Eine Note Frankreichs  

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Berlin  , 8. August. WTB meldet: 3u der ohne tatsächliche Unterlagen verbreiteten Nachricht über Durchmarschpläne der Entente nimmt jezt auch die französische   Presse Stellung. Der Temps" schreibt: Die Alliierten haben niemals und in keiner Form Deutschland  die Absicht kundgegeben, durch deutsches Gebiet Truppen hindurch­zuführen, die bestimmt wären, an der polnischen Front zu kämpfen." Diese Mitteilung des Temps" entspricht durchaus den Tatsachen. Das Pariser Blatt weist seinerseits darauf hin, daß die Entente eine Note an die deutsche Regierung richten wolle, die über deutsche   Eingriffe in den regelmäßt= gen 3ugverkehr nach dem Abstimmungsgebiet Beschwerde führt. Diese No te ist inzwischen in Berlin   eingegangen. Sie verweist auf mehrere Fälle von Durchsuchungen regelmäßiger Ententezüge nach Oberschlesien   und macht darauf aufmerksam, daß eine Wiederholung solcher Fälle die regelmäßige Verbindung der Truppen und der Hohen Kommission in Oberschlesien   gefährden würde. Sie lenkt die Aufmerksamkeit der deutschen   Regierung auf den unerlaubten Charakter solcher Vorgänge und auf die Notwendigkeit, geeignete Maßnahmen zu ihrer Verhinde­rung zu ergreifen.

Die deutsche Bevölkerung muß sich bewußt sein, daß bei der berechtigten Sorge um unsere Neutralität alle Schritte vermieden werden müssen, die unsere Neutralität gefährden könnten. Vor unüberlegten Eigenmächtigteiten, die geeignet sind, Zwischenfälle herbeizuführen, wird daher auf das dringendste gewarnt.

Die deutschen   Arbeiter haben nach wie vor die Pflicht, wachsam zu bleiben und den Zugverkehr zu kontrollieren. Solange Frankreich   seine Absicht, Polen   militärisch zu unter­stügen, nicht aufgegeben hat, besteht die Gefahrt, daß über Deutschland   Waffen, Munition und Soldaten nach Polen  befördert werden. Selbstverständlich muß bei der Kontrolle der Züge forrekt verfahren werden. Aber das Recht zur Kontrolle dürfen sich die Arbeiter nicht nehmen lassen.

Riefenkundgebung in Bochum  

( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".)

Bochum  , 8. August. Eine Riesenfundgebung des Bochumer   Proletariats veranstalte ten am Sonntag alle sozialistischen Parteien und freien Gewert­schaften. Zur politischen Lage wurde folgender Beschluß gefaßt: Das Proletariat Bochums fordert unbedingte Neutralität im russisch  - polnischen Kriege. Sollte die Neutralität von der Entente verletzt werden, so wird das Bochumer   Proletariat wie ein Mann aufstehen und den Durchmarsch der Ententetruppen mit allen Mit­teln zu verhindern suchen. Wir erwarten von dem internatio= nalen Proletariat, daß es unseren Entschluß würdigen und nach Kräften unterstützen wird.

Kein Transport durch Tschechien  !

Prag  , 8. Auguft. Pravo Libu" veröffentlicht einen Aufruf der tschechoslowaki­schen Gewerkschaftsorganisationen, in dem alle gewerkschaftlich organisierten Arbeiter und Beamten aufgefordert werden, sich nicht für die Durch fuhr von Kriegsmaterial nach Polen  , Un­ garn   oder Rumänien   herzugeben, da es gegen Sowjetrußland Ber wendung finden könnte.

Das Reichswehrministerium versucht diesen Vorgang so bar zustellen, als ob diese Brigade niemals für die Dauer ge­schaffen worden wäre. Es vergißt nur, daß noch allgemein die Versicherungen bekannt sind, mit denen die Gründung der Brigade begleitet wurde. Damals hieß es, daß der einzige 3wed dieser Brigade der Schuz der Republik   sei und daß sie für alle Beiten dieser Aufgabe dienen werde. Das Reichswehrministerium Beiten dieser Aufgabe dienen werde. Das Reichswehrministerium glaubt, daß alle ein so gutes Gedächtnis haben, wie es im Inter­esse der seltsamen Machenschaften des Reichswehrministeriums not­wendig wäre. An sich hat die Arbeiterschaft weder an der Auf­Lösung der Döberiz- Brigade, wie an ihrer Erhaltung irgendein Interesse, denn auch diese Brigade blieb stets ein konterrevolutio­näres Instrument. Es ist aber doch bezeichnend, wie jede Situation von den Konterrevolutionären benutzt wird und benutzt werden fann, um ihre Pläne zu vollenden.

