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Sonntag, 5. September 1920
Nummer 368 Morgen- Ausgabe
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greiheit
Der Entwaffnungsbeirat und die
Arbeiterschaft
Die gestrige Sigung des dem Entwaffnungskommissar beigegebenen parlamentarischen Beirats brachie man- hen Beitrag zur Beurteilung der gegenwärtigen politischen Lage. Zunächst beschloß der Beirat, daß nicht nur Armeerevolver. sondern
auch Armee pistolen beschlagnahmt werden sollen, dagegen diehung nicht. Dann legte der Entwaffnungstommiſſar dem Bei
unterliegen die Browning- und Parabellumpistoien der Ein
thi den Entwurf für weitere Ausführungsbestim= angen zum Entwaffnungsgesetz vor, Bestimmungen, die bei den Berhandlungen der von der Arbeiterschaft für die Kontrole der Waffentransporte eingesetzten Kommission mit der Regierung angelegt worden waren. Jede Art der Beförderung von Militär, Waffen und Munition auf Eisenbahnen, Post, Schiffen, Kraftfahrzeugen, Fuhrwerken und Luftfahrzeugen wird verboten. Ausgenommen vom Verbot find die auf Grund des Friedensvertrages zu befördernden und als solche an tennzeichnenden, sowie die für die Reichswehr und die zur Ausübung ihres Berufes mit Waffen versehene Beamten chaft bestimmten Transporte.
fchloffen zu werden. Die bürgerlichen Parteien und der Reichs: verkehrsminister lassen es auf den Konflikt ankommen. Es wi: d fich zeigen, ob die Arbeiterschaft imftande ist, auch nur die geringen Rechte, die sie bei der Waffen- und Munitionskontrolle für sich in anspruch nimmt, wahrzunehmen.
Arbeiter und Angestellte BerlinBrandenburgs übt Solidarität!
Unserem Aufrufe vom 28. Auguft, betreffend die Kontrolle der Waffen, Munitions- und Truppentransporte, hat die Arbeiter haft in erfreulicher Weise Folge geleistet. Eine ganze Anzahl von Transporten mit Kriegstonterbande ist zeichneten Kommission bisher verweigert worden. Nicht genug angehalten worden. Eine Bollmacht ist der unterdamit, ist noch eine Verfügung des Reichsverkehrsministers Grö uer ergangen, durch welche jede Mitwirkung der Arbeiterschaft bei der Kontrolle ausgeschaltet wird. Berhandlungen, welche daraufhin seitens der Arbeitervertreter eingeleitet wurden, Find sowohl vom Reichsverkehrsminister, als auch vom Reichss tanzler abgelehnt worden. Die unterzeichneten Vertreter der Arbeiterschaft Berlin - Brandenburgs halten ebenso wie die Reidyskommission für ganz Deutschland , nach wie vor an ihrem Aufruf feft.
Bleibt wachsam!"
Mit diesem Aufrufe wendet sich das Exekutiv- Komitee der Inter nationalen Transportarbeiter- Föderation an die Arbeiterschaft der ganzen Welt.
Bleibt wachsam! rufen auch wir der Arbeiterschaft Berlins Brandenburgs zu. Verweigert auch weiterhin jeglichen Transport von Kriegsmaterial!
Uebt proletarische Solidarität!
