Einzelpreis 10 Pfg 2. Jahrgang .

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Sonnabend, den 28. Juni 1919

Nummer 302 Abend- Ausgabe

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Freiheit

Berliner Organ der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Fortdauer des Eisenbahnerstreits.

Die Streillage.

durch die Bestimmung verursacht, daß der Vertrag von ben

Barlamenten, der einzelnen beteiligten Länder ratifiziert Die Katastrophenpolitit im Osten.

Die Vorgänge in Hamburg  .

werden muß. Die gegenwärtigen Kriegsmaß­Die von der Regierung gemachten Zugeftändnisse haben heute nahmen einschlichlich der Blockabe werben noch keine Beendigung des Streiks herbeigeführt. In fämtlichen daher während der Zwischenzeit der Unterzeichnung 23 erfstätten in Berlin   ruht auch am heutigen Tage die Arbeit. Ueber die Köpfe der Verbandsleiter hinweg hat, nach und der Natififation in Kraft bleiben. einer Lokalforrespondenz, der Sentralrat der Eisenbahner er. lärt, daß die Zugeständnisse der Regierung nicht ausreichen, um die Arbeiterschaft völlig zu befriedigen. Auch der vom preu. ischen Staatsministerium versprochenen Lebensmittelpreise wird Mißtrauen entgegengebracht. Es herrscht allgemein die Auffassung, als ob die Regierung auch dieses Milliarden fordernde Mittel nur benuge, um die gerechten" Forderungen der Eisenbahner abzuweifen und die Verhandlungen Bu berschleppen.

Senfung ber

Es ist nicht zu leugnen, daß die Unzufriedenheit nicht nur in den Kreisen der Arbeiter, sondern auch in denen ber Beamten herrscht. Im Laufe des heutigen tages sollen in allen Berliner   Eisenbahnbetrieben, in ben Werkstätten usw. Abstimmungen darüber stattfinden, ob man sich mit der Zusicherung der Regierung begnügen und die Arbeit wieder aufnehmen foll Die Eisenbahnerverbände bemühen sich, einen Umschwung in der Stimmung hervorzurufen. Es ist aber Augenblick noch zweifelhaft, ob sie Erfolg haben werden. Heute nachmittag werden die Funktionäre in geheimen Sigungen Busammentreten, um über weitere Maßnahmen fchlüffig zu werden. Auch die gegenwärtig in Berlin   tagende Eisenbahner. gewertschaft hat sich heute morgen mit der Lage beschäftigt und wird am Nachmittag Berhandlungen mit der Regie tung aufnehmen. Berlin  , 28. Juni.

im

Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt:

Noch immer friegerische Absichten?

amburg, 27. Juni.

In einem Bericht der Preffeabteilung des Korps 2ettow. Vorbed beißt es: Gestern abend beschlossen die Unabhän. gigen, einem Einzug der Truppen keinen bewaffneten widerstand entgegenzusetzen. Darauf vertrauend versuchten Samburger Truppen heute vormittag mit unzureichenden Kräften in die Stadt vorzufühlen. Vals   waren die schwachen Posten der vordersten Linie von einer feindlich gesinnten, dichten Menschen menge, darunter Frauen und Kinder, umringt. Hierdurch in dem Gebrauch ihrer Waffen beeinträchtigt, zogen sich die ruppen, um unnütes Blutvergießen zu vermeiden, zurü d. es wurden Teile von ihnen hierbei von der Menge entwaff. uet. Wann ber eigentliche Vormarsch gegen die Stadt, der jedenfalls mit starten Kräften vor sich gehen wird, erfolgt, ist noch ungewiß. In erster Linie find es Schleswig- Holsteiner, brandenburgilde und Marinetruppen, die gegen die Stadt marschieren. Aber auch Sachsen   und Bayern   haben starke Kontingente gestellt.

Diese Darstellung ist natürlich gefärbt. In Wirklich feit baben wohl die Truppen sich als nicht recht brauch. bar für die Absichten der Führung erwiesen. Die Beschul­Der Streit der Eisenbahner hat leider schon eine digung gegen die Unabhängigen ist schon deshalb Störung der Lebensmittelbeförderung her- unhaltbar, weil wohl die Frauen und Kinder und die borgerufen. Einmal ist die Rücksendung der Milch- mit feindlicher Gesinnung bewaffnete übrige Menge nicht transporte erichwert, vor allem aber die Zufuhr und gerade gefährliche Kampftrupps dargestellt haben. Aber es Bereitstellung von Kartoffelwagen auf dem Güter- fcheint, daß die Absicht, friegerische Lorbeeren zu erringen, bahnhof   behindert worden, obwohl die Vertretung der Ar- noch immer nicht aufgegeben ist. beiterorganisationen und die anderen in Betracht kommen­ben Stellen von jcher auf das entschiedenste den Standpunkt bertreten haben, daß die Lebensmittelzufuhr durch einen Streit auf feinen Fall beeinträchtigt werden darf. Es muß daher an die Beteiligten die dringende Mahnung gerichtet werden, ungefäumt und mit allen Kräften dafür Sorge zu tragen, daß iebetodung in der eben 3- mittelzufuhr und dadurch auch jede Gefährdung in ber Lebensmittelversorgung unterbleibt.

