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Donnerstag, den 27. Mai 1920

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Nummer 195 Abend- Ausgabe

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greibeis

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Bon Gerlach bis kopsch.

Zur Naturgeschichte der Demokratischen Partei.

Am 16. November 1918 erließ eine Anzahl radikaler

Erhöhte Putschgefahr!

In acht

Bolitifer einen Aufruf, der zur Sammlung derjenigen Die Gefahr der gegenrevolutionären Erhebung ber Rechts, Boffspartei überwiege, oder wenn bas nicht zustande kommen bürgerlichen Kreise aufforderte, die nicht untätig ber- parteien, geitüßt auf Reichswehr, Freikorps , Zeitfreiwillige und sollte, eine Militärdiktatur. Eine Regierung aus den harren, sondern die neugeschaffenen Tatsachen anerfennen Baltifumer, wächst von Tag zu Tag. Die Regierung sieht den Geliebigen Mehrheitsparteien werde der Front­und ihr Recht zur Mitwirkung betonen" wollten. Es sollte ich niffen, die sich vor aller Oeffentlichtei bollziehen, mit verbund unter teinen Umständen bulben. eine große demokratische Partei " gegründet werden, die schränkten Armen zu. Sie rafft sich zuweilen höstens zu einer Wochen würden wir allerlei Dinge erleben. Das Zeichen zum kühne Mittet" anzuwenden habe, um der neuen Beit Erflärung auf, in der sie die Gefahr der Gegenrevolution be- Bosschlagen fäme diesmal vom Osten. Der Frontbund bereite gerecht zu werden. Von allen Besitzenden würden große tätigt, aber fie unterläßt es, irgendwelche Vorbeugungs- gana offen die Gegenrevolution vor, feine Werber hätten teine Opfer zu fordern jein, die Beit erfordere die Gestal- maßnahmen dagegen in die Wege zu leiten. Die Regierung Angst vor einer Berhaftung, denn selbst wenn diese vorgenommen tung einer neuen sozialen und wirtschaftlichen Politit. Die hat die Auflösung der Freikorps angeordnet, praktisch wird diesem würde, würde die Bentralstelle des Frontbundes für ge­alten Parteiformen feien am 9. November zerbrochen, die Befehl eine Folge geleistet. Die Freikorps verwandeln fi ent- waltsame Befreiung der Werber aus der Haft Sorge lange pietätbollen gehüteten Parteiprogramme bedeutungs- weder in Reichswehr formationen oder fie bleiben in tragen. ihrer alter. Zusammensetzung bestehen und ergänzen ihre Bestände Im Zusammenhang mit den Werbungen für den Frontbund Los geworden, der Geist der Erneuerung habe über- burch bauernde Reuanwerbungen. Ein ganges Heer stehen die Vorgänge, über die in der heutigen Morgenausgabe all feinen Aufstieg genommen. Unter den Unterzeichnern von Werbern durchstreift gegenwärtig die Städte und versucht, bie Berliner Boltszeitung berichtet. Das Batt weist daraus befand sich Herr Theodor Wolff , der Chefredakteur Arbeitslose für die Wehrmacht zu töbern. Die Werber bedienen hin, daß zwischen Bayern , Pommern , Ostpreußen und Westfalen bes Berliner Tageblatts", der am Montag in feinem Blatte fich dabei gefälschter Urlaubsfeine, ein Beweis ba- ein regelrechter Stafettendienst stattfindet. Auf den pom gern einige radikale Töne anschlägt. Auch Hellmuth von für, daß die Werbungen geheimen Zweden dienen. Die Neu- merichen und oftpreußischen Gütern werden täglich entlassene Gerlach, der Herausgeber der Welt am Montag" hatte seine ongeworbenen werden zur Zeit meist in das Sennelager ge. Golbaten eingestellt. Die Einwohnerwehren in Ostpreußen Unterschrift hergegeben, ein Politiker, der seine aufrechte leitet. Dort, am Rande des rheinisch- westfälischen Industriegebieta, benten nicht an ihre Auflösung. In Königsberg hat sich ein beson pazifistische Gesinnung auch während des Strieges nicht ver- foll eine große Truppenmacht zusammengezogen werden, die bei beter to trupp gebildet, der aus 600 jungen Offizieren besteht. Ieugnet hatte. Man borchte auf. Sollte das liberale Ausbruch der Gegenrevolution bas Ruhrgebiet befeßen und die Die Rechteparteien stehen mit der Organisation des Umsturzes in Bürgertum aus der Schandwirtschaft der Kriegsjahre etwas mititärbittatur sichern soll. Als Betoeis für die geheimen Wer. engster Berbindung. In Ostpreußen wird vor aller Oeffentlichkeit gelernt haben und das Parteischiff aus dem trüben Sumpf bungen fügen wir hier grei Dokumente Bet: ber bergangenen Jahrzehnte herauslavieren wollen, um neuen Ufern auzustreben?

