Nr. 169.
Beilage zur„ Freiheit"
Berbandslag der Bäder und Konditoren. Das Bader- und Konditorengewerbe, sprach ebiolb.
Dritter Verhandlungstag.
folgte heute die Beratung der vorliegenden zahlreichen Anträge, die sich mit Statutenänderungen, der notwendigen Beitragserhöhung, der Regelung der Beamtengehälter und weiteren Fragen befaßten. Uebereinstimmung herrschte unter den Rednern darüber, daß es notwendig wäre, eine bedeutende Beitragserhöhung vorzunehmen; aber der Wille war auch borherrschend, daß es ebenso notwendig wäre, der Gewerkschaft durch die Fassung der Statuten den Charakter als lajienkampforganisation wiederzugeben. Sämtliche gestellten Anträge wurden der Statutenberatungsfommission zur weiteren Behand lung überwiesen.
Zu Punkt 5. Abschluß eines Reichstarifs für Die vorgelegten Leitfäße zu einem Pichstarif wurden gutgeheißen. Die Regelung der Gehaltsregulierung für die Angestellten Der zu dieser Frage von Berlin eingereichte Antrag, daß die Anerfolgte nach den Vorschlägen der dafür eingefepten Kommission. gestellten 10 M. mehr pro Woche als die Höchstlöhne ihrer Branche
am Orte als Lohn erhalten sollten, wurde abgelehnt.
Dritter Berbandstags des Denischen Bauarbeiter- Berbandes.
Erster Tag.
Dienstag, 11. Mai 1920
Gewerkschaftliches.
Beendigung des Brauereiarbeiterstreits.
Die Angestellten der Brauereien haben größtenteils be
In einer Versammlung der Betriebsräte und Funktionäre der Belegschaften der bestreiften Brauereien am Montag erstattete Tröger Bericht von den Verhandlungen der beiderseitigen leinen Tariffommissionen. Wenn auch nicht restlos alle Forde rungen der Arbeiter erfüllt worden seien, so wurde doch der Abbruch des Streits empfohlen. Den Ausführungen des Referenten schloß sich eine eingehende, östers sehr scharfe AuseinanderAm Nachmittag begann das Referat Lantes über den jepung an. wichtigsten Bunkt der Tagesordnung Arbeitsgemein In geheimer Abstimmung wurde schließlich mit 75 gegen Der Verbandstag wurde heute nachmittag eröffnet. Nach 204 Stimmen beschlossen, den Belegschaften zu empfehlen, heule, ichaft Rätesbitem". Das Referat fußte auf einer vom den üblichen Begrüßungsansprachen hielt der Verbandsvorsitzende Dienstag, die Arbeit aufzunehmen. Die dritte Schicht der Heiger, Referenten vorgelegten Resolution, die ungefähr folgendes besagt: aeplow eine längere Rede, worin er unter anderem folgendes Masch nisten und Stalleute nahm bereits Montag die Arbeit auf, Die Gewerkschaften verfolgen den Bwved, jedes Mittel zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeiter- besonders hervo hob: Der Verbandstag ist der erste im Frieden. um ein Zusammentreffen der vollen Belegschaft mit der„ Lec tlasse erfolgreich anzuwenden, Nach Aufzählung der Forderungen Die Weitgliederzagt ist Brotz der schlechten Lage im Berufe erfreu- nischen Nothilfe" zu vermeiden. groß heißt es, daß zur Durchführung dieser Forderungen der Ver- lich gestiegen, jedoch die Not in unerfreulicherweise Weise auch bandstag alle Writtel als geeignet erachtet, als da find: Arbeits- der Berufsangehörigen, bedingt durch die gesunkene Kaufkraft des schlossen, einen Tagesverdienst zur Unterstübung der im Streit gemeinschaft, Betriebsräte und Kampfaftionen. Der Verbandstag Geldes und den Baustoffmangel. Der Vorsitzende begrüßte die in Gestandenen abzuführen. fann in den Arbeitsgemeinschaften feinen Waffenstillstand mit letter Beit aus der Gefangenschaft zurückgelehrten und gedachte ben Unternehmern erblicken, sondern betrachtet sie als Stützpunkte auch derjenigen, die noch in Sibirien auf der Rückkehr in die arbeiter geendet, er wurde geschlossen begonnen und zu Ende Der Streit hat mit einem schönen Erfolge der Braueret. Heimat warten. In längeren Ausführungen ging er auf die ErDie Resolution der Opposition und mehrere Anträge vera eignisse in letzter Zeit ein und gedachte derer, die in dem unglüd- neführt. Die Brauereibesizer hatten gehofft, die Arbeiter mit langen die Aufhebung der Arbeitsgemeinschaft mit dem Unter- feligen Bürgerkrieg ihr Leben gelassen hatten, in dem Glauben, Leichtigkeit an die Wand drücken zu können. Diese Hoffnung ist nehmertum. Der Referent Lante a batte seine Ausführungen einer guten Sache gedient zu haben. in Scherben gegangen, und die reaktionären Brauereigenal igen nicht sehr weit gesteckt. Die Arbeitsgemeinschaft wäre die konsequente Fortsetzung der bewährten Tarifpolitit. Die Beripliite rung in zahlloje Kleinbetriebe in unseren Berufen, die zurück gebliebenen Berufsangehörigen, die immer ein Hindernis gewesen find, zwingen, bis auf weiteres noch immer an der Arbeitsgemein schaft festzuhalten. Der Refereat geigte die Fehler des Betriebs rätegesebes, bezeichnet es aber als einen Fortschritt gegenüber den bisherigen Zuständen und forderte die eifrige Tätigkeit der Mitglieder für den Ausbau des Betriebsrätegesebes. Die Ar beitsgemeinschaft soll eine Etappe sein im Befreiungskampf der Arbeiterschaft(?).
