Einzelpreis 10 Pfg Jahrgang 2

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, an Sonn- und feftagen nur morgens Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin oder bei direktem Poftbezug ohne Bestellgebühr monatl. 2,50 m., bei Zustellung unter Streifband 4,50 Die Freiheit" ift in den ersten Nachtrag der Postzeitungsliste für 1919 eingetragen. Redaktion: Berlin NW. 6, Schiffbauerdamm 19 III Berusprecher: Amt Norden 2895 und 2896,

Freitag, den 4. April 1919

Nummer 162 bend- Ausgabe

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Jnferate loften die adtgespalt. Nonpareillezeile oder deren Raum 80 Pf., Kleine Unzeigen das fettjebrudte Wort 40 Pf., jedes weiter Wort 20 Pf. Tenerungszufchlag 50% Bei familien und Derfammlungsanzeigen fällt der Zuschlag fort. Inserate für den daraufe folgenden Tag müssen spätestens bis 3 Uhr nachmittags bei der Expedition aufgegeben sein. Expedition: Berli N. 6, Schiffbauerbamm 19. Bernsprecher: Must Norden 9705

greiheis

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Die Internationale der Tat.

Eine Internationale Aftion.

Bern , 3. April.

Wie Secolo" aus Rom berichtet, wurde in der gestrigen Eibung der sozialistischen Kammergruppe von Vertretern Ser Parteileituna beschlossen, eine Zusammenkunft von italienischen, franzöfifchen und endlichen sozialistischen Devu­Herten und Vertretern der Arbeiterparteien diefer drei Länder einzuberufen und gemeinsame e Grpe­Widerstand aegen eine militär Sition nach Ungarn und Rußland einz Ferner wurde beschlossen, in Italien Opposition aegen die beabsich tigte militärische Expedition zu machen.

Berurteilung des Freispruchs des Mörders Jaurès'.

zum

auf der Friedenskonferenz eine viel zu große Stolle spiele. Die Polen beschämen Herra

Wie von dem Organ der Londoner City nicht anders zu er­warten ist, bedauert es die Angst Lloyd Georges vor in der Friedensfrage, ein Beweis, daß die auf der Pariser dem selbständigen Eingreifen der englischen Arbeiterschaft Konferenz zutage tretende Mäßigung der immer stärker werdenden proletarischen Bewegung 8434­schreiben ist.

Die deutschen Friedensunterhäubler.

"

Haenisch.

Bon Privatdozent Dr., Arthur Rosenberg .

Wer wissen will, wie man mit dem kapitalistischen Be trieb in den Schulen aufräumt, der gehe beileibe nicht gu den höheren staatlichen Lehranstalten der Republik Breußen, sondern zunächst einmal zu den- Bolen. In der Ueber die Zusammensetzung der deutschen Friedens- Allgemeinen deutschen Lehrerzeitung" vom 20. März lesen delegation noch viele Worte zu verlieren, ist unnötig. Sie Die Aufhebung der Vorschule für bie ist genügend dadurch charakterisiert, daß ein Sauptvertreter höheren Lehranstalten der Stadt 3 ofen ist auf norb der Durch allepolitik mie Dr. David ihr angehört. Be- nung des obersten polnischen Volksrats am zeichnend ist aber auch, wie die Spezialfommiffionen au- 19. 2. vom Brovinsial- Schulkollegium verfügt worden." fammengefekt sind. Eine der wichtigsten ist die Finanz-. Die Reform wird in Bosen ebenso einfach wie fachge fom miiiion. hr gehören aiemlich ausschließlich Ber- mäß durdygeführt: Ostern 1919 geht die unterfte Borfchul ireter der Blutokratie, des Finangfapitals, an. Sein klaffe, die 9., ein. Es fönnen also feine neuen Kinder meh einziger Sozialist, fein einziger Nationalöfonom, der viel in die Vorschule aufgenommen werden, Ru Oftern 1920 ver Der Delegiertentag ber jozialistischen Ber- Teicht mal elmas andere als rein fapitalistische Gesichts- ichinder die 8, asse, und Ostern 1921 bie ieste, bie eine von Paris und Umgebung hat eine Tagesordnung punkte bätte! 7. Klaffe. Damit ist dann bie Borschule in Bofen abgetan. angenommen, worin die Freisprechung des Mörders des Und wir in reußen? Die Preußen schieben nich Abgeordneten Jaurès als einen Ausdruck des Basses und ber fo schnell," ruft die erwähnte Lebrerzeitung mit Stecht aus Furcht der bürgerlichen lasse gegen das Proletariat gekenn zeichnet wird, in dem die sozialistische Partei nur eine Her. ausforderung erbliden tann.

Genf , 4. April.

Durchbruch der Vernunft. Sieg Wilsons auf der Pariser Konferenz.

lungen mit Rußland und Ungarn .

Berhand­

Rotterdam, 3. April. Die Westminister Gagette" von gestern stellt mit Genug­aung seft, daß die gemäßigte Strömung auf der Ronferens die Oberhaub gewinnt.