In der Begründung dieses Entwurfes hob der Reichskommissar Beters hervor, daß er zur Durchführung dieser Bestimmung bei jeder Eisenbahndirektion eine Kommission einsehen werde, die aus cinem Referenten und dem Obmann des Eisenbahnbetriebsrates bestände. Raum war das Wort„ Obmann des Eisenbahnbetriebsrates" gefallen, da ging der Hegensabbath los. Der Borsigende des Beirats Brüninghaus( D. V.), sprach sofort von einer Rebenregierung der Arbeiter schaft, die sich da breit machen würde. Der Deutschnationale Henning fonstatierte eigenmächtige Eingriffe in den Verkehr. Sen. Dr. Rosenfeld und Gerbich( Soz.) traten den Angriffen der Herren von der Rechten entgegen Sie wiesen darauf hin, daß mit einer solchen Zuziehung des Vertreters der Eisenbahner die Forderungen der Arbeiter feineswegs erfüllt seien. Sie wandten fich gegen die bekannten Erlasse des Reichsverkehrsministers Gröner und verlangien deren sofortige Aufhebung. Geheimrat Weirauch vom Verkehrsministerium suchte den Nachweis zu führen, daß diese Erlasse zur Aufrechterhaltung eines geordneten Verkehrs notwendig seien, und der Deutzu nationale Berndt behauptete, daß schon infolge der bisherigen Sugeständnisse an die Arbeiter ein vollständiger Zusammenbruch Der staatlichen Autorität drohe und eine direkte Verfassungsverlegung vorliege. Eine bestimmte Bevölkerungsklasse werde vor anderen bevorzugt. Jetzt soll auch die politische(!) und polizei- Partei: Reinknecht. Für den Eisenbahnerverband, Drtsliche Funktion den Eisenbahnbetriebsräten übertragen werden. Der Deutschnationale Senning sah in der Kontrolle der Eisen- Bezirksverwaltung Groß- Berlin: Klose. Für den Bezirks
bahntransporte durch die Arbeiter bereits eine ,, Diktatur des ProIetariats". Auch der Demokrat Fischer zeigte sich geneigt, Bestimmungen gegen die Eisenbahner in die Ausführungs
Auskunft über alle zweifelhaften Fälle wird erteilt, sowie Mel bungen werden entgegengenommen bei Hermann Müller , Berlin , Shidlerstraße 5/6. Kontrollkommiffion für Berlin- Brandenburg . Für die U. S. P. D. , Bezirksverband Berlin- Brandenburg : Brühl . Für die S. P. D., Bezirksverband Groß- Berlin: Säusler. Für die Gewerkschaftskommission Berlin und Umgegend: Sabath. Für die Provisorische Betriebsräte- Zentrale: Wegmanu. Für die Betriebsräte der Sozialdemokratischen gruppe Berlin: Uhlich. Für den Transportarbeiter- Verband,
Betriebsrat der Eisenbahner: Marci.
Spaltung der Gewerkschaften?
Der Hauptfeind bes revolutionären Proletariats ist nicht Brüffel, sondern Amsterdam d. h. die gelbe Gemertschaftsinternationale. Wenn wir Amsterdam stürzen, versehen. wir ber tapitalistischen Ordnung den furchtbarsten Schlag; dieser Solag jedoch fann nur die rote Gewerkschaftsinternationale führen."
Sinowiew in der Sigung des Mostauer Kongrelles vom 5. Auguft( 3sweftija" Nr. 173).
Die Leitsätze des zweiten Kongresses der kommunistischen Internationale über die Gewerkschaftsbewegung entpuppen sich bei sorgfältiger Prüfung als ein mit Un richtigteiten durchsetztes buntes Gewirr von Wider
prüchen, das die gepriesene eindeutige Logit der komunter den Verfassern dieses Dotuments fein einziger Genoffe
munistischen Taktik Lügen straft und erkennen läßt, daß sich
befand, der die Gewerkschaftsbewegung der Welt aus der Praxis fennt oder der sich auch nur über die allgemeinen Bewegungsgesetze des gewerkschaftlichen Kampfes vollends im Klaren wäre. Nirgends wird die Hirn und Körper der Arbeiterbewegung verwüstende Anwendung einer aus den Erfahrungen eines engen Experimentierfeldes gewonnenen Inochigen Doktrin so deutlich, wie hier.
Das Manifest beginnt mit allgemeinen Betrachtungen über die Tendenz der Gewerkschaftsbewegung aller Länder und mit einer Aufzählung ihrer Sünden, an denen manches falsch und manches richtig ist. Es fonstatiert den 3u= strom gewaltiger Arbeitermassen zu den gewerkschaftlichen Organisationen, den wir seit zwei Jahren. in allen Ländern erleben.
Angesichts dieses Einströmens der Arbeiter, das die Ge wertschaften zu Organisationen der Hauptmasie des Proletariats mache, sei es Pflicht der Kommunisten aller Länder, in die Gewerkschaften einzutreten, um aus ihnen bewährte Kampforgane zum Sturze des Kapitalismus und für den Kommunismus zu machen". Jedes freiwillige Fernbleiben von der Gewerkschaftsbewegung, jeder künst= liche Versuch der Schaffung von besonderen Gewertschaften, stelle eine riesige Gefahr für die kom munistische Bewegung" dar.
