Amtlicher polnischer Heeresbericht vom 1. September. An der Nordfront teine Veränderung. Im Kampfe mit der Reiterarmee Budjennys errang unsere dritte Armee eine Reihe wichtiger Ers lategorischen Befeh!, im Raume von Zamoric durchzubrechen und Sowjetarmee bei Belz zur Offensive übergehen. Dank der vortrefflichen Saltung unserer längs des Bug gruppierten Truppen burde diese Offensive der 12. Sowjetarmee vereitelt. Die in den Abschnitten Piszeza, Smolary und Jagodin tonzentrierten tand, sondern traten einen überhafteten Rüdzug an und ließen babei zahlreiche Gefangene, Geschütze, Maschinengewehre und Munition in unserer Hand. Budjennis gelang es am 29. August 1. Infanterieregimentes und auf Abteilungen der 6. ukrainischen Infanteriebivision stieß. Obwohl burch die helbenmütige Saltung ejer Truppen die feindliche Offensive etwas aufgehalten wurde, Jelang es dem Feinde am 30. und 31 August weiter nach Westen Dorzurüden. Seine Borhuten erreichten Slawezien, Lazista and Bailowoda. Unsere zweite Legionärdivision brachte dem Feinde im Raume von Grobowicz eine entscheidende Niederlage bei, wobei eine bolschewistische Brigade zersprengt wurde und tinige Sundert Gefangene in unserer Sand blieben. In dieser ( am und Saller eine entscheidende Rolle, da fie seit einigen Lagen mit großer SHartnädigteit im Rüden Budjennis tämpfen ind am 31. August vom Often aus zum Angriff übergingen. Anjesichts dessen mußte Budjennis einen übereilten Rüd jug anreten, wobei er allerort auf den Widerstand unserer Truppen mt der Gegend von Wolica Miatyda, Miaczyn und Zwalewo tieß. In mtwidelten fich hartnädige Kämpfe, Berlauf die feindche Division durch verzweifelte stavallerieangriffe bell butcher den Durchbruch u erzwingen versuchte. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde die Reiterarmee Budjennis volltómmen zersprengt. Einige Abteilungen, denen der Durchbruch gelungen war, fliehen nach Diten. Die Berfolgung entwidelt sich günstig. Unter den Sefallenen fand man den Stabschef der vierten Sowjetdivision, wei Brigadekommandeure, mehrere Obersten und zwölf Sowjettommissare. Unsere Abteilungen machten ansehnliche Beute an beschüßen, Maschinengewehren, Pferden und Munition. Destlich Bemberg warfen unsere Truppen den Feind hinter den Bug
urüd.
bert Gefangene fielen in unsere Hand.
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Der Krieg mit Wrangel
London, 2. September.
Aus Konstantinopel wird der„ Times" gemeldet, daß die Nachrichten aus russischer Quelle betreffend die Erfolge gegen rangel offenbar übertrieben seien. Immerhin scheine festzustehen, daß eine von Wrangels Landungsabteilungen auf 37 Infanteriedivisionen und 1 Kavalleriedivision gestoßen sei und
Soch(?) genommen. Inzwischen rückten die roten Truppen bei
Rewe Alexejewska vor.
Baris, 1. September. " Chicago Tribune" berichtet, daß in der Nord- Krim die Armee des Generals Wrangel vor den heftigen Angriffen der Bolschewisten langsam zurüdgehe. Der Rückzug des rechten Flügels des Generals sei durch zwei Kavalleriedivisionen bedroht. Die Bolschewisten griffen heftig an, hätten den Dnjepr überschritten
und seien in Kalga angekommen.
Strategische Erwägungen
Washington, 1. September. Die polnische Antwort auf Colbys legte Note ist eingegangen, ble verlautet geht sie dahin, daß strategische Erwägungen für den von Polen einzuschlagenben Weg maßgebend sein müßten Dem amerikanischen Wunsch, daß das russische Gebiet ge. achtet werben möchte, wird zugestimmt, doch legt die polnische Antport bar, Polen sei genötigt, die ernsten Folgen zu erwägen, die fich ergeben würden, wenn die polnische Gegenoffensive an einer bestimmten Linie zum Stillstand gebracht würde, ohne das befriedigende Garantien von der Sowjetregierung ge geben würden. Die Antwort weißt ferner auf die Tatsache hin, daß bie Grenzen Polens von den Bolschewisten verletzt wurden, obwohl bie englische Regierung die Sowjetregierung aufgefordert hatte, an den ethnographischen Grenzen Polens Halt zu machen.
