Einzelpreis 15 Pfernig 2. Jahrgang

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Freitag, den 31. Oktober 1919

Sr. 528/ B 241 Abend- Ausgabe

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greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Bethmanns Verteidigung

Das große Manuskript.

wäre

Der Wiederaufbau

der sozialistischen Internationale.

Von Arthur Crispien *).

III.( Schluß.)

hatten, daß wir zu Verhandlungen bereit waren, hat mit dem Es liegt System in der Voskauer Taktik gegen die Beginn der zweiten Periode eine Aktion von uns mit dem Ziele Unabhängigen. Bevoi in Deutschland eine Klärung und eingefeßt, daß der Präsident Wilson einen Friedensappell an die Kriegführenden richten möge. Unser Wunsch ging dahin, daß Wil Sammlung möglich war, haben die Kommunisten den revo Die heutige Sigung des Parlamentarischen son die Entente an den Verhandlungstisch bringen sollte. Glüde Iutionären sozialistischen Flügel des Proletariats gespalten. Untersuchungsausschusses wurde mit der Be- dies, dann sollten die unmittelbaren Beziehungen zwischen den Syndikalistische Kommunisten bemühen sich, die gewerkschaft.. fanntgabe einer Reihe von Fragen eröffnet, auf die die Kom- Kriegführenden von diesen ellein ohne die Teilnahme Wiljons lichen Organisationen zu zertrümmern. Stommunisten haben mission die Aufmerksamkeit des Zeugen von Bethmann geregelt werden. Erst in einer anschließenden Konferenz sollten dieser Tage die sozialistische Jugend auseinandergerissen. Sie Sollweg besonders hinlenken will. Ob diese Fingerzeige unter Teilnahme Wilsons allgemeine interna ionale Fragen, wie wollen nun auch die Unabhängige Sozialdemokratie spren einen Zwed haben, muß einstweilen dahingestellt bleiben, über die Freiheit der Meere, die Abrüstung, die Schiedsgerichtegen. Dabei haben die Kommunisten mit ihrer Taktik so denn der frühere Neichsfanzler hat ein umfang Biljon einverstanden. usw. erörtert werden. Mit diesen Modalitäten war der Präsident vollkommen Schiffbruch gelitten, daß ihre eigene Bartei sich Wenn nun in den Akten davon reiches Manuffript ausgearbeitet, das er wört- bie Nede ist, eine Friedensvermittlung Wiljons in einem Zustand der Desorganisation befindet. Die Kom lich zur Verlejung bringt. Das ist feine Zeugen nicht gewünscht worden, so bezieht sich das ausschließlich munisten laufen gegen ihre eigene Sentrale Sturm. Ver aussage, sondern ein Plädoyer, und ein Plädoyer auf eine Vermittlung im gewöhnlichen Wortsinne, auf eine Vertreter des Parlamentarismus wüten gegen Antiparlamen natürlich für seine eigene Politit. mittlung, welche die Teilnahme an der materiellen Formulierung| tarier, sozialistische Kommunisten gegen syndikalistische und in sich schließt. Nicht getroffen aber wird diejenige Tätigkeit, die anarchistische Kommunisten. Eine troftlose Berfahrenheit und ich mit dem Worte Friedensaftion" bezeichnen möchte. Der erste Serrütung in der ganzen fommunist.schen Partei. Heberall fritische Punkt fällt mit dem Friedensangebot zusammen. Der niederreißen, zerstören, verwüsten, zertrümmern, ein Chaos Berichterstatter hat es als einen Sternpunft bezeichnet, aufzuklären, ob und warum es gerechtfertigt war, daß wir ein eigenes Friedens- auf allen Gebieten. Ganz im Sinne Bakunins : Bertrüm­angebot machten, obwohl wir wußten, daß Wilson einen Friedens- merung aller Autorität durch Entfesselung böser Leiden­appell an die Entente richten würde. Wir verlassen dabei das schaften. Niederreißen aller Organisation. Und aus den Gebiet der Tatsachen und gehen damit zur politischen Würdigung Trümmern wird durch den natürlichen Instinkt der Massen feststehender Tatsachen über. Hinter dieser Hauptfrage steht un- das neue große Wunder erwadrien. verkennbar die Vorstellung, daß wir durch unser Friedensangebot die Friedensaktion Wilfons geftört und gefährdet hätten. Dem­gegenüber betone ich: Der Friedensappell, den Wilson erlassen wollte, und dessen bevorstehenden Erlaß Bernstorff in Aussicht stellte, ist in der