Richtigstellung. Bei der telephonischen Uebermittlung des von uns in der Sonntagsausgabe veröffentlichten Aufrufs An das deutsche Proletariat" hat sich ein Hörfehler eingeschlichen. Der zweite Satz des 3. Abschnittes muß heißen: Deshalb fordern wir die deutschen   Arbeiter auf, den Versuchen der Ententemächte, Trup­pen, Kriegsgeräte und Munition durch deutsches Gebiet zu transportieren, jegliche Hilfe zu verweigern". Die Worte durch deutsches Gebiet" haben bei uns gefehlt.

Einen Pferdeschmuggel an der dänischen Grenze ist man auf die Spur gefommen. Es gelang einem Kontrolleur, die Beschlagnahme eines größeren Transportes mit insgesamt 109 Pferden herbei­zuführen.

Gewerkschaftliches

Der Streik im Leuna  - Werk.

Vom Betriebsrat des Leuna  - Werkes wird uns geschrieben: Jm Verlauf dieser Woche ist in der Lage des Streits feine wesentliche Veränderung eingetreten. Zu Beginn der Bewegung teilte die Organisation der Unternehmer der Streiflettung furzerhand mit, daß sie auf die Forderung von 30% 2obnerhöhung nicht eingehen könne, da der Streif ein glatier Tarifbruch set Die Forderung auf Urlaubserweiterung set auch ohnedies undistutabel, da der Urlaub reichstarifItch geregelt ist und an eine Aende­rung des Reichstarifes garnicht zu denken set.

Das Reichsarbeitsministerium, welches von unbeteiligter Seite für die Sache intereffiert worden war, hat sich mit hem Streff beschäftigt, soll beide Parteien über thren Standpuntt zum Streik befragt haben und steht auf dem Standpunkt der Unternehmer. Das Ministerium erklärt, eine Vermittlung nicht übernehmen zu können, da ein tariflich eingesetzter 3entralschlichtungsausschuß einen endgültigen Schiedsspruch gefällt habe. Die Ver treter der hier beteiligten Organisationen im Bezirt, sowie die Streit lettung und der Betriebsrat bertreten dagegen den Standpunkt, den man von Gewerschaftlern nur erwartet, daß in diesem Falle von Tarifbruch garnicht die Rede sein kann. So anerkennenswert Schlichtungsausschüsse in Zeiten dieses heillosen Durcheinanders sein fönnen, so bestimmt bleibt als legtes Mittel zur Verbesserung ihrer Lage, wenn alle Instanzen durchlaufen sind, den freigewerkschaftlich organtsierten Arbeitern die Anwendung des Streits. Die Streiflettung hat der Unternehmerorganisation diesen Standpunkt mitgeteilt mit der Aufforderung, fich demselben anzuschließen. Am 7. oder 8. d. M. sollen die Unternehmer der Settion Vb eine Kon­ferenz haben, in der wahrscheinlich auch diese Frage zur Sprache tommen wird. Der Fortgang des Etreits wird wesentlich von dem Verlauf und dem Ergebnis biefer Ronferenz abhängen.

Der Boykott gegen Horthy  - Ungarn   ben Tarifbruch nicht aufgeben werden, so wird ber riesige Berlust,

Ueber die Ursachen des Abbrechens der Bewegung wird der Roten Fahne" aus Wien   gemeldet:

