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Produktive Erwerbs­

losenfürsorge

Die Anträge Wissells zur Frage der produktiven Er­werbslosenfürsorge sind in den vereinigten Ausschüssen des Reichswirtschaftsrates angenommen worden gegen den heftigen Widerstand der Arbeitgeber gruppe, die geführt wurde von dem Metallindustriellen Reinath. Wenn die Anträge trotzdem zur Annahme ge­bracht werden konnten, so zeigt das, daß sich die zwischen den Arbeitern und Unternehmern stehenden Gruppen des Reichs wirtschaftsrates, Gelehrte, sozialpolitische Fachleute und an dere Persönlichkeiten, angesichts der ungeheuren und bedrohlichen Arbeitslosigkeit genötigt fühlen, auf die Seite der Arbeiterabgeordneten zu treten. Ob fie dies auf Grund ihrer Einsicht in die Harmlosigkeit der An­träge oder aus politischem Taft und sozialer Einsicht taten, ist gleichgültig und braucht von uns nicht untersucht zu werden. Sicher ist aber, daß der brennenden Rot nicht mit der nötigen Schnelligkeit gehemmt werden tann, wenn es bei der Verwirklichung der Anträge Wissels sein Bewenden hat.

Die Arbeitslositeit nimmt zu. Der Grund­Stein" berichtet, daß die Zahl der Arbeitslosen unter den Mitgliedern des Bauarbeiterverbandes während der ersten Julihälfte gestiegen ist von 16 085 auf 18010, ihr Verhältnis zum Mitgliederhundert von 3,25 auf 3,62 im Reichsdurchschnitt. Erschwerend sind die Zahlen aus einzel­nen Bezirken. So waren im Bezirk Dresden am 12. Juli 10 Prozent Bauarbeiter arbeitslos, in Nürnberg 7 Pro: zent, in Leipzig 6,8 Prozent, in Frankfurt 6 Prozent. Von Den 3,62 Prozent Arbeitslosen waren nur noch 1.50 Prozent zum Empfang von Verbandsunterstützung berechtigt, was darauf schließen lößt, daß die meisten Fälle von Arbeitslosig feit von langer Dauer sind.

In der Holzindustrie gab es nach einem Bericht der Holzarbeiterzeitung" am 1. April 3451, am 7. Juni 18435, oder 1,3 bezw. 7 Prozent Arbeitslose. Aehnlich er schreckende Zahlen hat unser Genosse Dißmann im Reichs­tag für die Metallindustrie genannt und in den meisten anderen Produktionszweigen ist es ebenso.

Ueber die Lage in der Textilindustrie schreibt das Blatt des Textilarbeiterverbandes, Der Textilarbeiter", am 31. Juli:

Um die Wirkung der gegenwärtigen Krisis äußerlich zu er­forschen, hat der Hauptvorstand an 119 Filialen Fragebogen gegeben. Auf Grund dieser Fragebogen ist festgestellt worden, daß seit 1. Mai 12987 Maschinen aller Art vollständig zu m Stillstand gekommen find. 88 382 standen schon vorher still. Dabei sind nur 6111 Betriebe erfaßt, welche früher zu­jammen an 336 664 Personen beschäftigten. 23 547 Rol­legen und Kolleginnen sind in jüngster Zeit entlassen wors dent. 39171 Arbeitslose sind in diesen 119 Filia len vorhanden, und 141 234 Personen arbeiten Dertürzt."