Mie dem B.." gemelbet wird, hat der Biererrat Rich in ben letten Tegen eingekend mit der oge bes Bolschewisinus befaßt und ist dabei zu entscheidenden entschlüssen gelangt. Der von Clemenceau und Marschall Joch eingebrachte Antrag auf Herstellung einer militärischen Front gegen Rußland und Ungarn wurde endgültig fallen gelassen. Maßgebend für diesen Beschluß war in erster Linie Lenins Beripreden, die Feindseligkeiten sofort ein­austellen und auf die bolfchemistische Propaganda im Ausland zu vergichten, falls die alliieten Truppen aus Rußland zurüd­pagogen werden. Jas Gewicht fiel weiter die vom Obersten Big übermittelte Erflärung Bela Kuu 3, daß lingarn berest fei, den Waffenstillstand vom November anzuerkennen. Der Biererrat will die Truppen allerdings nicht sofort abberufen, hat aber beschlossen, die Sendungen von Munition und Kriegsmate­rial für die in Rußland stehenden Truppen einzustellen. Lloyd George und Wilson hoben bei Bekämpfung des französischen Vor­Schlages einer verstärkten militärischen Intervention hervor, daß biefer neue Seldzug in Nußland nach Aussage ihrer militäri­Jchen Berater mindestens ein Jahr dauern würde.

Sie er

ärten weiter, die Tatsache, daß vei französische Regimenter in Odessa gemeutert hätten, bewieje flar bie riegemüdigkeit ber alliierten Truppen.

Lenin hat die Anerkennung der bolichemistischen Regierung nicht verlangt. Der B.creranzschuß hat nun beschlossen, die Regierungen in Budapest und Moskau sine formelle Anerkennung de facto bestehead zu betrachten und mit ihnen in Berhand. General Smuts wurde beauftragt, als Iungen einzutreten. Bertreter der affoziierten Mächte nicht nur nach Budapest , son. dern auch nach Mosiau zu reisen, um mit den dortigen Me gierungen Fühlung au nehmen. Der amerikanische Lebensmittel­tommiffar für Europa . Hoover, schlägt vor, die Versorgung Auglands in der gleichen Weile zu regeln, wie seinerzeit die Bersorgung des befesten Belgien . Er benkt an die Bildung eines Unterfügungsfommitees unter Leitung eines neutralen Etaates, zum Beispiel Dänemarfs. Das Komitee würde die Ein­fuhr und Verteilung von Lebensmitteln und Nobstoffen für Rußland übernehmen.

Gibt es etwas lächerlicheres als diefe fost­aliftische" Regierung, die mit allen wichtigen Funktionen nur die Klaffenfeinde des Proletariats zu betrauen weiß? Keine Sonde vertretung Bayerns auf der Friedenstonferenz.

München , 3. Aprit. Entgegen eines Melbung der Frankfurter Beitung" felt dle Münchener Zeitung" feft, baß Bayern bei der Reichsregierung nicht das Verlangen gestellt hat, bei der Friedenskonferens mit­berireten zu sein.& dürfte sich darum handeln, daß Bayern in den wirtschaftlichen Kommiffionen angenveffen beriveien fein fol.

Beiräte für die Strafankalten!

Die entieblichen Morde und Grausamkeiten in Sen Gefängnisfen sind nunmehr amtlich bestätigt. Was aus der Untersuchung herauskommen wird, wiffen mit ichon. Die Gefangenen müssen alio jest und fünftig durch andere aknahmen vor der Bestialität der Soldate3fa aeichst Wir erinnern baran, daß der Unterstaatsiefretär des uflizministeriums, Dr. Heinemann, am 22./Februar 1919 eine allgemeine Verfügung über die Bildung örtlicher Beiräte bei den größeren Strafanstalten" herausgegeben bat. Durch diese Verfügung ist bestimmt worden, dak

werden.

bei den größeren Strafanstalten örtliche Beiräte gur bilden find, die neben den staatlichen Verwaltungsorganen an der lebertwachung des Strafvollzuges beteiligt fein sollen. Die Einrichtung fommt hauptsächlich für die selbständig berwalteten Zuchthäuser und Gefängnisse, daneben aber auch für die größe ren Gerichtsgefängnißfe in Betracht, soweit sie nicht überwies gend zur Aufnahme von Untersuchungsgefangenen dienen. Die Beiräte sollen je nach der Größe und Bedeutung der Anstalt, aus 8-5, ausnahmsweise auch mehr Mitgliedern beitehen, um deren Wahl die fommunalen Selbstverwaltungsförper erjucht

werben.

Es it tief beschämend für jeden Freund der preußischen Volksbildung, daß in Bojen erst der polnische Aufstand siegen mußte, ehe die Bosener den häßlichen tapi taliflischen Auswuchs der Jugenderziehung, die Vorschule, los wurden. Auch in Breußen hatte ja nach der Revolution bas Kultusministerium angeordnet, daß vom 1. April dieses obres ab teine Aufnahmen mehr in den Vorschulen fast finden sollen. Aber folche Reformerlaffe im Reiche des Serrn aenisch find wie frente finder, die nicht lange leben können. Erst steht so ein Erlak wunderschön auf bene Papier, aber bald stellen sich die berühmten Saenif jchen Schwierigkeiten ein, und dann heißt es: Südwärts, rückwärts, Don Rodrigo!

