das Seer der Angestellten und neuerdings Reib von den glänzenden Arbeterenommen prothes, famt

Neid sollten

immerhin berücksichtigen, daß zwar auch für sie der zehnprozentige Steuerabzug, nicht aber die Betriebseinschränkung mit ihren fatalen materiellen Folgen eingetreten ist.

Nun würde der Arbeiter vielleicht mit dem Hinweis auf un­fere 3wangslage beruhigt und auch ohne weiteres zum Steuer­zahlen zu bewegen sein, wenn er dabei nicht immer aufs neue eine ir ihn schwer erträgliche einseitige Belastung erblicken würde. In doppelter Hinsicht: Bei uns, beim Proletariat, so fagt der Arbeiter, sofern er überhaupt aus dem verwickelten Steuerfystem flug wird, wird mit geradezu militärischer Pünktlichkeit die Steuer eingezogen, bei den an­deren, den Reichen ist daran gar nicht zu denken. Ihnen wird Beit und Gelegenheit gegeben, über das Kapital, das ihnen steuer­mäßig gar nicht mehr gehört, legitim und illegitim voll zu ver­fügen und zu allem übrigen durch übermäßigen Berbrauch die Preise hochzuhalten. Vor allem aber, so hört man immer wieder in Arbeiterkreisen: das Einkommen der Arbeit wird weit unter das Existenzminimum gedrückt, unter Hinweis auf die schlechte Zeit. Das Einkommen des Rapitals aber steigt trot angeblichen schlechten Beiten. Seht doch nur auf die Dividenden! Und diese mora­fische Entrüstung löst sich dann gar zu leicht in unmoralische Hand­lungen aus, wie etwa die nicht zu entschuldigende Verlegung des Direktors der Adlerwerke und vielen Leidensgenossen aus."

Solche verständigen Ausführungen fann man in der bür­gerlichen Presse nur selten antreffen. In der Regel entrüftet fie sich im einstimmigen Chor über die Ansprüche der Arbeiter und gibt ihnen gute Lehren darüber, daß es doch ihre morali­sche Pflicht sei, die Hauptlasten für den Staat in Form des Lohnabzuges und ähnlicher steuerlicher Ausnahmebestimmun­gen auf sich zu nehmen.

Es ist aber nicht nur der schreiende Gegensatz zwischen der fururiösen Verschwendung, wie sie von den kapitalistischen Kreisen und ihren Schmarohern am Sonntag zur Schau ge­stellt wurde, und der Verelendung, der die werktätige Be­völkerung verfallen ist. Viel aufreizender muß es wirken, daß in einer Zeit, in der Deutschland und mit ihm ganz Europa von einer der furchtbarsten politischen Krisen geschüttelt wird, die Bourgeoisie Zeit findet und ben Mut aufbringt, solche Veranstaltungen zu treffen. Der Imperialismus der Entente rüstet dazu, um einen entscheiden­ben Waffengang gegen den russischen Kommunismus zu un­ternehmen; auf des Messers Schneide steht die Gefahr, daß Deutschland in einen Kriegsschauplag verwandelt wird, daß der Wahnwitz des Völkermordes in vervielfachter Aus­dehnung sich wiederholt. Die Organisationen des Proletariats haben in energischer und würdiger Weise ihren Willen be­fundet, die Berlegung der deutschen Neutralität zu ver hindern, und sie haben erklärt, daß ihre Sympathien bei Sowjetrußland find. Die Bourgeoiste dagegen weiß nichts anderes zu tun, als sich an Modeschauen zu ergötzen und an den Vorführungen des Luruspöbels teilzunehmen.