Zunächst sucht er zu rechtfertigen, warum Deutschland burch ein eigenes Friedensangebot dem Friedensschritt Wiljons zuvorgekommen sei. Seine Gründe gipfeln im wesentlichen darin, daß Wilion doch nicht ganz zuverlässig gewesen sei. Man habe nie gewußt, wann er einen an­gekündigten Schritt tue, und außerdem sei er doch schließ­lich für die Entente voreingenommen gewesen.

Darum also konnte man nicht die beiden Wochen warten, die zwischen dem 12. Dezember und dem von Bernstorff als spätesten Termin für den Wilsonschen Schritt in Aussicht gestellten Termin lagen.

Im übrigen versucht Herr v. Bethmann den späteren Wilson gegen den von 1916 auszuspielen, eine Methode, die Bernstorff sehr zutreffend und wirksam als unanwend bar dargeban hat.

Der Sigungsbericht.

4. öffentliche Situng.

Der zweite Unterausschuß des parlamentarischen Unter­uchungsausschusses nahm heute seine Arbeiten wieder auf. Die Berhandlungen fanden diesmal im großen Saale des Hauptaus­schusses im Reichstagsgebäude statt. Schon frühzeitig war der frühere Reichskanzler v. Bethmann Hollweg mit feinem instigen Unterstaatssekretär Wahnschaffe erfdy enen, ferner der Bizetangler a. D. Heifferich und der Marinestaatssekretär a. D. b. Capelle .

Um 11 Uhr eröffnete der Vorfißende Abg. Warmuth die Sizung. Der frühere Reichskanzler wird vereidigt.

Borsigender: Es handelt sich um die Wilsonsche Frie. bensaltion. Wir haben festzustellen, welches die Reichspolitik in bezug auf die Wilsonsche Friedensaktion gewesen ist, und welche Grundiäße für die Reichspolitik maßgebend waren. Es handelt sich besonders um drei Kernfragen, deren Beantwortung für den Ausschuß von Bedeutung ist. Diese Fragen lauten:

1. Aus welchen Gründen ist das Friedensangebot am 12. Dezember durch die Zentralmächte erfolgt, trotzdem eine Friedensaktion Wilfons du ch Deutschland angeregt und bis späte­ftens Ende Dezember in sichere Aussicht gestellt war.

und Lansings?

3. Aus welchen Gründen hat die politische Reichsleitung die von ihr angeregte Friedensaktion Wilsons nicht weiter betrieben und statt ihrer ihre Zustimmung zur Füh­rung des rücksichtslosen U- Boott.ieges gegeben, von dem sie wußte, baß er zum Kriege mit Amerika führen würde?

Friedensnote Wilsons vom 18. Dezember

Stampf ohne Pardon gegen die sozialrebelutionären Un­abhängigen! Verbrüderung mit den Syndikalisten! Das ist ebenfalls eine Moskouer Parole. Das Moskauer Manifest

erflärt:

