.chen Verlauf nehmen; die Masse, die die Mißgriffe der zen - tralsn Leitung ja schließlich selber auszubaden hat, wird mit Recht die Gefolgschaft verweigern, und die ganze Aktion wird ins Gegenteil umschlagen und eine Stärkung der syndikalisti- fchen Richtung herbeiführen. Weiterhin zeugt dieser Punkt von einer schweren Verkennung des Jndustrieproletariats. Ein halbwegs aufgeklärtes Proletariat, das lesen, schreiben und denken gelernt hat, wird sich einer derartigen zentralen Bevormundung in keiner Form sügen; es wird sie mit Recht ablehnen. Das deutsche Proletariat bekämpft nicht seine Eewerkschaftsbonzen, um andere Götzen an deren Stelle zu setzen. Eine Partei, die die Aufgabe hat. der deutschen Ar- beiterschaft kämpfend voranzugehen, muß im Interesse der siegreichen Entwicklung dieses Kampfes diese Bevormundung ablehnen, diese Bevormundung, die einen siegreichen Kampf unmöglich macht. Sie muß verlangen, und sie hat ein Recht es zu verlangen, selbst ihr Geschick zu bestimmen und sie muß die Anerkennung dieses Rechts von der Internationale ver- langen, der sie sich als Mitkämpferin anschließt. Objektive" Berichterstattung Die Parole der Kommunistischen Partei zur Wahl politischer Arbciterrate findet unter den Massen der Arbeiterschaft wenig Anklang. Wo die Wahl überhaupt vorgenommen wird, geht sie nur unter der Teilnahme eines sehr kleinen Teiles der Arbeiterschaft vor sich. Auch in München war das der Fall. Unser dortiges Parteiblatt, derKamps" berichtet, daß die Wahlen zu de« politischen Arbeiterräten bei Maffei und in den Bayerischen Motorenwerken unter äußerst schwacher Wahlbeteili- g u n g vor sich gingen. Die Mehrzahl der Arbeiter sah den Sinn der Wahlen nicht ein und hielt sich fern. Was aber machte die Rote Fahne" aus dieser Tatsache? Sie brachte vor einigen Tagen die Meldung, daß in zwei der größten Münchener Industrie- betriebe nach dert Parole der K. P. D. politische Arbeiterräte ge- wählt worden seien. Auf die Liste der K. P. D. seien dabei die weitaus meisten Stimmen entfallen. Die Kommunisten hätten bei den Bayerischen Motorenwerken zwei, bei Maffei drei Man- date erhalten. Dahlie Kommunisten diesenErfolg" nur der Tatsache ver- danken, daß die große Masse der Arbeiter sich um dieseWahlen" überhaupt nicht kümmerte, das brauchen natürlich die Berliner Arbeiter nicht zu wisse, r. Sie würden sonst ja einsehen, daß die Parole der K. P. D. zur Wahl der politischen Arbeiterräte auf keine Gegenliebe bei der Arbeiterschaft stößt. Sie sind nicht totzukriegen Das Unwesen der Freikorps DasBerliner- Tageblatt" veröffentlicht folgende Zusendung eines Lesers: �ch kam im Zuge mit einem Unteroffizier ins Gespräch, der mir erzählte, er werbe für mehrere Freikorps . Ich zeigte großes Inter- esse und machte den Mann gosvrächig. Er erzählte u. a.: Die zweite Marin«Sri gäbe(Ehrhardt) sei gar nicht auf- gelöst, sondern eine halbe- Stunde nach der formell erfolgten Auf- losung sei alles als Schiffs ftamm-Division wieder ein- gestellt worden. Dies« Truppe liege in Cuxhaven und brauche dringend Ausbildungspersonal. Die eigentliche Ausbildung er- folge im M u nst e r la g e r. In S w i n e m ü n d e fei das Frei- -- korps Li cht schlag, das auch stets nationalgestnnte Leute ein- im stelle. Alles erfolge durch das Garnisonkommando in Swine- münde. Nach erfolgter Ausbildung kämen die Leute mit ihren Offizieren in Trupps von 20 bis 25 Mann auf Güter in Pommern , Ostpreußen