auf dem Wege zur Betriebsdemokratie.
Der Verbandslag schritt nunmehr zur Stonstituierung. Gegen haben einsehen gelernt, daß auch die Brauereiarbeiter in Butunj eine große Minderheit wurde ein Antrag Hedert Chemnik, nicht mehr mit sich spielen lassen werden. Mehr und mehr stellen einen Kollegen der Opposition mit in den Vorstand hineinzu- sich auch die Brauereiarbeiter auf den Boden des Klassendampfes wählen, abgelehnt. Dagegen find unter den Schriftführern beide Richtungen vertreten, darunter auch Kaiser Berlin . Der Verbandstag nahm nunmehr die Festsetzung der Tagesordning bor . Dann wurden die Kommissionen gewählt. Von Berlinern ge hören Geride der Gehaltsregelungskommission, Klaus der Statutenberatungskommission an.
8 weiter Lag
Die Lohnbewegung der Magistratshilfskräfte.
Der Streit in der Binnenschiffahrt.
ausschüsse der Magistratshilfskräfte berichtete, nach einemt mit In einer Versammlung der Betriebsräte und Angestellten. Beifall aufgenommenen Vortrag des Koll. Heinricht über die nächsten Aufgaben der Betriebsräte, Koll. Hochschild über den Sedert Chemnik empfahl, ehe in die Tagesordnung ein Schiedsspruch, dessen wesentlichste Bestimmungen in Nr. 167 Der Korreferent Müller- Breslau zerpflüdte die Aus- getreten werde, den Fall Winnig zu erledigen, damit die ge- der Freiheit" veröffentlicht sind. Der Schiedsspruch bringt einen führungen des Referenten. Er zeigte, wie die Arbeitsgemein Winnig denken. Nachdem Paeplom dagegen gesprochen hade, an das Gristenzminimum, jedoch eine Einschränkung des be famte deutsche Arbeiterschaft sebe, wie die Bauarbeiter über Spannungsausgleich in den Gehaltsstufen und eine Annäherung schaften der Arbeiterschaft in ihrem Kampf ein Hindernis geweil es für ihm fein Fall Winnig mehr gebe, wurde der Antrag reits wesen sind. Er schilderte die Schönheiten des Betriebsrätegejebes, errungenen Mitbestimmungsrechtes. In der Diskussion forderte zur Wahl von revolutionären Betriebsräten auf und ver- Beckert bei zweifelhafter Abstimmung abgelehnt( Große Unruhe wurde noch besonders die Differenz in der Bezahlung weiblicher langte die Verwerfung jeder Arbeitsgemeinschaft mit dem Unter Da sich bei der Abstimmung herausgestellt hatte, daß auf und männlicher Angestellter bemängelt und für gleiche Leistung nehmertum. diesem Verbandstag zwei grundsägliche Anschauungen gegenüber gleicher Lohn gefordert. Eine Resolution besagt, daß der Vierter Verhandlungstag. stehen, ersuchte Naiser Berlin , alle diejenigen, die auf dem Schiedsspruch den zu stellenden Anforderungen nicht entspricht Heute begann die Diskussion über das Referat Ar- Boden der Oppofiition stehen, zu einer Zusammenkunft nach der und stellt fest, daß Vertreter der Kommunen sich bewußt als Sigung. Baeplow sprach heftig dagegen, trob alledem waren Schrittmacher des Privatfapitals in den Verhandlungen betätibeitsgemeinschaft Rätesystem. Saud- Düssel dorf schilderte, wie die Arbeit in den Arbeitsgemeinschaften den aber an dem betreffenden Abend eine große Anzahl Delegierter gen, indem sie auf die Einschränkung des Mitbestimmungsregtes Kampf der Arbeiterschaft erschwert und wie notwendig der Aus- dem Rufe Kaisers gefolgt. hingewirkt haben. Die Versammlung beauftragte die Organibau des Rätesystems für die Arbeiterschaft ist. Schumann. fationen zu neuen Verhandlungen mit den Arbeitgebern zur Be Berlin trat für die Arbeitsgemeinschaften ein. Er erblickt