an den etwa 66 Mt." festhalten. Endgültige Aufklärung wird ja die amtliche Statistik bringen. Es wäre sehr zu wünschen, daß sie fünftig nicht nur vierteljährlich, sondern allmonatlich veröffentlicht, und daß fie jedenfalls nicht immer wieder erst im vierten Monat nach der Berichtszeit erschei­nen würde.

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Ganz unzulänglich ist sodann die Antwort auf meine zweite Frage. Ich hatte die sonstigen Selbstfosten"( d. h. die Selbstkosten nach Abzug der reinen Löhne) auf 60 Mt. be­ziffert. Der Reichstohlenverband schreibt nun: Wenn pro Tonne geförderter Kohlen der Arbeitslohn 77 M., die sonsti­gen Selbsttosten unter Annahme der von Herrn Dr. Kuca zynski angegebenen Zahl- 60 Mt. betrugen, ergibt sich zu­fammen 137 Mt. Hierzu müssen die Kosten für den 3echen­Selbstverbrauch geschlagen werden. Das sind 17 Proz. von 137 Mt. rund 23 Mt. Die Gesamtkosten für die zum Ver­fand gelangenden Kohlenmengen würden also für die Tonne 137 Mt. 23 Mt. 160 Mt. betragen." Hier liegt wieder ein Rechenfehler vor. Da der Reichstohlenverband mit einem Absatz von 83 Proz. und einem Selbstverbrauch von 17 Broz. rechnet, muß die Endsumme sogar lauten 137.: 0,83= 165 Mt.! Run hatte ich den Verkaufspreis ab Grube auf 165 Mt. angesetzt, und der Reichstohlenverband hatte im ersten Teil seines Schreibens nur einen Verkaufspreis von etwa 155 Mt. einschließlich der Vergütungen für alle am Kohlenverkauf beteiligten Händler bis zum Plazhändler" gelten fassen wollen. Nunmehr muß er feststellen, es ,, würden fich nach der vorstehenden Rechnung im April 1920 für die Gruben überhaupt feine Gewinne ergeben haben"." In Wirk lichkeit" sei aber der Durchschnittserlös" etwas höher ge­wesen( als 155 Wit. einschließlich Händlervergütungen) ,,, so daß die Gruben im Durchschnitt einen mäßigen Gewinn er zielten."

Diese ganze Rechnung ist ein müßiges Jonglieren mit 3ah­len, das sich die Mitglieder des Reichskohlenrats verbitten follten, statt es schmunzelnd oder achselzudend hinzunehmen. Haben Sie doch immer wieder als der Weisheit letzten Schluß vom Vorstand des Reichstohlenverbandes hören müssen, daß der Preis um 60 Proz. höher sein solle als der Arbeitslohn für die abgesetzte Tonne, was, bei einem Arbeitslohn von 90 Mt., als angemessenen Preis 90 t.+54 Mt.= 144 Mt. bedeuten würde. Und wissen sie doch alle, daß mein Ansatz von 165 Mt. als Durchschnittspreis ab Grube feinesfalls zu hoch gegriffen ist, so daß auch nicht entfernt davon die Rede sein kann, daß der Unternehmergewinn weniger als ein Fünftel des Arbeitslohnes betrage.

Jch selbst verarge dem Reichstohlenverband sein Vorgehen nicht, denn ich sehe in ihm nach wie vor nur eine Geschäfts­stelle der Synditate. Aber er höre endlich auf, fich als unpar teilsche Instanz aufzuspielen und seinen tendenziösen Berech nungen eine Bedeutung beizulegen, die ihnen fein objektiver Sachverständiger zuerkennen tann.

Der Finnlandschlächter meldet sich Widerstand gegen die Jammerregierung" Wir haben wiederholt festgestellt, daß das reaktionäre Bürgertum nicht daran denten wird, die Waffen abzugeben. Wir betonten auch, daß dieses Bestreben von den zuständigen

Stellen gebilligt wird, denn diese haben ja erst die Be

waffnung der Reaktion durchgefeht und die Gründe, warum sie diese Mahnahme durchführten, bestehen heute für sie noch mehr als vor der Konferenz in Spaa. Der verstedte Wider Stand des Bürgertums gegen die Entwaffnung geht denn auch bereits zur offenen Wiberfegliteit über. In der Deutschen Zeitung" schreibt General Graf v. d. Go13, der Finnlandschlächter und Baltikumaufrührer seligen Ange­denkens, einen provotatorischen Artikel, in dem es heißt:

Was aber foll Deutschland tun? Alles, aber nun und nimmer sich wehrlos machen. Auf keinen Fall die Waffen abgeben. Haben wir felt dem Oktober 1918 noch nichts gelernt, als die Entente das Beispiel des jüngeren Scipio Karthago gegenüber plump nachmachte?