Inzwischen ist überall eine weitere Verschlimme= rung der Zustände eingetreten und tausend Anzeichen sprechen dafür, daß das Maß des Elends noch nicht voll ist. Wenn man den öffentlichen Versicherungen aller Sozial­politiker mit oder ohne amtliche Eigenschaft Glauben schenken barf, dann sind alle Herzen voll von Sorge für die Arbeitslosen. Zum Teil ist die Sorge sogar echt. Die Arbeitslosigkeit, die industrielle Reservearmee, einst ein Segen für das Kapital, eine Einrichtung, die zu den Voraus setzungen der kapitalistischen Herrschaft in Wirtschaft und Staat gehörte, nimmt einen so erschreckenden Umfang an, daß den Nugnießern dieser Einrichtung wiederum mit oder ohne amtliche Eigenschaft- bange davor zu werden anfängt. Trotzdem ist die Gorge bei den Unternehmern selbst am wenigsten fühlbar. Sie schwanken noch, ob sie ihrerseits zur Milderung der Erwerbslosigkeit beitragen sollen, um damit auch die Gefahr für ihr Herrendasein zu mildern, oder ob es vorzuziehen sein wird, die Krise zu nutzen, um die Löhne zu fürzen und die Arbeitszeit zu verlängern.

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Die Unverfrorenſten unter ihnen geben sogar vor, beides in einem zu wollen: fie behaupten beharrlich, der Abbau der Löhne sei das einzige Mittel, der Absazkrise und Pro­

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Die schwere Stunde

Roman

VOR

Victor Panin

Beilage zur Freiheit"

duktionsstodung zu begegnen und damit der Erwerbslosigkeit zu steuern.

Im Reichswirtschaftrat haben allerlei sachverstän­dige Leute, denen auch ein gewisser Einfluß nicht zu bestreiten ist, ausgesagt, daß diese Behauptung der Unternehmer irre­führend sei. Nicht hohe Löhne, sondern zu hohe Breise feien schuld an der eingetretenen Abfahstodung. Ein Lohnabbau sei daher nicht ratsam. Wir haben schon be­mängeln müssen, daß tein Mensch im Reichswirtschaftsrat den Mut hate, den Gedanken zu Ende zu führen und offen aus­zusprechen, daß nicht zu hohe, sondern zu niedrige Löhne und damit zu geringe Kauffraft des Konsumten­publikums die Ursache des Käuferstreits sei.

Nun sind die Unternehmer feineswegs so leicht zu über­reden, wie Arbeiter und Angestellte. Es fällt ihnen garnicht ein, von ihrer Absicht, die Krise zum Zwecke der Lohnredut­tion auszunuzen, abzustehen. Milde Ermahnungen wirten bei ihnen nicht. Darum wäre die notwendige nächste praktische Konsequenz der neuen, im Reichswirtschaftsrat aufgedäm merten Erkenntnis eine Verordnung, die den Unter­nehmern die Kündigung von Tarifen bis auf wei­teres bündig untersagt, den Gewerkschaften aber volle Freiheit lößt, Löhne und Gehälter weiterhin nach Möglich feit zu steigern, um sie den Preisen anzupassen und Markt und Produktion somit zu beleben. Wenn die Herren den Mut hätten, Konsequenzen zu ziehen, die den Unterneh mern unbequem sind und ihren Widerstand hervorrufen!

Allerdings wäre eine solche Maßnahme nur wirksam, wenn gleichzeitig Borsorge getroffen wäre, daß höhere Löhne vom Profit getragen und nicht wiederum zum Vorwand für neue Preissteigerungen genommen werden. Wis= sell wies im Reichswirtschaftsrat darauf hin, daß ungerecht­fertigt große Gewinne erzielt worden seien dadurch, daß ver­arbeitende Industrie und Handel auf Grund der ins Riesen­hafte angewachsenen Rohstoffpreise die gleichen pro= entualen Gewinnzuschläge berechnet haben, wie einst im Frieden. Wir behaupten sogar, daß teilweise no ch höhere Quoten berechnet worden sind. In gleicher Weife aber ist die Lohnfumme bei der Preiskaltulation in Ansaz gebracht worden, so daß jeder Pfennig Lohnzulage einen Ertragewinn für den Unternehmer abgeworfen, hat. Solange dieser Wucherbetrieb ungestört fortgesetzt werden kann, find alle Maßnahmen zur Milderung der Krise ziemlich nuzlos.

