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Freitag, den 23. Mai 1920

Nummer 197 Abend- Ausgabe

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greibeit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Der Frontbund rüstet!

Die

Regierung beobachtet.

Von besonderer Seite wird uns geschrieben: Müssen wir wirklich blind dem Abgrund zutaumeln

Die Schwerindustrie spendet Millionen. treffen können. Zur Zeit werben besonders in der Gegend von Sat denn in Deutschland niemand etwas aus den Ereig

Stettin und Stralsund Baltikumtruppen zusammengezogen. Ste niffen gelernt? Verurteilt politische Einsicht in der deut­lommen aus allen Teilen des Neiches. schen Welt noch immer zur Rolle des Predigers in der Wüfte?

General v. Watter, der feines Dienstes enthoben ist, hat

Der Frontbund, die in Paderborn gegründete Organisation ber Gegenrevolution, hat gestern in Berlin in den Wilhelms. ballen am 800 eine Delegiertenversammlung abgehalten, die bon in Westfalen immer noch die militärischen Fäden in der Hand. des Rechtsputsche3 für übertrieben hält, aber mit großer Die Regierung läßt erklären, daß sie die Gefahr 21 Vertretern aus allen Gegenden Deutschlands besucht war. Die Sagung wurde durch Saupianann v. Pfeffer geleitet, der rund- r refidiert nach wie vor im Schloß in Münster , benut Dienst Aufmerksamkeit alle Vorgänge beobachtet. Den ersten Teil heraus erklärte, daß die Gelber für ben, Frontbund von der autos und hat ein Privatbureau eingerichtet, in dem neben der Erklärung haben wir bis zum Tage des Kapp- Putiches Schwerindustrie geliefert werden. Dem Frontbund müssen unge bier Offizieren ein zahlreiches anderes Personal Tag und bis zum Ueberfluß vernommen. Der zweite Teil mag neut heure Geldmittel zur Verfügung stehen, denn den Delegierten wur- Nacht arbeitet. Zwischen dem Bureau des Generals Watter und sein, ist deshalb aber noch nicht sehr beruhigend. den insgesamt 5000 M. Delegationelosten ausgezahlt. Einige bem Frontbund bestehen die engsten Beziehungen, denn ber Vermeint die Regierung, daß mit Beobachtungen etwas der Vertreter waren von ihren Dienststellen amtlich abge. Reiter des Watterschen Bureaus, Hauptmann von Bod, ist der getan fei? Nicht das ist die Frage, sondern ob sie aus ordnet, so von der Reichswehrbrigade VII in Conabrüd, die rührigfte Agitator für den Frontbund. Daß die militärischen diesen Beobachtungen Schlußfolgerungen ziehen will oder Schon bei der Tagung des Frontbundes in Paderborn den Besuch Stellen einen großen Schlag vorbereiten, geht auch aus fol- bielmehr ziehen kann. Denn um das Können, nicht um burch Parolebefehl angeordnet und die Kosten dafür aus gendem Schreiben hervor, das der Hauptmann Stever an die das wollen handelt es sich schließlich in der Politik. Staatsmitteln entnommen hatte. An der Tagung nahmen auch früheren Baltikumsoldaten verschickt: Wie ist die Situation? Diese Regierung hat keine zu gwei Werber bom Freitocps Lühow teil. Hauptmann Beim Abschiede versprach ich Ihnen, Sie alle wieder zuverlässige reale Macht. Die militärische Macht ist Bfeffer erklärte einem dieser Werber, wenn das Geld ausgehe, so fammenzurufen, wenn es uns möglich sein würde, weiter im heute wieder wie vor dem Rapp- Butsch ein wesentlich selb tönne er sich noch einige tausend Mart abheben. Die Zentrale deutschen Sinne zu arbeiten. Ich glaube, diefe Gelegen ständiger Organismus, geleitet von Difizieren, gewillt, ihre bes Frontbundes, die sich bisher in Paderborn befand, soll An- heit wird fich in der nächsten Zeit bieten. Ich beabsichtige ge Offiziereriftens unter allen Umständen und gegen ieder fang Juni na ch Berlin beriegt werden und am 2. Juni soll meinsam mit anderen alten Baltikumfämpfern mich an dem eine größere Versammlung in Botsdam stattfinden. Das Soldatensiedlungsunternehmen zu beteiligen, das mit Unter- mann zu verteidigen, erfüllt mit reaktionären, monarchistia heriums im Gange ist. Unter Umständen tommt auch ein Handlungen zu beurteilen. Moralisch ist diese Gesellschaft tübung der praußischen Regierung und des Reichswehrmini. fchen Ideen und unfähig, die politische Tragweite ihrer Siedelungsunternehmen im Au 3 Iand in Frage. Zu diesem allmählich auf ein erschreckendes Niveau gejunten. Die Tekteren fennten allerdings nur friegsbrauchbare Organisation der Rockipizelei, die Ermordung ihr mißliebi­Beute in Frage kommen, die möglichst auch ihre eigne Unis ger Personen und die Solidarität, die den Mördern zur form und Waffen mitbringen müßten, da in der vorgesehenen Straflosigkeit verhilft, beweisen ihre Grausamkeit und Gegend noch mit Kampfverhältniffen zu rechnen ist. Für die erfte Beit ist deshalb militärische Löhnung und Tücke. Verpflegung vorgesehen, die beffer find als die augen. blidlichen Säße in Deutschland .

