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Jahrgang 2

Die freiheit ericheint morgens und nachmittags, an Sonn- und Festtagen marr margens Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin oder bei direktem Postbezug ohne Bestellgebühr monatl. 2,50 m, bei Zustellung unter Streifband 4,50 21. Die dreiheit ip in den ersten Nachtrag der Postzeitungsliste für 1919 eingetragen. Redaktion: Berlin NW. 6, Schiffbauerbamm 19111 Fernsprecher: Amt Norden 2895 mb 2896.

Donnerstag, den 17. April 1919

Nummer 186 Abend Ausgab

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greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Deutscher Staatsstreich in Lettland .

dazu über-]

und alle basu nötigen Siffsopporate befeitigt, bym. fiber. Der Kampf der Angestellten.

Sturz der lettischen Regierung. haupt nicht erſt an Bord gebracht.

Libau , 16. April.

Auf der Reichswerft hat die Direktion die Erregung der Das unentwegte Durchhalter der in der Metallindustrie Arbeiter zunächst damit zu beschwichtigen versucht, daß fie Die provifortfche lettländische Regierung, erklärte: es sei nur Instandse tung" befohlen, und streifenden Angestellten läßt erkennen, daß sich die Maffen bie am 18. November in Riga die Republik& a twoja ausgerufen bas bedeute nicht nie n it it ellung". Sier ist über des faufmännischen und technischen Bersonals voll und ganz und die Serrschaft übernommen hatte, ist heute nachmittag durch die Stellungnahme der Arbeiter nody nichts entschieden. der grundfäßlichen Bedeutung bewußt sind, die in der Ver­Teile der baltischen Landeswehr, die von der Front zur Die Haltung der Arbeiter ist um so bemerkenswerter, wirklichung des Mitbestimmungsrechtes liegt. Die Strei­Erholung nach Libau kamen, gestürzt worden. Ministervrüfi als schon seit Wochen in Stiel Gerüchte verbreitet werden, es fenden haben auch mit aroker Rielflarheit aus dem Gesamt en miris ist zur englischen Kommiffion geflüchte stehe ein angriff ruffilmer Seestteitfräfte fomplex des Mitbestimmungsrechtes die wichtigsten Grenz Minister des Innern Dr. Walters ist verhaftet. Das Schitial ser anderen Minister ist noch unbekannt. auf Kiel bebor. Der Schwindel hat bei den Arbeitern feinen linien gefunden, unter die zu gehen den Verhandlungs­Das Gouvernement hat erst einige Zeit nach dem vollzogenen Glauben gefunden; er hat sie nicht abbalten Fönnen, gegen führern nicht möglich ist. So hat sich im Verlaufe des Busch die Sicherung der bisherigen lettischen Regierungsgebäude das russische Proletariot internationale Solidarität zu üben Stampies herausfristallisiert, daß die Mitri Sunna bei Ein. übernommen. Die Stadt Libau hat die Ereignisse bisher völlig ruhig aufgenommen.

stellung. Entlassung und Kündigung das Mindestpro. gramm darstellt. Solange die Unternehmer und die

Reichsregierung bei den Einiaunas- und Vermittlungsaktio­

Der Mörder Liebknechts endlich verhaftet! Nach den vorliegenden Meldungen fennzeichnet sich der Wie die Republit" aus zuverlässiger Quelle erfährt, nen der grundsätzlichen Erfüllung diefer drei Sardinalforde­Sturz ber lettischen Regierung als ein Staatsstreich ist der Jäger unge, ber Mörber Staci Liebluechterungen Widerstand entgegenstellen, wird das Mingen der der Söldnertruppen der deutsch - baltischen Barone, ausgeübt Rosa Luremburas, endlich verhaftet worden. gegen die rechtmäßige lettische Regierung, die offenbar den Mehr als drei Monate haben die Gerichtsbehörden ge­realtionären untern im Wege stand. Die von der balti- braucht, um diesen Mann in Haft zu nehmen. Hier haben schen Landeswehr gestürzte Stegierung war eine demo- fic nicht so große Eile achabt, wie bei der Verhaftung von Fratische: fie stigte sich auf die breiten Schichten des Mitgliedern der Kommunistischen und der Unabhängigen leinbürgertums und der Bauernschaft und suchte, da sie Partei, von denen Hunderte seit Monaten in den Gefäng­der bolichewiftischen Invasion ablehnend gegenüberstand, niffen ichmachten.

aufstrebenden Angestelltenschaft andauern. Die Streifen be haben auch die Gewißheit, daß in diesem aigantischen Rampf um die Betriebsdemokratie neben der an ihrer Seite fleren­den übrigen Kollegenschaft Groß- Berlins stündlich auch die Angestellten im Reiche bereit sind, volle Solidarität zu be­tätigen.