usw., besonders in die Gegend von Tilsit. Mache man sich hier gut, dann könne man auch bei hoher Löhnung zu einer anderen Marinebrigade kommen. Ich solle mich nur nach Hannaver an das Garnisonkommando wenden. Ein Vertrauens- offizier werde dort schon sein. Mit einem Freifahrschein könne ich dann nach Swinemunde fahren." Wir geben dies« Darstellung wieder, weil auch uns in letzter Zeit mehrfach Nachrichten über dieselben Dinge zugegangen sind. Wir setzen freilich nicht auf das Reichswehrministerium die Hoffnung, daß es auf Grund dieser Mitteilungen, die ja ganz ge- naue Anhaltspunkte enthalten, eine energische Untersuchung ein» leiten wird. Die Herren Offiziere im Reichswehrministerium werden sich des Gegenstandes bemächtigen und dem haltlosen Herrn Eeßler das Ganze als böswillige Phantasten beweisen. ' Was sagt aber der Reichvkommissar für die Eni- w a f f n u n g dazu? Denn es ist kaum anzunehmen, daß sich die Freischärler mit Zuckererbsen amüsieren! Expropriation "- im 18. Jahrhundert Der Einfall der verbündeten preußisch-österreichischen Truppen in Frankreich sollte der französischen Revolution den Garaus machen und die Reaktion in Permanenz erklären. Der Einfall endete mit der unentschiedenen Kanonade von Balmy(Sep- tember 17S2). endet« mit dem kläglichen Rückzug der Alliierten» aus Frankreich , endet« mit Krankheit, Auflösung, Not und Tod. Wenige Wochen später verschanzten sich die Alliierten am rechten Rheinufer, der rechte Flügel der französischen Armee erreichte schon in den ersten Oktobertagen bei Speier den Rhein , alle Konter- revolutionäre ergriff eine wild« Panik, am 10. Oktober besetzten die Franzosen die elend verteidigte Festung Mainz, Handwerker und Intellektuelle bekannten sich zur Partei der Jakobiner, man beseitigt« die alte Verfassung, richtete«ine republikanisch-demo- kratisch« Verwaltung ein. rief das erst« deutsche Parlament zu- sammen und vertrieb alle Privilegierten, die sich nicht fügen wollten. Aus diesen Tagen wird eine Episode überliefert, die sich im linksrheinischen Städtchen Erünstadt abgespielt hat; es«ge- hörte" den Grafen Leiningen-Westerburg. die sich nicht fügen wollten und auf ihre Neutralität pochten, obschon das Reich den Krieg erklärt hatte. Handwerker. Eerichtsschreiber. Gastwirte lauter Kleinbürger die Träger der damaligen Revolution verkündeten dieSouveränität des Polles". Di« Verwaltung wurde neugeordnet, man setzt« revolutionäre Richter ein und ver- waltete die Güter der Privilegierten als Staatsgüter. Im Fe- bruar 1702 erschienen aus Mainz einige Kommissare, die vom französischen Dollzugsrate delegiert waren, sie erklärten den Grafen samt ihrer Anhängerschar, entweder den Eid auf die neu« Verfassung zu schwören oder nach Beschlagnahme ihres Vermögens das Land zu verlassen. Di« Grafen lamentierten und protestierten, beriefen sich auf kaiserliche Erlasse und erklärten sich wieder für neutral, je nachdem es zugunsten ihrer Privilegien schien, sie schwatzten viel von derVorsehung", der ste ihre ausgezeichnete Stellung oerdankten, aber endlich verlor der Kommissar Georg Förster(der Weltreisende, Reiseschilderer und Revolutionär) die Geduld und brach, entflammt und erhitzt in die erschrecklichen Worte aus: ,T> man alle diese üblen Folgen und freilich an sich traurigen Schicksale ganz allein den Wüterichen, den Tyrannen, den Despoten dem Kaiser und dem König« von Preußen, welche in jedem Augenblicke umzu- bringen