auch hebung der Mängel des Manteltarifs. Die Urabstimmung in in denselben eine Gefahr, da durch dieselben leider ein fraffer Bu Beginn des zweiten Tages gab Paeplow den Vorstands- den Betrieben wird in den nächsten Tagen vorgenommen. Berufsegoismus großgezogen wird; dieses müsse bekämpft werden bericht, der sich in den alten ausgetretenen Bahnen der bisherigen Es dürfte aber auch nicht verfannt werden, daß durch die Ar Gewerkschaftspolitik bewegte, sich an der Oberfläche hielt und beitsgelmeinschafen viele Streits vermieden werden, die der Ar- nichts von dein brachte, was große Teile des Verbandes in Anbeiterschaft durch den Lohnausfall auch nicht zum Segen gereichen. betracht der revolutionären Umwälzung durchaus für wünschens Bibländer erhielt anstelle von Müller das Schlußwort und wert halten. Er vemvies auf den gedruckten Geschäftsbericht, in gerpflüdt in seinen Ausführungen noch einmal alle gegen den bem ein besonder s Kapitel: Politische Umtriebe" entAustritt aus der Arbeitsgemeinschaft vorgebrachten Bedenken. halten ist, auf das später noch zurüdzukommen ist. Dann ging Erforderte die Delegierten auf, für die Liste der Opposition zu er auf die Verhandlungen über den Wiederaufbau Frankreichs stimmen. Der Referent antes forderte in seinem Schlußwort ein. Baeplow meint weiter, daß für den Fall Winnig politi- Bezogen und somit ist berhütet, daß der Streik sich auf die Speichezum Verbleiben und Mitarbeiten innerhalb der Arbeitsgemeiniche Momente für den Verband nicht in Frage kommen, da diese schaft auf, die nicht eher aufgegeben werden könne, ehe nicht die lediglich als Gewerkschaft handeln müsse.( Große Unruhe, erregte politische Macht in den Händen der Arbeiterklaffe liegt. Gr wandte sich besonders gegen den Sab in der Resolution der Zwischenrufe, die sich dadurch erklären, daß die meisten DeleOpposition, daß die Gewerkschaiten durch die Mitarbeit nierten wiffen, daz Winnig in Karlsruhe war und lebig in den Arbeitsgemeinschaften den Unternehmern Helfershelfer lich durch Einwirkung des Vorstandes dazu bewegt wurde: aus biznite geleistet hätten in dem Bestreben, der Arbeiter dem Verbande auszutreten.) schaft die Machtpofitionen, welche am 9. November 1918 errungen Servorzuheben ist noch, daß Paeplom eine balbige Schei wurden, zu entreißen. dung der beiden Richtungen innerhalb der Organisation wünscht. Die namentlich vorgenommene Abstimmung ergab 47 für Vor Eintritt in die Diskussion wurde von der gesamten Oppo und 108 Stimmen gegen den Austritt aus der Arbeitsgemein- fition beantragt, als Korreferenten den Brandler auzulassen. schaft. Die große Zweibrittelmehrheit tonnte und wollte nicht Das tourde ab gelehnt, diesem aber eine einstündige Redezeit be einsehen, welch verderbliche einseitige Produzentenpolitik in den willigt. In einer großangelegten Rede behandelte Brandler Arbeitsgemeinschaften getrieben wird; fie ließen sich leider noch den Gegensatz der Auffassung zwischen den Vertretern der alten einfangen von den Phrasen der Gewertschaftsbureaukratie, daß und der neuen Gewerkschaftspolitik. Da er das Thema fachlich eine andere Politik zur Zeit für die Gewerkschaften gar nicht und in die Tiefe gehend behandelte, erntete er auch teilweisen möglich sei. Also die kommenden Wochen und Monate werden Beifall bei seinen politischen Gegnern.( Ausführlcher Bericht darfie eines bessern belehren. über in der Generalversammlung.)
