fich damit begnügen, die Forderung des Mörderregimes, der Reßt der gewerkschaftlichen und politischen Führer der ungarischen Arbeiterschaft möge gegen den Bontott auftreten, abzulehnen. Die Gewerkschaften in Ungarn erheben als Preis für die Aufhebung des Boykotts Gegenforderungen, Die zum Ziele haben, die Aktionsfreiheit der Gewerkschaften wieder herzustellen und zu garantieren, die geraubten Barmittel der Verbände herauszubekommen und die Funktionüre der Bewegung aus den Fängen der Blutjustiz zu befreien oder vor der Verfolgung zu bewahren. Forderungen also, die sich in der Tendenz deden mit den oben dargestellten treibenden Motiven der Boykottaktion der Gewerkschaftsinternationale. Mehr zu tun, gestatten die schwachen Kräfte der ungarischen Gewerkschaftsbewegung zurzeit nicht.
Vielleicht ist das die schwache Stelle in der Front linie der im Kampfe gegen den Terror stehenden Internationale. So falsch im gegenwärtigen Stadium der Geschichte Europas die Auffassung sein mag, ein Eingreifen der international- organisierten klassenbewußten Arbeiterschaft in die inneren Angelegenheiten eines Landes sei unmöglich, so richtig ist es zweifellos, daß eine internationale Aktion der vorliegenden Art zu einem restlosen Erfolg nur ausgemünzt werden kann durch die attive Teilnahme der Arbeiterklasse des betreffenden Landes am Kampfe. Nachhaltige Wirkung auf die Gestaltung des politischen Lebens und der Verfassung eines Landes im Interesse der Arbeiterschaft fann nur ausgeübt werden durch die Tat der eigenen Arbeiterklasse. Internationale Aktion wird in einem Falle wie den ungarischen, stets nur Silfsattion sein tönnen, wenn auch Silfsaktion von weitgehender, vielleicht entscheidender Be= deutung.
Darum braucht die Aktion gegen Horthy- Ungarn nicht verfehlt zu sein. Sie wird nicht verfehlt sein, wenn die han: belnde Internationale diese Schwäche ihrer Position erkennt und ihre Kräfte in vollem Umfange einfegt. Das geschieht in musterhaffer Weise in den Ländern, in denen der Schwerpunkt des Kampfes liegt, weil sie unmittelbar an Ungarn
grenzen.
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Wir aber müssen daraus die Lehre ziehen, daß internatio nale Aftionen von der Art der gegen Ungarn gerichteten nicht erst dann einsehen dürfen, wenn die Not der Arbeiterflaffe des von der Reaktion bedrohten Landes einen fan noch zu übertreffenden Höhegrad erreicht hat. Sind sie zu diesem Zeitpunkt möglich, dann ist der gleiche Weg auch sofern gewisse psychologische Voraussetzungen gegeben sind, was diesmal infolge des allgemeinen Abscheues vor der blut triefenden Horthyherrschaft der Fall ist in einem anderen politischen Stadium gangbar. 3usolchem 3 wed aber ist notwendig, daß sich die Jnternationale jederzeit bes momentanen politischen Interesses der Arbeitertlasse der Welt bewußt werden kann. Das fann nur geschehen, indem ein gut geleiteter, jederzeit bereiter internationaler Gedankenaustausch stattfindet, der die brennenden internationalen politischen Probleme in jedem Augenblick zur Erörterung stellt, und wenn die Internatio nale organisatorisch fest gefügt ist. Voll zu lösen vermag diese Aufgabe indes nur die internationale Bereinis gung der politischen Parteien des klassenbewußten Proletariats. Solange eine solche nicht besteht, wird mancher Augenblick verpaßt werden, denn nicht immer liegen die Dinge so, daß die gewerkschaftliche Internationale, die schnell wieder errichtet worden ist und heute schon wieder eine starke Aftionsfähigkeit zeigt, zum Eingreifen bereit und geeignet ist. Ihre Aufgaben, die sie auf anderen Gebieten hat, find zu vielfältig und zu wichtig, als daß sie auch dazu noch Zeit gewinnen fönnte. Oder ist die Aftion gegen den ungarischen Terror etwa ein Zeichen dafür, daß das Schwergewicht der internationalen Arbeiterbewegung infolge der Bersplitterung der politischen Internationale auf die gewerkschaftliche übergeht? Zum Vorteil für die Gesamtbewegung und für die Zukunft der europäisdan Revolution wäre das
nicht.
