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3. Jahrgang

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Sonnabend, den 8. Mai 1920

Nummer 166 Abend- Ausgabe

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greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Schüßt den Achtstundentag! Deutsch - russischer Kriegsgefangenenaustausch.

Im Larm der Rapptage ist die Aufmerksamkeit der Arbeiterklasse von anderen Schäden und Taten des gegen­

wärtigen Koalitionsregimes allaufehr abgelenkt worden, die Heimtransport ruffischer Kriegsgefangener. bie Korporation Bezahlung in sechsprozentigen bentschen Wert

zum Ankauf von Lebensmitteln und Rohstoffen zu leihen, wofür für die Zukunft der Arbeiterklasse nicht minder wichtig und papieren erhalten würde. Die Korporation ist mit dem Blar entscheidend sind als die Republifanisierung der Armee, die Am heutigen Sonnabend geht von Stettin der erste Trans- einverstanden. Demokratisierung der Verwaltung und die anderen schönen vert ruffischer Kriegsgefangener in Stärke von 500 Mann nach Dinge, die durch die Märzkämpfe in den Vordergrund des Muhland ab. Voraussichtlich wird der Transport am 11. Mat allgemeinen Interesses gerüdt worden sind. Wie ein schlei

chendes Gift verbreitet sich die soziale Reaktion. in Narwa landen. Der Dampfer wird ungefähr bie gleiche An­Weniger lärmbaft zwar als die monarchistisch- militaristische zahl deutscher Kriegsgefangener zurückbefördern, die wahrschein Gegenrevolution, ist sie doch als ihr 3 willings- lich am 15. b. M. in Swinemünde eintreffen werden. bruder untrennbar mit ihr verknüpft. Weniger plump

Für ben Abtransport der deutschen Kriegsgefangenen ist ein in ihren Kampfesmethoden als diese, ist sie um jo gefähr licher. Sie wirkt emfig in aller Stille und benutt jebe noch umfangreicher Hilfsdienst in Rußland eingerichtet worden. Die so unscheinbare Gelegenheit, um Boden zu gewinnen, 8u Gauptfammelstelle für die aus Sibirien und dem asiatischen Ruß Hilfe kommt ihr, daß sie in den Parteien der Regierungs- land eintreffenden Heimkehrer ist Moskau . In Narwa ist ein foalition teils offene Freunde, teils milde, verzeihende Kri- großes Durchgangslager errichtet worden, das unter der Non­tiker hat, während der Kampf gegen die nationalistisch- trolle des Roten Kreuzes steht. Die Heimkehrenden werden nach militaristische Horde selbst von einem Teil des Bürgertums threr Landung auf die noch bestehenden Durchgangslager im ernst genommen wird. Das Ziel der Reaktion ist auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet die völlige ieder- Innern Deutschlands verteilt, wo für ihre schleunige Abfertigung herstellung der unbeschränkten Unternehmerherrschaft und transport in die Geimat Sorge getragen wird. im Betrieb und in der Produktion, die Beseitigung der wenigen und geringen Rechte und Erleichterungen für die Arbeiterschaft, die seit dem November 1918 zur Ein­führung gelangt waren.

Japan , China und die Alliierten.

Die Revolte in Merito. Carranza tritt nicht zurüd.

Meriko, 7. Mich Carranza bat am 5. Mai in einem Manifest bekanntge geben, daß er sich weigere, von der Präsidentschaft zurüd­autreten. Er werde folange lämpfen, bis der Aufstand niebergeworfen sei, und die Präsidentschaft nur einem gesehmäßig getpählten Nachfolger übergeben. Ferner erflärte Carranza, es fei unmöglich, amt 4. Juli die Wahlen abzuhalten.

Nach Nachrichten aus San Antonio in Texas hat General Obregon im Staate Guerrero zum Anschlusse an die nebo Tutionäre Bewegung gegen Carranza aufgefordert.

Nach einer Hava@ meldung aus Nogales in Merito soll Ge neval Billa sich mit 2000 Mann ben Revolutionären von Chihuahua angeschlossen und 10 000 Mann zur Unter ftützung von General Obregon gusammengezogen haben.

Pünktliches Dementi.

