Sie wahrend der Okkupationszeit offenen Landesverrat zu-Gunsten Deutschlands betrieben hatten, vollste Straffreiheitzusichern. Daß diese Leistungen dem„Sozialdemokraten"Winnig den begeisterten Dank der deutsch-baltischen Junkersicherte, versteht sich von selbst. Dr. H. v o n N o s e n drücktsich über die Verdienste WinnigS folgendermaßen aus:»Winnig ist schon im November in dankenswerter Weise für»ie Rechte der deutschen Minderheit im Lande mit Nachdruck ein»zetreten; jetzt hat er dort, wo mittlerweile im Einverständnisnit den Re�evungen in Riga und Reval die»Eiserne Division"zum Kampfe gegen die Bolschewisten formiert wird, die geeigneteGrundlage, um für" die politische Parität der Deutschbalten,deutschen Kolonisten usw. mit Erfolg tätig zu sein."(»Die Ost.see", Berlin, 1919, Heft 19.)Herr Winnig bat diese Hoffnungen der deutschbaUi-schen Junker mit aller Kraft zu rechtfertigen gesucht. Beider Werbung deutscher Freiwilligentrnppen für das Baltikum war nicht— wie er- jetzt im„Vorwärts" vorgibt— derSchutz der lettischen Republik vor der Bolschcwistengefahrfür ihn ausschlaggebend, vielmehr betrachtete er diese Aktionhauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Anfrechterhaltungder deutsch-baltischen Jnnkermacht im Baltikum. Es wäresonst auch rätselhaft,'wie der„Sozialdemokrat" Winnig eshat dulden können, daß die deutsch-baltische Landcswehc mitUnterstützung des Oberbefehlshabers Grafen Goltz am16. Ahril die Regierung Ulmanis stürzt? und die reaktionäreRegierung Needra, hinter der in Wirklichkeit die baltisch)?Junkerpartei stand, einsetzte. Es wäre rätselhaft, wie der„Sozialdemokrat" Winnig den dann einsetzenden Terror derJunker, die Vergewaltigung der lettischen Bevölkerung, dieBrutalitäten und Ausschreitungen der„Eisernen Division",die konterrevolutionären Rüstungen im Lande, den Vorstoßgegen Riga, den Kampf der deutschen Truppen gegen dieLetten und Esten und sonstiges mehr zuließ, wenn er dieseAktionen nicht als im Interesse des baltischen Deutschtumsstehend erachtet hätte.Herr Winnig sucht sich jetzt von der Mitschuld an dieserverhängnisvollen Wendung der deutschen Politik im Baltikum dadurch zu entlasten, daß er im„Vorwärts" erklärt.er habe seit Ende Januar die Entwicklung der Dinge imBaltenlande„nur noch anS ziemliche? Entfernung verfolgen können". Diese Ent'�mldignng ist nicht stichhaltig.Herr Winnig war bis zu seiner vor kurzem erfolgten Ab-berufung der offiziell« Vertreter der deutlck�enPolitrk im Baltikum als solcher verantwortliä'für den KurS, der dort gesteuert wurde. Er hat nickus getan. um die SSbelpolitik des Grafen Goltz zu inhibieren:er hat den deutsch-baltischen Junkerkliguen freie Hand gegendie Letten gelassen: er hat es geduldet, daß die-'cheOeffentlichkert andauernd durch den Pressebeirat der beut-schen Gesandtschaft Erich Köhrer irregeführt wurde: er harnWS dagegen unternommen, daß in seinem Namen zatz-reiche Werbestellen in Deutschland unter Versprechung vonSiedlungSland usw. deutsche Landsknechte für die baltischenBarone anwarben.Man begreift diese Haltung deS Herrn Mnnig, wennman sich de» Aufrufs erinnert, den er in der kritischsten, Periode der Friedensverhandlungen in der ostpreußischenPresse veröffentlichte. In diesem Aufrufe erklarte er, selbstwenn die Regierung den Frieden unterzeichnen werde, werdesich die Bevölkerung