Reichswehrministerium war von der geheimen Tagung des Front bundes in Kenntnis gefeßt worden. Es schickte denhauptmann bon Rabenau mit drei Meichsweh foldaten nach den Wilhelms­hallen, um zu erfunden, welche Bede bie Tagung berfolge. Sauptmann b. Rabenau ließ sich aber hinter Licht führen. Er nahm keine Durchsuchung der Leute vor und tunnte auf diese Weise auch nicht entdecken, daß die auf der Konferenz anwesen­hen Werber für das Freikorps Rütom mit gefälschten Blantoausweifen und Urlaubsscheinen reichlich bersehen waren.

Die Feststellung, daß der Frontbund von der Schwerindustrie finanziert wird, ist höchst wertvoll, denn aus ihr geht ganz flar hervor, welche Biele der Frontbund verfolgt. Alles deutet auf eine planmäßige Organisation der reaktionären Truppenteile hin, bie bei dem kommenden Butsch in Attion treten sollen. Die entlassenen Baltikumer werden in Zusammenhang mit den be­borstehenden Ereignissen durch Gestellungsbefehle wieder zusammenberufen. Nach Bommern fahren täglich ganze Scharen biefer Lente, die außer den Fahrtkosten 500 Mark Metsespesen erhalten haben, damit sie recht schnell an Ort und Stelle ein­

Grafte Lage in Ostpreußen .

Falls Sie sich an unserem gemeinsamen Unternehmen be­teiligen wollen, fenden Sie Ihre Adresse sowie auch gleich ge fonnener Kameraden an die 3. M. G. R., 4. Mar. Rgt., Munsterlager, Wellblechbarade, 47. R. St.

Ste merden bann zur gegebenen Zeit näheres erfahren. Beide Unternehmen kommen für Anfang Juni in Frage.

ges. Steber.

Hauptmann Steser schiebt den Siedlungsgebanken natür lich nur zum Echein in den Bordergrund. In Wirklichkeit will er feine Beute zusammenrufen, damit sie bei dem Unternehmen Anfang Juni" zur Stelle find. Weiß die Regierung nach all biejen Tatsachen wirklich noch nicht, was gespielt wird?

ift unterbrochen. Auf den größeren Bahnhöfen lagern ge­waltige Mengen Lebensmittel, während sich in größeren Städten bereits das Fehlen des Mehls und anderer Lebensmittel fühl

Ear macht.