Kopenhagen , T: Mat

Dem Kampf der Unternehmer gegen den H. N. London , 8. Mai. Achtstundentag gebührt ein besonderer Plat und Der Storrefponbent bes Daily Expreß" in Tokio schreibt, 2 Berlingske Tigenda" aus gelsingfors melbet besondere Beachtung im Gesamtkompler dieser Fragen. In bak man in Japan eine Berlängerung des am 20. Juli sementiert bas finnische Meistertum des Aeußern in be den stillen Zimmern, in denen die Tarifabschliffe beraten 1920 erloschenen Abkommens mit England sehr gerne stimmter Weise bie deutscherseits ausgesprochene Bermus werden, in den Kanzleien der Ministerien, in Bertreter- fehen würde. Der Korrespondent betont, daß man den Wert tang, daß der Besuch des Generals Mannerheim in Bera versammlungen der Unternehmervorstände, in Handels- biefes Bündnisses beiderseits von einem realpolitischen Stand- in mit gewiffen englischen Plänen bezüglich eines Vorstoßes und Handwerkskammern und nicht zuletzt in den Betrieben punkt aus betrachten muß, und daß nur durch das Fortbestehen bes. gegen Savjetrusland susammenhänge, bet dem Finnland eine und Handwerkskammern und nicht zuletzt in den Betrieben felben die Tür in China offen gehalten wird. Japan hervorragenbe Stolle spielen solle. Selbst- überall führen die Unternehmer mus nan endlich einmal feine Karten aufbeden und erklären, bohrend and treibend den Kampf gegen welche Pläne es bezüglich Chinas habe. Auch Amerika hat an den Achtstundentag. Es vergeht eine der zahl- der Beantwortung dieser Frage ein großes Intereffe. reichen Sihungen, in denen Regierungsvertreter mit den Unternehmer- und Arbeitervertretern der Fachverbände über sozialpolitische und wirtschaftliche Probleme unterhan­deln, ohne daß die Unternehmervertreter einen Borstoß gegen den Achtstundentag machen.

Aber auch keine Beratung über die Erneuerung von Tarifverträgen ist möglich, ohne daß die Unie händler des Unternehmertums den Versuch machen, die Arbeitszeit ent­weder offen oder auf Umwegen über das gefegliche Maß von acht Stunden zu verlängern.

die Arbeiterschaft besteht zwar die Möglichkeit, fold Arbeitsordnungen abzulehnen und den damit ent­standenen Streitfall vor einem Schlichtungsausschuß zur Entscheidung zu bringen.

Umerikanische Krebite für Deutschlands Wieberaufbau.

Washington, 7. Mat( Reuter)

Berschärfung des Binnenschifferstreits.

T. U. Samburg, 8. Mat. Die allgemeine Lage im Binnenschifferstreit hat sich, wie die, Streitleitung der Privatschiffer mitteilt, im Laufe der letzten Tage äußerst berschärft. Die Nachrichten von allen Um­schlagplähen der Ober, Elbe und der märkischen Wasserstraßen lau Der republikanifese Senator& rance hat einen Antrag ten dahin, daß der geffiamrie Berkehr bollständig ruht eingebracht, der beswedt, Deutsland beim Ankanf von Weitere Melbungen bejagen, daß bei ben Parteien, also die solchem Material, bas für seinen wirtschaftlichen Schiffsmannschaften mit den Bribatschiffern gemeinsam, nicht eher Bieberaufban notwendig ist, beizustehen. Die Sorlage er hre Tätigkeit aufnehmen, bis dhre Sonderungen reft los ec mächtigt eine Finanzkorporation, 250 Millionen Dollar füllt finb.

