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Einzelpreis 20 Pfg. 3. Jahrgang

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, Gonntags und Montags ar einmal. Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin 10, M. im voraus zahlbar, von der Spedition selbst abgeholt 8,50 m. Für Posts

bezug nehmen fämtliche Poftanstalten Bestellungen entgegen. Unter Streifband bezogen für Deutschland und Defterreich 16,50 M., für das übrige Ausland 21,50 m. zuzüglich Valuta- Aufschlag, per Brief für Deutschland und Desterreich 30,-.

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Mittwoch, den 4. August 1920

Nummer 313

Abend- Ausgabe

Die achtgefpaltene Monpareillezetle ober deren Raum hoftet 5,-. elufcfirfidh Teuerungszuschlag. Kleine Anzeigen; Das fettgedruckte Wort 2-., jedes weitere Wort 1,50 M., einschließlich Teuerungszuschlag. Laufende Anzeigen laut Tarif. Familien- Anzeigen und Stellen- Gesuche 3,20 m. netto pro Beile. Stellen Besuche in Wort- Anzeigen: das fettgebrudite Wort 1,50 M., tebes weitere Wort 1,- Me Fernsprecher: Bentrum 2030, 2645, 6518 4603, 6635, 4440, 403L

greiheit.

Berliner Organ

ber Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Polnische Friedenssabotage

Absichtliche Verzögerung

Warschau, 3. August.

und den

Die Presseabteilung des Ministeriums des Aeußern teilt mit: Die polnische Regierung hat im Laufe der Nacht von der nach Baranowitschi entsandten Delegation einen Funkspruch erhalten, wonach der Kommandant der Sowjetfront mitgeteilt habe, daß die Sowjetregierung gleichzeitig die Waffenstillstands. und Friedensverhandlungen verlangt 4. Auguft zum Beginn der Verhandlungen in Minst vorgeschlagen habe. Gleichzeitig habe die Sowjetregierung die Entsendung einer neuen, mit entsprechenden Vollmachten versehenen Delegation ge­fordert, die auch zu Friedensverhandlungen bevollmächtigt wäre. Es ist augenscheinlich, daß die Sowjetregierung die Waffenstill­Standsverhandlungen in der Hoffnung auf die verspätete Hilfe un serer Bundesgenossen aufschieben will. Das Datum des 4. August als Tag des Beginns der Friedensverhandlungen ist unmöglich, denn eine mit so weitgehenden Vollmachten, wie sie die Sowjet regierung fordert, versehene Delegation fönnte mit ihren Vor­bereitungen weder bis zu der geforderten Zeit fertig werden, noch bei dem Fehlen der Verkehrsmöglichkeiten nach Minst gelangen. Uebrigens muß die Regierung vor Entsendung einer neuen Dele gation den Bericht der vorherigen entgegennehmen.

Eine genaue Veröffentlichung wird in dieser Angelegenheit noch erfolgen.

Die Kundgebung der polnischen Regierung ist ein erneuter Beweis für die Sabotage der Friedensverhandlungen, die Polen im Bunde mit der Entente betreibt. In der Hoffnung auf neue militärische Hilfe von der Entente suchte die pol­nische Regierung einen schleunigen Waffenstilstand herbei­zuführen, um sich danach bis zum Beginn der Friedensver­handlungen militärisch soweit zu fräftigen, daß eine neue diplomatische und militärische Attion gegen Rußland ein­geleitet werden fönnte. Dieser Plan ist nun durch den ruffi­schen Vorschlag durchfrenzt worden, schon jetzt die Friedens­verhandlungen zu beginnen. Da der Termin für diese Ver handlungen von den Russen schon auf den 4. August ange­setzt worden, tann gegen sie nicht der Vorwurf erhoben wer den, daß sie die Friedensverhandlungen verschleppten, um günstigere militärische Vorteile zu erlangen. Die Lamen fationen der polnischen Regierung daß die Vorbereitungen" für die Friedensverhandlungen bis zu der geforderten Zeit nicht beendet werden könnten, find nichts weiter als Schaum­schlägerei. Die Sowjetregierung hatte der polnischen Re­gierung schon am 22. Juli vorgeschlagen, einen Waffenstill­stand zu schließen und Friedensverhandlungen zu eröffnen. Die polnische Regierung hatte also genügend Zeit, ihre Borbereitungen zu treffen, wenn sie den ernst en Wunsch hatte, zu einem Frieden mit Rußland zu gelangen.

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Die Entente und Deutschland

SN. London, 4. August.

Im Unterhaus erklärte 21oyd George, die britische Res gierung beabsichtige nicht, Dentsa, land und Ungarn zur Bes fämpfung des russischen Bolschewismus einzuladen.

