Nr. 398

Die Beschlüsse

der dritten Internationale

Leitsätze über die Agrarfrage

( Schluß*)

5. Als die Großbauernschaft sind die kapitalistischen Unterneh mungen in der Landwirtschaft zu betrachten, die in der Regel mit einigen Lohnarbeitern wirtschaften und mit der Bauernschaft nur durch ihre Kulturstufe, ihre Lebensart und durch persönliche förperliche Mitarbeit in ihrer Wirtschaft verbunden sind.

Dies ist die zahlreichste der bürgerlichen Schichten, die unmittel­bare und entschiedene Feinde des revolutionären Proletariats sind. Auf die Befreiung der werktätigen und ausgebeuteten Mehrheit der Landbevölkerung von dem geistigen und politischen Einfluß dieser Ausbeuter, auf den Kampf mit dieser Schicht, muß bei der Arbeit der tommunistischen Partei auf dem Lande das Hauptaugenmerk gerichtet sein.

Nach dem Sieg des Proletariats in den Städten sind von dieser Schicht alle möglichen Aeußerungen von Widerstand, Sabotage und unmittelbarem bewaffneten Widerstand gegenrevolutionären Charakters unvermeidlich. Daher muß das revolutionäre Pro­letariat sofort mit der geistigen und organisatorischen Vorberei tung der notwendigen Kräfte beginnen, um diese Schicht zu ent= waffnen und ihr, neben dem Sturm der Kapitalisten der Indu­[ trie, bei der ersten Aeußerung von Widerstand einen entscheiden­den, schonungslosen, vernichtenden Schlag zu versehen. Zu diesem 3wed muß das ländliche Broletariat bewaffnet und in Sowjets ( Gutsräten) organisiert werden, in denen für Ausbeuter fein Plaz sein darf und den Proletariern und Halbproletariern der überwiegende Einfluß gesichert werden muß.

Die Enteignung der Großbauern selbst darf jedoch nicht die un­mittelbare Aufgabe des siegreichen Proletariats sein, denn für die Vergesellschaftung solcher Wirtschaft sind die materiellen, ins­besondere die technischen, ferner auch die sozialen Bedingungen nech nicht. In einzelnen Fällen, wahrscheinlich in Ausnahme­fällen, werden jene Teile ihrer Grundstücke enteignet werden, die für die fleinbäuerliche Bevölkerung der Umgebung beson­ders notwendig sind; dieser letteren muß auch die unentgeltliche Benuzung eines Teiles der landwirtschaftlichen Maschinen der Großbauern zu gewissen Bedingungen gesichert werden. Im all­gemeinen tann die proletarische Staatsmacht den Großbauern bas Land belassen, nur im Falle des Widerstandes gegen die Macht der Werktätigen und Ausgebeuteten enteignen. Die Er­fahrung der proletarischen Revolution Rußlands , in der sich der Kampf gegen die Großbauern infolge einer Reihe von besonderen Bedingungen in die Länge gezogen hat und besonders verwidelt ist, hat dennoch gezeigt, daß diese Schicht, wenn sie für den ge­ringsten Widerstand eine gehörige Lehre erhält, fähig ist, loyal die Anforderungen der proletarischen Staatsmacht zu erfüllen, und daß diese Schicht sogar beginnt, Achtung vor dieser Macht zu empfinden, die jeden Arbeitenden schützt und den reichen Müßiggänger schonungslos verfolgt.

Die besonderen Bedingungen, die den Kampf des über die Bourgeoisie siegreichen Proletariats mit den Großbauern in Ruß­ land erschweren, bestehen hauptsächlich in folgendem: Die russi­sche Revolution hat nach der Umwälzung vom 25. 10.( 7. 11.) 1917 das Stadium des allgemeinen demokratischen, d. h. im Grunde bürgerlich- demokratischen Kampfes der ganzen Bauernschaft gegen die Gutsbesitzer durchlaufen. Das städtische Proletariat war ful­turell und zahlenmäßig schwach und die Entfernungen wirkten bei den äußerst schlechten Berkehrswegen sehr erschwerend.

Das revolutionäre Proletariat Europas und Amerikas muk den vollen Sieg über den Widerstand der Großbauern energisch vor­bereiten, jede Möglichkeit, auch nur den geringsten Widerstand zu Teisten, beseitigen und den Sieg bedeutend schneller, entschlossener und erfolgreicher vollenden. Dieser volle Sieg der Massen der Landarbeiter, der Halbproletarier und der Kleinbauern ist unent= behrlich und ohne ihn fann die proletarische Macht nicht als ge­fichert und widerstandsfähig gelten.