Jedoch, mit moralischen Betrachtungen ist nichts getan. Je toller es die Bourgeoisie treibt, desto tiefer und weiter muß bie Erkenntnis in das Proletariat bringen, daß eine vol ständige Umwälzung unserer politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse notwendig ist, um den Wahnwig, der mit dieser Modenschau wieder einmal an ben Tag getreten ist, zu beseitigen. Auch die Arbeiters tlasse will, daß die Menschen schön und abwechslungsreich ges fleidet gehen. Aber sie verlangt, daß das nicht ein Borrecht der befizenden Kreise bleibt, das auf Kosten der großen Mehrheit der Bevölkerung ertauft ist, sondern daß das ganze Bolt daran Anteil nehmen solle. Ungeheuer ist der Bedarf der werktätigen Bevölkerung an Lebens- und Gebrauchs mitteln aller Art; aber je größer dieser Bedarf ist, desto mehr wird seine Dedung durch die Wirtschaftskrise und ihre Be­gleiterscheinungen verhindert. Die fapitalistische Produks Die fapitalistische Produk fionsweise ist ganz auf das Profitbedürfnis der besigenden Kreise eingestellt, diesen ist es möglich, einen tollen Moden­lurus zu treiben zur selben Zeit, in der die Masse der Be wölferung in Kleiderfeten herumläuft.

Nicht mit moralischen Betrachtungen macht man diesem Wahnwig ein Ende, sondern nur durch den ges schlossenen Kampf des Proletariats gegen bie fapitalistische Wirtschaftsordnung. Die Berwirklichung des Sozialismus wird einem Zustand ein Ende machen, der in der Modenschau eine seiner widerlichsten Blüten gezeigt hat.

Amnesticgesetz für den Freistaat Danzig . Der von der ver­fassunggebenden Versammlung angenommene Entwurf zu einem Amnestiegesetz für den Freistaat Danzig ist vom Oberkommissar Tower unterzeichnet worden und hat damit Gesetzestraft erlangt.

Flammen

Man darf über den Kampf gegen das weißgardistische Polen nicht vergessen, daß es dort auch Revolutionäre gab und gibt. Tapfere Herzen und Borkämpfer der Freiheit finden wir bort bei aller Unterbrüdung, wie in anderen östlichen und westlichen Ländern. Lebendig begraben in den Kasematten der Beter- Baulsfeftung oder in Sibirien , ersehnten sie bis zum legten Atemzuge nur den ein­zigen Sieg: die Zukunft zu gestalten. Der zweibändige Roman Flammen" von Stanislam Brzozowski der( von Leo Richter aus dem Bolnischen übersetzt) jüngst im Verlage Richard Bong , Berlin , erschien, führt in die Kreise der Männer und Frauen der Narodnaja Wolja ", die das Attentat gegen Alexander II , mit Aufopferung ihres Lebens vorbereiteten und burchführten. Sie erwarteten den Tod dieses Autotraten wie jene Stimme des Rechtes, welche Millionen geknechteter und unter­brüdter Existenzen die Menschenwürde wiedergibt. Das zaristische Rußland , die Berneinung des Menschen, die Bergewaltigung des Menschen, die bleiche Furcht verbreitende Uebermacht, Rußland , das Band des düsteren Wahnsinns von Millionen, fühlte, daß es lebt, daß in ihm eine neue Kraft atmet und wacht: der gewappnete Ge bante.

Ueber die terroristische Bewegung hinaus sind hier die sozialisti schen und menschheitlichen Jdeen, von denen diese Menschen erfüllt find, zur lebendigen Darstellung gebracht. Probleme der Gegen­wart sind in weiteftem Maße aufgerollt. Das Vorbild der großen russischen Romane leuchtet über dem Ganzen. Der Selo des Buches, Michael Kaniowsti, aus dessen angeblich hinterlassenen Auf­zeichnungen die bedeutendsten historischen Gestalten der stürmischen revolutionären Aera vorübergleiten( besonders Wjera Fiegner, Sonja Perowsta, Michailow, Schelaboff u. a. m.), hat auch wäh­rend der Straßenfämpfe der Kommune auf dem Pariser Pflaster geftanden. Er fämpft nicht nur für die russische Gemeinde, er fämpft für die sozialistisch- kommunistische Gesellschaft, das neue Jerusalem der Freiheit und Arbeit. Die amtlich offizielle Welt, fagt er, diese ganze bestehende Gesellschaftsordnung, stüße sich doch nur auf die Unwissenheit, die Passivität der Massen. In dem Augenblid, wo diese begreifen würden, daß sie alles sind, und wo ste den Mut haben würden, sich auf sich selbst zu verlassen, würde bann diese scheinbar so fest und sicher dastehende Welt nicht in Nichts zusammenstützen? An einer Stelle der Aufzeichnungen heißt es weiter: Es waren wirklich seltsame, ungewöhnliche Zeiten. Zu Tausenden tonnte man damals die jungen Leute zählen, melche