Anderthalb Jahre sind seitdem vergangen. Herr von Berlach ist schon längst aum toten Manne in feiner Partei geworden. Die Führung bei den Demokraten haben wieder jene bertappten Reaktionäre, die unter dem Dedmantel des Biberalismus und der Demokratie lediglich die Geschäfte bes Sapitals besorgen. Es fennzeichnet die Entwidiung biefer Partei, daß sie jetzt den Rektor Ropich an die Spite ihrer Kandidatenliste für den Re­gierungsbezirk Riegnis gestellt hat, denselben Ropsch, der schon zu den rückschrittlichsten Führern der alten Fortschritts­partei gehört hat. Als die Demokratische Partei gegründet wurde, schloß er sich mit dem nationalliberalen Dr. Strese­mann der Deutschen Botspartei an. Inzwischen bemerkte er wohl, daß zwischen den Demokraten und den Volkspar­teilern fein großer Unterschied besteht und nun ist er wieder Bu feiner alten Liebe zurückgekehrt. Sie vieler Ueberzeu­gungstreue fonnten sich die Demokraten nicht verschließen. Und so präsentieren sie ihn nun in einem ihrer aussichts­reichsten Wahlkreise als Kandidaten für den Reichstag .

Das

Die

Stempel

Urlaubsfchein.

Stommando 3. Mazinebrigade Deutsche Reichsmarine.

Der( Dienstgrab, Vor- und Zuname) von der( bmp., Stegt. uit.) 3. Marinebrigade, wird hiermit vom 2. Mai 1920 bis einschließlich 17. Mai 1920 nach Pforzheim i. B. beurlaubt. Alle Beihörben terben ersucht, ihn ungehindert zeifen zu laffen und ihm nötigenfalls Schuß und Hilfe zu gewähren. Dorsten , den 1. Mai 1920.

über die kommenden Ereignisse gesprochen. Dort hat auch die Deutschnationale Boltspartei ihre Maste abgelegt und erklärt, Saß sie den Bersuch, die Regierungsform auf verfassungsmäpiger Wege zu ändern, aufgegeben habe.

Pommern ist die Etappe atifden Ostpreußen und Bayern Offiziere spielen die Verbindungsmänner, auf jedem Gute, wo sich Soldaten befinden, ist zumindest ein Offiziel vorhanden, der die Verbindung mit den anderea Gütern aufrechts erhält und für Uebermittlung der Nachrichten nach Ostpreußen , Bayern und Westfalen Sorge trägt. Auch die Bewaffnung der Agrarier macht weitere Fortschritte. Nicht nur in Pommern , Ost­ preußen und Schlesien , sondern auch in der Mart Branden burg erhalten die großen Güter Waffensendungen. So find in ben letzten Tagen bom Flugplatz Neuruppin mit Wissen des Iastommandeurs Maschinengewehre und Munition auf die umliegenden Dörfer verschoben worden. Bon Berlin aus gehen ganze Wagenladungen von Bekleidungsstüden und Waffen, Dieser Ausweis gilt nur für den 15. Mai und die bier die in Risten berpadt sind, nach Ostpreußen . Die Einwohner­folgenden Tage. wehren sind auf dem Lande heute besser und stärker organisiert Gennelager, den 2. Mai 1920. wie vor dem Kapp- Putsch . In Bayern allein umfaffen fie au­sammen mit den Beitfreiwilligen. und Stubentenformationen weit über 100 000 Mann.

gez. Heintz( Tobias), Beutnant und Komp.- Führer. Ausweis zur Erlangung von Militärfahrscheinen. Der Infanterist..( Name und Dienstgrab) ist berechtigt, für die einmalige Steise von B. nach Baderbarn eine Militan fahriarte gu lösen.

