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Einzelpreis 15 Pfennig 2. Jahrgang

Die Freiheit" erscheint morgens und nachmittags, an Sonn- und festtagen nur morgens Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin 4.- M., bei direktem Postbezug monatl. 4.65 m., bei Zustellung unter Streifband für Deutschland  6.50 m., fürs Uusland 7.50 m., per Brief 12.50 m. Redaktion und Expedition: Berlin   NW. 6, Schiffbauerdamm 19 III. Fernsprecher: Amt Norden 2895 und 2896.

Dienstag, den 7. Oktober 1919

Tr. 487/ B 222 Abend- Ausgabe

Jnferate kosten die achtgespalt. Nonpareillezeile oder deren Raum 1,20 m., Wortanzeigen das fettgedruckte Wort 50 Pf., jedes weitere Wort 25 Pf. Teuerungszuschlag 20 Proz Bei familiens u. Dersammlungsanzeigen fällt der Zuschlag fort. Inserate für den darauf folgenden Tag müssen spätestens bis 3 Uhr nachmittags bei der Expedition aufgegeben fein. Inseraten- Abteilung: Berlin   NW. 6, Schiffbauerdamm 19 Fernsprecher: Amt Norden 9768

greiheit

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Der englische Arbeitersieg.

Das Neutersche Bureau meldet aus London   vom Rompromiß geendet fei, und bas bie Streifenben tat. 5. Oftober amtlich: Die Bedingungen für die Beilegung des mitbri Gareifs sind folgende:

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1. Die Arbeit wird sofort wieder aufgenommen.

daß sie vor dem 31. Dezember beendet sind.

8. Die Löhne werden bis 30. September 1920 auf ber gegenwärtigen Höhe gehalten und tönnen nach dem 1. Au­gust 1920 im Lichte der dann herrschenden Verhältnisse nad geprüft werden.

fächlich in allen Sinsichten gefiegt hätten. Der allgemeine Einbrud gehe dahin, daß die Regierung ihre Saltung änderte, nachdem die gemäßigten Streifführer sie in einem Manifest darauf aufmerksam machten, daß die Kon

proklamieren würde.

Das Problem der Internationale.

2. Was für eine Internationale brauchen wir?*)

2. Die Verhandlungen werden fortgesetzt mit der Maßgabe, ferenz am Mittwoch wahrscheinlich den allgemeinen Streit geringen Teile eine Folge jener Ueberschätzung, die man

4. Stein erwachsener Gisenbahner soll weniger als 51 Schilling wöchentlich erhalten, so lange die Kosten des Lebensunter­haltes nicht weniger als 110 Prozent über der Höhe vor dem Kriege stehen.

3. Die Arbeiter werden mit den bei der Arbeit Gebliebenen oder zur Arbeit Zurückgekehrten in Harmonie arbeiten, und niemand wird in irgendeiner Weise wegen des Streits

benadteiligt werden.

A. S. Die ungeheure Enttäuschung, die das Versagen der sozialistischen Internationale während des Krieges her­vorgerufen hat, und die heute noch in Form einer tiefen Berbitterung in den Waffen fortlebt, war zu einem nicht gegenüber der Internationale betrieb. Man berauschte sich Aus London   wird gemeldet: Der Führer der streifenden an den großen Mitgliederzahlen jener Parteien und Orga Eisenbahnarbeiter 2 hsmas teilte mit, daß die Arbeiter nisationen, die an den internationalen Tagungen teil­mit dem geschaffenen kompromiseinverstanden nahmen; man übersah geflissentlich, daß die Uebereinstim seien. Als die Streifenden sich weigerten, mit den Streit mung in wichtigen Fragen oft erfauft wurde durch eine Ber­brechern zusammenzuarbeiten, machte Thomas sie darauf auf- tuschung der Gegenfäße, die die theoretische Bertiefung und merksam, daß dies unzulässig sei, da das Abkommen auf Gegen- die praktische Schlagfertigkeit lähmte; man gab sich der feitigkeit gefte und beibe Parteien die übernommenen Verpflich- utopischen Borstellung hin, daß die demonstrativen Beschlüsse tungen ausführen müßten. Der andere Arbeiterführer Gramt der internationalen Kongresse ausreichen würden, um den erklärte, daß die Arbeiter zwar nicht alle Forderungen durch- wachsenden imperialistischen Gefahren zu begegnen. festen, daß er aber doch mit den Errungenschaften zufrieden sei. Bereine von Arbeitern, die ursprünglich zusammentraten, um Daily News" weist auf die Tatsache hin, daß die dreißig einen Sympathieftreit mit den Eisenbahnern zu proklamieren, dann beschlossen, die bekannte Schlichtungskommission einzusehen, die jest den Streit zu Ende gebracht habe. Dieser Umstand tönne mit einem Siege im Felde verglichen werden.