Soweit mag alles gut sein. Das flingt fast wie eine Ver urteilung der unionistisch- syndikalistischen Gewerkschafts zersplitterer in Deutschland . In anderen Publikationen: Mostaus wird die Ablehnung des neudeutschen Unionismus sogar offen ausgesprochen.
Bon völlig anderer Beschaffenheit sind indes die An weisungen für die Praxis der fommunistischen Opposition in den Gewerkschaften, die das Gewerkschaftsmanifest der dritten Internationale gleichfalls gibt.
Als Ziel der kommunistischen Bewegung in den Gewerk schaften wird proflamiert die Herstellung der vollen ,, Einheit zwischen den Gewerkschaften und der fommunistychen Partei" mit dem 3wed, die Gewerkschaften der tatsächlichen Leitung durch die Partei, als Vortrupp der Arbeiterrevolution, unterzuordnen. Dazu sei nötig die Bildung von kommunistischen Fraktionen in den Gewerkschaften, die sich der Gewerkschaftsbewegung be= mächtigen" sollen. Die„ gelbe" Amsterdamer Gewerk
bestimmungen hineinzubringen. Gen. Dr. Rosenfeld und die Reine allgemeine Friedenskonferenz schaftsinternationale sei zu bekämpfen durch die Herstell: rg
Mostau, 4. September. ( Durch Funkspruch.) Tschitscherin hat die rumänische Regierung, die die Friedensver handlungen mit Rußland mit der Londoner Konferenz verbinden wollte, darauf aufmerksam gemacht, daß die Verhandlungen zwi
Rechtssozialisten Stelling und Giebel protestierten gegen die Ausführungen der Vertreter der bürgerlichen Parteien und wiesen deren Saltlosigkeit nach. Daraufhin stellten alle bürgerlichen Parteien, auch das Zentrum und die Demo: traten, den Antrag:„ Waffen- und Munitionstransporic dürfen weder angehalten, noch dürfen fie gehemmt werden. Zuschen Rußland und Polen , sowie zwischen Rußland und Finnland widerhandlungen unterliegen den Bestimmungen des§ 13 Ziff. 2 des Gesetzes." Damit wollten die Herren eine neue Strafbestim mung schaffen und mit Gefängnis und Zuchthausstrafen gegen die Eisenbahner vorgehen, die die Waffentrans
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Bertagung der Verhandlungen
Mostau, 4. September. ( Durch Funkspruch.) Die polnische Delegation hat Minst gestern verlassen, um sich nach Brest Lito wit zu begeben. In der Abschiedssigung am Donnerstag wurde von beiden Seiten bestätigt, daß zur Beschleunigung der Berhandlungen die Verlegung des Berhandlungsortes nach einem neutralen Lande angebracht sei, was eine Fortsetzung der Berhandlungen, nicht aber einen Abbruch derselben bedeute.