Möge die Entente das Ruhrgebiet befehen, wenn wir uns nur Oberschlesien sichern fönnen. Je mehr deutsche Lande von Frant reich besetzt werden, je hneller und wirksamer werden wir der gefundenden Krifis entgegen getrieben. Denn die Franzosen wer ben sich dort ebenso verhaßt machen wie im Elsaß , der Pfalz , den Rheinlanden, in Oberschlesien .

Ruszko

( Aus dem Ungarischen Abertragen.)

Der Name lebt noch immer in mir wie eine Wunde, die immer wieder neu zu schmerzen und zu eitern beginnt. Ich werde Hauptmann Ruszto, den ich persönlich nie gesehen habe, nie vergessen. Doch bleibt er meine schredlichste Erinnerung; denn das Granenhafte, das sein Rame in fich faßt, bleibt ewig. Bom Bolizeihauptmann Ruszto weiß ich folgendes:

Ich wurde am 17. August 1919 in einer herrlichen Sommernacht per Auto in ble Budapester Polizei geführt. Man brachte mich in ein Zimmer, von dem fie fagten, es sei das 3immer ber Damen", und ließ mich dort die Nacht verbringen. Ob bas 3immer bunkel oder hell war, weiß ich nicht, obgleich ich fünf Nächte dort eingefertert war. Mir war alles dunkel, was ich ge sehen, und hätte durch ein überirdisches Wunder eine Mitter nachtssonne gebrannt, mir wäre alles ebenso schwarz und dunkel geblieben. Ein Haufen alter Kleider lag am Boden, zerdrückt, Schmuhige Lumpen, aus denen aber überall gelbe Frauengesichter herausschauten, die zugedrückten Augen wie ein blaugrauer, Fled und.. Gott ... alle die Lumpen, die Gesichter, die zerwühlten Haare haben leise gefeufzt und geftöhnt- anbere leise aufgeweint und in der Luft schwebte ein müder, totgequälter Atem, wie ein verförperter Schmerz. Ich blieb an der Tür stehen, da ich kein Besucher, sondern ein Berhafteter war und bemühte mich, niemanden mit dem Fuß zu berühren. Jemand rief leise meinen Namen und eine Frau bewegte fich dicht vor meinen Füßen. Ein Stuhl stand draußen. Den haben wir mit großer Mühe hereingebracht und als ich mich müde darauf niederließ, fing der Schatten leise und angstvoll an zu sprechen... und die Lumpen, die zerwählten Köpfe bewegten sich rings herum, so daß ich mit einemmal ein sanftes Geflüfter vernahm. Niemand hat in diesem Zimmer geschlafen; aber jeder hat leise gesprochen, damit die Gizi nur nicht erwache". In dieser Ede durfte man fich gar nicht bewegen, damit teiner" die Gizi berührte. Die Leichenwärterinnen, die sich zu schlafen verstellten, haben mir alles

erzählt.

Und wie fie mit offen und aufrichtig alles jagten, entstand vor vielen Tagen bei der Polizei auszustehen hatten. Und jede fügte meinen Augen das viele Schredliche, was die Frauen in den am Ende hinzu: Aber die Gizi, die wurde am meisten geschlagen." Gegen morgen bewegte fich Gizi und, da die Bewegung schred lich schmerzte, mußte sie laut aufschreien; aber nur furz und unterbrüdt, und ich sah ihr blaugraues Gesichtchen. Die Lumpen auf dem Fußboden bewegten sich, Sände griffen nach den Gläsern, bie weiter gegeben wurden und die Fegen flüsterten: Die Gizi bittet um Waffer." Jemand fragte später: Wie geht es Ihnen?" Und das Stöhnen, das die Antwort war, wurde auf Geflüster so bericht: Ste lagt, etwas besser, da sie ein wenig schlafen

fonnte.

