Ausmaß erreicht hat, wie etwa in Deutschland, Deutschöster-reich oder Polen.Die Zerrüttung der inländischen Währung durch Ausgabevon Papiergeld mit Zwangskurs, durch Inanspruchnahme derNotenpresse zur Deckung der staatlichen Bedürfnisse hat inden einzelnen Ländern verschiedenartigen Umfang erreicht.Die deutschen Finanzverhältnisse drohen immer mehr zueiner Katastrophe zu führen. Die Schaffung zusätzlicherKaufkraft durch ständige Neuausgabe von Banknoten hat inden letzten Monaten ein noch schnelleres Tempo eingeschlagen,als in den vorhergehenden Jahren. Die Entwertung desGeldes, die eine selbstverständliche Folge der Produktion vonGeldzeichen sein muß, wenn ihnen keine entsprechendenEüterwerte, deren Zirkulation sie ermöglichen sollen, gegen-überstehen, zwingt bei den derzeitigen Metho-den der Finanzwirtschaft zu vermehrterAusgabe überschüssigen Papiergeldes. DerStaat, der seine Veamtengehälter und alle sonstigen Aus-gaben mit gedruckten Zetteln bezahlt, statt mit effektivenSteuereinnahmen, vermehrt den Geldumlauf, ohne gleich-zeitig das zirkulierende oder vorhandene Quantum Warenzu vermehren. Er kann also durch die Schaffung einer neuenQuantität Kaufkraft nichts anderes erreichen, als daß dieSumme der zum Erwerb einer bestimmten Warenmengeerforderlichen Geldscheine wächst, die Berringerung des Geld-wertes entsprechende Fortschritte macht. Jeder Kampf gegendiese notwendige Folge einer derartigen Finanzpolitik mußauf die Dauer undurchführbar werden und kann denZusammenbruch der Eeldwirtschaft nur hinauszögern, aberkeinesfalls verhindern.Nur die entschlossene Abkehr von diesem System eines bank-rotten Spielers und die rücksichtslose Durchführung einerFinanzreform vermag den katastrophalen Zusammenbruch,dem wir in Deutschland zusteuern, vielleicht zu verhindern.Die Krise der Staatswirtschaft, die nicht ohneschwerwiegenden Einfluß auf die gesamte Volkswirtschaftbleiben kann, ist bereits sehr weit fortgeschritten. EineSchuldenlast, die annähernd 30v Milliarden Mark erreichthat, ein voraussichtliches Jahresdefizit von 40— 45 Milliarden Mark, ein Papiergeldumlauf von etwa 70 MilliardenMark und eine lächerlich geringe Einnahme regulärer Steu-ern, deren Einziehung sich von Monat zu Monat verzögert,das find die Zahlen und Angaben, die besser als lange Aus-einandersetzungen auch dem Optimisten zeigen müssen, wowir stehenlDie i«ter»atio«ale Finanzkonferenz auf de«24. September festgesetztTU. Brüssel, 4. September.Die internationale Finanzkonferenz wird ihre Sitzung in derAbgeordnetenkammer abhalten. Die Versammlungen sind end-giltig auf die Zeit vom 24. September bis 1. Oktoberfestgesetzt worden. 33 S t a a t e n werden vertreten sein. Englandwird drei Vertreter entsenden.Der„soziale" ReichstagsdirektorWir erhalten folgende Zuschrift:In dem Artikel„Der soziale' Reichstagsdirektor" in Rr. 834der„Freiheit" vom 17. August wird mrtgeteilt, der Direktor beimReichstag habe 100 Kanzleidienern gekündigt, fleißigen Arbeitern,«VN denen nicht wenige vis zu zehn Jahren lm Dienst de» Reichs-tags tätig sind.Der Sachverhalt ist folgender: Die Kündigung von 95 aus-hilfsweise angestellten Kaiuleidienern ist durch einen Beschlußdes Vorstandes des Reichstags erfolgt. Von den Gekündigtensind 80 noch nicht ein Jahr, manche erst wenige Monate im Reichs-tag beschäftigt, alle aber unter der Bedingung eingestellt, daß"e mit Beginn der großen Sommervertagung entlassen würden. Sie� nd bei ihrer Einstellung mit dieser Bedingung einverstandengewesen, da ihre Anstellung gleich zu achten war der aushilfs-weisen Anstellung in zedem anderen Betriebe, der vorübergehendeiner größeren Zahl von Arbeitskräften