Das Eriftenzminimum im Juli 1920

Bon Dr. R. Kuczynski, Direktor des Statistischen Amts Berlin- Schöneberg.

Der Juli brachte eine weitere Verbilligung von Kleidern und Wäsche. Auch einzelne ausländische Nahrungsmitteln, wie Reis, gingen im Preise zurüd. Andererseits verteuerte der Mangel an Kartoffeln die Lebenshaltung. Dazu kam der Steuerabzug vom Lohne . Infolgedessen sind die Kosten des Existenzminimums, die im Juni bedeutend gesunken waren, im Juli wiederum gestiegen. Von den rationierten Nahrungsmitteln tofteten in Groß- Berlin Zucker und Milch 9mal so viel wie vor dem Kriege, Brot 10mal so viel, Butter 14mal so viel, Margarine 17 mal so viel, Schmalz 31mal so viel. Beschränkt man sich auf die rationierten Mengen, so ergibt sich im ganzen eine Verteuerung auf das Drei­zehnfache. In den fünf Wochen vom 28. Juni bis 1. August wurden an die Bevölkerung verteilt:

10250 g Brot

Preis Jult 1914

Preis Jult 1920

Pfg.

Pfg.

2428

253

1825 g Nährmittel

901

87

125 g Rets

145

6

125 g Haferkatao

450

30

6500 g Kartoffeln

530

69

1250 g Fleisch.

2562

213

100 g Butter

375

26

460 g margarine

1294

74

430 g Schmalz.

1720

56

125 g Talg

310

17

850 g Buder.

340

37

450

30

11505

898

500 g Marmelade.

Dieselben rationierten Mengen, für die man jetzt 115,05 M. zahlen muß, konnte man vor sechs Jahren für 8,98 M. faufen. Diese rationierten Mengen enthalten nun aber im Wochendurch­schnitt nur etwa 10 600 Kalorien, d. h. noch nicht so viel, wie ein Kind von sechs bis zehn Jahren benötigt. Man wird also das Existenzminimum der Ernährung eines solchen Kindes in Groß­Berlin bei äußerster Einschränkung auf 23 M. ansehen können. Eine Frau braucht etwa 7X2400= 16 800 Kalorien. Sie müßte zu den rationierten Mengen noch Lebensmittel im Nährwert von 16 800-10 600= 6200 Kalorien hinzukaufen. Das könnte sie am billigsten tun, indem sie sich noch drei Pfund Kartoffeln für 3 M., Pfund Graupen für 3 M., 1 Pfund weiße Bohnen für 2,50 M. und Pfund Margarine für 5,75 m. verschaffte. Ihr wöchent­licher Mindestbedarf für Nahrungsmittel hätte also 37 M. gekostet. Ein Mann benötigt wöchentlich etwa 7X3000= 21 000 Ka­Torien. Die 4200 Kalorien, die ermehr braucht als eine Frau, tönnte er sich zuführen in Form von 1 Pfund Reis für 6 M., ½ Pfund Marmelade für 2,25 M., 10 Pfund Gemüse für 7 M. und 2 Pfund Obst für 3 M. Sein wöchentlicher Mindestbedarf für Nahrungsmittel würde also etwa 55 M. toften. Eine Familie von Mann, Frau und zwei Kindern von sechs bis zehn Jahren

würde mit 138 M. wöchentlich für Nahrung auskommen.

Rechnet man für den Mindestbedarf an Wohnung den Preis von Stube und Küche, für Heizung 1 3entner Brifetts und für Beleuchtung 6 Rubikmeter Gas, so ergeben sich als Wochenbedarf für Wohnung 9 M., für Heizung 16,10 R, für Beleuchtung 6 M.

Für Bekleidung, d. h. für Beschaffung und Instandhaltung von Schuhwert, Kleidern und Wäsche, sind mindestens anzusetzen: Mann 33 M., Frau 22 M., Kind 11 M.

Für alle sonstigen lebensnotwendigen Ausgaben( Wäsche reinigung, Fahrgeld, Steuern usw.) wird man, da der Steuer­abzug vom Lohn nunmehr in Kraft getreten ist, einen Zuschlag von( bisher) machen müssen.