Derselbe Utopismus, nur in einer anderen Verkleidung, an eine über den Massen thronende Macht, wieder ist es die feiert auch jetzt seine Triumphe. Wieder ist es der Glaube Sehnsucht nach einer starken Hand, die von oben her in die 6. Die in Folge des Streits einbehaltenen Löhne werden nach Geschicke der proletarischen Revolution eingreift und sie zunt Wiedenaufnahme der Arbeit ausbezahlt werden. Siege führt, die zahlreiche Arbeiter verleitet, die ungeheuren Bereits tagelang vor Beendigung des Streifs hatte die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus der Internationale au deutsche Presse, mit Ausnahme der Presse der Unabhän- Danach ist klar, daß alle diejenigen, die den Streif als übersehen, und in denselben Fehler wie vor dem Kriege zu gigen, den Streik der Eisenbahner als eine Niederlage einen Mißerfolg für die Arbeiter darzustellen versuchen, das verfallen: in den Glauben an die wunderwirkende Kraft bezeichnet. Es ist deshalb kein Wunder, daß sie jetzt nicht mit sehr durchsichtigen Absichten tun. Ihnen von Resolutionen und Richtlinien, hinter denen noch nicht den Mut aufbringt, ihr falsches Urteil zu berichtigen. Denn liegt daran, das Vertrauen der Arbeiter in ihre eigene die Macht steht, die sie zu verwirklichen vermag. Die leider es fann feinem Sweifel unterliegen, daß die Bedingungen, Kraft und in ihre Solidarität zu untergraben. Aber ihr noch immer weit verbreitete Unkenntnis der Verhältnisse unter denen die Beendigung des Streifs stattgefunden hat, Beginnen ist vergeblich. Die iezt gemeldete Tatsache, daß im Auslande, die Schablonisierung der revolutionären Bro­einen Erfolg der Eisenbahner darstellen. Daß die Neuauf der Massenbersammlung der Eisenbahner in Albert Hall   zeffe in den verschiedenen Ländern, die kritiklofe Uebertra­ter- Meldungen das nicht offen zugeben, sollte gerade die die Mitteilungen des Eisenbahnführers Thomas über die qung innerpolitischer Organisations- und Kampfmethoden Beitungen stubig machen, die die geringe Glaubwürdigkeit Bedingungen der Beendigung des Streifs mit Begeisterung auf die internationale fozialistische Politit, all das fördert der Reuter- Meldungen immer und in diesem Falle be- begrüßt worden sind, und daß die Eisenbahner ganz allgemein einen Utovismus in der Frage der Internationale zutage, sonders stark betont haben. Einen viel besseren Maßstab mit den erreichten Bedingungen zufrieden sind, beseitigt der die schöpferische Arbeit auf diesem Gebiete hemmt und zur Beurteilung der Bedingungen bieten die Urteile der doch jeden Zweifel, wie die Beteiligten das Ergebnis au schweren Enttäuschungen und Rückschlägen bei dem Aus­englischen und der neutralen Presse. Ueber sie berichtet des Kampfes werten. Sie sehen den Ausgang als einen bleiben der erhofften Erfolge führen muß. Hollandsche Nieuws Bureau" folgendes: Erfolg an, so daß die hämische Kritik, die ihren Aerger H, N. Haag, 7. Oktober.

Hostes Kampf gegen die U. S.   1. D.

Ein Kapitel zur Pressefreiheit.

