Die oftgalizische Revolution

Die Rosta" in Wien   veröffentlicht folgenden Bericht ihres galizischen Sonderberichterstatters:

Bei der Nachricht, daß sich die russische Rote Armee nähere, flohen die polnischen Beamten und die Polizei, aus Furcht vor dem Zorn des erbitterten Boltes, aus Ostgalizien  , so daß am 20. August die utrainischen Aufständischen ohne Schwierigkeiten Stryj   einnehmen konnten. An die Spitze des Aufstandes stellten fich überall bekannte utrainische nationalistische Führer, aber sie fonnten sich vor dem revolutionären Ausbruch der Massen nicht halten. Es wurden Sowjets gebildet, die die Macht der pol nischen Behörden übernahmen. In Stanislau   bildete sich der tevolutionäre 3entralrat. Es wurde eine Rote Armee aufgestellt, in welche sich die Bauern zu Tausenden meldeten, doch waren sie aus Mangel an Munition vollkommen attionsunfähig. Laboczne z. B. hat sich unter der Leitung des ukrainischen Bauern­führers Dr. Becches eine aus 3000 Bauern bestehende Rote Truppe gebildet. Diefe ganze Truppe verfügte bloß über 12 Gewehre und die dazu gehörige Munition.

Die Ueberreste der im Mai des vorigen Jahres von den Polen  nach Rusinsto hinübergedrängten Perfura- Armee( eine aus un­gefähr 7000 Kopf bestehende Truppe) ahben sich hier niedergelassen. Die meisten leisteten militärische Dienste und verfügten auch über Gewehre. Bei der Nachricht über die neu ausgebrochene Revo­lution wollten sie ihren tämpfenden Brüdern zu Hilfe tommen. Aber General Paris  , der Militärkommandant von Rufinsto, hielt fte auf und entwaffnete ste. Es ist bezeichnend für den fran Böfifchen Generalstab von Rusinsto und seiner Zusammenarbeit mit

verzeichnen. Dieser Gewinn ist ungefähr so viel, wie der Rohn von 112 028 Personen zusammen, die im Jahre 1917 auf 1000 bis 1200 Gulden zur Einkommensteuer abgeschäßt wurden. Die At­tionäre von 77 Unternehmungen, die oft nicht einmal irgendein Berständnis von dem technischen und taufmännischen Betrieb haben, betamen, ohne sich irgendwie anzuftrengen, die gleiche Summe wie 112 028 Arbeiter an Löhnen. Auch in Holland   leben troh des Lebensmittelüberflusses infolge der kapitalistischen   Wirt­schaftsweise Tausende im Elend und die Profitfäger schreien am lautesten, daß die Teuerung eine Folge der hohen Arbeits­löhne sei. Ganz wie bei uns! Nur die vereinte Stoß= traft des Proletariats kann die Befreiung aller Länder aus den Polypenarmen des Kapitalismus herbeiführen.

Arbeitslosennot in Solingen TU. Solingen  

, 15. September.

Die Stadtverorbneten bewilligten gestern zur Linderung der Ar­beitslosennot Naturalunterstützung und 8 Millionen Mark für die Notstandsarbeiten. Die Beschäftigung sämtlicher Arbeitslosen bet vierzehntägiger Wechselschicht und fünf Stunden Arbeitszeit wurde garantiert. Als weitergehende Forderung wurden 100 pet. Er­höhung der Unterstügung verlangt. Es brangen etwa 300 Arbeits­lose, darunter Frauen mit Kindern auf den Armen, in den Steungsiaal ein und erzwangen die sofortige Bewilligung der Doppelten Unterstüßungsfäße, bte unter dem Druck auch erfolgte, obgleich der Bürgermeister die Unmöglichkeit der Aus­ubung betonte.

beihilfe

Was uns trennt!

Von Willi Richter  .

Wer die Auseinandersehung Crisplen Däumig verfolgt der kommt zu der Erfenntnis, daß eine Trennung des rechten und linten Flügels in der U. S. P. ein Gebot im Interesse des Welt. proletariats ift. Jeder Versuch einer Ueberkleisterung des tiefen Riffes, jede Konzession nach rechts oder lints ist bei den unüber brückbaren Gegenfäßen ein Ding der Unmöglichkeit. Und warum mußte es so fommen?