im Osten einer solchen Entscheidungnicht fügen, sondern werde die Waffen ergreifen, um Wider-stand zu leisten und die Ostprovinzen und die nationaleEhre zu retten. Herr Winnig verfolgte also im Bunde mitden auffässigen Generälen des Grenzschutzes eine Politik.die auf eine Wiederaufnahme deS Kriege»gegen die Entente hinauslief. Deshalb duldete er eS,daß Kurland in ein militärisches Bollwerk der alldeutsch-militaristtschen Rebellen verwandelt'wurde. Deshalbscherte er sich den Teufel darum, ob in Lettland die Demo-kratie vernichtet, der Bürgerkrieg entfesselt und die Jnter»essen der deutschen Polittk zugrunde gerichtet wurden.Daß die deutsche Politik in Lettland alle ihre Chancenvernichtet und«inen völligen Zusammenbruch erlebt hat, istdas Verdienst WinnigS und des Grafen Goltz. Daß er diesnicht eingestehen will, ist menschlich begreiflich. Daßer aber nun fein Fiasko durch lügnerische, hetzerische An-griffe gegen die lettländische Regierung zu verdecken sucht,ist eine politisch« Schamlosigkeit, die wir selbst einem Winnignicht zugetraut haben.Daß eS so gekommen ist, kann freiffch niemandwundernehmen. Der Renegat Winnig, der als Vertreterder deutschen sozialistischen Republik nicht"nur seine sozialistische Vergangenheit, sondern auch die elementarstede ni akratische Gesinnung verleit-Mete, konnte keineandere Politik als die der Nationalisten, Militaristen undJunker treiben.� insofern ist Winnig ein? typische Er-scheinung in der rechtssozialistischen Führerschaft.Nachdem sie ihre Grundsätze zum alten Eilen geworfen u-ndsich in Gegensatz zu der klassenbewußten Arbeiterschaft ge-stellt hat. kann sie keine andere Polittk machen, als die, diedie besitzenden Klassen, die Militaristen und die Nationa-listen ihr aufzwingen.� Daz tritt nicht nur in der inneren,sondern auch in der äußeren Politik deutlich zutage. DasDie Höchsten Ausgaben der Partei.Generalversammlung des Lezirksverbaudes Lerliu-Lrandenburg U.S.V.I.Fiasko des Renegaten Winnig ist deshalb das Fiasko dergesamten sozialistischen Politik, die'dasRenegatentum zu ihrem leitenden Prinzip erhoben hat.verhövgung des Kriegsrechks über Schanlung.H. N. Haag, 7. September.Au, London wird gemeldet: Die»Timei»" erfährt au?Peking, daß die Studenden den Kampf gegen die PolitikJapan» wieder aufgenommen haben, viele Hunderte nahmenan einer Kundgebung teil. Auf Befehl der Regierung hat derGouverneur von Echantung da» Kriegsrecht proklamiert. MehrerePersonen wurden vor Gericht gestellt und mehrere Studenten ver-haftet, wa» allgemein« Unzufriedenheit veranlaßt«. Der Boy.Ja tt der japanischen Ware» dauert fort. I» Schanghaiund Tientfin hat die Einfuhr japanischer Waren im Juli nur30 Prozent der Einfuhr de» Vorjahre» betragen. Die Regelungsämtlicher innerer Angelegenheiten wurde aufgeschoben, da sichdas Kabinett gegenwärtig nur arit der Schantungfrage beschästigen kann. Im Norden ist di« Militärpartei sehr stark, aber nochnicht imstande, ein Kabinett au» eigene» Männern zu bilden. DieAussichten auf einen Ausgleich zwischen Nord, und Südchina findgleich Null.Am gestrigen Sonntag fand in den GermamasAen inder Chausseestratze die Generalversammlung desBezirksverbandes Berlin-Brandenburgstatt. Der Vorsitzende Genosse Brühl widmete dem Jnter-nationalen Jugendtag einige herzliche Worte und besprachdann in kurzen Worten die nächsten