Wollen wir uns vor diesen Enttäuschungen bewahren, über diesen Ausgang des Streits nur schlecht verbergen so müffen wir uns flar und nüchtern davon Rechenschaft ab­Der Londoner Sonderberichterstatter des Nieuwe Coufann, fich als offene Gegnerschaft gegen diesen geben, wa 3 wir wollen und was wir, bei dem heutigen rant" berichtet, daß der Streit unerwartet schnell mit einem wichtigen Erfolg der englischen Arbeiter kennzeichnet. Stand der revolutionären Entwicklung in den verschiedenen Ländern, durchzusetzen vermögen, um unserem Willen die Gründe, die zu ihrer Entlassung führten. Damit ist die Recht in der Internationale Geltung zu verschaffen. Könnte man losigkeit ihrer Freiheitsberaubung offen zugegeben. Anscheinend fich auf eine rein negative Kennzeichnung unserer wurde die Enttlassung deshalb vorgenommen, weil die sächsische Wünsche beschränken, so wäre unsere Aufgabe leicht. Dann fürchtete, die am Montag wieder zusammengetreten ist. Unsere gehören wollen, die sich nicht vorbehaltlos auf den Boden Regierung eine Kritit der Rechszustände in der Kammer be- genügte die Feststellung, daß wir keiner Internationale an­Genossen werden der Regierung von dieser Kritik aber nichts unseres Programms stellt. Nicht minder leicht wäre die schenken, zumal die Regierung die Schutzhaft über eine Reihe praktische Durchführung eines entsprechenden Beschlusses: ben weiteren Personen aufrecht erhält und erst in den letzten wir brauchten bloß mit allen jenen Gruppen im Auslande, Tagen wieder Kommunisten ohne jeden ersichtlichen Grund in die sich auf den Boden unseres Programms stellen, in Ver­Haft nehmen ließ. bindung zu treten und sie zu bewegen suchen, gemeinsam mit uns eine internationale Organisation zu bilden. Aber selbst vorausgesetzt, daß eine solche Aktion Erfolg haben sollte, würde sie feinesfalls bedeuten, daß wir die proletarische Internationale wiederhergestellt hätten. Wir hätten. vielmehr bloß eine neue internationale Gefte ge­schaffen, deren Existenz allein schon in Widerspruch stände mit jener großen Idee der Vereinigung der Proletarier aller Länder, die Marr und Engels der ersten Internationale zugrunde legten.

Die Parteileitung hat beschlossen, in zwei lug blättern die Bevölkerung über die Schande des gegenwärtigen Regierungssystems aufzutlären. Reichsverfassung und Arbeiter­schaft" war das eine,„ Schukhaft, Klassenjustiz, Volksgerichtsbar­teit" das andere bezeichnet. So etwas aber will die Nosteregie. rung nicht dulden. Sie fühlt instinktiv, daß ihre unter aller Kritit stehende Politik in der Tat eine ernste Seritif nicht verträgt. Da sie aber einer gesunden Politit nicht fähig, verbietet sie die Kritik. Wie in der Zeit bes burgfriedlichen Belagerungszustandes unter der Fuchtel wilhelminischer Militärs unterbindet sie das Erscheinen von Flugschriften, die ihr nicht genehm sind. Dieser Unterdrückungsmut sind auch die beiden Flugblätter zum Opfer gefallen. Die berüchtigte Nostebittatur, bie das Erscheinen von Flugschriften an die Genehmigung bindet, zwang die Parteileitung, um die Genehmigung des Drudes und Ver­triebes der Flygblätter nachzusuchen. Jetzt erhielt sie den Be­scheid, daß die Genehmigung versagt wird.

Mögen Neste und Konsorten sich weiter in dem holden Traume wiegen, durch Meuchelung der Kritik die Widersacher ihres verderblichen Tuns hinwegzuräumen. Der eherne Gang der Geschichte wird ihrem Treiben die gebührende Würdigung nicht ersparen.

Der Metallarbeiterstreit.

Die Lage ist im allgemeinen die gleiche geblieben. 1600 Ar­beiter in verschiedenen Kleinbetrieben haben sich dem Streit neuerdings angeschlossen.