kein Vervrechen, sondern die edelste Tugendsei, zuverdankenhabe und von diesen sich schad- los halten lassen müsse." Di« ganz« Versammlung(der Graf«» Die Reaktion in Bayern Unter dem Deckmantel des Föderalismus treibt in Bayern die Reaktion ihr Spiel. Durch die Sicherung einer fast völligen Selbständigkeit Bayerns soll die Reaktion zur ungehinderten Eni- wicklung geführt werden. Die Bayerische Volkspartei hat auf ihrer letzten Landesversammlung unter der Führung der Abgeordneten Dr. Heim und Held eine Entschließung ange- nommen, die deutlich erkennen läßt, worauf das Bestreben der bayerischen Reaktionäre gerichtet ist. Die Entschließung versichert zunächst, daß die bayerische Volkspartei am deuts�en Reicheunverbrüchlich" festhalte und stellt darauf dar. wie dieses Deutsche Reich nach toen Vorstellungen der bayerischen Föderalisten aussehen soll. Sie foroern für die einzelnen Staaten das Recht, ihre Staatsform und Staatsverfassung selbst zu re- stimmen, so daß für die bereits am Werke tätigen bayerischen Königsmacher kein Moment der Hinderung mehr besteht. Die politische Unabhängigkeit der einzelnen Staaten des Reiches soll rhnen nach der Entschließung sogar das Recht geben, selbständig mit auswärtigen Staaten Verträge abzu- schließen. Fundiert wird der polnische Föderalismus durch die finanziell e und wirtschaftliche Hoheit der Einzel- staaten. Die Sicherstellung der Steuerhoheit und der Ausbau und Betrieb der Wasserkräfte durch die Staaten, zwei Forderungen der Entschließung, dienen diesem Zweck. Aber auch die Ver- fügung über die Militärgewalt wird für die Einzel- staaten gefordert in einem Passus, der die Gliederung der Reichs- wehr zu Lande in bundesstaatliche Kontingente zum Programm erhebt. Alles das zusammen nennen die bayerischen Reaktionärege- sunden Föderalismus". Was dahinter steckt und was unter dem Schutze eines solchen gesunden Föderallsmus gedeiht, zeigt eine durch W, T. B. verbreitete Nachricht, die folgendes meldet: Der Wehrkreiskommandeu: General Möhl spricht in einem Tagesbefehl ans Anlaß der Starkeherabsetzung der Reichswehr den ausscheidenden Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften herzlichen Dank für ihre erfolgreiche Arbeit aus, besonders auch den höheren Führern, darunter dem Obersten Epp. der nun- mehr an die Spitze der Infanterie des Wehrkreises tritt." So werden die E v p und Konsorten zu den roirklichcr�Herrschern über das Volk in Bayern und die Heim und Genossen stnd nichts als die politischen Handlanger der reaktionären Bourgeoisie, die den Obersten Epp als ihren Helden oerehrt, weil er bei der Niederschlagung oer Räterepublik knietief im Blute der Arbeiter watete. Das ist das wahre Gesicht desgesunden Föderalismus ." HändlerintereffeoderAllgemeinwohl? Die Händler erstreben die Freigabe der Einfuhr für Ge- kreide, die jetzt noch in den Händen der Reichsgetreidestelle liegt und in ihr weiter liegen muß. wenn eine geregelte Ver- sorg»ng der Bevölkerung mit Brot durchgeführt werden soll. Ihre Absicht ist, alle Möglichkeiten zur Eewinnerzielung zu benutzen. Die Wirkung aber würde sein, daß die Preise für Getreide und damit für Brot außerordentlich stei- gen würden. Aus diesem Grunde bekämpfen wir die Frei- gäbe der Einfuhr. Vor einiger Zeit ist nun anscheinend von diesen Interessen- tenkreisen die Mitteilung in die Presse gebracht worden, daß amerikanische Mehllieferungen als Liebesgabe deutschen Bäckern angeboten