Interesse der arbeitenden Bevölkerung getan werden muß. Damit war die Frage der Regierungsbildung auf einem toten Punkt angelangt und sie ist in den zehntäggen Verhandlungen, vom 20. bis zum 30. Juli, darüber nicht hinausgekommen. Die Unfähigkeit der Demokraten, sich weder für rechts noch für lints entscheiden zu können, macht die Regierungsbildung zur Unmöglichkeit. Die Rechtssozialisten wären nach Aeußerungen ihres Ministerkandidaten, des Staatsrat Frölich( Altenburg ) wohl bereit, mit De mofraten, Bauernbündlern und Deutscher Boltspartei eine Koalitionsregierung zu bilden, indes erklären sich die beiden legtgenannten Reattionsparteien mit ihren deutschnationalen Freunden solidarisch, zumal ja die Bauernpartei nur die größere Filiale der Deutschnationalen Boltspartei ist. Das also ist auch heute noch der Stand der Regierungsbildung in Thüringen , bedingt durch den eigenartigen Wahlausfall, wie in dem Kampf um die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat die Entscheidung noch hin- und herschwankt.
Inzwischen führt der provisorische Staatsrat, der sich aus den früheren Landesregierungen zusammensetzt, in dem Sinne der noch von dem früheren provisorischen Volksrat geschaffenen Verfassung die Regierungsgeschäfte weiter. Die reaktionären Parteien brennen darauf, die bisherige sozialistische, mit einigen Fachministern durchsetzte Regierung abzulösen und die Errungenschaften der Revolution, diese vorübergehende Erscheinung", radikal zu beseitigen. Die Leistungen der rein bürgerlichen Regierung unter Mitbeteiligung der Demokraten in Gotha geben eine ungefähre Borstellung davon, wie auch in Thüringen die Reaktion sich auswirken würde, wenn sie zur Herrschaft gelangt. Für die Regierungsbildung hängt, sobald der Landtag nochmals zusammentritt, alles von der Entscheidung der Demokraten ab. Schließen sie sich, nach dem Vorbild ihrer Gothaer Parteigenoffen, mit dem reaktionären Bürger- und Bauerntum zusammen, bann ist die gegenrevolutionäre Fronde zur Regierung und Herrschaft gelangt. Ob nicht auch dann noch die Rechtssozialisten alle anfänglichen Bedenten beiseite stellen und mitregieren, bleibe zunächst dahingestellt.
Die Unabhängige Sozialdemokratie hat, nachdem die politische Verwarrenheit und Untlarheit zur Tatsache geworden war, die Auflösung des Landtages und Neuwahlen gefordert, damit den Voltsmassen erneut Gelegen heit geboten ist, durch Stimmabgabe ihrem Willen Ausdruck zu geben. Wir glauben, daß Wirtschaftskrise und zunehmende politische Reaktion zur Aufrüttelung und Aufklärung der Arbeiterklasse beigetragen haben. Der Antrag unserer Partei ist abgelehnt worden. Aber der gegenwärtige Zustand ist unhaltbar und ungefeglich. Eine flare Eine flare Entscheidung muß fallen. In diesem Sinne wird unsere Fraktion im Landtag, dessen nächster Zusammentritt noch nicht festgesetzt ist, tätig sein.
Beginnende Beruhigung in Oberschleften
Benthen, 28. August.
Die deutschen politischen Parteien und die Gewerkschaften er laffen folgenden Aufruf:
Nachdem die Bolen gestern durch Aufrufe und Bersammlungen zur Ruhe gemahut, zur Waffenabgabe aufgefordert, die Auf nahme der Arbeit, Zurüdziehung der Poften, Unterlassung der Haussuchungen und Durchfuchung der Straßenbahnen durch thre Leute gefordert haben, ersuchen wir die deutsche Bes välterung, bei Eintritt der Ruhe fich jeglicher Gewalttätig feit gegen die Bolen und Wiedervergeltung oder Rache zu ents halten. General Lerond hat zugesagt, daß jedem, der die Ges fehe übertreten hat, die volle Schwere des Gejeges treffen wird. Wir müssen endlich zur Ruhe und zum Frieden tommen. Wir erwarten, daß die Bevölkerung der Aufforderung ihrer Führer Folge leisten wird.
