Nr. 226.
3weite Beilage zur„ Freiheit"
Die Furcht vor dem roten Groß- Berlin.
Dienstag, 15. Juni 1920
Umständen sicher. Die Reichstagswahlen haben den Beleg dafür geliefert. Aufgabe der bürgerlichen Wähler muß es sein, dieser rohen Mehrheit eine qualifizierte Minderheit ent gegenzusehen, die den gröbsten Unfug verhindert Schon die Griftens steter Aufsicht und Kontrolle wird manche gemeinschädliche Absicht im Keime erstiden; eine erhebliche MinDie Stellung des Magistrats Bildet also in dem neuen berheit hält auch die Führer" bon vornherein von uferlosen Gemeinwesen eine starke Machtposition. Sie ist weit stärfer, Blänen ab. Vor allem: das Bürgertum muß sich mehr als Während die politischen Parteien noch markten, wie die wie eine parlamentarische Regierung, die je nach den bisher Respekt sichern, und das kann und muß es zunächst und neue Regierung aussehen soll, ist die Bevölkerung in Groß- wechselnden Parteikonstellationen sich ändern fann. Eine nachhaltig am Wahltage."
Der Kampf der Reaktionäre.
"
für die Wahl der Kandidaten der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.
Berlin daran, über die Geschicke der neuen Stadtgemeinde Magistrat liegen die Dinge nicht so einfach. Das wissen hebenden Worten erkennen, wie strupellos die Rechts Regierung fann zum Rücktritt gezwungen werden, bei dem Die erwerbstätige Bevölkerung mag aus biefen überBerlin zu entscheiden. Sie ist zu einer neuen Wahl aufge- unsere bürgerlichen Gegner. Sie wissen, daß der Ausfall parteien den Kampf auf gemeindlichem Gebiete führen. rufen. Am kommenden Sonntag soll entschieden werden, der Wahl über die Zusammensetzung des neuen Magistrats Ihre Furcht vor dem roten Berlin ist nicht klein. Sorgen wie die Stadtvertretung des neuen Groß- Berlin aussehen entscheidet. Vor dieser Entscheidung fürchten sich die bürger wir dafür, daß diese Furcht immer stärfer wird. Das kann und nach welchen Gesichtspunkten es geleitet werden soll. lichen Parteien. Die„ Deutsche Tageszeitung" will wiffen, geschehen, wenn am 20. Juni die Wahl im Sinne der Un Die Entscheidung hat die Wählerschaft. Sie hat es in der Hand, die Nichtung zu bestimmen, welche die Kommunal- daß bei den Parteien, die aller Voraussicht nach die fünf- abhängigen Sozialdemokratischen Partei ausfällt. Es gilt, politit in Zukunft haben soll. Wenn die erwerbstätige Be- tige Mehrheit in der Berliner Stadtverordnetenberiamm- die furze Zeit bis zum Sonntag auszunuzen bölferung am 20. Juni in gleicher Weise auf dem Posten ung haben werden, die Absicht bestehe, den neuen Magiist, wie am 6. Juni, ist eine sozialistische mehr- jammenzusehen, wie es bisher der Fall gewesen, sondern strat nicht aus fommunalen und technischen Fachleuten zu heit in der Groß- Berliner Stadtverordnetenversammlung ihn genau wie ein politisches Ministerium entsprechend der sicher; aber nur Sann, wenn sie an Energie und Kampffreudigkeit nicht nachläßt. Zusammensetzung des Stadtparlanients aus ParteiUnsere bürgerlichen Gegner fürchten die sozialistische männern zu bilden. Die Deutsche Tageszeitung" bekommt Tagung der deutschen KonsumgenoffenHerrschaft. Sie wissen, daß dann eine Politik eingeschlagen dag die neue Macht von den Sozialisten ausgenügt würde es mit der Angst zu tun, sie sieht im Geiste das Bestreben, wird, die dem Privatfapital manchen Profit entziehen wird. und daß die fetten Pöstchen" von gewissen Parteifreisen Schon bisher haben sie gegen die Einzelgemeinden ge- begehrt würden. Schon jetzt sei das Bestreben, nicht nur fanten bie berschiedenen Delegierten der ausländischen Genoffen wettert, in denen die Sozialisten die Mehrheit hatten. Die unbejoldete Stadtratsposten nach dem Stande der Frafchaften gum Wort, bie einen Bericht über die Tätigkeit ihres Nach Gröffnung des Kongresses aom Comabend nachmittag Beriplitterung Berlins in zahlreiche fleine fommunale