35 habe mir bis Ghai am Morgen angeschaut. Sie heißt ,, Gizi Ables und groß, wie ein zehnjähriges Kind, schwach, fein,

Den Revandetrieg, den Frankreich jetzt noch ohne Grund fürchtet, führt es dann herbei, besonders aber, wenn es ganz Deutschland befehen sollte. Erst dann wird der furor teutonicus in feiner ganzen Größe erwachen. Mögen sie nur tommen! Unsere Regierung hat mal wieder völlig versagt. Kläglich in zitternder Angst hat sie unterschrieben. Ist die Regierung Deutschland , fie, die nicht einmal die Mehrheit im Parlament besitzt?

Ich begrüße den Vorgang auch als Schritt zur Gesundung. Denn jeber Bürger und Arbeiter, der noch Mannesmut besigt, wird sich weigern, dem Befehl der entnervten Weiber am Regie rungstisch zu folgen. Ich hoffe bestimmt, daß die Mehrheit des Reichstages oder doch die noch männlichen Reichsteile eine solche Jammer- Regierung zum Teufel jagen und daß kein Ein­fichtiger seine Waffen abgibt und damit sich und sein Vaterland dem ficheren Untergang zuführt.

Nur durch ein solches endliches Aufraffen werden wir auch die verlorene Achtung im neutralen und feindlichen Auslande wieder­gewinnen.

Dieser Goltz war bis zum Herbst 1919 die Lieblingsgestalt der rechtssozialistischen Koalitionsregierung, insbesondere versicherte Herr Noste immer wieder von neuem, daß Hinsicht zuverlässig für die Republik . Die Offenheit, mit dieser General der loyalfte Mann der Welt sei und in jeder der Herr Goltz seine reaktionären Pläne enthüllt, ist immer­hin sehr dankenswert. Wir erfahren, daß die Bewaffnung des Bürgertums nicht nur erfolgte, um den ,, Bolschewismus" vom Lande fernzuhalten, sondern daß im Hintergrund der Revanchetrieg lauerte. Möge Herr Golg mit diesem Verbrechen gleich jetzt beginnen. Er wird mit seinen Banden schneller und gründlicher erledigt werden, als es im Bal­titum geschah.

Die bayerischen Königsmacher

Die bayerische Königspartei fordert nach einer Meldung aus München zur Sammlung aller derer auf, die dem bayerischen Bolts- und Königstum eine fefte Grundlage für sein Wieders auferstehen schaffen wollen. Bayern fönne nicht bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaisertums warten, es müßten vielmehr diejenigen Bölter, deren Gesinnung überwiegend monarchistisch sei, ihre Krone wieder gewinnen, ehe sie dem Reiche nach dem Willen der Bölfer wieder eine Spitze gäben. Zugleich veröffentlicht im Bayrischen Königsboten" der Mörder Kurt Eisners , Graf Arco Valley , einen Artikel, in dem es heißt:

Soll Deutschland untergehen, welt es sich an einen Schein­toten flammert, der bisher die Vorherrschaft hatte? Antwort: Nein! Niemals! Vorübergehende Trennung zur Wieders gewinnung eines Deutschen Reiches unter bayerischer Führung, nicht als Selbstzwed, so muß es heißen!"

Graf Arco sist, soviel wir wissen, in Festungshaft. Trogdem fann er zum Sturz der Verfassung und zur Loslösung Bayerns Bom Reiche öffentlich auffordern, ohne daß ihm irgend etwas ge­schieht, obwohl doch sein Verhalten nahe an Landesverrat grenzt. Würden z. B. die politischen Gefangenen zum Sturze der Republik und zur Bildung einer Räteregierung auffordern, dann würde man ihnen in Bayern ohne weiteres den Prozeß machen. Die Königsmacher hingegen fönnen ungestört ihre Tätigkeit ent Monarchie ift. falten, eben deshalb, weil Bayern schon heute eine vertappte

Spitzelchen Herr Ottomar Toff!, und anderes Gelichfer werbes ficher jederzeit gern bereit sein, ihre Geschäftsverbindungen freund lich zur Verfügung zu stellen.