Beide Richtungen innerhalb der U. S. P. D. find an das Partei programm gebunden.

Aber bei der Auslegung dieses scheiden sich die Gelfter! Ein Programm dtent so lange ben Zweden, als es der Richtung und dem Biel   nicht zum Hemmschuh wird.

Mit dem Eigenfinn eines unartigen Kindes glaubt nun Crispien auf Grund des Leipziger Attionsprogramms, gefügt auf seine Aufs faffung vom wiffenfchaftlichen Sozialismus nach Mary und Engels dem bentschen Proletariat und der Weltrevolution zum Siege vers helfen zu können. Ehre, wem Ehre gebührt, also auch Mary und Engels, also auch dem wissenschaftlichen Sozialismus. Aber das sollte auch Crispicn erkannt haben:

Noch nie ist auf irgend einem wissenschaftlichen Gebiete ein Zustand der Ruhe, des Stillstandes eingetreten! Raftlos schreitet die Wissenschaft vorwärts, erkennt heute Wahrheiten, um morgen nene zu erfinden, zu entdecken und verbrannte vorgestern die Ver treter der einen Augenblicswahrheit als Reter. So schrettet auch der wissenschaftliche Sozialismus vorwärts und macht auch vor Mary

ber polnischen Regierung, daß auf der Grenze bei Uziot, zwei pol Der Stichtag für die Erwerbslosen- ngels nicht halt. nische Infanterie- Regimenter und ein Kavallerie- Regiment, in großartig ausgebauten Schüßengräben, die heimkehrenden Roten  erwarteten. Diese Vorsichtsmaßregeln wären dann in Anwendung getreten, wenn die von Paris   befohlene Entwaffnung nicht ge= lungen wäre.

Dies entschied vorläufig das Schicksal der Revolution. Unter folchen Umständen, ohne Gewehre, von jeder Silfe abgeschnitten, mußte die oftgaliaische Sowjetrepublit zusammenbrechen. An pielen Orten find noch immer die Roten   Truppen die Herren der Situation und versuchen die Berbindung mit der ruffischen Roten  Armee herzustellen. Wo bie polnischen Truppen einzogen, warfen te fich mit unerhörter Wut auf die sich verzweifelt zur Wehr legende Bevölkerung. In Ostgalizien   wird gegenwärtig ein schred­liches Blutbad veranstaltet. Dr. Blecches gelang es, mit 40 seiner Genossen über die Grenze zu entkommen, wo fie natürlich fofort gefangen genommen wurden. Die franzöfifchen Offiziere wollen fie im Einverständnis mitAjatkovics, dem Gouverneur von Rosinsto, den polnischen Banditen ausliefern, doch werden sie voraussichts Tich auf den Widerstand der tschechoslowatischen Arbeiterschaft, die einen Bruch bes Asylrechtes durch die tschechoslowakische Regierung nicht zuläßt, ftoßen.

Die revolutionären Legionäre

Aus Prag   wird uns geschrieben:

Wir haben vor kurzem über die Forderungen des Rongreffes der chechoslowakischen Begtonäre berichtet, in denen sie sich für die fofortige Sozialisierung der großen Bestze aussprachen. Letter Tage fand nun in Brag eine große Runbgebung der Legionäre aus ber ganzen Republik ftatt, an der sich ungefähr 15 000 Legionäre beteiligten. Ju ber unter großer Begetterung angenommenen Resolution wird zunächst die Einheit mit der arbeltenben Bevölkerung mantfesttert, beren Forderungen nach einem Neuaufbau der Republik  

man fich völlig anschließe. Es sei notwendig, daß die Revolution

In ben Prinzipien der husfitischen Zeit durchgeführt werde, welche bie Grundsäge ber bürgerlichen und sozialen Gleichheit erklärt habe. Die heutigen Verhältnisse getgen aus beutlich, daß der bisherige wirtschaftliche Bustand, ber auf der Ausbeutung fußt, unhaltbar ist. Die Begionäre versprechen, bet dieser Aufgabe mit allen Sträften mit­zuwirken und wenden sich auch an die Arbettenden der übrigen Rationen in diesem Staate, am großen Werte mitzuwirken.

