wicklung Deutschlands abhängt, schleudert General Hoffmann Die Lage an der polnischen Front bestehen, das Abstimmungsgebiet als Operations,
Jeine Giftbombe in die Welt, um Hand in Hand mit den englischen Kriegstreibern das Kriegselend im Osten zu verewigen und die friedliche Aufbauarbeit der Völfer unmöglich zu machen.
Der Zusammenbruch der Nordarmee
DA. Königsberg, 30. Juli.
Nach hier einlaufenden Meldungen ist der Zusammenbruch der polnischen Nordarmee vollständig. Die polnischen Truppen fliehen in pölliger Auflösung. Die russische Kavallerie, die von der Heeresleitung der Sowjetarmee in gewaltigen Massen einge: setzt worden ist, folgt den Flüchtlingen auf dem Fuße. Der Weg das sich die vollkommen zersprengten, verstörten und geschlagenen nach Warschau steht den Russen offen. Es ist ganz unmöglich, Bolen noch zu einem Gegenangriff oder auch nur zu einer daß sich die vollkommen zersprengten, verstörten und geschlagenen Verteidigung aufraffen fönnten. Lomza , Dowiez, Suwalfi, Grajewo, Szytuzyn und Augustow sind in den Händen der Ruffen. Die russischen Truppen bringen unaufhaltsam vor und sind tadellos ausgerüstet und, wie es scheint, auch verpflegt. Bialist od ift gefallen, am Sereth halten sich die Bolen noch. Die Kernwenig Artillerie und Infanterie. Der Kanonenbonner von der Front ist an vielen Siellen der ostpreußischen Grenze zu hören.
General Hoffmann stützt sich hierbei auf seine„ Autorität“ als Friedensunterhändler in Brest - Litowst, der die„ Unzuverlässigkeit" der russischen Sowjetregierung aus eigener Erfahrung fennen gelernt hat. Es ist eine unerhörte Schamlosigfeit, wenn General Hoffmann heute in einem solchen Lone zu sprechen wagt. Wenn jemand in BrestLitowsk betrogen wurde, so waren es nicht die Deutschen , sonbern die Russen, die im Vertrauen auf die Ehrlichkeit der Deutschen Regierung die Friedensverhandlungen begonnen hatten Die deutsche Regierung hatte feierlich erklärt, daß fie die Grundlagen des russischen Friedens, einen annexionslosen Frieden auf der Grundlage der Selbstbestimmung der Völker annehmen. Doch drei Tage nach Beginn der Frie- truppe der Russen ist die Kavallerie, sie verfügen über nur bensverhandlungen schleuderte General Hoffmann das blutbefledte Schwert Deutschlands auf den Tisch und stellte die Bedingungen eines Gewaltfriedens auf, der schlimmer war, als der Friede von Versailles . Nur dem Zwange der äußersten Not gehorchend, nahm die Sowjetregierung, nachdem Trogii wochenlang mit Kühlmann und Czernin um den Frieden gerungen, angesichts des neuen deutschen Vormarsches und der Besetzung neuer großer Gebietsteile den Schandfrieden von Brest - Litowst an. Doch auch nach Abschluß des Friedens setzten die deutschen Militärs ihren Vormarsch gegen Rußiand fort, diesmal unter der Maske der Befreier" der unterbrüdten Völker von den bolfchemistischen Gewalthabern. Sie eroberten Finnland , dessen Boden sie mit Strömen von Blut des hingemordeten Proletariats bedeckten; fie drangen gegen Petersburg vor; sie unterstügten mit Waffengewalt die Ronterrevolution in der Ukraine ; sie rissen das ganze Beden des Schwarzen Meeres an sich, um über den Kaufafus und Turkestan in das Herz Astens einzudringen und von dort aus die englische Weltmacht zu bedrohen. Inzwischen verhandelten die Vertreter der deutschen Regierung in Moskau und Berlin mit der Sowjetregierung über wirtschaftliche und finanzpolitische Fragen. Doch diese Verhandlungen waren nur Schein. Deutschland führte diese Verhandlungen und duldete den Sowjetgesandten Joffe in Berlin , nicht weil es der deutschen Regierung um die Aufnahme friedlicher Beziehungen zu Rußland zu tun war, sondern weil sie diese Verhandlungen benutte, um gleichzeitig die Randstaaten und einen Teil Rußlands an sich zu reißen und Sowjetrußland politisch, wirtschaftlich, militärisch von allen Seiten einzufreisen und einzuschnüren.
