Einzelpreis 15 Pfennig 2. Jahrgang

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Montag, den 27. Oktober 1919

fr. 520/ B 237 Abend- Ausgabe

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greibeir

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Drohender Konflikt in Mitteldeutschland  

Die technische Nothilfe auf dem Kriegspfade. Berbekraft geförderte Streifbruch, angeblich aur mitbet in

( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".)

alle, 27. Oftober.

Klaffenharmonie Klaſſenkampf.

A. B. Die Frage, die auf der Generalversamm lung des Metallarbeiterverbandes im Wit­telpunkt der Diskussion stand Arbeitsgemeinschaften der

Räteorganisationen", rollt wieder das ganze Problem des Selassenkampfes auf.

der Heftigkeit der sozialen Kämpfe geschaffen, bewährt sich trefflich als neuer 3ündstof, womit er allerdings die Den deutschen   Arbeitern, die im Geiste der Lehre von innigsten Wünsche aller Scharfmacher erst vollkommen er­füllt. Es ist höchste Zeit, daß sich die Regierung ihrer Karl Marx   aufwuchsen, war bis zum 4. August 1914 der Verantwortung bewust wird und das Verfehlte erste Satz des kommunistischen   Manifestes, daß die Geschichte diefes Weges erkennt, auf dem, wie immer wieder betont eine Geschichte von laifenfämpfen fei, die un­verrückbare Richtlinie ihrer politischen und wirtschaftlichen werden muß, die im Offizierkorps der Reichswehr fonzen- Stellungnahme gewesen. Ebenso die daraus folgende Not­trierte Gegenrevolution die Führung hat.

Und die

Die Technische Nothilfe steht bereit." Diese Mel­sung verbreitete am Sonnabend Wolffs Telegraphenbureau, in ber auch noch mitgeteilt wurde, daß die Stadt Bitterfeld   ohne Licht und Kraft fei. Die Technische Nothilfe wurde bereits gestern eingesetzt, geschützt durch Maschinengewehre und Minenwerfer. Gewerkschaften müssen endlich mehr Energie aufbrin- wendigkeit, daß, so lange die Gesellschaft in Mafien gespalten sei, dieser Kampf mit allen Mitteln und dem Einsatze der lei, dieser Kampf mit allen Mitteln und dem Einsaze, der Da W. T. B. den Grund des Streits in Bitterfeld   nicht gen, um die Regierung zur Anerkennung des Grundsazes ganzen Energie und Macht zu führen sei. Es bedurfte der angibt, erscheint die Sache verdächtig. Der Grund ist folgen zu zwingen, daß den Gewerkschaften allein die Entschei- ungeheueren Erschütterung durch den Weltkrieg, um die in ber: Bei der Grube Leopold, die Bitterfeld   und Umgegend mit dung über die Notstandsarbeiten zusteht. Die Gener alder Arbeiterschaft schlummernden, übrigens in den letzten Strom versicht, erdreistete sich die Betriebsleitung, den Borfigen tommission stellt sich noch immer tot. Wozu ist Jahren vor Kriegsausbruch immer deutlicher sichtbar werden. ben ohne ersichtlichen Grund zu entlaffen, worauf sie da, wenn sie unfähig ist, zu den Fragen der Salidarität den Gegentendenzen vollends zu erwecken, ja ihnen sogar zu bie Belegschaft in den Streit trat. Der betreffende Genosse wurde und Disziplin, die durch die Techmische Nothilfe" brennend einem vorübergehenden verhängnisvollen Siege zu ver baraufhin von Nostesoldaten verhaftet. Eine gestern in Salle geworden sind, Stellung zu nehmen? Oder hat sie Intereffe stattfindende Betriebsrätetonferens aus ganz Mittel- an dem neuen Streit in den Gewerkschaften, der die un deutschland  , die zu einem anderen Zweck zufällig aufammen ausbleibliche Folge dieser Taten der Behörden und getreten war, befaßte sich mit dem Konflikt in Bitterfeld  . Sie der Haltung der S.P.D. zur Technischen Nothilfe" fein beschloß, ben Machthabern in Bitterfeld   ein Ultimatum zu stellen muß, wenn nicht sehr bald eine alle Beteiligten befriedi und forderte, daß der verhaftete Genoffe bis Mittwoch aus der Qaft entlassen und wieder eingestellt wird. Die nende, unter entscheidender Mitwirkung der Gewerk Delegierten befchloffen weiter, in ihren Mevieren bafür einzu- dhaften gefundene Lösung des Konflikts berbeibrückbaren Gegensatz zur Kapitalistentlasse. Wie ein großer geführt wird.

treten, daß die Bitterfelder   Kameraden nötigenfalls mit allen zu Gebote stehenden Mitteln in ihrem Kampfe um die Betriebsräte anterstügt werden. Ein allgemeiner Streit der Braunkohlenarbeiter in Mitteldeutschland   wird durch bas provozierende Verhalten der Noskegardisten in drohende Nähe gerückt. Falls es zu einem Streit fommen sollte, wird auch Berlin  in Mitleidenschaft gezogen, weil sich die Kraftwerke Golpa­Bichornewitz mit solidarisch erklärt haben.