Spartakus macht sich selbständig| Sugen Richter in fefner berlibunten Spares propertie

Die Rote Fahne " veröffentlicht in ihrer heutigen Aus­gabe einen langen Aufruf, in dem die deutsche Arbeiterschaft gabe einen langen Aufruf, in dem die deutsche Arbeiterschaft aufgefordert wird, über die deutsche Neutralität zu wachen und den Durchzug französischer Truppen durch Deutschland zu verhindern. Es heißt in dem Aufruf:

Bricht die deutsche Regierung die Neutralität oder unterstützt sie auch nur indirett den Feldzug gegen Sowjetrußland, dann muß der Kampf gegen diese Regierung mit aller Kraft aufgenommen wer­den. Dann ist der Generalstreit und bewaffneter Aufstand das einzige Mittel zur Rettung vor dem Untergang. Das wird der schwerste Kampf, den Ihr je unternommen habt. Dentt an die Erfahrungen der früheren Kämpfe. Sie scheiterten nicht zulegt daran, daß Ihr nicht die Leitung hattet, die rüd­fichtslos bereit war, Euren Willen zu vollstreden. In diesem Kampf muß die gesamte Arbeiterklasse geschlossen marschie ren und schlagen. Darum fönnen nicht die Gewerkschaftss führer und nicht die einzelnen politischen Parteien die Leitung übernehmen; das können nur die von Euch selbst gewählten und kontrollierten politischen Arbeiterräte.

Arbeiter! Seid Euch flar darüber, daß die Scheidemänner und die Kautskyaner, die heute erklären für die Neutralität einzutreten, nur auf den Augenblid warten, um Euch in den Rüden zu fallen, wenn die deutsche Regierung ihre Maste ab­nimmt. Vor dem russischen Proletariat und der revolutionären Mtion der deutschen Arbeitertlase haben diese Verräter mehr Angit als vor der Gegenrevolution. Wollt Ihr den Verrat aus Euren Reihen ausschalten, dann übernehmt selber die Leitung des Kampfes, dann wählt sofort bei Eintritt in den Generalstreit an jedem Ort, in jedem Bezirk politische Arbeiterräte, die sich zentral zusammenschließen.

3wei Tage vorher haben die Kommunisten gemeinschaftlich mit den Gewerkschaftsführern", den Scheidemännern" und den ,, Kautskyanern", die von ihnen heute beschimpft werden, den Aufruf an die deutsche Arbeiterschaft erlassen, worin zur Sicherung der Neutralität aufgefordert wurde. Wie die Ar beiterklasse geschlossen marschieren und schlagen soll, wenn dieser Marsch damit beginnt, daß ein Teil der Arbeiter dem nisten noch erklären. Zum Glüd repräsentiert Spartakus nur anderen die Köpfe einschlägt, das müßten uns die Kommu­einen winzigen Teil der deutschen Arbeiterschaft, und heit der Arbeiterklasse in dem Kampfe für die Neutralität wenn er sich jetzt selbständig macht, so wird er die Geschlossen­Deutschlands nicht beeinträchtigen können.

Damit der Humor bei der Sache nicht fehle, veröffentlicht die Rote Fahne" in derselben Nummer einen Bericht über die Gründung der Britischen Kommunisti­schen Partei. Auf dem Gründungstongreß wurde bean tragt, daß man sich der Arbeiterparteianschließen solle, zumal auch Lenin diesen Anschluß befürwortet habe. Der Antrag wurde auch mit geringer Mehrheit angenommen. Die englische Arbeiterpartei wird von den Kommunisten noch ärger beschimpft als die deutschen Scheidemänner. Trogdem gehen fie eine Zeltgemeinschaft mit ihr ein. Es scheint also, bak die Kommunisten überall diefelbe Methode heffen: um ihren geringen Einfluß zu verbergen, beschimpfen sie die übrige Arbeiterbewegung, zugleich aber begeben sie sich unter deren schützendes Dach, wenn das politische Wetter schlecht zu werden beginnt.