Der weitere Fortgang der militärischen Ereignisse und die selbstmörderische Politik des deutschen Imperialismus, nicht aber die angebliche Hinterlist der Sowjetregierung machte diefen Plan zu schanden. Der deutsche Imperialismus erstid te an feiner eigenen abgier. Das Schwert General Hoffmanns, das er gegen Rußland erhoben hatte, wendete sich gegen Deutschland selbst und beschleunigte seinen militärischen und politischen Zusammenbruch. Jedoch die Träger dieses Schwertes sind auch heute noch die alten geblieben. Sie Jehen nicht das Weltgericht, das über sie hereingebrochen ist, Sie erkennen nicht die ungeheure Blutschuld, die sie gegenüber dem deutschen und dem russischen Volfe zu tragen haben. Sie predigen nach wie vor Krieg und Gewalt. Sie sind auch heute, ebenso wie ihre Gesinnungsgenossen in den westlichen Ländern, die schlimmsten Gegner des Friedens und der Völterverföhnung.
Das arbeitende Volt fennt deshalb feinen schlimmeren Gege ner als die Hoffmann, Churchill und Konsorten. Nur durch Ueberwindung dieser Gegner wird es die Bahn frei machen für den friedlichen Aufbau im Sinne des Sozialismus.
Bestrafung eines französischen Streifführers. Der Gefretär ber Gewerkschaftsvereinigung des Eisenbahnpersonals der Linie Baris Lyon- M ttelmeer, der in Februar den Streit entfesselt haben soll, wurde zu 13 Monaten Gefängnis und 2000 Francs Geldbuße verurteilt,
Von Frih Frid. Windisch.
Als deine Augen verlöschten,
blutete die tiefe Düfternis über die Erde. Oder wurden wir erit sehend in dieser Stunde
und begriffen den Schauer der endlosen Nacht?
Schatten erglühen,
die deine Lichtideen über Raum und Zeiten tragen. Noch stöhnen die Kerker,
noch taumeln Geschlechter irrend und blind, während dein Herz ewigen Purpur träuft
in das östlich schäumende Tagen.
Nachdem am 25. Juli die russische oberste Seeresleitung dem Waffenstillstandsangebot der polnischen Heeresleitung zugestimmt hatte, wurde eine Meldung verbreitet, derzufolge die Russen be reits den Befehl zum Rückzug erhalten haben Jollen. Im Zufammenhang damit hieß es, Grodno sei bereits geräumt und von den Polen wieder besetzt worden. Die Meldung widersprach allen militärischen eGpflogenheiten. Denn die milit ärischen Ope rationen werden erfahrungsgemäß immer erst dann eingestellt, wenn die Waffenstillstandsbedingungen durch Unterschrift beider Parteien anerkannt worden find. Durch vorherige Einstellung der Kampfhandlungen mußte vor allem die angreifende Partei ihre besten Trümpfe aus der Hand geben. Sie würde auf Ers folge verzichten, die sich aus den im Gange befindlichen Opera tionen ergeben und könnte somit bei den Waffenstilstandsverhandlungen nicht die Bedingungen erzielen, die ihr zur Einstellung der Feindseligkeiten erforderlich erscheinen.
Bei der oben zitierten Meldung hieß es nun gar, die Russen hätten Grodno freiwillig aufgegeben. Den Polen wäre damit ein für ihre nördliche Flante äußerst wichtiger Stützpunkt wieder in die Hände gespielt worden, der ihnen zur Abwehr neuer russischer Angriffe wertvolle Dienste leisten konnte. Die Tatsachen haben und dann gezeigt, daß die Russen die im Gange be findlichen militärischen Operationen nicht einstellten, sondern planmäßig fortführten.
