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lenversorgung zu erzielen. Welche Ersparnisse sich z. B. bei der besseren Ausnutzung der Kohle durch Großgaswerke erzielen lassen, hat eine Notiz der Leipziger Volksztg.", die von einem Gasfachmann herrührt, gezeigt.

,, Vor dem Kriege find in Deutschland   ungefähr 10 Millionen Tonnen Kohlen in den Gasanstalten jährlich verarbeitet wor­den. Würde der zehnte Teil dieser Kohlen in den Großgas­werten wirtschaftlicher ausgenutzt, so brächte dies jährlich etwa mehr: 75 Millionen Kubikmeter Gas, 10 000 Tonnen Kots, 15 000 Tonnen Teer, 3000 Tonnen Ammoniat, ohne daß der Kohlenbedarf der Gaswerte erhöht werden müßte."

Es ist selbstverständlich, daß man im Rahmen dieser Ar­beit nicht genauer auf die Steigerung und bessere Aus­nuzung der Produktion, die bei einer Sozialisierung mög­lich ist, eingehen kann. An diesen wenigen Beispielen sollte nur gezeigt werden, daß bei der Umwälzung unserer Wirt­schaftsordnung eher die Möglichkeit besteht, dem Friedens­vertrage soweit dies überhaupt denkbar ist- gerecht zu werden und gleichzeitig die deutsche Versorgung nach Kräf­ten zu sichern.

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Es zeigt sich demnach auch hier, daß die Aufgaben, die den europäischen   Völkern nach diesem Vernichtungskampfe gestellt sind, einzig und allein dann in befriedigender Weise gelöst werden können, wenn die sozialistische Wirt= schaftsordnung durchgesetzt und eine weitgehende Entfesselung der produktiven Kräfte durchgeführt wird. Für die sozialistischen   Vorkämpfer innerhalb Deutschlands   ist demnach eine ausreichende Erfüllung der vertraglich über­nommenen Verpflichtungen nur denkbar, wenn der Aufbau der deutschen   und der europäischen   Wirtschaft, deren enge Verknüpfung uns bewußt ist, unter sozialistischen Gesichts­punkten und unter solidarer Teilnahme aller Völker er­folgt.

IV.

Diese Erkenntnis von der Bedingtheit jeder Neugeburt Europas  , wenn sie nicht im fapitalistischen Sinne mit Ver­elendung, Unterernährung und Leiden des Proletariates erkauft werden soll, führt uns zu der wesentlichen Frage der Revision des Friedensvertrages. Von den heutigen Machthabern in Europa   ist wohl eine Erleichterung des Druces zu erwarten, wenn dem Patienten der Atem aus­zugehen droht, aber eine grundsägliche Umgestaltung liegt außerhalb des Bereiches der Wahrscheinlichkeit. Die tapi­talistischen Interessenten werden die Möglichkeit, den Kon­furrenten niederzuhalten und ihm jeden Ueberschuß seiner Arbeit abzunehmen, gewiß nicht vorübergehen lassen und die Geschichte des Proletariats beweist uns, daß die Aus­beutung und Lohnknechtschaft von dem mächtigen Kapital mit aller Energie gewahrt wird. Deutschland   wird durch diesen Vertrag in die Lage des Lohnarbeiters der großen wesentlichen Wirtschaftsmächte gedrängt werden und die Formen der Wiedergutmachungsklauseln bieten dazu eine weitgehende Handhabe.

