j*? die aus ganz anderen Quellen strömende Erregung der Arbeite rmasse für die provokatorischen Ziele der nationalisti - schen Revanchepolitik auszunutzen suchen. Ein andere Gefahr der nationalbolschewistischen Propa- ganda, die leider in manchen Arbeiterkreisen noch verkannt wird, besteht darin, daß Vertreter des neudeutschen Milita- rismus, unter Hinweis auf die Zusammenarbeit ehemaliger zaristischer Generäle mit den Kommunisten in der russischen Roten Armee, den Arbeitern einzureden suchen, daß zwischen ihren Zielen und denen des revolutionären Sozialismus kein grundsätzlicher Unterschied bestehe. Der Hintergedanke ist hleroel der, dag, wenn die revolutionäre Arbeiterschaft dem neuen Militarismus Bewegungsfreiheit geben würde, dieser nach innen wie nach außen seine reaktionären Ziele verwirk- uchen konnte. Es kann nicht dringend genug vor diesem Gaukelspiel gewarnt werden, denn wenn die Arbeiterschaft durch einen falschen Schritt in eine Front mit dem Nation«- lismus und Militarismus gerät, so kommandiert dieser und nicht jene Arbeiter, die sich der utopischen Vorstellung hin- geben, sie könnten durch scheinbares Eingehen auf die Pläne der Militaristen schließlich des Militarismus Herr werden. Es muß zum Schluß noch auf eine Eventualität hingewiesen werden, die nach den bisherigen Erfahrungen keineswegs außerhalb des Bereichs des Möglichen liegt. Es besteht die große Gefahr, daß durch bezahlte Agenten der Konterrevo- lution nationalbolschewistische Propaganda unter den Ar- beitern getrieben wird, um durch putscht st ische Unter- n e h m u n g e n den Boden für einen neuen blutigen Feldzug gegen die Arbeiterklasse vorzubereiten. Gelingt dieser Plan, so ist einerseits der schwärzesten Reaktion im Innern Tür und Tor geöffnet, und andererseits gewinnt dann für die Entente die Bundesgenossenschaft der deutschen Konterrevolution er- höhte Bedeutung. Das Spiel mit dem Nationalbolschewis- mus bezweckt nicht nur die Verseuchung der Arbeiterbewe- gung mit nationalistischen Ideen, er soll auch den Kauf- preis erhöhen, den die Ententeimperialisten im gegebenen Augenblick für die Henkerdienste des neudeutschen Militaris- mus bezahlen sollen. Der Nationalbolschewismus ist nicht nur eine Fäulnis- erscheinung im zerfallenden Eesellschaftskörper des heutigen Deutschland , er bildet namentlich in der jetzigen erregten Zeit auch eine eminente Gefahr für die Praxis der A�- beiterbewegung. Umso mehr haben alle klassenbewußten Arbeiter die Pflicht, die grassierende Seuche des National- bolschewismus auf das schärfste zu bekämpfen und jenen plötzlich auftauchenden Elementen auf die Finger zu sehen. die mit radikal klingenden Phrasen die Arbeitermasien zu unüberlegten Handlungen zu verleiten suchen. » Die Minierarb eit der Spitzelzentralen In der 8. Beilage derLeipziger Neuesten Nach- richten" Nr. 212 vom 7. d. M. stand fett eingerahmt folgende Anzeige: Schriftsteller? Mit Rußland gegen Frantrekch!" Wer liefert allerschnellstcns frisch und unter- haltend geschriebene Broschüre(nicht über 1<X) S.1 über diese Zukunftsmöglichkeit? Das Buch soll dazu. beitragen, unser Volk zusammenzuschlie- ß e n, aufzurichten und mit neuer Hoffnung zu«r- füllen. Nur Herren, die dieses Thema gtoßzligfg und sachgemäß zu behandeln und glaubwürdig(für Deutschland günstig) zu gestalten vermögen, wollen Angebote mit möglichst ausführlichem