Einzelpreis 10 Pfg Jahrgang 2

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Freitag, den 14. März 1919

Nummer 122 Mergen- Ausgabe

forate Soften te ebtgelpalt. Cowpareillezetle aber beren Raum 75 DKleine Ungeigen bas fettgebrudte Wort 40 Dt. tebes weitere Wert 20 Pt. Teuerungszuschlag 60% Bei familien and Deriammlungsanzeigen fällt der Zuschlag fort Inserate für den daraufe

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Freiheit

Berliner Organ

Der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Fort mit dem Standrecht!

Die Lüge über Lichtenberg .

Die furchtbaren Greuel, die die Spartakuskämpfer an den Bichtenberger Bolizeibeamten begangen haben follten, find nun endgültig als ichamloie Rügen ent­Tarot. Wir hatten von Anfang an vermutet und gefaat, dak biefe Alarmnachrichten start übertrieben fein würden. Sie waren aber nicht übertrieben, fie waren vo II fommen erlogen. Die Erklärung des Oberbürgermeisters von Lichtenberg , die wir bereits aestern veröffentlichten, befaat, daß nicht 60 oder 70, sondern im ganzen 5 Beamte aetötet wurden, und es steht noch nicht einmal feft, ob sie nicht bei den vorhergehenden Kämpfen ae­fallen find". Die gefangenen Beamten, ftellt er feft, hat man später wieder laufen lassen.

erftattung geworden ist. Der außerordentliche Mangel an Vorsicht der beteiligten Am18stellen kann mit ber fehlenden Er. fahrung zwar verständlich gemacht, nicht aber entfchuldigt werden. Sie find vielmehr durch den Vorwurf belastet, ahnungslos bie Gefahr unabsehbarer politischer wirruiffe beraufbeschworen zu haben. Die Preffe muß es gerade angesichts der gestern im A.- und S.- Nat gegen sie erhobenen erbitterten Borwürfe entschieben zurückzuweisen, einen Zeil diefer Schuld auf sich zu nehmen. Es sei hier festgestellt, daß bie su ständigen Mitglieder einer Redaktion, die zuerst eine private Wel bung über die angeblichen Maffenerschießungen in Lichtenberg er hielt, aus wohlbegründeten Bedenken von der Wer öffentlichung absehen wollte und sich nur durch die nachdrüd 1ide amtliche Bestätigung zu der Beröffentlichung ver. aulast fah. Auch das von der Bessischen Zeitung" verwendete Sogar Noste muß alfo zugeben, daß die Lichten- Nachrichtenmaterial über die fragliche Angelegenheit entfammte berger Greuel Schwindel waren. Aber wie tut er das? Er ausschließlich amtlichen Quellen und wurde als Er. lagt: In Lichtenberg fei die Zahl der Opfer erfreulicher- sebnis dienstlicher Erkundigungen bezeichnet. weise geringer, als eine gemisie Sensationspresse behaub­tet habe".

Demgegenübr wollen wir erst einmal feftftellen, dak zu biefer Seniationspreise" in erster Linie der o rwärts" gehört. Der bat nämlich nicht nur die Greuelnachrichten aus Lichtenberg brühwarm feinen Refern aufgetischt. bat sie noch did unterstrichen und blutia aus gemalt. Er hat einen ganzen Beitartikel darauf gedichtet, in dem er u. a. sagt:

e.r

Berblendung.

Die Regierung ist wirklich von allen auten Geistern ver. laffen. Während die Berliner Arbeiterschaft und die Ar beiterschaft des ganzen Reiches in furchtbarer Erreauna ift. die hier gewaltfam unterdrückt, dort unausbaltiam aus neue auflodert, läßt sie Serrn Noske in der Weimarer Natio­ nalversammlung seinen Siegesbericht erstatten.