Die Erklärung Lloyd Georges ist vollkommen un= genügend. Der englische Premierminister müßte sich außerdem noch dazu äußern, ob die Entente die Absicht hat, von Deutschland die ungehinderte Durchfuhr ihrer nach Polen bestimmten Truppen zu verlangen. Es mehren sich die Anzeichen, daß eine derartige Aftion im Gange ist und daß im Falle einer Weigerung Deutschlands , seine Neutralität preiszugeben, die Entente auch vor Gewaltmaß­nahmen gegen Deutschland nicht zurüdschreden werde.

Daß ein solches Vorgehen der Entente in Anbetracht der Stimmung der deutschen Arbeitertlasse von unabseh­baren Konsequenzen sein würde, braucht nicht erst gesagt zu werden. Es ist deshalb dringend erforderlich, daß die Regierungen der Entente sich unzweideutig zu dieser Frage äußern und alles unterlassen, was als Vorbereitung für eine derartige Attion angesehen werden könnte.

Polnischer Frontbericht

TU. Warshan, 4. Auguft. Bolnischer Frontbericht vom 3. August: Nördlich der Gegend von Kolno und im Vorfeld des Flüßchens Schtwa Patrouillen­gefechte. Die Bejagung der Festung Lom za weist alle An­griffe der Bolschewijten ab. Südwestlich von Lomza haben die Abteilungen der Heeresgruppe des Obersten Ludzynski die 18. Sowjetdivision zersprengt, die bei Drozdowo den Narew Es wurden 500 Gefangene gemacht, überschritten hatte. 6 Geschütze und 400 Bagagewagen erbeutet. 3wischen Narew, Bug und der Linie Zambrow- Jablonka- Cechanowiec er bitterte Rämpfe. Bei Cechanowiecz hat die weißrussisch­litauische Division in schneidigem Gegenangriff 200 Gefangene ge­macht, 8 Maschinengewehre und die Bagage eines bolschewistischen Infanterieregiments erbeutet. An der Buglinie, in der Gegend Don Drohiczyn bis Brest - Litowst sind erbitterte Kämpfe im

Gange. In der Gegend von Janow greifen unsere Abteilungen bolschewitihe Kräfte an, die auf das Südufer des Flusses gebrungen waren. Südlich davon ist die ganze Buglinie in un serem Besiz. Destlich von Kowel haben unsere Abteilungen bei Sotul bolschewistische Angriffe abgewiesen. In der Gegend von Brody dauert die Schlacht mit unverminderter Heftigteit fort. Wie unsere Flieger berichten, ist der Feind von unseren Abteilun gen umzingelt und sucht in der Richtung auf Krazonieniec nach Often durchzubrechen. Reiche Beute fiel hier in unsere Hände. Am Sereth , in der Gegend von Mitalint, tämpfen unsere Abtei­lungen in erbitterter Schlacht mit dem Gegner, der um jeden Preis nach Westen durchzubrechen sucht. Unser Gegenangriff, unter Führung von Oberst Janusza entwidelt sich günstig. Wir erbeute­ten hier bisher 23 Maschinengewehre und machten eine größere Anzahl Gefangene.

Brest- Litowsk besetzt

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Der ruffische Heeresbericht vom 2. Auguft meldet: Im Abschnitt von Lomza besetzten wir Tikotschyn. Südwestlich von Bialystok erzwangen unsere Truppen nach hartnädigen Kämpfen den Uebergang über den Rarew und sehten den Bermarsch nach Masowie fort. Nach hartnädigen Kämpfen besetzten wir am 1. August Brest - Litowst, wobei wir Ges fangene und Beute machten. Am Oberlauf des Styr- Flusses finden hartnädige Kämpfe mit wechselndem Erfolge statt. Wir schlugen die Polen von den Anhöhen am rechten Ufer des Sereth glasses, süblich der Stadt Czorttow, und brängten den Gegner nach Westen. Im Krimabschnitt finden äußerst hartnädige Rämpfe zwischen dem Fluß Konstaja und Berdjonst statt.

London , 3. Auguft.

Ein Moskauer Funkspruch übermittelt folgenden bolschewistischen Heeresbericht: Wir haben Lomza bejezt. Südwestlich von Bialy stot haben unsere Truppen nach heftigen Kämpfen den Narewa Uebergang erzwungen und setzen ihren Vormarsch fort. Nach hef­tigen Kämpfen haben wir am 1. August Brest - Litowst genommen.

Der Rückzug der Polnischen Armee

TU. Beuthen, 4. Auguft.