Der ruffische Vormarsch.

Die Krasnaja Gazeta" tellt weiter mit, daß die Magi. mialisten auf einer Konferenz in Moskau beschloffen haben, sich mit den Stommunisten zu vereinigen und ihre eigenen Organisationen auferlösen.

( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".) Königsberg , 28. Mai. Ostpreußen steht bor schweren Ereignissen. Der Reichs- und Staatskommissar Borowski erklärte in einer Unterredung die T. U. Ropenhagen, 28. Mai. Lage für äußerst ernst. Er habe fich lange dagegen gesträubt, an bie Möglichkeit eines Rechtspulses su glauben, sei aber jetzt fe ft Die Moskauer Regierung fandte an Litwinow folgendes Tele. bavon überzeugt, und fürchte faft täglich den Ausbruch. gramm vom 25. Mai: Nach fiegreichen Boumarsch haben wir Auf dem Lande find überall zahlreiche Waffen verfedt Boriffow eingenommen. Unser Vormarsch gegen Polen Erst in den lesten Zagen hat der Staatskommissar auf einem vollzieht sich schnell. In der Ukraine wird die Gegenoffenfive er Bleinen Gute 50 Maschinengewehre, auf einem anderen folgreich fortgesetzt. 80 maschinengewehre befchlagnahmen müffen. Eine gründ. liche Durchfuchung der Güter kann der Staatskommissar nicht vor nehmen, da es ihm an polizeilichen Gilfskräften fehlt. Das Reichswehrkommando bringt bie zu entlaffenben Solbaten mit Hilfe seiner Wirtschaftsabteilung auf den Gütern unter, wo sie in den Besitz der Waffen gelangen und in die Einwohnerwehren eingereiht werden. Die Einwohnerwehren haben in Ostpreußen überall große Waffendepois, fie halten in einzelnen Orten regel rechte militärische Nebungen ab, und verrichten z. B. in Lift militärischen Dienst. Auch bie einzelnen Angehörigen ber Ein wohnerwehren haben Waffen in ihrem Brivatbesis. Auf dem Laube find auch Baltikumer und große Teile der aufgelöften Frel forps in gefchloffenen Trupps untergebracht. Neu angeworbene Söldner firömen dauernd nach Ostpreußen . Alle biefe Organi fationen find aufammengefaßt im Reichswehrgruppenkommando I unter der Leitung des Generals von Daffel Die Sicher beitspolizei, die der Polizeipräsident Lütbring nne orgas nistert, ist faft wertlo 8. Sie ist zum großen Tell obne affen und muß diefe bet der Reichswehr entlehnen,

Beginn der ruffisch- finnischen Friedensverhandlungen. T. U. Delsingfors, 28. Mai. Die finnische Regierung machte der Räteregierung den Vor schlag, die finnisch russischen Friedensverband. lungen am 10. Junt in Dorpat zu eröffnen.

Wilsons Beto gegen den Sonderfrieden.

In der Sivilverwaltung fiebt es beffer aus. Aber der Einfluß der alten Bureaucratie ist noch überaus start, und ihre Sympathien gehören durchaus den reaktio­nären Wiederherstellungsversuchen.

Was tut nun die Regierung? Sie beobachtet, sie han belt nicht. Der Reichskanzler Müller läßt sich die Da frogmisse, die er manchmal begt, vom Staatssekretär Albert zerstreuen, der dafür sehr geeignet ist. Sere Albert ist sehr gewandt und liebenswürdig, nur leider ein Mann des alten Systems, der sehr still und folgerichtig sis wirken weiß, aber durchaus nicht im Sinne der Befestigung der republikanischen Einrichtungen. Und was Herr Albert im Präsidium, das sind die Geheimräte Jacobi und Lewald für Herrn Koch, den demokratischen Minister des Innern.

