günstig zu einer Verbesserung ihrer eigenen Stellung, und mit Hilfe der Neutralität hoffen sie, ver­lorengegangene Machtpositionen wieder erobern zu können. Von zahlreichen Beweisen, die sich in ihrer Presse finden, nur einen. Die Bergwertszeitung", das Organ der Grubenbarone, schrieb dieser Tage:

,, Deutschlands   Interesse und Deutschlands   Sympathie neigen fia) zu Rußland  . Nicht zum Bolschewismus, wohl aber zu dem nationalen russischen Geist, der gegen Polen und gegen die hab­gierige imperialistische Politik der Entente erwacht ist."

Der habgierigen imperialistischen Politik der Entente sind wir genau so abgeneigt wie die Zechenherren, wahrscheinlich noch mehr. Aber wir wollen den Ententeimperialismus nicht zerstören, um auf seinen Trümmer den deutschen   Impe­rialismus wieder aufzurichten, und wir unterscheiden uns von den Politikern vom Schlage der ,, Bergwerkszeitung" darin, daß wir den Bolschewismus nicht als den Jagdhund benutzen wollen, der den deutschen   Kapitalisten die Ententehasen in die Küche treiben soll.

In mindestens ebenso hohem Grade aber unterscheiden wir uns von jener anderen bürgerlichen Gruppe, für die die Neu­tralität nur eine Art von Handelsobjekt ist und die darauf spekuliert, Deutschland   zu gegebener Stunde möglichst teuer an die Entente ver­faufen zu fönnen. Diese Kreise begrüßen die Neu­tralitätserklärung, weil sie Deutschland   rar mache. In ihrer Not, so vermuten sie, würden Frankreich   und England uns einen Preis für die Aufgabe der Neutralität bieten. Dem so erworbenen Bundesgenossen würden sie 3ugeständnisse im Often und Westen machen, und dann fönne ein frisch- fröhlicher gemeinsamer Feldzug gegen den russischen Bolschewismus und

was sehr viel wichtiger ist gegen die deutsche Re= volution beginnen. Man spricht von Verhandlungen, die zu diesem Endzwed geführt worden seien oder noch geführt würden. Mag sein, daß das leere Gerüchte sind. Aber daß solche Wünsche leben, läßt sich nicht bestreiten, und daß wir ihre Erfüllung fördern würden, wenn wir auch nur den Ein­druck aufkommen ließen, als gäbe es eine innere Gemein­schaft zwischen unserer Ostpolitik und der der bürgerlichen Klassen, liegt auf der Hand.

Wir gehen von ganz anderen Voraussetzungen aus und verfol­gen ganz andere 3iele als die Freunde der Neutralität im bürgerlichen Lager. Wir sind ehrlich genug, den zeitweiligen Weggenossen jede Illusion über unsere Absichten zu nehmen, damit sie nicht überrascht werden, wenn wir uns morgen schon genötigt sehen, ihnen an die Kehle zu springen.

Aufhebung der Kartoffel­bewirtschaftung

Offiziös wird mitgeteilt: Jm Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben in letzter Zeit Verhandlungen über die Frage der Aufhebung der Kartoffelzwangswirt schaft mit Vertretern der Landwirtschaft, des Handels und der Konsumenten stattgefunden. Die gleiche Frage war Gegenstand eingehender Erörterungen im Unterausschuß für Ernährung und Landwirtschaft des Reichswirtschaftsrats und einem voltswirts schaftlichen Ausschuß des Reichstages. Mit Rüdficht auf die gün­ftigen Ernte aussichten haben diese Ausschüsse übereinstim­mend der Reichsregierung vorgeschlagen, vom 15. September 1920 ab die öffentliche Bewirtschaftung der Kar toffeln mit der Maßgabe aufzuheben, daß die auf Grund der Verordnung vom 21. Mai abgeschlossenen Verträge bestehen bleiben und eine starte Reichsreserve zur Ueberwindung etwa während der Herbst- und Wintermonate eintretender Notstände ge­bildet wird. Es ist damit zu rechnen, daß ein entsprechend vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgearbei teter Verordnungsentwurf Mitte August vom voltswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages angenommen wird, so daß dem Handel von da ab die zur Antnüpfung seiner geschäftlichen Beziehungen erforderliche Bewegungsfreiheit gegeben und er in den Stand ge setzt ist, Kartoffeln zur Belieferung nach dem 14. September 1920 anzutaufen. Um die Preisbildung auf dem Markte für Speisetartoffeln nicht zu berunruhigen, set schon jetzt darauf hin­gewiesen, daß die fartoffelverarbeitende Industrie, insbesondere die Brennereien, mit einer Einschränkung ihrer Be triebe zu rechnen haben werden.