bedarf.Auf Vorschlag des Direktors sind alle diese Herren bis zum1. September weiter beschäftigt worden, obwohl die Reichstaas-arbeiten schon am 5. August beendet waren und einem Teil be-reit? früher hätte gekündigt werden können. Es ist ihnen fernerin Aussicht gestellt worden, vor Zusammentritt des Reichstagswieder eingestellt zu werden. Die Herren haben alle auch denihnen zustehenden Urlaub unter Fortzahlung de» Gehalts erhalten.Schließlich sind nachträglich neun Herren, die länger als ein Jahr,nämlich bereits vor dem Kriege beim Reichstag beschäftigt waren,in ihrer Arbeit belasten worden, da während der Pause Ausschüsteeinberufen wurden. Während nach den früheren Bestimmungennur die mehr als IS Jahre beim Reichstag angestellten Kanzlei-diener als fest angestellt gelten, hat der Vorstand in derselbenSitzung beschlossen, diese Anstellung von jetzt ab bei zehnjährigerDienstzeit eintreten zu lasten. Weitergehende Anträge fandenkeine Mehrheit.Es sind also in allen diesen Arbeitsbedingungen Verbesterun-gen gegen früher eingetreten und ist bei allen der abgeschlosseneTarif beachtet und seine Vereinbarungen verbessert worden. DieVerwaltung des Reichstags muß die in dem Artikel ausgesprocheneKritik deshalb als sehr ungerecht empfinden.L ö b e, Präsident des Reichstags.Wir möchten zu dieser Zuschrift bemerken, daß nach unsererKenntnis der Sachlage bei den Beratungen im Vorstand desReichstages die unabhängigen und rechtssozialistischen Mit-glieder bei ihrem Eintreten f ü r die Angestellten überstimmtworden sind. Es wird jetzt neuerdings ihre Aufgabe sein,dafür zu sorgen, daß die Interessen der Angestellten desReichstags gewahrt werden, insbesondere, da nach unsererMeinung die Zahl der zur Verfügung der Abgeordnetenstehenden und zur Abfertigung der Besucher notwendigenBeamten erheblich zu klein ist.Wer ist ein Führer?Die Meldung, daß das Reichsgericht das Verfahren gegenT r a u b eingestellt hat, ist bestätigt worden. Außer ihmsind aber auch der Rechtsanwalt B r e d e r e ck, der Kapitän-leutnant L e n s ch und der Unterstaatssekretär Freiherrvon Falkenhausen außer Verfolgung gesetzt worden.Trotzdem sie in der Kappregierung leitende Posten bekleidethaben, ist das löbliche Reichsgericht der Meinung, daß sieals Urheber oder Führer des hochverräterischen Kappunter-nehmens nicht in Betracht kommen.Wer bleibt nun noch nach der Meinung des Reichsgerichtsals Führer des Kappunternehmens übrig? Vorläufignur noch Herr v. I a g o w und Kapp und L ü t t w i tz.Aber es bedarf keiner Prophetengabe, um vdrauszuschauen,daß in einigen Monaten auch sie die Führereigenschaft inden Augen der Herren Rcichsrichter verloren haben werden.Es ist doch außerordentlich bezeichnend für die politischeSituation, daß sich die Milde dieses hohen Gerichts jetztbereits so auffällig hervorwagt.Rebellion gegen GeecktDie Anweisung des Generals Seeckt an die Heeres- und Marine-kammer hat den Erfolg gehabt, daß er alle Vertreter derUnteroffiziere und Mannschaften gegen sich aufgebracht hat. Inden gestrigen Sitzungen der beiden Kammern wurde erst die durchdas Wolffsche Bureau verbreitete Darstellung des Generals v.Seeckt verlesen,' im Anschluß daran versuchten die Vorsitzenden,ein General und ein Admiral, die weiteren Verhandlungen allzu-schneiden. Das wurde in beiden Kammern verhindert. Die Ver-treter der Unteroffiziere und Mannschaften erklärten durch ihreSprecher, daß ihr Vertrauen zum Reichswehrmini-sterium und zum ChefderHeeresleitung durch diesenErlaß auf das allerschw erste erschüttert worden sei.Sie verlangten die Durchführung parlamentarischer Eeschästsord-nungen, sonst würden sie sich an weiteren Verhandlungen