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Mittwoch, den 2. Juni 1920
Summer 204 Morgen- Ausgabe
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greibeit
der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands
Reichstagswahl und Eisenbahner.
auf der Straße. Mit fchmaßendem Behagen haben dierentabilität mit Vorftebe hingewiesen. Es lohnt sich Vertreter der nackten Kapitalsinteressen nackten Kapitalsinteressen dem rechts- deshalb, hierzu einiges zu sagen. Eisenbahn und Post sind sozialistischen Abgeordneten und Unterstaatssekretär sta a tliche Monopolbetriebe, die nach kapitalisti L. B. m alten Obrigkeitsstaat, bor und Gräf Frankfurt a. M. zugestimmt, als erichen Grundsäßen und Methoden geleitet und verwaltet werwährend des Weltkrieges, trot anerkannt höchster Leistun- in der Sizung der preußischen Landesversamm- den. Sozialisierte Betriebe dagegen lassen sich gen, materiell, und wirtschaftlich niedergehalten, gesellschaft- lung vom 29. Juni v.. laut stenographischem Be- nur als Selbstverwaltungsförper denken, die lich und politisch entrechtet, der Willkürherrschaft der oberen richt die Regierung aufforderte, rücksichtslos und mit nach sozialistischen Grundiäßen geleitet werden und der Verwaltungsbureaukratie. preisgegeben, wurden die aller Entschiedenheit gegen diejenigen vorzugehen, staatlichen Kontrolle unterstehen. Ein schwerfälliger bureauEisenbahner, Staatsarbeiter und unteren die die Arbeiter an der Ausübung ihrer Tätigkeit hindern fratischer Apparat kann nur dadurch vermieden werden, daß Beamten von den bürgerlichen Barteien wie eine Horde wollen. Aufhebung zum Streik müsse als Staatsver- die unteren Verwaltungsbezirke im Rahmen der nach soziaobne politische Ueberzeugung betrachtet und als Objekt brechen behandelt werden. Gräfs Aeußerungen haben listischen Grundsätzen aufgestellten Richtlinien genügend Beder Gesetzgebung behandelt. Sprichwörtliche Recht- wir fast wörtlich schon aus dem Munde Wilhelms II. ge- wegungsfreiheit besitzen und bei allen Maßnahmen und Entlosigkeit, Beschränkungen des Vereins. und hört, der da jagte:„ Schwerste Strafe demjenigen, der scheidungen sich ihrer Verantwortung gegenüber der Ges Versammlungsrechtes, Gesinnungsrieche andere an freiwilliger Arbeit hindert." famtheit bewußt find. Im sozialistischen Staat wird das gerei und die 12stündige Arbeitszeit fennzeich- Die Eisenbahner haben nicht erwartet, daß die Revolu- jamte Verkehrswesen: Eisenbahn, Post, Schiffahrt usw., in neten die Lage der Eisenbahner. tion und die Regierung der Republik die Sünden und die ein einheitliches System gebracht und dadurch Die Rebolution brachte endlich die Schuld des wilhelminischen Obrigkeitsstaates in fürzester wesentlich besser ausgebaut und verwaltet werden. Tang erlehnte Befreiung aus einem menschen- Frist restlos merde qutmachen können. Diese Verbrechen, Der neue Reichstag bekommt durch die Ueberunwürdigen Zustand und beseitigte die Ausnahmegejezze. materiellen und moralischen Vevwüstungen, das jahrzehnteDer Novembersturm, von den halbverhungerten Lohn- lang erduldete schwere Unrecht, die durch das alte System führung der Staatseisenbahnen in den Besitz des Reiches, sklaven in den Staatsbetrieben, auf deren Kosten und Ge- verfchuldete Unterernährung des ganzen Volkes und die die wir als ersten Schritt zur Verwirklichung des Einheitssundheit riesige Ueberschüsse zugunsten des Militarismus schweren wirtschaftlichen Notlagen der Eisenbahner und un- staates betrachten, erhöhte Bedeutung für die Eisenbahner herausgewirtschaftet wurden, jubelnd begrüßt, fegte teren Staatsbeamten mit ihren Familien- alles das fonnte Die Reichseisenbahn ist teuer erfauft. Die den alten Spur hinweg. Willfürherrschaft, Radabergehor- und fann nicht mit einem Schlage oder auch nur in fürzerer Uebernahme ist ganz nach fapitalistischen Grundsäßen ersam, Akkordarbeit und Günſtlingswirtschaft mit allen Be- Reit überwunden werden. Aber es gibt viele Dinge, deren folgt. Dem Reiche ist dabei zum Vorteil der einzelnen Längleiterscheinungen schienen endgültig beseitigt, der acht Beseitigung oder Verbesserung bzw. Einführung ohne Mühe der eine ungeheure Schulden Ia ft aufgeladen worden, stündige Marimalarbeitstag und Gleich möglich gewesen wäre und deren Durchführung der Regie- die in einem Reichstag mit bürgerlicher Mehrheit sicher auch berechtigung waren errungen. rung die