Aufgaben derPartei. Er wandte sich insbesondere sehr scharf gegendie Rechtssozialisten und lehnte jede Einigung, jede Ge-meinschaft mit ihnen ab. Dies müsse von uns auch fest-gestellt werden im Hinblick auf die Rückkehr derKriegsgefangenen, die in den Sammellagernpolitisch bearbeitet werden. Jedes Mitglied müsse sich bewußt unserem offenen Bekenntnis zum Räte-system und der Diktatur der Ardeiterklasseanschließen. Wir wollen kein« Mitglieder unter falschenVoraussetzungen. Besonders zwei Aufgaben seien wichtig:die Schulung unserer Mitglieder und di« Er-fassun g der Frauen. Unsere Parole müsse sein:altes für den Sozialismus, alles durch denSozialismus.Es entspann sich nun eine Geschäftsordnimgsdebatteüber die Festsetzung der Tagesordnung. GenosseN e u m a n n beantragte zu dem Referat des GenossenHaas? über Parlamentarisnnis den Genossen D ä u m i gals Korreferenten zuzulassen Genosse Haas? erklärte sich beider Bedeutung dieser Frage mit dem Korreferenten einver-standen, meinte aber, daß man dann in einer neuen Ver-sammlung über Parlamentarismus ausführlich reden könne,um heute dos Verbandsstatut fett igz» bringen. Brühl sprachsich ebenfalls für die Erledigung des Organisationsstatutsaus. Die Versammlung beschloß an erster Stelle dieVorträge entgegenzunehmen und dann erst die Statuten-berat ung zu erledigen. Hierairf erhielt das WottGenosse Haafe Uber„Parlamentarismus".«l« bie Partei stn März dieses Jahre» ihr Revolution».Programm beschlossen hatte, war laum anzunehmen, daß soschnell ne-ue tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten entstebenkönnten. DaS Revolutionsprogramm hat zur Klärung derMassen beigetragen und eine außerordentliche Werbekrast entwickelt. Die programmatische Erklärung der Part« sprach klarauS, daß da» Räteshstem und die Diktatur de»Proletariats notwendig seien, ebenso aber auch alleanderen Kampfmittel einschließlich des Parlamentarismus. Der Parteitag sprach sich damit � deutlichgegen jed« proudhanistischene und blanaut strichen StrömungenauS. E« wird in unseren Reihen viel darüber gesprochen, obwir dem ParlamenlariSmuS nicht Valet zu sagen hätten. Da»ist kein funkelnagelneuer Gedanke. Di« Geschichte der Arbeiter-bewegnng hat sich nach allen Richtungen mit dieser Frage be-schäftvgt. Durch die Geschichte ist oi« Entscheidung längst gefälltworden. Ich mache niemandem einen Vorwurf daraus, wenner heute wenig licht und studiert, daran sind Krieg und Revo-lution schuld.Ein« Anschauung geht dahin, daß wir mit dem Parla-mentari«,nu» überhaupt nichtSzu tun hätten,die andere Anschauung geht nicht so weit,«sie meint, daß manan den Wahlen sich beteiligen müsse, aber die Erwählten dürstennicht in die Parlamente gehen. Die dritte Anschauung will, daßdie Gewählten auch ihr« Plätze in, den Parlamenten in Besitznehmen und die ParlameutStridün« als Propaganda und für diePartei benutzen, alber e« ablehnen, an der Gesetzesarbeit mit'zuwirken. Die vierte Anschauung geht dahin, daß da» Proletariat ein« doppelte Aufgabe habe, durch Ueberwindung der Bour«geoifie zum Sozialismus zu kommen. Deshalb fei es Aufgabeder Ettvählten, im Parlament mitzuarbeiten, ume» zu stählen für diesen Kampf. Auch das fordert«in harte?Ringen mit der bürgerlichen Gesellschaft. Einigkeit besteht darin,daß keine Koalition eingegangen werde« dürfe.ES ist kein Awerfsl, daß