Die Lage der polnischen Nordarmee hat sich durch diese Kämpfe von Tag zu Tag verschlechtert. Im gestrigen Heeresbericht mußte die polnische Heeresleitung die Einnahme von Bialystod und Oliowic zugeben. Durch die Belegung des lettgenannten Ortes sind die Russen nahe an die ost preußische Grenze gefommen, ihr Stoß zielt aber nach Süden, fie verfolgen den flar erkennbaren Zwed, die Narewlinie im Rüden zu umfassen und damit Polen die letzten militärischen Stützpunkte zu nehmen. Nach den neuesten Meldungen scheinen die Russen sehr nahe vor ihrem Ziele zu stehen. Die polnische Nordarmee ist von brei Seiten umflammert, ihr droht die schwerste Katastrophe, zumal die Russen auch füdöstlich von Bialystock durchgebrochen sind und auf den Bug zumarschieren.
Gestern abend um 8 Uhr trafen sich nach dem Waffenstilstandsangebot die Unterhändler auf der Straße zwischen Baranowitschi und Brest - Litowst zur Entgegennahme der Waffenstinstandsbe dingungen. Bevor die Formalitäten erledigt worden sind, fann sich die Lage der Polen noch sehr beträchtlich verschlechtert haben. Alles Geschrei über die Bedrohung Ostpreußens durch die Russen ist völlig verfehlt. Die Sowjettruppen haben fein Interesse daran, bort einzufallen, weil derartige Maßnahmen die eigentlichen Ope rationen gegen Polen nur erschweren würden.
Nach einer Meldung der„ Dena" aus Lyd( Ostpreußen ) bereiten die in den Abstimmungsgebieten weilenden alliierten Behörden ihren Abzug vor, da sie befürchten, daß die Russen einmarschieren. Auf der anderen Seite scheint der Plan zu
schenrecht, das allen Menschen zusteht, berufen haben, um das Wahlrecht für alle zu fordern und auch zu erlangen. Ich weiß, daß die Proletarier sich sofort auf die Menschenrechte ftügten, um ihren wirtschaftlichen Forderungen Geltung zu verschaffen. Ich weiß, daß die Arbeiterklasse, deren Bewegung im Jahre 1789 noch in den ersten Anfängen stedte, nicht zögerte, die Menschenrechte in einem proletarischen Sinne anzuwenden und zu er= weitern. Seit 1792 erflärte fie, daß das Recht zum Leben das erfte aller Eigentumsrechte sei und daß die Sicherung dieses höch ften Befigtums allen anderen Gesetzen vorangehen müsse. Man muß den Sinn des Wortes Leben erweitern, fühn vergrößern. Bersteht man hierunter nicht nur die Sicherung der Subsistenz, sondern das ganze Leben, die Entwickelung aller menschlichen Fähigkeiten, dann ist es der Kommunismus selbst, den das Proletariat auf die Erflärung der Menschenrechte aufbaut. So erst gewannen die durch die Revolution proflamierten Menschenrechte einen viel tieferen, höheren Sinn als jenen, den ihnen die revolutionäre Bourgeoisie gab. Diele mit ihrem oligarchischen, viel zu eng begrenzten Recht genügte nicht, um den Rahmen der Menchenrechte auszufüllen; das Flußbett war größer als der Fluß; muß
Der Sozialismus und das Leben eine neue Flumelle mug lommen, die große proletariide
Die Herrschaft einer einzelnen Klasse ist ein Attentat auf die Menschheit. Der Sozialismus, der jede Klassenherrschaft, überhaupt feben Klassenunterschied aufheben wird, ist also gleichbedeutend mit der Wiederherstellung der Menschheit. Folglich ist es für jebermann eine Pflicht der Gerechtigkeit, Sozialist zu sein.