worden seien. Wir haben bereits damals unsere Vermutung geäußert, daß es sich nur um eine Mache der Kreise handelt, die aus egoistischen Motiven die Frei- gäbe der Getreideeinfuhr wünschen. Jetzt teilt die Reichs- getreide stelle mit, ihr fei nichts davon bekannt, daß die vielbesprochenen amerikanischen Mehllieferungen als Liebesgabe amerikanischer Bäcker an deutsche Bäcker ge- meint find, daß sich aber aus einem Schreiben eines Ver- Mittlers an den Sekretär der Berliner Bäcker-Innung, Herrn Eoetsch, vom 19. Juli d. I. ergibt, daß Versuche zur An- bahnung eines Geschäftes von amerikanischer Seite ge- macht worden sind. Die Behauptung mehrerer Zeitungen, daß es sich um Liebesgaben gehandelt habe, entbehrt so- weit hier bekannt jeder Begründung. Der Fleischwucher Obwohl die Zwangswirtschaft für Fleisch offiziell erst am 1. Oktober aufgehoben werden soll, hat schon die Ankündigung von der Freigabe in allen Gegenden des Reiches eine gewaltige Steigerung der Preise zur Folge gehabt. Es zeigt sich bereits jetzt, daß die Freiheit, die Handel und Landwirtschaft gewährt werden, von beiden zur schrankenlosen Ausnutzung der Notlage der Massen benutzt werden. Eine starke Erregung hat sich deshalb bereits jetzt der konsumie- renden Bevölkerung bemächtigt, deren größter Teil in den nächsten Wochen und Monaten kaum noch in der Lage sein wird, sich ein und ihrerDienerschaft" dazu rechnete man Pfaffen. Schreiber, Lakaien usw.) geriet über dieseentsetzlichen Lästerungen" in Er- staunen, während der andere Kommissar den Ellenbogen auf eine Kommode lehnte undfrechen Beifall lächelte". Aber die Grafen wollten nicht auf ihre Privilegien verzichten. Da ließ man ihre Schlösser besetzen, ihre Güter versteigern und verpachten, ste selber festnehmen. Nochmals hatte man Geduld, stellte ihnen ein Ultimatum, aber sie beschlossendie Hilfe des Allmächtige» im Himmel und seiner Gesalbten auf Erden abzu- warten" und weigerten sich. Man setzte sie in einen Wagen und transportierte sie nach Frankreich . Mit diesen Mitteln verhals sich die revolutionär« Bourgeoisie zu ihrem Rechte. Die reaktionäre Bourgeoisie aber geberdet sich heute wie die damaligen Grafen, vielleicht vertraut sie nur weniger auf Gott als auf ihren Geldbeutel. Am Abend wurde in Grünstadt einFreiheitsbaum" errichtet, ihn schmückten zwei Kränze und die rote Jakobinermütze. Die Musik spielte die Mar- seillaise. Und Hand in Hand tanzten die Männer der Freiheit im Zirkel um den Baum. Treptower Spaziergang Momentbilder von Franz Mahlte. Eine Blumenfrau Das breite Portal des prunkvollen Gartenetablissements schluckt soviel lachende Men-schen ein. Kraftwagen und magere Droschken. gäule tragen immer neue Haufen ran. Seidene Roben rauschen: gelber Kies knirscht unter schmalen Stöckelschuhen. Ein Schwall von Tönen stürzt aus der Orchestertribllne. Hart an den Zaun gedrückt neben dem Portalpfeiler steht eine haaere Frau neben- einem Korb mit Astern und Rosen. Ihre glanzlosen, tief verschattcten Augen stnd voller Ratlosia- keit. Wortlos steht sie da. In ihrer rissigen Rechten bitten ein paar Blumen für sie. Ihr tut das Herz so weh, weil ihre Kinder daheim um Brot weinen. Aber die feinen Frauen girren vorüber, als wenn es zur Taubenhochzeit ginge. Und sollten doch ihre Schwestern sein! Gänzlich erblindet!" Er steht immer an denselben Baum, der blinde Bruder. Oder habt ihr vergessen, daß er euer Bruder ist? Wir haben doch all« die grobe