In den oberschlesischen Grenzgebieten wächst die Befürchtung vor den zurückflutenden polnischen Truppen. Marodeure und Deser­teuere nähern sich in großer Anzahl den Grenzübergängen und überschreiten sie. Von Deserteuren erfährt man, daß die polni schen Regimenter in voller Flucht und Auflösung nach der ober­schlesischen Grenze zueilen. Man erwartet ausreichenden Schutz durch die französischen Besagungstruppen.

Die Bedingungen der Polen

TU. Kopenhagen, 4. Auguft.

Aus Warschau wird gemeldet: Nach einer Erklärung des Bize ministerpräsidenten Maszynski werden die Polen bei den Waffen­stillstandsverhandlungen an folgenden Bedingungen festhalten: Polen gestattet den Bolschewitt nicht die Einmischung in die inne­ren Angelegenheiten des Landes. Eine Entwaffnung findet nicht statt. Als Demartationslinie wird man die von Lloyd George festgelegte betrachten, jedoch werden sich die Bolen auch mit einer durch die Stellung der Truppen zur Zeit der Unterzeichnung der ebereinfunft markierten Linie einverstanden erklären. Als Haupt­bedingung für den Friedensschluß bezeichnet der Minister die Un­berührtheit des polnischen Staates, sowie das Selbstbestimmungs­recht der zwischen Polen und Rußland liegenden Länder. Ein Sowjetregiment in Polen sei unmöglich.

Die finnisch- russischen Friedens­verhandlungen

TU. Helsingfors, 4. August. Aus Dorpat wird über die finnisch - russischen Friedensverhand­lungen gemeldet, daß Rußland mit dem sinnischen Vorschlag der Bildung einer Kommission zur Weiterfichtung des vorgelegten Zahlenmaterials einverstanden ist. Bezüglich der bevorstehenden Handelsbeziehungen zwischen Finnland und Rußland teilte ein fin nischer Delegierter mit, daß Sowjetrußland einen Tauschhandel wünsche. Finnischerseits wurde die Unmöglichkeit der Gröffnung jeglicher Handelsverbindungen wegen der wirtschaftlichen Gesez­gebung der Sowjetrepublik erklärt. Die russischen Vertreter_er= flärten darauf, daß einzelne Handelsübereinkünfte von Fall zu Fall besprochen werden müßten.

Tatbereite Solidarität

Auf den Appell der Wiener Gewertschaftstommission, über den wir in der Morgenausgabe berichteten, aniwortete der internationale Gewertschaftsbund in Amsterdam : Wir unterstügen den Netschrei der öfterreichischen Kameraden auf das eindringlichste. Wir haben die Gewerchaftskommiffion in England, Frankreich und Italien veranlaßt, sofort bei ihren Regierungen vorstellig zu werben und alle Mittel in Anwendung zu bringen, damit das österreichische Bolt var neuem Elend geschützt wird."

Die Verlustwirtschaft der Verkehrsbetriebe

B. A. Unter dem obigen Titel hat die Frankfurter Zei­ tung " einige Aufsätze gebracht, die sich im Anschluß an die gewaltigen Defizitziffern der Eisenbahn mit den Fragen der bestehenden Organisation auseinandersetzten und zu einem scharf ablehnenden Urteil kamen. Eine an der gleichen Stelle veröffentlichte Entgegnung des preußischen Staatsministers Defer, der in der fritischen Zeit die preußische Eisenbahn­wirtschaft geleitet und zu verantworten hat, setzt sich mit der geübten Kritif in sehr sachlicher, eingehender Weise ausein ander. Angriff und Verteidigung geben eine Reihe wichtiger Unterlagen für die Beurteilung der Verhältnisse und tragen dazu bei, daß die notwendige Erörterung über die betriebs­technischen und verwaltungsmäßigen Zustände innerhalb der Reichseisenbahn zu einer tatsächlichen Klärung über die zu ergreifenden Maßnahmen führen kann. Die gewaltigen Er fordernisse, die der große Verkehrsbetrieb mit seiner auf 15 Milliarden Mart veranschlagten Unterbilanz im laufenden Rechnungsjahre stellt, zwingen dazu, diese brennenden Fra gen immer wieder aufzurollen. Sache der Eisenbahnfachleute ist es, die einzelnen Probleme genau zu prüfen und den fis­falischen Zopf, der sich überall hervordrängt, bis an die Wurzel abzuschneiden.

