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Dienstag, den 15. Juni 1920
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Nummer 226 Morgen- Ausgabe
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greiheit
Nicht beirren laffen!
Herr Trimborn, der Zentrimmsführer, ist nach dem Scheitern der Mission Müllers und Heinzes mit der Bildung des Kabinetts beauftragt worden. Man sagt, daß er in
Falsche Gerüchte über Rußland .
erster Linie darauf aus sein werde, ein Wirtschafts- Der Wunsch der Bater des Gedankens.)
ministerium, d. h. eine Regierung von Fachleuten, zu
Das Reuterbureau meldete gestern über Tokio , in Ruß stande zu bringen; aber wir möchten annehmen, daß damit land sei die. Gegenrevolution ausgebrochen, Tropki sei er jein Programm nicht erschöpft ist, sondern daß er es sich auch mordet,& enin entflohen, und General Brussi low habe die angelegen fein faffen wird, entweder den Bürger blod macht an sich gerissen. Die Nachricht scheint völlig aus der Luft ausammenzuleimen, oder auch die alte Roalition 3 gegriffen zu sein. Das ergibt sich schon aus der Tatsache, daß galvanisieren. die Meldung über den Umstura funtentelegraphisch in Moskau Der Bericht, den wir am Montag abend über den Be- aufgegeben und in ladiwostot abgefangen worden sein soll. schluß der sozialdemokratischen Konferenz vom Sonntag brach Wenn die Nachricht tatsächlich per Radio in Mostau aufgegeben ten, war nicht ganz genau. Es hieß da, daß die Fortsetzung worden wäre, dann hätte sie selbstverständlich nicht nur der bisher betriebenen Koalitionspolitik mit Zentrum und labiwostot, sondern auch andere Funkenstationen empfangen. Demokraten als unmöglich abgelehnt werde. In der amt- Der Vertreter der Moskauer Regierung in Berlin , Herr Wigdor lichen Fassung, die die Sozialdemokratie der Deffentlich opp, hat zudem erst gestern ein drahtloses Telegramm aus feit übergibt, ist diese Ablehnung nicht ganz so bedingungs- Mostau erhalten. Er bezeichnet die Meldung über den Umsturz los formuliert. Da steht nämlich:" Eine Fortsetzung der als eine Tendenz lüge, die dadurch ihren besonderen bisher getriebenen Koalitionspolitik mit Sentrum und Charakter bekomme, daß die Polen eben daran sind, die Demokraten wird gegenwärtig als unmöglich be- ukraine au räumen. Die Wichtigkeit dieses Ereigniffes trachtet." Diefe Faffung läßt immerhin die Auslegung solle anscheinend durch die Reutermeldung berwischt werden. zu, daß man in irgendeiner späteren Phase der Krisis unter Herr Kopp versichert außerdem noch, daß es weder in der Umständen doch wieder auf das bisherige Regierungssystem Umgebung Moskaus , noch in Rußland überhaupt gegenrevo aurüdkommen will. Man hat die Brücke nicht ganz hinter Intionäre Truppenteile gebe. Wohl seien innerhalb lich abgebrochen. der militärischen Formationen Offiziere mit gegenrevolutionärer Einstweilen ist freilich die rein bürgerliche Regierung Gesinnung, aber ihr Einfluß auf die Truppen sei nicht ierart, in der einen oder der anderen Form als Ministerium der daß sich diese zu einer Bewegung gegen die Sowjetnacht mit Fachleute oder als Bertretung der bürgerlichen Parteien brauchen ließen. Bei der ganzen Meldung schein wieder einmal, das Wahrscheinlichere, und auf diese Tatsache sind auch die wie schon so oft, der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen politischen Meinungsäußerungen der Rechtssozialisten ein- an sein. gestellt. Sie wiederholen in ermüdender Gleichförmigkeit die Behauptung, die Unabhängigen hätten die
Rechtsregierung gewollt, sie hätten sie bewußt die finnisch- russischen Friedensverhandlungen.
herbeigeführt, und sie seien jetzt ebenso, wie die Reaktionäre,
in grenzenlose Verlegenheiten verstrickt und bis über die grammäßig am 10. Juni in Dorpat begonnen. Die
Ohren blamiert.
Die finnisch- russischen Friedensverhandlungen haben profinnischen Unterhändler sind die früheren Ministerpräsidenten
Von solchen Verlegenheiten ist uns nicht das Aller- passitivi und Bennolo, der bisherige Minister Frey geringste bekannt. Wir sind den uns klar vorgezeichneten und der ehemalige Kriegsminister General Walden. SowjetWeg gegangen und wüßten nicht, inwiefern wir als die Bla- rußland wird von den Delegierten Bersinat und Ken. mierten dastehen sollten. Der Eintritt in eine Koalition der schity vertreten. bürgerlichen Parteien war für uns von allem Anfang an eine glatte Unmöglichkeit, und das ziffernmäßige Ergebnis der Reichstagswahl fonnte uns nicht zu einem Aufgeben
Stillstand der Wrangel- Offensive.