Sympathie der überwiegenden Mehrheit der Eisen- eine entsprechende Rückwirkung auf die Löhne Es kam die Wahl zur Nationalberfamm- bahner( Arbeiter und Beamten) eingetragen hätte. Wir und Gehälter der Eisenbahner haben wird. Die Besoldungsreform ist viel zu spät sowie Iung. Die in ihrer großen Mehrheit damals noch polt- erinnern nur an die mehrfach mit großem Tamtam ange- vollkommen ungenügend erfolgt, sie ist ebenso wie die tisch ungeschulten Staatsarbeiter zählten am 19. Januar fündigte Demokratisierung der Verwaltung". überwiegend zur Gesellschaft der heutigen Regierungs- Wie man auf jener Seite die Demokratisierung auffant, be- Löhne durch die Berteuerung aller Bedarfsartikel, Ernäh parteien, weisen die an dieser Stelle bereits charakterisierten Erlasse. rung und Kleidung bereits überholt. Die Mehrheitsparteien der National. Das Betriebsrätegese b und seine jetzt auf dem Die Unabhängige Sozialdemokratische bersammlung und die von ihrem Vertrauen ge- Verordnungswege erfolgte Uebertragung auf den Eisen- Partei betrachtet es als ihre Aufgabe, im neuen Reichstag tragene Regierung der Deutschen Republik bahnbetrieb ist ein Hohn auf den Rätegedanken. wie bisher die Interessen der Elfenbahner getreu ihren haben in den verflossenen 15 Monaten ihren wahren Die Eisenbahner werden am Wahltag die richtige Antwort Grundsägen als Sachwalterin des revolutionären BroleCharakter enthüllt. Sie waren redlich bemüht, die Revo- geben; für sie heißt es: Wahltag- 8ahltag! In tariats und im Rahmen der Gesamtintereffen der Arbeites lution durch restlose Beseitigung aller Errungenschaften letter Beit ist u. a. auch in der Presse die Behauptung auf- flaffe mit aller Energie und Totkraft zu vertreten. Es ist rüdgängig zu machen, die revolutionäre Entwick- gestellt worden, die Eisenbahn und Post seien bereits Pflicht unserer Genossen im Eisenbahnsienst, die Partei bei lung durch ihre Gewaltmethoden zu hemmen, alle auf Ver- als fozialisierte Betriebe" anzusehen. Im Wahlkampf wird der Durchführung ihrer Aufgobe nach besten Kräften zu wirklichung des Sozialismus gerichteten Bestrebungen zu von den Gegnern der Sozialisierung auf diese sozialisierten" unterstützen und durch Werbung neuer Rämpfer unterdrücken und das revolutionäre Proletariat dem Rapi- Betriebe und deren Schwerfälligkeit und un- den Sieg des Sozialismus zu verwirklichen. talismus zur schamlosen Ausbeutung auszuliefern.
Die Eisenbahner waren dazu ausersehen, die Gewaltmethoden der Revolutionsregierungen" praktisch erproben. Als die wirtschaftliche Not aufs höchste stieg und die Geduld der Eisenbahner sich erschöpfte, als fie gezwungen waren, vom letzten Mittel, dem Streit,
zu
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Endendorffs Leute als Kapitalsverfchieber.
Volk
Gebrauch zu machen, feßte eine beispielloje Preisebege Die Welt wird es den preußischen Militärs- und neuem Ruhm helfen würde, dachten ernsthaft daran, sich gegen sie ein, an der sich die gesamte bürgerliche Preffe ein- leider auch dem deutschen Wolf- noch lange nicht ver- nach diesen, ach, so furzen und so einträglichen Kriegsjahren schließlich der rechtssozialistischen beteiligte. Die Eisen- geffen, was die Halbgötter des deutschen Generalstabes auf auf die abscheuliche Friedenswirtschaft umzustellen. Nabahner wurden der Faulheit bezichtigt, ihre allein durch dem Gebiete der Spionage in den viereinhalb Jahren des türlich wollten sie das, was sie im Kriege erlernt hatten: Hunger und Entbehrungen hervorgerufene, durch aus berechtigte Empörung nach altbewährtem Muster als Weltkrieges geleistet haben: Wie man Gift und Noßbazillen Die Kenntnis der Grenzen, die Ausstellung von echten und ein Werk politischer Drahtzieher und Seger und Bomben über die deutschen Grenzen nach der friedlichen falschen Pässen, das Schmuggeln, den Umgang mit den hingestellt. No ste und Oeser drohten mit Gewalt und neutralen Schweiz , nach den skandinavischen Ländern spe- hohen militärischen und den„ verfluchten Zivilamisfe Entlassung. Der eine wollte den Eisenbahnern die Knochen dierte, um auf dem Wege über das neutralle Ausland Seu- ftellen", all diese Künste des Krieges wollten sie in diesen kaputt schlagen, der andere zum Hungertod verurteilen. chen unter Mensch und Vieh zu bringen. Von diesen ab- faufen Friedenszeiten nicht verfommen lassen, und so beWir erlebten in Berlin das empörende Schauspiel, da