Eine Rommission wird im Laufe des Tages beim Reichswehr. minister und Polizeipräsidenten vorstellig werden, um zu ber­fuchon, dak die durch die militärische Besetzung der Siemens werte geschaffenen Zustände beseitigt werden.

Aus ter Schußhaft ent'affen.

Kritische Lage in Litauen  .

Aus Kowno   wird uns unter dem 2. Oftober mitgeteilt: Die Bewohner in den von den Polen   besetzten Gebieten Litauens   ertennen, daß das polnische Regime die Wiederkehr der Herrschaft der Großgrundbesitzer und der Volksunterjochung be­deutet. Die Polen   sehen deshalb ein, daß sie nicht mehr lange im­stande sein werden, die litauischen Gebiete besetzt zu halten, und führen darum, den Bauern das Getreide und andere Materialien weg. Im Gebiete des früheren Gouvernements Sumalti, wo sich mehrere Tausend Bauern zur litauischen Freiwilligenarmee mel­deten, kam es zu Aufständen gegen die polnischen Bedrücker. Nach einer weiteren Mitteilung aus Stowno ereignete sich in Schaufen ein bedauerlicher Vorfall. Dort stehende deutsche Soldaten sollen das litauische Gymnasium angegriffen haben, wo­bei der Gymnasialdirektor und einige Lehrer und Schüler getötet wurden. Eine Untersuchung darüber ist im Gange.

In seinem bekannten Brief an Schweiter vom 13. Of. tober 1868 schrieb Mary über die Seftenbewegung der Lassalleaner:

„ Die Sefte fucht ihre raison d'etre( Eristenabedingung), ihren point d'honneur( Ehrenpunkt), nicht in dem, was sie mit der Alaffenbewegung gemein hat, sondern in dem besonderen chiboleth, das sie von ihr unterscheidet."

Die hier zum Ausdruck gekommene schroffe Ablehnung einer jeden Seftenbewegung, die der Zusammenfassung der broletarischen Kräfte hinderlich ist, haben die Schöpfer des

3ur Jndustriellen- Konferenz in Washington  . wissenschaftlichen Sozialismus als obersten Grundfah ihres

wirb

H.M. Haas, 7. Oftober. Aus Washington  gemeldet: Die Industriellen­Konferenz hat Montag unter Vorsiz des Arbeitsministers be gonnen. Man versuchte in dieser Konferenz einen Ausgleich awischen Kapital und Arbeit zu schaffen, aber die Aus. sichten sind nicht sehr günstig. Wärend der jüngsten Monate haben in der Vereinigten Staaten   fast 1000 Streits

politischen Wirkens angesehen. Mit dem Erstarken der pro­letanischen Bewegung in den einzelnen Ländern ist dieser Grundsatz von allen führenden Parteien der Internationale übernommen worden. Nicht zum Schaden der internatio­nalen Arbeiterbewegung, die in wenigen Jahrzehnten zu einem wichtigen Faktor der internationalen, Bolitik wurde. Bei der jetzt in Angriff zu nehmenden Arbeit zur Wieder

Die Leipziger Genossen Schöning, Diet, Levinson stattgefunden, wodurch in vielen Betrieben die Erzeugung um herstellung der Internationale muß die Ablehnung und Reif sind am Sonntag aus der Festung Königstein   ent- 40 v. H. zurückgegangen ist. Die Eisenbahner und einer jeden Seftenbildung für uns oberster lassen worden. Eie saken dort seit Monaten in Schubhaft, Minenarbeiter bereiten einen Feldzug für die Grundsatz sein. Lieber gar keine Internationale, als eine die auf Befehl des Generals Maertet, als dieser Leipzig   be- Nationalisierung ihrer Betriebe vor und warten Anzahl sich gegenseitig bekämpfender internationaler Orga­sette, über sie verhängt worden war. Die Gründe der Jn lediglich ab, wie die Judustriellen- Konferenz hierüber ent­baftierung bat man den Genossen ebensowenig mitgeteilt, wie jetzt fheiben wird,

* Siehe Nr 43R