Jm Porzellanladen.
beschäftigt sich Herr Alexander Redlich mit der Haltung In der gestrigen Abendausgabe der„ Bossischen Zeitung" Spaa. Wir fühlen uns an sich nicht berufen, die Verant der Arbeitervertreter bei der Verhandlung in Wir fühlen uns an sich nicht berufen, die Verant: lungen der deutschen Arbeitervertreter in Spaa nach dieser wortung und Verteidigung für die Aeußerungen und Handauf unseren gestrigen Leitartikel zu sprechen kommt Richtung hin zu übernehmen. Da Herr Redlich aber dabei auf unseren gestrigen Leitartikel zu sprechen fommt und sich außenpolitisch wie innenpolitisch wie ein tanzender verpflichtet, ihn ein wenig auf die Scherben aufmerksam zu Bär im Porzellanladen bewegt, so halten wir uns doch für hätte Herr Redlich sich sparen fönnen, wenn er sich die Mühe machen. Den Angriff gegen unseren gestrigen Leitartikel gemacht hätte, ihn bis zu Ende zu lesen. Er hätte dann ge= merkt, daß wir uns feineswegs gegen eine planmäßige Organisation für das Zusammenarbeiten der deutmerkt, daß wir uns feineswegs gegen eine planmäßige schen und französischen Kohlenindustrie bei der Wiederaufbauarbeit der französischen Gebiete sowie beim wirtschaftlichen Aufbau Europas gewendet haben, sondern daß wir gerade die fapitalistische Form, die in den Plänen des Herrn Stinnes zum Ausdrud fam, deshalb verurteilen, weil sie, wie dies bei der kapitalistischen Profitwirtschaft un lichen Wiederaufbaufragen wirken fann. Wir haben deutvermeidlich gegeben ist, nut störend auf die wirtschaftlich zum Ausdruck gebracht, daß es die Aufgabe der internationalen Organisation der Arbeiter= [ chaft ist und zwar derjenigen Organisation, der die Regelung der wirtschaftlichen Probleme ob liegt ihrerseits alles zu tun, um eine großzügige und planmäßige Organisation für den gemeinsamen Aufbau nicht schen und europäischen Wirtschaft überhaupt zu nur der deutschen und französischen, sondern auch der russides Herrn Stinnes. fchaffen, allerdings nicht nach den kapitalistischen Plänen
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Arbeitervertreter angeht, so müssen wir gestehen, Was nun die Kritik Redlichs an dem Verhalten der daß wir sie nicht ganz begreifen. Gerade Herr Redlich war es, der vor wenigen Tagen einen Leitartikel dazu ver wandte, um gegen die deutschen Wirtschaftsfachverständigen daß sie sich nicht mit der Abgabe ihres Sachverständigengutvom Schlage des Herrn Stinnes den Vorwurf zu erheben, selbst in die Führung der politischen Geschäfte einachtens begnügten, sondern den Versuch gemacht hätten, zugreifen. Und den Politikern machte er den Vorwurf, daß fie diesen Versuch nicht prompt genug abgewehrt haben.
Wir können Herrn Redlich darin zustimmen, verstehen es aber um so weniger, wie er dann den deutschen Arbeitervertretern einen Vorwurf daraus machen fann, daß fie genau nach seinem Muster handelten, ihr Gutachten a b- gegeben und dann Spaa verlassen haben, die politischen Konsequenzen den verantwortlichen Politikern überverhalten hätte, dann wäre wahrscheinlich manches besser in Lassend. Wir wünschten nur, daß Herr Stinnes sich ebenso Spaa verlaufen. Wenn aber Herr Redlich meint, auch die deutschen Arbeitervertreter hätten wissen müssen, daß Kohlenverschiebungen an der Tagesordnung waren, so stellt er sich dümmer, als er ist. Denn auch er, weiß sehr gut, daß über die Größe dieses Fattors und über die Möglichkeit, ihn als Ersag für die ausfallenden, an die Entente zu liefernden Kohlenmengen zu verwenden, außer Herrn Stinnes eigentlich nur die sonst an den Kohlenverschiebungen Selbst tätig beteiligten Kohlenmagnaten Auskunft geben tönnen. Sollte aber Herr Redlich um alle diese Dinge schon in Spaa gewußt haben, so müßten wir die Anerkennung, die wir seiner objektiven Berichterstattung fürzlich gezollt haben, dahin einschränken, daß auch er es unterlassen hat, die deutsche Deffentlichkeit davon zu unterrichten, daß die Zahlen des Herrn Stinnes infolge der Nichtbeachtung zweier wichtiger Fattoren falsch waren.
