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Einzelpreis 20 Pfg. 3. Jahrgang

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, Sonntags umb Montags nur einmal. Der Bezugspreis beträgt bei freter Buftellung ins Haus für Groß- Berlin 10, M. im voraus zahlbar, von der Spedition selbst abgeholt 8,50 M. Für Bost bezug nehmen fämtliche Bostanstalten Bestellungen entgegen. Unter Streifband bezogen für Deutschland und Oesterreich 16,50 M., für das übrige Ausland 21,50 M. zuzüglich Baluta- Ausschlag, per Brief für Deutschland und Desterreich 30,- M. Redaktion, Expedition und Berlag: Berlin 2, Breite Straße 8-9.

Mittwoch, den 28. Juli 1920

Nummer 301

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Abend- Ausgabe

Die achtgefpaltene Nonpareillezetle ober beren Raum koftet 5,- M. einschließlich Teuerungszuschlag. Kleine Anzeigen; Das fettgedruckte Wort 2- M., jedes weitere Wort 1,50 M., einschließlich Tenerungszuschlag. Laufende Anzeigen laut Tarif. Familien- Anzeigen und Stellen- Gefuche 3,20 m. netto pro Zeile. Stellen- Gesuche in Wort- Anzeigen: das fettgedruckte Wort 1,50 9., jedes weitere Wort 1,- M. Ferusprecher: Zentrum 2030, 2645, 4516 4603, 4635, 4649, 4921.

greibei

Berliner Organ

ber Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Boulogne und London

Die Zusammenkunft in Boulogne einen starten Drud zugunsten Bolens auf die Sowjetregie­

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Die Bedingungen für Sowjetrußland Die Auss führung des Kohlenabkommens mit Deutschland

Boulogne sur mer, 28. Juli. ( Havas.) Ueber die Zusammenkunft Lloyd Georges mit Milles rand in Boulogne telephoniert der Sonderberichterstatter der " Agence Havas":

Was die von der Sowjetregierung verlangte internation nale Konferenz anlangt, so wird die britische Regierung im Einverständnis mit der französischen Tschitscherin antworten, daß die Konferenz nur dann zusammentreten fann, wenn die Bolschewisten im Gegensatz zu ihrer bisherigen Haltung damit einverstanden sind, daß Polens Schidsal dabei diskutiert wird. Wenn die Moskauer Regierung diesen Vorschlag annimmt, wird Millerand über die weitere Behandlung der Angelegenheit befragt werden und die Bedingungen stellen, die er für notwendig erachtet, um die Sowjetregierungan­3uerkennen. Alle qualifizierten Vertreter Rußlands und der Randstaaten sollen an der Konferenz teilnehmen. Lloyd George hat sich der französischen Ansicht angeschlossen und alle Berhandlungen mit den Bolschewisten un­terbrochen. Polen lann daher hoffen, nicht in direkten Vers handlungen mit Rußland erdrückt zu werden.

Eine weitere wichtige Entscheidung wurde in der Frage des 3ntrafttretens des finanziellen Zeiles des Webereintommens von Spaa über die Kohlen= fteferungen Deutschlands auf die Anregung Marjals hin ge troffen. Die Wiedergutmachungskommiffion wird beauftragt werden, die Ausführung des Uebereinkommens in jeder Hinsicht zu sichern. Sowohl was die Kohlenlieferungen, als auch was die von den in Betracht kommenden Alliierten zu gewährenden Bor schüsse anlangt. Deutschland soll am 1. September 1920 der Wiedergutmachungskommission Shahjcheine im Werte von sechzig Millionen Goldmark mit dem Verfalltag des 1. Mai 1921 und einem jährlichen Zinofuß von sechs Prozent übergeben. Nach dem 1. September 1920 und je nach den erfolgten Kohlenlieferungen wird Deutschland ähnliche Schahscheine nach Maßgabe der Vors schüsse übergeben. Die Borjchüffe werden natürlich den Liefes rungen angepakt werden. Die Wiedergutmachungskommiffion

lann sich die diesen Schahscheinen entsprechenden Beträge durch Verlauf oder Flüssigmachung mit oder ohne Indossement an die intereffierten alliierten Mächte verschaffen. Um den Betrag der zu gewährenden Vorschüsse rascher festzustellen, kann die Kommis sion provisorisch die Quote ber monatlich an Deutschland zu ge­währenden Vorschüsse unter Borbehalt späterer Wertung auf vier­zig Goldmark pro Tonne festiegen. Auf diese Art würde sich der franzöfifche Schah von den Deutschland auf Grund des Ueberein­tommens zu gewährenden Borschüssen durch eine einfache Banks operation auf die Ware frei machen. Die französischen Kreise sind von dieser Lösung sehr befriedigt, die den von den französischen Bertretern vorgebrachten Wünschen entspreche.