Am Freitag abend versammelte sich der Wiener   Arbeiter. rat, um zur politischen Lage und Aufhebung des Boykotts durch den internationalen Gewerkschaftsbund Stellung zu nehmen. Der Borsitzende der Transportarbeitergewerkschaft erklärte die Auf­hebung für notwendig, weil in den anderen Ländern der Boykott nicht durchgeführt worden sei. Besonders schwere Borwürfe erhob er gegen die deutschen   Gewerkschaften, die die Tele gramme des internationalen Gewerkschaftsbundes und der öster­reichischen Gewerkschaftskommission nicht beantwortet hätten. In Jugoslawien   seien die revolutionären Gewerkschaftsführer seit dem Eisenbahnerstreit im Kerter. Die Triester Arbeiter hätten wohl Mehlzüge für Ungarn   festgehalten, aber die Entente habe dafür in Pragerhof österreichische Mehlzüge nach Ungarn   verladen. Diese Darstellung bedarf der Ergänzung. So richtig das alles sein mag, so ist doch gewiß, daß die Aufhebung des Boykotts in­folge des Druds der Entente auf die österreichischen Sozial bemotraten und auf Antrag der österreichischen Ge wertschaften erfolgte. Insbesondere gab der französische   Ge­sandte dem Minister des Auswärtigen, Renner, zu wissen, daß der Schutz Desterreichs gegen Ueberfälle der Horthybanden seitens der Entente die Aufhebung des Boykotts zur Voraussetzung habe. Renner hat nicht gezögert, dem Wunsche der Entente nachzutom­

men.

Die Kommunist en im Arbeiterrat forderten die Weiter­führung des Boykotis durch den Wiener Arbeiterrat im Berein mit dem revolutionären Proletariat der Nachbarländer, wozu die Verbindung mit der kommunistischen   und unabhängig- sozialdemo­fratischen Partei Deutschlands   und den sozialistischen   Parteien der anderen Nachbarländer erforderlich sei." Die Rote Fahne  " bemerkt dazu:

Wenn die Angaben des österreichischen Transportarbeiter­Jefretärs zutreffen, hat also der deutsche Gewertschaftsbund mit Legien den Boykott gegen Ungarn  , dem er sich offiziell ange= schlossen hatte, sa botiert und dadurch zu seinem vorzeitigen und ergebnislosen Abbruch beigetragen. Insbesondere ist es Sache der Berliner   Gewerkschaftskommission, die in ihrer Mehrheit von den revolutionär gesinnten Berliner  Arbeitern eingesetzt ist, vom Gewerkschaftsbund Rechenschaft zu verlangen."

Obwohl wir mehrfach darauf hinweisen mußten, daß die Position der Arbeiterschaft gegenüber Mörderungarn nicht besonders günstig war, weil die Arbeiterbewegung in Ungarn  selbst niedergeschlagen ist, und daher im Augenblick zu schwach war, den Drud von außen durch attive Teilnahme in dem bekämpften Lande selber auszumünzen, finden auch wir das Berhalten der deutschen   Gewerkschaftszentrale, wie es von den Wiener   Transportarbeitern dargestellt wird, einfach unverantwortlich. Es wäre in der Tat wünschens­wert, daß der Gewerkschaftsbund sich zu dieser Anschuldigung öffentlich äußerte, damit die deutsche Arbeiterschaft klar sieht. Eine sorgfältige Prüfung der Angelegenheit ist dringend erforderlich.

Die Brigade   Döberit

Das Reichswehrministerium versucht, sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, daß selbst die Heeresverminderung dazu dienen muß, die letzten Elemente, die den Konterrevolutionären noch als nicht zuverlässig gelten, zu entfernen. Die tappistischen Ehrhardt- Brigaden existieren unter anderem Namen noch heute und bleiben als Schiffstamm- Division für den nächsten Butsch sorgfältig erhalten. Die Brigade Döberig aber, bie man angeblich zum Zwecke der Verteidigung der republikanischen Staatsform geschaffen hatte und in der einige nicht ganz monarchistische Offiziere und Mannschaften untergebracht waren, wird aufgelöst.

Berhandlungen zwischen beiden fämpfenden Parteien finb ja be fanntlich erft möglich, wenn Gegensäge solch grundsätzlicher Art behoben find. Wenn auch die Unternehmer thre Anschauung über ben die BASF durch den Streit im Benna Werk troy Aufrecht­erhaltung der Notstandsarbeiten erleidet, die Unternehmer zwingen, thren Standpunkt zu revidieren. Es bleibt also abzuwarten, ob und wann in der nächsten Woche in die eigentlichen Verhandlungen über die Lohnforderung eingetreten wird. Von uns aus möchten wir bemerken, daß für die organisierte Arbeiterschaft, für den revo lutionären Sozialismus ein nicht zu verkennender Erfolg darin zu sehen ist, daß die scheinbare Absicht ber Unternehmer, den Streik burch Stillegung des Werkes gleich am ersten und zweiten Tage illusorisch zu machen, von der Arbeiterschaft durchtrenzt worden ist. Ste haben die Erwerbsmöglichkeit für tausende ihrer Kollegen auf Grund ihrer Einsichtnahme in den Betrieb gewahrt. Die Stimmung der Streifenden ist nach wie vor gut.