di« Abgeordneten sofort da» Parlamentderliassen muffen, wenn fie da» Vertrauen ihrer Wähler nichtmehr genießen. Da» mit ja jetzt erleichtert durch va» Pro-portionalwahlrecht.Wir alle haben nie einen Zweifel darüber gelassen, daß wirnicht im Parlament die einzige Tätigkeit für da» Proletariatsehen. Wir haben verlangt, baß die Abgeordneten sich nicht loS-lösen von der Masse. Wir haben den parlamentarischenKretin iimu» verachtet«, und ich»«rächt« ihn auch noch ietzt.Deshalb war«» für uns auch«ine rein« Lächerlichheit, als Ebettund Scheidemann da? Parlament nach Weimar beriefen, vm«Sdem Einfluß der Mass« zu entziehen.je häufiger, je besser. Die Reaktion habe die LegiSlaturperidddoch nicht auk Liebe zur Arbeiterschaft auf fünf Jahre verlängertHaben wir gewählt, dann müssen wir auch ins Parlamentgehen.Auch dl« dritte Internationalespricht sich nicht grundsätzlich gegen den Parka«mentarismus aus. Als die Botschcwiki zur Regierungkamen, dachten sie auch nicht so, wie heute. Nur weil die kon-stituierend« Versammlung ihnen nicht paßt«, jagten die Bolsche-wiki fie auseinander. Di« Engen in Bulgarien sahen sich jetztpraktisch vor diese Aufgabe gestellt. Diese Partei hat einengroßen Erfolg davongetragen, von 10 Sitzen ist �si« auf 45 gestiegen und hat die Reformsoz'alisten aus dem Sattel gehoben.Ebenso die jungscbwedische, norwegisch« ui-o schweizerische Parteihaben trotz des Anschlusses an die dritte Internationale nichtdaran gedacht, sich von den parlamentarischen Einrichtungenziltückzuziehcn. Unsere Doktrinäre bilden sich ein, die wahrenRealpolitiker zu sein und die Revolution in Erbpacht genommenhaben. Genosse Haase zitiert« Stellen aus einem Artikel.Leipziger Volkszeitung" von Kurt Geyer:»Die Frage, ob die Partei sich überhaupt an parlamen-tarischen Wablen beteiligen und Vertreter in die Parlamenteentsenden soll, ist«ine taktische. In einem Zeitpunkt.in dem offer revolutionäre Kämpfe geführt werden, habe«Vertreter der Revolu.ionSpartei in den bürgerlichen Paria»menten nichts zu suchen. Ganz abgesehen davon, daß man fiebeim offenen Kampfausbruch sofort unschädlich machen würde.In einer vorrevolutionären Situation muß die Parlaments»tribüne benutzt werden, um die Massen durch Fanfarenftößezu sammeln und anzuspornen. Parlamentarische Kleinarbeitm solcher Situation würde nur Kraftvergeudung bedeuten."Also Unterscheidung zwischen revolutionärer Situation, vor-revolutionärer Situation und vorvorrevolutionärer Situation.Geyer sagt weiter:»Aehnliches gilt für di« Beteiftgung an Wahle m In einerSituation, in der der offene Ausbruch revolutionärer Kämpfe10 nah« bevorsteht, daß nur Monat«, ja Wochen noch von demlusbruch trennen, würde die Beteiligung an Wahlen nureine Schwächung der revolutionären Stoßkraft bedeuten.Und dl« Situation in Teutschland ist vor»revolutionär."Ich selbst gehöre zu den sehr ungeduldigen Revolu-tionären. Aber ist wirklich jemand hier, der mbKurt Geyer von der prophetischen Gabe erfüllt istdaß nach Wochen oder nach Monaten der groß,Entscheidungskampf da fein wird? Glauben Sie, daß MarzEngels jo vermessen gewesen wären, die Revolution fü>undIst dem» das Parlament überhaupt nStig?Marz und Engels haben den Parlamentarismus nicht prin-zipiell abgelehnt. Auf dem Gründung? kongveß der Kommunifti-schen Partei Deutschland» hatte Ro sa Luxemburg eben-fall» die