Plan, Liefer- frjst, Stilproben usw. senden unter. an die Hauptgeschäftsstelle. Ist es schon äußerst interessant, daß dieLeipziger Neuesten Nachrichten", eins der übelsten reaktionären Blätter, ein der- artiges Inserat bringen, das in die Werkstatt des Nationalbolsche- wismus hineinleuchtet, so find die Erfahrungen, die ein Leser der Leipziger Volkszeitung " mit diesem Inserat machte, noch inter- essanter. Er berichtet darüber: ..Ich setze mich hin und schreibe eine glühende Disposition. Denn ich vertrat die Ansicht, auch bei der Gegenpartei durch verständig- Aufklärung zu wirken, in der Liebe zur Sache die xnbertt zu überzeugen. Weil ich die Begeisterung meiner jun- ien Ueberzeugung noch habe. Nun kommt der Artikel zurück in einem indifferenten Umschlag ohne ein einziges begleitendes Nort, ohne irgendein Erkennungszeichen. Roststempel: Magdeburg ." Kommentar überflüssig! Zur Frage der politischen Arbeiterriite Ei« Tobsuchtsanfall derNote« Fahne" Stliie zu erwarten war. hat unser Artikel, in dem wir uns in vollster Uebereinstimmung mit den breitesten Kreisen unserer Genossen gegen die Wahl politischer Arbeiterräte in diesem Augenblick wandten, die tobende Entrüstung der Roten Fahne" hervorgerufen. In einem zwei Spalten lan- gen Artikel überhäuft sie uns mit allen jenen Berleumdun- gen und Schmähungen, die ste tagein, tagaus gegen uns richtet und die anscheinend den einzigen Daseinszweck des kommunistischen Revolverblattes bilden. Wir lehnen es ab. auf das Niveau derRoten Fahne" herabzusteigen und ihre handgreiflichen Lügen und Entfiel- lungen noch einmal zu widerlegen. Zur Frage der politi- schen Arbeiterräte selbst, stellen wir fest, daß schon vor Er- scheinen unseres Artikels eine Versammlung der V e- t r i e b s r ä t e der Metallindustrie nach einem Referat des Genossen Richard Müller den Antrag, für die Wahl politischer Arbeiterräte in den Betrieben einzutreten. abgelehnt hat. Es gibt in dieser Frage vielleicht von einigen Ausnahmen abgesehen keine Meinungsverschie­denheit in unserer Partei. Das Eros unserer Genossen ist, im völligen Einklang mit dem Leipziger Aktionsprogramm, das für die Partei nicht einIetzen Papier , sondern eine richtunggebende Prinzipienerklärung ist, und in Ueberein- stimmung mit den Erfahrungen des letzten Jahres,, der An- ficht, daß die Wahl politischer Arbeiterrate in diesem Augen- blick weder den organisatorischen Zusammenschluß des Pro- letariats noch die auf der Tagesordnung stehenden prak- tischen Aufgaben fördern würde. Die politischen Arbeiter- räte könnten erst im Prozeß der revolutionären Aktion erneute Bedeutung gewinnen. Im gegenwärtigen Stadium jedoch würde die Wahl politischer Arbeiter- räte lediglich zur Kräftevergeudung, zur Zer- splitierung und zu unfruchtbaren inneren Aus- einanderfetzungen und Kämpfen in der Arbeiter- klaffe führen. Nicht die Zusammenfassung der Arbeiterschaft als Klasse wäre ihr Ergebnis, sondern wie die Dinge leider in Deutschland liegen die Wiederholung derselben parteipolitischen Kämpfe, die wir im ersten Jahre der Revo- lution durchgemacht haben. Für die Kommunisten allerdings sind diese inneren Kämpfe d a s Z i e l a n s i ch. Sie brauchen den fraktionellen Hader und die Selbstzerfleischung des Proletariats. Sie dürften nach einem Wirkungskreis, wo sie mit revolutionär klingenden Phrasen ihre Unfähigkeit zur praktischen