Bersuchter Abbau der Löhne im Lebensmittels Großhandel  

Die vom Deutschen Transportarbeiter Verband mit den Lebens­mittel- Großhändlern nach langwierigen Berhandlungen abgeschloffe nen Tarifverträge waren von feiten der Unternehmer zum 1. Auguft dieses Jahres gekündigt worden. Die Berhandlungen über Abschluß eines neuen gemeinsamen Tarifes find nunmehr an der Lohnfrage gescheitert. Die Unternehmer verlangten allen Gruftes eine Herab­setzung der Löhne von 20.- Mart pro Woche für jede Arbeitnehmer­fategorie. Als die Lohukommission die Verhandlungen abbrechen wollte, bequemten sich die Herren dann zu dem Bugeständnis, die alten Löhne noch brei Monate weiter zu zahlen, falls die Lohns fommission fich sofort damit einverstanden erkläre. Ueber die geforderte Lohnzulage überhaupt nur zu verhandeln, wurde von den Unternehmern abgelehnt. Daraufhin wurde von der Kommission erklärt, daß fie ihrerseits dem Vorschlage der Unternehmer nicht zustimmen fönne, es solle einer am Dienstag, den 10. August, abends 7 Uhr bei Boeter, Weberstraße 17, stattfindenden Versammlung vorbehalten sein, über das Angebot der Arbeitgeber zu entscheiden. Die Stimmung der Kollegen der Lebensmittel Branche ist durch die wiederholte Verschleppung der Berhandlungen derart gereizt, daß es in den nächsten Tagen sehr leicht zur Arbeitseinstellung tommen fann, wodurch natürlich die Lebensmittel- Versorgung Groß- Berlins sehr gefährdet würde.

Es ist nun Pflicht eines jeden Kollegen der Lebensmittelbranche, in der Versammlung am Dienstag zu erscheinen, um diese zu einer machtvollen Demonstration gegen die Absicht der Unternehmer zu gestalten. Die Vertrauensleute der in Frage kommenden Betriebe werden die Kollegen noch besonders einladen.

Alle müssen zur Stelle sein; keiner darf fehlen, um den Anschlag der Arbeitgeber zu vereiteln.

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Vom Lohntarif der Eisenbahner. Die Frethelt" bo 5. August 1920 brachte eine Notiz, die sich mit dem Reichslohntarif für die Eisenbahner beschäftigte und in der auf einen Brief Beaug genommen wird, den der Betriebsrat der Betriebsmeisteret Grünewald an den Vorstand des Deutschen   Eisenbahner- Berbandes gerichtet hat. Es wird darin ansgeführt, daß sich die Arbeiter nach dem neuen Tarif schlechter stehen als nach dem preußischen. Eine Famile mit 4 Kindern würde beispielsweise 25 Pf. pro Stunde weniger erhalten. Hierzu bemerken wir, daß es sich um eine anonyme Zuschrift handelt, die nach den üblichen Gepflogenheiten unbeantwortet bleibt.

Bur Sache selbst stellen wir fest, daß die Briefschreiber im Jrrtum find, denn sie gehen bei ihrer Berechnung davon aus, daß die Kinder­zulage, die nach dem preußischen Tarifvertrag gezahlt wurde, künftig in Wegfall kommt. Das ist aber nicht der Fall, denn der§ 6 des Neichsiohntarifes bestimmt, daß die Arbeiter für jedes unterhaltungs­berechtigte Kind bis zum vollendeten 14. Lebensjahre einen Zuschlag von 1.60 mt. für jeden lohnberechtigten Tag erhalten.

