Universität Marburg

Tustitul

Poli

Einzelpreis 15 P'ennig 2. Jahrgang Mittwoch, den 3. September 1919

Die freibeit erscheint morgens und nachmittags, an Sonne und feftagen nur morgens. Der Bezugspreis beträgt bet freier Zustellung ins Baus für Groß- Berlin oder bei dire en Poftbezug ohne Bestellgebübt monati 3,- M bei Zustellung unter Streitband 5,-LT Die reibeit ist in den erften Llachtrag der Pofzeitungsliste ür 1919 eingetr c Redaktion und Expedition: Berlin NW. 6, Schiffbanerdamm 1911L, Fernsprecher: Auu Norden 2895 und 2896,

fr. 423/ A 231 Morgen- Ausgabe

Inferate festen die achtgespalt. Nonpareillezeile oder deren Raum 1,20 mt., Wortanzeigen bas fettgebrudte Wort 50 Pf. jedes weitere Wort 25 Pt. Teuerungszuschlag 70 Prog. Bei familiene a. Deriammlungsanzeigen rällt der Zuschlag fort. Inserate für den darauf folgenden Tag muffen ipätestens bis 3 Uhr nachmittags bei der Expedition aufgegeben fein. Injeraten- Abteilung: Berlin 9228. 6, Schiffbanerdamm 19 Bernsprecher: Amt Norden 9768

greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Der Friedensvertrag mit Bulgarien .

Die politischen Grenzen Tulgariers.

Baris , 2. September,( Savas.) Nach dem Diplomatischen Lagebericht beschloß der Oberfte Mat ber Alliierten, der bulgarischen Friedensdelegation den Tegt bes Friedensvertrages, der die politischen Grenzen des Landes bezeichnet, zu übergeben. Ein Ausgang zum Meere wird Bulgarien versprochen. Die bulgarische Delegation wird im Namen ihrer Regierung das Berfprechen abgeben, daß fie auf gewiffe, durch den Friedensvertrag zu bezeichnende Gebiete feinen Anspruch mehr erheben wird. Die Buteilung diefer We­biete wird erst später erfolgen. Unter diesen Umständen wird btasten feinen Anlaß zur Berzögerung des Friedensichluffes

bilden.

Es wird bestätigt, daß der endgültige Friebensver. trag mit Defterreich burch Dutafta am Dienstag der österreichischen Delegation in St. Germain übergeben werden wird. Das Begleitschreiben, das am Mittwoch vormittag in öffent licher Sigung überreicht werden wird, enthält die gegenüber dem Urtext vorgenommenen Abänderungen. Der endgültige vollstän. bige Text des Vertrages wird amtlich in den nächsten Tagen ver­öffentlicht werden.

Die thrazische Frage.

Bersailles, 2. September.

Bräsident Wilson hat nach dem Matin" die von dem Obersten Rat der Aliierten vorgeschlagene Lösung der thrazifen Frage abgelehnt. Infolgedessen soll der Oberste Rat beschlossen haben, Thrasien bon den alliierten Truppen beschen zu lassen und die Regelung diefer rare aufgu­schieben, bis der Friedensvertrag mit der Türkei feftgestellt ist, da man annehme, daß auch Amerika erst in diesem Stadium der Berbandlungen seine wahren Abfidten über Thragien aussprechen werde. Nach einigen Morgenblättern wird bis zur 23fung der Frage Bulgarien das Recht haben, über den Hafen Dedeagaisch mit den Zufuhreijenbahnlinien zu verfügen.

Die Heimlehr der Kriegsgefangenen.

Täglich 3000 Mann über Köln .

Ereignisse ber fängsten Tage hätten die politische Lage in Ungarn endlich geflärt. Das Ergebnis der Wahlen, die die Regie­rung noch im September burduführen gebente, würde ruhig ab­gewartet werden.

Die Vorgänge in Lettland .

Arbeiterräte und Partei.

