emzerprets 10 Pfg Jahrgang 2
Mittwoch, den 9. April 1919
Nummer 170- Morgen- Ausgabe
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greiheit
Bauernschaft Oberbayerns , Sabens und Bes agus fet fich an. Die gesamte Bauernschaft der genannten Kreise steht hinter den Ministerium Hoffmann und erklärt dieses Ministerium und den bayerischen Landtag als gefegliche Stegierung und Bofvertretung unb but alles zu beren Unterstügung. ele steht zusammen mit den Arbeitern und Bürgern, die auf dem Boden Die Korrespondens Hoffmann meldet amtlich: Der der ersten Revolution und des Staatsgrundgefebes stehen. Um Wolfsbeauftragte für auswärtige Angelegenheiten bat an Dienstag, den 8. April, nachmittags 5 Uhr, wird die Lebens. den bayerischen Gesandten der Näterepublik Dr. v. Bre- mittelsperre Aber Augsburg und München ver. aer in Berlin folgendes Schreiben gerichtet: hängt, bis in München die Räteregierung zurüdgetraton tit. Die Lage in Nürnberg .
Da das o opus primum nec non ultimum des Herrn Breuß Aber die deutsche Verfassung für Bayern niemals bindendes Geset werden kann, weil ich die durch bayerisches Blut bei 23örth und Sedan erworbenen Refervatrechte Bayerns nicht
preisgeben darf, ersuche ich Sie, unverzüglich dein Grofen Brod borff- Rangan Ihr Abschiebsgesuch einzureichen.
Zu dieser Meldung verbreitet Wolffs Bureau folgende bffiziöse Note:
Trotz des Protestes gegen die Verlegung der Reservatrechte burch das Reich scheint Bayern gesonnen zu sein, nicht nur die Reservatrechte, sondern auch noch andere Recyte aufzugeben, da bie Räterepublik jonst unmöglich von ihrem Gesandten verlangen Fönnte, jein„ Abschiedsgesuch" dem Grafen Brockdorff- Rantau zu überreichen. Im übrigen läßt das gelehrte Zitat zu Beginn des Telegramms bermuten, daß der Verfasser eine Schwabinger Saffeehausgröße ist, die zufällig thre Gymnasialbisoung och nicht gang vergessen hat.
Der für heute morgen beabsichtigte Generalfrei! i nicht völlig gelungen. In einigen Fabriten legben die Arbeiter die Arbeit wieder unb begaben sich zu einer auf 9½ Uhr vormittags nach der Insel Schütt einberufenen Versammlung unter freiem Himmel. Gin Nebner teilte mit, daß die Fürther Garnison auf dem Boben der Räterepublit ftebe und bereit fei, falls das dritte Armeekorps mit Waffengewalt gegen das Prolo tariat vorgehen sollte, fich bewaffnet hinter das Broletariat su stellen. In geschlossenem Buge zogen die Versammlungsteilnehmer dann nach dem Generalkommando; bort zerstreute sich nach einer Ansprache die Menge.
Der Generalftreit im Ruhrrevier.
Die Zahl der Streifenden im Wachsen. Das äußere Streitbild ist unverändert.
Die Rätelagung.
test fich nicht übersehen, welche Bedeutung der eite Sätefongress gewinnen wird, denn die wichtigen Entscheidungen, die bei den Bunften der Engesorbiumg fallen verden, die den Ausbau des Rätefystems und die Soziali fierung behandeln, stehen ja noch aus. Immerhin zeigt sich, daß eine getvisie Radikalisierung bei den rechtssozialiftischen Vertretern stattgefunden hot.