Eine Leuchte der Rechtssozialisten

Der Zentralverband deutscher Haus- und Grundbefizer- Vereine hat am Sonntag in Magdeburg eine Tagung abgehalten. Wie ber Borwärts" berichtet, hat dort zu unserem Erstaunen" der Lands tagspräsident von Anhalt , Genosse" Beus, ein Referat ge halten, in dem er folgendes ausführte:

Das Haus ist im übertragenen Sinne ein erweiterter Rod. So wenig ein Mensch sein ganzes Leben hindurch einen geborgten Rod tragen will, so wichtig ist es, daß er Gelegenheit erhält, fein eige nes Heim zu befizen. Sierzu die Möglichkeit zu schaffen, setze er fich für die Ansparung bes erforderlichen kapitals ein. Die soziale Frage set mehr als zur Hälfte gelöst, wenn jeder Mensch mindestens 10 000 M. zum Wohnungserwerb anspare, denn dann gebe es teine Broletarier mehr und auch der Sausbefizer habe gleichzeitig die Gewähr, daß er nur sichere Mieter erhalte. Da aber freiwillig viele nicht zu dieser Spartätigkeit an zuhalten feien, müsse der Staat sie bazu zwingen. Er habe sich biejer Tage bereits für eine 50 prozentige Erhöhung aller Mieten eingesetzt, um den Hausbesitzern die Möglichkeit zur Beseitigung der Hausschäden zu geben.( 3uruf: Biel zu wenig!) Er sei auch bereit, sich für mehr einzusehen, wenn man ihm die Notwendigkeit nachweise. Er wolle damit nur dartun, daß auch in seinen Kreisen mit der Anschauung gebrochen sei, daß die heuti gen Mieten noch angemessen seien."

Der Vorwärts" ist über diese Ausführungen ganz entsetzt; er meint, daß sie mit Sozialismus nichts zu tun hätten und im Grunde genommen nur jene manchesterlichen Lehren seien, die

thr Baterhaus, Wohlstand, turz alles im Stich fießen, um ins Bolt zu gehen, mit dem Bolte zu arbeiten und eins mit ihnen zu werden, um zu seinem Gedanken, seinem Gewissen und Willen zu werden. An meinem geistigen Auge ziehen die teuren Gestalten aller derer vorüber, die auf den Etappen elend zugrunde gegangen, die nach vielen langen Jahren der Einterferung dem Wahnsinn zum Opfer gefallen waren, am Galgen oder in der Katorga ge­endet hatten."

Wenn der Verfasser von sich lagt, nicht die geringste Tragit des damaligen Kampfes war fein Mangel an Blast it, so ist dieser Mangel auch ein Kennzeichen seiner Darstellung. Nieder­lagen und Siege spielten sich in der Tiefe der Seelen ab. Alle biese Revolutionäre führten ein dunkles und nervenzerrüttendes Leben. Die Stimmen der Kameraden und Freunde brangen nur gedämpft aus der Ferne herüber. Man begrüßte ich und nahm Abschied voneinander im Dunkel und in eiliger Saft. Aber ge dantenreiche Gespräche sind in voller Breite mit allerhand philo­Sophischen Exturfen wiedergegeben. Sier atmet die slawische Seele. Es ist alles fest und mit Liebe, ohne Sentimentalität durch­brungen. Alles Dramatische und die explosivsten Ereignisse sind nur mit wenigen Worten tnapp gestreift, als ob der Verfasser jebe äußere Wirtung und Spannung fürchtete und jede tünst lerische Verbrämung verachtete. Dennoch blüht es an manchen Stellen von reinster landschaftlicher und seelischer Schönheit. Diese vor nichts zurückschredenden Naturen, denen aber die Gewalt nie­mals Selbstzwed, sondern nur furchtbarste Gegenwehr ist, haben eine unfagbare Keuschheit des Empfindens. Alles ist von Liebe, Tod und Ewigkeit, wie von einem fernen flüchtigen Strahl be rührt. Und noch im rein gedantlichen Ausdrud gebiert sich die unendliche Sehnsucht dieser Menschen.