London , 1. September. Daily Mail meldet aus Warschau , daß der Rest der polnischen Delegation aus Minst zurückgerufen worden sei. Die bol schemistischen Delegierten feien nach Moskau zurückgekehrt. Keine ber beiben Delegationen hätte einen Waffenstillstand vorge
fchlagen.
Der Bolschewistenschreck
( Eigener Drahtbericht der„ Freiheit".) Königsberg , 2. September. Im Gegensatz zur Rechtspresse schreibt Berichterstatter Hoffmann in der Hartungshen 3eitung aus Arys: " Ich habe beim besten Willen nichts von der bolschewistischen
Propaganda sehen können, die hier von den Kommissaren betrieben werden soll, trotzdem ich seit Beginn der Uebertritte im Grenzgebiet weile und tagtäglich zwischen den Russen mich aufgehalten habe. Zu politischen Gesprächen sind die Russen in ihrer nicht beneidenswerten Lage begreiflicherweise nicht aufgelegt, sie haben andere Sorgen. Offen für den Bolschewismus sind nicht mehr als 15 bis 20 Prozent."
Auch diese Feststellung von bürgerlicher Seite zeigt, wie gewiffenlos jene Preßorgane verfahren, die nun, nach dem Wechsel bes Kriegsglüds auf dem russisch - polnischen Kriegsschauplatze, gewohnheitsmäßig ihre alte antibolschewistische Heze wieder auf
genommen haben.
Keine Seuchen in Arys
Königsberg, 2. September.
Die Nachricht, daß im Lager von Arys eine DiphterieEpidemie ausgebrochen set, ist, wie vom Oberpräsidium mitgeteilt wird, falsch. Zur Kontrolle der janitären Maßnahmen und um rasche sanitäre Hilfe auf Grund eigener Kenntnis anordnen zu können, trafen hier Geheimrat Professor Dr. Ott vom preußischen Institut für Infektionsfrankheiten, Geh. Rat Prof. Dr. Sändel vom Reichsgesundheitsamt und Maj. v. Miledi vom Seeresabwidlungsamt ein. Der Oberpräsident Giehr begab sich mit ihnen zusammen nach dem Lager Arys. Die Zeitungsnachricht, daß Mitte vergangener Woche etwa sieben Kilometer östlich von Flammberg eine ganze russische Division die Grenze überSchritten habe, bann aber zurüdmarschiert sei, wird von zuständiger Seite für unzutreffend erklärt.
Defterreichisch- deutsches Wirtschaftsabkommen. Die in Münen zwischen Vertretern der österreichischen und deutschen Regieung geführten Wirtschaftsverhandlungen sind gestern abend dadurch beendet worden, daß namens der deutschen Regierung Ministerialdirektor Stod hammer und namens der öster reichischen Regierung Legationsrat Mildner ein Wirtschaftsabkommen unterzeichnet haben. Zugleich wurde von den genannten Vertretern sowie namens der österreichischen Regierung bon dem Oberfinanzrat Egger ein Abkommen zur Regelung gewiffer finanzieller Fragen unterzeichnet.