Beilage zur Freiheit"

Propaganda oder Durchführung einer Entschädigung der Groß­grundbesiger für die enteigneten Ländereien zugelassen werden, da das bei der heutigen Lage Europas und Ameritas einen Ver­rat am Sozialismus und die Auferlegung neuer Lasten auf die werftätigen und ausgebeuteten Massen bedeuten würde. Diese Massen sind schon mehr als genug durch den Krieg, der die Zahl und den Reichtum der Millionäre vervielfacht hat, belastet worden.

Für die fortgeschrittensten fapitalistischen Länder erkennt die Kommunistische Internationale es als richtig an, den landwirts schaftlichen Großbetrieb vorwiegend beizubehalten und ihn nach der Art der Sowjetwirtschaft in Rußland zu führen.*)

In Rußland mußte man infolge der wirtschaftlichen Rüdständig teit dieses Landes meist zur Aufteilung der Ländereien unter die Bauern und zur Ausnutzung durch die Bauern schreiten. Nur in verhältnismäßig seltenen Ausnahmefällen gelang es, die Lände= reien zur Einrichtung einer sogenannten Sowjetwirtschaft zu ver­wenden, die vom proletarischen Staat auf eigene Rechnung ge­führt wird: die früheren Lohnarbeiter werden zu gleicher Zeit in Staatsarbeiter und Mitglieder der Sowjets, die den Staat verwalten, verwandelt.

Die Erhaltung der ländlichen Großbetriebe wahrt am besten die Interessen der revolutionären Schicht der Landbevölkerung, der besitzlosen Landarbeiter und der halbproletarischen Parzellen­besizer, die ihren Unterhalt in der Hauptsache durch Lohnarbeit in den Großbetrieben verdienen. Außerdem macht die Nationali­fierung der Großbetriebe die städtische Bevölkerung wenigstens teilweise in der Versorgungsfrage unabhängig von der Bauern­schaft.

Andererseits fann es dort, wo noch Ueberreste der mittelalter­lichen Verfassung, des Fronsystems, zu besonderen Formen der Ausbeutung führen, wo hohe Servitude oder das System der Halbpacht bestehen usw., unter Umständen notwendig sein, den Bauern einen Teil des Bodens der großen Güter zu überweisen.

In Ländern und Gebietsteilen, wo der landwirtschaftliche Großbetrieb eine relativ geringe Rolle spielt, dagegen eine große Anzahl kleinbäuerlicher Besizer bestehen, die danach trachten, Land zu erhalten, fann die Verteilung des Landes der Groß­befizer sich als das sicherste Mittel erweisen, die Bauernschaft für bie Revolution zu gewinnen, während die Erhaltung des Groß­betriebes nicht von besonderer Bedeutung für die Versorgung der Städte ist.

Die Sicherheit eines dauerhaften Sieges ist unter allen Um­ständen die erste und wichtigste Aufgabe des Proletariats. Wegen des Erfolges der Revolution darf das Proletariat selbst vor einem zeitweiligen Nüdgang der Produktion nicht zurückschreden. Der dauernde Bestand der proletarischen Gewalt kann nur er­reicht werden, wenn es gelingt, die mittlere Bauernschaft neu­tral zu halten und die Unterstützung des größten Teiles, wenn nicht der gesamten Kleinbauernschaft zu erreichen.

Jedenfalls müssen dort, wo eine Aufteilung des Großgrund­befizes eintritt, in erster Linie die Interessen der ländlichen Proletarier gewahrt werden.

Das Inventar der Großbetriebe muß unbedingt ohne Entschädi­gung in Staatseigentum überführt werden unter der unerläß­lichen Bedingung, daß dieses Inventar nach der Befriedigung der Bedürfnisse der staatlichen Großbetriebe von den Kleinbauern unentgeltlich benutzt werden tann unter Beobachtung der durch den proletarischen Staat ausgearbeiteten Bedingungen.

Wenn in der ersten Zeit nach dem proletarischen Umsturz nicht nur die unverzügliche Enteigitung der Großgrundbesitzer ohne Ent­schädigung unbedingt erforderlich ist, sondern auch ihre allgemeine Internierung als Führer der Gegenrevolution und schonungslose Tyrannen der gesamten ländlichen Bevölkerung, so muß mit der Befestigung der proletarischen Macht nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Lande das Bestreben einsehen, Männer aus der Bourgeoisie mit wertvollen Erfahrungen, Wissen und organi= satorischen Fähigkeiten systematisch unter besonderer Aufsicht zu­verlässiger fommunistischer Arbeiter und Kontrolle der Gutsräte zur Schaffung des sozialistischen Großbetriebs in der Landwirt­schaft heranzuziehen.

