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Einzelpreis 20 Pfg. 3. Jahrgang

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Montag, den 30. August 1920

Nummer 357

Abend- Ausgabe

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Berliner Organ

Der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Polen gegen die Bedingungen

Die Gründe für die Ablehnung

Kopenhagen  , 30. Auguft.

Note des polnischen Ministeriums des Aeußern: Die polnische Nach einem Telegramm aus Warschau   vom 30. heißt es in einer Friedensdelegation hat am 27. August die russischen Frie bestimmungsrecht der Völker und gegen die von Rußland   bereits anerkannte Souveränität Polens   sprechen und eine Eins mischung in die innere Politik Bolens darstellen.

vorgebrungen. Unser Gegenangriff ist im Gange.

Die Reiterarmee Budjennys ist in die Gegend von Zamosc  

Kämpfe in Oft galizien verlaufen günstig für uns. Wir

haben hier mehrere Ortschaften eingenommen.

London  , 29. Auguft. Tschitscherin   hat die polnische Regierung gebeten, die wei­

teren Verhandlungen in einer Stadt Eft lands abzuhalten.

Die polnisch- französische Allianz

Baris, 29. August.

Die Verlegung der Minsker Friedens- um über die zwischen Polen   und Frankreich   ſchwebenden fin an­

verhandlungen nach Riga  ?

über eine Sigung des Rates der nationalen Verteidigung unter Cine Meldung der Telegraphen- Union aus Warschau   berichtet Borsitz des Staatspräsidenten Pilsudski   über die militärische und politische Lage und beschloß, die polnische Delegation in Minst anzuweisen, die Verlegung des Verhandlungsortes nach Riga  zufordern. Das polnische Außenministerium begründet diesen Beschluß mit der ungenügenden funtentelegraphischen Verbindung Minst- Warschau und mit der hoffnungslosen und ge radezu tragischen Lage der polnischen Delegation. Es sei ihr jede Verbindung mit der Außenwelt beschnitten und man be­chimpft fie als Spione und Kundschafter. Unter Protest gegen diese Behandlung richtete die polnische Regierung folgendes Telegramm an Tschiischerin:

Im Sinblick auf die unerträgliche Lage unserer Delegation in Minst und mit Rüdicht auf den geradezu unglaublichen unsere Delegation beleidigenden Aufruf der boljchewistischen Obersten Heeresleitung West, halte ich einen jofortigen Wechsel des Bers handlungsortes für unbedingt notwendig und schlage, das Eins verständnis der lettischen Regierung vorausgesetzt, Riga   vor.

Capicha.

Man muß der polnischen Regierung die Verantwortung für die Richtigkeit dieser Darstellung überlassen. Diese Hin- und Her­beschuldigungen über Greueltaten und persönliche Verunglimpfun­gen gehören ja nach unseren Erfahrungen der letzten Jahre schein­bar zum notwendigen Zubehör friegerischer Verwidlungen. Sie werden von der einen oder der anderen Seite in die Welt gesezt aus ganz bestimmten politischen Zweden. Berkettung unglaublicher Zusammenhänge, technische Schwierigkeiten werden bereitwilligst als Böswilligkeit und Unehrlichkeit gekennzeichnet. Man tut des­halb gut, alle diese Meldungen, von welcher Seite sie auch kommen, mit der gehörigen Dosis Vorsicht zu genießen und sich sein klares Urteil nicht trüben zu lassen.

Paris  , 29. Auguft.

Nach einer Temps"-Meldung aus Warschau   sollen die Boliches wijten bereit sein, nach Unterzeichnung eines Waffens in Warschau   fortzusehen. Der Minister des Auswärtigen begibt fich morgen nach Brest   Lito wit zu einer Besprechung mit dem Führer der polnischen Delegation. eine ber Parteiführer des Reichstages in Warschau   tatt. Die Konferenz beschäftigte sich mit dem Antrag auf sofortige Einberufung des Reichstages, der aber abgelehnt wurde; nur die Kommissionen für Krieg und auswärtige Angelegenheiten werden in der nächsten Woche zusammentreten.