Die deutsche Auslandspolitik
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Gestern abend hat der Minister des Auswärtigen Dr. Simons sich im Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten über die gegenwärtige internationale Lage Deutsch lands geäußert. Seine Ausführungen boten nichts wesentlich Neues und bestätigten lediglich die Tatsache, daß die deutsche auswärtige Politik nach wie vor haltlos hin und her schwantt. Ohne Vertrauen in ihre eigene Kraft, ohne leitende große Gesichtspunkte, ist sie lediglich bestrebt, Ronjuntturpolitif fleinlichster Art zu betreiben, und hält deshalb fortgesezt Ausschau nach einer Gelegenheit, um auf diese oder jene Art sich irgend welche Vorteile zu ergattern. Bezeichnend für diese Art Politik waren die Ausführungen des Außenministers über die Stellung Deutschlands zum russisch - polnischen Krieg. Die Neutralität Deutschlands begründete er nicht unter großen grundsählichen Gesichtsgründete er nicht unter großen grundsäglichen Gesichtspunkten, sondern mit dem Hinweis auf die Unmöglichkeit, sich der Entente oder Sowjetrußland anzuschließen. Ein Bündnis mit Rußland hätte uns den Krieg mit der Entente gebracht, ein Bündnis mit der Entente den Bürgerkrieg im Innern, darum, und nur darum, hat die deutsche Regierung die Neutralität als das kleinere Uebel gewählt. Es erübrigt sich hinzuzufügen, wie gering der innere Wert einer von solchen Erwägungen diftierten Neutralitätspolitit ist. Nach wie vor ist es in erster Linie die deutsche Ar= beiterklasse, in deren Händen der Schutz der wirklichen Neutralität Deutschlands liegt. Darüber hinaus muß mit Genugtuung festgestellt werden, daß nur die Angst vor dem Bürgerkrieg, B. B. bie Angst vor der Attion der Ard. h. beitertiaffe die deutsche Regierung von einem Qusammengehen mit der Entente gegen Sowjetrußland zurüdgehalten hat. Diese Tatsache zeigt, daß der Einfluß der deut schen Arbeiterklasse auf den Gang der auswärtigen Politit in Wirklichkeit stärker ins Gewicht fällt, als die Regierung und die bürgerlichen Parteien es einzugestehen wagen. Diesen Einfluß gilt es zu befestigen und zu verstärken, damit den verräterischen Machenschaften der Konterrevolution der einheitliche, geschlossene Wille des revolutionären Proletariats gegenüberstehen soll.
Berhandlungen im Auswärtigen Ausschuß
Der Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten beschloß, seine gestrigen Verhandlungen insoweit für öffentlich zu er tlären, als die Redner nicht ausdrücklich die Vertraulichkeit für ihre Darlegungen beanspruchen würden.
Der Reichsminister des Auswärtigen Dr. Simons begann seine Rede mit einer furzen Zurückweisung der vielfachen Entstel= Iungen, die in den in Schweizer und italienischen Blättern veröffentlichten beiden Interviews enthalten sind. Er wandte sich darauf zu einem Ueberblick über die deutsche Neutralitätspolitit. Seitdem er zum ersten Mal diese Politit verkündet habe, jeien nunmehr Wochen verstrichen, in denen sich erwiesen habe, daß die Neutralitätspolitik für Deutschland die einzig richtige und mögliche gewesen sei und bleibe. Es seien Stimmen an ihn herangetreten, die ihn aufgefordert hätten, mit dem Bolschewismus gegen die Weltmächte vorzugehen und auf diese Weise die Shrans fen des Versaillers Friedens zu brechen. Diese Stimmen habe er mit voller Ueberlegung abgewiesen. Wenn wir damals solchen Aufforderungen gefolgt wären, so wäre Deutschland unmittelbar zum Kriegsschauplatz geworden. Daß wir im Zustande der Ent waffnung die Blüte der Jugend hätten opfern sollen, wäre unter teinen Umständen zu verantworten gewesen. Die Last der Folgen, die die allmählich zu erwartende u mbildung des Bolmes die die allmählich zu erwartende Umbildung des Bolsche wismus mit sich gebracht hätte, wäre mit voller Wucht auf Deutschland gefallen. Er habe diesen Gedanken, gemeinsame Sache mit den Bolschewisten zu machen, daher entschieden abgelehnt. Bon anderer Seite sei der Vorschlag gemacht worden, gemeinsam mit den Westmächten gegen den Bolschewismus fich zu wenden. Auch dies war eine Unmöglichkeit. Unzweifelhaft hätte uns der Versuch, Seite an Seite mit Frankreich und Bolen gegen Rußland vorzugehen, in den inneren Krieg gestürzt. Wir hätten den Bürgerfrieg gehabt, und zweifelhaft wäre geblieben, ob wir erreicht hätten, was von einem Zusammengehen mit dem Westen erwartet wurde. Das russische Bolt werde, wie auch die Entwicklung gehe, jeden, der sich jetzt zu seinen Angreifern geselle, auf lange hinaus als seinen Feind betrachten. Es war richtig, uns auch nach dieser Richtung die Hände freizuhalten. Aus unserer Haltung folgte, daß wir auch gegen die Regierung des Generals Wrangel und der Ukraine uns zurückhaltend stellten. Frankreich hat ben General Wrangel anerkannt und uns davon Mitteilung gemacht. Wir haben diese Mitteilung zur Kenntnis genommen, ohne dem französischen Beispiel zu folgen. Keine Macht, die mit Sowiet Rußland im Kampfe steht, habe auf unsere Unterstügung zu rechnen.