Is Mittel zur Erreichung der Arbeitszeitverlänge rung auf Umwegen bedient fich das Unternehmertum auch der durch das Betriebsrätegefek angeordneten Neuord­nung der Arbeitsordnungen. Die Unternehmer der Regierung nicht gelingt, ihnen große Bebensmittel- fordern wir von dem Hinreichend gemäfteten Kapital, berjuchen, in die neuen Arbeitsordnungen Rautschutbestim- mengen zuzuführen. Nachdem die Bergarbeiter mit Sped Aber das wird nicht geschehen, solange die Regierung mungen hineinzubringen, die es möglich machen, die Ar- und Burst flir die Berlängerung der Arbeitszeit einge Männer au ibren maßgebenden Beratern in öfo­beiter zur Berlängerung der Arbeitszeit in Form von fangen worden sind, ist das Bestreben der Regierungs - nomischen Fragen beruft, die ihrer Gesinnung und ihrer Ueberstunden zu zwingen. männer mun darauf gerichtet, den Achtstundentag auch auf der Serkunft nach gar nichts anderes fein fönnen, als An­Eisenbahn zu Fall au bringen. Bodenstein macht eine hänger des Rapitalimus, als alübende Bera Mechnung auf, nach der die Bergarbeiter durch die mit Hilfe ehrer der farten schöpferifchen, böllig un­der Ueberschichten auf Roften ihrer Körperfräfte erzielte befchräntten Unternehmer persönlichkeit Mehrförderung die Möglichkeiten des Einkaufs von märchen- So fchreibt sich Serr Dernburg, der zu diesen Beratern Aber gerade hier liegt die Gefahr. Bei den Vorftgen haften Mengen ausländischer Lebensmittel geschaffen haben. gehört, die Finger wund, um den Achtstundentag zu besei­den und auch bei einem Teil der Arbeiterbeisiger besteht Damit bätten sie nicht nur ihre eigene, sondern auch die Er- tigen. Er bemüht sich allerdings, der Arbeiterschaft die Ar­die starke Neigung, ihr Berhalten nach der Stimmung in nährung zahlreicher Volksgenossen verbessert. Das Unglüd beitszeitverlängerung schmackhaft zu machen, indem auch er Regierungsfreisen einzurichten. Die mehr als schwäch- ist mur , daß die ganze Rechnung Bodensteins auf dem nach dem Beispiel der Regierungsmänner bei der Ein­liche Haltung der Rechtssozialisten ist ja Stand der Baluta bafiert und damit in ihrem Ergeb- führung der Ueberschichten im Bergbau prinzipiell" am nirgends so verderblich wie in den Fragen des Arbeiter- nis ebenso schwankend ist wie diese Bafis. Sie ist eine Achtstundentag feftbalten will. Die Arbeitszeitverlän­rechts. Gerade hier, wo fie fefter als in allen anderen Fäl- Bankrottrechmung, wie es eine Bankrotteurpolitik ist, die gerung foll als le berzeitarbeit gelten, deren Dauer len an den grundjäglichen Forderungen der flassenbewuß- Leiber der Arbeiter zu opfern, um kleine Erleichterungen für ie nach Bedarf durch Mitwirkung ber Arbeiterschaft verlän ten Arbeiterbewegung hätten festhalten müssen, find fie den Augenblid zu erlangen, anstatt die Unternehmer durch gert oder verkürzt werden kann. Er entwickelte sein Pro­stets bor den Machtansprüchen der Unternehmer aur id- die Schaffung eines maßgebenden Einflusses gramm in einem Artikel Reichsarbeitsstunde" in Berliner gewichen. Dadurch ist in den Kreisen der Organe der von Organen ber Gesamtheit auf die Pro- Tageblatt", auf den immer wieder aufmerkjaar gemach praktischen Sozialpolitik, vom Arbeitsministerium bis zum suktion zur Verbesserung der Probuftionsmittel zu werden muß, und schreibt dort u. a folgendes: legten Tariffchiedsamt, eine Neigung aur Nachgiebig- wingen. Diesen Weg aur Steigerung der Produktivität Feit gegenüber den frechen Forderungen der Unternehmer wagt man nicht an geben. Im Bergbau hat man es ber- bom Arbeiter verlangt wird, ist robuftion; man lann ihm neben Die neuen Betriebsräte haben hier ein dankbares Felb. Was entstanden, die für den Fortschritt auf sozialpolitischem Ge- fäumt und auch im Eisenbahnbetrieb, in dem der dem Bohn für die Mehrzeit auch eine der Profitrate entsprechende biete ungemein gefährlich ist. Der feltiame Batriotismus, Einfluß des Staates burch feinerlei Brofitgewinn der Unter- Bulage machen, so daß ihm gang offensichtlich der Gesamt­der von der Arbeiterschaft jedes Opfer zur Neubelebung nehmer befchränkt ist, hat die Geheimratswirtschaft ein der- erlös feiner Tätigkeit autommt. Die Lohnfummen für der Wirtschaft fordert, der Ausbeutung, dem Profitstreben, artiges Chaos angerichtet, daß kaum noch ein Ausweg mög- bie Mehrazit tönnen in ausländischen Nahrungs. dem Wucher des Unternehmertums aber feinerlei mög- bie dem Wucher des Unternehmertums aber feinerlei lich ist. Darum sollen nun auch hier die Knochen mitteln unter Mitwirkung der Betriebsräte angelegt werden. Grenzen zu ziehen wagt, ist hier überall ton- der Arbeiter in die Maile geworfen wer- Dann wird ein Doppeltes erreicht: die allgemeine Bollswirtschafs Grenzen zu ziehen wagt, ist hier überall ton- lich angebend. und damit jeder Arbeiter bekommt die erforderliche Gütermenge, Wie weit diefe reaktionäre Entvidlung bereits fort- ben, um den Bankrott aufzuhalten.

geschritten ist, zeigt unter anderem ein Bortrag, den Regie- Wir aber bestreiten einer tapitalistischen Ste- und Breistreiberei und Schiebertum, Profitgier des Zwischen­rungsrat Dr. Bodenstein in einer Ronferens der aierung das Recht, von der Arbeiterschaft die Berlänge- handels und dergleichen font nicht austilgbare Bolleschäden hören Eisenbahnbeamten und arbeiter in Berlin ge- rung der Arbeitszeit zu erzwingen unter dem Vorgeben, die bon felbst auf, well dann der Wettbewerb wieder sin Feld findet. S stillt Herr Dernburg wie durch Sauberspruch alli halten hat. Der Zwed des Vortrages war es, den Nachweis Produktivität im Intereffe des Gemeinwohls fteigern zu au erbringen, daß allein die Arbeiter schuld sind, wenn es wollen. Die Opfer, die für diesen 8wed su bringen sind, wirtschaftlichen Schmerzen auf einen Schlag. Wenn Dern