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Die Konsumenten müssen also damit rechnen, daß die Preise für Kartoffeln eine Höhe behalten werden, die fie für bie arbeitende Bevölkerung faft zu einem Luxusartikel machen. Offiziös wird von günstigen Ernteaussichten ge­sprochen. Zu gleicher Zeit veröffentlicht aber der Detonomie­rat Franz Schiftan in der Täglischen Rundschau" einen Artikel, worin er warnt, sich heute schon auf Maßnahmen ein zustellen, die eine große Kartoffelernte voraussetzen. Der Kartoffelertrag sci erst Mitte September übersehbar, da die Hauptwachstumszeit der Knolle erst jetzt eintrete. Die Vors

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Schaumlöffelet

Bon Ignaz Wrobel  .

Sechs Fuß hoch aufgeschossen, Ein Kriegsgott anzuschauen, Der Liebling ber Genoffen Der Abgott schöner Frauen, Blauäugig, blond, verwegen Und in der jungen Hand Den alten Preußendegen-". Wenn in Deutschland   einer etwas versiebt hat, dann kneift er hinterher, schreibt aber seine Memoiren, womit er seine gänzliche Unschuld an dem Malheur dartut, die Gegner beschimpfen und fünfzehn Prozent des Ladenpreises einstecen tann. So auch der cand. med. dent. Karl Schaumlöffel, dem Studentenverein Wingolf" angehörig und derweiliger Stabsfeldwebel" des Stu­dententorps Marburg  .

Das Buch geht um die Schuldfrage herum, wie die Katze um den heißen Brei, verhüllt sie in patriotische Phrasen und ändert an dem Urteil der anständigen Leute nichts. Wie war es denn?

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Die Zeitfreiwilligenorganisationen von Studenten und stel­lungslosen Offizieren hatten sich unter einer Regierung, die so schlapp war, daß sie eigentlich nicht recht wußte, wie sie der Rech­ten und der Linken Herr werden sollte, zu altem, beliebtem Sol­datenspiel zusammengefunden. Wie schön war das: noch einmal heraus aus den staubigen Auditorien, noch einmal heraus aus den möblierten Buden, wo der mit den bunten Bändchen geschmückte Zivilist vor der Wirtin, dem Schneider und dem Schuster nur noch einmal heraus gerade so viel galt wie jeder andere auch in das Feldleben, wo man salutiert, über die Maßen gut bezahlt und überhaupt so respektiert wurde, wie es einem honorigen Stu benten und Achselstückträger von dem Pack zukam. Sie traten an. Und marschierten ins Feld", gegen die eigenen Landsleute, mit einer Wonne, daß deutlich zu sehen war, es ging ihnen nicht um die Sache, sondern ums Soldatenspielen. Der Regierung war die Angelegenheit längst über den Kopf gewachsen. Sie sah zu, wie ihre Beauftragten" voller Berachtung für die neue Berfassung ihre eigenen 3wede unter einem Dedmantel verfolgten. Am 24. März 1920 besetzten die Stunden unter Führung eines v. Sel chow Thal, die Unterführung hatte ein Herr Baldus. Der Gen­barmeriewachtmeister Heß aus Thal setzte sich mit Herrn Baldus in Berbindung und übergab ihm eine Liste von Menschen, die als Haupträdelsführer der Roten Armee bezeichnet wurden. Wie ge

bedingung für eine Vollernte sei nicht gegeben, in vielen, Landesteilen behindere andauernde Nässe das Wachstum.und die Haltbarkeit der Kartoffel. Diese Ausführungen bedeuten nichts anderes, als daß die Agrarier schon jetzt auf eine an­geblich mangelhafte Kartoffelernte vorbereiten wollen, und daß aus diesem Grunde die Preise hochgehalten werden müßten. Die Regierung hat demgegenüber die Pflicht, dafür zu sorgen, daß durch die Einfuhr ausländischer Kartoffeln ein genügendes Angebot geschaffen wird, damit durch dieses auf die Preise gedrückt werden könne. So­viel läßt sich aber jetzt schon sagen, daß die Aufhebung der Kartoffelbewirtschaftung feine Erleichterung für die Konsu­menten bringen wird, sondern aller Voraussicht nach dazu führen dürfte, daß die Verbraucher hemmungslos den Profit interessen der Agrarier und der Händler ausgeliefert werden.