Der russisch - polnische Krieg

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05

Kommt der Waffenstillstand zustande? Bisher liegen teine zuverlässigen Nachrichten darüber vor, der Waffenstillstand zwischen Polen und Rußland zur Tatsach werden wird. Rußland hatte vorgeschlagen, die Verhandlungen nicht in London , sondern in Brest Litowst stattfinden lassen. Wie es heißt, soll sich die englische Regierung mit diese Aenderung nicht einverstanden erklärt haben. Der polnische Bev teidigungsausschuß sieht nach einer Londoner Meldung in den englischen Vorschlag den ersten Schritt eines Friedensschlusses zwischen Polen und Rußland . In Moskau scheinen die Stim mungen über den Waffenstillstand geteilt zu sein. Die offiziell Prawda" schrieb vor einigen Tagen in einem Leitartikel, das Angebot der Alliierten sei eine Heuchelei. Solange Bolen de Angreifer war und Erfolge erzielt hätte, habe von den Verbands mächten feine daran gedacht, Polen zum Waffenstillstand zu be wegen. Erst als seine Armee geschlagen und zum Rückzug ge zwungen worden sei, habe die Entente die Notwendigkeit eine Verständigung entdeckt. Rußland dürfe sich durch dieses Manöve nicht täuschen lassen. Der Krieg müsse weiter geführt werden, die polnische Macht zerschlagen sei. Weitere Nachrichten aus Mostau besagen, daß dort eine große Versammlung stat fand, in der die Möglichkeit eines Friedens mit Polen behande wurde. Tschitscherin erklärte sich dafür, sofort Berhand lungen anzufnüpfen. Troyti erhob fedoch Einspruch und meinte, der Frieden solle nicht eher geschlossen werden, als di Rote Armee siegrei in Warschau eingerüdt set.

Finnland und der Waffenstillstand

bis

Wie aus Helsingfors telegraphiert wird, hat die finnische Re gierung beschlossen, fofort nach der Veröffentlichung der rustiche Antwort, die Einladung der englischen Regierung zur Teilnahm an der internationalen Konferenz in London , die den Frieden zwischen Rußland und den Randstaaten herstellen will, in ent gegentommendem Sinne zu beantworten. Ferner hat die finnische Regierung Bertreter ernannt für die Konferenz de Randstaaten in Riga , obwohl wahrscheinlich ist, daß diefe bis auf weiteres vertagt wird.

Der polnische Heeresbericht

Kopenhagen , 17. Juft

Einem Telegramm aus Warschau zufolge, meldet der poinif Heeresbericht: Im nördlichen Abschnitt haben die Bolfchemistes Smorgon und Dimiany bejezt. Der Kampf dauert at Bolschewistische Angriffe nordöstlich von 2uat in der Richtung nach dem Kniaz- See und in der Gegend von Bolow, find unde bedeutenden Berluften für den Feind abgeschlagen worden. Di heftigen Angriffe auf Luzt werden forteesegt. In der Gegend b Dubno greift der Feind unaufhörlich an.

Der Krieg in Kleinafien

Aus dem Reiche der Sozialistenfresser paa abwarten, en ble Cuiſcheidung der sto

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Wie der Borwärts" melbet, soll der Reichsfügenverband gegen die Sozialdemokratie unter der neuen Firma Bürgerliche Flugblattzentrale" wieder ins Leben gerufen werden. Der Reichsverbandsgeneral unrühmlichen Angedentens, Herr von Liebert, sowie der Synditus dieser edlen Gilde, Herr Dr. udwig, sollen nach außen hin die führenden Häupter werben. Diese Flugblattzentrale" soll vorläufig nur ein Provisorium bilden, aus dem später der Verband für bürgerliche Einheits­front entstehen soll. Es ist bereits ein Gründungsaufruf erschie nen, dem ein Beitrittsformular angeheftet ist, in dem sich der Eintretende gleich für die Dauer von drei Jahren zur Beitrags­leiftung verpflichten foll

Da wir selbstverständlich das allergrößte Interesse daran haben, daß die Arbeit dieser Reichsverbands- Häuptlinge von befferem Erfolg getrönt ift als unter Wilhelm II. , wollen wir nicht ver­fäumen, die Anregung zu geben, daß sich die eblen Herren, falls es bisher noch nicht geschehen ist, umgehend mit den republita­nischen Spitzel- und Mörderzentralen in Verbindung setzen. Die ehrenwerte Dame, Frau Schröder- Mahute, das Lock­

zerbrechlich. Im Schmuß des Bolizeizimmers, auf dem Drittell einer Matrage nagte sie schon seit einer Woche am Totentuch!