T. U. Ropenhagen, 14. Juni.
Eine Sowjetregierung in Persien .
Die„ Times" meldet aus Teheran vom 10. Juni: Kutschit han hat sich nach einigem Schwantes für den Beninis. mus entschieden und hat sich selbst in Rescht zum Minister präsidenten und Kriegsminister der persischen Sowjetregierung" ausgerufen. Dus deutsche Konsulat in Labris wird einem Bericht zufolge, noch immer belagert. General Haldane, der Cherbefehlshaber in Mesopotamien ist heute in Tejenom einge troffen.
Studienreise ruffischer Gewerkschaftsvertreter.
Bolligung des allrussischen Gewerkschaftsfowjets beschlossen, eins Einer Moskauer drahtlosen Meldung zufolge wurde auf eines Abordnung der russischen Gewerkschaften nad England zu senden, um die englische Arbeiterbeweguna bie beruflichen und politischen Organisationen des Landes und bi Lage des englischen Proletariats au stubleren.
Die italienische Kabinettsbildung.
T. U. Rom , 14. Juni. Das neue Ministerium Giolitti wurde in großen Sügen be. reits gebildet. Es umfaßt führende Politiker aller bürgerlichen Parteien, insbesondere der Radiraten. Die Katholiken be. fetten mit Meda die Finanzen, mit Rodino oder Mischefe die In. duftrie. Der Neformfozialist Ronami bilrfte br Schatamt übernehmen. Er wird zwar auch als Ranbibat für dag Auswärtige genannt, doch ist es wahrscheinlich, daß der Bisherige Interstaatssekretär Graf Sforza nunmehr zum Minifter in ber Konsulta aufrüdt.
Die Konferenz von Spaa.
Paris , 14. Juni. Die Konferenz von Spaa ist nunmehr endgültig auf den 5. Juli festgefeht. Es hängt alles von der Entscheidung Italiens ab. Miller and ist entschloffen, nach Span zn gehen, ungeach tet der Schwierigkeiten, denen er entgegengeht. Millerard hat c vor allem mit der Gegnerschaft Poincarés zu tun, der von einer Fixierung der deutschen Entschädigung nichts wiffen will.
Eine neue Note der Wierten.
unseres grundsäßlichen Standpunktes veranlassen. Auch Gin drahtloses Telegramm ous Moskau besagt, daß die nicht die Erwägung, daß die Folge unseres Berzichts die Offensive des Generals Wrangel vorläufig zum Stillstand ge Bildung einer bürgerlichen Regierung sein werde. Bir tommen ist. haben diese bürgerliche Regierung nicht gewollt. Wir hätten newünscht, daß in der Zeit nach dem November 1918 eine Nach Erklärungen Lloyd Georges im Unterhause ist Millerand hat der deutschen Friedensabordaung eine Rote Politik getrieben worden wäre, die das Wiedererstarken der England nicht verantwortlich für die Offensive übermitteln lassen, in der die deutsche Regierung an Ar. reaktionären Mächte unmöglich gemacht hätte. Nachdem es des Generals Wraagel in der Krim . Man habe| tikel 205 bes Friedensvertrages erinnert wird. Dieser ihnen aber gelungen ist, ihren Einfluß auf die öffentliche Wrangel, der schon seit. März Beine Munition mehr erhalte, Artikel verpflichtet Deutschland zu Angaben, welche zur Kontrolle Meinung und ihre Stellung im Staate zu befestigen, fann wissen lassen, daß er für einen etwaigen Angriff die Verant über die Vernichtung der deutschen Kriegsflotte es nicht unsere Aufgabe sein, zu vertuschen und zu ver- wortung frage. notwendig sind. schleiern, sondern wir müssen für die Schaffung flarer Berhältnisse eintreten und an unserem Teile dafür sorgen, daß
den kapitalistischen Gruppen die Verantwortung für die Re- die andere Lösung des Problems würde der Einheitlichkeit gierung allein überlassen wird.
Nun will der„ Vorwärts" wiffen, es gäbe auch in und der Entschloffenheit der Arbeiterschaft dienlich sein. nieren eigenen Reiben Leute, die mit unserem Sehen wir einmal von allem Grundsäßlichen ab und Entschluß nicht einverstanden seien, und er bemüht sich, aus nehmen wir an, wir hätten unsere Bedenken gegen den allerlei reichlich verborgenen und verstaubten Winkeln Be- Eintritt in die Regierung überwinden fönnen. Selbstver
Das Rätselspiel.
