Die Wahrheit über den Mord in Mechterstedt
Aussagen eines gemaßregelten Augenzeugen Der Mord aus Wollust
Die von dem Kameradengericht freigesprochenen Studenten aus Marburg , die im März bei Bad Thal in Thüringen 15 unschuldige Arbeiter ermordeten, fühlen sich beleidigt, weil sie in der Presse als Mord buben bezeichnet wurden. Der Rettor der Universität Marburg und alle reaktionären tudentischen Körperschaften versuchen eine Ehrenrettung der Schwertompromittierten Korpsbrüder durchzusehen. Das wird ihnen nicht gelingen. Denn die Tatsachen, daß in Mechterstedt ein planvoller Mord verübt wurde, lassen sich weder durch den Spruch eines Kameradengerichts, noch durch Sympathiekundgebungen gleichgesinnter akademischer Körperchaften aus der Welt schaffen. Die Presse hat bisher über ben Mordprozeß in Marburg leider nur sehr unvollkommen berichten tönnen. Es ist daher gut, daß jezt der Vorwärts" die Aussage des Offizierstellvertreters Dahlheim in Wortlaut widergibt. Dahlheim ist wegen dieser wahrheitsgemäßen Darstellung gemaßregelt und aus der Reichswehr entlassen worden. Er sagte unter seinem Eid vor Gericht wörtlich das Folgende:
Am 20. 3. 20 rüdte ich mit dem 2. Zeitfreiwilligen- Bataillon, dessen Führer Fregattentapitän v. Selchow war, nach Thü tingen aus. Nach einer nächtlichen Eisenbahnfahrt gelangten wir am Morgen des 21. 3. in Herlershausen an. In einer leinen Ortschaft, unweit von 5., tamen wir im Quartier. Am 22. 3. morgens traten wir den Vormarsch über Hörschel nach Eisenach an. Sierselbst verblieben wir bis 24. früh. Von hier aus führte uns unser Marsch am Vormittag des 24. 3. nach Sätterstädt. Nach der Einnahme des Mittagessens tam der Befehl, daß das Bataillon mit zwei Autos eine Expedition nach Thal unternehmen sollte, da dieses noch von„ Spartatiken" besetzt sei. Die beiden Autos standen schon an der Gastwirtschaft am Ausgang nach Thal bereit. Für diese Unternehmung meldeten sich eine große Anzahl Studen ten, es fonnten nur etwa 40 Mann teilnehmen. Die Teilnehmer waren hauptsächlich Leute der 1., 2. und wahrscheinlich 6. Kompagnie. Nachts, die Zeit der Rückkehr fann ich nicht genau angeben, kehrte dieses Kommando nach Sätterstädt zurüd.
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mit 2,5 millionen Mart zu Buch zu stehen hat, 40 mi 1- lionen Matt erwartet.
Die Abschreibungspragis illustriert wirkungsvoll die Bilanz der Felten u. Guilleaume Carlswert Attiens gesellschaft in Köln- Mühlheim per 31. Dezember 1919. Die Mas
- Schläge mit dem Gewehrkolben hinen und Apparate dieses Riesenbetriebes waren in der BiDie Anatomie braucht Leichen!
auf ritt der Bataillonsadjutant nach hinten, tehrte jedoch nach turzer Zeit zurüd. Das Schießen hielt indeffen an.
Nach einigen Minuten tam ein Student von hinten. Auf meine Frage, was hinten los sei, gab er mir zur Antwort, daß fie drei von den Gefangenen erschossen hätten, und drückte sich dieser ungefähr weiter so aus, daß es nicht lange dauern würde, dann seien alle erschossen..
Jch gewann den Eindruck, daß die die Gefangenen beglei tenden Studenten sich freiwillig zur Begleitung derselben gemeldet hatten, um ihre Wollust an diese Bebauerns würdigen stillen zu können.
Der Marsch des Bataillons und der noch lebenden Gefan genen wurde indessen ungestört weiter fortgelegt. Nachdem zum zweiten Male Schüsse gefallen waren, begab auch ich mich nach einer furzen Zeit zurück zu den Gefangenen. Hier sah ich wiederum aus nächster Nähe, wie die Gefangenen durch ihre Begleiter in der rohesten Weise mishandelt wurden. Ich sah auch, wie sie ges zwungen wurden, im Gleichschritt zu gehen. Von einigen Studen ten wurde versucht, mich an dem Zuschauen zu verhindern. Auch wurden einige andere Leute der Bagage, welche ebenfalls hinzu gekommen waren, von Studenten zurückgewiesen.