Wenn trotz des erkennbaren festen Willens der Ange­stellten die Metallindustriellen auf der anderen Seite nach freundschaftliche Beziehungen sowohl mit der deutschen Ne- Wie viele Monate werden die Gerichtsbehörden aber wie vor hartnädig dabei bleiben, hinsichtlich der Kindi­gierung. wie mit der Entente zu unterhalten. Aber als jetzt noch gebrauchen, um die Mörder Liebknechts und Lurem- gungen nur ein bedingtes und bezüglich der Einfiel­Sachalterin der Interessen der Lettischen . Bauernschaft burgs abzuurteilen? Die Deffentlichkeit wird der lungen überhaupt fein Weitbestimmungsrecht zu gewäh muble fie allerdings Front machen gegen die immer stärker Beantwortung dieser Frage aroßes Interesse entgegen- ren, io dürfte diese Haltung wesentlich ihre stärfite Stüte in beroortrelenden reaktionären Bestrebungen der baltischen bringen. Großgrundbesizer, die unter dem Schutz der Landeswehr und der reichsdeutschen Offiziere die vorrevolutionären Zu­Itände in Rutland herzustellen suchten. Sand in Hand da­mit

Rommandierenden der reich deutschen Truppen, General von der Goltz', der noch vor kurzem den deutschen Soldatenrat in Ribau verhaften ließ.

Das Eingeständnis.

ribattelegramm der Freiheit".

Leipzig , 17. April.

der unglaublichen Haltung der Regieruna gefunden haben. Die neuen letzten Verhandlungen an gestrigen Abend haben deutlich gezeigt, daß die Vertreter der Metallindustrie vor ihrer Reise nach Weimar biel eher zu einer Annäherung an die im Bollzugsrat bereits gefundene Plattform: der Brüdmannschen Vorschläge bereit waren als Der fächsische Justizminister Sarnisch hat bei den jetzt, nachdem sie sich in Weimar beim Reichsarbeitsminister Verhandlungen mit dem Genossen ipiniti aus Leipzig Bauer über dessen, den Angestelltenforderungen entaegen­Allem Anscheine nach ist der jebige Staatsstreich von bon der unabhängigen Fraktion der fächsischen Boltskamm ritehende Auffassung, überzeugt haben. Nur so ist es zu er langer Sand vorbereitet worden, denn schon seit einigen zugegeben, daß die Verordnung über den Belagerungs- Klären, daß der gestern vom Bollzugsrat unternommene Ber Bochen fauchten in ber deutschen Bresse tendenziöse An- ustand schon vor der Ermordung des Ministers Neuring such, den Verhandlungsfaden wieder anzuspinnen, beinahe ichuldigungen gegen den ,, reaktionären" Charakter der letti- fertig war. jchen Regierung auf. Es ist zwar ein recht groteskes Bild, wenn baltische Barone und ihre reichsdeutschen Freunde gegen die Reaktion wettern, aber für das jetzt angestellte Abenteuer founte nidx gut eine andere Kulisse gefunden autoritative Darstellung gegeben werden. Die deutide Oeffentlichkeit hätte alle Ursache, sich um diese Borçänge zu fümmern, da sie recht schwerwiegende Jolgen für die ganze Politik im Osten haben können.

Internationale Solidarität.

Die Kieler Werftarbeiter gegen die Aufrüstung. fachen mitgeteilt: Bon gut informierter Seite werden uns folgende Tat­

1. Die deutschen Minenfuch boote in der Ostsee sind mit je einem Geschütz ausgestattet- angeblich, zu ihrem Schuk" von dem Kreuzer Straßburg "

russischer Seestreitkräfte abwehren soll.

2. Airf der Germaniawerit in Riel liegen gur Reit 3 Zorpgboboote( 7 andere follen folgen). die repariert und mit 3 Gejchüßen indie mit Torebeausstoß ( Rancier-) rohren ausgerüstet werden sollen. Diese Boote jolien von Marine- Freiwilligen- Korps be­

nannt werden.

die Schiffe der Selgoland"-laise( fleine ac­3. Die Reichswerft in Riel bat Befehl erhalten, ichhütte Krenzer) infiandzusetzen". die abre Sand

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gescheitert wäre.