nichtmehr beteiligen. Es wurde schließlich in beiden Kammern einAntrag aus Vertagung bis zum 29. September angenommen.Wir sind neugierig, wie sslch der Reichswehrminister und derGeneral v. Seeckt mit dieser neuen Mißbilligung ihrer Tätigkeitabfinden werden. Das Vertrauen der großen Masse der Be-völkerung haben sie noch nie befesten, nun ist es ihnen auch vonden Unteroffizieren und Mannschaften der Reichswehr gekündigtworden.Die Schweizer Sozialdemokratieund Moskau.Die sozialistische Zeitung„Seutinelle" in Genf meldet ans Bern,dasi der geschäftsführeude Ausschuß der sozialdemokra-tische» Partei der Schweiz mit allen gegen eine Stimmeein« Erklärung angenommen hat, die daS Zentralkomitee ersucht,seinen Entschluß, der dritten Internationale betzu-treten, zurückzunehmen und beantragt, den Beitritt tu-folge der vom Moskauer Kongreß gestellten Bedingungen a b z»-lehne».Eine FalschmeldungDer„Vorwärts" dringt folgende Mitteilung:Die Artikel Dittmanns über die Zustände in Sowjetrußlandhaben auf der Reichskonferenz der U. S. P. eine große Rolle ge-spielt. Wie wir erfahren, bildeten sie schon vor ihrer Veröffent-lichung den Gegenstand heftigster Auseinandersetzungen, da jeneRichtung, die eine wahrheitsgemäße Darstellung der ruMche«Zustände als„konterrevolutionär" empfindet, alle Minen springenließ, um die Veröffentlichung zu verhindern. Man steckte sichsogar hinterdas technischePersonal und versuchte diesesaufzuhetzen, daß es die Arbeit zur Drucklegung der DittmannschenArtikel verweigern solle! Die Veröffentlichung der Artikel wurdeaus diese Weise acht Tage lang verhindert. Die An-Hänger der Dritten Internationale sind sicher Fanatiker, bloßWahrheitsfanatiker sind sie auf keinen Fall!Es ist unrichtig, daß die Veröffentlichung der Dittmann-schen Artikel durch den Widerstand des technischen Personalsder„Freiheit" um acht Tage verzögert worden ist. Lediglichder erste Artikel Dittmanns ist von der Redaktion umzwei Tage zurückgestellt worden. Im übrigen aber möchtenwir unserm Bedauern darüber Ausdruck geben, daß interne,Vorgänge, wenn auch in entstellter Form, die nur einemkleinen Kreis von Personen bekannt sein können, den Weg inden„Vorwärts" genommen haben.Reichskonferenz der A SPD.Genosse Cnspien teilt uns mit, daß eine Stelle seinesSchlußwortes falsch wiedergegeben worden ist. Im vorletzten Ab-satz des Berichts über diese Rede muß es richtig heißen:Ich stelle fest, daß es unehrlich ist, die Sache so darzustellen, alsob die Ablehnung der Bedingungen eine Absage an Sowjet-Ruß-land bedeute. Ich lehne es ab, das zu bekennen, denn für jedenunabhängigen Sozialdemokraten ist nicht nur die theoreti-sche, sondern auch die taktische Solidarität mitSowjet-Rußland so selbstverständlich, daß jed.eandere Behauptung eine verleumderische Unter-st e l l u n g i st.Genosse Rudolf Breitscheid schreibt uns:„In der Freitagsitzungder Reichskonfcrenz, an der ich leider nicht teilnehmen konnte, hatGenosse Stoecker nach dem Bericht der„Freiheit mit Bezug aufmich gesagt, daß man mit einem Bekenntnis zu Kautskynicht zur dritten Internationale komme. Um Mißverständnissenund Mißdeutungen vorzubeugen, stelle ich fest, daß ich in meinerRede ausdrücklich erklärt habe, ich sei mit der StellungnahmeKautskys gegenüber dem Bolschewismus nicht einverstanden. Ichbabe dann allerdings nachträglich gegen die Art und Weise polemi-siert, wie Kautsky jetzt von vielen Parteigenossen, bei denen derSozialismus noch sehr jung sei und bei denen durchaus nichtimmer die nötige Bekanntschaft mit Kautskys Leistungen voraus-gesetzt werden könne, behandelt werde. Kautsky habe hundert-m a l mehr für die soziale Revolution getan als