Herabsetzung der Vieh- und Fleischpreise

Es wird amtlich bekannt gegeben, daß die Anfang Juni 1920 ez­höhten Schlachtviehpreise ab 11. August 1920 eine Ermäßigung um 40 Mart je 3entner Lebendgewicht bei Rindern, 100 Mark bei Kälbern und ungefähr 40 Mart bei Schafen erfahren. Diese Her­absetzung der Preise wurde ermöglicht durch die Sentung der Pro­duktionskosten, die infolge des günstigen Standes der Weiden   und der nach Güte und Menge allenthalben befriedigenden Heuernte entstanden ist. Die Herabsegung der Viehpreise bringt in Verbin­dung mit den gestiegenen Häutepreisen die Möglichkeit mit sich, bei Rindern den Kleinhandelsfleischpreis um unge= fähr 1 Mart, bei Kälbern um 1,90 Mart und bei Schafen um 0,70 Mart je Pfund zu senken.

Lohnpolitik und Preisbildung

Der Reichswirtschaftsrat zur Wirtschaftskrise Der vom wirtschafts- und sozialpolitischen Ausschuß des vor­läufigen Reichswirtschaftsrats eingesetzte Unterausschuß hat gestern dem gesamten Ausschuß seinen Bericht über Maßnahmen betreffend Förderung der produttiven Erwerbs­Iosenfürsorge gegeben. Der Unterausschuß hat eine große Anzahl von Sachverständigen aus allen Produktionszweigen

pernommen, mit denen die Fragen erörert wurden: 1. Was ist die Ursache der Betriebseinstellung und Betriebseinschränkung. 2. Auf welchem Wege läßt sich die Produktion wieder in Gang bringen. Anstelle des Berichterstatters Herkner hatte der Abgeord­nete Wissell das Referat, der auch einen Antrag vorlegte. Re­ferat und Antrag Wissell werden die Grundlage für die weitere Beratung des gemeinsamen wirtschaftspolitischen und sozialpoliti­schen Ausschusses bilden.

In dem Bericht des Abgeordneten Wisse II wird betont, daß die Gefahr, die der Industrie durch die fich häufenden Bes triebseinstellungen drohe, in weiten Kreisen der Bevölkerung un­terschätzt werde. Die Statistit ergebe tein flares Bild. Der Bericht wendet sich gegen die Auffassung, daß die Absatzftodung auf einen Käuferstreik" zurückzuführen sei. Der Grund liege darin, daß die Masse des minderbemittelten Publikums nicht mehr taufträftig sei. Der Versuch, die Preise durch Abbau der Löhne zu senten, set als gefährlich abzulehnen, da die Preis­steigerung die Ursache der Lohnsteigerungen sei und nicht umge­tehrt. Die primäre Ursache der Krisis sei die Steigerung der Roh­stoffpreise. Es bestehe daher im Reichswirtschaftsrat volle Uebereinstimmung darin, daß an einen Abbau der Löhne nicht eher gedacht werden darf, als bis die Kosten der Lebens­haltung ermäßigt worden sind. Die außerordentliche Steigerung der Rohstoffpreise führe zu Preisforderungen, die in den tatsächlichen Selbsttosten teine Rechtfertigung finden, weil den früheren Verhältnissen entsprechende prozentuale San­beiszuschläge eingesetzt werden. Auf diese Art entstünden Uebergewinne, die neben der Rohstoffteuerung zu den wich­tigsten Ursachen der Preisbildung zu rechnen seien.

Die Vorschläge, die der Antrag Wissell im einzelnen macht, laufen denn auch hinaus auf die Minderung der Rohstoffpreise und die Kontrolle über die Preisbildung zweds Verhütung einer Preissteigerung durch Uebergewinne. Die einzelnen Vorschläge des Antrages bringen wir weiter unten zur Kenntnis.