3tved der Reise: Stücfehr zur Eruppe.

Sein( Tobias), Leutnant und Komp. Führer. Auch für die Marinebrigade Ehrhardt werden Werbungen borgenommen. In Münster i. betreibt die Werbungen ein Die rechts stehende Breffe ist über die Vorbereitun Die ganze Tätigkeit der Demokratischen Partei war Unteroffizier Stolberg, der gleichzeitig als Agitator für gen für den neuen Umitura genau unterrichtet. Um die Oeffent bisher daraufeingestellt, dem Proletariat die revolutionären ben Frontbund auftritt und zahlreiche Ausweise und Ur- lichkeit irre zu führen, berichtet fie auftragsgemäß von bebor Errungenschaften des November 1918 zu entreißen und die laubsscheine zur Verfügung hat. Stolberg erklärte in Münster , stehenden kommunistischen Butschen, von Mordplänen und terro tapitalistische Wirtschaft aufs neue zu befestigen. Es stellte bag er das Geld für die Werbungen von dem Batterizführer der ristischen Maßnahmen der Linksparteien. Unter diesem Rügen­fich immer deutlicher heraus, daß die Demokraten nichts Reichswehrbrigade 7, Hauptmann von Bod, erhalte. Stolberg fchleier soll sich der Plan der Gegenrevolutionäre zur vollen Meife anderes sein wollten als die Fortsegung der alten bante sprach fich auch über bie Absichten des Frontbundes gang offen entwideln. Die Regierung fördert durch ihr Stillschweigen die rott gewordenen liberalen Parteien. Am 15. Juli 1919 hat aus. Er erklärte, daß es nach den Wahlen nur swei Möglich gegenrevolutionäre Bewegung. Sie hat für das Kommende die Dr. Rudolf Dig in einer Rede im Demokratischen Slub teiten gebe: entweber eine Regierung, in ber die Deutschnatituale velle Verantwortung zu tragen. zu Berlin ausgeführt, daß mir naturgemäß mit Recht und mit Freuden einen Teil der Konkurs­masse der alten nationalliberalen Partei übernommen hab'e'n". Erfurter Pro- Man darf nun etwa nicht glauben, daß die bemofra- nete off gegen die wilden, politischen Streits" und die und Planwirtschaft müsse gramm abgelehnt tischen Parlamentarier deshalb kritisiert worden sind, weil gegen die ohne Gegenleistung gegebenen Arbeits. werden, dagegen die müsse. fich Partei 3 um sie das Betriebsrätegese nicht fortschrittlich genug losenunterstübungen". Auf dem Demokratischen Sapitalismus bekennen. Demo- ausgestaltet haben, sondern im Gegenteil deswegen, weil Barteitag hat Dr. Raschig verlangt, daß man gegen fraten sellten sich nicht einmal zu einer Wirtschaftsform sie überhaupt dem Gesek felbft in feiner bekannten spott- die streitenden Arbeiter mit hohen Strafen vor­bekennen, die dom nur einen verschleierten Kapitalismus schlechten Form zugestimmt haben. Der Minister des Innern, achen solle. Gefängnisstrafen, so meinte er, würden einen bedeuten würde. Der Arbeiter nimmt uns den Kapitalis- Roch, bat schließlich auf die Vorwürfe, man fei im Schlag ins Waffer bedeuten. Es sei nicht möglich, alle strei­mus ja gar nicht übel, er erwartet bon uns gar Betriebsrätegefeß den Arbeitern zu weit entgegengekommen, fenden Arbeiter ins Gefängnis zu sehen und die Führer nichts anderes", meinte Herr Dr. Dig. Auf dem auf dem Parteitage erwidert, daß das Gesetz in den meisten fönne man im entscheidenden Augenblid nicht faffen. Die Leipziger Parteitag der Demokraten im