In letzter Zeit sei der Vorwurf erhoben worden, daß wir uns zu weit mit den Bolschewisten eingelassen hätten. Es werde auf bie amerikanische Note und auf die Kundgebung Lloyd Georges aus Luzern hingewiesen. Andererseits beständen aber gewisse italienische Schritte der Anknüpfung. Für unsere Politik sei der Grundgedanke der, daß die Sowjetregierung gegenwärtig die Macht in den Händen habe, also be fatto die Regierungsgewalt in Rußland darstelle. Die Verhältnisse zwischen Deutschland und Rußland seien noch nicht normal. Zunächst befänden wir uns noch in Verhandlungen über die Vorfrage einer genügenden Erledigung des Falles Mirbach. Die Behauptungen, daß wir mit der Sowjetregierung einen Geheimvertrag abgeschlossen hätten, seien durchaus falsch. Wir hätten lediglich den Russen und den Bolen mit dem Herannahen, des Krieges an die deutschen Grenzen Vorschläge wegen der Seuchen befämpfung und wegen der Regelung zu erwartender Grenzschwie= rigfeiten gemacht. Berhandlungen über den letteren Punkt feien abgelehnt worden, über den ersten Buntt seien sie noch im Gange. Während uns von der angelsächsischen Presse und von dem früheren französischen Präsidenten Poincare Geheimverträge mit den Russen vorgeworfen werden, werde in Mostan gegen uns der Vorwurf eines Geheimvertrages mit Polen gemacht. Daran ist ebenso wenig wahr. Mit Polen führten wir lediglich offene Berhandlungen, die bisher noch zu keinem Ergebnis geführt hätten. Der Minister berichtigte in diesem Zusammenhange die Angabe in einem der Schweizer Interviews, wonach er gesagt hätte, wir würden gegen Polen marschieren. Diese Aeußerung hat er feineswegs getan, wohl aber auf eine Frage, was wir gegen eine polnische Neutralitätsverlegung unternehmen würden, geantwortet, daß derjenige, der unsere Neutralität Derlege, uns auf der Seite seiner Gegner sehen würde. Der Minister führte sodann aus, daß sich in den deutschpolnischen Beziehungen eine große Menge Explosivstoff aufgehäuft habe. Wenn die von ihm angebotenen Verhandlungen nicht bald zu einem Resultate tommen würden, so tönnte es wohl geschehen, daß der Kessel der deutschen öffentlichen Meinung überfoche. In Breslau habe sich dies bereits ereignet. Der Minister ging darauf in längeren vertraulichen Darlegungen auf die Breslauer Ereignisse und auf die französische Note ein. Im Anschluß an seine vertraulichen Ausführungen stellte der Reichsminister zunächst seine in dem Interview falsch wiedergegebenen Außerungen über Oberschlesien richtig und be fonte, daß er nicht von seinen eigenen Plänen, sondern vielmehr von den Plänen anderer, die an ihn herangetreten feien, gesprochen habe. Nach seiner Ansicht müsse man den Wünschen des oberschlesischen Boltes auf dem Gebiete der Verwaltung, entgegentommen und ihm in gewissen Fragen eine selbständige Ber= tretung zubilligen, aber alles dies selbstverständlich nicht außerhalb des Reiches und nicht außerhalb Preußens.