Run besteht, nach den jüngsten Beratungen zu schließen, im Reichswirtschaftsrat die Absicht, regulierend und mäßi­gend auf die Preise einzuwirken. Dann muß es auch mög­lich sein, Preisaufschläge auf Grund von Lohnzulagen zu unterbinden. Allerdings soll das nicht durch bureaukratischen Einfluß, sondern durch sogenannte Selbstverwaltungsförper Einfluß, sondern durch sogenannte Selbstverwaltungskörper geschehen. Sollten damit die Arbeitsgemein= schaften gemeint sein, so möchten wir nicht unterlassen, daran zu erinnern, daß gerade sie mit ungewöhnlichem Eifer wegen jeder Lohnzulage entsprechende oft auch nicht entsprechende, sondern höhere Preisaufschläge für notwendig erklärt haben.

Andere Vorschläge des Antrages Wissell zur produktiven Erwerbslosenfürsorge, den wir zum Abdrud brachten, be­zweden die Verhinderung weiterer Betriebseinstel lungen und die Neubelebung stillgelegter Produktionsa stätten. Die Vorschläge steigern sich bis zur Androhung der Enteignung für den Fall, daß sich der einzelne Unter­nehmer weigert, fich den Geboten der noch nicht genannten behördlichen Stelle zu fügen und den Betrieb -mit oder ohne Finanzhilfe des Staates- fortzusetzen.

Wir wollen den Herren Reichswirtschaftsräten bei ihren

sicher recht löblichen Absichten wahrhaftig nicht in den Arm fallen, aber wir wollen auch nicht verschweigen, daß wir uns nur einen geringen Erfolg von ihren Bemühungen versprechen.

Freudig begrüßen würden wir die angeregten Maßnahmen, wenn sie sich auf dem Wege zur Sozialisierung be­wegen würden. Obwohl sie diesen Eindruch zu erweden suchen, wird die Förderung der Gemeinwirtschaft feineswegs ihre Folge sein. Die Anwendung der verschiedenen Mittel erfolgt nicht in allen Produktionszweigen und Betrieben gleichartig Unternehmens und nach dem mehr oder minder guten Wil­und gleichzeitig, sondern nach dem Bedarf des einzelnen

die mit der Peitsche in der Hand das ganze Land reinigen, werden, und dabei gibt er mir so mit verhüllten Andeutungen zu verstehen, daß mein Wort auch hier eine große Rolle spielen würde, daß es die Menschen zum Kampfe gegen dieses grauenhafte, blutige Regime vereinigen fönnte. Natürlich würde die zufünftige, einheitliche, feste Gewalt Es tritt in mein Kabinett ein ehemaliger Graf- heute die ihr bei der Herstellung der Ordnung im Lande behilflich es nicht verfäumen, die würdigen Söhne des Vaterlandes, ein gewöhnlicher Sterblicher der früher große Güter be­sessen hatte und Deputierter der alten Dumia war. Er ge­rät nie in Aufregung, er hält eine auserwählte Rede; seine Bewegungen sind elegant und feinen Augenblid während des ganzen Gespräches vergißt er, daß er Graf ist.

waren, zu belohnen!

Dies riecht schon offenbar nach Bestechung, dente ich, man fordert mich einfach auf, an einem antirevolutionären Kom­plott teilzunehmen, aber ich bin dabei feineswegs empört, ich fühle mich nicht einmal getränkt; ich höre schweigend zu, mag es nur so sein.

Dienstag, 17. August 1920

len des Besizers. Je günstiger und geschickter sich dieser zu den angedrohten Maßnahmen zu stellen weiß, um so milder wird er behandelt werden. Sind die genannten Absichten durch führbar, so werden sie vielfache Formen des staats wird er behandelt werden. Sind die genannten Absichten durch lichen Einflusses und damit der Produktionsführung neben einander erzeugen und damit den Wirrwarr der Wirts schaft nicht vermindern.