Der polnische Finanzminister Gra bsti ist hier eingetroffen, ziellen Fragen zu unterhandeln, die infolge des russisch  - pol­nischen Krieges bisher nicht erledigt werden fonnten. General Mengand erstattete heute dem Kriegsminister Be­richt über seine Mission in Polen  .

Litauen   bleibt neutral

Kowno  , 28. Auguft.( Litauische Telegraphen- Agentur.) In einer Note des litauischen Ministers des Aeußern an den polnischen Minister Fürsten Sapieha wird erklärt, daß Litauen  im russisch  - polnischen Kriege auch weiterhin volle Neu­tralität beobachten werde. Zur Vermeidung von Zusammen stößen zwischen litauischen und polnischen Truppen schlägt die litauische Regierung der polnischen vor, ihren Truppen zu befehlen,

die von litauischen Posten bewachte Grenze Litauens   nicht zu über­schreiten. Im Gouvernement Suma 1ti, wo die litauische Grenze noch nicht festgesetzt ist, schlägt die fitauische Regierung Bildung einer vorläufigen Demartationslinie Grabowa Augustowo nach Slatin vor.

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Finnland   wartet ab

Paris  , 29. Auguft.

Wie das Journal des Debats" aus Helsingfors   meldet, ist die Kommission für auswärtige Angelegenheiten des finnischen   Reichs­tags zusammengetreten und hat sich in geheimer Sigung mit der Frage des Friedensschlusses mit Sowjetrußland befaßt. Es sei be schlossen worden, den Friedensschluß aufzuschieben.

Die südrussische Gegenrevolution

TU. Kopenhagen, 30. Auguft.

Die Moskauer Prawda" bespricht die Lage an der Südfront und weist auf die große Gefahr hin, in die Sowjetrußland durch ein weiteres Bordringen Wrangels gerate. Wrangel   schaffe sich in den von ihm besetzten Gebieten Zentren für seine weiteren Attionen und verstätte von Tag zu Tag seine Armee. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sei der Erfolg der südrussischen Gegenrevo lution verhängnisvoll, da allein das von Wrangel besezte Tau­rische Gouvernement hundert Millionen Bud Getreide hätte liefern sollen. Prawda" fordert die Bildung einer all­russischen tommunistischen Organisation nebst Entsendung von Agi= tatoren an die Wrangel  - Front, die in den Reihen seiner Soldaten somie vor der Front und unter den Kosaten die kommunistischen  Jdeen verbreiten sollen. Prawda" schließt mit einem Aufrufe an die Genossen, sich freiwillig an die Wrangel  - Front zu melden.

Polnisches Dementi

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TU. Warschau, 30. Auguft. Amtlich. Das Kriegsministerium bestreitet nach drücklichst die von einem Teil der auswärtigen Presse per­breitete Meldung, daß polnische Truppen in irgendeiner Form oder unter irgendeinem Vorwand in Oberschlesien   ein­gerückt seien. Die als Beweis angeführten angeblichen Er­flärungen des polnischen Generalstabs sind vollfommen er= funden. Bolnische Truppen sind niemals in Oberschlesien   ge­wesen, wie die maßgebenden Stellen in Oberschlesien   am besten

TU. Warschau, 30. August. In politischen Kreisen verlautet, daß, sofern die Sowjetregierung Riga   oder einem anderen Orte nicht bewillige, die polnischen Delegierten unverzüglich abberufen werden sollen, da meitere Berhandlungen unter den in Minst obwaltenden Berhält nissen zwecklos seien. Im übrigen sei die Geduld der polnischen wissen. Regierung zu Ende.

Polnische Frontberichte Hartnäckige Kämpfe mit Budjenny TU. Warschau, 29. Auguft.

Amtlicher polnischer Heeresbericht vom 28. August: Von Gra= jewo bis Wloda wa ichwache Fühlung mit dem Feinde. Nörd­lich von Balz hartnädige Rämpfe mit der Reiter armee Budjennys, deren Vorhuten bei Pyszowiec fämpfen. mehrfache Angriffe des Feindes ab, und gingen zu örtlichen Gegen­angriffen über, in beren Verlauf bei Garniti einige feindliche Reiterschwadronen zersprengt wurden.

