beziehungen
Eine Unterredung mit dem Chef des russischen Transportwesens
Der Chef des russischen Verkehrswesens, Professor Lomonosoff, der zu Verhandlungen mit der deutschen Lokomotivindustrie in Berlin weilt, hatte eine längere Unterredung mit einem unserer Mitarbeiter, in der er etwa folgendes ausführte:
Die Verhandlungen mit der deutschen Lokomotivindustrie, die abzuschließen ich nach Deutschland gekommen bin, haben sich technisch mit einer Schnelligkeit entwickelt, wie ich es noch niemals in einem andern Lande, und ich habe schon vor dem Kriege Verhandlungen mit Frankreich und Schweden geführt, gesehen habe. Weber alle technischen Fragen konnten wir schnellste Einigung erzielen. Um so bedentlicher sind die Verhandlungen über die Preisfrage. Ich habe im Augenblid faum noch große Hoffnungen, daß der äußerst wichtige Bertrag zustande kommt, wenn die deutschen Lokomotivindustriellen uns nicht erheblich entgegenfommen. Die Verhandlungen über die Preisfrage laufen nun schon seit einem Monat. Es ist uns gelungen, die erste Offerte, die um mehrere Hunderttausend pro Maschine die letzte überſtieg, dadurch herabzusetzen, daß wir technische Vereinfachungen und einfachere Konstruktionen annahmen.
Die Verhandlungen sind ursprünglich in Berlin geführt worden. Kurze Zeit versuchte die deutsche Industrie, die Verhandlungen nach Stockholm zu verlegen. Ich bin aber der Ansicht, daß es das Beste ist, mit den Engländern in England, mit den Schweden in Schweden und mit den Deutschen in Deutschland zu verhandeln. Die deutsche Lokomotivindustrie hat einen festgeschlossenen Konzern gebildet, der mit uns verhandelt und man sucht auf diese Weise, sich davor zu schützen, daß die konkurrierenden Firmen sich unterbieten. Ich erkläre mir die viel zu hohe Preisforderung so, daß die Kapitalisten neue Lohnerhöhungen befürchten, und daß Sie sich auf alle Fälle ihren möglichst hohen kapitalistischen Profit Sichern wollen. Ich bin aber der Ueberzeugung, daß von diesem Gesichtspunkt aus allein diese für beide Völker so wichtige und bedeutsame Frage nicht gelöst werden kann. Das ganze deutsche Bolf, vor allem die deutsche Arbeiterschaft, sind auf das lebhafteste daran interessiert, daß dieser Vertrag loyal zustande kommt.
Die russischen Lebensmittel und Rohstoffe können nur zum Export tommen, wenn es gelingt, die Transportverhältnisse, die in der Tat infolge des Krieges start zerrüttet sind, wieder aufzubauen. Im Süden Rußlands , in Kubanien wie in Si birien , sind große Mengen von Getreide vorhanden, aber es ist infolge der schlechten Verkehrsverhältnisse nicht einmal möglich, sie nach Mostau zu transportieren, geschweige denn sie nach dem Westen Europas auszuführen. Wenn es uns auch inzwischen gelungen ist, die Transportverhältnisse aus eigener Kraft etwas zu bessern, so daß jezt täglich zwei Personenzüge und ein Schnellzug zwischen Moskau und Petersburg verkehren fönnen, daß weiterhin 3600 Kilometer neue Bahnlinien in Bau find, so sind wir doch keineswegs in der Lage, aus eigener Kraft unsern Bedarf an Rokomotiven zu decken. Wir brauchen etwa 5000 Lokomotiven. Die Jahresproduktion der ganzen Welt be trägt etwa 10 000. Amerita ist in der Lage etwa 5000 Lotomotiven jährlich zu bauen, Deutschland etwa 2500. Deutschland steht also mit seinen Leistungen an zweiter Stelle. Ein Beweis dafür, von welcher Bedeutung die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Rußland ist. Soweit ich orientieri bin, sind die Verhandlungen, die in Kanada geführt wurden, bisher noch nicht zum Abschluß gekommen. Sie werden aber in London zur Zeit weitergeführt.
Gemeingut der deutschen Arbeiterschaft werde und daß die sittlichen Kräfte im deutschen Volke geweckt werden.