ß scheulichsten Taten der preußisch- deutschen Militärs weiß schlossen die Hellsten unter ihnen, sich zu einem Konzern durch schwer bewaffnete Nostetruppen die deutsche Deffentlichfeit fast gar nichts, denn die Prozesse, au vereinigen, der das Vermögen von deutschen KapiEisenbahner mit Gewalt aus ihren Woh in denen diese Taten und noch viel anderes erwiesen wur- talisten in größtem Stil nach dem Ausland verschie nungen geholt und an ihre Arbeitsstelle den, sind vor schweizerischen und norwegischen Gerichten 6 en sollte. gebracht wurden. In frischer Erinnerung sind die abgehalten worden zu einer Beit, als Ludendorff Das geistige Haupt dieses Konzerns, mann brutalen Maßnahmen bei Schließung der Eisen alleinherrscher in Deutschland war und Ludendorffs Unter- auch mehr Geschobener als Schieber, ist Rittmeister gebener, Oberstleutnant Nicolai, dafür sorgte, daß in die Dr. Adolf Bor ch a rd t, früher Vertreter des junger Die Reaktionäre in der preußischen Eisenbahnverwal- deutsche Presse nur verherrlichende Lügen über den deut- Thyssen in dessen Prozessen gegen Thyssen Bater und fung, vom Ministerialdirektor und Geheimrat bis hinunter zum letzten Regierungsrat und Vorsteher, triumphierten ichen Generalstab drangen. Es ist wahrscheinlich, daß Herr Ritter des Eisernen Kreuzes I. Klasse, das ihm unter Nosfe Ludendorff von dem alten Herrn Hindenburg gar nicht im Frühjahr 1919 verliehen wurde. Um, die Vermögensund schauten voll subalterner Bewunderung auf ihren Herrn und Meister, den„ demokratischen" Minister Deser. au reden nicht nur als Politiker, sondern auch auf seinem verschiebungen auf breiter Basis vornehmen zu können, Sein Amtsvorgänger unter Wilhelm II. , der offene Re- ureigensten Gebiet, als Militär, ein Dilettant ist, aber das wurde Anfang 1919 das Bankhaus Sinner u. Co. gegründet. Freiherr aktionär Paul Breitenbach , war dagegen ein Waisen- muß ihm auch der Neid der Joffre, French und Foch als Kommanditgesellschaft Inabe. Allerdings fonnte sich Oefer, was ausdrücklich lassen: Auf dem Gebiete des Bomben- und Giftschmuggels Dr. von Sinner, ein Schwager des Herrn Borchardt, Staatsangehöriger. So erschien festgestellt wurde, auf übereinstimmende Beschlüsse der und in der Uebertölpelung der fremden Grenzorgane, in ist schweizerischer preußischen und der Reichsregierung stizen, dieser Kunst waren Herr Ludendorff und seine Jünger den es den Kunden des neuen Banthouses, die zuweilen mit was in einem parlamentarisch regierten Lande heißt: die anderen weit überlegen. Auf diesem Gebiet haben sie Mißtrauen an die feltene Gelegenheit, ungefährdet KapiRegierung hat im Einverständnis mit den Meisterhaftes geleistet wenn sie auch manchmal ertappt talien, nach der Schweiz zu schleben", berangingen, fliek. Mehrheitsparteien gehandelt. Daß sie dabei auch wurden... lich durchaus ungefährlich, Gelder auf das persönliche Konto
bahnwerfstätten.
die Rustimmung der äußersten Rechten fand, ist selbstver- Als sich die vom deutschen Generalstab über vier Jahre des Herrn Sinner einzuzahlen der ja als Ausländer sein ständlich. Einzig und allein die Fraktion der UnabIang berbreitete Lüge, daß der endgültige Sieg Deutsch - Bermögen an beliebigen Orten anlegen könne" und vom hängigen Sozialdemokratischen Partei in lands in den nächsten drei Monaten absolut sicher sei, im deutschen Kapitalfluchtgesetz nicht berührt wurde. der preußischen Landesversammlung hat die Eisenbahner in Einer der persönlich haftenden Gesellschafter war Herr Schutz genommen und den Regierungsparteien Herbst 1918 nicht mehr aufrechterhalten ließ, und als das bie Maste vom Gesicht geriffen. Die Wieder- deutsche Volk in einem, leider schnell vorübergebenden, An- Sans Hirschler der, wie viele andere Kriegsgewinner, inführung der Affordarbeit, die brutalen Maßnahmen und fall von edler Empörung die von gemeiner List geschmiede- zeitweilig wegen der enormen Govinne, die er aus der Moffenentieffungen senden die Zustimmung der Mehrheits- ten militärischen Waffen von sich warf, da floh Meister Granatenfabrik Otto amann in Boigvalde bei Berparteien. Heute liegen noch Hunderte von Ber- Ludendorff nach Schweden , und seine edlen Jünger, die noch lin gezogen hat, die Möglichkeiten des Hauses Sinner u. Co. trauensleuten der Eisenbahner arbeitslos nicht ahnten, daß bald ein Noste kommen und ihnen zu lau schäzen wußte. Daneben gab First Carl Wrede aur