Und der unselige Mensch bält eine Sebrede. wie fie übler nie ein Scharfmacher der alten Reit zuftande acbracht hätte. Für diefen engen Geist gibt es nur eine Erklärung: an allem Uebel find nur die Sezer und Agitatoren schuld Die Freiheit" bat fchlecht gefinnte Artikel aeichrieben. und aus der Noten Fabne" lieft Serr Nosfe einige icharfe An ariffe gegen die Regierung vor. Die Unabhänaiaen und Sommunisten, alaubt er damit bewiesen zu haben. find an allem fchuld. Die Nationalversammlung aber jubelt Bei­Als unhaltbar hat sich aber die von den erwähnten Berichten fall. Alle applaudieren, die Rechtsiozialisten, die Demokra fuggerierte Auffassung erwiesen, als ob die ipartafiftiten, das Rentrum, und vor allem die offenen Gegenrebo­fchen Streiteräfte unterschiebslos bes Morbes Tutionäre. Die haben ia auch wirklich Grund dazu, denn an wehrlofen Gefangenen schuldig seien. Solche Ge- ihnen vor allem bereitet Noske den Wea. fangenenmorde können zunächst überhaupt nicht als einwandfrei festgestellt gelten. Daß aber ein folcher Anschein erweckt wurde, hen Ereignisfe, gegen die felbft bürgerliche Blätter pro­Die ekelhafte politische Ausschlachtung der erichüttern ist das schwere politische Bergeben der vorliegenden teftiert haben, ist fait das einzige, was Noste vorzubringen Berichterstattung über die Vorgänge in Lichtenberg . Die„ Vos weiß. Sonit enthält der Bericht nur Auszüge aus den mili­sche Zeitung" hat gerade im Zusammenhang mit den Berliner tär- offiziöien Darstellungen. die mir bis zum 11 berdruk a Aber was am Sonnabend in Lichtenberg und im Omnibus. Straßenkämpfen gegen folche ungerechten Verallgemeinerungen depot der Warschauer Straße geschehen ist, das ist kein politisches den schärfsten Widerspruch erhoben. Es kann auch heute nur nießen mußten. Kann Roste auch die schändlichste der Verbrechen, sondern ein gemeiner Maffen- und wiederholt werden, daß es verwerflich ist, politischen Gegnern Greuelerfindungen. die Züge von Lichtenbeia. nicht mehr Meuchelmord. Die Feder sträubt sich, wenn sie die graufen- die Untaten zur Laft zu legen, die ihre verbrecherischen wit. aufrechterhalten, fo fucht er doch mit allen Mitteln die Vo­erregenden Handlungen nochmals beschreiben soll, die hier bon läufer gegen ihren Willen verübt haben. Das politische aromitimmung zu schüren, obne für all' feine Behauptun spartatistischen Haufen an wehrlosen Gefangenen berübt worden Verbrechen des Bürgerkriegs, durch den erst die Möglichkeit Aen wirkliche Beweise geben zu können. Daneaen vermeidet find. Sechzig Bolizeibeamte und einige upend für solche gemeinen Verbrechen gegeben wurde, können die Rom . er Regierungssoldaten sind wie Tiere abgeschlach- munisten nicht leugnen. Aber der politische Gharakter diefes den über die es forafältin, irgendwelche mirklichen Aufklärun über die Entstehung des Rampfes in Berlin tet worden. Man muß glauben, daß die Nähe des Zeniral Berbrechens barf nicht verkannt oder verschleiert werben, und es zu geben. Er braucht ja die Verdunkeluna. um die freche schlachthofes auf die Phantasie der Mörder erregend eingewirkt ist vor allem auf das schärfte zu mißbilligen, wenn Züge von einem Zusammenhang der Gewalttätigkeit mit bat. Man entschuldige diese Taten nicht mit Erregung. Die Lichtenberger Bluttat wird als ewiges Schand. bie unfeligen Folgen dieses Zustandes zahlen mäßig über dem Streit oder gar mit den Bestrebungen der Unabhängi mal in der Spartatiftenbewegung bestehen bleiben, denn sie trieben werden und wenn die unmittelbare Urheberschaft gen Sozialdemokratie aufrechterhalten zu fönnen. Welche war durch ichts provoziert, hatte keinen 3wed, sondern sie stellt gemeiner Verbrechen verschoben wird. Die ganze Angelegenheit Umstände zu dem Gegensatz zwischen den alten, vor kurzem fich dar als Ausflug niederfter Mordlust, Rachsucht liefert einen neuen und bringlichen Anlaß, um mit allem Nach noch regierungstreuen, und den neuen Truppenformationen und Blutgier. bruck für die Säuberung der politischen Kampfgeführt haben, darüber gleitet er ebenso hinweg wie über Die Regierung hat aufdiese Morbtaten mit methoben und gegen die Vermehrung des reichlich angefam. die Ursachen der Ausbreitung der Kämpfe. ber Berhängung Wir erfahren. bea Standrechts geantmelten Zündstoffs aufzutreten, beffen wiederholte Explosionen auch nicht das gerinafte über die Rahl der Kämpfenden, die wartet." und der Gefahr des Bürgerkrieges immer näher brin- maßlos übertrieben sein dürfte. Und es ist fast unnötig au Und mit diefem legten Sab trifft der Vorwärts", ohne aen müssen. sagen, daß Noste nicht einmal ein Wort darüber verliert, es zu ahnen, die ernste fte Seite ber ganzen An­So urteilt ein bürgerliches Blatt. Der Vorwärts" ob das Maß der Abwehr, die Beschießung der Berliner aelegenheit, die Seite die Noste aeffiffentlich überaanaen aber hetzt erneut gegen Spartakus und benützt die amtlichen Straßen mit schwerer Artillerie, Minen und Fliegerbomben bat.. Denn tatsächlich bat Noste auf Grund diefer Lichten Fälscherquellen weiter zur Beriorgung seiner Bejer mit wirklich unumgänglich gewefen iſt. berger Mordtaten. alio auf Grund von Mordtate n. geistiger Nahrung. die nie geschehen sind, auf Grund von Berichten. die er felbft einer gewiffenlofen Sensationsbreise zuichiebt. bas Stanbrecht verhänat. Und auf Grund diefes