Nicht alles ist leicht verständlich und anschaulich visionär ge schildert. Manches jetzt Kenntnisse der besonderen polnischen Ge­schichte und Literatur voraus. Aber es ist doch voller Aktion und Kampfftimmung ein gewaltiges historisches Epos der Revolution, das uns nahe geht und uns von großem, bleibendem und mehr als literarischem Werte dünft, auch wenn es mehr rüdwärts schauend erklärt, als Wege vorausweisend fündet. Du fragst nach bem Steg, jo tlingt der Grundafford dieses Buches: Niemals bin ich allein, niemals werde ich allein sein. Fühlst Du denn nicht, daß wir in jedem Augenblid siegen, daß ber Sieg in uns bas ist, was allem standhalten wird. Das unvergängliche, große, fceie, goldene Herz der Menschheit! Mit dem vollen Bewußtsein bessen, daß sie verloren fein werden, gingen diefe Revolutionäre

verkörpert habe. meisten Arbeiterfamilien tönne heute nicht einmal so viel eripart werden, um die notwendigsten Neuanschaffungen an Klei dern, Stiefeln, Hausrat usw. zu bestreiten. Diesen Familien solle Genoffe" Beus einmal zeigen, wie sie noch 10 000 M. zurüdlegen sollen, um eine eigene Wohnung zu erwerben, die heute mindestens 30 000 m. foftet.

Die Entrüftung des Vorwärts" über seinen Freund Beus ist nicht ganz angebracht, denn was Peus bei den Hausbesigern ver zapft hat, bildet nur einen Teil der Weisheiten, die sonst aus feinem Munde fließen. Bisher war der Borwärts" ganz damit einverstanden, daß Peus, der faum ein radikaler Kleinbürger ist, zu den Leuchten der Rechtssozialisten gezählt wurde. Deshalb ist es Unrecht, daß das Blatt ihn nur deshalb abschüttelt, weil er der. Partei durch eine gelegentliche Aeußerung unbequem wird.

Gegen das Entwaffnungsgeset

TU. München, 10. Auguft.

Die unabhängigen Sozialisten hielten gestern unter dem Thema Die tommende Militärdiftatur" zwei Massenversamm lungen gegen das Entwaffnungsgesetz ab, wobei der Reichstags­abgeordnete Genosse Unterleitner die Stellungnahme unferer Partei durch die Erklärung präzisierte, die deutsche Arbeiterklasse set in dem gegenwärtigen gewaltigen Ringen berufen, sich ge= t üst et zu halten, um im richtigen Augenblid eingreifen zu fönnen.

Die Obergelben und die Reaktion

Wir machten in der Morgenausgabe Mitteilung von der wad ligen Haltung der gelben Gewerkschaftsgruppe zur Wahrung der Neutralität durch die Wachsamkeit der Arbeiter und Beamten und deuteten an, daß aus der Mahnung dieser Verbände zur Wahrung der Staatsautorität eine der Deutschen Zeitung" verwandte Aufassung spreche. Dieses Blatt beeilt sich nun, unsere Voraussicht zu bestätigen. Es hebt hervor, daß die Kundgebung der Obergelben in einem wohltuenden Ges gensah" stehe zu dem Aufruf der sozialistischen Parteien und des Gewerkschaftsbundes, dem sich nachträglich auch die Afa ange schlossen hat. Die Mahnung der Regierung zur Besonnenheit tomme viel zu spät. Es zeige fich daran, daß die Regierung völlig unter der Herrschaft der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften steht.. Vor allen Dingen wenden wir uns nochmals, wie schon so oft, dagegen, daß sich die Sozialdemo traten Rechte anmaßen, die ausschließlich der vom ganzen Bolle gewählten Regierung zustehen. Wir wollen teine Rätes Sittatur, auch teine vertappte."

Den Herrschaften scheint ein wirksamer Schutz der Neutrali tät in der Tat unbequem zu sein.

Die bayerischen Einwohnerwehren

TU. München, 10. Auguft.

In der gestrigen ersten Versammlung der bayerischen Landes bauernkammer erklärte der zum Vorsigenden gewählte Abg. Dr Heim, es bestehe noch teine Klarheit darüber, ob die Einwohners wehren überhaupt unter das Entwaffnungsgeseh fallen. Der Vors Figende wurde ermächtigt, der bayerischen Regierung den Wunsch zu übermitteln, daß die bayerischen Einwohnerwehren erhalten bleiben.