Als wöchentliches Existenzminimum ergibt sich somit für den Jult 1920 in Groß- Berlin:

Mann Mk.

Ehepaar

k.

Ernährung

55

92

Bohnung

9

Heizung, Beleuchtung

22

Bekleidung

88

Sonstiges

40

59

287

159

Ehepaar mit 2 Kindern nk. 188

248

9

22

77

82

828

Auf den Arbeftstag umgerechnet beträgt der notwendige Rindestverdienst für einen alleinstehenden Mann 26 M., für ein finderlojes Ehepaar 39 M., für ein Ehepaar mit zwei Kindern von sechs bis zehn Jahren 55 M. Auf das Jahr umgerechnet beträgt das Cristenzminimum für den alleinstehenden Mann 8300

werden. Entfittlicht: mit den gerissensten Gedankenwindungen drehen die Juristen unter ihnen jeden Sachverhalt in sein Gegen teil um, sodaß noch die litauischen Pferdehändler von diesen Köpfen etwas lernen können. Man hat für alles seinen Paragraphen. Für und gegen.

Und sie halten zusammen wie die Kletten. Wie jetzt erst wieber die Atten über die Körperverlegung eines ebenso antisemitischen wie besoffenen Gutsbesizers, natürlich eines früheren Oberleut nants ,,, verschwunden" find, sodaß der Justizminister benachrichtigt werden mußte-; ebenso steht, und das ist das Wichtige, von vorn­herein die Sympathie der Staatsanwälte, Kriegsgerichtsräte und ber meisten Richter auf der Seite ihrer Korpsbrüder, Universitäts­Collegen, Gesinnungsgenossen.

So entstehen solche Mordtaten, und so entstehen solche Freisprüche. Wenn Ihr etwas in der Angelegenheit Mechterstedt tun wollt, so left die gute Broschüre Der Schrei nach dem Recht. Die Tra gödie von Mechterstedt" von Henning- Duderstadt. Wenn Ihr noch mehr tun wollt, dann schickt einen fleinen Beitrag für die Hinter­bliebenen, die sich ihren Unterhalt und ihr Recht nun suchen müssen, an Herrn W. Bock, Gotha , Sonnborner Straße 18.

Der Stabsfeldwebel, Zahnarzt und Wingolf- Mann hat umsonst geschrieben. Umsonst Phrasen, Wartburg - Begeisterung und schwarz­weiß- rote Gesinnung, die in einem Auszug zur Menschenschlächteret den Höhepunkt in dem Wintersemester 1920" sieht. Umsonst, Stabsfeldwebel, umsonst! Unser Urteil steht fest. Wir wissen, wie man das Ereignis auf der Chaussee nennt: Mord. Mord. Mord.

Gerhart Sauptmann hat ein Drama Magnus Garbe" beendet, das im Mittelalter der Hexenprozesse spielt, und arbeitet an einem Eulenspiegelepos Till" in Serametern.

Volksbühne. In der am Freitag, den 13. August in der Bolts­bühne unter der künstlerischen Leitung von Waximilian Moris zum erstenmal zur Aufführung gelangenden Operette 3igen­nerliebe" von Franz Lehar sind die Hauptrollen mit Richard Tauber und Margarete Schlemüller befeßt. Das Blüthner- Orche­ster wird dabei von Kapellmeister Dr. Feliz Günther geleitet.

Das Friedrich- Wilhelmstädtische Theater eröffnet am 20. August mit der Aufführung der Komödie B a c" von Bernstein- Sawersky die Winterspielzeit mit Frau Julie Serda und- Hans Juntermann in den Hauptrollen.

Mart, für das finderlose Ehepaar 12 400 M., für das Ehepaar mit zwei Kindern 17 100 M.