Staatsanwalt wegen Beteiligung an dem landesverräterischen Kappunternehmen gesucht werde, der irrte sich. Herr von Heim Gleichzeitig dehnte er seine Mitarbeit an der Deutschen Zeis burg ging alltäglich im Reichswehrministerium aus und ein tung" sehr energisch aus und erkaufte die Aufnahme seiner von Dummheit und Unwissenheit strohenden außenpolitischen Artikel Reichswehrministeriums übermittelte. Nunmehr hat es Herr damit, daß er der Deutschen Zeitung" das Spigelmaterial des von Heimburg zum bevorzugten Mitarbeiter der„ Deutschen Zeis tung" gebracht und fann als ehemaliger Kappist sich ungestraft erlau deutsche Minister in versteckter Form des Landesverrats zu beschuldigen. Immerhin ein erbaulicher Zustand!
Ein Demokrat
Dem Abgeordneten Gothein, den viele Leute, zu denen er selbst gehören dürfte, für einen Demokraten halten, ist es gelungen, den lauten Beifall der Deutschen Tageszeitung" erringen durch einen Artikel im„ 8 Uhr- Abendblatt". Und gäbe es einen Ehrenpreis für unnatürlichen Mangel an sozialem Bers ständnis um es gelinde auszudrücken, denn mehr erwarten wit von einem Demokraten nicht, so wäre Herr Gothein Preiss träger. Gäbe es ferner eine Justiz, die Anklagen wegen Auf reizung zum Klassen hab nicht nur gegen Vertrauensleute der klassenbewußten Arbeiterschaft, sondern auch gegen andere pos litische Kreise zu erheben pflegt, so fäme Herr Gothein aus dem Kittchen nicht heraus.
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In dem besagten Artitel in jener Straßenzeitung, in der mit Borliebe ehemalige oder gegenwärtige vielleicht auch zukünftige Minister ihre Weisheit in Leitartikeln niederzulegen pflegen, läht Herr Gothein eine wüste Schimpftanonade gegen die deutschen Landarbeiter los. Man dhe Landarbeiterorganisationen" benugen nach Herrn Gothein die bevorstehende Getreide- und Frühtartoffelernte zur Erpressung höherer Löhne und noch für zerer Arbeitszeit". Das sei Mangel an Berantwortlichkeitsgefühl, benn es liege fein berechtigter Grund zu den Forderungen Landarbeiter vor. Denn heute steht sich der landwirts schaftliche Arbeiter bei reichlichen Naturalbes zügen und erheblich gestiegenem Barlohn mett wesentlich besser als der städtische", behauptet Herr Gothein. Zornglühend erklärt er jobann, der achtstündige Arbeitstag für die Landwirtschaft erweise sich als eine ,, Vers sündigung am ganzen Bolt".
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Zunächst gestatten wir uns, Herrn Gothein zu Gemüte zu fühs ren, daß sein demagogischer Versuch, die städtischen Arbeiter gegen die Landarbeiter aufzuheben, indem er jenen zu verstehen gibt, fie feien erstens schlechter gestellt und müßten zweitens mit ihren niedrigen Löhnen hohe Lebensmittelpreise bezahlen, damit die Landarbeiter Geheimratseintünfte beziehen könnten, tlägli Scheitern muß. Die städtischen Arbeiter sind zu gut unterrich tet über die Lage des Landproletariats, denn die Fühlung zwischen beiden Gruppen ist zum Glüd eine sehr jedoch von der schlechten Lage der städtischen Arbeis innige. Baßt ihnen das nicht, Herr Gothein? Wenn Exzellenz terschaft jo fest überzeugt sein sollten, so wäre es eine ersprich liche Tat, für deren Besserstellung einzutreten, statt gegen die Landarbeiter zu heben.