revolu- tionären Arbeit verhüllen können. Ihre Wut über unsere ablehnende Haltung können wir daher verstehen. Sie wird uns aber nicht abhalten, das zu sagen und zu tun. was wir im Interesse der revolutionären Arbeiterbewegung Deutsch- lands für erforderlich halten. Kontrolliert die Waffen- transporte! Aus dem Parteiburcau wird uns geschrieben: Der gemeinsame Aufruf der sozialistischen Parteien und der freien Gewerkschaften gegen Truppentransporte nach Polen hat zu zahlreichen Anfragen über Einzeloorgänge Veranlassung ge- geben. Wir betonen deswegen nochmals mit Nachdruck, daß auch weiterhin die Kontrolle aller Truppen-, Waffen- und Muuitions- transporte unbedingt erforderlich ist. Die blutigen Ereignisse in Oberschlefien und das Geschrei der Reaktionäre über den russischen Eiiimachch in den polnischen Korridor gebieten erhöhte Wachsam- keit. Die Arbeiterschaft muß durch ihre Partei-, Gewcrlschasts- und Betriebsräteorganisationen jederzeit bereit sein, den Eisen- bahnern bei der Kontrolle solcher Transporte zur Seite zu stehen, ja noch mehr, es muß versucht werden, daß solche Transporte überhaupt garnicht erst zum Versand gelangen. Verweigert die Produktion und die Verladung von Munition, damit sie garnicht erst der Eisenbahn übergeben werden. Als Verhaltungsmaßregeln empfehlen wir: Grundsätzlich muß jeder Transpont irgendwie militärischer Natur genau kontrolliert werden, um festzustellen, was transpor- tiert wird, woher es kommt und wohin es geht. Werden Entente- trappen festgestellt, die sich nicht als Transporte aus Grund des Friedensvertrages erweisen, so hat man diese Transporte still- zulegen. Munition, Waffen, Flugzeuge, Ausrüstungsgegenstäilde oder irgendwelches Kriegsmaterial, das von der Entente durch Deutsch- land transportiert werden soll, darf nicht weiter transportiert werden. Werben Ausweise deutscher Reichsbehörden über die Geneh- migung solcher Transporte vorgezeigt, so sind die politischen Parteileitungen in Berlin zu verständigen. Sonstige Waffen-, Munition»- und Ausrüstungstransporte im Innern Deutschlands sind in den meisten Fällen verhLllte Waffenschiebongen, die von polnischen Aufkäufern»der den militärischen Organisationen real- tionärer Parteien vorgenommen werden. Auch diese Transporte sind stillzulegen und der behördlichen Beschlagnahme zu über- geben. Deutsch « Militärtransporte, die nach dem Osten gehen oder sonst auf Truppenkonzentrationen in irgendwelcher Gegend hin« deuten, sind ebenfalls scharf zu kontrollieren und das Ergebnis der Feststellungen sofort den Parteibezirksleitungen«nd der Jen- trale zu übergeben. Wir forder« die Arbeiter, Angestellten und Beamten auf, nach diesen Richtlinien umsichtig und energisch zuzugreifen, damit dem gefahrdrohenden militaristischem Treiben an der Grenze sowie im Innern Deutschlands schnellstens Einhalt geboten werden kann. Das aktive Austreten der Vertranenslente der Arbeiterschaft ist das einzige Abwehrmittel gegen die auf einen neue« Krieg hin- treibenden Militaristen aller Länder. Tamfchick fitzt fest Das tapfere Verhalte« der Eisenbahner Der vorbestrafte Leutnant Ta m s ch i ck fitzt immer noch in Berlin fest. Das heißt: er ist nicht etwa wegen seiner vielen Vergehen festgenommen worden, sondern er kann mit seinen 28 Waggons Waffen und Munition nicht vom Stettiner Bahnhof abfahre«. Die Eisenbahner verweigern den