So etwas fann sich die kapitalistische Meute in den Vereinigten| Rebensarten über die Notwendigkeit, daß die nationale Idee zum Staaten nur deshalb erlauben, weil dort die Arbeiterschaft noch nicht zahlreich genug zum Klassenbewußtsein erwacht und infolgedessen die sozialistische Arbeiterbewegung noch nicht machtvoll genug ist. In Amerika versucht man die Niederschlagung der sozialistischen Bewegung jetzt mit ähnlich drakonischen Mitteln, deren sich die Verfechter der fapitalistischen Weltordnung in Europa früher bedient haben. Aber auch in Amerika werden diese Mittel auf die Dauer sich nicht wirksam erweisen. Sie können wohl für eine Zeit den Aufstieg der Bewegung hemmen, aber feineswegs den Vormarsch sozialistischen Strebens niederzwingen.
.
Aber auch in die höhere Sphäre der Wirtschaftsfragen verstieg sich Herr Wieber. Schuld an allem Elend seien natürlich die sich steigernden Lohnforderungen. Die Arbeiterlöhne seien heute den Verhältnissen entsprechend ausreichend bemessen und die fortdauernde Lohnschraube" ruiniere die Arbeiter und das deutsche Wirtschaftsleben. Wieder auf die Arbeitszeit zurückkommend, die ihm keine Ruhe läßt, rief der Redner aus:„ Wir können den Achtstundentag heute nicht ertragen. Eine erheblich vermehrte Arbeitszeit ist das Gebot der Stunde." Und wieder bekommen die Bergarbeiter ihr Teil, denn mit Bedauern muß Herr Wieber feststellen, daß deutsche Arbeiter erstens zu einem internationalen Kongreß nach Genf gefahren sind, und zweitens dort den Sechsstundentag für die Bergleute gefordert haben. Bemerkungen hierzu halten wir für überflüssig.
Wir
schließen uns dem Herrn Gewerberat Schnöpf an, der nach Wieber zu Wort tam und es mit lebhafter Freude, aber auch wit Erstaunen begrüßte, daß er au fder Generalversammlung eine solche offene und ehrliche Sprache zu hören bekomme. Der Mann hat recht! Auch wir sind erfreut über diese Klarheit, nur dem Erstaunen des Herrn Gewerberates können wir uns nicht anschließen. Es gibt nach diesen Bekenntnissen zur Reaktion nur eine Parole für die deutsche Arbeiterschaft gegenüber einer solchen Gesellschaft: Aus rotten!
Die„ Ostdeutsche Morgenpost" meldet aus Kattowig: Die ungeheure Spannung des heutigen Nachmittags ist abermals zur Entladung gekommen. Gegen sechs Uhr nachmittags hatte sich vor dem Hotel Deutsches Haus, dem Sig des polnischen Plebiszit Kommissariats, eine ungeheure Menschenmenge angesammelt, die dort ein großes Waffenlager vermutete und dessen Auslieferung forderte, als ein Lastautomobil mit plöglich aus dem Hause das Feuer eröffnet. Die Straße war soSicherheitspolizei erschien, das die Menge zerstreuen wollte, wurde plöhlich aus dem Hause das Feuer eröffnet. Die Straße war jo Die Arbeitsverhältnisse im Reichstag fort leer. Jeder Passant war bedroht. Als einige junge Lente mit Gewehren und Handgranaten erschienen, entwidelte sich ein regelrechtes Feuergefecht. Gegen acht Uhr brach in den unteren Räumen Feuer aus. Jm Keller explodierten Munitionsvorräte. Gegen neun Uhr abends ergab sich die Besagung. Die Sicherheitspolizei und die Feuerwehr ging an die Löschung und Festnahme der Bejagung. 17 Personen sind zur Zeit festgenommen. Die Aften liegen auf der Straße. Die Stadt ist jonst ruhig. Die gesamte Bevölkerung ist trotz des Belagerungss zustandes auf der Straße. Die Bejagungstruppen werden in den Kasernen gehalten. Seit neun Uhr abends ist die Verbindung mit Taitowik unterbrechen.
Eine Bekanntmachung der Interalliierten Kommission
Beuthen( Oberschlesien ), 18. August.