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Du, du Bela Repp, du Albert Bary! Ihr Schufte! Das habe ich gesehen, das tann man nicht leugnen. Der fleinen Gizi Leib, ber liberall überall, hört thr! blau und blutig geschlagen war; die Hälfte threr Haare ausgerissen, so, daß die andere Hälfte mit ihrem Blut an ihrem Kopf geklebt war. Nur ihr feiner Busen war allein geschont. Das habe ich gesehen. Mehr auch noch! Aber das ist vollständig genug, um es nicht zu vergessen, wenn ich einft nach Hause, in meine Heimat, zurückkehren tann, damit ich es in die Welt rufe, wie durch eine trante Trompete, welche euer Ende verkündet!

Die Gizi Adler wurde von Detektiven in die Polizei gebracht.- Detettive, männlichen Geschlechts- haben sie in dies 3immer gebracht, auf den Tisch gelegt und Männer haben auf Befehl die fleine Gizi geschlagen:

Fünfzig mit ber Sunbepeitsche, fünfzig mit den Gummistöden und sechzig! nicht fünfzig­mit den Eisenstöden!!

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Und Ruszko hieß der Polizeihauptmann, der das Alles ein Mann, ein Mann tommandiert hat. Und als der Körper des armen Kindes nach dem hundersechzigsten Schlag aus seiner Ohn­macht aufgewaschen wurde, frug Hauptmann Ruszko leije: Liebes Kind, hat Ihnen jemand etwas zu Leide getan?"

Ich tann nicht weiter; denn ich fürchte, wahnsinnig zu werden.

6. W.

Vor einer Neugestaltung der Museen

Wenn Wilhelm Bode nach einem langen Dienst in den Berliner Museen, den er weder sich noch den anderen leicht ge macht hat, von der Generaldirektion zurücktritt, scheint es uns nicht so sehr wichtig, den scheidenden Mann in seinen Leistungen abzumeffen, als vielmehr zu prüfen, welche Aufgaben dem Nach­folger gestellt sind. Der neue Mann wird vieles vom Syftem Bode, das ein Teil des taiserlichen Systems war, über Bord werfen müssen( es wird nicht immer leicht sein); er wird aber auch auf eine Leistung treffen, die Anerkennung wedt. Diese liegt bezeichnenderweise weit zurüd in den Anfängen Bodes.

Neuer Geist muß in die Preußischen Staatsfammlungen ein­des Empfinden hat, der nicht in dem engen Begriffe siehen. Es muß einer an die Spike, der vor allem künstleri­Wissenschaftlichkeit" oder in dem noch engeren, troftlos- engen Begriff Museum" gefangen ist.

Uns ist inzwischen mitgeteilt worden, daß von Falfe, bisher Leiter des Kunstgewerbe- Museums, Nachfolger Bodes wird. Diese Eile, ja Ueberstürzung, und die Art, wie die Oeffentlichkeit vor eine vollendete Tatsache gestellt wird, ist doch einigermaßen be­frembend, pakte allerdings als Abschluß zu den Regierungs­methoden Bodes. Ob von einer Generaldirektion Falte das, was unbedingt notwendig ist, erwartet werden kann, fcheint fraglich. Die Qualitäten Faltes als Museumsfachmann sollen durchaus nicht angezwefelt werden aber es handelt sich eben darum, einen Mann zu fichen, ber mehr ist als museumsfochmann'

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T. SN. London , 17. Juff Die griechische Regierung hat zwei Divisionen aus Kleinafi nach Thrasien abgesandt, wodurch die Stärke der griechische Streitfräfte in Otthrazien auf 40 000 erhöht wurde. Das gri ferenz in Wenn die Konferenz beschließt, Operationen weiter durchzuführen, wird die legte Bhaje b Kampfes beginnen. Die Operationen werden sich dann gegen Eisenbahntnotenpunkt Lfichier zichten. Dort befinden sich Reste der Truppen Mustapha Rhemals.

ben

Bandenkrieg in Oberschleffen. Wie die Oberschlesische Beft meldet, besetzten Freitag morgen eine polnische Bande po etwa breißig Mann, sämtlich mit Gewehren bewaffnet, den Bah hof von mielin, Kreis Plek . Alle in Richtung Myslow fahrenden Züge wurden gezwungen, die Station ohne Aufent halt zu durchfahren. Wie das Betriebsamt Kattomin mitteil hat sich die Bande inzwischen wieder vom Bahnhof entfernt.