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Der Sternsteinhof.
Roman von Ludwig Anzengruber .
s sie allein in die leere Kirche trat und selbst ihr leiser Tritt auf den Steinfließen einen Hall weckte, der in den hohen Gewölben gitternd, we lagend, erstarb, da blidte fie scheu um sich, atmete schwer auf und preßte beide Hände an das Herz.
Schiffsmannschaften den Beschluk gefaßt, die Fahrzeuge freizus Am Sonnabend hat die Vollversammlung der streifenden geben, in denen sich gefährdete Lebensmittel befinden, und zwar fommen hier nur Kartoffeln und Mehl in Frage.
Die bereits eingesehte technische Nothilfe ist deshalb zurück
und Lagerhausarbeiter ausdehnt.
schaften erwarten, daß nun endlich die man benden. Der Beschluß ist aber nur ein bedingter, die Schiffsmannsich ernsthaft mit dem Streit und seinen Ursachen befaffen. Es ist unverständlich, daß bis jetzt irgendwelche Verhandlung- n mit den Streifenden nicht stattgefunden haben.
Die Regierung erklärt, die Forderungen feien unerfüllbar; das hat sie sich von den Unternehmern sagen lassen und das scheint maßgebend zu sein.
Die zehnstündige Nachtruhe soll die Schiffahrt ruinieren. Ga fei nochmals festgestellt, daß bis zum 1. April die zehnstündige Nachtrube bestanden hat und daß der Transportarbeiterverband und der Bertand der Maschinisten und Seizer ebenfalls die zehnstündige Nachtruhe gefordert haben, aber sie haben ihre Zuftimmung zu einer Verlängerung der Arbeitszeit um 2 Stunden gegeben. Die Lohrsätze, die die Streikenden fordern, bleiben ebenfalls hinter den Forderungen dieser Verbände zurück. Ein Kapitän, der
Neue- und Leidenvechung anschloß, war nicht das herab- rung und des Trostes Bedürftigen, die Kinder, die Müh geleierte, aus dem Beichtspiegel" zusammengesuchte Ge- feligen und Beladenen und die Sünder, und warum die ftändnis eines Kindes, nicht das selbstquälerische, von Seuf- alte Welt bis in ihre Grundfesten erschüttert wurde durch gern begleitete Geschwäb einer hysterischen Alten, es war die neue Botschaft, welche anstelle des starren Gesezes die das Bekenntnis eines reifen Wesens, das sich bewußt war, Liebe, anstelle der Strafe die Gnade zu setzen verhieß. gesündist zu haben, eine Selbstantlage, die in allen Bunften zu Recht bestand und, obwohl stotternd, doch im Tone zuzusprechen und je leiser das Stöhnen der vor ihm Und nun begann der Kaplan benuhisend und tröstend trockenster Aufzählung vorgebracht wurde. Knieenden wurde, je mehr ihre geknickte Gestalt sich Heiß und kalt überlief es den jungen Geistlichen. Ihn aufrichtete, je inniger und vertrauender ihr Blick auf ihm empörte diese, von feiner Regung der Scham begleitete haftete, je überzeugender und eindringlicher ward seine Der junge Priester ging an ihr vorüber nach der Ausdeckung moralischer Gebreite und Schäden, er vergaß, daß Rede und nie batte er, so ganz eingedenk ihres Gewichtes, Safristei. Er legte sich selbst die Alba, das weiße Chor- die Vorschrift dem Beichtfinde auftrug, sich dem Beichtiger die Lossprechungsformel feierlicher und andächtiger ausgehemd, an, hing sich die Stola um und setzte sich das Käpp gegenüber von der Scham nicht beeinflussen zu lassen. Bum sprochen. chen auf, dann begab er sich in den Beichtstuhl; das Taschen- ersten Male hatte er Gelegenheit in die Tiefen eines mensch tuch in seiner Linfen hielt er vor das Gesicht, mit der Rech lichen Herzens zu blicken und er fand da nicht Berlaß schöne Weib zu ihm aufjab mit dem bleichen, reglofen, Als er aus dem Beichtstuhle trat und das junge, ten madyte er das Zeichen des Kreuzes über die Dirne noch Treue, ohne daß er ohnte, wie wenig überhaupt davon frommen Antlige, da meinte auch er fagen zu dürfen: Wer und neigte das Ohr feinwärts nach dem Gitter, hinter dem in der Welt vorkam und fortkam und schon als zarter fich rein fühlt, der werfe den ersten Stein auf fie! Gebe es nun zu wispern und zu flüstern begann, Schößling