Es ist bekannt, daß die Forderungen der Landarbeiter außer ordentlich mäßig sind. Die Zurüdhaltung der Landarbeiter geht so weit, daß sie sich bei allen Tarifverhandlungen regelmäßig noch erhebliche Abstriche gefallen lassen, eben um bekannt, daß es einen Achtstundentag in der Landwirtschaft, in die Ernte nicht in Gefahr zu bringen. Es ist ferner Sinne der achtstündigen Arbeitszeit in der Industrie, nicht gibt Die Arbeitszeit in der Landwirtschaft richtet sich nach dem durch die Eigenart der landwirtschaftlichen Produktion gegebenen natür lichen Bedürfnis. Wert legt die Landarbeiterschaft auf eine Res gelung der Arbeitszeit, weshalb fie fich gegen eine grenzen Tose Arbeitsdauer nach den Gefallen der Agrarier aller dings zur Wehr seht.
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Wir müssen auch diesem Demofraten gegenüber wieder betonen, daß die Ursache für häufige Beunruhigungen der landwirtschafts lichen Produktion vorwiegend dadurch hervorgerufen wird, daß die abstehen, daß eine gelbe Eunuchengesellschaft als Tarif Agrarier besonders in Pommern von der Forderung nicht tontrahent neben den deutschen Landarbeiterverband a nertannt werden möge. Die Grundbesitzer hoffen auf diese Art, die Stoß traft der organisierten Landarbeiter zu schwächen durch gegenseitige Berhehung. Genau wie Herr Gothein! Und darum ist es be greiflich, daß die Deutsche Tageszeitung" von der erfreulichen von dem Erleuchteten entsprechende Taten fordert.
Im gegenwärtigen Kampfe steht die Internationale nicht Der Kappist der Deutschen Zeitung Ertenninis" Dieses Demotzaten mit Genugtuung Notiz nimmt und
nur gegen Horthy- Ungarn. Die Frontist hüben und drüben international. Die bürgerliche Welt verfolgt die Bewegung mit gespanntester Aufmerksamkeit. Man wagt zwar nirgends einen offenen Drud auf die in der Be wegung stehenden Arbeiterschaft zugunsten ungarns auszuüben, aber überall, wo die Burgeoisie Einfluß auf die Regierungen hat, versuchen die Behörden, die ihnen unterstellten Beamtenderöffentlichen Berkehrsinstitute, deren Mitwirkung für den Erfolg des Boytotts ungemein wichtig ist, an der Teilnahme an der Bewegung zu hindern. Woraus die Arbeiterschaft die Lehre zu ziehen hat, daß der Sieg nur möglich ist, wenn alle Schichten des Proletariats von einer feft geschlossenen, von einmütigem Willen beseelten Organisation
umfaßt werden.
Vor dem Bontottbeschluß hatte das internationale Gemertfchaftssekretariat eine Anflage gegen Horthy- Ungarn an den Obersten Rat des Böller bundes gerichtet. Die Mühe war vergeblich. Darauf schritt die Internationale zur Tat und erklärte: Der Internationale Gewerkschafts bund übernimmt die Aufgabe der Regierungen und ruft die Arbeiter aller Länder auf, ab Sonntag, den 20. Juni, jede Arbeit zu verweigern, die dem Ungarn des weißen Terrors birekt oder indirekt zugute fommen würde."
Fünf Tage nach dem Beginn des Kampfes war Ungarn vollständig abgesperrt.
Der Aufruf der Internationale zum Boykott war faum erSchienen, da ging schon ein Raunen durch die Zunft der internationalen Diplomatie. Alle Reparationsfommissionen segten fich in Bewegung, um das drohende Unheil von der ungarifchen Reattion abzuwenden. Man vergaß plöglich- oder hatte längst vergessen, daß die Horthy- Reaktion in den ersten Tagen ihres Daseins den Vertretern der Ententeregierungen in Ungarn die Zusage gegeben hatte, daß keine blutigen politischen Verfolgungen stattfinden würden. Man suchte Ber= handlungen einzuleiten, um die seinerzeit selbst verponte Blutherrschaft zu retten, die auch zustande kamen, in benen aber immen, der Getretär der Gewerkschaftsinternationale, fest blieb.