TragikomödieWeltkrieg" mit- gespielt Denkt doch bloß«in buchen nach! Stückchen Fleisch im freien Handel zu kaufen. Die Einsicht, de!) die Massen durch das Versprechen von Landwirtschaft und Handel, bei Aufhebung der Zwangswirtschaft würde eine bessere und billigere Versorgung eintreten, irregeführt worden sind, ist den Erzeugern und Händlern sehr unangenehm. Sie beschuldigen sich deshalb gegenseitig der Schuld an der Steigerung der Preise- Vor einigen Tagen stnd nun die Spitzenorganisationen der Landwirtschaft, der Fleischer und der Viehhändler zusammen- getreten, angeblich um die ungesunde Preisgestaltung zu be- kämpfen. Das Ergebnis dieser Beratung ist die Bildung gemeinschaftlicher Ausschüsse von Vertretern der Land» Wirtschaft, des Handels, des Fleischergewerbes und der Ver- Brauchet in den einzelnen Wirtschaftsgebieten zur fortlaufende» Beobachtung der Preisbildung und zur Verhinderung schädlicher Auswüchse im Handel. Eine Beruhigungspille, nichts weiter! Diese Ausschiisst werden wirkungslos bleiben, wie früher auch schon. Die Aus- Wucherung der Massen aber wird durch die Freigabe der Fleisch- Wirtschaft einen immer größeren'Umfang annehmen. Tintenfische an der Arbeit Die Lieferungsstreiks der Landwirte In weiten Kreisen der Agrarier wird in letzter Zeit das Mittel des Lieferungsstreiks gegen unbequeme politische Maßnahmen>» verschärftem Umfange angewendet. Die Agrarier haben aber das begreifliche Interesse, diese ihre Taktik zu verschleiern, und vor allen Dingen zu vertuschen, daß es ihre Zurückhaltung der Lebensmittel ist. die die ungeheure Gefährdung der Lebensmittel- Versorgung der Massen nach sich zieht. In der Sitzung des Hauptausschusses der preußischen Landesversammlung am Montag war es ausgerechnet der Junker von der Osten, der sich darüber beschwerte, daß die nichtjunker- lichen Landräte nicht energisch genug und nicht in der Lage seien, Ablieferung des Getreides zu erzwingen. Diesem Verschleierungsversuch gegenüber ist von Bedeutung, daß der Minister S e v e r i n g erklärte, in letzter Zeit hätten sich die Fälle gehäuft, in denen versucht worden sei, ihn unter Androhung von Lieferstreiks oder von Verwaltungsstreiks zur Bestätigung oder Nichtbestätigung von Landräten zu zwingen. Der Minister ließ keinen Zweifel darüber, daß diese Erpressertaktik, die selbst- verständlich bisher völlig wirkungslos an ihm abgeprallt sei, ihn auch in Zukunft nicht veranlassen könne, seine Entscheidungen anders als nach seinen pflichtgemäßen Erwägungen zu treffen. Ab- gesehen davon aber werde er in Zukunft gegen derartige Drohun- gen mit der erforderlichen Schärfe vorgehen und die Angelegen- Herten auf Grund des§ 114 des St.G.B. der Staatsanwalt- fchaft übergeben. Möglicherweise wird dieses Verfahren auch schon auf eine der jetzt vorliegenden Drohungen es handelt sich um das Landratsamt in Biedenkopf angewandt werden müsien. Diejenigen Kreise, die glaube»; mit erpresserischen Mitteln auf die Entschließungen des Innenministers einwirken zu können, seien also gewarnt. In auffallendem Gegensatz zu dieser Haltung des preußischen Ministeriums des Innern steht die abwartende Haltung des Reichsernührungsministeriums. Es hat zwar mehrfach der Oeffentlichkeit versichert, daß es gegen Ablieferungs- streiks der Landwirte einschreiten werde, getan aber hat es nach dieser Richtung hin bisher nicht das geringste. Aus dem Freistaat Danzig Eine englische Spende für Danzig Die