Rom , 27. Juli.

Zur Begegnung von Lloyd George und Millerand in Boulogne hebt die Tribuna" hervor, daß Italien bei dieser Besprechung nicht vertreten sei, und erklärt diese Tatsache damit, daß zwischen Lloyd George und Sforza hinsichtlich der Saltung gegenüber Rußland bereits Uebereinstimmung herrsche. Es handle sich nur noch darum, Miller and für die gleiche Auffassung zu gewinnen.

Die sichtlich offiziös inspirierte Aeußerung der Agence Savas bedeutet einen nochmaligen Versuch der Entendiplo­matie, auf dem Wege über die internationale Konferenz

Die Deutschnationalen greifen an

In der gestrigen Sigung des Reichstages hat sich der Redner der Deutschnationalen, Professor Soetsch, mit den Ausführungen des Ministers und den Vereinbarungen von Spaa ausführlich beschäftigt. Er übte zwar heftige Kritik en den Regierungshandlungen, aber er vermied es doch, in den flobigen Ton zu verfallen, den man sonst von den deutsch­nationalen Rednern zu hören gewöhnt war. Was Herr Hoetsch gestern versäumt hat, das holt die Deutsche Tageszeitung" heute nach. Das Blatt bezeichnet die Regierung als eine Unzulänglichkeit und sagt von Herrn Simons, daß er in gänzlicher innerer Unsicherheit hin und her schwankte und durch Interpretationen und Kommen tierungen sein Leben fristen wolle. Dadurch bringe er sich rechts und links und allenthalben um jeglichen Kredit. Noch schlimmer erscheint dem Blatte das Verhalten des Reichs fanzlers Fehrenbach. Es sagt, daß die Silflosigkeit des derzeitigen Lenkers der deutschen Geschide längst nichts mehr Rührendes habe, sie sei Katastrophe. Zum Schlusse heißt es in diesem Blatt:

Es muß schon gesagt werden: so wie in diesen Tagen gehen die Dinge nicht weiter. Eine solche Sorte Regiererei hält

rung auszuüben. In den jetzt aufgestellten Bedingungen" für die Zulassung Rußlands zur internationalen Konferenz ist der Einfluß der französischen Diplomatie und der hinter ihr stehenden russischen und polnischen reaktionären Kreise ersichtlich. Die Sache wird jetzt so dargestellt, als ob die Sowjetregierung eine internationale Konferenz verlange, während noch gestern Lloyd George im Unterhaus er­flärte, die Sowjetregierung habe die englische Einladung zu einer Friedenstonferenz in London angenommen. Danach ist also die Initiative zur Abhaltung der Konferenz nicht von der Sowjetregierung, sondern von England ausgegangen, und es erscheint jezt sehr merkwürdig, daß nachträglich an die Zulassung zur Konferenz Bedingungen geknüpft werden, die letzten Endes auf die Bereitelung der Friedens­fonferenz hinauslaufen.

Die Sowjetregierung wird diese Machenschaften mit Ruhe entgegensehen können, denn sie hat ihren Willen zur Rege­lung in allen Ostfragen unter Beteiligung der interessierten Völker mehrfach offen fundgegeben. Sollte die jetzt angeregte Friedenstonferenz nicht stattfinden, so fällt die Verantwor­tung dafür der Diplomatie der Entente, insbesondere der französischen Diplomatie zu.

Für Sowjetrußland

Prag , 27. Juli. Gestern fand hier eine große Rundgebung der sozialistischen Arbeiterschaft gegen die triegerischen Absichten Englands und für den Frieden mit Sowjetrußland statt. In der von der Versammlung angenommenen Entschließung wird die Regierung fategorisch aufgefordert, ohne Rücksicht auf die Entente mit der russischen proletarischen Republit in ein freund schaftliches Verhältnis zu treten. Zugleich wird erklärt, daß sich das Proletariat der schärften Mittel bedienen werde, um jede Unterstützung eines triegerischen Einfalles zu ver hindern.

Der englisch - russische Gefangenenaustausch TU. London, 28. Juft.