viele seinerKritiker.Wenn man mit diesem„Bekenntnis" nicht zur dritten Jnter»nationale kommen kann, so ist das in erster Linie um der d r i t t e aInternationale willen zu bedauern."Genosse Walter Stoecker schickt uns folgende Erklärung: Ichprotestiere hiermit gegen die einseitige und sinnentstellendeBerichterstattung über die Reichskanferenz in der Presse und ver-weise alle Genossen auf das in Kürze erscheinende stenographischeProtokoll. Ich lege Wert auf die Wiedergabe folgender Wortemeiner Schlußrede, wo ich sagte�JDHne Zweifel steht die Parteiin ihrer entscheidenden Krise. Die heftigen Auseinandersetzungenund erregten Szenen hier zeigen, daß uns vieles trennt. DieReden, die hier gehalten wurden, haben Klarheit darüber gebracht,daß zwischen uns und einer Reihe von führenden Genossen e i Nso tiefer R i ß, eine so tiefe Kluft besteht, daßoarüber die Parteigenossen entscheiden müssen.Es hat gar keinen Zweck, hier irgendwie etwas verkleistern zuwollen, in dieser Frage gibt es nur ein Entweder-�Oder. Wir wollen eine revolutionäre Massenpartei, aber einerein« Partei, und ich bin fest davon überzeugt, daß wir dieses Zielerreichen. Die Entscheidung darüber liegt in den Händen unsererParteigenosien."Zu der Erklärung des Genossen Stoecker bemerken wir, daß außerihm kein Redner eine wörtliche Wiedergabe seiner Aus-führungen verlangt hat. Vielmehr hat die Reichskonferenz in ihrerGesamtheit volles Verständnis dafür gehabt, daß ein f u m m a r i-scher und in größter Eile hergestellter Bericht niemals Anespruch aus absolute Genauigkeit machen kann.BrandenKurgifcherProvwziallandtag,Der Oberprästdent der Provinz Brandenburg hat soeben im Bus«!trage der preußischen Etaatsregierung den brandenbnrgische» Pro«'vinziallandtag einberufen. Die Eröffnungssitzung findet am D i e n s«tag, den 14. September, mittags 12 Uhr, im Landeshause tu;Berlin statt. Man rechnet mit einer TagungSdauer von etwa achtTagen. Bei der Tagung wird die Stellungnahme zu dem neuenGroß-Berltn eine Rolle spielen. Da am 1. Oktober die zahlreiche»Vertreter der Berliner Vororte aus dem Provinziallaudlage aus-scheide», muß auch die Frage entschieden werden, od Neuwahlen zumProviuziallandtag stattfinde» sollen oder ob der Restlandtag weiter»!bestehen soll. Schließlich sind auch noch Besoldungsfragen zu«Abschluß zu bringe!»Wahre und falsche Lungen-FürsorgeVon Dr. med. Paul Bergmann.Der Lichtenberger Magistrat hat einen Vernichtungskampfgegen die Wanzen eröffnet. Diese blutgierigen Feinde unserernächtlichen Ruhe werden nämlich neuerdings von der medizini»schen Wissenschaft beschuldigt, daß die Lungentuberkulosezum Teil ihr Werk':i. Sie sollen zur Ausbreitung dieser ver-hecrenden Volksseuche dadurch beitragen, daß sie den Schwind-fuchtserreger, den Tuberkelbazillus, aus dem Blute der Lungen-leidenden aufsaugen und dann durch Bisse auf gesunde Menschenübertragen. Der Magistrat hat daher die Verfügung erlassen, daßin allen Häusern Lichtenbergs die Wohn- und Schlafräume derTuberkulösen durch städtische Desinfektoren von Wanzen gründ-lichst zu reinigen seien..Dieser Feldzug gegen die Wanzenplage ist gewiß gut gemeintund verdient an sich ungeteiltes Lob, aber feine Begründung mitdem Schutz gegen Tuberkulose muß ernstliche Bedenken erwecken.Denn abgesehen davon, daß die Möglichkeit zur Uedertragungdie er Krankheit mittels Wanzen wissenschaftlich keineswegs an-erkannt ist, sondern nicht viel mehr als eme Vermutung bedeutet.jo ist die in Frage stehende Maßnahme nur allzu geeignet, die ganzunberechtigte Vorstellung zu erwecken, als werde damit dieQuelle der Tuberkulose verstopft, so daß sich die Betroffenen infalsche Sicherheit