Der Bericht unterscheidet sich zu seinem Vorteil von dem üblichen Geschwät dadurch, daß er endlich einmal auf Grund von sachver­ständigen Urteilen hervorhebt, daß die hohen Löhne und Gehälter nicht die Ursache, sondern die Folge der wahnsinnigen Preis bildung find. Die Untersuchungen des Ausschusses scheinen uns aber auf halbem Wege steden geblieben zu sein. Führt man den Gedanken, daß die geminderte Kauftraft der arbeitenden Bevölkerung die Ursache der Betriebsstodung ist, zu Ende, so tommt man zu dem Ergebnis, daß Löhne und Gehälter nicht nur nicht zu hoch, sondern zu niedrig sind. Die erste Maßnahme, zur Sebung der gegenwärtigen Depression, wäre mithin die längst not­wendige Angleichung von Löhnen und Gehältern an die Preisbildung. Sält zudem der Reichswirtschafts­rat eine wirksame Kontrolle der Preisbildung, die eine Verhütung von Wuchergewinnen zu erzielen vermag, für möglich, so muß es

arbeitet worden ist, fann man daraus ersehen, daß von diesen vierzig Aufrührern fünfundzwanzig sofort wieder auf freien Fuß gesetzt werden mußten. Fünfzehn Mann nahmen die Studenten mit. Die Gesinnung der Geßlerschen Reichswehrtruppen wird durch die Angabe des Herrn v. Selchow illustriert: Die Gefange­nen wurden ausgeladen und von einem starten Kordon von Ange­hörigen des Studentenforps umgeben, denen es nur mit größter Mühe gelang, die wütende und mit Knüppeln gegen die Gefange­nen vorgehende Menge der Bevölkerung und der Reichswehrtrup­pen zurückzuhalten." Die Gefangenen waren in diesem Augenblick wehrlos.

Auf dem Marsch von Mechterstedt nach Gotha   wurden die fünf­zehn Gefangenen aus Thal von den Studenten ermordet. Der cand. med. dent. Schaumlöffel spricht von einer Erschießung auf der Flucht. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder sind die Ge­fangenen alle fünfzehn auf einmal entflohen. Dann hätten die Wachmannschaften in der größten Geistesgegenwart sofort die um­gehängten Gewehre hochgenommen, gezielt, geschossen und getrof fen, und das bei dichtem Nebel. Schaumlöffel schreibt, daß es der geübtesten Geistesgegenwart bedürfe, um solchen Versuchen zu pa­rieren. Fünfzehn Schüsse im Nebel überraschter Menschen und fünfzehn tödliche Treffer: das ist sehr unwahrscheinlich. Oder aber: die Gefangenen find nacheinander entflohen, das heißt, nachdem ein oder zwei einen mißglückten und mit ihrem Tode endenden Fluchtversuch gemacht haben. Das ist sehr unwahrscheinlich. Die Erschossenen haben fast alle Kopf- und Brustschüsse teilweise von vorn gehabt. Auf diese wichtigen Fragen geht der Wingolf- Mann überhaupt nicht ein. Nach den Feststellungen des Rechtsanwalts Liebknecht   ist erwiesen: die Angeklagten befanden sich bis zur Ge­richtsverhandlung in Freiheit und konnten vorher das Nötige ver­anlassen. Wichtige Belastungszeugen find nicht herangezogen worden. Der Hauptbelastungszeuge, Offizier- Stellvertreter Dahl­ heim   des Marburger   Reichswehrbataillons, wurde von seinem Bataillonskommandeur, Herrn Schent zu Schweinsberg  , gemaß­regelt. Vor jedem unparteiischen Gerichtshof hätte man eine Kage eine Kate genannt, und die Herren Studenten wären herein gefallen.

Aber das ist teine Ueberraschung für uns Deutsche  , die wir an zweierlei Justiz seit langer Zeit gewöhnt sind. Das Heft des Stabsfeldwebels ist aber vor allem- in Ausdrucksweise, Schilde­rungen und Lebensauffassung- ein preußisches Kulturdokument.

auch möglich sein, weffere Steigerungen der Preise Infolge Ser wesentlich erhöhten Löhne und Gehälter durch diese Kontrolle zu verbieten. Die Folge davon wäre, daß nicht nur die Uebergewinne beschnitten werden, sondern, daß ein Teil der Gewinne in die Taschen der konsu mierenden Massen flösse und ihe kauftraft ers heblich steigerte. Der Reichswirtschaftsrat tönnte auf solche Art dreierlei mit einem Schlage erzeugen: Die Belebung des Konsums, die Kontrolle der Preisbildung und die Beschneidung der Gewinne. Die Voraussetzung dafür wäre allerdings eine ernst hafte, mit weitgehenden Rechten ausgestattete Kontrolle bez Betriebe durch die Arbeitnehmer. Wir haben schon ein­mal darauf hingewiesen, daß die Möglichkeiten dazu durch das Betriebsräte- Gesek verbaut worden sind.