26. zum 27. dieses Monats den Uebergang über bent Die Armee des Generals Pawlento hat in der Nacht vom Dajestr erzwungen und rückt in nördlicher Richtung vor.

TU. Warschau, 30. Auguft. Amtlicher Heeresbericht vom 29. August: Unsere Truppen fäubern das Gelände westlich der Linie Grajewo- 0110 wicze- Bialystol- Brest Litowst. Von unseren Sturm­truppen wurden die vom Feinde besetzt gehaltenen Ortschaften Sofolta, Lozinka, Orzeszkowo, Czachy, Podlore liche Kämpfe im Gange, die für uns günstig verlaufen. Dabei murde Soroblo eingenommen.

Die Abstimmung der englischen Bergarbeiter

London  , 28. Auguft. Die Abstimmung der Bergarbeiter über die Frage des allge meinen Streits ist so gut wie beendet. Die endgültigen Ergeb

niffe werden auf der allgemeinen Bergarbeiterkonferenz in London  sie aber bereits der Versammlung der Vollzugsausschüsse des Drei­bundes am 31. August vorgelegt werden, da die Bergarbeiter die Unterstügung des Dreibundes zu erhalten suchen.

Man erwartet, daß die Versammlung am 31. August Vorschläge machen wird, die darauf abzielen, die Verhandlungen mit der Res gierung wieder zu eröffnen, und daß die Bergarbeiterkonferenz versuchen wird, den Streit aufzuschieben. Die Abstim mang hat anscheinend die notwendige Zweidrittelmehrheit zu gunsten des Streits ergeben. Wenn der Dreibund keine Schritte für eine friedliche Beilegung unternimmt, erwartet man, daß die Leitung der Gewerkschaften sich bemühen wird, eine Krise zu ver­hindern.

Nach einer Meldung des Hollandsch Nieuwsbureau" gehen die amtlichen Angaben über die Abstimmung der Grubenarbeiter dahin, daß 374 768 Stimmen für und 121 581 Stimmen gegen den Streit abgegeben worden sind.

unsere Partei und die

Dritte Internationale  

Von Walter Stoecker

I.

Nach der Rückkehr unserer Delegation aus Rußland   hat die Debatte über die Internationale gleich mit aller Schärfe eingesetzt. Das ist gut so, trägt sie doch wesentlich zur Klärung bei. Vorausschicken möchte ich gleich, daß unsere Genossen an die Behandlung und Erörterung der Fragen der Internationale nicht nur mit dem sonst bei uns üblichen deutschen   Gesichtskreis und deutschen   Horizont herangehen dürfen, sondern mit dem ehrlichen Bestreben, diese Fragen in ihrem ganzen internationalen Zusammenhang und in ihrer internationalen Bedeutung zu erkennen und zu verstehen.

Der Moskauer Kongreß der dritten tommunistischen Ins ternationale wird durch seine Beschlüsse zu fast allen wichs tigen politischen Fragen auf die Entwidlung der gesamten proletarisch- internationalen Bewegung ohne Zweifel einen gewaltigen Einfluß ausüben. Nachdem der Gründungston­greß im vergangenen Jahre die tragenden Leitgedanken grundsäglicher Art festgestellt und die flare revolutionäre Losung des Sturzes der Weltbourgeoisie durch die prole tarische Diktatur den Arbeitern aller Länder zugerufen hatte, nahm der zweite Kongreß zu fast allen altuellen taktischen Fragen Stellung( Rolle der Partei, Parlamentarismus, Ge werkschaftsfrage, Agrarfrage, National- und Kolonialfrage), des revolutionären Marrismus entspricht. Der und zwar in einer Weise, die völlig den Grundsägen Einwand, der mir noch auf dem Leipziger   Parteitag ents gegengehalten wurde, daß die dritte Internationale start syndikalistisch orientiert sei, den ich schon damals zerpflüdte, hat jezt auch jeden, Schein von Berechtigung verloren.