Ebenso fest müssen die Arbeitermassen zur Sache halten. Internationale tapitalistische Solidarität steht gegen internationale proletarische Kampfgemeinschaft. So wird es immer sein, wenn sich das Proletariat seines wahren Interesses und seines ewigen unabänderlichen Gegensatzes zur tapitalistischen Welt bewußt ist und danach handelt. Daß das Proletariat sich wieder zu solchem Bewußtsein durchringt, nachdem Nationalismus und Opportunismus, Krieg und Hunger heillose Verwüstung in Köpfen und Organisationen angerichtet haben, ist die erste Voraussetzung für das Gelingen fommender internationaler Kämpfe. Dieses Bewußtsein stählt sich am besten im Kampfe. Darum ist es hoch anzuerkennen, daß die Gewertschaftsinternationale die Initiative ergriffen und das Proletariat ins Treffen geführt hat.
In der Morgenausgabe der„ Deutschen Zeitung" beschäftigt sich ein mit„ 5bg." zeichnender, nichts tönnender Gernegroß mit der Rede des Ministers Simons vor den Pressenertretern. Von den Fragen der auswärtigen Politik versteht der Herr so viel, wie die Kuh von der Bereitung von Schlagsahne. Die Methoden zü gelloser Berdächtigung sind ihm aus der eigenen Pragis nur allzu gut bekannt. So scheut er sich nicht, dem Minister den Berdacht anzuhängen, er habe sich in seinem Urteil über die Mög
lichkeit der Durchführung der Kohlenforderungen der Entente von Leuten beeinflussen lassen die nach den Behauptungen des Herrn Stinnes, der die Besetzung des Ruhrgebiets aufs eifrigste herbeizuführen bemüht war, aus einer frembländischen Psyche heraus den deutschen Widerstand gegen unwürdige 3umutungen gebrochen haben". Dieser wohlweislich verschleiert angedeutete Berdacht ist von einer solch niedrigen Gemeinheit, daß wir gezwungen sind, aus unserer Reserve, die wir bisher bewahrt haben, herauszugehen.
Da wir in der Versammlung der Pressevertreter, in der der Minister Simons über Spaa sprach, zu unserem höchsten Erstaunen Herrn von Heimburg gewahren fonnten, so gehen wir wohl nicht fehl, ihn als den Verfasser der betreffenden, mit seiner Namensabkürzung gezeichneten Notiz zu vermuten. Herr OberTeutnant von Heimburg, der in versteckter Weise Minister des Landesverrats beschuldigt, ist jener Oberleutnant, der unter Herrn Noste Pressedezernent bei Lüttwig war. Schon damals benutzte er seine Bofition, um die Machenschaften der Putschoffiziere vor der Presse zu verschleiern und diese über Selbst die die flaren Absichten der Reichswehr irrezuführen. verantwortlichen Pressestellen der Reichsregierung sahen seinem Treiben mit größtem Mißtrauen zu und bemühten sich, diesen Herrn aus seiner Position zu beseitigen, was allerdings unter Serrn Rostes Regiment mißlingen mußte.
Beim Kapp Butsch fand Herr von Heimburg Gelegenheit, fich für seine Bestrebungen zu revanchieren. Er war plötzlich eine sehr wichtige Persönlichkeit geworden, die zum engsten Kreise der Herren Lüttwig, Bauer und des Hauptmanns Pa b st gehörte und sich durch eifrige Tätigkeit für die Kappisten auszeichnete. Während die Haltung der übrigen Vertreter der Pressestelle des Reichswehrministeriums zum mindesten zweideutig war, betätigte sich Heimburg ganz deutlich als eifriger Förderer der Kappisten. Er versuchte es, den damaligen Pressechef der Reichstanzlei, Herrn Breuer, verhaften zu lassen. Als ihm das mißglüdte, und er sich vor der Pressekonferenz rechtfertigen sollte, fniff er in der feigsten und erbärmlichsten Weise und leugnete seinen Versuch, der durch mehrere Augenzeugen be wiefen werden konnte. Herr von Heimburg hat sich damals aufs intensivste an den Verhandlungen mit den sogenannten Vertretern der Arbeiterschaft beteiligt. Er hat sich, zwar planlos, aber mit großem Eifer, der Erhaltung der Kappregierung gewidmet und beispielsweise versucht, durch Drohungen die Berliner Buchdruder zur Aufgabe des Streits zu bewegen.