wiegen lassen., �Diese muh um so verhängnisvoller wirken als der Kampf gegendie Lungenschwindsucht nur dann aussichtsvoll ist, wenn er plan-und kraftvoll gegen ihre Wurzel gerichtet ist. Nicht umsonstaber führt die Tuberkulose den Namen Proletarierkrank-heit? denn die proletarische Lebenslage mit ihrem Hohn aufdie wichtigsten Anforderungen der Eesundheitspflöge ist die wahreWurzel dieser furchtbaren Krankheit. Die Aufpäppelung desSäuglings mit Mehlbrei statt der naturgewollten Muttermilch.der Aufenthalt des heranwachsenden Kindes in uberfüllten undschlecht durchlüfteten Schulzimmern, die ungenügende Ernährungder arbeitenden Klassen, ihr mangelhafter Schutz gegen Erkäl-tunasverfahren, die Uebervölkerung ihrer lim- und lichtarmenWohn- und Schlafräume, alle diese und ähnliche Einflüsse bildenden Nährboden, auf dem der Schwindsuchtsreim üppig gedeiht undvon wo er, ob mit oder ohne Wanzenvermittlung, stcheren Ein-gang in die Lungen der Proletarier findet. Seinem Zerftörungs-werk kann man mit Insektenpulver wahrlich keinen Einhalt tun,sondern zum erfolgreichen Kampf gegen die Tuberkulose ist esganz unerläßlich, die Lebensbedingung� der arbeitenden Be-völkerung von Grund auf zu bessern und mit den Forderungen derHygiene in Uebereinstimmung zu bringen._Zu diesem überaus wichtigen sozialen Werk ist es vor allem er-forderlich, die Lungensürsorge zu vertiefen und auszudehnen sowieinsbesondere an den öffentlichen Beratungsstellen für Lungen-leidende eine Kampstruppe von Aerzten bereit zu halten, die mitder Aufgabe betraut find, die Krankheit in ihren ersten, noch heil-baren Anfängen zu erkennen, die Schritte zur Dauerbehandlungder Erkrankten einzuleiten und seine Umgebung durch sachgemäßeVerordnungen vor Ansteckung zu schützen.Angesichts der anerkannten Notwendigkeit«nd Bewährung derLungenfürsorge-Stellen muß es in hohem Grade befremden, daßdie Landesverstcherungsanstalt Brandenburg im Begriffe steht,sie nicht etwa weiter auszubauen, sondern im Gegenteil— an-geblich aus Mangel an verfügbaren Geldmitteln— auf ein dürf-tiges Maß einzuschränken. Aeußerste Sparsamkeit auf allen Ee-bieten des Staatshaushalts wird uns freilich durch die traurigeLage unserer Volkswirtschaft zur unabweislichen Pflicht gemacht.Aber die Sparsamkeit muß am richtigen Platz geübt werden, sonstwird sie aus einer Tugend zum Fehler, ja sogar zum Verbrechen.Der kostbarste Besitz des Volkes und sein wahrer Reichtum istdie Volksgesundheit. Zu ihrem Schutz und zu ihrer Be-festigung find nicht die billigsten, sondern die wirksamsten Mittelzu wählen. Nach diesem Grundsatz find die Fürsorgestellen nichteinzuschränken, sondern zu erweitern, und auch die Wanzentaktikdarf sich nicht auf den Vorzug ihrer Billigkeit berufen, denn imKampfe gegen das Riesenunheil der Tuberkulose vermag ste nichtmehr auszurichten als ein Panzer aus Pappe gegen ein Maschinen-gewehr._Ein Krüppelfilm. Als Abschluß des in Berlin tagenden all-gemeinen Krüppelkongrefses wurde am 3. September inden Kammerlichtspielen vor den Kongreßteilnehmern der von derKulturabteilung der Ufa hergestellte Volksbelehrungsfilm über..Krüppelnot und Krüppelhilf/' vorgeführt. Der Film ist unterMitarbeit des Professors Biesalski, dem Vorfitzenden des Krüppel-kongresses, hergestellt worden. Es sollen die Verkrüppelten selbst,ihre Angehörigen und ganz allgemein das Laienpublikum darüberaufgeklärt werden, wie weit Krüppeln zu ihrem Fortkommen undzu ihrer Gesundung noch zu helfen ist, insbesondere soll auch dasim Laienpublikum verbreitete Grauen vor den Krüppelheime«zum Schwinden gebracht werden. Die Regie dieses Filmes hat esoermieden, die dargebotenen Bilder zu lehrhaft und