Die tiefe Misstimmung, die die Massen erfüllt, hat wieder, wie in allen fritischen Stadien unserer Revolution, die Frage der Einigung des Broletariats, der Zusammen­faffung aller revolutionären Seräite, der Ueberwindung der inneren Zerrissenheit der Arbeiterklasse aktuell gemacht. Der Deutschland soll zur Räumung gezwungen werden. Spontane Drang der Massen macht es begreiflich, daß ihr Gedanke immer wieder zurückgreift auf die Berrissenheit des Ueber Kopenhagen geht uns folgendes Telegramm zu: Lato: Proletariats, die als Hauptursache der eingetretenen Läh preb" berichtet, daß der oberste Alliiertenrat beschlossen habe, Deutschland zu zwingen, die abgelehnten mung seiner revolutionären Tatfraft angesehen wird. Bunfte der Bedingungen der Räumung Lett. durchaus begreiflich finden, bat in einigen Kreisen des Pro­Die gefennzeichnete Stimmung, die wir psychologisch lands burchzuführen. Golg und Vertreter der deutschen letariats den Gedanken wachgerufen, daß die Hauptursache Regierung in Britan sprachen ihr Bedauern über die Vorgänge der Spaltung des Proletariats in der Eristenz der politi­in Mitau aus. Golg verlangt jedoch die Neberführung der lettischen ichen Barteien bestehe. Würden diese Parteien zera Truppen nach anderen Orten, die lettische Regierung lehnte bas trümmert werden, so fönnte die Einigung des Prole ab. In der vorigen Woche fand nachts in Mitau eine Schietariats berbeigeführt werden auf dem Boden des Berei der deutschen Soldaten untereinander wegen Mätesystems, das die einzig gegebene Form für die Maubverteilung nach der Bantbereubung kelt; Refultat: fed poiiliide und wirtschaftliche Betätigung Der Arbeiter­Tote und drei Verwundete. Gols verfügte die Unterbrechung ciaffe fei. der Mäumung Mitaus und sagte zu, daß er für die Aufrechterhal. tung der Ordnung in Westlettland sorgen werde; troydem tamen Raubüberfälle der deutschen Soldaten auf lettisches Wilitär und auf private Bürger in den Städten Doblen, Frauenberg und Safenpoth und auf dem flachen Lande vor. In den legten Tagen reisen viele Barone nach Deutschland ab.

Die deutsche Gesandtschaft fiebelt in vollem Beftande nach Riga über, um die diplomatischen Beziehungen mit der Regierung zu vereinfachen. Zur Klärung der Lage reifte am 28. eine vesialfommiffion der Militärvertreter Lettlands , der Entente, fowie Vertreter des Auswärtigen, Innern und Kriegs­minifteriums nach Waitau ab. Die Regierung unternimmt gemein. fam mit der Entente Schritte zur Beschleunigung des Abtran 8. ports ber deutschen Truppen. In Witau findet eine Berbrüderung zwischen den deutschen und ruf fifden Offigieren auf der Plattform der Restaurierung ber Monarchien in Deutschland und Rußland statt. Die Breisgabe Sturlands in den Deutschen als Belohnung zugefprochen worben. Neue Stimmungsmache.

Mitan, 2. Eeptember.

Berlin , 2. September. Die Reichezentralstelle für beutsche Kriegs- und Zivil- 2. T. B. tefft mit: Die deutsche und lettische Breffe im Balti gefangene gibt bekannt, daß der Abtransport der deutschen Kriegs- fum drücken ihre Genugtuung aus über einen Armee und Bivilgefangenen ous englischer Hand in Frankreich nunmehr befehl des Grafen b. d. Golb, in dem er vereinzelt bor begonnen hat. Es sind in den letten drei Tagen tag gefommene Räubereien auf das schärfite verurteilt und die fo­lich tausend Mann übernommen. Von morgen ab fortige Erichießung von Plünderern befiehlt, Die Bresse spricht werden voraussichtlich täglich 3000 Mann über In die Goffnung aus, daß, solange Graf von der Gols an der Epibe eintreffen. Die Angehörigen von Kriegsgefangenen, die sich in stehe, die Soldaten von unüberlegten Schritten zurüdgehalten englischer Hand in Frankreich befinden, tun gut, ihre Babet- und werden." Gelbsendungen einzustellen.

Köln , 2. September.

In der Nacht trafen wieder 1000 unverwundete Die Allierten fordern eine Berfaffungsänderung. deutsche Kriegsgefangene aus einem englischen Gefangenen­Lager in Nordfrankreich hier ein.

Dieser Gedankengang wirkt durch seine Einfachheit bet politisch ungeschulten Mafien außerordentlich bestechend. Wie bei jeder Vereinfachung und Verflachung eines jozialen Pro­blems wird das Endergebnis einer Reihe beſtimmter Beftoren als Uria che angenommen, und mit der Zer­trümmerung dieses Endergebnisses glaubt man auch die träfte aus der Welt geschafft zu haben, die dieses End­ergebnis gezeitigt haben. Die Leute, die diese Methode an­wenden, erinnern an jenen Stranfen, der seinen Fieber­zustand überwunden zu haben glaubt, wenn er das Thermo­meter zerbricht, das den Fieberzustand anzeigt. Wozu sich noch unnüt den Kopf zerbrechen über die Ursachen de: Krant heit und die Methoden ihrer Heilung, wenn man sich durch Bortäuschung eines Universalbeilmittels aller Sorgen über den Ausgang der Krankheit entheben kann.

Jene Genossen, die jetzt die Bertrümmerung der politi­ichen Parteien als Heilmittel gegen die Zersplitterung der proletariidjen Sträfte propagieren, bandeln nach dem Bei­spiel dieses Kranten. Sie glauben, durch Beseitigung der Parteien und den fortgesetzten Hinweis auf das Nätesystem das Universalmittel gegen alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Nöte unserer Zeit gefunden zu haben. Sie glauben im Besitz einer einfachen Formel zu sein, die alle Probleme löft. In Wirklichkeit haben sie durch die Verein­fachung aller Fragen die Lösung der grundlegenden Probleme des Proletariats nicht gefördert, sondern sind im Begriff, eine große Verwirrung in den Köpien anzustiften und die Formen und Methoden des proletarischen Selassenkampfes um Jahrzehnte zurückzuschrauben.