Beteiligung an den Wahlen gefordert.Da» verlangte fie im Dezember, wo die revolutionäre Welle nochhoch ging und eine Ablehnung des Parlamentarismus verstand-licher gewesen wäre. Den Avbeitern auf dem Kongreß sagte fie,wa» ich den Arbeitern nie sagen würde:»Ihr seid nur denkfaul,wenn rbr verlangt, daß man fich an den Wahlen nicht beteiligensolle." Derselben Auffassung war Karl Liebknecht. And auchGenossin Zetkin, die der Kommunistischen Part« angehört,ist in der«evolutionären Zeit Mitglied de» Württemberg ischenLandtags geworden und übt ihr Mandat auch cm». Freilich hatsie von den Kommunisten schon ihre Quittung bekommen: Siemöge nur weiter durch ihre Tätigkeit den Sozialismus komprv-mittieren. Man legt gar keinen Wert mehr ans sie und hat ihrsogar die Forderung gestellt, entweder aus dem Parlament auS-zutreten oder auS der Kommunistischen Partei. Dabei wiegtGenossin Zetkin doch weit schwerer al» manche in der Komm».nist ischen Partei Herumstrend« Personen.(Sehr gut!) GenossinZetkin hat fich aber geweigert, ihr Mandat niederzulegen, da fiefich bei ihrem Einblick in die Geschichte und da» Wesen de» sozia-listischen Kampfe» solche vorfchttsten nicht gefallen lassen könne.(Sehr richtig!) Ich könnt« e» nicht besser ausdrücken, als Ge»nosfin Zetkin getan hat. Ja, man muß schon einige Einblickein geschichtlich« Zusammenhänge haben.Genosse Haas« schilderte dann die Diskussion über denfarlamentariSmu? auf dem Internationalenongreß in Zürich 1893. Man kam einstimmig zur Auf-' fassung, daß da, wo die Partei stark dastehe, st der Kompromißmit den Bürgerlichen einen Verrat darstelle. Die Deutschen er-klärten durch Wilhelm Liebknecht: In Deutschland istjeder Kompromiß mst den Bürgerlichen unmöglich. Wir müssenun» emanzipieren von der Phrase. Es gibt keine revolutionär«und keine konterrevolutionäre Taktik, sondern eS gibt nur eineTaktik zu revolutionären oder konterrevolutionären Zwecken.Ebensowenig ist auch die StaaiSmaschine an fich reaktionär oderrevolutionär. Wenn mich jemand mit einer Waffe angreift, ver-acht« ich sie nicht, sondern ich entwinde sie ihm.(Sehr richtig!)Auch auf dem Londoner Kongreß von 1809 erklärte Bebel.daß die deuffchen Arbeiter kein Verständnis hätten für dieWcchkenthaltuug.(Hehr guty. Ihr« Parole fett mehr wähle»,Wochen oder Monat« vorauszusehen? Ein« shlche Politik versteh,ich nicht. Ich verstehe auch die Arbeiter nicht, die auf ein« solch,»Hoffnung" alle» setzen. Man muß sich auf alle Situationen«in.richten. E» kann auch ander» kommen,«» kann auch länge,dauern.Was würdendie Folgen der Wahlenthaltuuzsein? Beurteilen Sie da» selbst nach Ihrem eigenen Erfahrungen.Würden fich die Massen der Wahl enthalten? Sie würden zurWahl geben, wir würden die Massen von un? fortstoßen untz psRechtssozialisten würden den größten Triumph erleben. Für dies«Politik danke ich. fLebbaiter Beiiall.) Dies« Politik können nurLeute vertrete-n, die fich an irgendeinem Motte berauschen,lHändeklatschen.) Mir, die wir auf dem Boden de»RätesystemS stehen, können diesem Svsteme keinen schlecht«.ren Dienst erweisen, als wenn wir e» als Fetisch bestachten.Ist denn da» Rätesystem unser Ziel? Nein, eS ist auch nur«st,Mistel.(Lebhafter Beifall.) Wir wollen doch die fozialistjfchxGesellschaft, nicht da» Rätesystem.