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Einzelpreis 10 Pfg Jahrgang 2

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arbattan Berth emiffbauerdamm is Berusprecher. Um Norden 2895 and 2896

Donnerstag, den 27. März 1919

Nummer 147 Abend- Ausgabe

Juferate for De ebterfpaft Stonpareillezetle aber beren Raum 75 Dt. Meine angelgen bas rettgebrudte Dort 40 Dt. tebes weitere Wort 20 D. Teuerungszufblag 60% Bel amilien and Deriammlungsanzeigen fällt her Zuschlag fort Inferate für den daraufe folgenden Lag misjen( patens bis+ Ubr nabmittags bei der Expedition aufgegeben fei Expedition: Berlin 9. 6. Schiffbanerdamm 19, Beruspieder aus Norden 9768.

greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

A

Greuel in Gefängnissen.

Das Schid al der Gefangenen.

Nach und nach fommen bie, unbegreiflichen Greueltaten, bie Graujamfeiten berer ans Licht, die von der Regierungs- und Bür gerpreffe als Better Berlins" bejubelt werden. Ein Fall nach bem andern wird enthüllt.

Aber es gibt ein Kapitel in der Geschichte ber letzten Wochen, tn das noch nicht hincingeleuchtet ist, es gibt Stellen in Berlin , too hinter hohen Mauern und vergitterten Fenstern die Greuel ber Straßenfämpfe ihre Foit. febung fanden. Es ist das Stapitel der Gefangenen und der Schauplatz os Sramas ijt bas Buchthaus in der

Sefrier traße in Moabit . Dort haben die hohen Gefängnis mauern bisher verhindert, daß die Wahrheit ans Licht tam über bas, was hinter ihnen vorging. In ihrem Schuhe haben die Reiter Berlins " unmenschlich gewütet. In ihrem Echuhe wirken bie Greuel, und das ist das erschütternde an der Eache, noch hete: noch in diesem Augenblice, noch.

Sie illustrierten Zeitungen bringen in diesen Tagen fast alle etn Bilb. auf dem man gefangene Epartafiften sieht. Vor und hinter ihnen idrocrbewaffnete Colbaten fie aber milfen aum Zeichen ihrer Behrlosigkeit bie Sände über dem Kopf halten. In biefer qualvcffon Haltung gehen sie ihren Weg.

Machen sich die Beschauer dieses Bildes fiar, wohin, wel. gem Eidjal biefe Unglüdlichen entgegen gehen? Was hrer wartet, hinter den Mauern, zu denen sie geführt werden? Erit jetzt kommen allmählich die ersten Berichte. Berichte von Gefangenen, die einen Zeil der Greuel mitangesehen haben, die die Gefängnismauern berlassen. Diese Berichte sind noch lüdenhaft und geben immer nur einen Ausschnitt. Alle Ge­fängnisgreuel, ble ganze Tragödie hat niemand mit angesehen. aber bas, mas bisher bekannt geworden ist, genügt schon. Es

genitot völlig.

28tr geben im Folgenden zusammenhanglos nur eingefne Stellen aus dem ausführlichen Bericht eines jungen Schrift.

Borgene mit anderen und erwarten, ba bie Corbaten Bereits

In

anfangen, fie zu mißhandeln. ihr festes Standlein. Sin Gegen. Der Mann ohne Rechtsgefühl.

Berrn in Bibil wiederholt ins Geficht, ohne daß die Offigiere wart bon Offizieren ipudt ut fchlägt ein Coldat z. B. einen ein Wort dagegen sagen. Tonn erfolgt ter Abtransport nach Blößensee.

In Plähenjee hofften wir nun ben Freiwilligen entronnen 3 sein. Wir täuschten uns. Denn im Hoje angelangt, fom mandierte ein beleibter Herr, der dauernd mit einer Hand­granate in der Luft herumfuchtelte:

An die Wand stellen!"

zu

Es ist eine Schande für die Rechtssozialisten, daß fle einem Menschen wie dem seine den wichtigsten Minister­posten im Rabinett übergeben.