Standrechts, bas man ebenio aut ein Mordrecht nennen fönnte, find inzwischen weit über bundert wehrloier Gefangener von Nostes Soldaten faltblütia erfchofien worden. Und an dem Tode diefer Opfer m leider nicht zu zweifeln. Die Freiwilligenforps wetteifern ia täalich mit

den Bisten der von ibnen Erichofienen.

10

( Siehe auch 2. Seite.)

Auch der Zentralrat gegen den„ Borwärts".

Genoffen, daß diese Maßnahmen abfolut ungefeßlich find.

Das Ungeheuerlichste leistete sich aber Roste in der Rechtfertigung seines Schießerlasies und der Ver hängung des Standrechts. Auf die Zurufe unferer antwortete er zynisch, er fimmere fich nicht um nen Sigungen mit der politischen Lage beschäftigt und den Be- der Revolution. Meint er das Recht der Gegenrepo­Berlin, 18. März. Der Bentralrat hat fich in verschiebe. iuristische Tüfteleien. Er berief fich auf das Recht faluk gefaßt, der Reichsregierung in einer Besprechung bas ihm lution oder dochte er überhaupt nichts und proklamierte ständig augehende zahlreiche Waterial vorzutragen, das deutlich er nur das Recht der nadten Gewalt, der bie Inhaltbarkeit ber iesigen 8nstände bartut franfenlosen Willkür?