Die Presse ist mit Nachrichten und Vermutungen darüber angefüllt was jest aus der Regierungsbildung werben soll. Js bürgerlichen Streifen scheint man sich damit vertraut machen zu wollen, das auch eine Regierung der Minderheit ge
weise für seine Behauptung beranzuziehen. Es mag sein, ſtändlich wären wir gezwungen gewesen, in ihr febildet werden solle. Zweifel scheinen noch darüber zu beſtehen, dak sich in der großen Waffe derer, die am 6. Juni für uns radikale Forderungen aufzustellen, und ebenso geftimmt haben, einzelne befinden mögen, denen unser Ber - felbstverständlich hätten die Rechtssozialisten mit Rücksicht mit welchen Mitteln eine solche Regierung ihre Herrschaft be. halten befremblich vorkommt. Das find folche, denen noch auf Bentrum und Demokraten unser Programm nicht unter- festigen tönnen. Und da find einige Aeußerungen bemerkens, die notwendige politische Schulung fehlt, und die noch nicht schrieben. Nach sehr furzer Zeit wären wir in derselben wert, die wir in der rechtssozialistischen Presse finden. Die reaktionären Blätter vergießen Rrofodilstränen darüber, völlig begriffen haben, daß die Stellung der Unabhängigen Situation gewesen, in der wir uns im Dezember 1918 be- daß die Rechtssozialisten ihre Hand zurückgestoßen hätten, zumat Sozialdemokratie zum Barlament und zum parlamentari fanden. Wir hätten das Schiff wieder verlassen müssen und sie doch so selbstlos bangeboten sei. Die„ Kreuzzeitung schen Regierungssystem eine andere ist als die der Parteien, die Arbeiterklasse wäre politisch noch viel mehr zeriplittert meint, daß ein Wirtschaftstatinett neben einer politi die sich nach der Wahl mit dem Rechenstift hinsetzen, um und zerflüftet gewesen, als sie es heute ist. Neue Gegen- fchen Boltsvertretung eine arstimmigkeit sei, wenigstens non die Möglichkeiten herauszubekommen, unter denen sie in die sabe und Reibungsflächen wären geschaffen worden in einer Standpunkt der parlamentarischen Verfassung. ,, Darüber tönn Regierung eintreten oder in ihr bleiben dürfen. Mag sein, Beit, wo alles darauf ankommt, dem Proletariat die Ueber- ten wir ja nun leicht hinbeglommen", erklärt das Blatt. Die daß auch in Arbeiterfreisen hier und dort die Furcht vor zeugung von der Notwendigkeit der Durchführung Deutsche Tageszeitung" sagt, daß die nicht sozialisti dem, was ein bürgerliches Ministerium bringen kann, eine des Sozialismus beizubringen, und wo es die Linie fchen Bartelen jetzt das deutsche Belt nor dem schwersten Schicjal Rolle spielt. Wir haben wiederholt gefagt, daß wir selbst finden nutß, auf der es diesen Kampf mit Aussicht auf Er- nur dadurch bewahren könnten, daß fie bie Regierung überneh men...Ueber die beste Gestaltung einer Lintssozialistischen Nedie von rechts drohenden Gefahren nicht im folg zu führen imstande ist.
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Die Deutsche Tageszeitung" und die hinter ihr stehenden Streist
Aeringsten unterschäben. Aber wir haben hinzu- Ob dieser Prozeß der Selbstverständigung innerhalb der gierung wird noch zu reden sein", fügt das Blatt hinzu gefügt, daß die Abwehr nicht durch einen Zusammenschluß Arbeiterklasse schneller oder langsamer vor sich geht, wird brauchen nicht erst zu reden, wie sie sich eine solche Regierung mit bürgerlichen Parteien durchzuführen ist, sondern nur nicht zuletzt von den Absichten abhängen, mit denen die vorstellen. Sie meinen darunter eine Dittatur der Min durch die Bildung der geschlossenen Front Rechtssozialisten in die Opposition einzutreten bereit sind. Derheit, die mit allen Mitteln der Gemalt die Arbeiterschaft eines flaffenbemusten und kampfwilligen Sobiel aber ist sicher: er fann sich auf dem Boden der grund- und die Mehrheit der Bevölkerung wiederhalten will, um die Proletariats. Die Wiederherstellung der alten So- fäblichen Opposition gegen die bürgerliche Gesellschaft besser Correchte der befißenden Majse noch mehr au enweitern. Dieje alition oder auch ihre Verbreiteruna nos in würde und wirkungsvoller vollziehen, als wenn in der gegenwärti- Rechnung hat jedoch ein Loch, jeder Bersauch der reaktionären Bardie unvermeidliche große Auseinandersetzung nur vertagen, gen 2age die Sozialisten an der Regierung teilnehmen. teien, eine solche Diktatur aufzurichten, würde an dem einnüti nicht aber sie vermeidlich machen, und weder die eine noch gen Widerstand der gesamten werttätigen Bebölfemung fdjeitern.