Bonar Law teilte mit, daß Litvinoff telegraphisch die grau­

fame Behandlung englischer Gefangener in Batu in Abrede stelle und die Heimsendung der russischen Gefangenen verlange. Die britische Regierung habe erwidert, sie wiederhole ihre Erklärung, daß britische Gefangene in Baku eine höchst menschenunwürdige Behandlung erfahren hätten und böte einen direkten Gefangenen­Behandlung erfahren hätten und böte einen direkten Gefangenen austausch an. Die Sowjetregierung hat daraufhin die englischen Gefangenen heimgesandt.

Die Beteiligung der Randstaaten an der Londoner Konferenz

SR. Bondon, 28. Jufi. Wie verlautet, waren die Randstaaten bereits zur Londoner Konferenz eingeladen, als Lloyd George seinen ursprünglichen Vorschlag machte. Er erflärte, er werde darauf bestehen, daß die Randstaaten auf der Londoner Konferenz vertreten sein sollen.

Tatsächlich hatte die Sowjetregierung diesen ursprünglichen Vor­schlag angenommen unter gleichzeitiger Hinzufügung, daß auch führende Vertreter der Ententemächte sich an der Konferenz beteiligen sollten. Daily Chronicle" behauptet, Frank­ reich widersetze sich noch immer der Anerkennung Sowjetrußlands. Das Blatt fügt hinzu, daß Tschitscherin es England sehr schwierig mache, diese sehr erwünschte Pazifizierung der Welt zustande zu bringen, wenn er darauf bestehe, daß die Konferenz lediglich bringen, wenn er darauf bestehe, daß die Konferenz lediglich zwischen England und Rußland stattfinde.

( Siehe auch vierte Seite.)

der stärkste Staat nicht aus. Wir haben nun in pein­lichster Offentlichkeit zwei Tage hintereinander den Außenminister fich um alle Reputation reden hören mit seiner Sucht, allen mög­lichen Dingen, die ihn im Grunde im gegebenen Zusammenhang nicht im mindesten zu fümmern brauchen, in blutigstem Dilettan­tismus zu Leibe zu gehen. Wir haben dieselben beiden Tage den Herrn Reichstanzler in der Rolle des Gretjes auf dem Dache auch noch stolz posieren sehen. Wir wagen nicht, uns vorzumalen, was der dritte Tag dieser Spaa- Debatte an Unfähigkeitsbeweisen dieser. Regierung etwa noch fördern fönnte. Die Kritik ist nicht mehr imstande, mit der Feder der Suade von der Ministerbant zu folgen. So viel unzulänglichkeit gegenüber muß auch fie fich als unzulänglich erweisen. Das wäre dann der erste Sieg, den diese Regierung errungen hat.

In den anderen Blättern der Deutschnationalen verfährt man mit der Regierung noch etwas änftigler. Dort gibt man sich so halbwegs damit zufrieden, daß Herr Dr. Simons sich mit seinen gestrigen Erflärungen wieder in den Kreis der guten bürgerlichen Gesellschaft zurüdgefunden hat. Ob die Deutschnationalen sich der scharfen Tonart ihres agrarischen Organs anschließen und damit zum Angriff gegen die Regie­rung vorgehen oder sich damit begnügen werden, gegen das Vertrauensvotum zu stimmen bleibt abzuwarten.

Die Taktik der Schwäche

Die Frage der Einhaltung des Kohlenabkommens von Spaa ist eine Frage der Arbeit. Daß sie letzten Endes nicht an den Tischen der Diplomaten, sondern in den Schächten des Ruhrbedens entschieden wird, hat Hue in Spaa und bei spä teren Gelegenheiten mit Recht betont. Die Bergleute indes, geführt von demselben Hue, haben am Sonntag in Essen die Entscheidung aus der Hand gegeben. Wir haben mehrfach davor gewarnt, daß die Bergleute sich durch die Reden der schlimmsten Feinde der Nation über nationale Pflichten" ablenten lassen von ihren Pflichten gegenüber der Arbeiterklasse. Wir stellen zu unserem Bedauern feft, daß die Bergleute in Essen nicht im Interesse der Arbeiter flasse, das indentisch ist mit dem Interesse des deutschen Boltes, gehandelt haben.

Auf der Konferenz in Essen sind Reden gehalten worden, die beweisen, daß das Blendwerk eines schieläugigen, nach Prozenten rechnenden Nationalismus den Blick der Knappen allzusehr getrübt hat. Es sind Beschlüsse gefaßt worden, die einen trefflichen Klang haben, aber Beschlüsse bleiben werden. Sue war flug genug, am Tage vorher gegen die Resolution des Reichswirtschaftsrats zu stimmen, weil die Formulierung der Sozialisierungsforderung in dieser Ent­schließung zu sch I app und vieldeutig war. Er fonnte also in Essen die Sozialisierung energisd fordern" und es ruhig mit ansehen, daß eine weit radikalere Resolution zum gleichen Thema Annahme fand. Er hatte das, was man eine gute Position nennt. Als der Antrag gestellt wurde, das Ueberschichtenablommen zu fündigen, wandte sich Sue- mit anderen- mit anderen scharf dagegen und setzte es durch, daß der Antrag einer besonderen Kommission" überwiesent wurde. Dank der guten Position.