Die Interalliierte Kommission für Oberschlesien hat folgende Bekanntmachung erlassen:
Von verschiedenen Seiten hat man das Gerücht zu verbreiten gesucht, daß die Interalliierte Regierungskommission an Polen während der jetzigen schwierigen Lage Waffenhilfe zu leisten beabsichtige. Man hat sogar behauptet, daß Truppenbewegungen zu diesem Zwede begonnen worden seien. Das ist durchaus falsch. Diesen Tendenzgerüchten zufolge find große Protestversammlungen einberufen worden, gegen eine Handlung, die die Kommission nie unternommen hat und nicht einmal zu unternehmen beabsichtigt. Damit kann nur eine Störung des amtlichen Dienstes und die Verwirrung des öffentlichen Lebens und Rechtes erzielt werden. Eine solche Agitation führt zu nichts, sie fann nur der Hegerei derjenigen, die die allgemeine Ruhe stören wollen, ohne sich um die Wohlfahrt des Lebens zu fümmern, dienen.
Belagerungszustand über Kattowit
Kattowig, 18. August.
Laut Verfügung der Interalliierten Regierungs- und Plebiszittommission in Oppeln vom 17. August 1920 wurde der ver= verhängt. Ansammlungen von mehr als fünf Personen unter schärfte Belagerungszustand über die Stadt Kattowitz freiem Himmel oder in bedeckten Räumen sind verboten. Alle öffentlichen Lotale sind um 8 Uhr abends zu schließen. Von 8% Uhr abends bis 4 Uhr früh darf niemand ohne Ausweis der Interalliierten Kommission die Straße betreten. Nähere Bestim mungen zu der Berordnung ergehen noch.
wurde
3u' unserer Notiz„ Der soziale" Reichstagsdirektor" in Nr. 334 wird uns von einem Angestellten des Reichstages noch geschrieben: Um die Aufhebung aller vorsintfiutlichen Bestimmungen, die Staatsarbeiter im Reichstage betreffend, herbeizuführen, durch ein Betriebsratsmitglied ein zehn Seiten langes Schriftstück dem Vizepräsidenten Dittmann, der allerdings seit längerer Zeit verreist ist, zur weiteren Berwertung im Haushaltausschuß übergeben. Ebenso ist der erste Präsident Löbe durch den in seiner Mehrheit aus Rechtssozialisten zusammengesezten Arbeiterrat über alles unterrichtet worden. Bei dieser Gelegenheit muß aber noch auf etwas anderes aufmerksam gemacht werden. Wir sind sämtlich im Staats- und Gemeindearbeiterverband organisiert und beziehen den tarifmäßigen Lohn. Nun zahlt der Reichs= tagsdirektor an einen Teil von uns den vereinbarten Wochenlohn von 185 Mark monatlich aus. Sonntagsdienst wird als Ueberstunden berechnet. Ein großer Teil unserer Kollegen, und zwar nur die früher schon dort beschäftigten, erhalten eine einheitliche dreißigtägige Bezahlung, ob sie Sonntagsdienst machen oder nicht. Diese Bezahlungsweise bildet also gewissermaßen eine Vergünstigung für einen Teil der Angestellten; trotz aller Verhandlungen durch den Betriebsrat ist eine gleichmäßige Bezahlung noch nicht zu erlangen gewesen. Derartige unterschiedliche Behandlungen macht natürlich böses Blut. Wenn der Haushaltausschuß für einen Teil die dreißigtägige Bezahlung bewilligt, fann er das für die Anfang Oktober 1919 eingestellten Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten ebenfalls. Bei dem 185 M. betragenden Wochenlohn, abzüglich Steuerabzug und monatlich 36 M. Krankengeld kann bei den heutigen Verhältnissen eine Familie nicht leben. Ich habe die Soffnung, vaß nun unsere Frattion, nach dem Zusammentritt des Reichstages, das Möglichste versuchen wird, um diese Zustände zu beseitigen.