Die Opfer.  

Hamburg, 27. Juni.

Die Zah. der Opfer der Rämpfe in   Hamburg ist auf 34 gestiegen. Bon der Freiwilligentruppe Bahrenfeld   mer den weitere 19 Mann bezmint Im Laufe des heutigen Nach mittags versuchten 200 Bewaffnete das Süttengefängnis zu stürmen; sie wurden jedoch von Bolts wehrtruppen und

Bol geimannschaften daran gehindert, worauf sie absogen.

Forderungen der fozialdemokratischen Partei.

teilung.

Der Vollzugsausschuß für   Danzig und Weftoreußen bat in feiner Sigung vom 26. Juni einstimmig einen Auf­ruf erlassen, in dem er erklärt,   Westpreußen müsse der Ueber­macht der Entente weichen und sich ins Unvermeidliche fügen. Der Aufruf wendet sich in schärfster Weise gegen den Plan einiger Machtpolitiker, eine Ostrepublik aufzurichten und Gebiete, die nach dem Friedensvertrag   Deutschland er­halten blerben, diesem neuen Staate angugliedern. Diese Bestrebungen feien och perrat und Betrug am ganzen Wolfe. Sinier ihn stünden Reaktionäre, die von nackter Selbstjucht geleitet würden. Die arbeitende Bevölkerung werde diesen hochperräterischen Bestrebungen schärfften Widerstand entgegensezen.

bott.

Nähere Einzelheiten über diefe Katastrophenpolitik aus einem Bericht über eine ergeben sich 1500 Danziger aktiven Unteroffizieren besuchte Ver­Die Unteroffiziere hatten sich fammlung in   Danzig. Bertreter der verschiedensten politischen Parteien einge­laden, um die Meinung der Parteien über die Ostfragen fennen zu lernen. Für die Mehrheitssozialisten sprach das Mitglied der Nationalversammlung Schulz. Er sagte, es müsse niedriger gehängt werden, daß Geheimrat Clei­now(   Bromberg) in der Täglichen Rundschau" alle die­ienigen, die den Friedensvertrag angenommen bätten, als um pen bezeichnet. In   Weimar seien große Stöße von Telegrammen eingelaufen, mit der Aufforderung, den Frieden zu unterzeichnen. Unsere eigene Generalität sei gegen einen bewaffneten Widerstand gewefen. Sämtliche Butsche feien zu verwerfen, ganz gleich, von welcher Seite fie fommen. Ein Vertreter der Unabhängigen meinte, der Plan Cleinows sei darauf hinausgelaufen, wei selbständige Otrepubliken auszurufen; das sei verbrecherischer och verrat. Ein Mit­alied des Ausschusses der vereinigten   deutschen Volksräte des Oftens, Wittmeyer, erklärte, man fönne jegt die Pläne der   deutschen Volksräte ent­hüllen. Es habe sich bitter gerächt, daß die   deutschen Bolfsräte sich nicht auf demokratischer, sondern auf arist o- fratischer Grundlage organisiert hätten. So bätte das Gerücht entstehen können, daß die Volksräte im Often eine Monarchie mit dem Herzog von Mecklenburg an der Spike aufrichten wollten. Tatsächlich sei es so, daß die Boltsräte die Errichtung einer Volksrepublik verbereiteten, die nach Unterschrift des Friedensvertra ges felbständig bewaffneten Widerstand

leiften follte. Da der Plan zusammengebrochen sei. fönne er jetzt folgendes darüber mitteilen:

In der nördlichen Ostrepublik follte Reichskommissar Winnig die Führung übernehmen. Oberpräsident Bato di und Schnadenburg sowie der stellvertretende Oberpräsident b. Bülow sollten eine Regierung auf demokratischer Grundlage