Nach einigen Minuten ging ich wieder zur Gefechtsbagage. Kurz darauf tamen sämtliche Begleitmannschaften nach vorne und begaben sich zu ihrer Kompagnie. Auf die Frage eines anderen StuSenten, welchem die Begleitmannschaft in der Nähe meines Fahrzeuges begegnete, sind sie alle erledigt?"- bekam dieser zur Antwort:
,, Alle erledigt!"
Letzteres war furz vor Duderstadt.
Den Dragoner Tremva, von den Geismarer Dragonern, welcher mir als Padwagenführer während unserer Operation in Thüringen zugeteilt war, der sich aber mit diesem Fahrzeug bei der großen Bagage befand, die erst später auf derselben Straße dem Bataillon folgte, fragte ich, ob er die erschossenen Gefangenen auf der Straße liegen gesehen habe. Er erzählte mir daraufhin, daß er sie aus nächster Nähe gesehen hätte, und daß sie grauenhaft, total von einer ganzen Anzahl Kugeln durchbohrt, aus fähen. Er erzählte mir weiter, daß nur eine einzige Leiche dabei gewesen sei, die nur einen Schuß durch die Stirn gehabt hätte, alle anderen feien durch eine größere Anzahl Schüsse bis zur Un Zenntlichkeit zugerichtet gewejen. Auf meine Frage, ob die Toten alle auf der Straße gelegen hätten, teilte er mir mit, daß sie fast alle dirett neben der Straße, ein fleiner Teil etwas weiter ab liegen würden.
Am Morgen des 25. 3. erfuhr ich dann, daß in Thal etwa 17 Mann, angeblich Spartatisten"," durch die Studenten berhaftet worden seien, und daß diese Verhafteten während ber Nacht im Sprigenhaus in Sätterstädt untergebracht und von Studenten bewacht worden waren. Am 25. 3., etwa um 7 Uhr vormittags, trat das Bataillon v. Selchow den Vormarsch gegen Gotha an. Ich befand mich fast am Ende der Gefechtsbagage, bie hinter dem Bataillon fuhr. Die verhafteten„ Spartalisten" wurden ebenfalls mitgenommen und folgten der Gefechtsbagage mit einem Abstand von etwa 100 Meter unter Begleitung von etwa 10-12 Studenten( die genaue Anzahl der Begleitmannschaften tann ich nicht angeben) hinter dem Bataillon, die Hände dauernd über dem Ropfe zusammen- Uebrigens werden sie ja auf der Straße gar nicht erschossen, son
genommen,
hergeführt. Auf dem Marsche sah ich, daß die Gefangenen von ihren Begleitern in der roheiten Weise durch Tritte auf die Füße, Stöße mit dem Gewehrkolben, mishandelt wurden. Etwa in der Jeit zwischen 7,30 Uhr und 8 Uhr vormittags hörte ich hinter mie Schiffe fallen. Es war zwischen Mechterstedt und Duderstadt, neben einer Haltestelle der Staatsbahn. In der Nähe dieser Saltestelle standen etwa 6 Bahnarbeiter an der Chaussee, welche bei Beginn des Schießens fort liefen.
In der Annahme, daß wir im Rüden von Rotgardisten angegriffen würden, machte ich meine Schußwaffe schußbereit. Ich befahl meinen Leuten, dasselbe zu tun. Auf meinen Wunsch holte der Bagageführer( ein Student, vermutlich ein früherer Reserveoffizier) von der am Schluß des Bataillons marschierenden Rompagnie eine Gruppe zur Dedung der Bagage. Ich hatte den Einbrud, daß der Bagageführer derselben Annahme war wie ich. Auch die dem Bataillon Selchow zugestellte Flat batterie, welche sich bei der Gefechtsbagage befand, machte sich schußbereit. Nach einigen Minuten fielen weitere Schüsse.- Dar
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Tagung der Bergarbeiterräte Zusammenschluß der Betriebsräte im Bergbau
Genosse Teuber schreibt uns aus Bochum:
Eine sehr start besuchte Konferenz der Betriebsräte des Ruhrreviers tagte am Sonntag in Gelsenkirchen. Zu den brennendsten Zeitfragen wurde in folgender Weise Stellung
genommen:
Die so überaus notwendige 3 usammenfassung der Betriebsräte des Ruhrbergbaues erfolgt in einer selbständigen Räteorganisation. Durch sie wird die bestehende und von allerlei Demagogen immer wieder geschürte gewerkschaftliche Ber plitterung der Bergarbeiter unschäblich gemacht und schließlich überwunden werden. Die Konferenz erachtete den Zusammenschluß aller Sand- und Kopfarbeiter in einem großen Industrieverbande des Bergbaues für das beste Mittel, den Kampf gegen das immer dreister werdende Bechentapital erfolg reich zu führen. Für den sofortigen Auf- und Ausbau der Rätes organisation wurde eine 21töpfige Kommission gewählt, die sich auf alle Reviere des rheinisch- westfälischen Industriegebiets verteilt.
