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Cinzelpreis 15 Pfennig 3. Jahrgang
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Die freibeit erscheint morgens und nachmittags, an Sonne und feftagen nur morgens Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Baus für Groß- Berlin 4.50 m., bel direktem Postbezua monati. 5.15 m., bei zustellung unter Streifband für Deutschland 7. M, fürs Ausland 8.- m, per Brief 13 M. Redaktion und Expedition: Berlin NW. 6, Schiffbauerdamm 19 III. Fernsprecher: Amit Norden 2895 und 2896.
Freitag, den 9. Januar 1920
fr. 16 B7 Abend- Ausgabe
Jnferate foften die achtgespalt. Nonpareillezeile od. deren Raum einschl. Teuerungszuschlag 3.20 mt., bas fettgedrudte Wort 1.15 m., iedes weitere Wort 85 P. familien- und Organisationsanzeigen die achtgespaltene Nonpareillezeile 2.40 mt, das fettgedrudte Wort 25 P, jedes weitere Wort 45 Pf. Jnjerate für den darauf olgenden Tag müssen spätestens bis 3 Uhr nachmittags in der Expedition aufgegeben sein. Inseraten- Abteilung: Berlin NW. G. Schiffbanerdamm 19, Bernsprecher: Amt Norden 2895-96, 9768
reiheit
Die Kosten des Lebensmittel
bedarfs.
Unsere Forderungen.
tich 3 Monate umfassenden Beitraum zwischen den beiden Erhebungen von 2159 auf 1819 Gramm, also von 71,7 Prozent auf 60,2 Prozent, das ist pro Kopf und Zag um 340 Die Baluta finkt, die Preise steigen. Mit dieser Zaka Kalorien oder 15,7 Prozent. Die Ursache dafür ist die Ver- fache werden wir noch geraume Zeit zu rechnen haben. Die minderung der Gettzuteilung, die von etwa 45 auf 26 Zeidtragenden aber sind vor allem die Arbeiter und An Die dürftige Statistik über die Kosten des Lebens. Gramm je Kopf und Tag zurückgegangen ist. Da diese gestellten. Sie sehen die Kaufkraft ihres Lohnes und ihres mittelbedanjs ist fooben durch eine außerordentlich wert. Berminderung der Bettmenge nicht durch vermehrte Zufuhr Gehalts fortwährend sinken. Im legten halben Jahre sind bolle Untersuchung des Direktors des Statistischen Amts von Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchten zu deden ist, da die Preise der notwendigsten Bebensmittel mindestens um ber Stadt Berlin , Professor Dr. Silbergleit, be- diese Nahrungsmittel so gut wie gar kein Fett enthalten, 100 bis 150 Prozent gestiegen, die Preise für andere Be reichert worden. Ihre Ergebnisse werden die grökte Auf- und da die den Berechnungen zugrunde gelegte Fettmenge dürfnisse noch weit höher. Die Folge ist eine fortschrei merksamkeit erregen und fönnen wegen ihrer Wissenschaft- ohnedies sehr gering ist, jo tamen als notwendigster Erjazz bende immer unerträglicher werdende Verschlechterung der lichkeit mit Recht Beachtung und Anerkennung verlangen. nur die eigentlichen Fettförper in Betracht, die nicht anders Rebenshaltung der arbeitenden Bevölkerung. Silbergleit geht von der Annahme aus, daß mit bloßen als im freien Handel und im nichtöffentlichen Verkauf er- Die Arbeiterschaft Mann diese Situation nicht länger Inderziffern, das ist mit der Zurückführung einer Durch- hältlich find, aber nur zu wesentlich höheren Breifen. ruhig ertragen. Es muß dafür gesorgt werden, daß sie nicht schnittsziffer auf einen früheren Stand der Preise, nicht Ebenso unvollständig ist die Deckung des Bedarfs an Eidas Opfer einer Entwicklun wird, die für die Kapitalistenbiel erreicht ist. Da es sich jetzt nicht mehr bloß um eine weiß und Kohlehydraten durch die Rationierung, so daß auch klasse sich in ständig steigenden Profiten ausdrückt. Gine theonetische Beurteilung des gesamten Zuges der Preis- hier zum Bukauf geschritten werden muß. entwicklung handelt, sondern die Feststellung der Preis- Aus diesem Grunde ergab die November- Erhebung entwicklung für unmittelbare praftische Zwede gebraucht eine wesentliche Erhöhung der Kosten der Ernähwird, so ist die Hauptaufgabe der Statistik gegenwärtig die rung, wie sie aus der folgenden Tabelle zu ersehen ist: Ermittlung des tatsächlichen Gerbedarfs, der zur Beschaffung der zur Friftung des Lebens und der Erhaltung der Arbeitsfähigkeit nötigen Lebensmittel erforderlich ist.