Von dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten des raftwerkes 8schornewit geht uns noch folgender Bericht zu:

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In der Ausgabe vom Sonntag, ben 19. Oftober 1919, der Berliner Morgenpost  ", des Berliner Tageblattes" und der Bos.  fischen Zeitung" wird berichtet, daß die Arbeiterschaft des Groß­fraftwerkes 8fdhornewitz durch das Eingreifen der Technischen Not. Somit bewahrbeitet sich schon, was wir sofort beim hilfe und der Reichswehr sich ihrer Pflicht erinnert hätte und den Erscheinen der Technischen Nothilfe" gesagt haben: Das Betrieb aufgenommen hat. Wir bemerken dazu, daß die Strom. Eingreifen mit plumper Gewalt in jeden Arbeitsstreit erlieferung nach Berlin   nur nach Anordnung der 15er und Gewerk zeugt Erregung in der Arbeiterschaft, vertieft fchaftsfommission geschehen ist. Die Arbeiterschaft von Bichornewik jeden Konflikt und erschwert seine Beilegung. Der be- läßt sich durch Nostetruppen ihren Willen und ihre Meinung nicht hördlich organisierte, durch die S.P.D. mit ihrer ganzen rauben, und fürchtet sich auch nicht vor Moske.

helfen. Es fann nicht geleugnet werden: Im ersten Augen­blid beugte sich, von verschwindenden Ausnahmen abge­sehen, die ganze Arbeiterschaft nicht nur physisch, sondern auch geistig unter das Diktat des den Interessen der Groß­bourgeoisie dienenden Militarismus, fie vergaß im Schatten des Burgfriedens ihr Klassenbewußtsein und ihren uniber­

Teil des Proletariats unter dem Gindruck der immer un verhüllter zutage tretenden imperialistischen Kriegsziele der herrschenden Klassen und unter dem immer unerträglicher werdenden Trud der Militärdiktatur und der Verelendung allmählich wieder zur Besinnung fam und sich seines jahe zehntebang eingenommenen Standpunktes der unerbittlicher Opposition gegenüber dem fapitalistischen Staat erinnert davon zenot das Werden und Wachsen der Unab hängigen Sozialdemokratischen Partei.

Co traurig vom allgemein- proletarischen Standpunkt aus die Spaltung des deutschen   Proletariats erscheinen mag, so müssen wir ihre Notwendigkeit doch marristisch zu begreifen fuchen. Dann stellt die Spaltung nichts anderes dar, als den politischen Ausdruck der innerhalb der Arbeiter. schaft bestehenden wirtschaftlichen und demnach auch geisti­gen Entwicklungsverschiedenheiten. Dem politischen raubt werden. Die Versammlung stellt fest, baß es unbeegensatz: Sie Demokratie, Zusammenarbeiten mit der dingt notwendig ist, bie Steaktion burch einen allgemeinen Bourgeoisiebie Rätesystem, Ausschluß der Bourgeoisie großen Streit zu verhindern und daß das Proletariat Modyt, Bolens bereit ist, seine Freiheit au verteidigen. Die Bersamm von der Macht, umd dem wirtschaftlichen Gegen­lung stellt erner feft, daß sie auf Aufforderung des Rates der abe: Sie Arbeitsgemeinschaft, Verständigung mit den Unternehmern hie Räteorganisation, Kampfstellung Aus Helsingfors   wird gemeldet: Die Bolschewiften haben Gewerkschaftsverbände den Proteststreik der Landarbeiter unter gegenüber den Unternehmern, müssen auch Gegenfäße in ftüßt. der wirtschaftlichen Stellung der Arbeiter selbst entsprechen.

Von den bolfchewistischen Fronten. Die Bolschewiften vor Krasnoje Selo.

Stodholm, 27. Oktober.

borgestern einen mit zahlreichen Panzerwagen unte fügten Bor­to unternommen und die Gegend ven Aradasie Gelo et. reicht. Die Truppen des Generals Jubenitsch waren gezwungen, fich zurückzuziehen. Trosty und Sins wlew richten einen neuen Auf f an die Bevölkerung, in welcher fie mitteilen, daß es ben reten Truppen gelungen ift, bie Offenfive ber weißen Garden niederauringen. Die Stadt Beter burg befindet sich wieder fest im Besige der belschwistifden Eruppen.

H. N. London  , 27. Oftober.

Die amerikanische   Str: ilbewegung.

T. U. Amfterdam, 27. Oftober. Dem Telegraaf wird aus New Yor! gemeldet: Die leg­ten Vorschläge des Staatssekretärs für Arbeit, Wilson, sind ver. worfen worden, ebenso der Appell des Präsidenten an die Bergarbeiter und das techmische Personal, so sehr die technischen Angestellten für einen Echiebsspruch waren. Die Grubenarbeiter waren dagegen, wenn nicht das Ergebnis im voraus feftitehe. Staatssekretär Wilson hofft noch immer, den Ausstand von 600 000 Grubenarbeitern am 1. November verhindern zu können. Der Staatssekretär des Regierungsbureaus für Bergbau widerruft die Nachricht, daß die Regierung beabsichtige, die Rohlengruben su übernehmen.