Wir warnen die einheimische wie bie frembe Seattion aufs ernsthaftefte vor einem Eingriff in die Entwicklung ber Greignisse in diesem Staate, möge er nun aus diesem oder jenem Borwand erfolgen. Wir warnen fie deshalb, weil wir überzeugt find, daß das kommen des neuen Lebens unhaltbar ist. Es wird über jeben Widerstand der Wertetbiger ber alten Welt kommen. Wir fordern die Regierung der tschechoslowakischen Republik auf, in der nächsten Zeit die Nationalversammlung einzuberufen und ihr flar formulierte Gefehesanträge vorzulegen, aus denen ersichtlich ist daß sie den Geist ber neuen Zeit begriffen hat. Insbesondere ver­Tangen wir die Realisierung folgender Forderungen:

1. Enteignung aller Großgrundbesige ohne Entschädigung. 2. Sozialisierung der Gruben, Hütten, und Industriebetriebe

fowie Uebernahme der Banken durch den Staat.

3. Rouftstation der Kriegsgewinne.

4. Stanbrecht gegen Wucher, Sabotage, und Nichtablieferung bes Getreidefontingents.

6. Befeltigung der Wohnungsnot durch gerechte Berteilung ber borhandenen Objekte.

6. Einführung der allgemeinen Arbeitspflicht.

7. Demokratisierung ber öffentlichen Verwaltung.

8. Übergang zur Miliz und zu einer wirklichen bemokratischen Armee.

9. Trennung von Staat und Kirche, Schule und Erziehung im fozialistischen Sinne.

10. Anbahnung politischer und wirtschaftlicher Beziehungen mit

Rußland  ."

Diese Orientierung ber Legionäre, bie einen Hauptbestandteil ber Armee bilden, im burchaus sozialistischen Sinne zeigt, daß bte Herr fchenden von ihren üblichen Stüßen, ben Bajonetten und Maschinen­gewehren, in btesem Staate nichts zu erwarten haben.

Aus dem Orgefch- Lande

München  , 15. September. Der Staatskommissar hat aus Gründen der öffentlichen Sicher­helt bie für heute angejette öffentliche Versammlung bes Republikanischen Führerbundes verboten.

Bligartig beleuchtet diese furze Meldung die Lage in Bayern  : St. Escherich, der Organisator der Orgesch, gebietet offen über das Land, der Republikanische Führerbund da­gegen ist vogelfrei und der verfassungsmäßigen Rechte be­raubt. Die weißen Garden können, allen offiziellen Ableug­nungen zum Troy, offen zur Gegenrevolution rüsten und den Sturz der Republit vorbereiten. Der Führerbund dagegen, der auf dem Boden der Verfassung steht, darf nicht einmal öffentliche Versammlungen abhalten.

Die Zustände in Bayern   sind nicht nur ein öffent. licher Standbal, ste bedrohen vielmehr in fchwerster Weife die innere und äußere Sicherheit des Reiches. Wo bleibt hier die Reichsezekutive, die sonst gegenüber lozialistischen Landesregierungen so schnell bei ber Hand war?

Reiche Gewinne ausländischer Kapitalisten

Wie die niederländische Zeitung Der Metallarbeiter" mitteilt, buchen in Holland 7 Banten einen Reservefonds von 304 Millionen Gulden und im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn von 28 400 000 Gulden. 3wanzig Schiffahrtsgesellschaften haben einen Reserve fonds von 179 000 000 und einen Gewinn von 44 000 000 Gulben. 77 Unternehmungen haben zusammen einen Referbefonds von 755 000 000 Gulden und einen Gewinn von 116 200 000 Gulden zu

Der preußtsche Wohlfartsminister hat als Stichtag für bie Gewährung der einmaligen Bethilfe an lang fristige Erwerbslose ben 1. September b. 3. festgesetzt. Regelmäßig dürfen also nur diejenigen Erwerbslofen aus der ein maligen Beihilfe von den Gemeinden Zuwendungen erhalten, bie an biefem Stichtage bereits acht Wochen Erwerbslosenunterstüßung erhalten haben.