Silbergleit nimmt an, daß für einen Mann von mittlerem Körpergewicht und mittlerer Arbeitsleistung im ganzen 3000 Salorien täglich erforderlich sind. Er bleibt damit sowohl hinter den Sätzen zurück, die vor dem Kriege als erforderlich betrachtet, und auch hinter denen, die von der interalliierten wissenschaftlichen Verpflegungsfommission auf ihrer ersten Konferenz in Paris am 25. März 1918 für notwendig erklärt wurden. Auch wird die Faltquote von ihm nur auf 60 Gramin feftgejett, während die erwähnte Ententefommission ein Minimam von 75 Gramen für nötig hielt. Man fann also Silbergleit Baum den Einwand machen, daß der Nahrungsmittelbedarf
Art der
Beschaffung
je Tag 15. Juli big Nob. 15. Aug.
je Woche 15. Juli bis Nov. 15. Aug. 1919 in Mark
je Jahr 15. Juli bis Nob. 15. Aug.
1,41 1,51 1,12 3,55
9,89 10,58 514,28 7,81 24,80 406,12
550,16 1292,72
Rationierung Freier Handel Nicht öffentl. Bertauf zusammen 8,79 7,47 26,55 52,31 1380,60 2720,12 26,55 52,81 1380,60 2720,12
1,28 2,41 8,85 16,87 460,20 877,24
In der Zeit von Juli bis November ist also eine Er höhung der Ernährungskosten um nahezu 100 v.. einbon ihm zu hoch angesetzt wurde. Im Gegenteil, Silbergleit hat seine Untersuchungen getreten. Blieben die Verhältnisse des November 1919 das ganze Jahr hindurch maßgebend, würde das Existenzminiburchaus den Verhältnissen angeht, wie sie durch die mum allein, soweit nur die Ernährung in Frage kommt, gegenwärtigen Beschaffungemöglichkeiten der Lebensmittel für einen erwachsenen Mann mit 2700 m. sicher nicht zu regeben sind. Er hat die rationierten Lebensmittel her hoch bewertet sein. ausgehoben und ferner gesonderte Berechnungen für die Bebensmittel angestellt, die außerhalb der öffentlichen Bu teilung entweder im freien Handel oder im nichtöffent lichen Verkauf, d. h. im Schleichhandel, bezogen werben.
Das Ergebnis feiner Feststellungen ist, daß nach bem Stande der Lebensmittelzuteilung Mitte Juli bis Mitte August 1919 ein Erwachsener ausgeben mußte: für rationierte Lebensmittel wöchentlich 9,89 m. für Lebensmittel im freien Handel wöchentlich
und für Lebensmittel im nichtöffentlichen Berkauf wöchentlich.
7,81 w 8,85
PP
26,55 1380,60 27
19
bon
Seit Anfang des Jahres 1920 find aber wiederum ebensmitteln eingetreten, Gurch welde eine weitere rationierten Berteuerung auch dieser Lebensmittel herbeigeführt wird. Der Preis für Brot ist von 0,83 auf 1,21 m., für Butter von 14 auf 28 m., für Margarine von 12 auf 14,56 M., für Gülsenfrüchte von 2,50 auf 3 M., für Marmelade von 2,60 auf 6,48 9., für Kontoffeln von 0,40 auf 0,50 m. für das Kilo gestiegen, so daß die Preise für die rationierten Lebensmittel gestiegen sind
bot 1,51 auf 1,83 Mart je Stopf und Lag, 10,58 12,78
B
. 550,16. 664,50
Woche, Jahr.
Anpassung der Löhne an die Preise muß er folgen und es muß dafür gesorgt werden, daß den steigenden Preisen die Steigerung der Löhne nicht erst lange nadjhinkt.
Diese Regulierung der Löhne fann aber nicht den ge werkschaftlichen Kämpfen allein überlassen bleiben. Denn da besteht die Befürchtung, daß die Gewerkschaften bei der rasch fortschreitenden Teuerung mit ihren Kämpfen gar nicht nachkommen fönnen. Die Arbeiterschaft muß von Gesezes wegen gegen die Verschlechterung ihrer Lebenshaltung, gegen das Sinden des Reallohnes geschützt werden.