ohne Teilnahmeanderer Staaten stattfänden, und daß bie Londoner Konferenz nicht stattfinden werde. Infolgedessen bleibe, wenn Rumänien sich nicht weigere, Frieden mit Rußland zu schließen, nur der Weg direkter Verhandlungen offen. Porte tontrollieren. Die Vertreter der beiden sozialistischen Das arbeitende Bolt Rußlands werde mit tiefer Genugtuung Frattionen widersprachen aufs heftigste. Sie wiesen auch darauf hin, daß der Beirat gar nicht das Recht habe, über die Straf- ben Augenblid begrüßen, da Friede und bauerude freundschaftliche Beziehungen mit dem rumänischen Volte wiederhergestellt sein. bestimmungen des Gesetzes hinaus neue Strafbestimmungen einwürden. zuführen. Das mußte auch der Reichskommissar Peters an erkennen. Er erklärte sogar, daß er die ganze Verordnung zu= rückziehen werde, wenn die bürgerlichen Parteien diese neuen Strafbestimmungen einfügen. Da erst verzichteten die bürgerlichen Parteien auf ihren Vorschlag. Sie sprachen aber in einer besonderen Resolution aus, daß Transporte von unbe: fugten"( darunter verstehen sie die Eisenbahner) weder angehalten, noch tontrolliert werden dürfen, und daß das ein unbedingtes„ Erfordernis der Staatsautorität" sei. Die Deutsch = nationalen liefen sogar noch dagegen Sturm, daß die Be= triebsräte der Eisenbahner allgemein als Mitglieder der vom Entwaffnungsfommissar eingesetzten Kommissionen bestimmt wezden. Damit fielen sie aber sogar bei den übrigen bürgerlichen Barteien ab. In den Verhandlungen des Beirats spielten dic Erlasse des Reichsverfehrsministers, durch welche er die Mitwirkung der Eisenbahner beseitigt, eine große Rolle. Es zeigte sich, daß sämtliche bürgerlichen Parteien sich hinter Gröner stellten. Nur die Vertreter der beiden sozialistischen Fraktionen protestierten gegen diese Verfügung. Sie wiesen darauf hin, daß 3. 3t. ein offener Konflikt zwischen der ge= lamten organisierten Arbeiterschaft und Reichsvertehrsministerium bestände. Sie erklärten, daß die Arbeiterschaft sich nie und nimmer gefallen lassen würde, von der Kontrolle der Waffen- und Munitionstransporte ausge
Der russische Heeresbericht
Mostau, 4. September. ( Durch Funkspruch.) Russischer Heeresbericht vom 3. September: Im Abschnitt BrestLitowst dauern die Kämpfe nördlich und nordöstlich Brest - Litowst weiter an. Im Abschnitt Cholm warfen unsere Abteilungen den Gegner auf das linte Ufer des Bug zurüd. Jm Abschnitt Wladimir Wolhynst zersprengten wir eine starte feindliche Abteilung, wobei wir über 1000 Gefangene machten. Abschnitt Lemberg : Jm ungestümen Vorstoß warfen unsere Abteilungen den vordringenden Gegner in westlicher Richtung zurüd, machten 300 Gefangene und erbeuteten drei gebrauchsfähige Geschütze und 30 Maschinengewehre. Im Krimabschnitt dauert der hartnäckige Rampf an
einer internationalen Kampffront der Gewerkschaften, bestehend in dem der Moskauer politischen Internationale an gegliederten und ihr unterstellten Internationalen Rat der Gewerkschaftsverbände.
Die Schaffung einer internationalen Zentralisation der tommunistischen Bewegung in den Gewerkschaften setzt voraus die Zusammenfassung der örtlichen kommunistischen Frattionen zu einer nationalen Spize in einem jeden Lande. Daß die Schaffung nationaler Sonderkörperschaften neben den bestehenden Landeszentralen geplant und zum Teil schon durchgeführt ist, zeigt das früher veröffentlicht: erste Manifest des Internationalen Rates der Gewertschaftsverbände in Moskau , das unter anderem unterzeichnet ist von einer revolutionären syndikalistischen Minderheit der Allgemeinen Arbeitsföderation Frankreichs und einer fommunistischen Minderheit der Gewerkschaftsverbände Georgiens , belanglofe Gruppen, die noch keine Gefahr für den Bestand der Gesamtbewegung bedeuten, deren Existenz indes bemerkenswert ist für die den Moskauer Leitfägen innewohnende Tendenz.
Diese Bildung von Sonderorganisationen in den Gewerkschaften, die zusammengefaßt und geführt werden von nationalen Körperschaften und von einer internationalen Spitze, die mit Diftaturgewalt nach Moskauer Muster ausgestattet sind, find Sprengförper in den Gewerkschaftsverbänden. Sie sind die Vorbereitung der inneren Desorga nisation, der Aushöhlung der gewerkschaftlichen Disziplin mit dem Ziel, sich der Verbände zu„ bemächtigen", wie das Manifest sich im putschistischen Sprachgebrauch ausdrüdt. Die Sprengung der nationalen wie internationalen Verbindungen der Gewerkschaften von innen heraus muß die Folge solcher Organisation des Butsches gegen die bestehen den Körperschaften sein.
3um Ueberfluß laffen die Leitsäge erfennen, daß ihre Verfasser diese Möglichkeit sehen und in Wahrheit feinerIei Wert auf die Erhaltung der Einheit der Bewegung legen. Das Dokument gestattet die