Einzelpreis 15 Pfennig 2. Jahrgang

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Mittwoch, den 22. Oktober 1919

Str. 511/ B 233 Abend- Ausgabe

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greibeit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Bon der Friedensvermittlung zum Kriege Fünftige Gestaltung ber Regierung Rußlands

mit Umerita.

Aus dem Untersuchungsausschuß.

nach der Besiegung der Bolschewisten zum Ausdruck zu bringen. Eines der wichtigsten Mitglieder der Mission ist der fcühere ruf fische Botschafter Maflatow. Er führt einen Verfassungsent wurf mit sich, der nach dem Einzug Deni fins in Mosiau protia­Auf den parlamentarischen Untersuchungsausschuß find miert werden foll. Diefer Entwurf sieht eine föderalistische die Klagen der Presse über die beschränkte Deffentlichkeit der uifische Republi! bor. Ob sich allerdings die monarchi Berhandlungen nicht ohne Eindruck geblieben. Der Vorstischen Monterrevolutionäre im Lager Denitins an die Wünsche fisende macht zu Beginn der Sigung bekannt, daß bei der bankrotten liberalen Politiker in Bovis fahren werden, ist der Wahl des gegenwärtigen Verhandlungsraumes feinerlei mehr als zweifelhaft.

böfe Absichten vorgelegen haben. Es sei bisher kein anderer

Die Schuld am Kriege.

Von Heinrich Ströbel.

III.

Die Schuld der deutschen Regierung.

Am 4. Juli berichtet der österreichische Botschafter in Berlin , Graf Szögyeny , an Berchtold:

" Herr Zimmermann versicherte, er fände ein energisches, ente schiedenes Borgehen der Monarchie.... gegen Serbien zanz be greiflich, doch würde er diesbezüglich große Borsicht empfehlen rungen zu stellen."

Raum vorhanden gewesen, für die Zukunft werde aber wahr. Die Schande des Belagerungszustandes, und raten, an Serbien feine bemütigenden Forbes

scheinlich der Blenarsigungsfaal des Herrenhauses zur Ver­fügung stehen.

Das Rubrecho" auf unbestimmte Zeit verboten.

Effen Ruhr, 21, Oftober.

Die heutige Bernehmung des Grafen Bernstorff fest äußerst intereffant ein. Einige Fragen betreffen die Handelsbeziehungen Amerikas zur Entente. Prof. Schäfer Auf Anordnung des Generalfommandos des 7. Armeekorps tommt dann auf die belgische Annexionsdebatte und ihren ist heute das" Ruhrecho" unter nichtigen Vorwänden wegen Be­Eindruck in Amerika zu sprechen. Der Vorfizen de hauptungen über den ungerstreit in Wert und wegen macht dazu eine Bemerkung, die mit dem Begriff Annegion einer Kopfleifte: Wie lange soll die Schande bes Betage. Annegionungszustandes ein wenig spielt, aber die Debatte springt dann auf ein anguftandes noch dauern? bis auf weiteres verboten. anderes Thema ab. Das Verbot ist im Einvernehmen mit dem Reichskommissar Severing erfolgt.

Abg. Schüding fragt nach den Momenten, die die Stimmung in Amerika gegen Deutschland so ungünstig be­einflußt habe, und nun fommt man, zum guten Teil dant dem intensiven Frageeifer des Genossen Osc. Cohn, auf die bedenklichen Aktionen deutscher Agenten in Amerika zu prechen, die das amerikanijdje Bolt in hohem Maße auf regten.