Ge- tionen zu bejegen, was nebenbei bemerkt Geses ist, sondern heimischen Werkände erstatteten. Mit großem Interesse nahm dre bilde mußte eine von großen Gesichtspunkten beherrschte Kommunalpolitik unmöglich machen, und sie auf fleine Ge- es würde auch kein Salt vor befoldeten Bürgermeister- Versammlung die Ausführungen des ruhischen Delegierten Dr. biete und auf engen Rahmen beschränken. Umfassende Bo- und Stadtratsposten gemacht. Es bestehe die begründete Stenzel- Mostau vom Allurifischen Sentralberband ber Mon Litif fann nur in großen Gebieten gemacht werden. Schon Befürchtung, daß die rote Mehrheit im Roten Hause nach fumvereine entgegen, der im besonderen bas verhängnisvolle Einalle Ferdinand Lassalle sagt in seinem Franz von Sickingen , joldeten und technischen Magistratsposten parteigemäß auf. fchilderte. Man habe ben Standpunkt der politischen Neutralität, daß durch schichte streicht. Du fönntest ebenso gut den Sturm in teilen, und dabei die wichtigsten und verantwortungsvolleinem Wasserglase entfesseln. Die breite Ebene liebt ſten Posten für sich in Anspruch nehmen würde. er, wo er mächtig braust! Dann fiegt der Krämergeist, der Höhres nicht, als feine eigene Pfeffertüte fennt."
Und deshalb ist die Auflösung der vielen kleinen Gemeinden ein Fortschritt.
schaften.
für die die russischen Genossenschaften sich erklärt hatten, zum Anlaß genommen, die gewählten Borstandsmitglieder lonterrevo tutionärer Umtriebe zu verdächtigen und fie ins Gefängnis 32 Das reaktionäre Blatt spricht damit aus, daß es ihm verfen.( Lebhaftes hört, hört!) Der Rebner schloß seine Aus, immer als eine Selbstverständlichkeit gegolten hat, daß fühungen mit einem Soch auf die internationale Berbrüderung der arbeitenden Klassen. wichtige Posten in der Verwaltung das trifft auch auf Für den Internationalen Genoffenfchaft bund prad) Scheeta Staat und Reich zu nur das Privilegium des Bürger Schweiz für den bienstlich verhinderten preußischen Handels Wir wissen, daß das neue Groß- Berlin mit großen tums sein fönnen. Es betrachtet es als etwas unerhörtes, minister Fischbed begrüßte Geheimer Finanzrat ob die Ta Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird. Die Finanzen daß es auch mal anders kommen fönnte, und es findet auf gung. Für den Beamtenwirtschaftstund sprach Stegierungsra find durch den elenden Krieg zerrüttet. Die Wirtschaft einmal den Ausweg, vorzuschlagen, nur wiffentschaftlich geehmann- Berlin , für den Allgemeinen Deutschen Gewer liegt darnieder. Die neue Stadtgemeinde muß innerhalb bildete Fachleute an die Spike der Verwaltung zu stellen. fchaftsbunb Abolf Cohen. Reichswirtſcha, tsminister Schmid der bürgerlichen Wirtschaftsordnung arbeiten, sie wird Die Deutsche Tageszeitung" bergißt, daß sie im Staat erflärte telegraphisch, bab eine Bertretung feines Ministerum aus politischen Grünben nicht möglich fei. ringsum vom Privatkapital beengt, sie kann sich ihm nicht diese Prinzipien niemals aufgestellt hat. Da wurden entziehen. Die Organisation Groß- Berlin ist von vorn Bosten in Verwaltungen geschaffen, um ihren Leuten fette Nach Erledigung der Bureaugeschäfte fprat ate suffer tefe herein mit Fesseln belastet, die eine freie, ungehemmte Ent- Böftchen zuzuteilen, ob die Stellen notwendig waren oder aufman Samburg über die Entwidlung des Bentralverban rent das Vorstandsmitglied bes Bentralverbandes Heinric wicklung des neuen Gemeinwesens beeinträchtigen. Um so nicht, und unbefümmert um die Eignung der Stellen des deutscher Konsumvereine. Nach feinen Angaben hat sich bis aufman Hamburg über die Entwicklung des Zentralverban mehr muß unsere Partei an die Arbeit in der Gemeinde inhaber; die Arbeit wurde von Fachleuten gemacht und die Bahl der angeschlossenen Konsumvereine bon 1090 auf 1182 ex mit verstärkten Kräften gehen. Einnahmen aus den fetten Pöstchen stedten