gestellte Frage, ob es überhaupt zu der Genfer Konferenz tommen würde, könne jezt noch nicht endgültig beantwortet werden. Auch im Lager der Entente set man sich in dieser Frage noch nicht einig. Wir wissen nur, daß von einer Seite ein scharfer kam of gegen die Genfer Konferenz geführt wird, während Eng land und Italien großes Gewicht auf das Zustandekommen der Kons ferenz zu legen scheinen. Eins tönne man mit Sicherheit annehmen, daß nämlich auf Drängen Frankreichs die Brüsseler Konferenz unabhängig von der Genfer stattfinden würde, und daß das große internationale& inanzprogramm, das in der letzten Zeit in der Oeffentlichkeit besprochen wurde, ohne genügende Berücksich tigung der finanziellen Lage Deutschlands , vor Klarlegung der felben auf der Genfer Konferenz zustandekommen würde. Deuts scherseits sei mit den Vorbereitungen für die Genfer Konferenz unmittelbar nach Spaa begonnen worden. Es hätten zahlreiche Gigungen mit allen in Betracht kommenden Ressorts stattgefunden, die Vorbereitungen selbst lägen in der Hand des Ministerial direktors von Simson, der auch an den Beratungen in Spaa teilgenommen habe. Dem Reichsminister läge bereits eine Fülle munich gern bereit sei; eine endgültige Stellungnahme jet jedoch von Material vor, auf dessen Einzelheiten einzugehen er auf zur Zeit weder möglich, noch angezeigt. Er habe außerdem seinen Urlaub in der Schweiz benutzt, um mit dem Gesandten in Bern die an Ort und Stelle zu treffenden Vorbereitungen für Genf zu besprechen, und es sei zu hoffen und anzunehmen, daß die deutsche Delegation in Genf anders untergebracht und behandelt
werden würde, als in Spaa, wobei unter Unterbringung nicht der Komfort, sondern die notwendige örtliche Nähe in bezug auf den Mittelpunkt der Verhandlungen zu verstehen sei. Wie auch die Entscheidung in Genf falle, so sei schon jezt anzunehmen, daß einen wesentlichen Einfluß die von uns in Spaa überreichten Dent
riften haben würden. Der Reimsminister babe sich bereits mit den Mächten, die für Genf vornehmlich in Frage fämen, dahin in Verbindung gesezt, daß bereits vor der Konferenz die Sachvers ständigen dieser Länder untereinander Fühlung nehmen, damit in Genf nicht wieder ein Dittat zustande tommt und sich dieselben Schwierigkeiten ergeben, wie in Spaa. Der Reichsminister betont, daß es notwendig sei, daß die Deffentlichkeit in den fremden Län bern, vor allem in Frankreich , über die Grenzen unserer finan ziellen Leistungsfähigkeit und die Bedrängnis unserer Lage auf geklärt wird. Dem Gedanken müsse entgegengetreten werden, daß wir alles bezahlen werden und können. Es sei zu hoffen, daß wir alles bezahlen werden und können. Es jei zu hoffen, daß es gelingen wird, den Boden für die Verhandlungen vorzubereiten und zu einer Berständigung in Genf zu tommen.
Am 1. September vormittags traten die Hauptausschüsse der vorläufigen Heeres- und Marinefammer vereinigt zu ihrer ersten Tagung im Reichswehrministerium zusammen. Nach Eintritt in die Beratung wurden verschiedenartige Ansichten über die vur läufige Geschäftsordnung geäußert. Entgegen einer zutage ge tretenen Auffassung, als handle es sich bei der Heeres- und Marine tammer um eine Körperschaft von parlamentarischem Charakter, wurde von anderen Vertretern bemerkt, daß die Kammern zu nächst nur vorläufige seien und vom Reichswehrministerium zusammenberufen würden, um bet der Beratung von Gesetzen mit zuwirken und Wünsche und Anregungen der Truppe zur Sprache zu bringen und zu begutachten. Durch den Vorsitzenden und einen Bertreter des Reichswehrministeriums wurde die Rechtslage ia ähnlichem Sinne im einzelnen dargelegt.
Nach längerer Aussprache wurde beschlossen, zunächst nach einer durch einen besonderen Heeerestammer- Ausschuß entworfenen vorläufigen Geschäftsordnung die Verhandlungen zu führen und diesen Geschäftsordnungsentwurf durch einen gemeinsamen Aus Schuß beider Kammern noch einmal durchberaten zu lassen.