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Der deutschen   Arbeiterschaft bor 1914 war der Stand­pimkt des Klassenkampfes der selbstverständliche gewesen. Das fonnte leicht zur Annahme verleiten, daß er der einzig mögliche und denkbare Standpunkt der Arbeiterklasse gegen­über der Bourgeoisie sei. Und doch war es nicht immer so gewesen und nicht überall so. Wenn wir die Geschichte der Arbeiterbewegungen in den einzelnen Ländern betrachten, so sehen wir, daß sich das Klassenbewußtsein der Arbeiter, das Bewußtsein, daß sie eine eigene, allen andern Klassen entgegengesette laffe mit eigenen, den andern Klassen fremden oder feindlichen Zielen bildeten, mur langsam und spät entwidelt Am Beginn des Entstehens der Arbeiter­flaffe ftebt in allen Ländern die Roalition mit dem Bürger­fum, aus dem fie zum Teil berstammte und das selbst noch in Opposition zur damals herrschenden feudalen Klasse stand. Die Arbeiterschaft war damals noch unmündig, sie stand nicht nur polibisch, sondern auch geistig ganz unter der Vormundschaft des Bürgertums, so sehr, daß sie oft noc als Teil der Kapitalistentlasse angesehen wurde. So faffex noch die französischen utopistischen Sozialisten beide Klassen als eine Einheit auf und geben ihnen auch nur einen Der New- Yorker Korrespondent des Haager Nieuwe Cou- Namen. In der Tat leistete die Arbeiterschaft dem Bürger. rant" melbet aus tic City, bag A merite swei Mil- tum auch wertvolle Dienste im Kampfe um die Erringung fiarben Dollar für internationale redite sur der Staatsgemalt, so in Ergland im Wahlrechtskampf im Verfügung stellen wird. In der Konferenz wurde weiter ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts, in Deutschland   und mitgeteilt, bak in ben ersten fieben Monaten des Jahres 1919 Frankreich   in der Revolution des Jahres 1848. Arbeiterprotest gegen die Reallion in clen. aus merita für 2876 Miliones Solar Beren ausgeführt wurden.

Aus Om 31 wird gemeldet: Die sibirischen Truppen haben in der Richtung auf Jalutoromst bie Offensive wieder aufgenommen und bem Feind schwere Berluste beigebracht. In der Richtung auf Sturgan wurden die roten Truppen überall zurüdgeworfen und mußten sich über den Fluß Tobol   zurüd ziehen. Das 308. Sowietregiment wurde am Tebol auseinander getrieben und mußte Material und Verwundete aurüdlassen. Bon der Front von Semiretch, die von den Bolschewisten mit 83 000 Mann besest war und sehr verstärkt worden ist, wurden die Bolfchemisten gleid falls unter Burüdlaffung einer großen Menge Material zurüdgeschlagen. H N. Paris, 27. Oftober.

Bon bolschewistischer Seite wird gemelbet: In den jüngsten Kagen find mehrere Regimenter bei Orenburger Rojaten aur Sowjetregierung übergetreten. Auch bei den Uraltruppen foll eine Bewegung sugunsten der Sowjetregierung im Gange sein.

Der Ausand der Hafenarbeiter bat den Seebern bereits vier Milliarden Dollar getestet. Es wird erwartet, daß der Streit am Sonntag beendet sein wird.

Milliartenkredit Ameritas für Europa  .

HN. aag, 26. Oktober.

Der Zustand Haafes.

T. U. Warschau  , 27. Oktober. Gegen 2000 Delegierte der Berufsverbände der Metallarbeiter, ber Mühlenarbeiter, der Schuhmacher, Hutmacher und der un­gelernten Arbeiter nahmen folgende Resolution an: Die Nach eingehenden Beratungen haben fich die behandeln Generalversammlung der Delegierten von sechs Gewerkschafts- den Herzie aur Amputation des verlegten berbänden, die 90 000 Mitglieber zählen, protestiert gegen bie Beines entschloffen. Die Operation fand heute mittag reaktionären Verbote bes Arbeitsministeriums. Sie proteftient statt. Bei ber allgemeinen Schwäche des Batienten ist der baaeaen, bak die Arbeiterinstitutionen ihrer Botale be- Rufband nach wie vor iehr ernit.

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Nis das Bürgertum aber mit Hilfe der Ar. beiterFlaffe faine Biele mehr oder weniger boll ständig erreicht hatte, da begann diese sehr bath au erkennen, daß diese Ziele nicht auch die ihrigen, ja den ihrigen ganz entgegengefett feien, fie wurde fich ihrer Eriftens als eigene laffe bewußt und machte gegen die Bourgeoisie als ihren unmittelbaren lafengegner Front. Dieser Frontwechsel ging zuerst in dem Lande vor sich, in dem sich der Kapitalismnis am schnell fben entwidelte, in England( in der Chartistenbeweauna det

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