Dazu kommen andere Bedenken. Daß die Absicht, die Preise herabzusehen, den stärksten Preise herabzusehen, den stärksten Widerstand der Unternehmer hervorrufen wird, braucht nicht erst ge fagt zu werden. Die Haltung der Unternehmer im Reichs wirtschaftsrat wird von den Unternehmern draußen als Aufforderung dazu betrachten werden. Aber

auch der Versuch, die Fortsetzung des Betriebes zu erzwingen, wird auf Abwehr stoßen. Die Betriebs stillegung erfolgt ja zumeist nicht, weil die objektiven Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der Tätigkeit, weil Rohstoffe, Produktionsmittel, Kredit und Arbeitskräfte fehlen, sondern weil das subjektive Interesse des Unternehmers die Stillegung erheischt, furz: weil der Betrieb un rentabel wirtschaftet, weil der Profit eins schmilzt. Das wird durch das Eingreifen des Staates nicht geändert, es sei denn, daß die finanzielle Unterstützung in der Weise erfolgt, daß sie zugleich die alten Wucherprofite sichert, von denen sich das Unternehmertum nicht mehr glaubt trennen zu können. Wir nehmen indes noch nicht an, daß diese Spielart der produktiven Erwerbslosenfürsorge auf solche Weise als Liebesgabe für die Indus striellen gedacht ist. Soll die Fortführung des Betriebes mit staatlicher Unterstützung aber verbunden sein mit einer Preisfestsetzung und Gewinnbeschränkung zugunsten der Ers werbslosenfürsorge, was zu wünschen wäre, so hat das zur Voraussetzung, daß der Staat zunächst Organe zur Kontrolle der Kalkulation und Betriebs­führung schafft. Diese aber fürchtet das Unternehmertum wie die Pest. Wird man den Mut haben, sie ihnen aufzus zwingen? Wir haben geringe Hoffnung.

Wirksamer dagegen würde uns der Bersuch erscheinen, den für die Gesamtheit aus einer Betriebseinschränkung ents stehenden Schaden dem Unternehmer aufzuerlegen. man verpflichte den Unternehmer, jebem Kurzarbeiter einen Teil des Lohnausfalles zu zahlen, anstatt die Unterstügungen aus den Mitteln der Erwerbslosenfürsorge. zu nehmen. Und man erhebe ferner von den Unternehmern eine Steuer zugunsten der Erwerbslosenfürsorge für jeden entlassenen Arbeiter. Damit wird der Anreiz zur Betriebs­einschränkung erheblich geringer.

Dagegen fönnte man einwenden, daß ein solches Verfahren ungerecht wäre, weil es den ,, notleidenden" Industriellen, der seinen Betrieb beschränken muß, obendrein mit Steuern belastet, während sein aus dem Bollen schöpfender Kollege steuerfrei bleibt. In der Regel jedoch erfolgt die Betriebss beschränkung in jeder Branche auf Grund einer Verstän digung unter den Unternehmern in allen Betrieben in gleichem Umfange. Die Sachverständigen des Reichswirts schaftsrates werden bei ihren Untersuchungen, wenn sie sorg­fältig genug gemacht sind, sicher auf solche Fälle gestoßen sein.