Der Vorstand des Deutschen   Eisenbahner- Verbandes. Die Korbmacher der Grünbranche stehen seit Montag, den 3. d. Mts. im Streit. Die Gründe dazu sind die schlechten Lohnver­hältnisse in dieser Branche( zwischen 140 und 200 M. pro Woche). Da das Material in diesem Jahre außerordentlich fecht ist, und ¼ des vorstehenden Lohnes dadurch noch in Abzug kommt, sahen

fich die Kollegen genötigt, Forderungen zu stellen; da die Kon junttur außerordentlich günstig ist und die Unternehmer daher be der Arbeiter entgegenzukommen. Die Unternehmer dagegen lehn­sonders gute Verkaufspreise haben, ist es ein leichtes, den Wünschen ten jedes Entgegenkommen brüst ab, mit der Begründung, die Ar­Unsere Kollegen sehen nunmehr den Dingen in Ruhe entgegen, da beiter sollen sich doch jetzt ihre Ferien nehmen, die sie stets fordern. ja alle, auch Unorganisierte, die Betriebe verlassen haben.

Die Branchenleitung.

Der Ortsausschuß Berlin   der Angestelltenversicherung. W. 8, Taubenstraße 33, hält vom Donnerstag, den 12. August d. Js. ab, wieder seine regelmäßigen Vor- und Nachmittagssprechstunden ab und zwar Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend von 10 bis 12 Uhr, Dienstag und Freitag von 4 bis 6 Uhr. Bei der großen Kompliziertheit der infolge zahlreicher Verordnungen jezt geltenden gesetzlichen Bestimmungen ist in allen Zweifelsfällen die Einholung eines Rates dringend geboten.

Groß- Berlin

Gegen den Mietswucher

Der Mieterverband Groß- Berlin hatte gestern im Norden Berlins   11 Versammlungen abgehalten, um zum Kampf gegen die unverschämten Forderungen der Hausbesizer aufzurufen. Die Redner verlangten die gesetzliche Anerkenn nung der Mieterausschüsse( Mieterräte), sowie ein Reichshöchst mietengeset, um den andauernden Miets­steigerungen ein Ende zu bereiten. Sie forderten die Soziali sierung des gesamten Bau- und Wohnungswesens und erklärten, daß der Kommission für Sozialisierung des Haus und Grundbesitzes Mißtrauen entgegengebracht werden muß, da die organisierte Mieterschaft in ihr nicht vertreten ist, und sie die Sozialisierung bisher nur verschleppt hat. Sie verlangten Schut vor der Willtür der Hausbesizer und der Beam ten in den Wohnungsbehörden und forderten die Mie­terschaft auf, fich zur Erfämpfung ihrer Rechte zu organisieren. In allen Versammlungen wurde eine Resolution angenommen, in der es unter anderem heißt:

Wir verlangen, daß die Sausbesitzer endlich gezwungen werden, die ihnen gemäߧ 536 des Bürgerlichen Gesetzbuches obliegende Verpflichtung, die Wohnungen in gebrauchsfähigem Zustande zu erhalten, zu erfüllen.

Es geht nicht an, daß immer neuen unerhörten Forderungen der Hausagrarier nachgegeben wird, ohne daß den Mietern eine Gegenleistung geboten wird.

Wir verlangen, daß den Mieteinigungsämtern endlich energisch verboten wird, durch Festsehung eines höheren Fries densmietpreises die Höchstmietenverordnung zu umgehen."

Kleingärten und Wohnlauben

Das gefunde Streben, ein fletues Stüd Band an eigener Bewirts fchaftung zu pachten oder zu erwerben, hat sich in den legen Jahren mehr und mehr ausgebreitet und die Kleingartenbewegung hat nament Itch seit dem Kriege infolge der Ernährungsschwierigkeiten auch in den Großstädten viele Anhänger gewonnen. Eine volle Ansnugung. des Gartens und seine sachgemäße Pflege ist freilich nur dann möglich, wenn der Kleingärtner seine frete Beit restlos dem Garten widmen kann, d. h. wenn der Garten nahe oder möglichst nahe bef dem Hause liegt. Das ist nun besonders in den Großstädten nur in den feltensten Fällen möglich. Bielfach liegen die Gärten weit von der Wohnstätte entfernt, sodaß ihre Unterhaltung nicht nur er­schwert, sondern infolge der häufigen Aufwendungen für kostspielige Bahnfahrten auch noch verteuert wird. Bei den heutigen Baukosten tann die Erstellung von neuen Wohnungen kaum Schritt halten mit der Schaffung von Kleingärten. Aus diesem Grunde ist es erwünscht, die Benutzung von Lauben zu Wohnzwecken zu erleichtern. diesem Sinne tönnte sogar bie Errichtung verbefferter Wohnlauben als ein geeignetes Mittel zur Linderung der gegenwärtigen Wohnungs not angesehen werden.