Die Sabotage der Volksernährung
Zu diesem Kapitel liefert unser Danziger Parteiorgan einen charakteristischen Beitrag. Für die Stadt Danzig ist es mit der Kartoffelbelieferung sehr schlecht bestellt. Vor den Verkaufsläden müssen die Hausfrauen oftmals stundenlang warten, um zu den paar Pfund Kartoffeln zu kommen, die ihnen auf ihre Karten zustehen. In der vorigen Woche ist nun ein Wagen des Ritterguts Herrengrebin, der mit etwa 80 Zentnern Kartoffeln beladen war, angehalten worden. Wie sich bei näherer Untersuchung herausstellte, hatte der Kutscher den Auftrag, die Kartoffeln an allerlei hohe und höhere Herrschaften abzufahren. U. a. waren die Kartoffeln für die dortige Deutschnationale Volkspartei , für einen Pfarrer, für mehrere Fabrikanten, für Majore und Amtsräte bestimmt. Im ganzen sollten sich zwölf Partner in diese 80 Zentner Kartoffeln teilen, ohne daß sie einen rechtlichen Anspruch auf sie hatten.
Es, wäre im Interesse beider Völker, des deutschen wie des russischen aufs schwerste zu bedauern, wenn unsere Verhandlungen an der Preisfrage scheitern sollten und wir allein auf die amerika nische Produktion angewiesen wären. Es ist selbstverständlich, daß Balutafragen bei den Verhandlungen keine Rolle gespielt haben daß find. alle Berechnungen in Goldvaluta vorgenommen worden Lloyd George nach Luzern abgereist üten, wenn die Arbeiter fich energisch dagegen wehren, dem
sind. Ebenso selbstverständlich ist, daß wir in der Lage sein wer den, volle Garantie für unsere Zahlungsverpflichtungen zu geben. Aber die Preisfrage bleibt das A und O der gesamten Verhandlungen. Es scheint mir notwendig, daß die deutsche Deffentlichkeit Luzern zu begeben. sich darüber klar wird, daß dieser Vertrag über die Loto: motinlieferungen nicht nur der Anfang für die deutsch russischen Wirtschaftsbeziehungen, son dern geradezu die Grundlage und Vorbedingung für diese ist. Ich bin nicht im Zweifel, daß die deutsche Arbeiterschaft und das ganze deutsche Volt die Bedeutung dieser Verträge erkennen werden, und daß sie nicht gewillt sind, dn Diffe renzen in der Preisfrage das große Werf der gemeinsamen deutschrussischen Arbeit am wirtschaftlichen Wiederaufbau scheitern zu laisen.
Das freundliche Entgegenkommen und die Unterstützung, die wir bei der deutschen Regierung in- leyter 3eit gefunden haben, gibt mir die Hoffnung, daß ich( weil Sie mich danach fragen) von einer eventuellen Vermittlung der Regierung oder gar von Verhandlungen, die die Regierung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft führen würde, einen günstigen Einfluß auf die schwebenden Verhandlungen erwarten kann. Diese Hoffnung ist um so größer, als ich mit Freuden davon Kenntnis ge= nommen habe, daß der Minister des Auswärtigen, Dr. Simons, unsern groß angelegten Wiederaufbauplänen und Arbeiten Anerkennung gezollt hat. Ich bin ehemals Präsident der Kommission für den Reichsaufbau gewesen und habe deshalb einigen Einblick in diese Verhältnisse. Wir sind in der Tat im Begriffe, durch den Bau großer elektrischer Kraftstationen die Wasserkraft der Flüsse auszunußen und gewaltige Energierquellen für Landwirtschaft und Industrie zu schaffen. Drei solcher großen Werke sind im Bau, zwei Stationen im Norden, die eine am Swir, in der Nähe von Petersburg , dem Verbindungsflusse zwischen Onega - und Ladogajee, die zweite an der Wolchow und die dritte Station am Dnjepr nördlich des Schwarzen Meeres . Auch hier find wir leider durch Maschinenmangel in unserer Arbeit stark behindert. Es fehlt uns an Wasserturbinen, die wir nur aus Amerita, Deutschland oder Schweden beziehen fönnen.
Ich kann aber unsere Unterhaltung nicht schließen, ohne immer wieder zu betonen, daß die Transportfrage zurzeit die ein schneidendste und wichtigste ist, auf der alle andern wirtschaftlichen Beziehungen basieren, und daß es deshalb für beide Völker von schwerstem Schaden wäre ,, wenn an den Differenzen in bezug auf bie Preisfrage bei der Lieferung von Lokomotiven die hochbedeut samen Verhandlungen mit der deutschen Lokomotivindustrie scheitern würden.