So ging es mit der Aufhebung der gelftlichen Ortsful aufficht, mit den Neuerungen im Religionsunterricht, mit der Schulgemeinde, und auch mit der Borschule. Kürzlich lief durch die Breffe die halbamtliche Mitteilung, es habe lief durch die Bresse die halbamtliche Mitteilung, es habe i herausgestellt, daß der Durchführung der Vorschulver­i herausgestellt, daß der Durchführung der Borschulver­ordnung mannigfache Schwierigkeiten", besonders finan ieller Art, im Wege fländen. Deshalb Jei den staatlicher höheren Lehranstalten die Aufnahme neuer Borschiller su nächst nicht bis Oftern 1920 noch gestattet worden. Dafür stehe es den Städten frei, in ihren Schulen die Vorschulen schon früher aufzuheben.

"

Nun gibt es leider feine Reform, bei der Schnellig­leit und Vollständigkeit fe vonnöten ist, wie gerade die Befeiligung der Boridilen. Gejezt den Fall, es wären zu diesen Ostern sämtliche Vorschulen Breußens gefallen, und alle Kinder, ohne Sicksicht auf die Dide bes Geldbeutels der Bapas, wären auf dieselben Schulbänke ge fommen. Dann wäre es möglich, nach 3 Jahren die Aus­lese der für die höhere Schule geeigneten Kinder aus der gesamten gleichmäßigen Schülermasse, ausschlieblich nach ihrer Begabung, vorzunehmen. Wie die Dinge aber jeb liegen, wird bestenfalls ein Teil der Vorschulen, in e Die Beiräte sollen befugt fein, die Anstalten zu besichtigen, meinden mit sozialistischer Stadtverordnetenmehrheit, ein­von allen Einrichtungen der Anstalt Kenntnis zu nehmen und gehen. Dagegen in den anderen städtischen und vor allem in sich von der angemessenen Unterbringung, Beschäftigung und den staatlichen höheren Echulen existieren die Vorschulen zu­Beföstigung sowie von der vorschriftsmäßigen Behandlung der nächst luftig weiter. An allen diesen Anstalten werden aber Gefangenen überhaupt zu überzeugen. Sie dürfen zu diesem die Bläge der höheren Schulklassen naturgemäß in erster Swede die Strafgefangenen in den Hafträumen aufsuchen, mit Linie für die ehemaligen Borichiler, also für die Spröß ibnen sprechen und Einsicht in ihre Aften nehmen; auch find linge der Kriegsgewinnler uit., reserviert werden. Dec fie berechtigt, alles was ihre Aufmerksamkeit erregt, insbefen- unbegabte Schülerballast aus ben besigen­dere die ihnen auffallenden Mängel bei dem Strajanstalta. Den Klassen wird also dem begabten Broletarier vorsteher oder bi den Aufsichtsbehörden zur Sprache au bringen. find zunächst weiter den Aufstieg beriperren. Die Bildung der Beiräte soll unmittelbar nach der bevar- Es ist aber eine der wichtigsten Aufgaben der deutschen Nebenden Umgestaltung der kommunalen Selbstverwaltungs- Sukunft, die gebildeten Berufe mit den befähigten Ab­förper in Angriff genommen werden. In Stadtkreisen tom fömmlingen der armen Bevölkerung zu erfüllen. Und wie men für die Wail der Mitglieder regelmäßig die örtlichen Gelange dauert es, bis wir dieses Biel erreichen! Man be­meindevertretungen in Frage." denke, daß die A- B- C- Schizen von diesen Ostern erst in 12 Jahren die Universität erreiden fönnen. Es ist dober! und baft, daß die Schwierigkeiten" des Herrn Saenisch den Anfang dieses Brozelles um ein volles Jahr hinausichieben; wenn nicht noch länger. Denn wer bürgt uns dafir daß nicht bis Cstern 1920 wieder neue Schwie rigfeiten" in Ministerium Unter den Linden 4 auftauchen? Es ist behauptet worden( siehe die Allgemeine deutica

In Ergänzung hierzu ist die Mitteilung des Pariser Rorrespondenten der Times" von Intereffe, es ſei jezt Wir geben dieie wichtige Berfüguna auszugsweise allgemein befannt, daß man nahe daran gevejen jei, mit wiede, denn man fann mit einiger Sicherheit behaupten, der Regierung Lenin- Tropfi im Austausch für wirtschaft- daß sie in den menaiten Orten durchnerührt worden ist. liche, fommerzielle und finanzielle Bugeständnisse eir nochdem nun die Neumablen in den Kommunen tatt Nicht minder aejurden boben, ford rn wir, dek die Beiräte bei den Straf. Rompromißfrieden zu schließen. wichtig ist das Eingeständnis des Korrespondenten, daß die anfa.ten istert abbat werden und zusammenzutreten brinzienlose Raubiucht von Finanzlenten baben.