Vom Juli 1914 bis zum Juli 1920 ist das wöchentliche Existenz­minimum in Groß- Berlin gestiegen: für den alleinstehenden Mann von 16,65 M. auf 159 M., d. h. auf das 9,5 fache, für ein tinder­Loses Ehepaar von 22,20 M. auf 237 M., d. h. auf das 10,7 fache, für ein Ehepaar mit zwei Kindern von 28,70 M. auf 328 M., d. h. auf das 11,4 fache. An dem Existenzminimum in Groß- Berlin gemessen, ist die Mart jett 9 bis 10 Pf. wert.( Jm Juni war die Mark 10 bis 11 Pf., im Mai und April 8 bis 9 Pf., im März 9 bis 10 Pf., im Februar 12 Pf. wert gewesen.)

Beunruhigung der Bergarbeiter

In Essen fand am 10. August eine Konferenz der sozial demokratischen Partei für das westliche Westfalen und dem Niederrhein statt, auf der auch der Bergarbeiterverband ver­treten war. Die Konferenz nahm folgende Entschließung an:

Die Konferenz nimmt mit Besorgnis Kenntnis von dem Bericht der Bergarbeiterorganisationen über die Lage im Berg­bau. Die Auslegung der Richtlinien für die Be= triebsräte durch die Zechenverwaltungen hat große Er= Kon= in de Bergarbeiterschaft hervorgerufen. regung flitte sind nicht zu vermeiden, wenn die Unternehmer nicht auf die tatsächlich eingetretene Verkürzung der Rechte der Be­triebsräte verzichten. Eine Folge dieses Vorgehens, eine Folge des mangelnden Entgegenkommens der Unternehmer in der Lohnfrage und ihr Drängen auf Schichtverlänge= rung hat schon heute zu vielfacher Verweigerung von Ueberstunden geführt und droht einen für ganz Deutsch­ land verhängnisvollen Konflikt heraufzubeschwören, wenn nicht die Regierung schleunigst für einen Ausgleich sorgt, der dauernd und gründlich nur durch schleunigste Sozialisie= rung des Bergbaues erfolgen tann."

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Die Regierung hat für die Bergarbeiter nur Ermahnungen an ihre Pflichten" gegenüber der Gesamtheit, versagt ihnen aber den Schuh der Gesamtheit vor einer himmelschreienden A u s- beutung durch das Zechenkapital. Nichdem man infolge der von uns mehrfach kritisierten schwächlichen Haltung des Berg­arbeiterverbandes hoffen darf, daß die Mehrzahl der Bergleute die Ueberschichten fortsehen wird, scheint die Kohlenfrage für die Regierungsmännlein wieder einmal erledigt zu sein. Man hört nichts mehr. Die milden Ermahnungen an die Bergleute sind vertlungen. Man hört vor allem nichts von Maßnahmen, die Opfer von den Unternehmern fordern, die die Sozia­lisierung vorzubereiten vermögen und anderes mehr. Und das wird nicht eher anders werden, als bis die Bergarbeiter zur Selbsthilfe greifen.

Die Konstituierung

der Freien Stadt Danzig

Aus Danzig wird uns geschrieben:

Die Verfassunggebende Versammlung beendete am Sonnabend die zweite Lesung der Verfassung der zukünftigen Freien Stadt Danzig. Die Verfassung ist nach den bisherigen Beschlüssen ein unnötig zu sagen, daß alle Anträge der U. S. P. zur Verfassung Spiegelbild der reaktionären Verhältnisse im Freistaat. Es ist abgelehnt worden sind. Am Dienstag begann die dritte Lefung, die nach einer Forderung des Verwalters des Böllerbundes für Danzig, Oberkommissar Tower, bis zum 15. d. M. beendet sein soll. Die Verfassung wird, in französische und englische Sprache überfest, urch den Oberkommissar dem Völkerbunde vorgelegt werden. Nach Genehmigung der Verfassung wird vom Völker­bund die Konstituierung der Freien Stadt Danzig erfolgen. Die Berfassung wird also auch in der britten Lesung nur durchgepeitscht werden. Bemerkenswert ist, daß ein Artikel aufgenommen wor den ist, nach dem die Konstituante als erster Voltstag bis zum 31. Dezember 1923 bestehen bleiben, alfo in Dauerzustand versetzt werden soll. Bezeichnend ist, daß auch die Rechtssozialisten für diesen Antrag eintraten. Aue Parteien mit Einschluß der Scheinsozialisten wissen, daß sich seit den Wahlen die Verhältnisse wesentlich geändert haben und daß besonders eine Kräftever­Schiebung zugunsten der U. S. P. eingetreten ist. Der Zusammen­bruch der Rechtssozialisten würde sich noch deutlicher zeigen, als schon bei den Wahlen im Mai.