Für das deutsche Bolt fann auch in dieser Beziehung eine Wandlung nur von der Durchsehung des soziali= stischen Gedankens als bestimmendem Machtfaktor, von dem Siege der Arbeiterklasse in England, Frankreich  , Italien   und Amerika   erwartet wer­den. Die Revision des Vertrages, die wir nicht nur im Interesse des deutschen   Volkes, sondern auch im Interesse der weltwirtschaftlichen Gesundung erstreben und die auf der Grundlage gemeinsamer Arbeit zum Wiederaufbau Gesamteuropas erfolgen soll, fönnen wir nur von der pro­Tetarischen Internationale, von der sozialistischen   Gesell­schaft erwarten. Deshalb bedeutet für uns attive Politik zur Abänderung des Versailler   Abkommens nicht den Ver­such mit Hilfe diplomatischer Geheimkunststücke die eine oder andere Erleichterung zu erzielen, ein Land gegen das andere auszuspielen. Für uns fann es nur flare und offene Darlegung der tatsächlichen Vers hältnisse und ernste Bemühung zur Erfüllung geben, solange wir den bisherigen Kontrahenten des Vertrages ge­genüberstehen. Hoffentlich leitet ihre eigene wirtschaftliche Einsicht, ihr Interesse an einer möglichst weitgehenden Ber­tragsleistung fie auf den Weg der wirtschaftlichen Vernunft, der Konzessionen. Die Hauptaufgabe für uns aber fann nur sein, den internationalen 3usammenhang zwischen den Proletariern aller Länder zu stärken und unser Bestes zu tun, um unseren Genossen fm Auslande zu zeigen, wie sinnlos, unerfüllbar und unmensch­lich dieses sogenannte Friedensinstrument in Wirklichkeit ist. Schon haben sich die sozialistischen   Arbeiter verschiede ner Länder mit uns in der Forderung einer Revision ver einigt. In Scarborough   hat die englische Labour Party   den gleichen dringenden Ruf erhoben.

Die Stärkung des Gedankens der Inter. nationale, die Wiederanknüpfung und Ausgestaltung der Beziehungen zwischen den Arbeiterparteien aller Län der und der gemeinsame Kampf um die Durchsetzung der sozialistischen   Gemeinschaft sind die einzigen und wahr­haften Bürgen einer allgemeinen geistigen und wirtschaft­lichen Umwälzung, einer Verneinung der imperialistischen Machtträume und einer sinnvollen Aenderung des Ber­sailler Friedens

Ein neues ßtrauensvotum Die gestrige Sigung des Reichstages wurde mit den De­batten über die Interpellationen ausgefüllt, die wegen der ber Lebensmittelerhöhung gestellt waren. Den Glandpunt

Der Unabhängigen Sozialdemokratie legte in einer einstündi­gen, durch ihre Sachlichkeit auf das Haus Eindruck machenden Rede Genosse Sery dar. Er verwies auf die zunehmende Not der minderbemittelten Bevölkerung, zeigte, daß die Steigerung der Lebensmittelpreise stets höher war als die Steigerung der Löhne und daß eine weitere Preissteigerung unerträglich sei. Das Reichsernährungsministerium stehe völlig unter großagrarischem Einfluß und beachte selbst die Stimmen aus den landwirtschaftlichen Kreisen nicht, die sich gegen die beabsichtigten Preissteigerungen aussprechen. Nach brücklich legte er Protest dagegen ein, daß die Frühbrusch­prämien ohne Zustimmung des Reichstages in Kraft getreten feien und forderte, daß die im Reichsernährungsministerium ausgearbeitete Vorlage über die Erhöhung der Preise für die nächste Ernte nicht in der Dunteitammer des polfs­wirtschaftlichen Ausschusses, sondern durch das Plenum bes Reichstages beraten werden umß. Aber bis heute habe die Regierung diese Vorlage nicht eingebracht, anscheinend, weil fie die Vertagung des Reichstages abwarten und damit die Massen vor vollendete Tatsachen stellen wolle. An Stelle bes Abbaues der Zwangswirtschaft, der nur unerträgliche

schüttern zu können. Als er abtrat, blieb alles still im Hause, selbst auf den Bänken der Rechten. Wegen der Unzuläng­Wegen der Unzuläng­lichkeit einer Antwort sah sich die Unabhängige Fraktion zur Einbringung eines Antrages veranlaßt, der erklärt, daß die Behandlung der Angelegenheit durch die Regierung nicht den Anschauungen des Reichstages entspricht.

In der Debatte vertrat Genosse Sauerbrey recht wirk­sam die Forderungen, die besonders die Arbeiter im rheinisch­westfälischen Industriegebiet an die Lebensmittelversorgung stellen. Die Wirkung der Preissteigerungen und die schlechte Beschaffenheit der Lebensmittel äußere sich bereits in einem Nachlassen der Arbeitsleistung und schaffe eine dauernde Beunruhigung in der Bevölkerung.

Heute wird die Fortsetzung der Besprechung erfolgen, außerdem soll die Interpellation über die Arbeitslosigkeit be­raten werden.