Man hat diesen Menschen jetzt gründlich fennen gelernt.. Er hat immer die Poje des Kämpfers für Recht und Ge­rechtigkeit eingenommen, immer so getan, als bewege ihn nur Die meisten glaubten in diesem Augenblic wohl füfiliert 3 bak das alles nur Heuchelei, nur die gefchidte Geste unbestechliches Rechtsgefühl. Nun hat sich herausgestellt werden. Waren doch bereits bei unserer Einlieferung im Lehr- daß ter Etealsrefängnis Aeußerungen laut geworden, wie: Ile des gewandten Rechtsanwalts gewesen ist. Der partafijten werden erschossen". Jeder vierte Mann fann auch anders! Spartatift wird erschossen"," Für jeden toten Negies. rungssoldaten wird einer erschossen" und dergleichen mehr, so daß wir uns auf alles gefaßt machen mußten. Man erichoß uns allerdings nicht, sondern nun hieß es wieder:" Die Lichtenberger abjondern". Das gehbah eigentümlicherweise einfach derart, daß man bor unserem linfen Flügel ca. 30 Mann als Lichtenberger" bezeichnete, obwohl doch die Leute ganz zufällig beisammen standen. Ei veritaten not großen Tür in einer der Gefängnismauern. Derfelbe beleibte Herr rief nach: Ale totschieben!"

DQ

Heine wirkt viel widerlicher als etwa Noste. Rosie ist borniert und brutal, er versteht es nicht besser und ist heute nur ein Werkzeug in den Händen der Offiziere. Aber Heine ist klug genug, um zu wissen mit welcher zynischen Frivolität er das Amt, das ihm übertragen ist, mißbraucht, wie er auf Sie schmeren isungen, die borgebrag bescit, nut mit elenden Jinten und Ausflüchten antwortet, von denen er als Jurist weiß, daß es Finten und Ausflüchte sind.

Wir wollen nicht auf alte Dinge zurüdfommen. Seine weiß was bei vielen bie furchtbarsten Erwartungen hervorrief." Echließlich wurden unser Gewährsmann und 50 weitere fehr genau, daß, wenn die an der Ermordung Liebknechts und Leidensgefährten in den sogenannten Säfigfaal", in ein Luxemburgs verhafteten Offiziere endlich verhaftet sind, das eine fleine Käfige, Räume, die 1 Meter breit, 2 Meter lang und ausschließlich das Verdienst derjenigen ist, die die Ver hoch sind, gesperrt. Hier hörten die Mißhandlungen und tuschungsversuche der kriegsgerichtlichen Unterfuchung durch Tobesdrohungen auf. Aber eine andere Dual begann der Freuat, die Namen der Schuldigen veröffentlicht haben. unger. Schimmlige Kohlrüben in Wasser gefocht unb 250 bis 800 Gramm Brot täglich waren die einzige Nahrung. Die Der Sauptschuldige ist auch heute nicht gefaßt, obwohl man beforgien Angehörigen aber, die ein paar Lebensmittel bringen ihn vom ersten Moment der Tat an fennen mußte, er ift wollten, wurden abgewiesen. nicht gefaßt, weil man wußte, daß feine Aussagen unbequem