Die deutsche Verständigungsnote an Korfanty , die wir in unferer heutigen Morgenausgabe mitteilten, ist von beiden Seiten mit unwesentlichen Aenderungen angenommen worden. Sie unterliegt nun noch der interalliierten Kommission und der Blebiszittommission zur Entscheidung. Man darf hoffen, daß nun endlich in Oberschlesien Ruhe eintritt und den nationalen Wühlereien der Boden entzogen wird.
Romain Rolland , der große französische Dichter und Menschenfreund, hat an den Kongreß der Lehrer folgenden Brief gerichtet, den wir etwas gefürzt in Ueberlegung nach dem Bopulaire" vom 19. Auguft bringen.
Liebe Kameraden, ich bebaure sehr, daß ich Eurem Kongreß nicht beiwohnen fann; mit dem Herzen bin ich aber bei Euch. Wir sind in dem gleichen Gedanken der Berurteilung des bestehenden Unter richtsfystems vereinigt. Die Banterotterklärung, die Ihr über dieses System und die bürgerlichen Klassen, die es eingerichtet haben, qusgesprochen habt, ist leider nicht ganz gerechtfertigt; nur zu gut hat es gewirkt. Ihm verdankt man die allgemeine Mentalität Europas von heute, dieses ungesunde Jdeal nationalistischen Sochmuts, von Mißtrauen und gegenseitigem Reid zwischen den Böltern, diesen Egoismus, der im Unglück des Nachbars sein Gutes sucht, diese franthafte Uebertreibung des Todes und des Mordes für ein barbarisches Baterland. Die Einwirkung eines derartigen Unterrichts auf das Denken der Welt ist so start gewesen, daß selbst Die Freiesten unter uns fich nur langsam davon befreien tonnten, allen ist es nicht gelungen. Erinnern wir uns des Umfalls der meisten während des Krieges, der Unentschlossenheiten und WiderSprüche der anderen, die sich gegen die flare Bernunft bemühten, das Unvereinbare zu einen: die Liebe zur Menschheit und den Kult dieser triegerischen Vaterländer, deren blutige Rivalitäten die Menschheit zerreißen.
Jeder von uns muß sein Gewissen prüfen. Ich sage fret: Trog meines dauernden Fleißes, mich von Vorurteilen frei zu machen, ist der Schleier nur allmählich zerrissen und erst nach und nach habe ich bie Riesensumme von Irrtümern, von Lügen und Parteilichteit extannt, die diese Erziehungsart in uns aufgespeichert hat. Alles muß revidiert werden, die Geschichte, die Moral und die Bürgerfunde. Besonders die Geschichte, denn was ist Geschichte? Die Geschichte der Sieger, einer Nation, einer Klasse, eines Boltsstammes, die alles, was nicht ihren Interessen oder ihrer Eitelkeit dient, herabjekt oder leugnet.
-
Man hat mir mitunter vorgeworfen, Lobredner der Besiegten zu lein. Rein! aber ihr Verteidiger gegen die ungerechte Kraft! Die jetzige Zivilisation Europas und Ameritas stellt den Sieg nur eines Bruchteils der Kräfte der Welt dar; es ist falsch, zu behaupten, daß die materielle Ueberlegenheit dieses Bruchteils notwendigerweise ein Zeichen seiner tiefgehenden sonstigen Ueberlegenheit ist. Der einzige wirkliche und fruchtbare Sieg wäre die Vereinigung und die Zusammenarbeit der gesamten Kräfte der Welt. Ueberall muß ein freier und weiter Unterricht am Zusammenschluß mitarbeiten am Jusammenschluß der zerstreuten und oft genug entgegengesezten Kräfte, am Zusammenschluß der Völler und der
Die intera Illierte Regierungstommiffion in Oberschlesien verwahrt sich gegen die Unterstellung, nach der sie die Bewaffnung eines Teiles der Bevölkerung gebilligt habe. Sie fordert nochmals alle Bürger ohne Rassenunter= schied mit Ausnahme der Polizei auf, die Waffen sofort an die Herren Kreistontrolleure abzugeben.