6. Das revolutionäre Proletariat muß unverzüglich, ausnahms­los und ohne jede Entschädigung das gesamte Land der Großgrundgültig besiegen und für immer gesichert sein, wenn die profetarische befiger, Rittergutsbefizer und derjenigen Personen enteignen, die unmittelbar oder durch ihre Bächter systematisch die Arbeitskraft der Lohnarbeiter, der umliegenden fleinen( nicht selten auch der mittleren) Bauernschaft ausbeuten, und nicht selbst förperlich arbeiten. Hierher zählen der größte Teil der Nachkommen der Feudalherren der Adel in Rußland , Deutschland und Ungarn , der wieder hergestellte feudale Großgrundbesig in Frankreich , die Landlords in England, die ehemaligen Stiavenhalter Ameritas

ferner reich gewordene Finanzmagnaten oder die Mischlinge dieser beiden Arten von Ausbeutern und Müßiggängern. In feiner Form darf in den Reihen der Kommunistischen Partei die *) Siehe Freiheit" Nr. 380.

7. Der Sozialismus wird erst dann den Kapitalismus end­Staatsmacht jeden Widerstand der Ausbeuter gebrochen, sich voll­ständige Herrschaft und völligen Gehorsam gesichert, die Industrie auf der Grundlage des wissenschaftlichen Großbetriebes und der modernsten Errungenschaften der Technik( Elektrisierung der ge Jamten Wirtschaft) wieder aufgebaut hat. Nur das gibt der Stadt die Möglichkeit, technisch und sozial der zurückgebliebenen und zerstreuten Landbevölkerung eine so wirksame Hilfe zu gewähren, daß dadurch die materielle Grundlage für die großzügige Sebung der landwirtschaftlichen Produktivität und der ländlichen Arbeit überhaupt geschaffen werden kann. Auch werden auf diese Weise *) Ebenso wird es zweckmäßig sein, die Bildung von Kollektiv. betrieben( Gutsgenossenschaften, Kommunen) zu unterstützen.

-Befördern Sie diesen Brief, sagte er zu dem Ein­sagte er zu dem Ein­

Die Utopie in der Wirklichkeit tretenben,- und ſchiden Sie den Gergeanten her.

2]

Eine Friedensnovelle

Dont

Auguft Strindberg.

-

Sechs!

Was ist die Uhr? fragte er sich selbst. Also in zwei Stunden, Herr Pastor, follen die Gefangenen er­schossen werden, ohne Urteil und Untersuchung!

-

Der Sergeant fam.

-

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Dreimal drei macht neunundzwanzig, nein, dreimal Sieben sind... Sergeant, nehmen Sie dreimal. nehmen Sie siebenundzwanzig Mann und füfilieren Sie die Gefan­genen in einer Stunde. Hier ist die Ordre!-

-

Unmöglich, Herr Leutnant, man schickt Leute nicht so welche schon im Feuer gewesen sind. Sie verstehen.

in die Ewigkeit!

-

Ewigkeit oder nicht, die Ordre lautet, es soll bis zur Betstunde abgemacht sein, falls ich nicht mich selbst für einen ansehen will, der mit den Freischügen gemeinsame Sache ge= macht hat. Und hier folgt ein scharfer Tadel, daß ich nicht bereits die Ordre vom 31. August ausgeführt habe. Herr Paftor, gehen Sie hinein und sprechen Sie mit ihnen, und ersparen Sie mir die Unannehmlichkeit Sie finden es unangenehm, ein rechtskräftiges Urteil mitzuteilen! -Aber ich bin doch wohl auch ein Mensch, Herr Pastor! Glauben Sie nicht, daß ich ein Mensch bin?-

-

Er rik den Rod auf, um sich Luft zu machen, und begann,

im Zimmer auf und ab zu wandern.

Warum dürfen wir nicht immer Menschen sein? Warum sollen wir Doppelgänger fein! O! O! Herr Pastor, gehen Sie hinein, und sprechen Sie zu ihnen! Gind es verheiratete Sie sind alle brei unverheiratet antwortete der Doch diese Nacht wenigstens tönnten Sie ihnen Unmöglich! Die Ordre lautet: vor der Betstunde, und beim Tagesgrauen sollen wir aufbrechen. Gehen Sie zu ihnen hinein, Herr Pastor! Gehen Sie zu ihnen hinein!

-

Pastor.

-

Schenken!-

Ich will gehen! Aber achten Sie darauf, Herr Leut­ausgehen. Sie fönnte dasselbe Geschick treffen wie jene, denn es ist ja der Rod, der den Soldaten macht!