Zwischenfall in Allenstein

Bu einem bebauerlichen 3 wischenfall fam es am Dienstag in Allenstein, als mehrere betruntene italienische Soldaten durch. bie Stadt zogen und von Beamten der Sicherheitspolizei zur Ruhe aufgefordert wurden. Im Verlauf des Wortwechsels brachte ein ttalienischer Soldat einem Sicherheitsbeamten durch zwei Dolch= stiche in den Hals schwere Verlegungen bei. Die aufge brachte Menge ergriff gegen die Italiener Partei, und es entwickelte sich eine Schlägerei. Der Messerstecher wurde von einem hinzukommenden italienischen Offizier festgenommen und in Gewahrsam gebracht.

48 Arten Reichssteuern

Von den zahllosen Arten von Steuern, die das Reich erhebt, gibt die Uebersicht über die Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren einen Begriff. Besonders versteuert werden Tabat, Bigaretten nebst einem Kriegsaufschlag, Zucker und Salz. Bom Branntwein wird nicht nur eine Verbrauchsabgabe, sondern auch ein Zuschlag, eine Betriebsauflage, Freigeld und Hektoliterein­nahmen erhoben. Bersteuert werden Essigsäure, Wein, Schaum­wein, Mineralwasser, Leuchtmittel, Zündwaren, Bier, Spieltarten und Wechsel. Außerdem wird eine besondere Reichsstempelabgabe erhoben von Gesellschaftsverträgen, Wertpapieren, Gewinnanteil­schein- und Zinsbogen, Kauf- und sonstigen Anschaffungsgeschäften, Lotterielosen, Frachturtunden, Erlaubnistarten für Kraftfahrzeuge, Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten, Warenumsägen, Geldumsägen, Grundstücsübertragungen und Versicherungen. Da­besonderen Steuern auf Kohlen, Zuwachs, Grunderwerb, Erb­zu kommt eine Abgabe vom Bersonen- und Güterverkehr und die schaften, Befih, die Kriegsabgabe von 1916 mit Zuschlag, 1918 und 1919, das Reichsnotopfer, die Abgabe vom Vermögenszuwachs, die Umsatzsteuer und die Statistische Gebühr. Neu hinzugekommen ist die Reichseinkommensteuer. Im ganzen sind dies 48 verschiedene

Reichssteuerarten.

Dazu treten noch die Steuern der Länder, Provinzen, Kreise, Gemeinden und Kirchen.

Uff! Dem geplagten Steuerzahler wird beim Lesen all dieser Sorten von Steuern etwas der Kopf benommen sein. Der ge­wissenhafte Steuerzahler wird sich ein Lexikon mit Stichwort­register anlegen und der Schieber wird lächeln über den alten und naiven Bater Staat: Mir fann feener!" Nun ja, es muß zu­gegeben werden, das Geld benötigt unser Vater Staat, mit seiner republikanischen Perücke, dringend, sehr dringend sogar. Nur zehn Milliarden sind für unsere herrliche Reichswehr, deren Reglement öfters versagt, ausgeworfen. Diesen armen Soldaten einschließlich der Offiziere, die alle unterernährt sind, geht es augenscheinlich bitter schlecht. Sie sind, wie fürzlich festgestellt werden konnte, auf Nebenverdienst durch Schieben usw. angewiesen. Deswegen muß ihr Etat unbedingt erhöht werden. Darum müssen unbedingt Ersparnisse bei den Kriegsopfern und Arbeitslosen gemacht werden.