Die einzelnen Forderungen des Antrags Wifell, auf deren Be deutung und Wirkung noch einzugehen sein wird, lauten:

1. Der Abbruch von Betrieben oder die wesentliche Einschränkung der Produktionsmöglichkeit eines Betriebes durch ganzen oder teilweisen Verkauf bisher zum Betriebe benutter Produktionsmittel ist unter eine vorherige Anmeldepflicht zu stellen und von einer Genehmigung abhängig zu machen.

2. Die Stillegung von Betrieben ist im einzelnen Falle durch einen Sachverständigenausschuß unter Zuziehung von Unternehmern und Arbeitnehmern auf ihre voltswirtschaftliche Berechtigung zu prüfen. Dem Ausschuß ist das Recht zu geben, Maßnahmen zur Fortführung des Betriebes bei einer öffent lichen Stelle in die Wege zu leiten. Als solche Maßnahmen sind in Aussicht zu nehmen: a) die Erteilung von öffents lichen Aufträgen durch Vermittlung der beteiligten Fach­organisationen, b) die Verpflichtung der Rohstoffgesellschaften, die ihrer Bewirtschaftung unterliegenden Rohstoffe zu den der Martilage entsprechenden Preisen den Verbrauchern abzugeben, c) die Gewährung von Betriebskapital durch ge nossenschaftlichen Zusamenschluß der Gewerbsgenossen, d) die unter Gewährung Don Ausfuhrerlaubnissen gleichzeitiger Fürsorge für den notwendigen Inlandsbedarf. Die zu a) bis d) genannten Aufgaben sollen an eine einheitliche, nicht nach bureaukratischen Grundsätzen zu leitende, selbständige öffent liche Selle übertragen werden.

3. Bei Abbrüchen sowie bei Stiflegung trot Beanstandung oder Verbot der dazu in Aussicht genommenen Stelle, bei denen der Unternehmer eine nach den Grundsägen von 2a bis d ange botene Hilfe ablehnt, ist der öffentlichen Stelle oder einer vor handenen Berufsleitung das Recht zu geben, den Betrieb im Interesse der Allgemeinheit selbst oder durch einen Dritten weiterzuführen, zu verpachten oder zu enteignen. Auch können die Kohlen und sonstige Betriebs ftoffe alsbald einer Verwertung in anderen Betrieben zugeführt

werden.

4. Die Behördenzersplitterung ist mit möglichster Beschleunigung zu beseitigen.

5. Sobald bei Rohstoffen der inländische Warenpreis im Ver hältnis zum letzten Friedenspreis höher steigt, als das jeweilige Durchschnitsverhältnis von Goldmart zu Papiermart und zur Preissteigerung auf dem Weltmarkt, ist die Ausfuhr des be treffenden Rohstoffes zu untersagen.

6. Während der durch die Krije erzwungenen Kurzarbeit ist den Arbeitern pro ausgefallene Arbeitsstunde ein noch zu bestimmender Prozentsaz des tarifmäßigen Mindestlohnes aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge zu vergüten.

7. Es ist zu prüfen, welche Hemmungen einem angemessenen Abbau der Preise aus der start entwidelten, aber untontrolliers ten privaten Strafjustiz der Verbände erwachsen und welche ge fehlichen und administrativen Maßnahmen dagegen in Betracht zu ziehen sind.

Dazu kommen Vorschläge für einzelne Industriezweige.