Dies bewies die Abstimmung über den Antrag, der die fofortige Freilassung Ledebours forderte. n sich wäre ja die Annahme des Antrags nur eine Selbstverständlichkeit. Bon jeher hat die Gosialdemokratie es verworfen, daß politische Verbrecher in Untersuchungshafi gehalten werden. Die Geftbaltung Ledebours ist un fo schendhlicher, da bai Bebebour selbstverständlich jeder Fluchtverdacht ausgeschloffen ift, damit aber auch der Scheingrund zur Aufrechterhaltung der Saft in Wegfall kommt. Vollends wurde es Pflicht, des Rongreffes, bie Haftentlassung Sedebours zu fordern, da as ich um jein eigenes Mitglied handelte, es also die Bohrung des Immunitätsrechtes galt. Um fo unglaublicher ist die Tatsache, daß die rechtssozialistische Fraktion die Ablehnung des Antrags auf Sasientlaffung befürwortete, während selbst die Demokraten dieie Ablehnung als unmöglich betrachteten. Es ist erfreulich, daß offenbar aud ein Teil der rechtssozialistischen Räte diese Abscheulichkeit nicht mitmachte, sondern einige für den Antrog stimmten, andere fich enthielten. Die Annahme des Antrags bedeutet cine Niederlage für die Regierung und namentlich für Weise die Saftentlaffung ablehnte. Es ist au erwarten, daß Berrn eine, der ja erit unlängst in provokatorischer bie Regierung nun aber mit aller Beschleunigung dem Antrag Folge leistet, und nicht eine Herausforderung der oberen Vertretung der deutschen ArbeiterElaffe wagt, die bon einer unerträglichen Mißachtung zeugen würoe. In Essen sind focben Negierungstruppen eingerüdt. Sm übrigen brachte der Tag zunächt eine matte BerEin Gepäckwagen der Regierungstruppen blieb infelge telbigung der Regierungspolitik in der Rede Reinerts, Die Regierung des Freistaates Bayern wenbet Rabbrudis an einem belebten Blase liegen. Einige innge der den Bericht des Sentralrats erstattete. 18 erster Disfich in einem Aufrufandas bayerische Bolt, in welchem Burschen eigneten sich von den herausfallenden Sachen fussionsredner formulierte dann Richard Müller für zunächst der Leiden und Entbehrungen der Kriegsjahre gedacht einiges an und verschwanden in der Menge. Die Medie Unabhängige Sozialdemokratie die Anflagen, die sie Das Programm des durch die bayerische Boltsvertretung gierungstruppen warfen fofort wahllos gegen die ganze Politik der rechtssozialistischen Führer mit gewählten Ministeriums Hoffmann sei Arbeit und Brot. Go Bandaranaten in die Menschenmenae. e Unterftigung des Sentralrats betrieben haben, erhoben bann erwähnt der Aufruf die seit Bestehen des Ministeriums zum blieben drei Tote and feds Schwerverwerden müssen. Müller zeigte, wie die Gewaltpolitik der Wohle des Staates und seiner Bürger getroffenen Maßnahmen. bete auf dem Plate. Die Erregung der Bevölke. Regierung au immer neuer Erregung der Arbeiterklasse Schließlich fordert der Aufruf die Volksgenossen und Arbeiter auf, rung ist sehrarok. hinter ihre selbstgewählte Regierung zu treten und im Geiste des Sozialismus und der Demokratie im gemeinsamen Aufbau der Arbeit gegen Terror und Diktatur für die Befreiung des bayerischen Bolles und für die sozialistische Bolfsregierung zu wirfen.
Der schmodbrige Ton dieser offiziöfen Rundgebung fordert zu der ichärfsten 8urudweisung heraus. Man darf wohl von den Herren, die heute noch die Regierungsämter inne haben, verlangen, daß sie durch ihre hochmütige Ueberbebung die außenpolitischen Schwierig Feiten nicht noch steigern und das Volk noch mehr gegen fich aufreizen.
Ein nichtssagender Aufruf der Numpfregierung.
Eine Erklärung des Zentralsoldatenrats.
Der Zentralsoldateurat des 4. A.-K. erläßt folgende Erflärung: An alle Soldatenräte Berlins !
Nach einer Mitteilung der Zentralstreifleitung waren heute vormittag 245 Schachtanlagen mit 395 700 Mann auständig. Blutige Zusammenstöße in Essen .
Gifen. 8. April.
Die Wiiürherrschaft.
Die Frankfurter Beituna" druckt den in unferer Sonutog nummer veröffentlichten Saftbefehl Nosfes ab und bemerkt dazu:
Au
führt, wie immer größere Maffen der Arbeiterschaft sich von dieser Bolitik abwenden, die die Revolution ruiniert hat und das deutsche Wirtschaftsleben mit dem Zusammenbruch bedroht.