Sozialistenverfolgung in Amerika
In Amerika feiert die Sozialistenverfolgung wahre Orgien. Sozialistische Abgeordnete werden aus den Barlamenten ausge schlossen, Arbeiterführer wegen ihrer jozialistischen Betätigung in die Gefängnisse geworfen. Neuerdings wurde sogar ein vermögender Sozialist auf Befehl der Washingtoner Regierung verhaftet und bald darauf zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, nur weil er einem fommunistischen Blatte finanzielle Unterstützung hatte zuteil werden lassen. Darin wurde eine Verschwörung zum Sturze der Regierung erblickt.
Lloyd George passierte heute mittag Boulogne . Er setzte von dort nach kurzem Aufenthalt mit seinem Gefolge, bestehend aus 20 Personen, die Reise nach Luzern fort. In Chantilly bestieg der englische Botschafter in Paris , Lord Derby, den Zug, um den Ministerpräsidenten über seine Verhandlungen mit Paleelogue zu unterrichten.
Christliche Reaktionäre
Arbeitszeitverlängerung das Gebot der Stunde
Mit großem Vergnügen berichtet die bürgerliche Presse über die 9. Generalversammlung des Christlichen Metallarbei Generalversammlung wurde beherrscht durch einige Reden des terverbandes, die am 16. August in Essen tagte. Die Postministers Giesberts und anderer Regierungsmänner aus Zentrumstreisen und vor allem durch Reden des Verbandsvorfitzenden Wieber, die wieder einmal den reaktionären Charakter der christlichen Gewerkschaftsbewegung mit voller Offenheit zeig ten, nachdem es die christlichen Gewerkschaftsführer, bewogen durch die auch in die christlichen Gewerkschaften eingedrungenen revolutionären Ausstrahlungen, eine Zeitlang für zweckmäßig geheften freien Gewerkschaften vorzutäuschen. haben, eine Annäherung an die Grundsäße der
Herr Wieber sang schon in seiner Begrüßungsrede ein Loblied auf die Krupp, Thyssen usw., deren er nur mit Hochachtung und Anerkennung gedenken könne, da sie den Grund zu unserem industriellen Leben gelegt" hätten. Besonders aber ist der Achtstundentag für Herrn Wieber ein Gegenstand des Abscheues. Die achtstündige Arbeitszeit sei unter den heutigen Wirtschaftsverhältnissen unzureichend, und die Arbeiterschaft müsse von Streits und Lohnforderungen Abstand nehmen. Auch das Ver= halten der Bergleute findet feine Gnade por den Augen des Anhängers der christlichen Menschenliebe. Sie lassen sich nicht genug ausbeuten. Wenn sich die Bergleute dazu aufraffen fönnten, mehr Arbeitsfreudigkeit an den Tag zu legen, anstatt alle acht Tage Streifgelüfte zu zeigen", dann haben wir leine Kohlennot mehr. Was sagt Herr Imbusch dazu, der im Exekutivfomitee der Bergarbeiterinternationale sitzt und durch die Beschlüsse des Genfer Kongresses verpflichtet ist, für die schnelle Einführung der Sechsstundenschicht im Bergbau zu wirken? Wie ein reaktionärer Rohrspay schimpft der Herr Wieber über die Revolution. Schlimmer als der unglüdliche Ausgang des Krieges sind ihre verheerenden Folgewirkungen" für Deutschland . Das bißchen Freiheit", daß wir durch die Revolution eingehandelt haben, wiegt nimmermehr das„ verhängnis: volle Geschenk des Achtstundentages" auf, fagte Herr Wieber. Und er redete seinen Zuhörern ins Gewissen, daß sie sich freimachen möchten vom revolutionären Geist, der sich auch in die Reihen der christlich.organisierten Arbeiter eingeschlichen habe. Man sei in Essen zusammengekommen, um vor allem die christlichen Metallschaft habe von jeher auf dem Boden der monarchistischen Staatss arbeiter von diesem Ungeist zu reinigen. Die christliche Arbeiter verfassung gestanden. Somit ist Serr Wieber reif für einen Ministerposten in einer Kap pregierung. Herr Giesberts aber, einer der Wahrer der Verfassung gegen Kapp und Konfor ten, sagte nichts dazu, sondern verbreitete sich in allgemeinen
Mit Recht hebt unser Parteiorgan hervor, daß die Empfänger der Kartoffeln dieselben Leute sind, die sich sittlich darüber ent
Hungertode preisgegeben zu werden, nur weil die Behörden nicht in der Lage sind, die vorhandenen Vorräte zu erfassen und der Sabotage der Agrarier wirksam entgegenzutreten.