Die Antegung der Angefteltenførecher, auf der vor Der fächsische Minister hig hat über die Vorgänge, die Ausbruch des Generalftreits bereits gehabten Verbandlungs der Ermordung des Kriegsministers Neuring vorausgingen, eine arundlage weiter zu beraten. fand zunächst auf der anderen Er sagte, daß Neuring in Seite feinerlei Buftimmung, und erit, als von Angestellten seinem Arbeitszimmer saß, als im Hause die Donnerlage feite die bündige Frage gestellt worden war, ob die Metall. zweier Handgranaten ertönten. Der Soldat, der sie geworfen industriellen auch geitern überhaupt keinerlei positive Er­hat, ist noch nicht ermittelt. Uhlig führt nun weiter aus, flärung abzugeben bereit wären, fakten fie nad: längerer daß durch diese Entladungen bei der vor dem Gebäude harrenden Sonderberatung den Beichluk, die vor Ausbruch des Gene­Menge der Einbrud erwedt worden fet, man fet gegen ihre Ab- ralftreits abgegebenen persönlichen Erklärungen munner ale ordnung im Inneren des Gauses gewaltsam vorgegangen. Best für den Verband der Metallindustriellen verbindlich zu er stehe unter allen Umständen, daß weder Neuring noch eine andere klären. Es gelang dann schließlich auch den Angestellten, verantwortliche Person einen Befehl zum Werfen von Hand- entgegen dem Willen der anwesenden Unternehmerbert ceter. granaten gegeben hatte. Fest stehe ferner, daß durch die beiden in eine materielle Briifung der Frage des Mitbestimin mas­Sandgranaten niemand berlebt worden ist. Die durch rechtes bei Einstellungen einzutreten. Eine Fontra bitta­eine andere Sandgranate hervorgerufene Verletzung torische Unterhaltung zwischen Direktor Beierls und Auf­eines auf dem Plate befindlichen Soldaten bedürfe besonders häuser zeigte bald, daß die bei den Unternehmern befishen­hinsichtlich des Urhebers noch der Aufklärung. den Bedenken, soweit sie betriebstechnischer Art find, restlos Aus dieser Darstellung geht hervor, daß nicht nur in dem überwunden werden können und die Angestellenver.refer Gebäude des Kriegsministers, sondern auch auf dem Plage vor auf Grund eingehender Erwägungen sehr mohl in der Lage dem Gebäude Handgranaten geworfen worden sind. Die Urheber find, auch für die praktische Durchführung des aeforderten müssen imbedingt feitgestellt werden, da erit durch diese heraus- Mitbestimmungsrechtes Vorschläge au machen. Und wenn fordernden Untaten die Vorbedingungen zu dem bedauerlichen die Unternehmer am geftriaen Abend die Disfuiſion im Gewaltaft geschaffen wurden.

Straßenbahnerausstand in Leipzig .

Bribottelegramm der Freiheit. Leipzig , 17. April.

Am Mittwoch hat das Streden personal der geip.

ganzen etwas weniger dilatorisch acfiibrt hätten. io hätte sich bereits ein pofitives Graebnis erzielen laffen müssen.

Der gute Wille au einer Einianna war aber bei den Unternehmern faum zu erkennen. Wenn fich die Angestellten dennoch an einer weiteren Kommissions verhandlung unter dem Vorfit der Reichsregierung beteili aen, so acidriebt es eben aus dem Verantwortlichkeitsaefüb! heraus. nnier so weit noch irgend möglic

nicht zu neuem Blutvergießen bieten wollen, find gegen die feiner Forderungen beschlossen. Die Arbeiter hoffen, daß es in vor der Erschütterung zu bewahren, die eine Fortfüoruna

Neuaufrüstungen

einigen Tagen zur Annahme ihrer Forderungen kommen werde. die sich ganz offenkundig Sie sind aber entschlossen, den Streit auf längere Zeit fortzu gegen Rußland richten, und die angeblich im Einver segen, auch über die Zeit der Meffe hinaus, die am 27. April ſtändnis mit der Entente erfolgen in eine Bewegung beginnen soll. ingetreten. Am 11. April hat eine Vertrauens. ännerversammlung der Germaniawerft

h: 141 gegen 118 Stimmen beschlossen, die Aufrüftungs. eiten zu verweigern. Auf Grund der Berhandlungen,

Der 1. Mai in Frankreich .

T. U. Saag, 17. Aprit.

die dann mit der Werfteitung angefnüvit worden sind, ist Wie aus Baris gemeldet wird, haben die Verbände der

d. H. auch Ausdehnung des Generalstreisanf

das Reich und auf die Arbeiterschaft mit fich bringen muß. Die Negierung wird also als Verhandlungs Teiter des vom Bollanasrat bei der Regierung beantranten Verständigungsveriuches oder durch Erlaß eines Rotaefebes die Möglichkeit baben, eine wirtschaftliche Ratastrophe von unabichbarer Tragweite noch au vermeiden.

Das Borgehen der Sentralstreifleitung ist bel trob der wachsenden Erregung der Maifen nach wie vor bos

pereinbart worden: jedes Torpedoboot erbätt nur 1 Geichüß. Sisenbahn, Bergbau- und Dodarbeiter beschlossen, zur Feier des den Berhandlungen wie bei der Organisierung des Streiks 2 werden abgebaut: außerdem merken dit zobus 1. Mai due Arbei: ruben an laſſen.