Kampf gegen den Preisabbau

Der Abgeordnete Leicht hat in der Nationalversammlung bei der Regierung angefragt, was diese gegen das Vorgehen der deutschen Tuch tonvention, Düsseldorf, zu tun gedente. Die Tuchtonvention hat mit einem Rundschreiben vom 1. Juli 1920 die deutschen Tuchfabritanten verpflichtet, den reisab bau dadurch zu erichmeren, daß fie nur 10-5 Brozent Er

mäßigungen auf die ab 1. April genommenen nachträglichen Preis aufschläge für Lieferungen, die nach dem 17. Juni 1920 erfolgt sind, gewähren dürfen.

Außerdem hat in der Textilwoche" in Nr. 29, S. 6, der Verband Deutscher Buntwebereien seine Mitglieder gezwungen, auf alle schon lange gelieferten Waren jetzt noch nachträglich wesent liche Preis aufschläge zu fordern.

Das Amnestiegesetz

Das Kabinett hat sich am Dienstag mit der Rüdwirtung bes Amnestie gesetzes auf die Disziplinarverfahren befaßt. Dabei fam man zu dem Ergebnis, daß das Amnestiegejet nicht auf Disziplinarverfahren, sondern nur auf Strafverfah ren Anwendung finden solle." Andererseits war das Kabinett darüber einig, daß es dem Geift und dem Ziele des Amnestie gesetzes entspräche, eine möglichst weitgehende Beruhi gung aller beteiligten Kreise herbeizuführen. Das Kabinett hat daher beschlossen, daß die Untersuchungsausschüsse so­fort ihre Tätigkeit einstellen, neue Disziplinarver fahren auf Grund neuer Anzeigen nicht mehr eingeleitet, die schwebenden Verfahren mit möglichster Beschleunigung zu Ende geführt werden sollen.

Die Regierung hat es sehr eilig, den Kappverbrechern die volle Bewegungsfreiheit zu garantieren. Im Ruhrgebiet, wo es sich um Arbeiter handelt, gehen die Mühlen der Justiz viel langsamer.

Die Krise in der Porzellan­

und Steingut- Industrie

In der Handelspresse wird mitgeteilt, daß innerhalb von dret Wochen 57 Porzellangeschirrfabriken für 150 Millionen Mart in ländische und für 28 Millionen Mart ausländische Aufträge annulliert wurden. Desgleichen 51 Luxusporzellanfabriken für 43 Millionen Mark und 20 Fabriten für elektrotechnische Borzellan artikel für 25 Millionen Mart in- und ausländische Aufträge. Die Steingutgeschirrfabriken verloren für 25 und die Spielwarenfabri ten für 2 Millionen Mart Bestellungen. Diesem Auftrags. verlust von insgesamt 273 Millionen Mart standen nur für 53,2 Millionen M. in derselben Zeit neu erteilte Aufträge gegenüber. Die Porzellan- und Steingutfabriten haben dieses Berhalten der Besteller durch ihre unverschämte Preispolitik wäh rend der Hochkonjunktur herausgefordert. Den Schaden tragen jetzt die Arbeiter, die mit verkürzter Arbeitszeit arbeiten müssen.

Munitionstransporte der Konterrevolution

In Pankow ist von den Eisenbahnern ein Wagent, beladen mit 10 000 Sprengtapfeln, angehalten worden. Absender Rheinisch­Westfälische Sprengstoff A.-G., Empfänger Helmut Hänisch, Kreuz ( Ostbahn); die Abgangsstation des Wagens, der aus Richtung Stettin, der Hochburg der pommerschen Junker und Konterrevolu­tionäre, fam, ist unleserlich gemacht worden.

Ferner durchlief Berlin der Wagen, Saarbrüden 13 305, in Cüftrin von Techno, Zeugamt Cüstrin, mit Min en beladen, an das Artilleriedepot West der Sicherheitspolizei in Hannover. Die Eisenbahner in Hannover find verständigt, diese Massenmordmuni­tion nicht auszuliefern. Sicher braucht der Allgewaltige von Han nover, Noste, die Minen zur Unterstützung der Konterrevolution. Gache des Proletariats ist es, dies zu verhindern.