In der Frage der Ueberschichten wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Erfahrungen des letzten Jahres die Beseiti gung der Ueberschichten dringend verlangt. Die gesundheit. liche Schädigung der Bergarbeiter durch die Ueberschicht ist lo start, daß ihre Abschaffung gefordert und die Einführung der Sechstundeni icht nach wie vor erstrebt werden muß. Da jedoch die einzelnen Belegschaften in den letzten Wochen ganz von elbst zur Abhilfe schreiten und in geheimer Abstimmung die Verweigerung der Ueberschichten beschließen, nahm die Konferenz von einem diretten Beschluß Abstand und stellte die Erledigung dieser wichtigen Frage bis zur nächsten Vollversammlung zurüd.
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Bei der Behandlung des Kapitels Ueberschichten" kam die zweibeutige Rolle des Spaadiplomaten" Sue mit zur Sprache. Dieser Mann, der sich jetzt wieder als der große Führer der Bergarbeiter feiern läßt, ist der Vater der sogenannten Arbeitsgemeinschaft im Bergbau. Während aber Herr Hue draußen in Spaa die Arbeiter als den entscheidenden Fattor bei den Kohlenlieferungen bezeichnet, der von Diplomaten nicht nach Belieben beiseite gestellt werden könne, sitzt seine Arbeitsgemein Ichaft Zechenverband und Leitung der vier„ anerkannten" Gewerkschaften in Essen am Diplomatentisch und verhandelt über die Köpfe der Bergarbeiter hinweg über eine Schichts verlängerung von 1½ Stunden! So geschehen am 3. Juli, also wenige Tage vor Sues Rede in Spaa, die das Entzücken aller Deutschen Nationalisten auslöfte. Vor der Deffentlichkeit stellt sich Sue stets bar als der warme Arbeiterfreund, dem ob der Leiden des Bergtumpels das Herz blutet. Und so ging auch sein Warnungstelegramm nach Spaa, man möchte dort doch nicht auf längere Arbeitszeit im Bergbau reflektieren. Jetzt aber, wo das Rohlenabtommen unterzeichnet ist, wird wohl Herr Sue schnell umfernen und ueberarbeit als höchste vaterländische flight preisen. So ungefähr war es vor einem halben Jahre auch, bis Sues Freund, Serr Severing, der Komödie ein Ende machte und durch amtlichen Erlaß den 3wang zu Ueberschichten proffamierte. Die Masse ber Bergarbeiter hat ihre Pappenheimer
Einen Studenten fragte ich noch während der Schießerei, ob die erschossenen Gefangenen auf der Straße liegen bleiben sollten. Er gab mir zur Antwort:„ fte sollen sie nach Marburg schicken, unsere Anatomie braucht Leichen!
bern es wird jedem erst gesagt, er soll von der Straße herunters gehen, um dann auf ihn schießen zu können." Jch gewann hierdurch den Eindruck, daß die Erschießung der Wermsten verabredete Sache
war.
Wie wir in Gotha waren, verbreitete sich das Gerücht, daß das Standrecht aufgehoben sei. Das erregte unter den Studenten eine große Misstimmung und ich hörte von verschiedenen Aeußerungen wie: Jegt wollen wir aber Ebert zeigen, baß er nichts zu sagen hat! Wir werden jegt auf eigene Fauft Standrecht machen."