Die nationalistischen Ausschreitungen in Bres lau machen sich bereits durch ihre Folgen fühlbar. Die„ Vossische 3eitung" meldet über die Unterredung des deutschen Gesandten Dr. Rosenberg mit dem französischen Botschafter Laurent folgendes: Nachdem Rosenberg sein Bedauern über die Ausschreitungen in Breslau und die Entschuldigung der deutschen Regierung ausgesprochen hatte, erklärte der Botschafter, daß er fich genötigt gesehen habe, infolge der Ueberfälle auf das franzöfische Konsulat das Breslauer Konsulat zunächst schließen zu lassen. Die Schließung werde solange aufrechterhalten bleiben, bis von deutscher Seite Genugtuung gegeben worden sei. Worin diese Genugtuung bestehen soll, darüber hat sich Laurent nicht weiter geäußert und nur mitgeteilt, daß er nach Paris telegraphisch berichtet hat, und daß er Jn= struktionen vom Quai d'Orsay abwartet.
Durch die Schließung des Konsulats fönnen Schlesier, die nach Oberschlesien fahren wollen, tein Visum erhalten.
Die deutschen Nationalisten werden wieder Ach und Weh schreien, wenn die französische Regierung Genugtuungen verlangt, die Deutschland empfindlich treffen. Erst heßen sie, dann greinen sie über die Schläge, die ihnen verabsolgt werden. Eine feine Gesellschaft.
Der auswärtige Ausschuß
Der auswärtige Ausschuß des Reichstages ist auf Mittwoch, den 1. September 1920, nachmittags 5 Uhr, einberufen.
Die Knute der Reaktion
Bom Republikanischen Führerbund wird uns mitgeteilt: Wir berichteten am 26. b. M. über das Auftreten des Kom pagnieführers der 1. M.G.K., R.J.R. 5, Potsdam , von Graven: stein und hatten erwartet, daß derselbe wegen seines gegen die das ist bis heute nicht geschehen, dagegen, it per Greiwillige Leutnant, der fein Recht als Republikaner zu verteidigen suchte, heute ohne jebe Kündigungsfrist enttajien worden. In dem Befehl, der bie Entlassung ausspricht wird gesagt: Leutnant ist wegen grober Pflichtverlegung und weil er die Offiziere des Regiments als realtionäre Gesellen bezeichnet hat, sofort zu entlassen. Leutnant hat die Offiziere des Regiments nicht als reaktionäre Gesellen bezeichnet, er hat den Fall nur zur Kenntnis der Deffentlichteit gebracht.
folgende Art: Ohne Gebühren und ohne Papiere ist Leutnant durch Die Entlassung ist sofort ausgeführt worden, und zwar auf den Unteroffizier vom Dienst zur Kaserne hinausgeführt worden und darf die Kaserne nicht mehr betreten. Er liegt also ohne jede Mittel auf der Straße.
Ein weiter& all spielte sich ebenfalls in Potsdam am 17. b. M. ab. Beim leichten Artillerie- Regiment 3 war ein Angehöriger vom Gericht zu fieben Wochen mittleren Arrestes verurteilt worden, weil er durch seine Gesinnung Misstimmung in die Truppe gebracht hat" auch dieser Mann ist Angehöriger des Republikanischen Führerbundes. Eine Entlassung wurde vom Gericht nicht ausgesprochen.
-
Nach Berbüßung der Strafe wurde dieser Angehörige ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist auf die Straße gelegt. Dieser Mann wohnt im besetzten Gebiet, fann nicht zurüd und hat jest feine Unterkunft.
Nach einem Befehl dürfen Entlassungen von Heeresangehörigen, die ihren Wohnsiz im besetzten Gebiet haben, nur dann erfolgen, wenn durch den entlassenden Truppenteil die Einreiseerlaubnis eingeholt ist.
Der Soldat der Reichswehr ist durch das Gesez pöllig rechtlos gemachter darf nicht wählen, darf nur mit Erlaubnis seiner Borgesetzten einer Bereinigung angehören, muß ich aber gefallen laffen, daß er von seinen Vorgesetzten dem Berhungern preisgegeben wird.