Bur wirksamem Durchführung einer folden Sicherung des Neallohns müßte von Reichs wegen ein Lohnamt geschaffen werden, das aus Vertretern der Arbeiter und Angestellten, der Unternehmer und aus wissenschaftlichen Verbretern der Statistik und Nationalökonomile zusammengesetzt ist. Dieses Lohnamt hat die Aufgabe, statistisch die Preise der notwendigen Lebensbedürfnisse jeweils festzustellen und ihre Veränderung ftändig zu kontrollieren. Zu diesem ved fann es sich der statistischen Wember der großen Städte und Industrieorte bedienen, so daß für alle Wirtschaftsbezirke des Reichs die nötigen Unterlagen für die dest fehung der Kosten des Lebensunterhaltes geschaffen sind. Auf Grund dieser Statistik werden die Preiserhöhungen berechnet und zu den bestehenden Löhnen ein Zuschlag festgefekt, der monatlich oder längstens vierteljährlich neu zu von einem bestimunden Zeitpunkt an, z. B. vom 1. Februar bestimmen ist. Alle Lohn- und Angestelltenverträge gelton ab, als in Lohnmark abgeschlossen. Die Buschläge, die das Lohnamt festießt, roer den oarf diese in Lobnmark feſtgehetzten
ne, die für diese Berechnung als Grundlöhne gelten, berechnet. Sat z. B. ein Arbeiter einen Wochenlohn von 100 Mart, und kommt das Lohnamt für den Berliner Wirtschaftsbezirk zur Berechnung eines Buschlages von 20 Prozent, so hat der Arbeiter von nun an 120 Mark Lohn zu er halten. Auf diesem Betrag hat er jetzt gefeßlichen Anspruchy. Es wird also durch Neichsgeset festgesetzt, daß alle bemnach überhaupt wöchentlich Lohnvorträge automatisch um den Buschlag erhöht werden, jährlich also.... Redmet man diese Steigerung von 114,40 m. zu dem Er- der von dem Lohnamt festgestellt wird. Das bedeutet öfoBu diefen Ergebnissen gelangte Silbergleit durch die gebnis für November hinzu, jo fommt man zu einer End- nomisch nichts anderes, als daß die Kauffraft der besteheneingehende Berechnung der in der fraglichen Zeit zuge- fumme für das Eristenzminimum von 2834,52 W. Die Er- en Löhne genen Verminderung gesichert wird. Nun wird zuge- summe M. Breiserhöhungen aufgehoben würden, daß wir also mit teilten Lebensmittel, jovie im übrigen nach Mengon, welche höhung der Ernährungskosten beträgt also seit Mitte Juli ingewandt, daß diese Lohnerhöhung, alsbald wieder durch unter Wabrung des Gesichtspunktes möglich it er bergangenen Jahres mehr als 100 v.. Sierbei sind einer solden Regulierung zu einer Schraube ohne Ende Wohlfeilbeit festgestellt wurden. Die Preisangaben noch unberüdsichtigt die Preissteigerungen für Rattoffeln tämen. Dieser Einwand übersicht aber, daß die Preisfind bei den rationierten Lebensmitteln die öffentlich be- und Buder, die unmittelbar bevorstehen, so daß das Existenz- erhöhung bereits eingetreten ist und die Löhne fonnigegebenen, bei den übrigen Gruppen find sie auf minimum noch eine weitere Steigerung erfahren wird, da diesen erhöhten Preisen angepakt werden müssen, wenn Grund mehrfacher Erkundungen bei Verbänden und Ston- nicht anzunehmen ist, daß bei den anderen Arten der Benicht eine reale Rohnverminderung eintreten foll. menten eingesetzt worden. schaffung, sei es im freien Handel oder sei es im nicht Buzugeben ist nur, daß eine eintretende Rohnerhöhung Die Feststellungen bestätigen den alten Erfahrungsfat, öffentlichen Berkauf, ein Ausgleich zustandekommt. Im daß mit den rationierten Lebensmitteln fein Mensch zu Gegenteil, die Annahme ist vollkommen berechtigt, da die einen Anreiz zur Preiserhöhung geben kann. Ob aber diese leben vermag, sondern dem langsamen Sungertode ausge- Erfahrung sie stügt, daß die Verteuerung der rationierten Preiserhöhung durchgesetzt wird, hängt von sehr verschiedeliefert fein würde. Selbst im Hochsommer, als durch die Lebensmittel auch eine Preiserhöhung bei den auf anderen men Ursachen ab. Beim normalen Ablauf der Produktion erfolgen solche Lohnerhöhungen im allgemeinen auf Kosten ausreichende amtliche Zubeilung von ausländischem Sped, Wegen bezogenen nach sich ziehen wird. der Profitrate, weshalb eben die Unternehmer LohnBratenfett und Margarine die dadurch gewährte Salorien Jassen wir das Ergebnis der Untersuchung von erhöhungen solchen starken Widerstand entgegenjeyon. Bei zahl hoch war, wurde durch die zugeteilten Lebensmittel Silbergleit kurz zirjammen eine eingehende Würdigung dem heute herrschenden Warenmangel und der nur geringen nur 71,7 v.. des notwendigen Ernährungs- behalten wir uns vor-, fo find im Wirtschaftsbezirk Groß- Steigerungsfähigkeit der Produktion sind Breiserhöhungen bedarfs geliefert, während 28,3 v.. in freien Handel Berlin bei einer Familie von Mann, Frau und zwei Kin- allerdings leichter durchzusehen. Man muß sich jedoch klar und im nichtöffentlichen Berkauf bezogen werden mußten. dern allein für die unumgänglich nötigen Lebensmittel darüber sein, daß bei den frei bewirtschafteten Waren diese Noch ungünstiger war das Ergebnis, als die Unter- mindestens 8000 m. erforderlich, ein Betrag, der sich durch Breissteigerungen auf alle Fälle vor sich gehen würden, bis huchung im November wiederholt wurde. Der Kalorien die in Aussicht stehenden weiteren Preisfeigerungen noch die Annäherung der Inlands- an die Weltmarktspreise ev reicht ist, während bei den der Zwangswirtschaft unters wert der Rationierung verringerte sich in dem durchschnitt- erhöht
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