch an den jetzigen Ludendorffs und ihrer Gefolgschaft rädjen
wird!
Trot alledem hätte selbst diese Regierung die Möglich feit noch in anderer Weise zu verfahren als nach der Taktik Wie die Waffenstilstandskommission mitteilt, haben ble der Niederwerfungsstrategie. Wir brauchen hier nicht mehr lange auseinanderzusetzen, daß diese Regierung den Weg, allierter Vertreter in Epaa berlangt, daß die deutsche Regierung Sonflifte durch Verhandlungen beizerlegen und ihr Ziel in fürzester Frist alle während bes Strieges in Deutschlard unter ohne Blutvergießen zu erreichen, nicht sucht, sondern im 3wangsverwaltung gestellten feindlichen Vermögenswerte heraus- Gegenteil, stets aufs äußerste erschwert. Von einem Autogibt. Sie hat zu diesem Zweck eine Kommission ringefeßt, die bieje titätsdiinfel befeffen, wie mir je eine„ edtpreußische" ReBerhandlungen führen soll. G.af Broddorff Ranka bat gierung vorber, von dem Godanfen geleitet, der BourGbert, creidemann, Landsberg , Neste entweder die Ver. nunmehr mitgeteilt, daß er das Visum für die Bässe der neoisie ihre Regierungsfähigkeit zu beweisen, haben die handlungen überhaupt unmöglich gemacht, wie in Berlin Abordnung berweigerte. oder sie eridareren fie aufs äußerste durch ihre Art zu ver handeln. Der Geist, in dem sie immer wieder neue Be Singungen, neue Ultima formulieren, ist von derfelben Art, in der die Ultimata an Serbien , an Rußland , an Frank reich diftiert, worden sind. Nur das dies Mal eine Arbeiter regierung ihre Itinata an Arbeiter richtet. So ist es zu der bitteren Fronie der Weltgeschichte" gelommen, daß, wie der Vorwärts" schreibt, die„ Regie rung die Divifion Gerstenberg mit dem Beutnant ban
In Braunschweiger Regierungsfreifen will man einen friegerischen Konflift mit der Reichsleitung verhindern und eine Verständigung herbeiführen. Bu diesem Zivede waren zwei Bertreter des A.- und S.- Nats Terminderun der linksrheinischen Befagungen. Zwecke in Berlin , um sich mit der Neicheleitung in allen schwebenKöln, 6. Februar. Die Kölnische Boltezeitung" meldet aus den Fragen auseinanderzusehen. Die Besprechung führte, dem B. T." zufolge, babin, daß die bestehenden Differen- München- Gladbach: Der belgische Zivilgouverneur Jacuard ist zen auf dem Wege diplomatischer Verbandlungen bier eingetroffen, um die Zibilverwaltung des bejebten Gebietes beigelegt werden sollen. Wie das anitliche Organ der darauf vorzubereiten, daß bon ber Unterzeichnung des VorBraunschweiger Regierung, die Braunschweiger Anzeigen", friedens ab, der allmähliche staffelweise Abbau ber militäri mitteilen, wurde dort geitern der mehrheitssozialistische schen Bejegunz auf ein Mindest mas erfolgen werde.-
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