Man glaube nur nicht, gleich einigen Sozialisten und Bositivisten, daß es tindisch und nuglos jei, fich auf die Gerechtig teit zu berufen, daß fie ein ganz metaphysischer und unendlich dehnbarer Begriff sei und daß jede Tyrannei sich den Mantel nach ihrem Belieben aus diesem banalen Purpur zurechige= schnitten habe. Das ist feineswegs der Fall; in der modernen Gesellschaft erhält das Wort Gerechtigkeit einen immer flareren, umfaffenderen Sinn. Es besagt, daß in jedem Menschen, in jedem Individuum die Menschheit respektiert, das volle Menschentum möglichst entwidelt werden muß. Es gibt aber nur da wahre Menschenwürde, wo Unabhängigkeit herrscht, tätiger Wille, freie und freudige Anpassung des Individuums an das Ganze. Ueberall da, wo die Menschen von der Gnade anderer abhängig sind, wo fie nicht aus freiem Willen an den allgemeinen Aufgaben mithelfen, wo das Individuum durch die Macht anderer, aus Ge wohnheit und nicht aus freiem Entschlusse den Gesetzen der GeJamtheit unterworfen ist, überall da fann man nur von mindermwertiger, verstümmelter Menschenwürde sprechen. Folglich wird die Menschheit erst durch die Abschaffung des Kapitalismus und die Einführung des Sozialismus zu ihrem Rechte tommen.
weiß wohl, daß die revolutionäre Bourgeoisie in die Erng der Menschenrechte einen oligarchischen Sinn, einen jengeist eingeschmuggelt hat. Ich weiß, daß sie versucht jat, die bürgerliche Form des Eigentums für immer zu heiligen, und daß fie logar in der Politik damit begonnen hat, Millionen von Armen das Wahlrecht zu entziehen und sie daburd) zu Bürgern zweiter Klaffe au mamen. Ich weiß aber ebenjogut, daß die Demokraten sich ohne weiteres auf das Men
menschliche Iut, damit die Jdee der Gerechtigkeit endlich ihren wahren Inhalt bekomme,
Der Sozialismus allein wird der Erklärung der Menschenrechte den rechten Sinn geben und die Rechte der Menschen vollkommen realisieren. Das revolutionäre Recht der Bourgeoisie hat die menschliche Persönlichkeit von manchen Fesseln befreit; aber indem es die jungen Generationen zur Zahlung von Zins für das von früheren Generationen angehäufte Kapital zwingt und einer Minderheit das Recht zur Erhebung dieser Abgabe gewährt, Schädigt sie mit einer Art Hypothet zum Rußen der Bergangenheit und einer Klaffe alle menschliche Persönlichkeit.
Wir dagegen behaupten, daß fämtliche Produktionsmittel, aller durch die Menschen angehäufte Reichtum allen menschlichen Fähigfeiten zur Verfügung gestellt werden, allen Menschen zur Befreiung dienen muß. Unserer Ansicht nach hat von nun an jeber einzige ein Recht auf die Mittel zur Entwickelung, die die Menschheit gefchaffen hat. Es wird also fein Mensch mehr hilflos und traftlos, jebem Drude, jeder Ausbeutung preisgegeben, geboren. Jeber Neugeborene ist vielmehr eine mit Rechten begabte Berfon, die zu ihrer vollständigen Entwidelung den freien Gebrauch der durch menschliche Arbeit angehäuften Arbeitsmittel beanSpruchen tann. Jebes Individuum hat einen Anspruch auf voll. Ständige Entfaltung leiner Lebensfähigkeit. Es hat das Recht, von der Menschheit all das zu fordern, was seine Arbeit unterftützt. Es hat das Recht, zu arbeiten, zu produzieren, zu schaffen, ohne daß eine bestimmte Klasse von Menschen seine Arbeit ausbeutet und unterjocht. Da die Gemeinschaft dem Individuum nur durch Gewährung der Produktionsmittel zu diesem Recht vers helfen kann, so muß natürlich die Gemeinschaft selbst ein unbeschränktes Eigentumsrecht an diesen Dingen haben.
Marg und Engels haben im Kommunistischen Manifeft in prächtiger Weise den Respett vor dem Leben, diese Quintessenz des Kommunismus, gezeichnet:
In der bürgerlichen Gesellschaft ist die lebendige Arbeit nur ei: Mittel, die aufgehäufte Arbeit zu vermehren. In der fommunistischen Gesellschaft ist die aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel, um den Lebensprozeß der Arbeiter zu erweitern, zu bereichern, zu befördern.