Und der Priester ging.

Herr von Bleichroden schrieb in sehr erregtem Zustand die legten Zeilen unter seinen Brief. Darauf versiegelte er ihn und flingelte nach der Ordonnanz.

Sie erschießen?-fragte der Sergeant zögernd. Füsilieren, ja! Wählen Sie die schlechtesten Leute aus, Zum Beispiel Nr. 86 Besel, Nr. 19 Gewehr und in dem Stil!- Beordern Sie ferner für mich eine Abteilung von sechzehn Mann, gleich sofort. Die besten Kerle! Wir werden nach Fontainebleau zu rekognozieren, und wenn wir wieder­fommen, soll es getan sein. Haben Sie verstanden?-

Sechzehn Mann für den Herrn Leutnant, siebenund­zwanzig für die Gefangenen, Gott behüte den Herrn Leut­nant!

Und damit ging er.

Der Leutnant knöpfte seinen Rod sorgfältig zu, schnallte das Koppel um den Leib und steckte einen Revolver in die Tasche. Darauf zündete er eine 3igarre an, aber er konnte

unmöglich rauchen, denn es fehlte ihm Luft in den Lungen. Er stäubte seinen Schreibtisch ab. Er nahin sein Taschentuch und wischte über die Papierschere, die Ladstange und die Streichholzschachtel. Er legte das Lineal und den Feder­Streichholzschachtel. Er legte das Lineal und den Feder­Darauf begann er die Möbel in Ordnung zu stellen. Als das getan war, nahm er Kamm und Bürste hervor und ordnete fein Haar vor dem Spiegel. Er nahm die Palette herunter und untersuchte die Farbenklecse, er prüfte alle roten Müßen and versuchte, die Staffelei auf zwei Beinen zum Stehen zu bringen. Als das Geklirr der Gewehre von seiner Hand­truppe auf dem Hofe zu hören war, gab es nicht einen Gegen­truppe auf dem Hofe zu hören war, gab es nicht einen Gegen stand im Zimmer, den er nicht in den Fingern gehabt hätte.. Und dann ging er hinaus. Kommandierte links um, marsch! und zog zum Dorfe hinaus. Es war, wie wenn er vor einer feindlichen Uebermacht liefe, und die Truppe fonnte ihm nur schwer folgen. schwer folgen. Als er aufs Feld hinaustam, ließ er die Leute in einer Reihe gehen, einen hinter dem anderen, damit sie nicht das Gras niedertraten. Er drehte sich nicht um, aber

Donnerstag, 23. September 1920

die kleineren Landbesitzer durch die Macht des Beispiels und des eigenen Vorteils veranlaßt, zum großen gemeinschaftlichen mit Maschinen arbeitenden Betrieb überzugehen.

Besonders auf dem Lande erfordert die wirksame Durchführung eines erfolgreichen Kampfes für den Sozialismus folgendes: 1. Die tommunistischen Parteien müssen dem Industrieproletariat die Erkenntnis der Notwendigkeit von Opfern für den Sturz der Bourgeoisie und die Festigung der proletarischen Macht ans erziehen, denn die Diktatur des Proletariats bedeutet sowohl die Fähigkeit des Proletariats, alle arbeitendes und ausgebeuteten Massen zu organisieren und zu leiten, als auch die Fähigkeit des Bortrupps, um dieses Zieles willen die äußersten Anstrengungen zu machen und die heroischsten Opfer zu bringen. Für den Erfolg ist es dringend notwendig, daß die arbeitenden am meisten aus gebeuteten Massen auf dem Lande durch den Sieg des Prole­tariats sofort und bedeutend auf Kosten der Ausbeuter in ihrer Lage verbessert werden, denn ohne dies tönnte das industrielle Proletariat nicht sicher auf die Unterstützung des flachen Landes und auch nicht auf die Versorgung der Städte mit Lebensmitteln rechnen.