Die bayerischen Königsmacher

In Bayern   sind Strömungen vorhanden, die auf eine Loslösung Bes Landes tom Reiche hinarbeiten. An der Spize der Parti­tularisten steht Dr. Heim, der Führer der bayerischen Volks= partei. Das Ziel ist die Vereinigung Bayerns   mit Oesters reich unter Hinzuziehung Württembergs und Badens. Dr. Heim hat bisher alle Verlautbarungen über diesen Plan als Schwindel bezeichnet, jetzt wird aber von dem Kommerzienrat Kastner und dem Hauptmann Mayr in einer süddeutschen Korrespondenz das Protokoll einer Unterredung veröffentlicht, die Kastner am 8. Mai 1920 mit Dr. Heim gehabt haben will.

tags. In Leipzig   war aber nachmittags noch offiziell nichts davon bekannt. Es bedurfte erst der Intervention des Ge= nossen Dr. Rosenfeld, der Mittwoch verteidigt hatte, um die Freilassung unseres Genossen herbeizuführen. Genosse Rosen­feld mußte erst schriftlich versichern, daß der Reichstag   wirklich den in den Zeitungen mitgeteilten Beschluß gefaßt hatte. Er mußte auch erklären, daß er persönlich dieser Beschlußfassung bei­gewohnt hatte. Dann erst öffneten sich die Tore des Kerters und Genosse Mittwoch fonnte nach a chtmonatiger Unter­suchungshaft wieder freie Luft atmen.

Lebensmittelsabotage der Agrarier

Die Deutsche Tageszeitung" berichtet triumphierend unter der Spigmarte Die verbotene Nachschau":

,, Wie das Pyrizer Kreisblatt" erfährt, soll sich am Dienstag eine Kommission der Reichsgetreidestelle im Pyrizer Kreise be­funden haben, die eine Nachschau bei den ländlichen Besitzern vor­zunehmen beabsichtigte. Als Sprecher der Landwirte nahm Herr Blantenhagen- Raditt Gelegenheit, der Kommission bei ihrem Eintreffen sogleich mitzuteilen, daß die Landwirte des Kreises im Landbund geschlossen zusammen­stünden. Eine Nachschau würde sich kein Landwirt mehr gefallen lassen. Der Erfolg des einmütigen Zusammen­haltens war, daß die Berliner   Herren am folgenden Tage un­verrichteter Sache umtehrten."

So weit sind also die Agrarier schon, daß sie höhnend die Kon­trollbeamten nach Hause schicken dürfen. Wenn sie wiederkommen sollten, wird sie der Landbund mit Handgranaten begrüßen.

Demnach soll Dr. Heim den Franzosen in San Remo, den Eng Hochkonjunktur der Klassenjustiz

ländern in 3 ürich das Angebot einer Spaltung Deutschlands   ge­magt haben. Er versprach ihnen, dem Protokoll zufolge, die Bil­bung eines Dreibundes unter der Führung Bayerns   und der Vorherrschaft Frankreichs  . Bayern   soll vorübergehend vom Reiche getrennt werden, es würde dann bald zur führen­den Macht werden und Norddeutschland sich unterordnen. Herr Dr. Heim hat auch diese Meldung, die sehr bestimmt ab­gefaßt war, wieder als Schwindel, Lüge und Konfusion" hin­gestellt. Man wird nun abwarten müssen, was Kastner und Mayr dazu zu sagen haben. Es ist jedenfalls taum anzunehmen, daß sie ihre Behauptung aus der Luft gegriffen haben, umsomehr, als die beiden Herren sogar von der Rechtspresse als sehr ernst zu nehmende Persönlichkeiten" bezeichnet werden. Außerdem steht fest, daß auch bei dem Fliegerhauptmann Berthold, der als Rappoffizier bei Sarburg   gefallen ist, Protokolle gefunden Dr. Heim wurden, die Dr. Heim aufs schwerste belasten.

spielt in Bayern   jedenfalls eine höchst fragwürdige Rolle; sie be­darf dringend der Aufklärung, schon aus dem Grunde, weil Bayern  ganz offen mit den österreichischen Monarchisten verkehrt und diese seit Monaten im großen mit Waffen und Munition verorgt. Aus Spielerei geschieht das sicher nicht. Es steden sehr ernste Ab­fichten dahinter und diese müssen largelegt werden, bevor es zu spät ist.