die Freunde höht. Darüber hinaus find trop bes Bestrebens, Neugründungen ,, Kreuzzeitung " und Deutsche Tageszeitung" fürchten der Deutschen Tageszeitung" ruhig ein. Nun find zu verhüten, zahlreiche neue Konsumbereine errichtet worden, die die rote Herrschaft und geben dieser Furcht offen Ausdruck. Magistratsstellen unter den heutigen Verhältnissen keine durch die vorliegende Statistit nicht miterfaßt werden. Sie erfaßt Am meisten sind sie bedrückt, daß die neue Stadtverord- allzu begehrenswerten Posten, und die Verantwortung der 1088 Konsumgenossenschaften, deren Mitgliederbefband netenversammlung den neuen Der Jahresumsat Magistrat be- Stelleninhaber ist feine fleine. Es erübrigt sich auch im 2232 000 auf 280S 000 fich erhöht hat. stimmt. Ihre Anhänger haben Angst, daß dieser Magi- Augenblic, auf die Einzelheiten der neuen Magistrats- ben eigenen Betrieben der Vereins wurden für 179 millionen stieg von 671 Millionen Mart auf 1076 Miltonen bart. Fit strat ein anderes Gesicht haben fönnte, als sie es fehen gestaltung einzugehen. Das wird erst nach der Wahl zu Mart Waren erzeugt. Die Geschäftsguthaben der Mitglieder möchten. Nach der noch heute geltenden Städteordnung entscheiden sein. Für heute sei nur festgestellt, daß die haben sich von 46 auf 58 millionen Mart erhöht und die Reser und nach dem neuen Gesetz hat diese Körperschaft eine be- Deutsche Tageszeitung" durch ihre eigenen Auslaffungen ben friegen um 6 Millionen auf 50 millionen Mart. Der Buch deutende Exekutivgewalt. Zwar muß die Stadtverordneten - den Beweis liefert, welch starte Machtpofition der Magistrat wert der Warenbestände beträgt 125 Millionen( im Vorjahr 80 versammlung ihr zur Führung der Geschäfte die Mittel be- im neuen Groß- Berlin ist. Es ist nicht gleichgültig, ob im Millionen). Insgesamt erhöhte fich das in ben Attiven investierte willigen, aber dem Magistrat fällt die Aufgabe der Aus- Magistrat Männer sigen, die ausschließlich gute Bau- oder Stapital um 53 Millionen Mart, während das eigene Kapital nur führung zu. Vor allem stellt er alle Beamten an, ohne daß Schulmänner sind, die aber in den großen wirtschaftlichen ziehen sich auf den Stand von etwa 1. Juli 1919. Da feit dieſes eine Bunahme von 15 Millionen Mark erfuhr. Diese Biffern be die Stadtverordnetenversammlung ein Recht der Anstellung Fragen fein Verständnis für die jebige Beit haben, oder Beit eine gewaltige Entwertung der Reichsmart eingetreten ist, f hätte, und deshalb ist es von ausschlaggebender Bedeutung, die gar politisch reaktionär bis auf die Knochen im Sinne it jeht zur Aufrechterhaltung ber Warenlager die doppelte bie wie der Magistrat zusammengesezt ist. Die besoldeten der Deutschen Tageszeitung" sind. Das Blatt fagt selbst, dreifache Summe nötig. Infolgebeffen muß das genossenschaft Magistratsmitglieder werden auf 12 Jahre gewählt; sie daß es um Kopf und Kragen ginge, weil eine Politik beliche Sapital energisch geflärtt werden. Die Revisions- Verbands unterstehen lediglich den Beamtendisziplinarge eben, wie trieben werden würde, die im Gegensatz zu jeder bürger- tage haben daher die Erhöhung der Geschäftsanteile auf 200 Mark auch alle übrigen Beamten, sie sind nicht absehbar, und die lichen Wirtschaftsauffassung stehen würde. Und deshalb beschlossen und die Referben erhalten 1 Prozent des Umfazes. Die Stadtverordnetenversammlung kann ihnen sonstwas; höch appelliert das Organ der Deutschnationalen an seine höch- appelliert stens hat sie es in der Hand, sie nach Ablauf der Wahlzeit Wähler folgendermaßen:
icht wieder zu wählen. Aber auch dann ist die Gemeinde Wie die Verhältnisse liegen, ist nach der mechanischen Wir icht ohne Verpflichtung gegen die nicht wieder Gewähiten. kung der rohen Zahl eine sozialistische Mehrheit unter allen
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Der Sternsteinhof.