Dabei darf allerdings fein Zweifel sein, daß wie Herr Deser durchaus richtig betont und wie wir bereits wieder­holt zum Ausdruch gebracht haben die von der Frant furter Zeitung" in den Vordergrund gerückte Frage der Ren­tabilität fein ausschlaggebender Moment bei einem verstaat­lichten Verkehrsbetriebe bilden kann, sondern daß die Tarif politik von den zentralen Interessen der gesamten Bolkswirt schaft bestimmt und gleitet werden muß. Daß Verkehrs unternehmen ist Silfsmittel der Produktion und der vor einiger Zeit unter dem Titel Freie Bahnfahrt" von Prof. Mehner in der Kommunalen Bragis" mit gewichtigen Gründen belegte Vorschlag der Freifahrt auf Eisen- und Straßenbahn trifft in diesem Sinne durchaus den Kern des Problems, obwohl man zu anderen Teilen seiner Argumen tation in Ablehnung stehen tann. Die Verwirklichung eines derartigen Gedankens aber fann unserer Meinung nach nur in der sozialistischen Gesellschaft erfolgen, in der die Steige rung der Produktivität zum bestimmenden Faktor der ges samten Wirtschaftspolitik geworden ist, die der Bedarfss befriedigung der Volksgemeinschaft zu dienen berufen ist. Diese Stellungnahme gegen eine wirtschaftspolitisch falsche, von rein fistalischen Gesichtspunkten bestimmte Tarifpolitit hat aber nichts mit unserer sehr entschieden zu vertretenden Forderung nach der höchsten Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu tun. Was Herr Deser selbst in dieser Beziehung darlegt, gibt eine Vorstellung von der verfehlten Organisation des Arbeitsbetriebes und jagt jedem Menschen, der sich jemals mit derartigen Dingen beschäftigt hat, falte Schauer über den Rüden:

Es hat mich als wirtschaftlich orientierten Mann geradezu zur Berzweiflung gebracht, daß die einfachsten rechnerischen Dinge, ohne deren Kenntnis ein faufmännisches Vorgehen allerdings schwer ist hinter einem dichten Schleier zu liegen schienen. Ich stieß zuerst bei den Wertstätten darauf. Die genaue Berechnung der Selbst tosten einer Reparatur ließ sich natürlich nicht erzielen, aber es erwies fich überhaupt als unmöglich, die eine Werkstatt wirtschaft lich mit einer anderen in Bergleich zu sehen. Gewiß, es war der zeichnet, welche Werkstoffe sie erhalten hat, wie groß die Beleg schaft und wie hoch deren Lohn, wieviel Wagen oder Lokomotiven fie ausgebessert hat und welcher Art die Ausbesserung gewesen. Aber ob sich die Arbeit in dieser Werkstatt vorteilhafter stellte als in jener das tonnte man vielleicht instinktiv fühlen, schwer aber nachweisen. Davon hing es aber doch ab, ob nicht diefe oder jene Werkstatt wegen ihrer veralteten Einrichtung nicht besser zu schließen und durch neue zu ersetzen sei. Dieselbe Frage taucht bei den об Lokomotiven auf, nicht peraltete Typen angesichts der hohen Kohlen-, Del- und Personal foften mit größerer Wirtschaftlichkeit durch neue zu ersehen sind. Wieviel loftet der Lokomotivfilometer vor dem Personen- und vor dem Güterzug, mit dieser und mit jener Lokomotive? Welches Rangiersystem stellt sich am billigsten? Ist es möglich, einen Di rektionsbezirk in wirtschaftlicher Hinsicht mit einem anderen zu vergleichen und festzustellen, warum hier relativ billig und dort relatio teuer gearbeitet wird? Wenn ich feststelle, daß auf diese und viele ähnliche Fragen eine eratte Antwort nicht zu erhalten ist, so werden Geschäftsleute darob vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenfchlagen, aber es ist notwendig, diese klaffenden Neuorganisation zu bewegen hat." Lücken aufzudecken, um zu zeigen, in welcher Richtung sich die

Die Erzielung höchster Wirtschaftlichkeit in unserem Sinne hat natürlich nichts mit einer verschärften Ausbeutung des Personals, Abbau des Achtstundentages und dergleichen zu tun, sondern bedeutet die strengste Wahrung wirtschaftlicher Gesichtspunkte bei der Materialverwendung, Reparatur­leistung, die Verwendung der sparsamsten Maschinen, Aus Schaltung der hohen Kosten verursachenden, unzweckmäßigen Bugzusammenstellung im Güterverkehr, das Vermeiden des Verfahrens von Umwegen usw. Die Rationalisierung des gesamten Eisenbahnbetriebes nach streng wirtschaftlichen Ges fichtspunkten ist in einer furzen Formel ausgedrückt die kauf männische und technische Aufgabe, die sich daraus ergibt. Daß diese Wirtschaftlichkeit des Betriebes jedoch eng zu sammenhängt mit der Stellungnahme des Beamten und Ar beiters zu diesem gewaltigen Staatsunternehmen ist eine