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An der Aussage dieses Zeugen fann fein Gericht rütteln. Es bleibt dabei: die 15 Arbeiter aus Bad Thal sind er= mordet worden. Wenn sich in Deutschland fein Gericht findet, das dieser Erkenntnis in einem entsprechenden Urteil Ausbrud gibt, so ist damit nicht die Schuldlosigkeit der Studenten erwiesen, sondern nur der Beweis für die Ber lodderung unserer Rechtspflege erbracht. Menschen aber, die sich der Marburger Mörder annehmen, stehen in ihrer Moral mindestens ebenso tief wie die Mörder selber.
tennen gelernt
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das hätte Herr Hue auf der Nätetonferenz am
Sonntag erfahren fönnen. Zum Steuerabzug vom Lohn der viel böses Blut macht gab, die Konferenz das Verlangen fund, zur Abwehr des Lohnabzuges eine Aktion zu unternehmen. Wegen der vorgerüdten Zeit vertagte sie jedoch einen Beschluß hierüber bis zur nächsten Bersammlung
Disziplin und Vorbereitung
Die italienischen Sozialisten und Gewerkschaften Die italienischen Sozialisten und Gewerkschaften gegen Teilstreiks
3n ber legten Zeit haben in verschiedenen italienischen Orten Teilstreits der Eisenbahner stattgefunden, gegen deren Ausdehnung sich die italienisch- sozialistische Partei, sowie auch die italienischen Gewerkschaften erklärten. Die Streits waren zum Teil von unverantwortlichen Personen herbeigeführt worden und es war nötig; dagegen einzuschreiten. Jeht richteten die Partei und die Gewerkschaften einen gemeinsamen Aufruf an ihre Mitglieder, indem sie darauf hinweisen, daß die Bourgeoisie den Augenblid für gekommen halte, durch ihren neuen Führer die ganze Arbeiterschaft vernichten zu lassen. Sie wolle eine neue Politit der Realtion beginnen. Demgegenüber er flären Partei und Gewerkschaften, daß das Proletariat bereit ist, einen Kampf aufzunehmen, wenn die Bourgeoisie ihn haben will. Aber sie sagen auch den Arbeitern, daß sie sich nicht durch Teilattion( chwächen dürfen, und fie verlangen von ihnen die Disziplin, die eine Vorbedingung des Erfolges der Arbeiterbewegung ist. Das Manifest schließt:
Arbeiter! Die proletarische Revolution tann nicht das Werk einer Gruppe von Menschen sein. Sie ist das Resultat einer ungeheuren Vorbereitung, die durch unaufhörliche Anstrengungen und mittels einer eifernen Disziplin vollendet wird. Heute, wo die Bourgeoisie versucht, das Haupt wieder zu erheben, heute, wo die ganze bürgerliche Presse eine Reattion gegen uns und gegen euch fordert, richtet die Leitung der sozialdemokratischen Partei, die C. G. T., die sozialistische Parlamentsfraktion eine Aufforderung an Euch zur Disziplin und zur Vorbereitung der Schlachten, die wir ohne Zweifel schlagen müssen, um uns gegen die Angriffe der Gegner zu verteidigen bis zur vollständigen Befreiung Der Arbeit von der tapitalistischen Ausbeutung!"
Bilanz- Verschleierung
Die Täuschung der Oeffentlichkeit und der Behörden über die tatsächliche Lage fapitalistischer Unternehmungen war für deren Verwaltungen von jeher ein beliebtes Mittel, um Steuern zu paren" und Lohnforderungen der Arbeiterschaft möglichst eng zu begrenzen. Die Bildung„ stiller" oder„ versteckter" Reserven galt ganz allgemein als erstrebenswert. Wie gewaltig diese in nicht seltenen Fällen angeschwollen sind, dafür gibt eine Mittei Lung der Kölnischen Zeitung"( am 5. Jufi) einen wertvollen Be Teg. Sie berichtet, daß die Attiengesellschaft Gerresheim r Glashüttenwerte, vorm. Ferb. Sane in Düsseldorf- Reishols, aus dem Bertauf ihrer Spiegelglasfabrik Reisholz, die ste
lanz vom 31. Dezember 1918 mit 8 M., die Werkzeuge mit 4 M., die Häpsel, Modelle und Patente mit je 1 M. und die Bureaus einrichtung mit 2 m. bewertet". Jm Jahre 1919 tamen für 442 574,97 M. Maschinen und Apparate und für 8563,43 M. Wert zeuge in Zugang. Trotzdem erscheinen in der Bilanz vom 31. Des zember 1919 Maschinen und Apparatè, Werkzeuge, Säspel, Modelle, Patente und Bureaueinrich tung mit je 1 M., zusammen 6 M. Wert". Auf solche Weise hat man den tatsächlichen Gewinn nach Wunsch verkürzt und Damit den Steuerbehörden ein Schnippchen geschlagen, sowie die Arbeiter, die die Bilanz in der Regel nicht lejen, getäuscht. Daß trotzdem auf ein Attienkapital von 60 Millionen Mart noch ein Reingewinn von 9,7 Millionen Mart ausgewiesen werden mußte, ist wirklich nicht die Schuld der Wertsverwaltung: zum„ ab schreiben" ist eben nichts mehr da, weil ja auf Gebäude nicht mehr als 10 Proz. pro Jahr abgeschrieben werden dürfen.