(Sehr gut!) Wstklammern un» an Formalitäten und vergessen darüber die so,zialistische Entwicklung. Begehen wir dock nicht di« Fehle, derBolschewisten, lernen wir dock aus diesen Fehlern. Ich halt««»für verkehtt, die Frage zu stellen: Rätesystem oder parlamen»tarisch« Wahl. Jawohl. In dem Augenblick, in dem wst zurAlleinherrschaft kommen, spielt diese Fraae eine Nolle.� Wa» hataver bis zu dies«« Augenblick zu geschehen? Bi» dahin benutzenwir da» Rätefvftem. und jede andere Waffe, auch den Parlamentarismus.(Sehr gut!)Die Köpfe unter den Kommunisten, die lange im Proletariatgekämpft haben, find ebenfall» zu dieser Ueberzegung gekommen.Eine Reichskonferenz der Kommunistischen Pattei hat fich miider Frage beschäftigt, ob«» nicht zweckmäßig sei, den Kampfinnerbalb der restaurierten Parlamente aufzunehmen. Will manden Kampf, dann muß man auch in di« Parlamente hinein-gehen. Das soll Verrat fern? Nein, Verrat ist, wenn man auchnur ein Tüpfelchen von seinen Grundsätzen aufgibt. Noch«in«Frag« an bie Genossen, die jetzt mit all diesen Gedanken so spie»len. Parlamentarismus ist doch auch der kommunaleParlamentarismus. Wollen denn die Genossenauch au» den kommunalen Vertretungen! herausgehenund eS den bürgerlichen Patteien und den Rockts-ozialistenüberlassen, über das Wohl trrtb Wehe der Gemeindemitgliedetzu befinden? Es ist so absurd, daß darüber nicht viel Worte zuverlieren find. Jaure» sagte 1898: Der Sozia/iSmuS kann nichtein Stück der Macht sein. Deswegen halten wir e» auch für dengrößten Verrat der Rechtssozialisten, daß sie mit den Bürger-lichen paktieren. Aber bi» die Vollbmsckaft kommt, haben wstalle Mistel anzuwenden, Gewerkschaften, Genossenschaften, Räte,auch da» Parlament. Wir schwächen un» nicht, wir starken unsnur dadurch.(Langanhaltender Beifall und Handeklastcken.)Das Wott erhält hieraufGenosse Däumig als Korreferent.Genosse Haas« hat in den einleitenden Sätzen feiner Redeein flammende« Anathema gegen die radikale geschleu-dett. Da» soll mich nicht hindern, meinen grund>atzuchen Stand-Sankt hier darzutun. Haase hat seinen Schmerz darüber zum«»druck gebracht, daß trotz d«S RedolutionSprogrammS auch heut«noch Meinung»versckiedeuheistn herrschen. Da» Programm warein Kompromiß mit allen Schattenseiten deS Kompromisse».Wir gehen an die Beurteilung der Frage d«S Parlcnnenta-tt»mu» von anderen Voraussetzungen auS, al« Ge-nosse Haafe. Da», wa» ich vertrete, fit ein PccSu.t der Revo-lution,«rlfo verhältnismäßig jungen Datums In der gegen.wattigen Situation müssen wir dieser Einrichtung mit ganzanderen kritischen Augen gegenübertveten, als bi» jetzt.diesem Stadium der Revolution hat der Parlamentarismus keineBegründung mehr. Er ist geboren au» der. Gebundenheit betFeudalzeit, um dem dritten Stand Ellbogens reihest zu verschaffen.Diese Ellbogen freihest ist durch die bürgerlichen Revolutionen ge-schaffen worden. Heute liegen die Dinge so, daß der Kaps»tatiSmu» durch die Katastrophe des Krieges.'�inenGrundfesten erschüttert ist. Wir müssen stoßen, wasfällt. In dieser gegenwärtigen historischen Epoche dient«« nichtder revolutionären Entwicklung, wenn wir die parlamentarischeIdeologie weiter aufrechterhalten. Den geschichtl'äen Argumentenkann man fich wohl nicht verschließen. Aver der Kongreß van 3893sah vor sich eine ökonomische Lage, die wie Tag und Nacht unter»schieden war von der gegennwrttgen Situation- Damals bestand deq