Fälle dem Herrn Reichswehrminister zu unterbreiten, da eine Er Der Republikanische Führerbund nimmt Abstand dapon, diese ledigung und eine Beantwortung derartiger Eingaben anscheinend qus Prinzip von Seiten des Reichswehrministeriums nicht vor genommen wird. Die Offentlichkeit soll aber wissen, wie es dem republikanisch gesinnten Soldaten geht, wenn er sich nicht vor der Knute der Realtion beugt.
Dieser Darstellung des Republikanischen Führerbundes ist faum etwas beizufügen. Sie spricht für sich selbst. Es ist aber ein Standal ohnegleichen, daß das Reichswehrministerium fich allen Beschwerden gemaßregelter Leute gegenüber taub stellt. Der
verschiedenen Gedanken. Als eine der hauptsächlichsten Konse quenzen dieses Prinzips ergibt sich die Notwendigkeit der Grünbung einer internationalen Schule, wo der Zusammenschluß der verschiedenen menschlichen Strömungen, der verschiedenen Fähigkeiten stattfindet, und wo der Handarbeiter und der Intellektuelle vor jeder Spezialausbildung eine allgemeine theoretische und praktische Ausbildung erhält, die ich allmenschlich" nennen möchte Man muß stubieren, wie es den ruffischen Intellektuellen zwischen 1907 und 1914 gelungen ist, das russische Bolt unter der unterdrüderischsten Staatsform zu bilden und wie sie, trok einer tyrannischen Zensur, die tühnsten Gedanken in weiteste Kreise des Bolles bringen konnten. Denn es ist ein großer Jrrtum, Rußland als das ungebildetste Land von Europa zu betrachten und nicht den Umformungen Rechnung zu tragen, die in diesen 15 Jahren stattgefunden haben. Buversichtlich glaube ich, daß es wohl zwedmäßig wäre, menn von den verschiedenen Gruppen der Intellektuellen Samm lungen fleiner enzyklopädistischer Erziehungsbroschüren ins Leben gerufen würden, die bie politische und soziale Geschichte, die Literaturgeschichte, den wissenschaftlichen Gedanken enthielten, gereinigt von solchen Traditionen, von Jrrtümern und Borurteilen.
Alles in allem besteht die Aufgabe der modernen Erzieher darin, die Borurteile zu zerstören, die die Menschen trennen. Bewaffnen wir uns zu diesem Kampf mit den Pfeilen aller freien Denter Frankreichs : Montaigne , Rabelais und die Enzyklopädisten, und geben wir gleichzeitig den Kindern die Kenntnis und die Liebe ihrem wahren Vaterland, das nicht zwischen engen Grenzen eingeschlossen ist, sondern die ganze Welt umfaßt. Wir wollen die Kinder mit ihren ausländischen Brüdern bekannt machen und ste mit einem Neg von fleinen Beröffentlichungen, Bulletins, regelmäßigen internationalen Korrespondenzen, von Uebersehungen, Lesestoff und gegenseitigen Konferenzen und Studienreisen verbinden.
Endlich wollen wir die persönliche Entschlußtraft entwideln, die Begeisterung und Hoffnung heben. Wir wollen die kommenden Generationen zu der großen Erneuerung, die nicht ohne Kampf abgehen wird, vorbereiten.
Die Menschheit tann alles. Die erstaunliche Entwicklung der Wissenschaften seit einem Jahrhundert, dieser wunderbare Triumph zug des menschlichen Geistes bietet unbegrenzte Aussichten. Und diesen Augenblid wählen die Bötter Europas , um sich erneut in den Abgrund der nationalen Leidenschaften, der patriotischen Kriege der Bestialität zurüdzuwerfen.
Auf! Erweden wir alle Kräftel
Die großen Bourgeoisien Frankreichs und Englands, bie in ihrer traftvollen Reife die Revolutionen der letzten Jahrhunderte voll
,, demokratische Reichswehrminister Geßler scheint von seinem großen Borgänger die Antipathie gegen republikanische Offiziere und Soldaten übernommen zu haben. Es wird Zeit, daß er aud den Weg Nostes geht und mit ihm möglichst die ganze Reichswehr verschwindet.