Auf den vom Genossen Crispien angefündigten Nachweis, daß ,, manches der beschlossenen Leitsäge von einem revolu tionären Sozialisten teils als unmarristisch, teils als oppor tunistisch abgelehnt werden muß", bin ich wirklich gespannt. Jch erkläre ausdrücklich, daß auch nicht ein Saz der gesamten Leitsätze theoretischer und tattischer Natur von einem revo lutionären Marristen abgelehnt werden muß.( Auf die bes Schloffenen Aufnahmebedingungen werde ich besonders eins gehen.) Im Gegenteil, es ist das große Verdienst des zweiten Rongreffes der fommunistischen Internationale, daß er eine flare Absage richte nicht nur an alle reformistisch- opportuni stisch- kleinbürgerlichen Ideen, sondern ebenso scharf und ents schieden auch an alle syndikalistisch- anarchistischen Gedankens gänge, daß er in allen Fragen die flare Linie des revolutio nären Marrismus fest einhielt und auch in sein gesamten Beratungen durchaus von diesem Geifte beherrsajt war. Besonders erfreulich ist es, daß der Kongreß flar und un­zweideutig zur Kolonialfrage Stellung genommen und die angeschlossenen Parteien verpflichtet hat, die revolu tionären Selbständigkeitsbestrebungen der Kolonialvölfer mit allen Kräften zu unterstützen; eine Frage, um die sich die zweite Internationale und die ihr angeschlossenen Parteien wegen ihrer teilweisen imperialistischen Orientierung stets herumgedrückt haben. Haben doch damals die Holländer, Engländer und Franzosen   in der Kolonialfrage, insbesondere natürlich in der Politik gegenüber ihren eigenen" Kolonien, meist eine schwankende Stellung eingenommen, Vorzeichen des dann im Jahre 1914 eingetretenen fatastrophalen Zu sammenbruches der zweiten Internationale. Gerade in dies ser Frage zeigt sich der große Gegensatz zwischen der refor mistisch  - opportunistischen zweiten Internationale, die in die ser Hinsicht sich auf einige nichtssagende Resolutionen bes schränkte, im übrigen aber in den einzelnen Seftionen alles gehen und geschehen ließ und fein Auge hatte für den impe rialistischen und nationalistischen Geist ihrer Parteien; auf der anderen Seite die revolutionäre britte fommunistische Internationale, die alle angeschlossenen Sektionen ver. pflichtet, in der Kolonialfrage nicht nur die vom Kongres beschlossenen Thesen anzuerkennen, sondern auch selbst flar Stellung zu nehmen und vor allem auch praktisch daraus alle erforderlichen Konsequenzen zu ziehen und dementsprechend zu handeln und tätig zu sein.

In den Leitsägen zur Nationalfrage beschloß der Mostauer Kongreß ferner eine erfreuliche Kampfansage an jeden fleinbürgerlichen Sonn- und Feiertags- Internatio nalismus und Pazifismus mit all seinen schönen Phrasen, der heute bei den Scheidemännern und Nationalsozialisten aller Länder wieder in heller Blüte steht. Die Mostauer Thesen zerreißen rüdsichtslos den Schleier dieser schönen Frie densbüste mit ihren Delpalmen, zerstören erbarmungslos alle schönen pazifistischen Jülusionen und rufen dem internatio­nalen Proletariat zu, daß es nur durch den unerbittlichsten und opferreichsten Kampf mit allen Mitteln, auch mit den Waffen in der Hand, die ihrer Profitgier Herzlose und brus tale Weltbourgeoisie niederringen wird. Die kommunistische Internationale stellt an die Spite ihrer Thesen die Fest stellung, daß wir in die Phase des internationalen Bürger­frieges und des unmittelbaren Machtkampfes um die revolu tionäre proletarische Diktatur zur Niederwerfung der Bours geoisie eingetreten sind. Daher will denn auch die dritte Internationale nicht mehr eine nur propagantistisch tätige,