basis der Entente gegen Sowjetrußland zu nugen. Die italienischen Truppen sollten am Freitag nach Allenstein abtransportiert werden. Die deutschen Eisens lassen, wenn die Jtaliener nicht die Garantie gäben, daß die bahner in 2nd weigerten sich, den Transport abgehen zu Truppen nicht gegen die Russen verwendet würden. Der Abs Sowjettruppen haben Donnerstag abend Kolno besetzt, transport ist infolgedessen noch nicht erfolgt. Die russischen ebenso Stawisty, haben aber nirgends die deutsche Grenze berührt. Die Ententetruppen werden in Allenstein versam wisten vermeiden zu wollen. Die ostpreußische Grenze ist bis melt und scheinen jedes Zusammentreffen mit den Bolsches her durch Abteilungen der Sicherheitspolizei geschützt.
Die weiße Reservearmee
Die zur Entlassung tommenden Reichswehrangehörigen werden in der Weise zusammengehalten, daß man sie als Arbeiter auf Gütern in der Mart und in Pommern unterbringt, wo sie dann zum Scheine landwirtschaftliche Arbeiten zu verrichten haben, in der Hauptsache aber den Kern einer fonterrevolutionären Armee bilden. Die auf den einzelnen Gütern zerstreut liegenden fleinen Gruppen sind militärisch organisiert, bewaffnet und haben auch eine genaue zentralisierte militärische Verwaltung. Ein Teil von Reichswehrangehörigen ist aber nicht gewillt, als Sturmtrupp für die Reaktion zu dienen und lehnt darum die Fort Jegung ihrer militärischen Tätigkeit nach dem Ausscheiden aus der Reichswehr ab. So tam es auch am vergangenen Sonntag auf dem Schloß Preußenburg bei Templin zu einem 3u fammenstoß zwischen den dort beschäftigten ehemaligen Reichswehr angehörigen und dem Major Faltenhayn. Lekterer hatte im Auftrage des Gutsbesizers die Verhandlungen über einige Bes Jchwerden mit den Leuten zu führen. Als es dem Major nicht ge lang, die Leute von ihrem Borhaben abzubringen, nur landwirts Ichaftliche Arbeit zu leisten, benachrichtigte er die auf den umliegenden Dörfern zerstreut liegenden Baltitumer, die dann abends in einer Stärke von 450 Mann mit Minenwerfern und Maschinen gewehren unter Führung von zwei Offizieren anrüdten, die Leute entwaffneten, gefangen nahmen und schwer mishandelten.
Da man eine rechtliche Handhabe zu einem Vorgehen gegen die 28 Mann nicht hatte, mußte man sie wieder freilassen. Jetzt liegen diese in Templin in der Herberge zur Heimat, völlig mittellos, und find auf die dürftige Hilfe des Wirtschaftsverbandes des Kreises Templin angewiesen. Was sagt das Reichswehrministes rium zu dieser Tatsache. Wieso tommen die Baltikumer im Kreise Templin in den Besitz von Minenwerfern und Maschinengewehren? Sind diese etwa auch beim Rückzug" in die Hände der Bevölke rung gelangt, wie in Spaa berichtet wurde, oder sind sie unter Zus hilfenahme des militärischen Dienstweges den Gutsbesizern ge liefert worden? Bei der Entwaffnungsdebatte wird Herr Geßler darüber Auskunft geben müssen.
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Kleine Anfragen
Aus der Fülle der Kleinen Anfragen ist die des Genossen Lipinsti( Leipzig ) hervorzuheben. Er fragt nach dem Schicfal der in dem Depot Spezial Avignon( Rhone ) festgehaltenen 400
Kriegsgefangenen, die wegen Disziplinarvergehen zu
mehrjähriger 3mangsarbeit verurteilt worden sind und bei denen die Gefahr besteht, baß fie seelisch und törperlich zugrunde gehen -Ferner ist die aus einer Anfrage des rechtssozialistischen Abg. Wolf( Tilfit) hervorgehende Tatsache bemerkenswert, daß der General v. Tassel, dem die Regierung die Gewalt über Ost preußen übertragen hat, zu den Kappisten gehört und daß seine Beurlaubung von dem im Richswehrministerium eingesetzten Untersuchungsausschuß bereits Ende Bai beantragt worden ist.