englische Regierung Hai durch Bermittelung des Oberkom--- miß'ars für Danzig, T o v e r, der Stadt Danzig 7 0 000 Büch'en kondensierte Milch kostenlos überwiesen, welche nach oem Borbchalt der englischen Behörden an erholungs- und unier» stlltzungsbedürftige Personen unentgeltlich zur Perteilung ge- langen werden. Einberufung des Danziger Freistaat-Parlaments Nach mehrwöchiger Pause ist zu Dienstag, den 21. Sep- tember. die verfassunggebende Versammlung der zu» künftigen freien Stadt Danzig zusammenberufen worden, um auf Ersuchen des Oberkommissars die Wahl zweier Vertreter vorzu- nehmen, die bevollmächtigt sind, in Paris den V e r t r a g zwischen der Republik Polen und ocr freien Stadt Danzig im Namen der letzteren rechtswirksam zu unterzeichnen. In derselben Sitzung soll auch die Verordnung betreffend die Befindung der Volks- Vertretung zur Beratung kommen. Friede zwischen Serbien und Oesterreich. Wie das süd- slawische P'effoburcnit aus Belgrad melder, hal die Kammer den Friedensvertrag mit O.ste'rcich angenommen. Wie. wenn euch damals ein Easnebel einen ewigen Schleier vor die Fenster eurer Seele gehängt hätte! Oder wenn so ein blankes Ding euch in den kleinen kostbaren Augenspiegel gcsabren wäre! Und wenn an seiner Statt nun eure Liebe betteln gehen müßte mit Streichhölzern und Schnürbändern für das besorgte Weib in eurer kleinen Dachkammer! Denkt doch bloß ein bißchen nach! Oder habt ihr vergessen, daß da draußen die gleiche Rot euer tägliches gemeinsames Brot war! Wollt ihr nicht sehen, daß der Bruder am Baum hundert Pro- zent ärmer ist als ihr! Oder seid ihr... gänzlich erblindet!?... Personenwage! Nur 5 Pfennig!" Eine liebe Großmutter sitzt strumpsstrickend an der staubsatten Straße. Tagein, tagaus sitzt sie neben ihrer grünen Personenwage. Sie bat eine ganz saltige Sorgenstirn. Ihre Finger stnd an den Gelenken knotig verdickt: aber sie gönnen den blanken Strick« nadeln keine Ruhe. Ich weiß wohl, warum. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Aber über der grünen Wage den Schrei hören die Menschen ja nicht. Die drei Buchstaben da...Rur .. sind ste nicht eia händeringendes Bittgebet! Wieviel kinderseligen Menschheitsglauben mag die arme Groß- Mutter einst an dasNur" gehängt haben, als ste dem Male: den Auftrag gab.-» Nun hat st« auchZ ihre letzte Hoffnung begraben. Der taube, herzkalte Reichtum flutet an ver strumpfstrickeude» Großmutter vorüber und an ihrer grünen Personenwage. Vortragsabend Ludwig Hardt . Da steht auf dem Podium ein kleiner Mann mit der geballten Faust: ein Rebell und rabiates Temperament, schwach an pbosischen Kräften, aber geladen mit geistigen Energien und differenziertem Ausdrucksvermögen, äustcrft begabt in der Formbehandlung, hinreißend im Rhythmus, Cchllrer und Verspotter, zwischendurch ein Grübler, in Augenblicken fast unwillig Träumen hingegeben, um sich selbst wieder raih zum Sturm aufzupeitschen. Ein sehr sicherer Könner, aber mehr noch eine explosive Kraft, ein unsteter Gesell. Manchmal wirkt er wie ein fagenhafter, umwitterter Greis, ein antiker Sänger, ein Hebräer aus demAlten Testament", dann aber reizt er jugendhast zum Aufruhr. K. Heinrich Vogeler-Worpswed« spricht am 4. Oktober auf der Tagung derEntschiedenen Schulreformer"(2. bis 0. Oktober) über Arbeitsschule und Menschentum. Ausführliche Programm« zur Tagung(kostenlos) sowie Karten(1 M.) durch Dr. Franz L. Müller, Berlin -Lankwrtz, Charlottenstr. 52,