Der Berkehr auf den Bahnhöfen. Auf   den Berliner Fernbahnhöfen macht sich der Streit immer Die fozialdemokratische   Bartel Hamburgs verlangt: mehr bemerkbar. Gerade in diesen Tagen sezt die Hochflut der 1. von der Regierung: Einschung von Volks. Ferienreifenden ein, und so werden die amtlichen Auskunftsstellen wie auch die Bahnhöfe selbst von Fragender überlaufen, die sichere gerichten zur beschleunigten Aburteilung der Lebensmittel.| bilden. Die übrigen Behörden sollten weiter arbeiten  . General Auskunft verlangen, ob und wann ihnen Reisemöglichkeit geboten fälscher und Wucherer; Sicherstellung der Lebensmittelkartenver- b. Beloto vom 17. Armeekorps sollte die militärische Leitung der Abschnitte übernehmen. Alles sei bereit gewesen. Noch vor drei wird. Die geitrigen Verhandlungen hatten bei sehr vielen Ne se 2. von der Arbeiterschaft: Ablehnung feber Beteili. Tagen babe Below gesagt, daß er mitmache. Verpflegung und lustigen die Hoffnung erhedt, tag am heutigen Morgen der Ver lehr bereits wieder in normaler Weise einsehen würde. Infolge, sung an bewaffneten Aufständen gegen die Reichs. Löhnung der Mannschaften seien auf drei Monate geiidert ge­deffen sette heute morgen bereits ein Massensturm auf den Bahn regierung der gegen bie van ihr entfandte Meichswehr; Av. wefen.   In Weimar bei der Besprechung der Generale sei jedoch höfen ein. Um so größer war die Enttäuschung, als die dienst gabe aller Waffen, die sich in Händen von Zivilpersonen alles zusammengebrochen. tuenden Beamten nur die Auskunft geben konnten, daß borläufig befinden; Nichtbefolgung aller Generalstreifparolen; es ist nur macht. Noste habe fünf Stunden gefämpft, bis er von zwei bon einem ordnungsmäßiger Verkehr noch keine Rede sein, sondern baß nach wie vor Züge nur mit großen Schwierigkeiten abgefertigt werden fönnten. Am regelmäßigiten arbeiten noch der Anhalter Auch vom Stettiner Bahnhof wird und Potsdamer Bahnhof. noch eine größere Anzahl von Bügen abgefertigt. Der Vorort.

den Beschlüssen der Parteiorganisation Folge zu leisten.

Lebensmittelunruhen   in Bochum  .

Bochum, 27. Juni. W. Z. B. Am Nachmittag wurde eine Abordnung der Arbeiterschaft des

Groner habe sich zuerst frei ge­

anderen so weit gebracht wurde, uinzufallen. Diese beiden woren Erzberger und Härsing. Letzterer habe im Geiste schon die Reaktion marschieren sehen. En habe aber Furcht gehabt, daß man den Spies umdrehen würde, und statt   gegen Polen   gegen Berlin marschieren würte, und den Kaiser auf den Thron seten werde. Die Regierung Scheide.

verkehr ist jedoch so unregelmäßig daß men fast von einer voll. Bochumer Vereins beim Magistrat vorstellig wegen der boben mann habe die Absicht gehabt, den Friedensvertrag nicht zu tommenen Lähmung sprechen kann. Wie weit sich der Verkehr Lebensmittelpreise und insbesondere wegen der bestehen. unterzeichnen, die Entente bis   zur Elbe vormarschieren zu lassen auf den Fernbahnhöfen noch auf: echt erhalten läßt, ist im Augen den Knoppheit. Der sich vor dem Rathaus anstauenben und an   der Elbe sollte dann entschieden Widerstand geleistet wer blid nicht zu übersehen. Sollte eine Einigung heute noch zustande Volksmenge hatten sich verschiedene fragwürdige Elemente ange. den. Auch dieser Plan sei gescheitert infolge Eifersüchte­Lommen, bürfte bereits im Laufe des morgigen Tages mit einer fchloffen, welche in der Viktoriaftraße liegende Lebensmittel. und leien an bohen Regierungsstellen und unterten wesentlichen Besserung des Verkehrs zu rechnen sein, wenn auch Bigarrengeschäfte plünderten. Ein Teil der heranrückenden Generalen. Im lekben Kugenblick wurde der Versuch gemacht, zusammen einen Oststaat zu natürlich ein fahrplanmäßiger Verkehr sich nicht sofort ermög- Sicherheitswehr wurde übermannt und ihm die Waffen entriffen. mit   den Polen Es wurden Verstärkungen herbeigeholt. Verschiedene, mit Ma. gründen. Auf den Vorschlag   der deutschen Volkeräte, sich mit lichen läßt. schinengewehren besetzte Lastautos durchfuhren die einzelnen   den Polen in Posen zu verständigen, hatten   die Polen geant­Stadtteile. Der Sicherheitsweyr, im Verein mit der Polizei ge. wortet, das hättet ihr vor zehn Jahren machen müssen. Am lang es dann in der 9. Abendstunde die Nuhe wieder herzustellen. gestrigen Mittwoch seien noch vier Herren im Auto nach Posen

Der Friedensvertrag  .

London, 28.   Juni.( Neuter.)

bestimmten Zeitraumes, wahrscheinlich drei bis vier und 2e'ichtverlette, die den einzelnen Krankenhäusern noch mit, daß der fommandierende General v. Below in der Nacht Der Friedensvertrag wird vor Ablauf eines Bei den Zusammenstößen gab es einen Toten und 12 Sd we r gefahren, um mit   der Polen zu verhandeln. Wittmeyer teilte Bochen, nicht in Wirksamkeit treten. Der Aufschub ist zugeführt wurden.

zum Mittwoch seinen Abschied erhalten habe ,.

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