Roman von Ludwig Anzengruber .
Soll'n mir nur a Wörtl sag'n, dann werd' aber auch ich mein Maul groß auftun," murrte fie, griff zur Hacke, hieb des feligen Herrgottlmachers Holzborrat kurz und flein und verfeuerte ihn, und als davon kein Span mehr im Hause war, brachte sie die Figuren des halbfertigen Votivbildes auf den Säge- und Hadblock. Mit boshaft zwinkernden Augen jah fie in die fladernden Flammen und meinte: die Heiligen brennen io gut wie Holz.
Sie half sich ganz leidlich über den Winter hinweg; hurz nach demselben war das Trauerjahr des jungen Stern steinhofers um, dann mußte ja doch etwas geschehen und ändert sich wohl auch ihre Lage. Den Kopf mit beiden Händen pressend, eilte sie heim, als sie erfuhr, von Fremden sich's mußte sagen lassen,- der Notarius wär' schon auf den und den Tag bestellt, um auf dem Sternsteinhofe die Ehpakten auszusehen und alles sonst Nötige zu verklauiulieren und zu verbriefen.
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sanftmütiges Aussehen verlieh; der untere Teil des Gefichtes aber, der zwischen den faltigen Wangen wie ein gefchrumpft liegende Mund und das turze Kinn, wurden von der vorragenden Nase überschattet, welche aus leicht zu erratenden Gründen Don den Zwischenbühlern d'Patern" genannt wurde; bei deren Größe und der Kleinheit seines Mundes konnte er es nicht verhindern, daß im Sprechen einzelne Laute den bequemeren Weg durch dieselbe nahmen.
,, Du bist die Binshoferin?" näfelte er.
„ Ich mein', du wirst mich wohl fennen?" fagte sie giftig.
Blind wann ich wär', leget' ich ein' Eid d'rauf ab, daß du's bist, denn ich kenn' dich an dein'm Gefeif, aber was fonschtadirt werd'n muß, das muß fonschtadirt werd'n, weil ich von Amtsmeg'n mit dir a'reden hab'."
,, No, jo fomm'' rein, tomm' doch b'rein." Die Alte lief flink voran und der Bürgermeister stolperte hintennach. Sie wischte einen Stuhl ab und setzte ihn in die Mitte der Stube. Der Bürgermeister winfte abweisend mit der Hand. Wir werd'n gleich fertig sein."
An dem Tage aber, an welchem der Notar Toni „ Ah, nein! da schau' Ein's her!" eiferte die Alte, hatte, sich den nämlichen Findigen", wie sein Vater, ver- während ihr die Bornröte aufstieg. Fand's schon Kein's schrieben dort oben auf dem Gehöfte alles richtig machte, von denen da drob'n der Müh' wert, mich b'naufa'rufen ward die Alte von quälender Neugierde und peinigender oder h'runter z'tämnia, und ließen s'mir durch a Fremd's Unruhe im Hause herumgejagt, sie hastete Stuben aus, Post zutrag'n, so will ich doch auch soviel wissen, wie dösStuben ein, vom Boden- in den Kellerraum und von dem selbe weiß, und eh' d' mir nit all's fagit, wonach mich neu feuchten Grundmauerwerk wieder hinauf unter die Dach giert, laß ich dich nit aus der Stub'n, mag's bibt kurz oder sparren. Doch sie mußte sich gedulden und erst gegen Abend lang dauern!" sah sie jemand eilig auf das Häuschen herzu kommen und erfannte, als er nahe war, den Zwischenbüheler Bürgermeister.