Eine bürgerliche Arbeiterpartei?
Interessante Strömungen machen sich in der nichtsozia Iitischen Arbeiterschaft Deutschlands bemerkbar. Germania " sieht sich genötigt, sich sehr ernsthaft mit dem Ge Santen der Gründung einer christlich- demokratischen lichen Arbeiterlager ist bereits start genug, um dem Zentralblatt Arbeiterpartei zu beschäftigen. Die Strömung im chri Sorge zu machen. Sie ist das Mertmal dafür, daß die Arbeiter schaft überall zu der Einsicht kommt, daß es nötig ist, eine von den Einflüssen der besitzenden Gesellschaftsklassen völlig unab hängige politische Arbeitervertretung zu schaffen. Das Blatt schreibt dazu:
Die Gründe, aus denen solche Pläne erwachsen sind, liegen auf der Hand. Es ist die Unzufriedenheit mit den politischen Parteien, in deren Politik ein Teil der Arbeiterschaft, die außerhalb der Sozialdemokratie steht, die ge bührende Vertretung ihrer wirtschaftlichen und ideellen Inters essen vermißt. Wie weit diese Unzufriedenheit berechtigt ist, soll heute nicht untersucht werden. Mit der Tatsache dieses Mißtrauens müssen wir rechnen und daraus unsere Folgerun gen ziehen. Deren wichtigste scheint uns zunächst die zu sein, in die Arbeiterschaft die Erkenntnis zu tragen, daß der Weg der Gründung einer neuen Partei ungangbar ist." Das Berliner Tageblatt", das sich mit diesem Artikel det Germania " beschäftigt, erklärt dazu, daß die Strömungen, pon benen die„ Germania " spricht, auch in denjenigen Teilen der A beiterschaft bestehen, die sich zur Demokratischen Partei betennen.
beiterpartei nach diesen Absichten, jo zweifeln wir nicht daran, Kommt es zur Gründung einer chriftlich- demokratischen A daß die Arbeiter über diese selbständige Arbeiterpartei hinweg sehr schnell den Weg zur sozialistischen Politik finden.
Fort mit den Einwohnerwehren! Betanntlich sträubt man sich in Bayern hartnädig, die Ein wohnerwehren aufzulösen. Die bayrische Reaktion, die Regie rung an der Spike, hat sich nun einmal in den Kopf gefeht Deutschland vom Bolschewismus zu erlösen. In Wirklichkeit with die Rüdfehr zum alten Regime, die Wiederinthroni fation der Wittelsbacher erstrebt. Die Rechnung, ist freilich ohne die bayrische Arbeiterschaft gemacht. So hat jezt der in der Mehrheit aus Rechtsjozialisten und Unabhängigen bestehende Stadtrat in Nürnberg folgende Resolution gefaßt:
Die Einwohnerwehren können nach den Vorgängen der letztes Monate nicht als Organisationen für den lokalen Schuß und die Aufrechterhaltung der Ordnung angesehen werden. Es handelt sich um eine zentrale Organisation, die vielerorts von reaktionären Elementen zu ganz anderen Zweden und Absichten als den P sprünglich lokalen benügt werden will.
Der Stadtrat Nürnberg fordert deshalb von der Staatsregie rung die sofortige Entwaffnung der Einwohnerwehr is Nürnberg . Bei Richterfüllung dieser Forderung wird der Stadh rat in Nürnberg die Bildung einer Driswehr auf der Grund Tage der sozialen 3usammensehung der Bevölkerung vornehmen.
Das ist das einzig richtige Borgehen gegen die reaktionär Sippschaft, die momentan in Jar- Athen regiert.
Transportarbeiterstreit in Stettin . Die im Warengroßhandel in der Spedition, im Rollgewerbe, auf den Kohlenhöfen usw. be Schäftigten Transportarbeiter, mehrere tausend an der Zahl, find wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten.