Verdächtige Ordnungsfreunde

Die alldeutsche Preffe legt sich mit einer wahren Arbeitswut für die Erhaltung einer starten deutschen   Wehrmacht ins Beug. Die wirtschaftlichen Bedingungen des Friedensvertrags, die so hart sind, daß ihre Milderung unbedingt geboten ist, werden von diefer Preffe faum noch berührt. Sie verschwendet ihren ganzen Raum lediglich dazu, der Entente auseinderzusehen, daß Deutschland  ohne 200 000 Söldner nicht leben tönne, ja sie bieberte sich sogar an, für die Erfüllung der wirtschaftlichen Bedingungen des Vertrags von Versailles   einzutreten, wenn die Entente nur so freundlich ist, Deutschland   200 000 Mann Soldaten zuzugestehen.

Dieses Liebeswerben um die Gunst der Entente von all­ deutsch   militaristisch reaktionärer Seite tst so verdächtig und aufdringlich, daß die angeblich gute Sache, die zu verfechten vor­geschützt wird, nur in Mißtredit tommt. Es hilft eben alles nichts. Das Söldnerheer hat sich bisher als Ordnungstruppe nicht bewährt, weit eher kann der Nachweis geführt werden, daß es die Rolle des Brandstifters gespielt hat. Das hat gerade jetzt wieder die Beweisaufnahme des Blauprozesses ergeben, darüber hinaus ist aber auch erwiesen, daß die beiden größeren Aufruhr­bewegungen", auf die die Rechtspresse zur Begründung ihres Ber­langens nach einem starten Heer immer wieder zurückkommt bie Märskämpfe in Berlin   im März 1919 und die Kämpfe im Ruhr­ gebiet   in Frühjahr 1920- das Wert der Reichswehr waren. Ohne Reinhardt tein Märzaufstand" in Berlin   und ohne Büttwig und Watter teine Kämpfe im Ruhrgebiet  ! Je fleiner also die Reichswehr ist, desto sicherer die Gewähr, daß von ihr die Ordnung nicht gestört wird, desto größer die Möglichkeit zu einem ruhigen und frieblichen Aufbau.

Die Verleumdungen gegen Viktor Kopp  

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Berlin  , 5. Juli.

W. T. B. meldet: Aus Moskau   ist folgender Funkspruch eins gegangen: Hiermit wird angesichts böswilliger Behauptungen mit voller Entschiedenheit unzwei deutiger! lärt: Den Sowjet­regierungsvertretern im Auslande wird jede Einmischung in die inneren Verhältnisse der betreffenden Staaten ausdrücklich unter­jagt. Vittor Kopp in Berlin   ist Instruktion erteilt worden, dahin lautend, jeder Berührung mit der deutschen   inneren Politit sich völlig fernzuhalten. Volkskommissar des Auswärtigen. Tschitscherin.

Diese Meldung entzieht den gegen den Vertreter Sowjet­rußlands in Berlin   gerichteten Berleumdungen den Boden. Es muß aber mit allem Nachdrud festgestellt werden, daß sich daran nicht nur die reaktionäre Presse beteiligt hat, sondern

daß auch von Regierungsstellen Verleumdungen gegen Viktor Kopp   verbreitet worden sind. Churchills unsaubere Rußlandspolitik

H. N. London  , 4. Juli. Manchester Guardian"," Daily News" und Daily Herald" be­schäftigen sich eingehend mit dem in Archangelst aufgefundenen Dokument, das Churchill in seiner Rußlandpolitik so stark belajet. Es wird bemerkt, daß auch Lloyd George   hier geheim= nisvolle Arbeit geleitet haben müsse, wahrschein­lich hinter dem Rüden des Kabinetts.

Man hebt hervor, daß Churchill   unter dem Vorwand, die Truppen für die Räumung Nordrußlands zu brauchen, 10 000 Mann an Koltschat gesandt habe und dadurch die Räumung in Wirklichkeit auf unbestimmte Zeit verschob. Wenn das Dokument authentisch sei, dann gehe daraus hervor, daß Churchill   das englische Volt, das englische Parlament und auch die englische Regierung ange­logen habe. Es sei eine der jeltensten Proben von Intrigen, die man in der letzten Geschichtsperiode gesehen habe.