Und in diesem Zustand leben noch heute, noch jest, Hunderte würden. Dafür ist die Note Fahne" fofort bei Ausbruc ftellers, der am 7. März verhaftet wurde, nicht weil er sich irgend. bon Berhafteten, unter ihnen zahlreiche Jugendliche, bes Generalfireiks unterbrüdt, ihr Redakteur Hogisches im wie an den Kämpfen beteiligt fatte, sondern weil er eine fath- vicle, die nur irgend einer mißliebigen Aeußerung wegen von Gefängnis getötet worden. Serr Seine unterdrückt die zische Beitschrift herausgegeben hat, die ber jozialistischen" Ne. Offizieren berhaftet sind, andere, die überhaupt nicht wissen, wes. Rote Fabne" weiter, während die schändlichsten Bogrom gierung Ebert- Scheidemann mit den Waffen des Wipes unb balb fie eingesperrt find. Unterernährt, dem Berhungern nabe, befinden biefe blätter der Rechten ihre Mordhete weiter treiben dürfen und Spottes zu Leibe ging. Es heißt in feinem Bericht unter andern: unglüdlichen Opfer sich noch immer unter ber Ginwirkung von einem Menschen, wie dem Seine ihr Stichwort aeaen unterber Angelommen beim Lehrier Staatsgefängnis , fprangen wir bom Auto unter Stößen der Soldaten. Man führte uns an ben einer graujamen Todesang it. bie man mit den raffi- die Unabhängigen bekommen. Eingang des Gefängnisses. Es tiek: 8uerit den mattoniertesten Mitteln absichtlich in ihnen hervorgerufen hat. Sie fen Befers pircinführen!"" Wir anderen mußten bor befinden sich noch immer in der Hand eben der Henkersfnechte ber Glastüre, hurch bie mir nur unbentlich beobachten konnten, deren Greuel und Grausamkeiten sie mit ansehen mußten, von toas im innern bor fich ging, stehen bleiben. Kaum war der benen sie also alles erwarten können. Matroje eingetreten, erjajoll der Ruf: ha utihn! Schlagi ihn tot, an bit ind! wobei ein entjegliches Gebrüll das ganze fängnis erfüllte und ans allen Eden halb angefleidete Colbaten mit Gewehren herbei. stürzten und auf den Matrosen einschlugen. Dieser zog ein ver. borgenes Messer und fämpite nun mit der Kraft des Verzweifel­ten gegen die Eoldaten. Allmählich gelangten die fo Stämpfenden in den Hintergrund. woselbst wir nichts mehr wahrnehmen konn ten, nur noch for währende Rolbenschläge bör ten, woraus fich schließen ließ, daß ber Matrose sich aufs äußerste verteidigte. Er wurde unserer Ueberzeugung nad tot. geichlagen, benn berichiebene Offiziere und Char. gierte ftellten unter graifamem Echmunzeln und Händereiben bat er zu Badepeter" verarbeitet worden sei. Da sich in der Belle niemand mehr um uns fümmerte, legten wir uns schlicklich auf din nadt n Boden bei empfindlicher Kälte. Am nächsten Morgen ignorierte man uns inimer noch. Erst gegen 11 Uhr berabjolgte man rrs je ein Stüdchen eines Brotes, das Es war grünlich- schwarz, total biesen Namen nicht verb te fauer, Inetiar wie Lehm, so daß wir trotz heftigen Sungers es nicht ganz genießen for ten.

feft,

Aber reden wir von den neueren Vorgängen. Seine hat bis heute nicht den Schießerlak Nostes rechtfertigen können. Auch darüber wollen wir jetzt nicht streiten. Warum redet Diese Zustände dürfen nicht weiter bestehen! Es ist nicht der Mann aber nichts über den Befehl der Garde- Schützen­nur unmenschlich, es ist auch im höchsten Grabe unflug, fie an Division, daß jeder, bei dem Waffen in der Wohnung bulben. Auf diese Weise wird in allen Verhafteten unb in allen gefunden werden, erschossen werden soll. Der Mensch Streisen, die irgendwie mit ihnen verbunden sind, eine Er- weiß, daß dicier Blutbefeht gefeßlich nicht gerecht­bitterung und ein Gefühl der Mache hervorgerufen, das fertigt werden kann. Er weiß, daß eine groke Anzabl Mnicher auf Grund dieses Befchts getötet worden sind. höchft gefährlich werden fann Wir fordern daher, daß aus allen Gefängnissen die Re- Und dieser Süter des Rechts wagt nicht den Mund aufzu­gierungstruppen entfernt werden, daß alle Ver. tun au einem Wort der Verurteilung, geichweige denn, daß hafteten, gegen die nicht schwerwiegender Fluchtverdacht vorliegt. tun au einem Wort der Berurteilung, acichweige denn, daß aus der Saft entlassen werden, und endlich bag gegen alle Cffi. er die Bestrafung der Schuldigen in Aussicht stellen würde. aire und Golbaten, die während der Kampf- und Berhaftungs. Dafür bett dicies Subjekt gegen die Unabhängigen. tage au der Bewachung der Gefängnisse in irgend einer Weise Der Mann weiß, daß in der Französischen beteiligt waren, eine strenge Unterfuch ung eingeleitet Straße sich eine schauerliche Tragödie abgespielt hat, wird. Laut diesen Berichten, an benen nicht zu zweifeln ist, be­finden sich unter ihnen regelrechte Mörder; fic müffen ge­funden werben!