Transport. Sie haben in einer Besprechung mit Regierungsvertretern am Mittwoch erklärt, daß sie gegen die Absendung der Ausrustungsgegenstände für die Sipo. unter denen Uniformen, Wäsche usw. zu verstehen, seien, nichts einzuwenden hätten. Dagegen würden sie auf keinen Fall zulassen, daß Geschütze, Minen usw. nach Königsberg abgingen. Dieser Be- schluß ist durchaus gerechtfertigt. Ganz Ostpreußen starrt in Waffen. Wenn der rechtssozialistische Polizeipräsident von Königsberg , Herr Lübbring erklärt, die Waffen würden auf keinen Fall gegen Sowjetrußland Verwendung finden, so muß doch darauf hinge- wiesen werden, daß Lübbring mit seiner Sipo in Königsberg keinerlei Einfluß auf die Pläne der Reaktion hat. Diese ist in Ostpreußen so stark bewaffnet, daß es ihr ein leichtes ist. Lübbring und seine Truppe glatt über den Haufen zu rennen, sobald der günstige Zeitpunkt gekommen ist. Zudem bietet gerade dw Person Tamschicks keinerlei Gewähr dafür, daß die Waffen in recht- mähige Hände gelangen. * Wie eine Lokalkorrespondenz berichtet, find am Donnerstag eine Reihe von Verbänden in Berlin zusammengetreten, um zu der Frage, ob die Eisenbahner selbständig die Beförderung von Trans- porten, die Waffen ujw. enthalten, verhindern können. Stellung zu nehmen. Es wurde dabei der nachstehende Beschluß gefaßt: In einer Vorbesprechung der Spitzenorganisationen mit den Betriebsräten der Eisenbahner sind die Eisenbahner erneut ange- wiesen, keinen Transport von Kriegsgeröt durchzulassen. Nicht- linien für diesen Zweck werden in einer Sitzung, die am Sonn- abend stattfindet, herausgegeben." An der Besprechung sollen Vertreter des Deutschen Eisenbahner- Verbandes, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Berliner Ge- werkschaftskommission, der Zentrale der Betriebsräte, der drei sozialistischen Parteien und der Betriebsräte bei der Eisenbahn- direktion teilgenommen haben. Orgesch wühlt weiter Drohungen gegen die Regierung Die rechtsstehende Presse setzt ihren Hetzfeldzug gegen die preußische Regierung und die Oberpräsidenten, die das Weiterbestehen der O r g e s ch verboten haben, fort. Die außerordentliche Schärfe der Ausdrucksweise zeigt die außer- ordentliche Bedeutung, die die Reaktionäre aller Schattie- rungen der Orgesch beigelegt hatten. Sie wollen die große Hoffnung nicht ins Grab versinken lassen, ohne das letzte . Rettungsmittel angewendet zu haben. Und wie die Rechts- Parteien immer, wenn ihnen ein Streich gegen den Bestand der Republik durchkreuzt worden ist,verfassungstreu" wer- den. so bezichtigen sie auch diesmal den Minister Severins und die Oberpräsidenten des Verfassungsbruches. Die Deutsche Tageszeitung" wirft H ö r s i n g vor. daß er sich in Rechtsverletzungen und Willkürakten schwerster Art ergangen" habe. Seoering habe, statt Hör- sing in die Schranken zu wessen, das Verbot der Orgejch für ganz Preußen erweitert. Das sei ein Verstoß gegen deck Artikel'124 der Reichsoerfassung, der also lautet: Alle Deutschen haben das Recht, zu Zwecken, die de» Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen, Vereine oder Gesell- schnsten zu bilden. Dieses Recht kann nicht durch Vor« beugungsmaßregeln beschränkt werden." Die Orgesch, eine Organisation mit dem klarumschriebeneit Ziel, die Verfassung zu stürzen und der Monarchie über die Militärdiktatur hinweg, den Weg zu bahnen, unter den Schutz