Auf jeden Fall würde durch solche Maßnahmen den Ers werbslosen sofort geholfen werden können durch die längst fällige Erhöhung der Unterstügung. Nun gob Ar­beitsminister Dr. Brauns im Reichstage allerdings zu verstehen, daß die Regierung wenig Reigung habe, die Unters stügungen aufzubessern. Er bekundete eine starte Animosität gegen den Notendrud und die Banknote überhaupt. Auch wir wünschen feine Vermehrung der Notenmasse, aber wir fordern Maßnahmen, die die Noten aus der Hand der Unter­nehmer und Schieber und Schlemmer, die von den Abfällen von den Tischen der eigentlichen Herren der Industrie ein üppiges Leben führen, überleiten in die Hände der Ar­beiter und der konsumierenden Massen, sei es in Gestalt von Lohn oder ausreichender Unterstützung. Solange eine planmäßige Wirtschaft, wie wir sie erstreben, nicht besteht, solange die Arbeitslosigkeit nicht durch sie beseitigt wird, ist dieses das nächst liegendste und wirks samste Mittel zur Belebung der Produktion. Daneben mag das eine oder andere, langsamer wirkende Mit tel immerhin probiert werden.

dichtes Laub hat, und man merkt, daß sie mit den Wurzeln tief in die Erde dringt; der Stamm ist aber innerlich von Würmern zernagt, er ist leer und hohl. Die Menschen sind aber dumm, sie gehen so nah daran vorüber und sehen es nicht.

Aus allen diesen Lobhudeleien, aus diesen Hoffnungen und dieser Zuversicht, die auf mich gesetzt werden, ersehe ich dak widerwärtige Wurm der Ruhmsucht, den ich schon früher ge in den letzten Tagen in mir ein neuer Wurm sich regt, derselbe

fannt habe.

Wenn ich früher in Theater und Gesellschaften ging, ja selbst auf der Straße schlug ich bescheiden die Augen nieber, gab mir den Anschein, als bemerke ich niemanden und nichts um mich her, als sei ich ausschließlich mit meinen Gedanken beschäftigt; in Wirklichkeit aber sah ich alles; es war mir and genehm, es erfüllte meine Brust mit eitlem Stolze, wenn ich fah, wie man auf mich mit dem Finger wies, wie man flüsterte, mit den Köpfen nidte und grüßte, ich war ja ein berühmteg Schriftsteller! Ich erinnere mich, wie ich nach solchen Szenen nach Hause heimgelehrt, lange vor der Etagere mit meinen zwölf Büchern stand und sie mit liebevoller Dankbarkeit be trachtete.

Jeht scheine ich basselbe zu fühlen. Es fommt mir zuweilen die wahnsinnige Jdee, dieses Gefühl der inneren Leere zu unterdrüden; wen geht es denn etwas an? Sie sehen ja

Und viele gehen so bei mir aus und ein. Ein jeder der Be­sucher erwartet etwas von mir, sett Hoffnungen auf mich. ein jeder eilt, um der Erste zu sein, um nicht zu spät zu fommen, um nicht einem andern die Möglichkeit zu geben, mich für seine abgegriffene, rasselnde Worte, hüllen alles in eine Toga von Sache zu gewinnen. Die einen reben laut, gebrauchen längst Idealismus, andere sprechen viel einfacher, wieder andere flüstern, sich ängstlich nach der Türe umsehend und wollen mich wahrscheinlich in ein Komplott verwideln. Weshalb jage ich sie nicht alle hinaus? Sollte es die Neu­gier sein, zu sehen, wie weit die menschliche Fähigkeit geht, nichts, e find ja blind, ich könnte mich ja schließlich an die jemanden zu werben, in eine gute oder böse Sache zu ver­wideln? Ober ich will einfach durch diese Gespräche, Unter­haltungen, Anträge, den Geisteszustand der Menschen kennen Im nächsten Augenblic lache ich mich aber selbst aus ein Führer, ha- ha- ha! Was willst du der Menge denn geben? lernen? Vielleicht spielt auch ein gewisser, mir selber Welch glühendes Wort willst du, Bettler, du vom Leben Zer verborgener Ehrgeiz teine geringe Rolle mit? Es ist mir viel­leicht angenehm, daß die Menschen meiner Persönlichkeit Schlagener, ihnen denn zuwerfen? In solch großen Epochen, der Revolution, wo das Alte zerstört und das Neue gebaut einen so großen Einfluß beimessen? Am ehesten wird es die mich veranlassen, ergeben diese in jeder Hinsicht unendlich verschiedenen Menschen zu empfangen und ihre Reden anzuhören.