Das Eindringen von Regierungstruppen in die Vollversammlung Noch nie hat eine Regierung io offen und brutal erklärt, An der gestrigen Abendausgabe begnügt fich der Bor - der Berliner A.- und S.- Rate am 12. März fand im Sentral. daß fie auf das Geiek pieift. Diefelben Leute, die das demo. märts", über die erfundenen Lichtenberger Greutelgeschichten rate entschiebene Berurteilung, und es wurbe be- fratische Recht als ihre höchste Ueberzeugung preisen, lassen zu feiner Rechtfertigung zu schreiben:„ Das Urteil über die tratijden Bartel biefe Mitteilung ohne ein feit die gleichgültigste Sache der Welt fei. Und sie verfün bauert, daß das Zentralorgan ber fozialbemo jest durch einen der Ihren verkünden, daß ihnen Geiezlich Stampfesweise der Spartakisten wird im ganzen danach kaumatisen zu ändern fein, doch bleibt es bedauerlich, dak verantwort einziges Wort des Kommentars gebracht hat den es in einer Sache, wobei es sich um Menschenleben liche Behörden fehr alarmierende Nachrichten ohne forafal- Hierzu möchten wir noch bemerken, daß selbst einige handeft, und fie verfünden es in demselben Atemzuge, in tige Ueberprüfung voreilia veröffentlicht haben." Er wälzt bürgerliche Blätter gegen dieses Verhalten des Militärs dem fie die Rückkehr zu Gefeßlichkeit von den andern ver also die Schuld auf die amtliche Lügenfa bit ab, entschiedenen Einspruch erhoben haben. So schreibt die langen! deren Erzeugniße er sich aber nach wie vor bedient, und baut Boifische Zeitung": Die Weimarer Nationalversammlung au gleicher Beit wieder auf Spartakus los, indem er be- Die amtliche Entschuldigung für den höchst bebauer- flaticht Beifall. Die Herren scheinen nicht zu ahnen, hauptet, an der Kampfesweise der Aufständigen ändere sich lichen Borgang in der Sigung der A. und S.- Mäte ist wenig wie fehr fie am deutschen Bolf sich verfündigen. trat der berlogenen Nachrichten, die man über sie berbreitet befriedigend. Man mußte von der Regierung erwarten, hr Gebaren hat dem deutschen Volfe jede Soffnuna ge bat, nicht. daß fie Vorsorge traf, um derartige bebentliche Mißberitänb- nomnien, daß es von dieser Bersammlung etwas zu niffe ihrer nachgeordneten Organe unmöglich zu machen. In warten habe. Sie haben das Bertrauen zur Demofratie, der heutigen Lage find solche Vorfommniffe nur au geeignet, zum Barlamentarismus aufs tieffte erschüttert. Sie find herjeetende politische Wirkungen hervorzurufen, es, die die Verbitterung und Enttäuschung immer weiter deren Tragtveite die Urheber ficher nicht ermessen fönnen. Um fteigern.

Der Vorwärts" wird demgegenüber von einem bürger­lichen Blotte, der Boifiichen Zeitung". in der tiefften Weise beschämt. Dieses Blatt, das die Greuelgeschichten über Lichy­tenberg gleichfalls gebracht hat, fiebt fich angesichts der ein­wandfreien eftftellung veranlagt in einer gestrigen Abendausgabe zu erklären:

Angesichts ber bier geschilderten Sadlage fonn wir bas febhafte Bebauern darüber nicht auserbräden, baß die Berliner Breffe des Opfer einer**(*@ gcmages Berida

diese Folgen auszufbalten, ift es dringend notwendig. Sie flatichen Beifall, wenn Noske foricht. Aber dieses bag bie Regierung ben Urfachen dieses schweren Mißgriffe nach Beifall wird entfeblich aufreizend wirken. Glauben die geht, und den beteiligten Streifen jede Sicherheit dafür Herren denn wirklich, daß fie mit diefer Gewaltvoliti Bietet, tot ähnliche Mißberständnisse für die Bukunft nicht weiter fommen? Glauben Sie, daß eine Politit, die immer er raalt werden wieder au blutigen Ruiammenitöken fübri. auf die Dauer