Das schlimmste aber sind die Zustände im Neichswehra ministerium. Herr Gefler hat den Ruf eines tüchtigen Ministerium aber hat er vollständig verlagt. Sein Bev tommunalen Verwaltungsbeamten mitgebracht, in feinem sagen ist zunächst nicht seine persönliche Schuld allein. Es ist eine Folge der Regierungspolitik. Der Kapp- Putsch hätte für die weitere politische Entwicklung segensreich seig können, wenn der Sieg der Arbeiterschaft von einer ge­scheiten Regierung verfolgt und ausgenugt worden wäre. Die Autorität der Generale war durch den Butsch zunächst völlig gebrochen. Gegen ein energisches Vorgehen wäre damals ein Widerstand nicht möglich gewesen.

Die Arbeiterschaft bat in ganz richtiger Erkenntnis als eine der Mindestforderungen zur Beendigung des General­ftreits die militärische Neuorganisation gefordert. In dop pelter Hinsicht. Einmal mußten organisierte Arbeiter in die militärischen Formationen eingereiht. und dann die Führung, insbesondere die oberste Leitung, absolut auber­läffig besetzt werden. Gerade diese Forderung aber wurde von den Führern der politischen Regierungsparteien fabotiert. Ebert und Bauer suchten zunächst Noste perjön­lich zu halten. Nachdem dies mißglückt war, blieb aber das System erhalten. Man scheute sich eben, die geheiligten Traditionen des Militarismus angutasten. In Desterreich hat man eine republikanische Armee geschaffen aus organi­fierten Arbeitern, bat einen Sozialdemokraten, obwohl er es nur bis zum Leutnant gebracht hatte, zum Kriegs­minister, und eine anderen zum Oberkommandierenden ge macht, der freilich in der alten Armee nur ein Hauptmann gewesen war. In Deutschland darf man an so Entsetzliches gar nicht denken. Hier tut man es nicht unter Duzenden bon Generalen, obwohl die weitaus bedeutendere schweize Oberkommandierenden hatte, der erst im Kriege zum Ge­Die Nachricht von dem Souf ber Kölnischen Boltszeitung neral ernannt wurde. Dort tut's ein General, bei der Wie Corriere della Seva" meldet, hält die Gärung in durch den Schwerindustriellen Wolff in Köln wird bestätigt. Die deutschen Revolutionsarmee braucht man neben einer Schar Friaul an Es tom su weiteren Ruheftörungen und Zu- felbe Firma bat jetzt auch bas Nachrichtenbureau Dr. R. Dammert von Generalen eine Unzahl höherer Offiziere- ebenjo­fammenstößen zwischen den Demonstranten und der Polizei; einer in Berlin , das den Nachrichtendienst für eine Reihe bon mis- biele Vorfämpfer für die militärische Restauration.( Weiß ber ersteren wurde getötet. In Cibibale wurde ein Haupt- wärtigen Blättern besorgt, erworben. man, daß heute noch die zentrale Heeresverwaltung in mann der Sicherheitspolizei und ein Demonstrant verwundet. Am So gerät die beutsche Oeffentlichkeit immer mehr in die vol 1050 in Buchstaben: eintausendundfünfzig Bimmern Mithooch tonnte in Udine nur ein einziger Bug unter militäri tom mene abhängigkeit der schwerinburiellen amtiert, etwa 600 im Kriegsministerium und 400 in der fchez Bedeckuna abfahren. Dar igiss nationale Bazlear Diliatoren Bendlerstraße?) Sätta man nach dem annuich die nich

Die Unruhen in Oberitalien .

Mailand , 27. Mai.

Rem gart, 27. Mat. Bräfident Wilson hat gegen bie kürzlich auch vom Nepra fentantenhaus angenommene republikanische Entschlichung au gunften eines Sonderfriedens mit Deutschland , und Desterreich fein Beta eingelegt

Die Schwerindustrie lauft weiter 3elfungen. rische Milizarmee bis zum Kriege nur einen Obersten als

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