Das ist die einzige Stelle in den bis zum 23. Juft reichenden Dofumenten, die als Warnung vor allzu prov fatorischem Vorgehen Desterreichs angesehen werden fann. Aber diese Warnung erfolgte zudem vor dem 5. Juli, o od der Unterredung mit Wilhelm in Potsdam ! Aber die; cr Bericht Szögyenys beweist auch noch etwas anderes: duß dem österreichischen Botschafter feineswegs nachgesagt werden fann, er habe warnende Stimmen aus Berlin geflisfentlich unterschlagen. Wenn er später nur noch Ansichten der deut Daß unser jüngstes Parteiblatt, das Ruhrecho", sich im ichen Regierungsmitglieder mitzuteilen bat, die eine An­besonderen Maße den Zorn der Rechtssozialisten zuziehen reisung zur rüdsichtslosen Kriegsproc würde, war von Anfang an klar. Im Ruhrgebiet befaßtation barstellen, so lag das nicht an seiner Bericht­unsere Bartei bisher kein einziges Blatt. Das Erscheinen erstattung, sondern an der Saltung der Ber des Ruhrecho" gefährdete also die Herrschaftliner Regierung. der Rechtssozialisten ebenso, wie es das Treiben der Am 5. Juli meldet a 3 ghenn an Berchtold über Die Sabotageaften gingen nicht von dem Grafen Militaristen schonungslos enthüllte. Dafür ist es jetzt von die Aufnahme des Sandschreibens von Frans Bernstorff aus, aber es ist einigermaßen schwer, ben wirt. den Machthabern, die die Preffefreiheit im Wunde führen, osebb durch Wilhelm. Der deutsche Kaifer bobe lichen Urheber festzustellen. Der Vorfipende armuth fie aber Tag für Tag mit Füßen treten, unterdrüdt worden. die Schriftstücke( Sandschreiben und Denkschrift) mit stellt die Suggestivfrage, jedenfalls sei also die deutsche Die Gründe dafür sind für unsere Partei nur ehrenvoll. Lie größter Aufmerksamkeit gelesen" und versichert, daß er Begierung nicht schuldig. Sierauf Bernstorff Rechtssozialisten und die sie beherrschenden Militärgewalten eine ern ft e Attion unirerfeits gegen Servien Tächelnd: Ja, es fon.mt darauf an, was unter Regie- fönnen es nicht vertragen, daß ihr Schandregiment, erwartet babe", doch müffe er, da eine ernste euro­zung zu verstehen ist." Mon einigt sich auf die Un- das fich mit Demokratie und Freiheit so wenig verträgt, wie päife Romplitation im Auge behalten werden fchuld des Auswärtigen Amtes und fäßt einstweilen unaus- Feuer mit Waffer, an den Branger gestellt wird. Die Ar- müffe, erit mit dem Kanzler beraten". Nach dein gesprochen erkennen, daß die deutschen Militär- und beiterschaft des Ruhrgebiets aber wird durch dieses Vecbot Dejeuner , als er, Szögyeny, nochmals den Ernst der marinebehörden diejenigen waren, zu denen die ihres Blattes erst recht einsehen, daß sie den Scheinjozia. Situation mit großem Nachdruck hervorgehoben habe, Fäden der Verschwörungen" in den Bereinigten Staaten liften den allerschärfften Stampf anjagen muß. habe ihn Wilhelm zu der Meldung ermächtigt, daß wit zurüdführten. anch in diesem Falle auf die bolle Unter­ftütung Deutschlands redynen fönnen".

Bon den bolschewitischen Fronten.

Zur Einigung.

Nach seiner( Narifer Wilhelma) Meinung muß aber mit dieser ftion nicht augewartet werden. Rußlaube feit Jahren borbereitet, und follte es au einem Strieg zwischen Haitung werde jebenfalls feindselig sein, doch sei er hierauf fchon

Amsterdam , 21. Oftober. Das Organ ber niederländischen sozialdemokratischen Ar­beiterpartei Set Bolt" schreibt in einem Leitartikel unter Sin­Die Siegesmelbungen der ruffischen Weißen Garden über weis auf die in Deutschland zwischen der sozialdemokratischen Desterreich- Ungarn und Rußland fommen, so könnten wir über. bie Einnahme Betersburgs, sind in den letzten Tagen erheblich Partei und der Partei der Unabhängigen herrschende Spaltung, zeugt sein, daß Deutschland in gewohnter Bundestreue an unserer aufammengeschrumpft. Weder hat sich die Armee Judenitsch die Notwendigkeit einer Bereinigung der beiben Seite stehen werde. Rußland fei übrigens, wie die Dinge cute ais start genug erwiesen, um größere Attionen gegen Beters- Parteien werde nicht nur in Deutschland , sondern auch in der stünden, noch keineswegs triegsbereit... burg zu unternehmen, noch haben die Engländer irgendwelche fall der deutschen Sozialdemokratie würde eine Katastrophe für gehen gegen Serbien , obwohl er selbst ernite europäische Kom­fozialistischen Welt außerhalb Deutschlands gefühlt. Der Ver Also: Wilhelm erwartet schleunigstes, energisches Vo beträchtlichen Fortschritte bei ihren Aftionen gegen Kronstadt die Internationale bedeuten. Wenn die deutsche Sozialdemo au berzeichnen. Es scheint sich allerdings zu bestätigen, daß einige fratie in fidh selbst nicht mehr die Straft zur Wiederherstellung der plikationen davon erivartet und mit Rußlands Intervention Heinere Orte in der Umgebung Petersburgs von den Truppen Ginigung aufbringen fönne, so erscheine der Augenblid für die und der Möglichkeit eines Arieges mit Ruß­Sozialisten außerhalb Deutschlands gekommen, um I and rechnet. Kommt es zum Striege mit Rußland , so. des Generals Jubenitsch genommen woorden sind. Die Hauptfräfte ihre Dienste anzubieten, und gvar müßten sich insbeson- wird Deutschland Desterreich zu Hilfe eilen, denn Rub­der Roten Armee jedoch halten die Befestigungen rings um dere die Barteien der neutralen Länder im Bureau der Inter I and ist ja noch feineswegs friegsbereit! Petersburg und scheinen entschloffen, den Kampf mit den Gegnern nationale fragen, ob fie nicht einen tooblüberlegten und augleich Am 6. Juli meldet Saögyen y an Berchtold, daß er

mit aller Energie auszufechten. Petersburg felbft foll in Ben entschlossenen Bersuch machen müßten, um die Einigung in joeben in Begleitung des Grafen Hoyos eine lange Unber

teidigungszustand verfekt worden sein. Die Sowjetbehörden haben Borbereitungen getroffen, um Petersburg bis zum Aeußersten zu halten.