trocken au-einander zu reihen, sodaß auch das allgemeine Publikum in denmit dem Film beabsichtigten Sondervorf�hrungen über das reinsachliche Interesse hinaus an diesem Lehrfilm Interesse findenwird. Da die Krüppelfürsorge sich auch mit Belehruna und Unter-Haltung der Krüppel wird befassen müssen, führte anschließend a«den Krüppelfilm der wissenschaftliche Referent der Kulturabtei-lung, Dr. Kalbus, pädagogische Films aus dem Lehrfilmarchivder Kulturabteilung vor.In der Vollsbllhne gelangen am Montag, den 0. September,„Käthchen von Heilbronn", und am Dienstag, den 7. September.„Götz von Berlichingen" zum ersten Male to dieser Spielzeitabends Wr Aufführnng."''' �„Wenn Liebe erwacht..(Theater am Nollendorfplatz). Ope«rette und kein Ende, Liebe und kein Ende. Und das schon bei Be-ginn der Winterspielzeit. Was nicht dem Film verfällt(selbst„Hamlet" blieb nicht verschont), verschlingt die Operette. UmSchönthaus und Koppel-Ellfelds süßliches Lustspiel„Renaissance"ist es freilich nicht schade. Die Librettisten Haller und RideamuSnehmen daraus die schöne Witwe, den lungen Sohn, den italieni»schen Maler, den stocksteifen Magister, und Eduard Künnecke,der erfolgreiche Komponist des„Vielgeliebten" schreibt dazu dieMusik. Das seriös ausgewählte Operuhafte läuft darin mit demschlagerhaft Schmissiaen ziemlich unverbunden einher und auch i«der Handlung taumeln Ernstes und Possenhaftes stillos durchein»ander. Aber es klingt alles gut, ist melodiös üppig umrankt undreich ausgestattet. Die Aufführung hatte ihre glänzendsten Veofechter in Lori Leux, Grete Freund und dem Tenor EruW i r l s. Ein überaus belustigendes Paar waren Carl G e p p e r)und Cläre W a l d o f f, die(zumal im Coupletvortrag) mehr den!je auf der Höhe ihres künstlerischen Könnens stand. Der Erfolg wcqgroß und laut.Lapplandforschungen. Seit Jahren wohnt der schwedisch!Maler Ossian Elgström im nördlichsten Skandinavienum dort die letzten Reste der eigentümlichen Lappenkultmzn erforschen. Elgström, der über seine früher»» Forschunge«bereits ein Werk herausgegeben hat, läßt im kommendetWinter ein Buch erscheinen, das stch ausschließlich de,Lappenstämmen nördlich von Eellivara widmet. Als E»gebnis der Untersuchungen auf diesem Gebiet kann man sage«daß sich die Lappen als künstlerisch hegabte Rasse erwiesen habe«daß man ihnen aber eine- ursprüngliche, originelle Schöpferkraikaum zusprechen kann. Künstlerisches Anpassungsvermögen ifihre Stärke. Einzelne Stämme ziehen geometrische Motive vo>andere halten sich lieber an Tiermotive. Es ist nämlich Hauptvortritt. Wie Elgström betont, ist es der letzte Augenblick, in de«Wie Elgström selbst betont, ist es der letzte Augenblick, in de,feine Arbeit noch Erfolg verheißt. Jedes Jahr, das vergeht, lösckmehr von den Vcjonderheiten der Lappenkultur aus. Ein Vespiel: während früher jeder Stamm, was Tracht und Schmubetrifft, sein« eigentsimlichen Kennzeichen hatte, beginnen sidiese Unterschiede jetzt auszugleichen. Und was vielleicht n»wichtiger ist: die Lappen find im Begriff, das Romadenstadiuizn verlassen. Die Entwicklung ist gewöhnlich die, daß der Bat!zu Hause bleibt, während der Sohn mit den Renntiecherden unherzieht' der nächste Schritt ist dann die gemietete Hilfe. Undamit ist das Stadium der festen Wohnung erreicht. Gin solch«Lappendorf bietet eine wunderliche Mischung von Maschine,kultur und Ursprünglichkeit. Die Konstruktion des„Hauses" mtiauf die Bauart der„Kata", des Lappenzeltss, hin? aber in seine«Innern findet man einen modernen Herd und eine RähmaschinDie baufälligen Häuser, die Ziegen, die herumwsiden, die wsprünglichen Trachten d«. Bewohner gichest demRobinson-Stimmins.