Damit ist die Position der Bergleute und damit der Ars beiterklasse in die denkbar schlechteste verwandelt worden. Es gab nur einen Weg: die organisierten Knappen des alten Verbandes, die stärkste Macht im Bergbau, eine gewaltige Macht in Deutschland , mußten unzweideutig zu erkennen geben, daß sie die Einwilligung in eine Fortsetzung des Ueber­schichtenabkommens abhängig machen werden von der Anbahnung der Sozialisierung, zum mindesten durch die so­fortige Bildung von Zechenräten mit gesetzlich garantierter Befugnis zu entscheidendem Einfluß auf die Betriebsgestal tung und mit dem Recht, Förderung, Verteilung und Preis­gestaltung der Kohle zu übernehmen. Nur so wäre auch die weitere Forderung der Konferenz nach Verbesserung der Be triebstechnik durchzuführen. Anders steht auch sie auf dem

Papier.

Das Ueberschichtenabkommen war der springende Punkt. Indem die Bergleute diesen Posten preisgegeben haben, haben sie ihren Trumpf aus der Hand gegeben. Die bürger liche Presse trieft von Wohlwollen- ein verdächtiges und zugleich mahnendes Symptom.

Die Frage der Ueberschichten im Bergbau ist keine Ange legenheit einer ,, besonderen Kommission". Sie ist nicht ein mal eine Angelegenheit der Arbeiter und Angestellten im Bergbau allein, sondern Sache der Arbeiter klasse. Bald nach Spaa ist von Diplomaten und sonstigen Interessenten bei Lobliedern auf die Tüchtigkeit der Bergarbeiter betont worden, daß die gleichen patriotischen Opfer" auch von a n= deren Arbeitertategorien gefordert werden müß­ten. So von den Eisenbahnern und von den Angestellten und Arbeitern des gesamten Transportgewerbes. Und noch wei tere Kreise dürfte die Frage ziehen. Der Deutsche Eisen­bahnerverband hat denn auch bereits zu der Anges legenheit Stellung genommen und seine Meinung dazu fixiert. Auch er aber begnügt sich mit der patriotisch gemütvollen Ers flärung seiner Treue und Biederfeit. Der erweiterte Bors stand nahm eine Entschließung an, in der es heißt:

Der Deutsche Eisenbahnerverband wird in voller Solidarität mit den Bergarbeitern und den Transportarbeitern bestrebt sein, die in Spaa unter äußerstem Druck von den deutschen Unterhänd lern eingegangenen Verpflichtungen nach Möglichkeit zu er­füllen. Die Erfüllung der Verpflichtungen tann nur ermöglicht werden durch verständnisvolles Entgegentommen der Ententeregierungen, während jede Gewaltmaß nahme das Gegenteil bewirten wird. Nicht im Interesse des Wiederaufbaus des europäischen Wirtschaftslebens liegen auch die Loslösungsbestrebungen, die in gewissen tapitalistischen Kreis sen propagiert werden. Deshalb würde der Deutsche Eisen­bahnerverband im gegebenen Falle seine ganze organisatorische Macht solchen Bestrebungen entgegensetzen."

Nicht nur von verständnisvollen Entgegenkommen der Ententeregierungen", sondern von der Gewährung von Rech­ten für die deutsche Arbeiterklasse, von einem Triumph des Proletariats über die in Staat und Wirtschaft in Deutsch­Iand herrschenden Mächte sollte die Erfüllung der Verpflich tungen abhängen.

Ist die Entschließung des Eisenbahnervorstandes an sich schon schwach und völlig wirkungslos, so wird die Schwäche der Position der Arbeiterklasse weiter gesteigert durch die Berzettelung der Kräfte, die darin besteht, daß die beteiligten Arbeitengruppen getrennt auftreten, die Berg­arbetter heute, die Eisenbahner morgen. Wir brauchen drin gend den Dreib und der englischen Gewerkschaftsbewegung, das mächtige Bündnis der Bergleute, Eisenbahner und Trans­portarbeiter aller Berkehrszweige. Und nicht nur den Drets bund der Borstände und der besonderen Kommissionen", son­