" Indem wir die Halbheit, Lügenhaftigkeit und Fäulnis der überlebten offiziellen sozialistischen Parteien verwerfen, fühlen enthalten. Geschrieben ist diese Note Mitte November. Mitte wir, die in der dritten Internationale vereinigten Kommunisten, November hatten wir noch kein eigenes Friedensangebot gemacht uns als die direkten Fortsetzer der heroischen Anstrengungen und und Wilson wußte noch nicht, daß wir diese Absicht hatten. Ter des Märtyrertums einer langen Reihe revolutionärer Genera flare und unwiderlegbare Schluß ist, daß unser Friedensangebot tionen, von Babeuf bis Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ." weder den Präsidenten von seiner Friebensaktion abgehalten Und in den Richtlinien der Moskauer Inie nationale noch sie beeinflußt hat. Ist Wilson darüber verstimmt gewesen, daß wir seinen Friedensschritt nicht abgewartet haben, nad einer erneuten Ablage an die Unabhängigen: Auf der andern Ecite ist ein Blod mit denjenigen so steht fest, daß er seiner Verstimmung keinen Einfluß auf fein Handeln eingeräumt hat. Hiernach tann, wenn von einer schäd- Iementen der revolutionären Arbeiterbewegung notwendig, lidhen Wirkung unseres Friede: sangebotes gesprochen wird, nur welche, obgleich sie früher der sozialistischen Partei nicht ange. gefragt werden, ob es unser Friedensangebot gewesen ist, das hörten, jetzt im großen und zanzen auf dem Standpunkte der die Entente veranlaßt hat, die Friedensnote Wilsons vom 18. De- proletarischen Diftatur in der Form der Mätemacht stehen, z. B. zember in einer Weise zu beantworten, die einer Ablehnung mit entsprechenden Elementen des Syndikalismus." gleid gekommen ist, und ob ich, wenn das so war, das hätte wissen müssen und vorausseßen können. Hierbei geraten wir in ein Zurück zur Zeit vor Marr Zurück zu Babeuf! Burüc Komplex von Problemen hinein, von denen die amerikanischen zum Syndikalismus! Das ist der Weisheit letter Schluß. Beziehungen nur einen verhältnismäßig fleinen Abschnitt bilden. Wenn die entsprechenden Elemente des Syndikalismus" Die jeweilige militärische Lage, die inneren Zustände bei uns auch nur im großen und ganzen" auf dem Standpunkt der und unseren Bundesgenossen, die Aspirationen der verschiedenen proletarischen Diftatur in der Form der Rätemacht stehen, politischen Parteien, die Mentalität der Staatsmänner und verso find sie den Moskauern troßdem als Blockgenossen will­chiedenen Regierungen, alle diese Momente müssen dabei berück- kommen. Tod aber den Unabhängigen, die auf dem Boden sichtigt werden. Trogdem werden wir dabei immer nur die eine des wissenschaftlichen Sozialismus stehen, die die prole­Seite der Dinge beleuchten fönnen. tarische Dittatur und das Rätesystem in ihrem Programm aufgenommen haben.

Ich komme nun zu den Motiven, die uns veranlaßt haben zu einem eigenen Friedensangebot

tommt für

mich

die zunächst

"