" Daily News" sprechen von bedeutenden politischen Folgen dieser Enthüllung und fordern, daß Churchill   unter Anlage gestellt werde. Manchester Guardian" meint: Churchill   hat Denitin, Jubenitsch und Koltfchat zu ihrem Untergang verholfen. 3ft iegt die Reihe an dem unglüdlichen Polen?"

Am Montag wird im Unterhaus eine Interpellation über diese Angelegenheit eingereicht werden.

Drohender Generalstreik in Mitteldeutschland  Das Naumburger   Schwurgericht erkannte gegen 28 Angeklagte, die wegen der Vorgänge des mitteldeutschen Bergs arbeiterstreits im März v. J. vor Gericht gestellt worden waren, auf insgesamt 79 Jahre Zuchthaus, 73 Jahre Gefäng= nis. Mildernde Umstände wurden fast durchweg versagt. Sechs Prozesse gegen ungefähr hundert Angeklagte stehen noch aus.

Die Naumburg   naheliegende Stadt Weißenfels   ist seit Frei­tag nacht mit 450 Mann Reichswehrtruppen mit schwes ren Geschützen und Minenwerfern belegt. Die Arbeiterschaft des Naumburg- Zeiz- Weißenfelser Braunkohlengebiets, sowie die ges samte Industriearbeiterschaft trit wahrscheinlich morgen in den Generalstreit, über den heute die Betriebsräte noch be­jchließen werden.

Ein neuer Kapitalsriese

Der Krieg, der den Massen des Boltes zum Fluch geworden ist, bringt dem Kapital reichen Segen. Besonders die Bestimmungen des Friedensvertrages, die vonen Alldeutschen als so schmachvoll bezeichnet werden, haben eine Fülle von Glück über die tapitalisti­schen Interessenten ausgeschüttet. Wir erinnern an die Ausliefe rung der Schiffe, durch die den Werften riesige Kapitalien in den Schoß geworfen wurden, und die es jetzt den Großreedereien wie der Hamburg  - Amerita- Linie und dem Norddeutschen Lloyd  , ermöglichen, mit dem amerikanischen   Kapital neue Verbindungen anzuknüpfen, die große Gewinne in Aussicht stellen. Ein ähn licher Fall ist von der westdeutschen Industrie zu berichten. Durch die Uebergabe der Betriebsanlagen in Lothringen   und im Saatrevier an Frankreich   haben die dort bisher ansäsi ren oder beteiligten Kapitalisten ungeheure Vorteile erzielt. Ihnen ist der Erlös aus den Betrieben in Frankenwährung ausgezahlt worden und durch die Umwechselung in deutsche Valuta haben sie riesige Summen erhalten, mit denen sie jetzt in der Lage sind, neue Vertruſtungspläne durchzuführen. Ein besonders kennzeich nendes Beispiel bietet die augenblickliche Tätigkeit der Stumm schen Familie, die den größten Industriebesig im Saarrevier besaß. Jhr ist es gelungen, in verhältnismäßig furzer Zeif einen Ersaz für die verloren gegangenen Unternehmungen im Saar­revier bei der rheinisch- westfälischen Industrie zu finden. Sie hat eine Anzahl Werte angetauft oder sich durch den Ankauf von Attien den maßgebenden Einfluß auf sie zu verschaffen gewußt, so daß sie jetzt eine der größten Montantonzerne bilden kann. Die Bossische Zeitung" gibt darüber folgende Einzelheiten an: Stumm hat jezt Einfluß, meist den bestimmenden, bei den fol­genden Gesellschaften:

1. Gelsenkirchener   Gußstahl- und Eisenwerke. In deren Besitz befinden sich die Attien folgender Werke: a) An­nener Gußstahlwert; Gelsenkirchen   besigt zwei Drittel des Gesamtkapitals. b) Vereinigte Preß- und Hammerwerke in Dahlhausen  - Bielefeld  ; Gelsenkirchen   besitzt nahezu das gesamte Attienkapital von 2 Millionen Mart. c) Stahlwert Deting; Gelsenkirchen   besitzt Attien im Betrage von 768 000 Mart.