der Verfassung stellen zu wollen: Das ist ein Witz, den sich wohl nur ein Organ von den politischen Aus- maßen derDeutschen Tageszeitung" leisten kann. Die Gründung von Selbstschutzverbänden nach dem System Escherich ist wahrhaftig' mehr als eine bloße Vereins- spielerei. Im Gegenteil, schon der g e h e i m e Charakter der Organisationen zeigt, daß sie nicht unter das Vereinsgesetz fallen. Zudem handelt es sich nicht um das bloße Einfangeil von Mitgliedern, die allmonatlich einmal zu einem Vier- oder Kegelabend zusammenkommen, sondern die Mitglieder erhalten' Waffen, Munition, Geschütze, Maschinengewehre. Sie stehen unter militärischer Leitung, halten Schießübungen ab, und nehmen grundsätzlich nur Leute in ihre Reihen auf. die der Republik feindlich gegenüberstehen. Das genügt wohl zur Charakteristik ihrerVerfassungs- treue", zeigt uns aber auch, waruin gerade dieDeutsche Tageszeitung" so eifrig für ihr Fortbestehen kämpft. Ware die Orgcsch eine Organisation zum Schutze der Re p u- über den Minister Seoering herziehen, wenn er sie nicht so- fort auflösen würde, wie es heute geschieht, weil'er ste auf- gelöst hat. Und nun jammert das Blatt: Es ist höchste Zeit, Leuten, wie Herrn Severins und Herrn Höesing beizubringen, daß Preußen durch die Revo- lution noch nicht eine Tyrannis, eine preußi- fche Provinz noch nicht ein Pafchali? geworden ist. Es ist ein u n e r t r ä g l i ch e r' Zustand für den preußi- schen Staat, daß ein derartiges WillZLrregimcnt sich breit mache» darf; und es ist deshalb höchste Zeit, daß durch Neuwahlen in Preußen eine Negierung gebildet wird, die mit einer solchen Paschawirtschaft aufräumt." Schließlich wird noch die Reichsregierung gegen Preußen aufgerufen. Bis zum November 1918 diktierte Preußen dem Reich die Gesetze der Junker, heute soll sich Preußen vom Reiche die Gesetze der Orgesch diktieren lassen. Dieser un- geheure Aufwand zur Rettung der Eeheimorganisation des Herrn Escherich sagt klar und deutlich, was auf dem Spiele steht. Auch wir verlangen von der Reichsregierung eine schnelle und klare Entscheidung. Erfolgt das Verbot aller militärischen Eeheimorganisatwnen nicht in allerkürzester Zeit, dann muß die Arbeiterschaft schnellstens zu Gegen- maßnahmen greifen. Das heißt: es müssen vor aller Oeffentlichkeit Selbstschutzvervände des Prole- tariats ins Leben gerufen werden, zur Ab- wehr der reaktionären Pläne Escherichs und seiner Hintermänner aus den deutschnatio- nale» Lager. Faule Ausreden Das Staatskommissariat für öffentliche Ordnung erklärt, daß es den Spitzelbericht über den Republikanischen Führerbund von ,i eineramtlichen Stelle" erhalten und ihn lediglichzum Gegen- stand von Ermittelungen" gemacht habe, die noch nicht abgeschlossen seien. Wir hielten es für sehr wertvoll, wenn das Staat»- kommissariat die betreffendeamtliche Stelle" näher bezeichnen würde. Denn wir stellten bereits fest, daß der von Anfang bis Ende unwahre Bericht den Nachrichten der Deutschen Wirt- s ch a f t s h i l f e wörtlich entnommen war. Irgend eine amtlich« Stelle muß also mit dieser Spitzelorganssation, die im Auftrage der Großindustrie Lügen herstellen läßt, enge Beziehungen unterhalten und ihre Leistungen für so wertvoll halten, daß sie sie zu in Gegenstand eingehender Untersuchungen" machen läßt. Dem Etaatskommissariat ist die Wirtschaftshilfe sehr genau bekannt. Es wäre