Fiskalische Preispolitik
Aus Dortmund wird gemeldet, daß im rheinisch- westfälischen Industriegebiet einzelne Werke, die bisher ihre Bestellungen von der preußisch- hessischen Staatseisenbahn empfingen, infolge des Mangels an solchen Aufträgen innerhalb türzester Zeit stillgelegt werden würden. Es wird behauptet, die Staatseijens bahn- Berwaltung halte in Erwartung einer weiteren Sentung. der Preise mit ihren Aufträgen zurüd.
Wieweit diese leite Behauptung zutrifft, vermögen wir nicht zu beurteilen. Wird sie ausgestreut, um etwaige aus den bes laffungen durch die Kapitalisten mit vorgetäuschten tannten Gründen erfolgende Betriebsstillegungen und Arbeiterent Gründen zu be mäntein, so hätten Arbeiterschaft und Betriebsräte der betroffenen Werke die Verpflichtung, das falsche Kartenspiel der Unternehmer aufzudecken. Ist die Behauptung indes wahr, so würden auch wir eine derartige Preispolitik der Eisenbahn- Berwaltung für du m m und verderblich zugleich halten. Für dumm, weil dabei für die Reichstasse nichts heraustommt, denn der durch die Berzögerung der Aufträge möglichenfalls ers zielte materielle Vorteil würde aufgehoben werden durch die Unterstügung, die an die Erwerbslojen zu zahlen ist für Der derblich, weil eine Vermehrung der Arbeitslosigkeit nachteilige Folgen an der Lebenshaltung der Arbeiterklasse weit über die Beit der Arbeitslosigteit hinaus zur Folge hat und neue Beunruhigung in die Arbeiterschaft trägt.
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Bankabschluß in Desterreich
was
Die gleichen Fattoren, die das Jahr 1919 für die deutsche Bankwelt besonders gewinnreich gemacht haben, wirkten in DeutschDesterreich in derselben Richtung. Valutasentung, sprunghafte Steigerung des gesamten Kursniveaus, Spekulationstaumel der Börse und des bürgerlichen Bublifums brachten einen gewaltigen Gewinn auf allen Konten. Das Roherträgnis der österreichischen Kreditanstalt ist von 65 Millionen Kronen auf etwa 110 Millionen gestiegen, während die Summe der gezahlten Gehälter- für das Zurückbleiben der Lohneintommen gegenüber der Geldentwertung sehr bezeichnend ist nur eine Bermehrung von 22 auf 31 Millionen Kronen erfahren hat. Der Reingewinn be läuft sich auf über 47 gegen etwa 17 Millionen Kronen im vorhergehenden Geschäftsjahr, hat sich also fast verdreifacht. Die Dividende des Instituts wird mit 38 gegen 20 Kronen auf die Attie vorgeschlagen, Reservefonds, Immobilienreserve und Benfionsfonds werden mit ansehnlichen Summen verstärkt. Der Be trag der Tantiemen hat sich außerordentlich erhöht, es wird das Achtfache der vorjährigen Summe dafür ausgeworfen.
Der ewig kranke meineidige Fürst
wegen
Fast dreizehn Jahre ist es jetzt her, daß Graf Phili zu Eulens burg und Härtefeld- ein vertrauter Freund Wilhelms Verlegung der Eidespflicht" por den Geschworenen stand. Die Berhandlung mußte damals abgebrochen werden, weil die Aerzte erklärten, daß ihre Fortführung für den Angeklagten Iebensgefährlich wäre. Seitdem ruht der Prozeß und der Eulenz burger, der inzwischen 74 Jahre alt geworden ist, lebt ruhig weiter auf seinem Schlosse Lichtenberg.