2. Eisenindustrie zu Menden   und Schwerte  ; das Wert besitzt die Eisenstahlgrube Jatobstrone.

3. Westfälische Eisen- und Drahtwerte in Werne  bei Langenbreer, zu dem die Aplabeder Hütte gehört. Das Werk besitzt die Eisensteingruben Zufällig Glüc" und Martensberg. 4. Aplabeder Attienverein für Bergbau, Zeche Margarete.

5. Gußstahlwert Witten  .

6. Rheinisch- Westfälische Bauindustrie A.-G., Düsseldorf  .

7. J. Frerchs& Co. A.-G. Schiffswerft in Einswarden. 8. Norddeutsche Hütte in Oslebshausen bei Bremen  , die maßgebenden Einfluß auf die Steinkohlenzeche Admiral in Schwerte   hat.

9. Deutsche   Lastautomobilfabzit A.-G. Radingen( 30 Prozent des Attienkapitals).

10. Metallgießerei A.-G. Köln- Ehrenfeld  .

11. Aus Friedenszeit besikt Stumm nach die Kohlenzeme Minister Achenbach.

In diesem Trust find alle Teile der Industrie von der Urproduk­tion bis zur Fertigfabrikation vorhanden. Wir finden Erz- und

Kohlengruben, Gußstahlwerke, Hochöfen, Gießereien, Hammer­

werte, Radreifenwalzwerke, chemische Fabriten, Drahtziehereien,

bauten, eine Chiffswerft, eine Automobilfabrit und einund Tief­

gießerei unter ihnen. Es fehlt jetzt nur noch der Ankauf von Pa­pierfabriken und Zeitungen, um Stumm zum mächtigsten Nach­barn von Stinnes zu machen.

Wir sehen also wiederum, wie sich die Konzentration des Ka­pitals auf ungeheuer ausgedehnter Stufenleiter vollzieht. Eine ernste Lehre für das Proletariat, geschlossen gegenüber dem a pital aufzutreten!

Neue Bankfusion. Zwischen der Rationalbant für Deutschland  , Berlin  , und der Deutschen National­bant Kommanditgesellschaft auf Attien, Bremen  , ist unter Vor­behalt der Zustimmnug beider Generalversammlungen ein er­trag zustande gekommen, auf Grund dessen eine Vereinigung beider Institut e mit rüdwirtender Kraft vom 1. Januar 1920 ab erfolgt.

Die Ueberschichten im Bergbau. Die Verhandlungen des Zechenverbandes mit den Bergarbeiterorganisationen über eine Revision des Ueberschichtenabkommens haben, wie die Rheinisch­Westfälische Zeitung" meldet, nicht zum Abschluß eines neuen Ab tommens geführt. Man hat sich vielmehr dahin geeinigt, das gegenwärtige Abkommen, das bekanntlich je zwei halbe Weber­schichten von dreieinhalb Stunden vorsieht, bestehen zu lassen und die endgültige Regelung bis nach Beendigung der Konferenz in

Breisteigerungen zur Folge haben werde, aber feine aus Haftentlassung des Genossen Mittwoch Spaa zurüdzustellen.

zeichende Versorgung der Massen, müsse die Bildung von 3wangsgenossenschaften mit solidarischer Haftung, die Aus­Schaltung des Zwischenhandels und der direkte Verkehr mit ben Verbrauchergemeinden treten.

Am 30. Juni nachmittags verlangte der Reichstag  , daß unser Genosse Mittwoch, der noch schnell am Tage vor dem Zusammen­tritt des Reichstages vom Reichsgeri wegen diplomati en Landesverrats zu zwei Jahren Festung verurteilt wurde, Berlegen antwortete Staatssekretär Suber, ohne sofort aus der Haft entlassen werde. Am 1. Juli brachten alle die Grundlagen der Beweisführung des Genossen Herg er- Morgenzeitungen die Nachrichten von diesem Beschlusse des Reichs

Paul Singers Bruder gestorben. Am Sonntag starb Heinrich Singer, der Bruder Paul Singers. Er ist nie öffentlich poli tisch hervorgetreten, hat aber dennoch durch die treue, hingebungs­volle Unterstützung, die er seinem unermüdlich tätigen Bruder an gedeihen ließ, sich um die Arbeiterbewegung verdient gemacht. Heinrich Singer hat ein Alter von 78 Jahren erreicht.