Es wird notwendig fein, bak die Reichsrenierung die pon den bayerischen Reaktionären vermißte Klarheit sofort schafft. Der Herr Reichskommissar hat hier eine günstige Ges Tegenheit zu zeigen, wer er ist. Wir erwarten, daß er sie nicht unbenügt vorübergehen lagt.

Noch eine Paßverweigerung

Die mächtige Föderation der Syndikate der Lehe rer und Lehrerinnen Frantreichs und der Kolonien hatte den Verband sozialistischer Lehrer Deutschlands zu einem Internationalen sozialistischen Lehrertongreß Dom 12. bis 15. 8. nach Bordeaux geladen. Durch die Unter­Stügung hochherziger Genossen wurden die soz. Lehrer in die Lage perfekt, diesem Rufe zu folgen. Gewarnt durch die Verweigerung der Einreise Ledebours, versuchten unsere Vertreter unter allen nur denkbaren Vorsichtsmaßregeln, die Einreiseerlaubnis zu erlangen. Umsonst! Schmerz im Herzen, müssen nun die soz. Lehrer auf die Teilnahme an dem 1. internationalen Kongreß sos zialistischer Lehrer verzichten.

Wir geben unseren französischen Genossen die fefte Versicherung unferer vollen Solidarität in ihrem Kampfe gegen ihre tapitalistisch militaristische Regierung und versprechen ihnen, nicht zu ruhen, bis trok aller Widerstände der Grund zu einer sozia­listischen pädagogischen Internationale als inte grierenden Bestandteil der großen revolutionären Internationale gelegt ift.

Der Borstand der U.- S.- P.- Fraktion des Verb. soz. Lehrer.

ben Weg bes Tobes, benn fie glaubten, daß er das Leben ber fünftigen Menschheit aufbaue. Dort, wo bisher paffiver, lebloser Geschichtsstoff war, da lebt jetzt der Menschen­gebante. Und der Revolutionär ist glücklich, wenn auch erst aus unseren Knochen, aus unseren Gräbern, der belebende erfrischende Sturm tommen sollte. E. B.

Der gefühlvolle Militarist

Als dieser Tage Oberwachtmeister Sommerkorn von der Sicher heitspolizei wegen Waffenschiebungen verhaftet wurde, gab er, wie bereits mitgeteilt, bei seiner Verhaftung an, es hätte ihn als alten Soldaten geschmerzt, zu wissen, daß die schönen Waffen durch die Entente vernichtet werden. Er sei seinerzeit Augenzeuge ber Vernichtung von 200 Infanteriegewehren gewesen, was eine starte seelische Depression bei ihm hervor gerufen hätte. Wie rührend empfindlich ist doch so eine alte Soldatenseele, wenn es an die schönen Mordinstrumente geht, mit denen man so luftig den äußeren und inneren Feind" nieder­Inallen tann. Aber sie blieb stumpf und ungerührt oder atmete gar tiefe Befriedigung, wenn das Menschen material" in den Tod geschickt wurde, wenn alte Landsturmmänner gefchunden und in den Hintern getreten wurden, wenn gemeine Soldaten vor­getrieben und im Maschinengewehrfeuer reihenweise niedergemäht wurden, wenn die Mannschaften in den Granatlöchern und im Drahtverhau elender als das Bieh zu Grunde gingen, wenn Men­schenleiber von Vorgesetzten beschimpft, befudelt und in den Kot getreten wurden, wenn Tausende und Abertausende dahinfanten, verredten, verfaulten alles zur höheren Ehre" des Militaris mus und zugunsten einer eroberungsfüchtigen Kriegsbande. Die Borgesetzten begingen Verbrechen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder hießen sie gut, aber ihr Herz trampft sich erst zusammen, wenn die Waffen vernichtet werden sollen. Wir haben schon allen Grund stolz zu sein auf diese militaristische Gesellschaft und ihre edlen" Gefühle!

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Sie hat noch immer ihre Verehrer. So schreibt ernsthaft!- in der Sonntagsnummer des roten Tag" Herr Ludwig Werner, Mitglied der Preußischen Landesversammlung, bei Gelegenheit der Strafvollzugsreform und der Auflösung des Heeres: Die bisher bewährten Kräfte des Unteroffizier- und Militäranwärterstanbes find... am besten geeignet zum Wohl des Staates und zur Sebung der aufs tiefste gesuntenen Boltsmoral." Na alfol