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Der Minister für Volts wohlfahrt hat daher jett nachdem bes reits früher in dem Entwurf einer Bauordnung die Möglichkeit er heblicher Erleichterung für Wohnlauben vorgefehen war eine Sonderpolizeiverordnung für Wohnlauben ausarbeiten laffen und bie Regierungen angewiesen, fie mit Beschleunigung zur Einführung zu bringen. Damit wird einem mehrfach ausgesprochenen Wunsche ber Kleingärtner entsprochen, in deren Hand es nun gelegt ist, die Unzuträglichkeiten zu verhüten, die mit der Benutzung solcher behelfs­mäßigen Wohnungen verbunden sind.

Nach den neuen Bestimmungen dürfen Wohnlauben eine Grund fläche bis zu 30 qm und eine Borlaube von 10 qm erhalten. Wohn lauben dürfen nur ein Geschoß haben und die Höhe bis zum First barf 5 m nicht überschreiten. Ste müssen feuerficher eingebeckt setu; auch ist die Einrichtung einer Feuerstätte zulässig.

Der neue Boffkreditbrief. Mit sofortiger Gültigkeit treten wich tige Aenderungen in der Ausgabe von Bofttreditbriefen in Kraft. Die Pofttreditbriefe tönnen nunmehr nur noch auf alle durch 100 teilbaren Summen ausgestellt werden. Im Gegensatz zu den bisherigen Bestimmungen werden fie aber bis zur Höhe von 10 000 Mart( bisher 3000) ausgestellt und gelten nicht mehr vier, sondern sechs Monate vom Tage der Ausstellung an. Gleichzeitig mit dem Kreditbrief wird eine Ausweistarte von dem ausstellenden Bost Schedamte ausgefertigt, die gegen die Vorlage des Pofttreditbriefes bei der zuständigen Postanstalt abgeholt werden muß. Die Post ausweistarten, gegen deren Vorlage von den Postämtern Lager sendungen usw. ausgehändigt werden, gelten nicht mehr als ge nügender Ausweis für einen Kreditbrief. Vielmehr kann der In­haber eines solchen bei jeder Postanstalt nur noch dann Beträge des Guthabens abheben, wenn er neben dem Kreditbrief die dazu­gehörige Ausweisfarte vorlegt. Der Betrag, der an einem Tage erhoben werden darf, wird auf 3000 Mart erhöht. Den Empfang des Geldes bestätigt der Inhaber auf einem der 20 Vordrude, den der auszahlende Beamte aus dem Postkreditbriefe trennt. Sollte eine Ausweistarte in Berlust geraten, so wird neu bestimmt, daß der Kreditbriefinhaber den Verlust gegen Rückgabe des Briefes der Postanstalt seines Aufenthaltsortes anzuzeigen hat. Wenn Zweifel über die Person des Inhabers nicht bestehen, so tann das Bostamt die Neuausstellung veranlassen. Nach Ablauf der Gültig­feit erfolgt die Auszahlung eines etwaigen Reftes nur auf bes sonderen Antrag und gegen Rüdgabe des Briefes sowie der Auss in Kraft. Die alten, vor dem 9. Auguft ausgestellten Kreditbriefe weistarte. Diese Aenderungen treten am Montag, den 9. August, behalten gemäß den bisherigen Bestimmungen ihre Gültigkeit ( pfer Monate).

Auslandsdeutsche aus britischem Gebiet. Bertagte öffentliche Versammlung Montag, 9. August, abends 7% Uhr, Aula Sophien­Lyzeum, Weinmeisterstr  . 16/17.

Brandwunden, die den Tod verursachten, erlitt gestern ein Frän­lein Zahn in ihrer Wohnung, Capriviftr. 5, durch die Explosion einer Petroleumlampe.

Berantwortlich für die Redaktion: Emil Rabold, Berlin  . Verantwortlich Berlagss für den Inferatenteil: Ludwig Komeriner, Karlshorst  . Druck der Freiheit"'- Druderet. genossenschaft Freiheit" 6. m. b. 5., Berlin  , 6. m. b. 5., Berlin   C. 2, Breite Straße 9.

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