Dezember 1919 führte Bestimmungen nichts anderes enthalte, als was im Arbeits- Arbeiter müßten nun auf dem Wege der Gesetzgebung ge der Chefredakteur Buschmann aus Schwelm aus; es müsse kammergefeß der alten deutschen Regierung bereits vor awungen werden, eine beträchtliche saution zu zum Ausdruck gebracht werden, daß wir nach wie vor sind handen gewesen sei. Und Dr. Raschig hat dort trium- ftellen, die durch Abzüge von Lohn oder Gehalt gesammelt eine wirtschaftlich- politisch- bürgerliche Partei und unter phierend berichtet: Wir haben das Beriebsrätegesek fo ber- werden follten und woraus dann die hohen Geld. feinen Umständen eine Politit treiben beffert, daß ihm die allerschlimmsten Gift- trafen bei Streits zu entnehmen seien. bürfen, die uns nur nach links binführt." aabne ausgezogen sind." Trogdem rief ein anderer Wie gegen die Arbeitslosenunterstützung und gegen Sad Nebenbei bemerkt, nicht allein in ihrer politischen Redner, Dr. Sermann Fischer, den demokratischen Par- Streifrecht der Arbeiter kämpfen die Demokraten auch Lätigkeit hat die Demokratische Partei die Demokratie nur lamentariern zu, es jolle jest Schluß mit dem Fortschreiben gegen den Achtstunden tag. Der frühere Minister im Munde geführt, auch in der eigenen Organisation wurde auf dem Wege zum sozialistischen Staat" gemacht werden. Bernhard Dernburg bat unter den Beifall seiner das demokratische Prinzip verleugnet. Darüber but Dr. Sest fei feine Beit mehr au weiteren wirt- Barteigenoffen in zahllosen Artikeln die Wiedereinführung Gerlich auf dem Leipziger Parteitage folgendes lage- fchaftlichen Experimenten. Einige der wenigen der überaus langen Arbeitszeiten der Vorkriegszeit ge Vertreter der Arbeitnehmerinteressen auf dem Parteitage, forbert. In der Wochenschrift Das demokratische Deutsch Lieb angestimmt: Bir sagen: Demottatie heißt Gelbitverwaltung des Boltes, der Ingenieur Graf aus Berlin , mußte denn schließlich land", Nr. 5 vom 1. Februar 1920, führte Dr. Stut mann( Hamburg ) aus: Selbstbestimmung seines Schidfals. Wir sind heute bier ber- feststellen: Unsere Rettung liegt in der Beseitigung bes allgemeinen Jammelt als der Aufsichtsrat unserer Partei. Aber, musime ver. orten Anwesenden, soir erfahren von politisch Wesentlichem Achtstundentages bzw. des Sechstundentages in sea and awar in fürgejter Frist!" weniger als der Aufsichtsrat einer Aftiengesellschaft. Wie sollen vir berhaupt wiffen, auf was wir unsere Wähler einzustellen Bei zahllosen anderen Gelegenheiten zeigte sich immer Die Arbeiterfeindlichkeit der Demokratischen Partei hoben? Bei wichtigen Angelegenheiten werden wir erst dann ge- wieder die Arbeiterfeindlichkeit der Demokra- zeigte sich schließlich noch besonders deutlich nach der Nieder frugt wenn vollendete To fachen geschaffen find, wie zum Beispiel tischen Partei. In einer zur Wahl herausgegebenen offi- werfung des Kapp- Puches. Einige demokratische Abge Betriebsrätegefes Des i feina demokratifdie, Bojiti zinowice wettert der ehemalige Steichstaababacord lordnete mukten mets en tetit der Arbeiter

Eine solche Stellungnahme läßt einen Rüdjaluß auf vie Mentalität unserer Partei au, der für die Arbeitnehmer ab­fredend und verbitternd wirken muß."