daher gut, wenn diese Stelle eingestehen würde, daß sie das Opfer eines Schwindels geworden ist. Mit faulen Ausreden bestärkt ste nur die Auffassung, daß die Wirtschaftshilfe auch den amtlichen Stellen genehm ist. Das geht ja auch schon daraus hervor, daß die Schwindelfabrik in Berlin noch nicht stillgelegt worden ist. Die gefährdete Getreideversorgung Der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages beschäftigte sich gestern zunächst mit der Versorgung der Landwirt- mt mit Düngemitteln. Das Ministerium für Landwirt- t erklärte, daß gegenwärtig ein Abbau der Preise für Dünge- mittel n i ch t in Betracht komme, es werde aber auch der Forderung der Industrie nach Erhöhung der Preise nicht entsprechen. Auch die Inanspruchnahme von Reichsmitteln zur Verbilligung der Rohphos- phate sei ausgeschlossen. Durch die Ausfuhr eines geringen Teils der Stickstofferzeugung soll oersucht werden, die inländischen Preise zu stabilisieren, wie das bei Kali bereits geschehen ist. Eegenwärtia werde geprüft, ob die Versorgung de r Land- Wirtschaft mit Düngemitteln in Zusammenhang gebracht werden könne mit der Brotgetreide« b- l i e f e r n n g. Der Ausschuß begann sodann die Beratung der Getreide- bewirtschaztung. Von den Unabhängigen wurde eingehend auf die drohende Gefährdung der Brotgeteideversorgung hin- gewiesen und nachdrücklichstes Eingreifen der Behörden gegen die Nichtablieferung von Getreide verlangt. Es fei auch dringend notwendig, daß die Regierung die im Ausschuß abgegebene Er- klärung, daß an eine Erhöhung der Brotgetreide- preise während des ganzen Erntejahres nicht zu denken sei. öffentlich wiederhole, damit die aus der Hoffnung auf höhere Preise herrührende Zurückhaltung des Getreides auf- höre. Die Erhöhung der Brotration sei ebenso dringlich wie die Besserung der Beschaffenheit des Brotes durch Herabsetzung der Rusmahlungsquote und die Unterlassung der Verwendung von Streckunqsmitteln. Wenn im laufenden Erntejahr kein Zusam- menbruch der Getreideversorgung eintreten solle, dürfe weder eine Lockerung der Zwangswirtschaft für Hafer noch für Gerste ein- treten. Die Beratung wurde schließlich abgebrochen, da die Regierung den Verhandlungen nicht weiter beiwohnen konnte. Sie soll am 8. September fortgesetzt werden. In dieser Sitzung sollen auch die Anträge zur Erwerbslosenfürsorge be- raten werden, die jetzt trotz der Bemühungen des Ausschusses nicht beraten werden konnten, da die Regierung keine Vertreter zur Beratung zu entsenden imstande war. Freigabe des inländischen Tabaks. Auf die Anfrage des sozial- demokratischen Abgeordneten Schöpslin im Reichstage hat, wie die P. P. N. hören, der Rsichswirtschaftsminister geantwortet, daß beabsichtigt sei, die Zwangsbewirtschaftung für inländi- schen Tabak für das neue Erntejahr aufzuheben. Die ent- sprechenden gesetzlichen Vestimmunaen werden erlassen werden. sobald die Verteilung der ISISer Inlandsernte abgeschlossen ist und sich übersehen läßt, daß die Uebernaljme der Tabake seitens der Vorarbeiter au» den Lägern der Vergärer in vollem Umfange gesichert ist. Keine Ermäßigung des Benzinpreises. Die in vielen Kreise« bestehende Hostnung. daß der Benzinvreis, der seit Juni um mehr als 2, oll Di. pro Kilogramm herabgesetzt worden ist, für Sep* tember eine weitere Senkung erfährt, wird sich nach Mitteilun» von zuständiger Stelle nicht erfülle».