Jm Rechtsausschuß der preußischen Landesversammlung ist neu lich dieser Fall wieder einmal zur Sprache gekommen. Der Regierungsvertreter teilte mit, daß Eulenburg mindestens alle Jahre zweimal von allen möglichen Aerzten untersucht wird. Es haben bereits über zwanzig Untersuchungen stattgefunden; man hat die umfangreichsten Vorsichtsmaßregeln ergriffen Telephonüberwachung, Automobilfahrten, große Umwege, um überraschend in Liebenberg zu erscheinen, aber alle Untersuchungen haben zu demselben Ergebnis geführt: daß Eulenburg an fortgeschrittener Arterienvertaltung, Herzerweiterung, Gicht und allen möglichen anderen Krankheiten leidet, daß er nicht verhandlungs fähig ist und auch keine Aussicht darauf besteht, daß er es noch jemals wird.
So ist also nichts zu machen" und der hohe Herr, der eigentlich wegen Meineid ins Buchthaus soll, bleibt wohlgepflegt in seinem molligen Heime figen und freut sich, daß er fein Prolet ist, den die Justiz schon vernehmungsfähig" machen würde!
Seelenverkäufer!
Mus Ostpreußen wird uns geschrieben: Ein größerer Trupp Arbeitsloser wurde vor einigen Tagen von Hohenstein- Ernstthal i. S. nach Lyd in Ostpreußen transportiert und sollte dort in der Landwirtschaft untergebracht werden. Als die Leute aber die Lohn- und Arbeitsverhältnisse tennen lernten, verzichteten die meisten auf die Arbeit. In Pferdeställen wollten die Einen nicht schlafen, die Andern fürchteten infolge der„ guten" Ernährung zu fettleibig zu werden und den meisten war der Lohn zu hoch". Das Einzige, was in wirklich hinreichendem Maße vorhanden war, das war Arbeit Arbeit in Hülle und Fülle.
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Der Transporteur aber erhält pro Seele 40 m. bei 150 Stüd also 6000 M. für einen Transport. Das Schlimmste bei der Sache ist, daß nun die 150 Arbeitslosen in Ostpreußen bleiben müssen; denn sie sind zwar auf der Hinfahrt durch den Korridor" gekom men jetzt aber fönnen sie nicht zurück; denn sie haben keine Bässe, tein Bisum und fein Geld. Sie irren von Ort zu Ort, von Behörde zu Behörde und fein Mensch fümmert sich um diese Verschleppten. Sie find verraten und verkauft und müssen noch froh sein, wenn sie nicht als Landstreicher behandelt werden. Mas beabsichtigt
Wir
In Ostpreußen sind Tausende Arbeitslose. wird mit der Seelenverkäuferei, tann sich jeder denten. warnen deshalb alle Arbeitslosen: Seid auf der Hut, laßt euch nicht auf blauen Dunst hin verschachern. Wendet euch wegen Austunft immer erst an eure Arbeitslosenvertreter oder an den Genossen Max Rudat, Königsberg( Pr.), Vorder- Roßgarten 51,52,
Das neue Reichswehrgeseh wird dem Reichstage Ende des Monats zugehen, nachdem in Spaa die Zahl des Reichsheeres endgültig festgelegt ist. Das Gefes bringt die grundlegenden Bes stimmungen für die Zusammensetzung der Reichswehr( Dienstzeit, Verpflichtungen, spätere Versorgung) und die Art ihrer Untera bringung. Den Wünschen Süddeutschlands entsprechend, soll der landmannschaftliche Charakter der Truppe gewahrt bleiben. Für die Entlassung der überschüssigen Reichswehrtörper wird zur Seit im Reichswehrministerium ein Plan ausgearbeitet.
Berantwortlich für die Redaktion: es giebiüs, Friederau. Vera wortlich für den Infezatenteil: udpig omeriner, Starlabor Verlagsgenossenschaft Freiheit", e. 6. m. b. 5., Berlin, Drud der Freihei Druderet Mm. b. S., Berlin 2, Breite Straße.