Der österreichische Finanzausschuß beriet über die Berfona steuernovelle und legte das teuerfreie Existenzmini mum auf 8000 kronen, das ist das Fünffache des bisherige Sages von 1600 Kronen, feft. Demgemäß werden bei einem Gi tommen bis zu 60 Stronen bie bisherigen Steuerfäße verfünffa Die Steuerstala erreicht die Höchstgrenze von 60 Prozent bei eines

Einkommen von 1 200 000 kronen.

b

Und wir hätten einen Mann, wie wir ihn brauchen.£ 5b wig Justi, der nach Tschudis Weggeang Leiter der National Galerie wurde, hat nach anfänglichen Entgleisungen eine imme Sonnen, vielleicht auch langsam, ja zögernd vorgeht, aber d vorgeht. Man sieht aus seiner Arbeit im Kronprinzenpala ... ich darf es sagen, weil ich durchaus nicht mit allem einver standen bin... daß er ein flar erkanntes Ziel verfolgt, daß den Ehrgeiz hat, der Galerie einen lebendigen Wert zu ficher literatur zu studieren, sei bei diejer Gelegenheit mitgeteilt, b ( Für viele Leser, die nach Möglichkeiten fragen, die neuere Run im Kronprinzenpalais ein Leseraum moderner Kunstliteratur gerichtet ist.)

ba

ein

Für die einheitliche Führung der Museen wäre Jufti wohl richtige Mann. Weil sein Empfinden sich in zeitgenössischer Run beweglicher gemacht hat, würde er in die Sammlungen alte Kunst einen frischen Zug bringen. Gegen die übereilte un bureaukratisch erfolgte Erledigung dieser Angelegenheit muß Ei Curt Grottewig"

Spruch erhoben werden.

geft. 16. Juli 1905

Adolf Behne

Cur

bes

Bor 15 Jahren, ertrant beim Baden, festgehalten but tüdisches Schlinggewächs, im See der Müggelheimer Krampe , Grottewig. Leider sind die Schriften dieses seltenen Mannes, großen Naturfreundes und Lehrers, innerhalb des Proletariats bas jeden freien Tag sich aus den dumpfigen Wohnungen, fahle Natur flüchtet, zu wenig bekannt. Wir fönnen das Andentes dieses zu früh aus dem Leben geriffenen Naturfreundes nicht beffet ehren, als daß wir das naturliebende Proletariat auf seine hinter

Der erste Plak gebührt zweifellos dem Buch Sonntage eines großstädtischen Arbeiters in der Natur". Curt Grottewig schilder hier in meisterhafter Weise das Werden, Leben, Weben und Bev

gehen in der Natur in Form von 12 Sonntagsausflügen.

2014

thm

werden alle die herben Schönheiten der Mart beim Lesen diese fleinen Büchleins lebendig. Der Verfasser zeigt uns, wie ma Wandern soll und muß, damit sich die Natur dem Wanderer Unser Wald", beisen Herausgabe lediglich Wilhelm Böllche ihrer vollen Schönheit erschließt. Ein anderes Buch von verdanten ist, fann allen Naturfreunden empfohlen werden. Der Maler Albert von Keller , zweiter Präsident der Münchend Sezession, ist im Alter von 76 Jahren, nach turzer Kranthett, g

storben.

Reftorwahl in der Berliner Universität. Die diesjährige Mall feffor Eduard Meyer , findet am 2. Angust statt. Das hätte bes Reftors der Berliner Universität, des Nachfolgers für Bro Schon längst geschehen müssen!

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*) Die Schriften von Curt Grottewig sind in der Freihei Buchhandlung vorrätig und fönnen von dort bezogen werden

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