Der Boykott gegen Polen  Ein Dampfer in Schweden   angehalten

TU. Stocholm, 15. September.

In Helsingborg   teaf am Sonnabend der schwedische Dampfer Savana" ein. Dem Dampfer, an dessen Bord sich außer Kriegss material 18 polnische Soldaten befanden, war die Durchfahrt durch den Kieler Kanal   verweigert worden. Die Polen   suchten ben Kapitän daran zu hindern, Helsingborg   anzulaufen. Die Be­jagung widersetzte sich der Weiterfahrt nach Danzig  .

Tatsachen brängen die Erkenntnis vorwärts, so meinen wir Beri treter bes Itnfen Flügels; die Erkenntnts hindert die Taten, das zeigt uns die falsche Auffassung des wissenschaftlichen Sozialismus eines Crispien. Newton wird überflügelt bom raflios arbeitenden Menschengeift, Einstein   bringt neues Licht in menschliche Jrrungen, Grispien glaubt an ben Sieg des wissenschaftlichen Sozialismus nach seiner Auffassung,

wir glauben an den Sieg der Tat!

Das letzte und vornehmste Mittel zur Erringung der politischen Macht bleibt die Aktion der Maffe", heißt es im Beipziger Programm. Ich will nicht feststellen, wie oft dieses Mittel falsch angewandi werden kann, feftfiellen aber möchte ich, daß es- als es mit Gr

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folg angewandt werden konnte nicht angewandt wurde, denn: ben Terror als Programm lehne ich ab", sagt Crisplen. Also: Silf, heiliger Bürokratismus, helft, tatgehemite Kommissionen, hilf lieber Spigenfommissionist Legien, helft alle zum Siege des Profes tartats burch Resolutionen, durch Aufrufe und Soltbaritätsey flärungen nur, vermeidet den Zerror, benn ihr seid ja Sozial pasififten. Heber eure Leichen wird ber Sieg errungen werden ber Steg bes Rapitalismus und Militarismus! Es fehlt euch eben ber Wille zur Zat, benn der wissenschaftliche Sozialismus nach Mary und Engels fagi", meint Crispien, und gläubig lauscht ihm bie Menge wissenschaftlicher Eosialisten. Draußen ellt der tätige Sozialismus.

Vor den Rigaer Friedensverhand- Sozialismus weiter, und drinnen bremst der wissenschaftliche

lungen

London  , 15. September. Times" melbet aus Warschau  , daß die nach Riga   abgehende polnische Friedensdelegation Bollmachten zur Unterzeichnung bes vorläufigen Friebens, über ben zugleich mit dem Waffen­tastand verhandelt werden soll, erhält.

Litauisch  - polnischer Waffenstillstand

UZ. London, 15. September.

Sttauen hat sich in einer Antwort auf die polnische Note Berett erklärt, Delegierte nach Kalwaria zu entfenden. Infolgebeffen wurden die Feindseligkeiten eingestellt. Kurz vor dem Jnfrafttreten bes Waffenstillstandes traf bie Nachricht von der Einnahme der Stadt Seiny burch die fitautschen Truppen ein, während bie Polen  Lipot den Bolschewisten überlassen mußten.

Deschanel vor dem Rücktritt?

Paris  , 15. September.

Wie der Matin" in Sperrbrud mitteilt, hat sich der Gesund heitszustand des Präsidenten der Republit, Deschanel, a m Tetzten Freitag ernstlich verschlimmert In Abgeordneten freisen   spricht man von der Möglichkeit feines unmittel bat bevorstehenden Rüdtrittes. Der Minister bes Innern hat sich sofort nach Air- les- Bains begeben, um den Mi­nisterpräsidenten Millerand von der Lage zu unterrichten. Sos fort nach feiner Rückkehr wird sich der Ministerrat mit biefer An gelegenheit beschäftigen. Wie das Journal" bazu mitteilt, rech net man damit, daß im Laufe der nächsten Woche eine Zusammene berufung des Parlaments zu einer außerordentlichen Tagung er folgt, in der nur der Rüdtritt Deschanels und das Defret über bie Einberufung der Nationalversammlung ver lefen werden soll, ba verfassungsgemäß innerhalb 48 Stunden nach dem Rücktritt des Präsidenten bie Nationalversammlung zujam mentreten muß.