Der Mörder stellt sich dem Gericht.

Wir lejen in der Bresse folgende Nachricht: Oberleutnant Marloh hat das gefaste Material ver gegen ihn geristeten Angriffe der Staatsanwaltschaft übergeben und ein Verfahren gegen fich selbst beantragt. Er bütfe fich vor dem Kris18gericht in Kürze zu verantworten haben. Dis untersuchung bürfte beschleunigt werden, um rücksichtslose Klar stellung in diesem Feil zu schaffen.

daß dort Matroien fozuriagen in einen Hinterhalt gelodi und faltblütig abgetan worden sind. Und was fant dieser Mann dazu? Es ist eine friegsgerichtliche Untersuchung im Gange. Eine friegsgerichtliche Untersuchung! Die Ne gierung bat zugesagt, daß die Kriegsgerichte mit aller Be ichleunigung abgeschafft werden sollen. Natürlich haben ihr die Offiziere die Einlösung dieses Versprechens nidyt erlaubt und der Seine ist der lebte, der für die Einlösung iorgen würde.

Die Gefängnisie find überfüllt. Neben dem

Nachmittags um 4 Uhr bernahmen wir plöblich dasselbe Gebrüll wie am Vorabend Haut thn, schlagt ihn tot uiw", das jelbe Serbeistürzen aus allen Eden des Gebäudes und Raffeln bon Gewehren, so daß wir uns gemeinsam sagten ,, daß die 2ynchung, welcher wir gestern abend beiwohnten, nicht auf Spibbubengefindet, von dem Heine spricht, fitzen dort Sun­Erregung, sondern auf Ebstem zurüdzuführen fei. In der Der Mord an den 24. Matrojen in der Französischen Straße derte Unschuldiger. In den Gefängnissen berricht ber Tat hallie das Haus micder von Nolbenschlägen und Edrcien Gine Stunde darauf ertönte der gleiche Muf wieder, wieder das ist von uns aufgedeckt worden. Wir verlangen vom Kriegsgericht, Sunger und feiner ist vor den idpversten Weiß hand­selbe Schauspiel, nur das diesmal das jommervolle Ge: daß es die Zeugen hört, die beweisen önnen, daß Marloh un- lungen ficher. Der Heine weiß das, aber der Mensch ichreiciner Frau erfiana, auch der Ruf mein Schuh" und barbariides Gelächter Gegen Abend batte ein Mitacian. idhuldige Menschen ohne Verhör, selbit ohne Prüfung findet kein Wort gegen diese scheußlichen Zustände. Er gener eine Unterredung mit seinen Angehörigen, die Zeugen der Papiere, also rein willkürlich, erichießen lassen öffnet nur den Mund, um die Unabhängige Sozialdemo­hat. Wir verlangen weiter, die sofortige Berbaftung fratie zu beichimpfen. So ficht der Hüter des Rechts dieser Egenen geworden maren und erfuhr, daž des Mörders, damit er nicht Gelegenheit hot, das graujame aus, den die rechtssozialistischen Führer ickt au ibrem Verbrechen au berdunkein. Außerdem stellen wir ganz worben felen." Als die Gefangenen bann, etwa 820 an der Babl. zum Mh. energiich die Forderung auf, deß die Verhandlung vor dem Minister des Innern gemacht haben. Diejer Heine ist nicht nur ein politischer Stanbal. transport ouf dem Sof bereitstehen, müssen lie wieder eine Kriegsacricht in aller Oeffentligteit erfolgt

awei Galizisr totgeschlagen