Im Anschluß an die Berichterstattung nahm Staatssekretär Dr. Hirsch vom Reichswirtschaftsministerium zu dem Broblem Stel lung. Er mahnte zur Eile und zur sorgfältigen Erwägung der Angelegenheit, da die Krise fich verschärfen werde, sobald die Folgen des Kohlenabkommens von Spaa wirksam werden. Er fündigte einige unmittelbar bevorstehende Maßnahmen der Regie rung an. Größere Notstandsarbeiten werde die Regierung schon in fürzester Zeit beginnen. Der Anfang werde mit dem Bau des Main- Donau- Kanals   gemacht werden und mit der Redar Kanalisierung. Ferner werde nächstens eine Meldepflimt für alle Betriebsstillegungen geseglich eingeführt werden. Die Vergebung öffentlicher Aufträge wird besonders in der Textilindustrie durchgeführt werden, zunächst in beschränktem Umfange. Die bestellten Waren sollen den Bergarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Hirsch machte aber auch darauf aufmerksam, daß alle, diese Mittel, auch die vom Unterausschuß vorgeschlagenen Magnahmen nicht genügen werden. Kein Mittel der Preispolitit tönne die Folgen der Inflation auf heben. Alle Maßnahmen werden wieder ausgeglichen, solange auf der Geldseite neue zusätzliche Kauftraft geschaffen wird. Der Preisabbau habe bei den Staatlich fontrollierten Waren, wie Braunkohle, Eisen, 3ement bereits begonnen. Um bei den Waren, die dem freien Handel überlassen sind, eine allgemeine Preisüber wachung einzuführen, müßten vorher die notwendigen fachi lichen Organisationen geschaffen werden. Man tönne die Fragen der Preispolitik nicht dem Staatsanwalt überlassen.

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Die Sprache ist trocken, schlecht und voll jener gemachten Schneidig feit, die den verächtlichen Typ deutscher   Offizier" charakterisieren. Da ist die gehackte Abkürzung Stu.-Ko.-Ma.", was soviel heißen soll, wie Studentorps Marburg. Da heißt es: Die Bahnfahrt verlief sehr ordentlich"( ein typischer deutscher   Kasinoausdrud). Einmal steht da: Der böse Feind war tlamheimlich untergetaucht" ( clam, das der Zahnarzt fälschlich mit schreibt, ist ein lateini­fches Wort für heimlich, und das Ganze ist ein stumpfsinniger Kasinoausbrud). Da wimmelt es von Oristommandanten und Brigaden und Stäben und das Geschick des Vaterlandes steht wieder auf des Messers Schneide", und manchmal geht die Feder mit Herrn Schaumlöffel durch, und wenn man das hier liest, glaubt man, er meine sich selbst: Ein friedliebender Mensch treibt keine Geheimbrödelei und dunkle Machenschaften, während der Ein­brecher und Plünderer Pläne und Anschläge schmiedet, mit seinen Kumpanen Verabredungen eingeht und die verschiedensten Sicher heitsmaßnahmen ausdenkt und vorbereitet." Das wären also die Studententompagnien und die Organisation Escherich.

Der Preußengeist unter diesen Studenten ist unausrottbar, und das tönnte uns gleichgültig sein, wenn diese nicht die zukünftigen Verwaltungsbeamten, Kassenärzte, Priester und Richter werden, Richter, deren Objektivität anzuzweifeln vom Augenblid ihrer Ernennung an pecboten ist. Aber was tönnen das für Beamte und für Richter werden, die so eine Auffassung des Kampfes haben, daß sie, wie der Stabsfeldwebel einmal ichreibt, auf einen sogenannten Spartatiften sofort schießen, ohne daß der irgend etwas tat! Die Dämmerung schüßte ihn leider vor unseren Kugeln." Und was mögen das für Beamte und Richter werden, die am 31. März einen Mann vor ein Standgericht der Abteilung v. Schent Stellen, ihn dort zum Tode verurteilen und zu ihrem größten Schmerz erfahren müssen, daß sogar ein Kriegsgerichtsrat( von der Brigade Stolzmann, Cassel) den zum Tode Verurteilten nach zwei Tagen freilassen muß. Ueberschrift: die Rechtsprechung. Ganz abgesehen von der geradezu talmudischen Rabulistit, mit der zwischen Kapp, Generalstreit, Revolution und Aufstand immer derjenige als ein Verbrecher abgestempelt wird, den man politisch haßt, ergibt sich Dieses Bild:

Die deutsche Jugend auf den kleinen Universitäten ist zum großen Teil durch den Krieg verroht und entsittlicht. Verroht: Mord und Totschlag machen ihnen Spaß, und sie empfinden Mord und Tot­schlag nicht mehr als Defitte, wenn sie dienstlich begangen