Südflavien, der größte Staat Südosteuropas  

TU. Frankfurt a. M., 15. September.

Auch wir vom linken Flügel, wir Setten Wollenden, beans Spurchen ben wissenschaftlichen Sozialismus, aber nur so weit, als er unferem Btele nicht entgegensteht. Sind die Mosaiksteine der Erkenntnis und das bedeutet ja wiffenfchaft durch Erfahrung überlebt, werden neue Taten den Bau aufwärts führen. Die Sonne dreht sich auch dann nicht mehr um die Erde, wenn Grispien dem rückständigen wissenschaftlichen Sozialismus zum Siege verhelfen will!

Bum gegenwärtigen Parteiftrett

Bon Paul Shröer, Berlin  .

In Nr. 358 der Freiheit" brachte Geosse Paul Schindler einen Streit Für oder gegen Mostau" bie Diskussion in den Versamm Artitel, worin zum Ausdruc tam, daß bei dem gegenwärtigen lungen ruhig und fachlich geführt werden müßte im Interesse ber ganzen Sache. Man tonnte diese Ausführungen voll und ganz unterschreiben und hatte auch gehofft, daß diese Worte beherzigt würden. Doch bei vielen Parteigenossen scheint bies doch nicht der Fall zu sein; sie tönnen sich noch immer nicht daran gewöhnen, auch dem Gegner die nötige Achtung zu zollen. Dies hatte sich wieder mal fo recht in der letzten Generalversammlung des neun Szenen tam, bie geradezu widerwärtig waren, und jebem ten Distrits, die am 7. September stattfand, gezeigt, wo es gu die Luft zum Besuch der Versammlungen verleiden muß, der Interesse an der strittigen Frage hat. Daß es aber erst soweit tommen mußte, hat zum großen Teil die Leitung der Versamm lung selbst verschuldet. Auf der Tagesordnung stand: Wir und die britte Internationale". Referent Genosse Däumig. Allge meine Verwunderung erregte es natürlich, daß tein Korreferent genannt wurde. Aus welchem Grunde das nicht geschehen war, will ich hier nicht untersuchen. Erst nach einer stürmischen Ges schäftsordnungsdebatte wurde dem Antrage, der anwesenden Ge­noffin Bieg bas Korreferat zu übertragen, stattgegeben. Das dadurch die Gemüter erhigt wurden, wird selbst die Leitung nicht bestreiten wollen. Während nun der Genosse Däumig mit weni­gen Unterbrechungen sein Referat ausführlich halten fonnte, hatte damit die Genoffin Bieg tein Glüd. Man wollte teine andere Meinung hören und unterbrach die Rednerin fortwährend. Nur mit Mühe und Rot fonnte die Genoffin Bieß ihr Referat zu Ende bringen und bedankte sich zum Schluß noch bet der Leitung der Versammlung für die gütige Unterstützung", die ihr zuteil wurde. Aufällig war aber, daß Gnosse Däumig es nicht mal der

Nun, Genossen, wo soll das hinführen? Die Versammlungen werden abgehalten, um den Mitgliedern die nötige Auftlärung zu geben, damit sie sich selbst ein Urteil bilden sollen. Wer das nicht begreifen fann, der sollte hübsch zu Hause bleiben. Die eiserne Disziplin, bie jest so vielfach verlangt wird, sollte vor allen Dingen in den Versammlungen geübt werben, dann würden folche Szenen vermieden werben.

Nach amtlichen Angaben des Belgrader   Minifteriums für Sozial- Mühe für wert hielt, die Ruheftörer ein wenig zu beschwichtigen. politik im Juni b. 3. ftellte sich laut Frankfurter Zeitung  " ber Umfang und die Bevölkerungsziffer der einzelnen südslavischen Bandestelle wie folgt dar: Serbien   87 848 Quadratkilometer mit 4 456 909 Bewohnern, Bojvordina 41 750 Quadratkilometer mit 2 675 232 Bewohnern, Montenegro 14 180 Quadratkilometer mit 485 000 Bewohnern, Bosnien   und Herzogewina 51 199 Duadrats tilometer mit 1 898 044 Bewohnern, Dalmatien   12 881 Quadrats filometer mit 645 666 Bewohnern, Kroatien   und Slavonten 42 588 Quadratkilometer mit 2 621 954 Bewohnern und Slovenien   21 681 Quadratkilometer mit 1610 082 Bewohnern. Jusgesamt umfaßt ber junge Staat 271 582 Quadratkilometer mit 14 843 087 Be wohnern, ist also weit größer und bevölkerter als sämtliche anderen Länder Südosteuropas  , wie Rumänien  , Griechenland  , Bulgarien  , Albanten oder Ungarn   und überflügelt anch Deutsch- Desterreich und die Tschecho- Slowatel.