Zur Beratung lag alsdann der Entwurf zum Wehrmachts- Ver sorgungsgeseh vor. Nachdem die einzelnen Paragraphen dieses Gesezentwurfs von Referenten des Reichswehrministeriums et läutert waren, wurden zahlreiche Wünsche als Anträge formuliert zur Beschlußfassung gestellt. Die Berhandlungen über dieses Thema werden morgen fortgesetzt werden.
Die Aussprache.
Der Vertreter des preußischen Ministers des Innern, Staatss sekretär Freund, machte sodann eingehende Mitteilungen über den Verlauf der Breslauer Borgänge.
Abg. Herschel( 3entr.) gab gleichfalls eine Darstellung der Borgänge und sprach über die parteipolitische Färbung mancher Berichte lebhaftes Bedauern aus. Rach seiner persönlichen Mei nung seien die Ausschreitungen im französischen Konsulat durch großstädtischen Mob ausgeführt worden. Beranlagt worden jei die vorhergegangene Demonstration durch die furchtbaren Schil berungen der aus Oberschlesien Geflüchteten, die nach Hilfe riefen.
Abg. Scheidemann( Soz.) ging auf eine Reihe der Ausführungen des Reichsministers ein und sprach sich dahin aus, daß in wirtschaftlicher Beziehung möglichst bald Abmachungen mit Rußland zustandezubringen seien. Für die Breslauer Vorfälle stellte er die Forderung auf, dem Ursprung der Ausschreitungen nachzugehen und die Frage, ob eine nationalistische Mache vorlag oder ob es fich um Mob gehandelt habe, aufzuflären. Daß nationalis stisch und antisemitisch gehegt worden sei, werde in Breslau selbst behauptet. Dafür gibt Redner Be lege aus der dortigen Presse. Das Wichtigste sei, der Bevölkerung Vertrauen einzuflößen. Das set namentlich Aufgabe der' Regierung; es dürfe nicht die Stimmung aufkommen, als werde mit zweierlei Maß gemessen.
Abg. v. Rheinbaben( D. Bp.) stimmte den Ausführungen des Abg. Herschel bei. Wie stehe es mit dem Kohlenerport? Durch polnische Schuld werde die Erfüllung des Abkommens von Spaa in Frage gestellt. Für die oberschlesischen Flüchtlinge müffe in umfassender Weise gesorgt werden.
Der Reichs minister des Auswärtigen ging auf eine Reihe von gestellten Fragen in wesentlich vertraulichen Ausfüh rungen ein.
Graf v. Westarp( Deutschnat.) stimmte den Ausführungen bes Ministers des Auswärtigen über die deutsche Neutralitätspolitik. bei und betonte zum Schluß, daß er und seine Freunde selbvers ständlich wünschten, daß Oberschlesien unter weitgehender Berüd fichtigung seiner Wünsche bei Deutschland und bei Preußen bleibe. Abg. Breitscheid ( U. Soz.) ging zunächst auf die Berufung des Ausschusses und die Interviews des Reichsministers Simons ein. Er glaube nicht, daß, wie es in einem der Interviews heißt, irgendwelche Gründe für einen Zusammenschluß des Reichsministers mit den Unabhängigen vorlägen, denn in der Frage der Neutrali tätspolitit habe sich die Arbeiterschaft durchaus im Rahmen dessen gehalten, was von ihrer Seite in dieser Beziehung zugesagt sei. Abg. Schiffer( Dem.) beleuchtete, von den Interviews des Reichsministers Simons ausgehend, bie allgemeine politi sche Weltlage und die Konsequenzen, die fich für uns aus ihr ergeben, und betonte. daß alle Uneinigkeiten unserer Gegner legten Endes Schaden für uns bringen würden.
Abg. Müller- Franken( Goz.) richtete einige Fragen in Zusam menhang mit Rußland und Oberschlesien an die Regierung. Abg. v. Graefe( Deutschnat.) nahm Stellung zu der französischen Bolitit gegenüber Deutschlands , besonders im Zusammenhang mit Oberschlesien , zu der Kohlenfrage und der französischen Note. Nach einigen Ausführungen des Abg. Spahn( 3entr.) nahm Reichsminister Dr. Simons nochmals das Wort zur Beantwor tung verschiedener im Laufe der Aussprache an ihn gerichteter Fragen.
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