Gesamtdemiffion des belgischen Kabinetts. Das Kabinett beschloß am Freitag nach Rückkehr des Königs aus Brasilien , die für Ende Oktober vorgesehen ist, feine Gesamtdemission einzureichen Dadurch ist die innere Krise in Belgien atut geworden; denn nunmehr wird der Parteitampf in voller Stärfe Monate hin durch geführt werden.
Nordische Ministerzusammenkunft in Kopenhagen . Sonnabend be ginnt in Kopenhagen eine nordische Ministerzusammenkunft, in der die Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen Amtes der drei standinavischen Reiche teilnehmen. Die Berhandlungen wer den bis Montag dauern.
Das Wahlrecht in Amerifa. Die Ratifizierung der 19. b änderung der Berfassung der Vereinigten Staaten , durch die ben Frauen das Wahlrecht zuerkannt wird, ist heute vom Staats fetretär Colby amtlich bekanntgegeben worden.
Präsidentschaftswahl in Guatemala . Nach einer Havasmeldung aus Guatemala find die Präsidentschaftswahlen in aller Ruhe verlaufen. Carlos Herora ist mit großer Majorität gewählt
worden.
führt haben und die auf den Ruinen der zerbrochenen Königs tümer ihre Herrschaft angetreten haben, wollen der Menschheit bes fehlen: Du darfst nicht weitergehen!"
Du wirst immer weitergehen, nichts wird dich aufhalten, Mensch heit, das ist dein Gesez. Das Gesetz des unbesiegbaren Geistes, dieses Hauches aus der Ewigkeit, das allein Wahre und allein Göttliche in uns, solange Menschen leben werden, versuchen wird, durch den Verstand und die Liebe mehr und mehr die tiefe Nacht zu erleuchten.
Kultur 1920. Unter dieser Ueberschrift schreibt uns ein Leser und Theaterbesucher:
In der Boltsbühne beluftigt zur Zeit bie Sommerdirektion die Berliner mit Lehars Operette, 3igeunerliebe". Das an spruchslase Bubfitum rast vor Jubel allabendlich. Besonders im 2. Aufzug findet der Beifallsfturm bei offener Szene taum ein Ende. Und warum? Weil zwei Kinderchen, Bube und Mädelchen von höchstens 4 Jahren, im Kinderwagen zur Erhöhung der Tanzwirkungen der Elternpaardarsteller sich abfüssen müffen und weil schließlich ein fleines Kerlchen auf die Bühne trippelt, der faum die Füßchen sezen tann und unbeholfen Kuß händchen ins Parkett wirft. Einen einzigen Zischer hörte ich aus der betfallsfreudigen Menge, unter der doch sicher eine große Anzahl Proletarien- Eltern maren! Ob denn wirklich keinem weiter das Beschämende dieser Kinderdressur- Szene in einem Hause aufgedämmert ist, das die Inschrift trägt: Die Kunst dem Bolfe! Friz R. Schulz
Wir haben bereits nach der Erstauführung diese Operettens peranstaltung abgelehnt, die mit der Bolfsbühne als Organi sation nichts zu tun hat und nur ein privates Gastspiel ist. Leider standen wir mit dieser Kritik in der Berliner Presse ziems lich allein, die das titschige Wert über den Schellendaus lobte. Es ist aber die oben wiedergegebene Stimme nicht die einzige, die uns aus Arbeitertreifen zugegangen ist und sich gegen den fünstlerischen Mißbrauch richtet.
Die Kunst geht nach Brot. Der dänische Schriftsteller Professor Karl Larsen hat durch einen Aufruf in der Kopenhagener Zeitung Polititen" unter dem Motto„, Dänische Dichterhilfe" eine Sammlung für diejenigen deutschen und österreichischen Dichter eingeleitet, die durch die Sungerblockade besonders schwer gefundheitlich geschädigt worden sind. Die Sammlung Profeffors Larsens hat vorläufig gegen sechshundert Kronen ergeben. Weitere Sammlungen bezweden, einzelnen besonders bedürftigen deutschen und österreichischen Dichtern ein halbes Jahrlang regelmäßig Lebensmittelfendungen zulommen zu lassen.
Eine Bertretung der schwedischen Musikerschaft, unter Führung des Präsidenten des Schwedischen Musiterverbandes und der Nor