der Sozialdemokratie Deutschlands herzustellen. Gs gehe nicht allein um eine deutsche Frage, redung mit Bethmann gehabt habe. Die deutsche Negiz. sondern um eine sozialdemokratische europäise rung stehe auf dem Standpunkt, daß Oesterreich be­Frage, von der die Bulunft der Bibilisation ab urteilen müsse, was au geschehen habe. Die Monarchie hänge. Dem Berliner Zaristenblatt Brisht" wird aus Helsingfors fönne, wie auch immer unsre Entscheidung So febr wir die ernste Sorge, die aus diesen Zeilen ausfallen möge, mit Sicherheit darauf rechnen, offiziell gemeldet, daß man in militärischen Kreisen dem Bor- fpricht, begreifen und teilen, so bereitwillig wir das Recht daß Deutschland als Bambesgenosse und Freund der Mon­geben General Jubenisch' septisch gegenüberstehe, da er nicht der ausländischen Barteien anerkennen, in dieser schweren archie hinter ihm stehe". Saögheny berichtet dann ganitzend Kräfte habe, um den Wolfchetoisten einen entscheidenden Frage ihren Rat und ihre Unterstützung dem deutschen Pro- weiter, daß er babe feststellen fönnen, daß auch der Reichs­Shing zu versetzen. Es finden auch ernste Streitigkeiten zwischen letariat zu leiben, fo scheint uns doch diese Auffaffung voll- fanzler, gleidh seinem Kaiserlichen Herrn, ein sofortige3 den estnischen und den russischen Truppen statt. Unter Hinweis tommen zu übersehen, daß es die erste Pflicht der Inter- Einschreiten unsrerseits gegen Serbien als rabifalite auf den Friedensvorschlag der Cotojetregierung haben die eftnischen nationale ist, zu untersuchen, ob die Noste- Partei, die und beste Lösung" betrachte. Bom internationalen Truppen sich geweigert, weiter zu lämpfen. Ein Teil der estnischen Bartei der Förderung der Gegenrevolution und der Wieder. Standpunkt hält er den jebigen Augenblick für gün. Truppen ist an die lettische Front geschickt worden, too fie bekannt- aufrichtung des ökonomischen und politischen Syſtems des tiger, als einen fpäteren." lich aufammen mit den Letten die beutsch- russischen Räuberbanden fikt; unserer Meinung nach ist dies nicht der Fall, und wir Rapitalismus, überhaupt noch sozialistischen Charakter be­bes Obersten Bermondt abzutvehren haben. find jederzeit bereit, an der Hand der Tatsachen den Beweis für diese Behauptung anzutreten. Versuche ausländischer Barteien, die vor Untersuchung dieser Tatsachen angestellt werden, erscheinen uns nicht aussichtsreich zu sein und fcheinen der Schwere des Problems nicht gerecht zu werden.

Das Befinden Haajes.

Am ber südrussischer Front scheint die Laze fich ernster Bu gefialten. Eine Reutermeldung berichtet über weitere Erfolge bon Tenisin westlich Choper und in der Umgebung von Orel. Fer ner sollen die Truppen Denifins in tieto eingedrungen sein und ben größeren Teil der Stadt den Bolschetoisten entriffen haben. Welche Hoffnungen man in russischen gegenrevolutionären Kreisen an das Borbringen Denikins fnüpft, geht aus einer Barijer Das Allgemeinbefinden weist eine leichte Befferung auf, Weldung hervor, wonach eine französische Mission unter General die Temperatur ift gleichfalls etwas zurückgegangen. Bei Mangin( dem älteren Bruder des fritteren Befehlshabers der der Größe der Verlegung bleibt der Zustand nach wie vor Besabungstruppen in Deutschland ) gegenwärtig auf dem Bege ins sehr ernst. Der Ausgang der Krankheit hänge davon ab, Hauptquartier Denitik jit, um dort die Wünsche der Entente über ob der Organismus die jopere Infektion überwinden wird.

reichern völlig freie Sand, den Krieg nach der ihnen 1.1 Bethmann gab also hier, gleich Wilhelm, den Dester­besten dünbenden Methode zu provozieren. Deutschland werde dann in jedem Fall hiner Desterreich stehen. Und je rascher Desterreich vorgehe, desto besser,

Am 8. Juli fchreibt Berchtold dem Grafen Tisza: Gorben verläßt mich Tschirschfy, der mir mitteilte, ein Telegramim aus Berlin erhalten zu haben, wonach sein faiferlicher Herr ihn beauftragt, bier mit allem Nachdruck zu erklären, das man in Berlin eine Aktion der Monarchie gegen Serbien erwarte, und daß es in Berlin nicht ver standen würde, wenn wir die gegebene Gelegenheit vor. übergeben ließen, ohne einen Schlag au führen."

Das Berchtold damit den Inhalt der Erklärungen Tschirichya ribtia wiedergegeben hat, ergibt sich aus wel

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