Spitze irgend einer Bewegung stellen!

Jch bitte Sie, wer verneint denn den Fortschritt, die Kultur, man müßte ja ein Wilder aus Afrika sein, wenn man bas tun wollte! Die Kultur wird ja als schöpferische Arbeit aufgefaßt, hier aber wird alles zerstört: weg mit dem 3aren, weg mit den Ministern, weg mit den Professoren, nun was hat denn das zu bedeuten? Sie kennen das russische Bolt. Ist denn dieser plumpe Tölpel imstande, irgend einen intelli­genten, gebildeten, netten Menschen, der bisher regiert hat, zu ersehen? Das ist ja ein Nonsens! Natürlich, ich will es nicht leugnen, es wird eine Zeit kommen, wo diese. Menschen gebildet, aufgeklärt sein werden, nun gut, dann mögen sie ja regieren, jest aber sehen Sie ja die Resul­tate ihrer Regierung: eine völlige Anarchie, überall Raub, Brand, und niemand weiß, wer der Herr dieses Landes ist. Rußland kann aber ohne eine gewaltige Macht über sich nicht leben, die Geschichte hat es uns bewiesen. Sie sehen ja, wie die Leute rücksichtslos mit dem Privateigentum umgehen das ganze Land wird einem weggenommen, die Häuser fon­fisziert, das Geld wird in den Banken nicht ausgezahlt. nun, wovon sollen wir denn leben, ich habe ja vier Kinder, wohl nicht ein Grund allein sein, sondern alle zusammen. wird, da braucht die Menge gewaltige Führer, ganze Naturen, was soll ich tun? Als ich dieselbe Frage dem Bankdirektor vorlegte, der weigerte, mir Geld auszuzahlen, antwortete er mir in frechstem Tone: Nun, so gehen Sie und arbeiten Sie! Aber wie soll ich denn arbeiten? Ich verstehe ja nichts zu tun! Und wo steckt denn da die Gerechtigkeit, wenn ich im Besitz von soviel Reichtümern, wie ein Lastträger ar­beiten soll!"

Und lange noch flagt er über die Schurterei, die Greuel­taten der jezigen Regierung. Er glaubt, es sei die Zeit ge­tommen, wo Menschen mit festem Charakter und Willen auf treten müssen, um eine einheitliche Macht im ganzen Reiche wieder herzustellen. Er hofft, daß Generäle kommen werden,

Häufig wundere ich mich über mich selber: warum sage ich ihnen nicht sofort ganz offen, daß ihre Hoffnungen vergeblich find, daß ich bettelarm bin, daß ich fein geistiges Gut mehr besige, daß ich nicht mehr fähig bin, irgend etwas zu geben. Man müßte ihnen laut zurufen, daß meine Seele ausgebrannt, verwüstet ist, daß ein völliges undurchdringliches Chaos und Finsternis darin herrscht. Stepnoi besikt nichts mehr, was soll er euch denn geben, Brüder? Ich bin einer riesigen Eiche gleich, die äußerlich fräftig erscheint, mächtige Äeste und

mit einem mächtigen Willen und dem tiefen, blinden Glauben des Fanatiters an seine Sache, da man allein durch diesen Glauben die erwachte Masse hynotisieren und mit reißen tann, ste zu erhaben- edlen oder widerwärtig- niedrigen Taten stoßen fann! Hier braucht man den Fanatismus eines Beter von Amiens , eines Savonarola , eines Suß, eines Luther, und du elender Pygmäe, du geschwächter Neurathenifer fannst nicht einmal die Nächte wie ein an ständiger Mann schlafen! Und du willst die Menge führen? Schwache und Schwankende liebt sie nicht sie wird di erdrücken, dich verbrennen!

( Fortsetzung folgt.)