Zur Richtigstellung der in den Nummern 332 und 333 der Freiheit" gebrachten Artikel Sandwirtschaft und Zwangswirtschaft" und Vor dem Zusammenbruch der Getreidebewirtschaftung" wird uns aus dem preußischen Landwirtschaftsministerium geschrieben, daß dieses bisher feine Mitteilung über die fäffige Ablieferung von Brotgetreide durch die Landwirtschaft an die Bresse hat gelangen laffen. Zuständig für diese Frage set der Reich 3 minister für Ernährung und Landwirtschaft, der vor kurzem auch zum Preußischen Staatskommissar für die Wolfsernährung ernannt worden ist.
Die Handelsverträge mit Desterreich. Vertreter der österreichi schen Regierung sind am 17. d. M. mit Vertretern der Reichsregierung sowie Preußens, Bayerns und Sachsens in München zu= sammengekommen, um zu prüfen, inwieweit die zwischen Desterreich- Ungarn und Deutschland früher geschlossenen Handelsverträge unter den jetzigen Verhältnissen noch anwendbar sind.
Die deutschnationalen Parteibeamten haben türzlich in Berlin eine Tagung abgehalten. Wir erfahren aus dem offiziellen Bericht, daß die Verhandlungen von Herrn von LindauerWildau, geleitet wurden, und daß Borträge gehalten wurden von Dr. Weiß, Neitz- Ruppin, Oberst Nicolai, Gräfin Die Westarp, Major v. Jäälin und Thomas- Berlin. Deut nationalen holen sich also ihre Parteibeamten vornehmlich aus den Kreisen der adligen Militärs!
Die Genser Konferenz. Wie wir an zuständiger Quelle erfahren, wird nach den neuerdings eingegangenen Nachrichten die Konfe= renz in Genf voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte des Geptember stattfinden.
Internationale Finanzkonferenz. Wie aus London gemeldet wird, hat der Generalsekretär des Völkerbundes der deutschen Re: gierung eine Einladung zur internationalen Finanztonferenz für den 24. September in Brüssel zugestellt. Die deutsche Regierung wird darin ersucht, drei Delegierte zu ernennen. Ferner wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Konferenz nicht ermächtigt ist, irgendeine Frage, die sich auf die Wiebergutmachung bezieht, die Deutschland im Versailler Bertrag übernommen hat, oder irgendeine andere Frage, die im Augenblick des Zusammentritts der Konferenz Gegenstand von Besprechungen zwischen Deutschland und den Alliierten bilden sollte, zu behandeln.
Überfall auf deutsche Steinkohlenschiffe in England. Die deutschen Schiffe in Ramsgate , die dort Steinkohlen ladeten, wurden von einer Menge angefallen. Die Polizisten, die die Schiffe bewachten, wurden mit Eteinen beworfen. Mehrere sind verwundet. Schließlich gelang es der Polizei, die Menge anseinander zu bringen.
Die englisch - ägyptischen Unterhandlungen. Die ägyptische Mission, die in 201 don verhandelte, fuhr über Paris heim. Der Führer der Mission erklärte, daß die Unterhandlungen zwar, befriedigend ausft len, aber nicht vollständig zu Ende geführt seien.. Mehrere wichtige Punkte feien jedoch bereits gelöft.
Amerika will die Regierung Huertas anerkennen. Es wird mitgeteilt, daß Wison bereit sei, die heutige megifanische Rea aterung anzuerkennen, falls diese für Leben und Sicherheit der Nordamerikaner in Megito garantiere und die Fremden, die durch te Revolution Schaden erlitten, entschädige