Die ganze Taktik der Moskauer Internationale beruht zu kommen, ohne die erwartete Friedensaktion Wilfons auf dem fundamentalen Irrtum, daß die proletarische Nevo­abzuwarten. Wenn ich von den Momenten rede, die lution in jedem kapitalistischen Staat zum Ausbruch kommt, 2. Aus welchen Gründen sind Wilson die fonkreten gegen das Warten auf Wilsons Friedensangebot sprechen, Mit einem Kampf über diese Reit hinaus wird gar nicht ge Friedensbedingungen nicht mitgeteilt worden, und zwar a) nicht öffentlich auf seine Note vom 21. Dezember, in Frage, denn die Erfahrung, die wir mit der ameri- Weltgeschichte zu vergewaltigen. Tiefe Taktik hat aber die persönliche Geite rechnet. Es ist die Taktik der Verzweiflung, der Versuch, die b) auch nicht vert.aulich, trok des Ersuchens des Obersten House fanischen Regierung und ihrer Stellung zur Entente borbe: g Wirkung, die Reaktion zu fördern, anstatt der Ne Bereinigten Staaten. Ich bin weit davon entfernt, au behaupten, polution zu nügen. Sie stiftet überall Verwirrung in den macht hatten und dann unsere Berbindungsmöglichkeit mit den Vereinigten Staaten . Ich bin weit davon entfernt, zu behaupten, Reihen der Arbeiter, sie wirkt wie Sprengpulver auf die бав es dem Präsidenten Wilson mit dem Jnaussicht­stellen der Friedensaktion nicht ernit getvefen sei. proletarischen Armeen in den verschiedenen Ländern und hin­Es lag aber doch für das Urteil der Berliner Bentrale dert ihre Aktionsfähigkeit auf nationalem und internatio­eine lange Tatsachenreihe vor, die es zweifelhaft machen mußte, nalem Gebiet. Die Regierungen der Entente schicken ihre Bei der Beantwortung wird es darauf ankommen, zu erklären, ob und wann er glauben würde, seinen Entschluß überhaupt aus Bajonette gegen Sowjetrußland. Deutsche Landsknechte ob Sie die von Wilson angebotene Friedensvermittlung als von führen zu können. Was die persönliche Seite anlangt, jo lag unterstützen das Resseltreiben der Neaktion gegen die ihm ernst gemeir anfahen und wenn nicht, welche bestimmten nach dem Bericht des Grafen Bernstorff in seinem Charakter ein russische Sowjetregierung. Der russischen Revolution kann Gründe Sie für sie gegenteilige Annahme hatten. Sielten Sie die gewiffer zaudernder Bug. In seinem Bericht vom 14. Januar desto wirfiamer geholfen werden, je stärker und geschlossener begonnene Friebensvermittlung, vorausgesetzt, daß sie ernsthaft spricht der Botschafter bom zaudernden Naturell des Herrn Wilson, gemeint war, für aussichtslos oder von vornherein zur Aussichts- er fei gewöhnt, alle Fragen nur dilatorisch zu behandeln und sei die sozialistichen Barteien in den einzelnen Ländern ihren lofigkeit verurteilt infolge der Stellungnahme der Entente zur nicht so unbedingt sicher. Nach unseren Berichten sind gerade Ende reaktionären Regierungen entgegenzutreten imftande sind. Friedensnote usw. Hat die Oberste Land- und Seekriegsleitung Dezember 1916 auch neutrale Staatsmänner im Zweifel darüber Den Weg nach Moskau haben die Moskauer selbst gegen die Wiljonschen Absichten gewirft? Welche Gründe hatte gewesen, ob der Präsident ernsthaft an den Frieden denke. Wilson durch ihre Beschlüsse und durch ihre Braris gegen die Un­biese Leitung für die Führung des rüdfich slosen U- Bootfrieges war sozusagen gehandicapt durch sein und seines Landes Verhält- abhängigen für uns gesperrt. Auf Grund dieser Be­und für seine Inangriffnahme zu dem bestimmten Zeitpunkt ins nis zur Entente. Die Etimmung in den Bereinigten Staaten oder schlüsse fönnten wir nun in den Kreml gelangen, wenn wir Feld zu führen? Es wird da die Plesser Konferenz vom 9. Januar der Grad des Wohlwollens zu unseren Gegnern war namentlich uns blindlings den Kommunisten unterordnen und in die eine bedeutende Rolle spielen. Ich bitte Gie, in ruhigem Bu- im ersten Jahre des Krieges schwankend. Ueber die amerika - uns blindlings den Kommunisten unterordnen und in die fammenhange alle diese Frage zu erörtern. nischen Waffen- und Munitionslieferungen mag man völkerrechtlich internationale kommanistisch- syndikalistische Organisation denten wie man will, sie bedeuten nur eine ein eitige Begünstigung aufgehen würden. Reichskanzler a. D. v. Bethmann Hollweg : unjerer Feinde, ohne die der Krieg wahrscheinlich sehr viel früher Die Moskauer Beschlüsse können nicht die Plattform Ich möchte die Tatsache turz zusammenfassen, die, wie mir zu Ende gewesen wäre. Graf Bernstorff hat befundet, Wilson einer neuen Internationale bilden, diese Plattform fann fcheint, in den bisherigen Verhandlungen dieses Ausschusses feft- habe ihm unmittelbar nach unserer Suss r- Note turch Oberit nur von allen rebelutionären sozialistischen gestellt, nicht bestritten und auch von mir als richting anerkannt House wiffen lassen, er könne gegen die völkerrechtswidrige See Parteien aller Länder gemeinsam aeschaffen werken. Nachdem wir schon in der ersten Periode, die der Bericht- maßnahmen Englande wegen der Nachteile des amerikanischen werden. eritatter umgrengt hat, durch allgemeine Besprechungen über Handels nichts unternehmen. Friedensmöglichkeiten der amerikanischen Regierung dokumentiert

( fortsekung auf der zweiten Seite.)

•) Siehe Freiheit" Nr. 523 und 526