Wie primitiv, wie gedankenarm die Argumentation die­ser neuesten Apostel der proletarischen Einigung ist, zeigen felgende Broben aus einem Artifel von F. Albert Fister, der neuerdings im Arbeiterrat" die Bropaganda Bersailles, 2. September. Nach dem Journal" bat die juristische Kommiffion der für die Bertrümmerung der politischen Parteien und die Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Bivilgefangene Brievenskonferens ihren Bericht über die deutsche Verfassung Einigung des Voletariats durch das Mäteinstem führt. Er fertiggestellt und der Friedenstenferenz übermittelt. Sie ver. erflärt schlankweg: Partei ist Stellenjägerei, Partei ist Von den ersten 2000 Kriegsgefangenen, die aus englischer tritt die Anfidit, bab bie Artife 2 unb 61 der Berfaffung Bonzentum, Partei ift Korruption, und deshalb ist jede Hand in Frankreich eingetroffen find, ist der erste Transport gegen den Artifel 80 bes Briebensvertrages Partei zum Untergang berurteilt." Fister will aber bon tausend Mann in das Lager Meschede übergeführt worden. von Werfailles verstoßen. Der Oberfte Nat der Alliierten babe diesen Untergang beschleunigen, und darum ruft er die Die zweiten tausend Mann wurden in das Lager Gießen ge- entschieben, daß die deutsche Regierung innerhalb 15 Tagen die Arbeiter zur Tat" auf: Die Tat aber jo erflärt er­

tellt mit:

bracht.

Die Ausführungsbestimmungen des Obersten Rates.

Versailles , 2. Eeptember,

Der Oberste Nat ber Miierten beschäftigte sich in der gestri­gen Sigung mit gewiffen Ausführungsmaßnahmen betreffend ben Rüdtransport der deutschen Kriegsgefangenen.

Die Kabinellsbildung in Ungarn wiederum

gefcheliert.

Reichsverfassung abzuändern babe.

beißt Bertrümmerung der Partei und Aufwendung aller Straft im Intereffe der Räte."")

Man fönnte über diese Stilproben Fisters als Erzeug­Ein neuer Gewaltfreich Nostes. nis jugendlicher Unreise und politischer unerfahrenheit zur Nach dem Verbot der Freien Jugend" ist nun das Berbot Tagesordnung übergeben, wenn ihnen nicht durch Ver­der Jungen Garbe und der Jugend- Internatioöffentlichung im Arbeiterrat", der sich als Organ der Ar­nale erfolgt. Mit dem üblichen Schreiben aus der Bendlerstraße) Wir möchten bei biefer Gelegenheit auch die Anschuldi Im Interesse der öffentlichen Sicherheit verbiete ich auf Grund mung Fisters gurudweisen, wir hätten in seinem Artikel, dem wir des§ 96 des Gesetzes über den Belagerungszustand bom in der Naminer bom 20. Juli Aufnahme gewährten, den grund­fäglich wichtigsten Teil un erschlagen" und dadurch die Tendenz 4. VI. 1851" ufm. Unterschrieben sind die Verbotsebitte von bes Artikels af bösartigste umgebogen". De vorgenommene einem Leutnant Petersen. Streichung zweier Abfäße erfolgte vielmehr nach vorheriger Nachdem man die Schule den Reaktionären wieber ausgeliefert Einwilligung des Verfasser, der sich ausdrücklich mit twaigen Kürzungen einverstanden erfia.e Außerdem wurde

Bubabeft. 2. September. ( Ungar. Korr. Bureau.J Der Verjuns des Handelsministers ein rich, ein Stabinett hat, verbietet man nun auch der arbeitenden Jugend die fogia- dem Verfasser am folgenden Tage fee gestellt, den in der ge zu bilden, in welchem alle Parteien, auch die Sozialdemokraten. litiche Wuffiärungs und Bidungsarbeit. Die Revanche pro- richenen Etelle en baltenen Gedankengra in einem beson vertreten gewesen wären, ist insbesondere wegen ver maglofen paganda der Altdeutschen bleibt natürlich un bebel- beren istuijioneartikel im Ausdrud zu bringen. Forderungen der Bovaigischen Unabhängigkeitsvartei endgül- ligt. Aber das wir die Jugend nicht hinbern, für ihre Biele Derr Bifier machte von diesem entgegenkommenden Vorschlag feinen Gebrauch, anscheinend, weil er es als vorteilhafter und be tig geideitert. In einer in der christlichen Nationalpartei ge- weiter zu lämpfen. Das Vorgehen Nostes gibt ihr für diesen quemer erachtete, mit unserer angeblichen Unterschlagung" hau­haltenen Rede erklärte der Ministerpräsident Friedrich, biel Stampf einen flaten und eindringlichen Anschauungsunterricht. fieren zu gehen bert- Stiftun

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