Preußischer Staatsminister für Volfsernährung. Der Reichs minister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Hermes, ist zum preußischen Staatstommissar für Boltsernährung, und der Landrat a. D., Geheimer Regierungsrat Dr. Hagedorn, zu seinem ständigen Vertreter in diesem Amte, unter Beilegung der Amtsbezeichnung Staatssekretär, ernannt worden.
In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht also die Vergangenheit über die Gegenwart, in der tommunistischen die Gegenwart über die Bergangenheit. In der bürgerlichen Gesellschaft ist das Kas pital, selbständig und persönlich, während das tätige Individuum unselbständig und unpersönlich ist."
Die Proflamierung der Menschenrechte war gleichfalls eine Bejahung des Lebens, ein Appell an das Leben. Die Revolution proklamierte das Recht der Lebenden. Sie sprach der Mensch heit der Vergangenheit das Recht ab, die der Gegenwart in ihre Feffein zu schlagen. Sie sprach den Königen und Adligen das Recht ab, wegen vergangener Dienste die Menschheit der Gegens wart zu tyrannisieren, sie in ihrer Entwidelung zu hemmen. Im Gegenteil, das lebende Menschengeschlecht ergriff zu seinem Nugen Bejig von den Kräften, die die Bergangenheit ihm überliefert hatte. Die Einheit Frankreichs wurde so, vorbereitet durch das Königtum, zum entscheidenden Hilfsmittel der Revolution. Go werden auch einst die vom Bürgertum angehäuften Produktions träfte gegen das fapitalistische Privilegium zum entscheidenden Instrument der Menschheitsbefreiung werden.
Das Leben löscht die Bergangenheit feineswegs aus; es unters wirft fie sich. Die Revolution ist tein Bruch, sie ist eine Er oberung. Wenn das Proletariat diese Eroberung vollendet haben wird, wenn der Kommunismus eingeführt sein wird, dann wird alle menschliche Kraft, jahrhundertelang angehäuft, gleich einer gütigen, blühenden Naturfraft witten. Sie wird alle Menschen von Geburt an unter ihre Fittiche nehmen und sie zur herrlichsten Entfaltung bringen.
Jean Jaurès ( geb. 1859 in Caftres in der Provinz Languedoc ) ist neben Karl Marx . Friedrich Engel und Ferdinand Lasalle die Ieuchtendste Erscheinung des modernen Eszialismus. Sein um fassendes Wissen erfiredte fid) auf die Gebiete der Philosophie, Geschichte, Nationalotonomie, Coziologie und Politit, dabei war er ein leidenschaftlicher Freund der Künste, besonders der Poesie. Als Redner lebt er in der Erinnerung fort, als einer der Gewaltigsten, der Freund und Gegner mittiß, weil er selbst mit gerissen wurde, weil Form und Inhalt sein Wort adelten. Seine Seele war groß und weit; in ihm regte sich nichts Fanatisches. Er bachte mit einem starten Hirn und aus einem vollen Herzen. Was Jaurès als Franzosen besonders auszeichnete, das ist sein echter 3nternationalismus, feine Achtung und Hochschäzung aller, ins befondere auch der deutschen Kultur. Er hatte in hohem Grade tie Fähigkeit, der Blick über die geistigen Nationalgrenzen hins ausbringen zu lassen Ihm war der Sozialismus eine wissenschaft liche Notwendigkeit und ein religiöser Glaube. Wenn er auf dem Amsterdamer Kongreß die politische Machtlosigkeit der deutschen Sozialdemokratie Setlagte und als Franzose und Anhänger einer bis zu einem hohen Grade individualistischen Demokratic die deutsche Entwidlung nur schwer begreifen fonnte, so verschloß er fich doch nicht der gewaltigen Wucht des organisatorischen Ges danfens, der die deutsche Eczialdemokratie ihr inneres Wachstum verdantie. Als wahrer Freund Deutschlands wünschte er es glühend, daß die innere Gefchloffenheit auch den Ausdruck der äußeren Macht erhalte, und es war seine Hoffnung, daß alsdann die vereinigten Demofraten Frankreichs und Deutschlands ben europäischen Frieden sichern und den Fortschritt des Sozialismus fördern würden.