Der Arbeitskampf in Italien  

SN. Rom, 15. September. Giornale b' Stalia" melbet, baß bie Abgeordneten und Industrie­arbeiter von Mailand   einstimmig beschloffen haben, die Kontrolle. der Gewerkschaften über die Unternehmen fortbestehen zu lassen

Ein Vorspiel zur Präsidentenwahl

London  , 15. September.

Times" meldet aus Washington, daß die Demotraten bei ben Brilichen Wahlen im Staate Maine   eine vernichtenbe nie. berlage erlitten haben. Der republikanische Gouverneur wurde mit einer Stimmenmehrheit von 60 000 gewählt und alle Strongreße mitglieder und Behörden von Maine   werden Republikaner   fein. Die Unbeliebtheit Wilsons scheint an der Niederlage ber Demokraten schuld zu sein.

Noch keine Milchkühe unterwegs. In der Breffe ift die Nachricht verbreitet, daß ein Transport der von Amerika   ge­stifteten 2500 Milchfühe berette nach Deutschland   unter­wegs fet. Wie die P. P. N." hören, ist an feluer der in Frage kommenden Stellen eine berartige Stachricht eingegangen. Der erste Transport wird voraussichtlich erst Anfang Ditober ab gehen können.

Bur Sache selbst will ich mich nur furz äußern. Das Für und Wider zur strittigen Frage ist nun burch Wort und Schrift hin der Parteitag nun endgültig über die Frage die Entscheidung reichend geflärt. Nach der Bekanntgabe des Zentralfomitees foll treffen. Meines Erachtens nach wäre es zweckmäßiger, eine Ur abstimmung unter den Mitgliedern vorzunehmen, damit würde der Gesamtausdruck der Massen zur Geltung kommen.

Wirtschaftsbeihilfen für Beamte. Ein Entwurf über die Gewährung von Wirtschaftsbethilfen an die preußischen Be­amten und Lehrer in den besesten Gebieten ein fchließlich Oberschlesien   wird der Landesversammlung augehen. Danach erhalten die Beamten vom 1. Juli d. Js. ab die gleichen Beihilfen wie die Reichsbeamten. Die Kosten über­nimmt bas te ich, bas bem Reichstag eine dementsprechende Bor lage zugehen laffen wird.

Die Bewegung der Hamburger Hafenarbeiter. In einer vom Deutschen   Transportarbeiterverband und dem Zentralverband ber Maschiniften, einberufenen gemeinschaftlichen Mitgliederversamm lung swecks Beschlußfassung über den vom Reichsarbeitsministerium gefällten neuen Schiedsspruch wurde dieser nach äußerst türmischer Debatte gegen etwa 20 Stimmen abgelehnt. In der barauf vorgenommenen Abstimmung wurden bei einer Gesamtzahl bon 4290 Stimmen 2218 für und 2017 Stimmen gegen ben Streit abgegeben, während 60 Stimmen ungültig waren. Da eine Drei­viertelmehrheit für den Streitbeschluß notwendig ist, so gilt ber Streit als abgelehnt.

Gine Enquete über die Sozialisierung. Im tschechoslowakischen Minifterium für soziale Fürsorge fanden dieser Tage große Bes ratungen der Bertreter ber Regierung, der Unternehmer und ber Arbeiter statt, um das Problem der Sozialisterung der Industrie­und Hanbelsbetztebe feiner Lösung entgegenzubringen. Das burch ble Enquete gewonnene Material foll bie Grundlage zur Aus­arbeitung detaillierter Borlagen der Sozialt­fterungsgefete bilben.