"
Was willst denn wissen?" Was g'ichieht?"
bon
auf 271 Millionen erhöht. Die umlaufenden Sausanteile und Spareinlegen ber Mitglieder haben fich bon 188 Millioner Obligationen stiegen von 5,5 auf 7,4 Millionen. Zur Verstär tung des Betriebskapitals muß ein Teil per Spareinlagen in Hausanteile oder fefte Darlehen umgewandelt werden.
Wohl, wohl, Gott's Bohn dafür! Is b'stelltem Vor mund war mir' s fein' g'ringe Freud '. Kannst dir wohl denken, daß ich mich nit dagegen g'fperrt bab', daß mein Mündel' mal als Herr und Eigner af ein's von d'größter Anwesen im Land a'fiben täm'!? Jo. Aber obwohl'! Glück bei dem Bub'n schon böllig ein Gupf*) a'macht hat, mußt' ich doch wohl af Ein's b'ftehn, damit ich aller Ver antwortlichkeit nachfimm und frei'n Gwissens d' Vormund schaft niedrleg'n fann. Das Gäuset da is nach' s Vaters Tod' m Kind,
Was," freischte die Binshofer, nft der Faust in Sen Tisch schlagend,„ gar austreiben ließen mich dö von da und du, alter Krippenreiter, halfit ihnen dazu?! No, schaut Eng aber an an, ös zwei dort drob'n, denen ich zu all'm Schlechten recht war und hißt au all'm Rechten z'schlecht wär', und du sorghoftiger Vormund, ob ich Eng nit all'n miteinander ein dickmächtigen Strich durch d'Rechnung mach'!' s Maul tu' ich auf und weis nach, daß dem ver hölltem Frazen's Säusel da nit zu kommt, ein Zurament leg' ich d'rauf ab, deß er an' m Verstorb'nen fein Nedyt bat und der andere ihn nit an Kindsstatt...
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Der Bürgermeister hatte eine Art Rundtanz um die scheltende Alte ausgeführt, eine choreographische Leistung, weit davon entfernt, Sinnlichkeit zu erregen, wobei er ein über das andere Mal die Arme befchwichtigend auflüpfte und unabläffig raunte:„ balt's Maul!- dein berwettert' Maul halt, fag' ich." Als sie aber dazu weder gewillt, noch je willens zu werden schien, jab er selbst an dem Rechten und schloß ihr mit eigener Hand den Mund Du Himmelherrgottsjalfermentische Kreuzader**), en dein Gift und Gall' ausspeibst, laß' eins doch ausreden, ich war ja noch nit z'End'. Dann dann such ein' Anlaß zum No, fo red'," murrte die Alte ,,, red' halt." ( Fortfchung folgt.)
"
Was soll g'icheh'n? Dein' Tochter wird Sternftein Schelten, müßt'ft g'rad' du ein' finden!" bofbäuerin. Das kannst dir wohl denken."
"
Was weiter?"
" No, ich mein',' s wär' das g'nug! aber ob'ndrein nimmt noch der Bauer ihr'n Bub'n,' n Wuderl vom jeligen Sleebinder, als eigen Rind an."
Der Ortsoberste trug auf langen Beinen einen merkwürdig furzen Oberleib und auf dessen breiten Schultern wieder ein auffallend kleines Köpfchen, über den beidjeitigen, furzen Backenbärtchen strebten zwei mächtige Chrmuscheln, fast fopfflüchtig", ins Freie; obwohl seine großen Augapfel etwas vortraten, so waren sie doch mit aus-„ Gar dazu zwingt er sich?" Die te bleckte die Zähne, reichenden Deckeln versehen, welche er denn auch zum als aber der Mann vor ihr ernst blieb und verwundert die Schuße der ersteren gewöhnlich bis auf einen Fleinen Spalt Augendeckel aufzog, bejann sie sich und sagte:" No,' s is geschlossen gielt, was ihm ein ebenjo nachdenkliches, wie wohl schön von ihm."
" Der Gupf" Bezeichnet 8. B. Bei kochenden Flüssigkeites die„ Haube", die über das Gefäß steigt. ehe es zum Weberfließen fommt; beim Mehl, das über den Rand des Maßes Mufcehäufelte; einen Gupf macht also. was das Maß in Gutem oder leblem überschreitet.
**) Kreuzotter.