Millionenschiebungen in Köln

Am 22. Juli fief das Schiff Karlsruhe 9." mit 785 Fab Sprit aus Rotterdam für einen Kölner Empfänger in Köln ein. Der Empfänger legte Einfuhrbewilligung für die Sen dung vor und beantragte Zollabfertigung. Ein Kontrollent des Reichsbeauftragten für die Ueberwachung der Ein- und Ausfuhr fchöpfte jedoch aus bestimmten Anzeichen Berdacht gegen die Recht mäßigkeit der Einfuhrbewilligung, veranlaßte die Bollbehörde, die Abfertigung noch hinauszuschieben, und fragte telegraphisch in Berlin beim Reichsbeauftragten für die Neberwachung der Ein und Ausfuhr wegen der Angelegenheit an. Die hier vorgenomme nen Nachforschungen ergaben, daß die Einfuhr bewilligung gefälscht war. Daraufhin wurde der Verfall der Sendung zu gunsten des Retches ausgesprochen.

Die Sendung repräsentiert einen Wert von etwa 25 MiTTio. nen Mart. Der Empfänger, ein früherer Seeoffizier, ist ver haftet worden.

Der russisch- lettische Vertrag

Kopenhagen, 11. Auguft.

Das lettisch russie Friedensabkommen bestimmt u. a., daß die von beiden Parteien beabsichtigte Boltsabstimmung im Gebiet von Drissa und von Dinaburg nicht stattfinden soll. Da gegen soll eine Teilung der strittigen Zonen nach gegenseitigen Uebereinkommen vorgenommen werden. Lettland erhält in Rußland Waldtonzessionen. Es wird wetter bestimmt, daß die Lettland gehörenden Besittämer( Maschinen, Eisenbahnmaterial, Wertpapiere usw.), die im Jahre 1915 oder später nach Rußland gebracht wurden, an Lettland zurückgegeben werden sollen. Sow jetrußland ist jedoch berechtigt, den Gegenwart in Gold zu entrichten. In spätestens zwei Monaten nach der Ratifizierung des Friedens wird Rußland an Lettland einen Vorschuß von vier Millionen Rubel in Gold zahlen.

Regierungsterror in Estland

Nach bewährten

In Estland streifen die Eisenbahner. Mustern geht auch dort die Staatsgarde gegen die Streitenden vor. Wie aus Helsingfors gemeldet wird, hat die estnische Regierung das Streitfomitee der Eisenbahnbediensteten ver haftet und vor ein Kriegsgericht gestellt. Der Eisenbahn verkehr wird mit Hilfe von Arbeitswilligen, die unter militärischem Schuß stehen, aufrechterhalten.

Ermäßigung der Tabakstener. Nach Anordnung des Reichss ministers der Finanzen beträgt die Ermäßigung der Tabaksteuer für die Zeit vom 1. Ottober 1920 bis zum 31. März 1921 für Bigarren 75 Prozent, für 3igaretten in den fünf höchsten Steuer­flaffen 50 Prozent und für feingeschnittenen Rauchtabat in den beiden obersten Steuerklassen 20 Prozent der vollen Tabatsteuer­säze. Die Tabatsteuer für 3igaretten wird jedoch nicht unter den Betrag von 87 M. für tausend Stück, für feingeschnittenen Rauch­tabat nicht unter den Betrag von 32 M. für ein Kilogramm er mäßigt.

Landtagswahlen in Dänemark. Nach den fehten Wahlen für das Landsting besteht dieses aus 14 Konservativen, 8 Radis talen, 19 Sozialisten und 31 Mitgliedern der Linken. Das frühere. Landsting bestand aus 18 Konservativen, 42 Radikalen 15 Sozial demokraten und 27 Sinten.

Aus der Partet

Besetzung des Fraktionssekretariats

Die Reichstagsfraktion der U. S. P. hat den Sekretärposten Be setzt. Den Genossen, deren Bewerbungen nicht berücksichtigt wer ben tonnten, mird der Dank für thr freundliches Anerbieten qus. gesprochen. Jebem einzelnen au antworten, ist eben vielen eingegangenen Bewerbungen nicht möglich