Die Antwort des rechtssozialistischen Redners aliski war feine Widerlegung. Ralisti berjuchte vielmehr den linabhängigen einen Teil der Schuld und der BerantMan wird es verstehen, wenn die Regierung der Ansicht ist, wortung zuzuschieben. Man gewann den Eindruck, daß daß der Belagerungszustand nicht aufgehoben werden könne, fo- aliski eingesehen hatte, daß er die Politik der Regierung lange die Gefahr neuer Unruhen nicht wirklich gebannt ist. nicht rechtfertigen fönne. Er gab ausdrücklich zu, daß er Abgesehen von jugendlichen Elementen hat sich die Ar- Aber weder diese Gefahr noch der Belagerungszustand als vieles, was die Regierung getan habe, nicht billigen könne, beiterschaft Magdeburgs durch die Provokation Noste- folcher geben der Regierung ein Recht, die Mitglieder einer und er tadelte ihre Unterlassung. scher Offiziere nicht zu Ausschreitungen hinreißen lassen. Der unter dem Vereinsrecht geslid organisierten Barist für vogelEs fann auch zugegeben werden, daß der ZusammenStraßenbahnverkehr in der Stadt ruht; es ist alles ruhig. Inner- frei zu erklären und aus der Zugehörigkeit zu der Partet ohne bruch vom 9. November die deutsche Arbeiterklasse nicht vorlich wächst die Erregung mit der zunehmenden Aufklärung weiteres einen Verdacht abzuleiten, der zur Sicherheitshaft be- bereitet traf. Aber wenn es ihr in den ersten Wochen an über die infamen Vorgänge, welche dazu führen sollen, den hiefi- rechtige. Das ist nicht die Methode, um wieder zu geordneten Bu- revolutionärer Energie mangelte, wenn sie mit allzu großem gen Korps- Colda'enrat lahmizulegen und den Offizieren wieder änden zu gelangen, das ist ein Weg, vor dem men die Regie- Bertrauen auf die rechtssozialistische Führung sich verließ, unumichränkte Kommandogewalt zu geben. Wie rung nicht ernstlich genug warnen kann." war das nicht gerade die Folge der unglücffeligen bekannt wird, ist der Chef des tabes, welcher bisher mit Das demokratische Blatt verurteilt also in der ferfrieg 3 politik, die die Mehrheitspartei getrieben dem Korps Soldatenrat gut gearbeitet hat, vorige Woche abgelen Weise die echtungs- und Vergewalti. hatte, und die nur allzu geeignet war, das revolutionäre fezt und durch reattionäre Offiziere erfekt wor- aunasmethoden der Noske und Seine, die die Bewußtsein der Arbeitermaffen zu erlöten? Und wenn ben. Noskes Truppen steben vor Magdeburg , um jeden Wider- ichlimmsten Ausschreitungen der Butikamerschen Beriode in später die Arbeitermaffen, enttäuscht und verbittert, immer ftand gegen die Offizierherrschaft zu brechen. Der örtliche A.- und den Schatten stellen. ungeduldiger geworden sind, ist es nicht wieder Schu! .- Rat hat, um Terror zu vermeiden, Belagerungszustand ver Der Vorwärts" jedoch bat bisher noch kein Wort der rechtsjozialistischen Führung, die jede hängt. In sozialistischen reisen herricht zu der Stritif zegen dieses System acfunden, obwohl noch hun- arundsägliche sozialistische Politik anigegeben hat und tu nehmende Unzufriedenheit über die Partei- derte Opfer der Willkürberrichaft Noskes in den Gefäna- oalition mit dem Bürgertum sich den vorandrängenden leitung der mehrbeitsiozialistischen Bartei, niffen schmodyten. Im Gegenteil, er bat uns in der ae- rbeitermaffen entgegenstellt? Mag das eine oder das welche mit den reaktionären Offizieren Berlins gemeinsten Weile der Verleumduna bezichtigt, weil wir andere Wort Saliskie zutreffen, io fehlt der Rede doch das meinsame Sache macht. es gewaat baben, dieie Willtürberrichait an den Wronger wesentliche, die Konsequenz: die Forderung des Rücktritts zu stellen. Wichtiger als der Schuß des Rechts erscheint ihm diefer Regierung, die unfähig geworden ist, die revolutiodie Aufrechterbaltuna eines Ausnahme- näre Entwicklung durch voranschreitende Initiative in ge zustandes, der Noske und seinen faifertreuen Ginter ordnete Bahnen au lenken. Indem Kalisti dieie Schlußmännern die Möglichkeit gibt, unumichränkt au reaieren folgerung vermied, wurde seine Nede zu einer einieitigen und im Namen der„ Demokratie" den schlimmsten und deshalb ungerechten Antlage gegen die Arerror zu üben. Zusammen mit der politischen Ver.beiterschaft.
Eoldatenräte, achtet auf eure Gelbständigkeit und unter Büßt uns!
Die Gegenaktion der Bauern.
Nürnberg , 8. April. Die Bauernschaft des Riefes erläßt einen Aufruf, in dem es Heißt: Die Bauern Frankens , der Oberpfalz und des Rieses haben sich zu gemeinsamem Borgchen zujammengeschlossen. Die
nunft ist bei diesen Leuten auch alle cham au den Nach der Rede wurde der Kongres vertagt. Scute geht Hunden entfloben. die Diskussion über den Bericht weiter