roh unter fremde Füße getreten, mit eigenen hin und sündige nicht mehr!" Mächtig hob sich seine Brust. Händen, leichtfertig oder verzweifelnd, ausgerauft wurde, da Das Tuch ist ein notwendiges Requisit. Die Augen es ja doch feinem zu Nuß noch zu Genuß gedieh. hält der Priester geschlossen, die verraten nichts, die untere Er ließ die Hand mit dem Tuche finden, mit zornigen Hälfte seines Gefichts aber bedt das Tuch; gut, wenn es Augen sah er durch das Drahtgeflechte des Gitters und benichts zu verhüllen hat, als etwa das Lächeln über naive sann zu eifern. Geständnisse findlicher Seelen und nicht das starre Er- Damit hatte er es versehen und doch machte dieses staunen, das jähe Erschrecken, den fröstelnden Etel über un- Bersehen die Beichte ihm lehrreich und verhalf ihr zu einem geahnte Laster, Missetaten und Gemeinheiten. der bleibendsten Eindrücke in seiner Erinnerung. Bei seinen bisherigen Beichtfindern hätte Kaplan Se- Helene starrte ihn erst erschreckt an, dann begann n derl allerdings des Tuches nicht bedurft. Man hatte ihm sich ihre Augen mit Tränen zu verschleiern. In stammeln jene alten Frauenzimmer zugewiesen, die ihres chronischen der Erregung brachte sie Aufblärungen und Erläuterungen Seelenteidens halber allwöchentlich in die Kirche gelaufen über ihr Tun und Lassen vor, durch welche dasselbe enttamen und manchen wadern Priester ärgerten; ferner mußte schuldigt werden, in milderem Lichte erscheinen sollte, immer er aushelfen, wenn man die Schulkinder zur österlichen aber fand sie sich zulegt einem schlechten Willen, einer sträf Beichte führte. Die Sündenbekenntnisse, welche er zu hören lichen Schwachheit gegenüber, denen sie nachgegeben hatte, bekam, waren daber feineswegs aufregender Natur, er war welche ihr selbst unerklärlich waren und nun geradezu wie aber auch anderseits ein sehr ernster Mann, der fein Ge- Eingebungen des Bösen erschienen. Jammernd rang sie die ständnis leicht zu nehmen vermochte und jedes in aller Weit- Hände, brach in ein frampshaftes Schluchzen aus und stieß und Breitschweifigkeit behandelte, während Renaben und sich die Stirne an dem geschnitten Zierrat des Beichtstules Mädchen, nur vom Lehrer hingewiesen, sich vor seinem blutig.
Er reckte sich empor. Heiliger Ernst lag über seinen Zügen Ruhe, als jähe er die Dinge in dem Lichte einer weltentund aus seinen Augen blickte eine Milde und gelassene legenen Sonne, in all ihrem dürftigen Scheine und ewigen Wandelbarkeit. Zu der Stunde war dieser häßliche Mensch schön; schön, wenn es je eine durchgeistigte Form über eine leere vollendete davontrug.
Er trat an die Dirne heran, die Worte seines Herrn und Meisters zu gebrauchen, schien ihm doch eine Entwürdigung. Er berührte flüchtig mit der Hand ihren Scheitel und hieß sie mit leiser Stimme aufstehen und gehen.
Helene raffte sich rasch auf und lief nach der Kirchenpforte, der Kaplan schloß hinter ihr ab. begab sich in die Safristei, wo er haftig seinen Ornat ablegte und dann durch ein kleines Bförtchen hinaus ins Freie trat. Es begann zu dämmern.
Hinter der Kirche lief durch dichten Busch ein schmaler Pfad, wenige Schritte lang, bis zur Ecke der niederen Beichsstuhle anreihten, und, wenn es irgend anging, fich Da übertam, jäh, wie eine Offenbarung, den jungen Friedhofmauer, dort lehnte sich der junge Geistliche an das fachte wieder davon stablen; es galt für eine Art Schulstrafe, Priester die Erkenntnis, warum der, an dessen Statt er nun Gestein, und sah über die Ruhestätte der Toten hinweg, bei Kaplan Sederl beichten zu müssen. des Amtes zu walten borgab, nicht jene, die vertrockneten, in die Ferne. Einzelne Sterne blinkten dort über den
Was sich nun aber hier, wo er zum ersten Male in oder reinen unberührten Herzens auf den Höhen des Le- Sügeln. der kleinen Dorfkirche zur Beichte saß, an die vorgeschriebene bens wandelten, zu sich berufen hatte, sondern die der Füh
( Fortsetzung folgt.)