Nach dem Ende des Kapp- Putsches war es mit seiner Position als Pressedezernent selbstverständlich vorbei; aber Herr von Heim burg verschwand nicht etwa, und wer glaubte, daß er nun vom.
Die Untersuchungskomödie
Der Untersuchungsausschuß beim Reichswehrministe rium, der das Verhalten der Offiziere während des Kapp Butsches prüfen soll und der wohl schon von vielen für tot ges halten wurde, läßt wieder etwas von sich hören. Er teilt mit, daß die Untersuchung gegen die Marineoffiziere abge schlossen sei. Insgesamt wurden 230 Offiziere beschuldigt. Der Ausschuß hat die Fälle folgendermaßen abgeschlossen: 1. bei fünf Fällen ist Verabschiedung, 2. bei 13 Fällen Dienstenthebung, 3. bei 41 Fällen Beurlaubung, 4. bei 11 Fällen Versehung, 5. bei 23 Fäl Ten Umtommandierung, 6. bei 12 Fällen Disziplinaruntersuchung 7. bei 120 Fällen ist beantragt worden, nichts zu unternehmen. Bei den unter 1. bis 4. genannten Fällen sind die Akten sämtlich lich dem Oberreichsanwalt zur gerichtlichen Klarstellung und evtl. Aburteilung übergeben. Außerdem wurden in weiteren 30 Fällen der Anträge 5. bis 7. die Atten aus den gleichen Gründen dem Oberreichsanwalt überwiesen. An Beschuldigungen gegen Of fiziere aus der Reichswehr sind insgesamt 509 eingelaufen. von denen zurzeit mehr als 360 erledigt worden sind.
Ja, dieser famose Untersuchungsausschuß hat wirklich viele Fälle „ erledigt". Wir wollen ihm sogar zugestehen, daß er gründlich und vielseitig zu Werte gegangen ist, so gründlich, daß das prat tische Ergebnis seiner Untersuchungen gleich Null sein wird. Denn selbst wenn es allen seinen Mitgliedern wirklich ernst mit der gestellten Aufgabe gewesen wäre: Glaubt in Deutschland je mand im Ernst daran, daß selbst von den Schwerverbrechern aus der Kappzeit auch nur einer jemals bestraft werden würde? Und darauf tommt es doch an!
Streik im Lebensmittelhandel Nachdem alle Versuche, mit den Unternehmern zu einer Eini gung zu kommen, vergeblich waren, hat die Versammlung der Angestellten im Lebensmittelhandel Mittwoch abend beschlossen in den Streit zu treten. Heute, Donnerstag, treten die größeren Ges schäfte in den Ausstand, in denen die Forderungen noch nicht be willigt wurden, morgen, Freitag, werden die Kleineren nachfolgen. 201 Geschäfte mit über 3000 Angestellten haben bereits die For berungen bewilligt. Diese Geschäfte werden durch Plakate des Zentralverbandes der. Angestellten tenntlich gemacht. Die Ge wertschaftskommission und die Afa werden heute über den Boy tott beschließen. Es ist jedoch schon als sicher anzunehmen, daß die ganze Arbeiterschaft die berechtigten Forderungen der Angestellten unterstützen wird. Der Streitbeschluß wurde einstimmig ge faßt.
Englands Kriegskosten. Amtlich wird gemeldet, daß vom Waffenstillstand bis zum 31. März 1920 die Kosten Englands für die militärischen Operationen zu Wasser und zu Lande in Ruß die militärische Attion und der Rest auf das Silfswerk für die land 55 973 000 Pfund Sterling betragen, wovon 31 944 000 auf Russen entfallen
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