8. Die ungeheute Schwierigkeit, die Massen der arbeitenden Landbevölkerung, die durch den Kapitalismus geistig unents wedelt, zerstreut, unterdrückt und oft in einem Zustand halbmittel­alterlicher Abhängigkeit gehalten werden, zu organisieren und zu revolutionären Kämpfen zu erziehen, verlangt von der Kommu nistischen Partei besondere Aufmerksamkeit für die Streitbewegung anf dem flachen Lande, traftvolle Unterstügung und allseitige Ent­widelung der Massenstreite der ländlichen Broletarier und Halbs proletarier. Die Erfahrung der russischen Revolutionen 1905 und 1917, nunmehr bestätigt und erweitert durch die Erfahrungen in Deutschland , Bolen, Jtalten, England und anderen fortgeschritte­nen Ländern, beweist, daß nur die fortschreitende Streifbewegung der Massen( unter Umständen bei Teilnahme der Kleinbauern) imstande ist, das schlummernde Dorf zu wecken, das Klassen bewußtsein und die Einsicht von der Notwendigkeit einer Klassen­organisation unter den ausgebeuteten Klassen des flachen Landes hervorzurufen und die Wichtigkeit ihrer Bereinigung mit den städtischen Arbeitern anschaulich und praktisch vor Augen zu führen. Die Forderung der gewerkschaftlichen Organisationen der Landarbeiter und die Mitarbeit der Kommunisten in den Land­und Forstarbeitergewerkschaften ist aus diesem Grunde besonders notwendig. Auch die Bildung von Kooperativen ( Produktivgewerk schaften), die aus der ausgebeuteten ländlichen Bevölkerung fich bilden, und die in engem Zusammenhang mit der revolutionären Arbeiterbewegung stehen, ist von den kommunistischen Parteien zu unterstützen. Ferner ist eine besondere Agitation unter den Klein­bauern zu betreiben.

Der Kongreß der Kommunistischen Internationale brandmarkt diejenigen Sozialisten als Verräter und Ueberläufer, die es leider nicht nur in der 2. gelben Internationale gibt, sondern auch in den aus dieser Internationale ausgetretenen für Europa beson= Streitbewegung auf dem Lande gleichgültig zuzusehen, sondern ders wichtigen Parteien, die es fertig bringen, nicht nur der ( wie diese Gewerkschaftsbureaukratie, die Scheidemänner und Kautsiy) gegen die Streits auftreten, weil sie sie nur unter dem Gesichtswinkel einer Gefahr der Verminderung der Produktion von Lebensmitteln betrachten. Keinerlei Programme und teine noch so feierlichen Erklärungen haben den geringsten Wert, wenn nicht durch die Tat bewiesen wird, daß die Kommunisten und die Arbeiterführer die Entwickelung der proletarischen Revolution und ihren Sieg über alles stellen, daß sie deshalb die schwersten Opfer zu bringen verstehen, da es feinen anderen Ausweg und feine anderen Mittel gibt, um den Hunger und den Zerfall für immer zu besiegen und neue imperialistische Kriege zu verhindern. Die kommunistischen Parteien müssen alles aufbieten, um mög lichst bald auf dem flachen Lande zur Gründung von Sowjets aus Vertretern der Lohnarbeiter und Halbproletarier überzu gehen. Auch ist die Bildung von Kleinbauernräten zu propas gieren. Nur in Verbindung mit der Klassenstreitbewegung und mit der am meisten unterdrückten Klasse werden die Sowjets imion stande sein, ihre Aufgabe zu erfüllen und sich so befestigen, un die Kleinbauern ihrem Einfluß zu unterwerfen und später aud durch Zusammenschluß der Kleinbauern mit den Landarbeiter­räten diese in ihren Bestand aufzunehmen. Solange die Streit bewegung aber noch nicht start ist und die Organisation des land­wirtschaftlichen Proletariats noch schwach entwidelt ist, sowohl infolge des schweren Drudes seitens der Grundbesitzer und Groß­bauern wie auch infolge der mangelnden Unterstütung seitens der Industriearbeiter und ihren Organisationen, erfordert die Bildung von Sowjets auf dem Lande eine langwierige Vorbe reitung. Diese Vorbereitung muß geschehen durch die Schaffuna. wenn auch vorläufig noch so kleiner fommunistischer Parteizellen, durch eine aktive Propaganda, die in gemeinverständlicher Form die Forderungen des Kommunismus dargelegt und an Hand von Beispielen die verschiedenen Methoden der Ausbeutung und Knechtung illustriert, ferner durch systematische Agitationsreisen von industriellen Arbeitern auf das flache Land usw.

| sein Hintermann fonnte sehen, wie sich das Tuch am Rücken feines Rodes dann und wann im Krampf zusammenzog, wie wenn man schaudert oder einen Schlag von hinten erwartet. Am Waldrande wurde Halt fommandiert. Er befahl der Mannschaft, sich still zu verhalten und auszuruhen, während er in den Wald hineinging.

Als er jetzt in die Einsamkeit gefommen war und genau nachgesehen hatte, daß ihn niemand sehen konnte, holt er tief Atem und wandte sich den dunklen Dickichten zu, durch welche die schmalen Fußsteige nach Gorge- aur- Loups führen. Das Unterholz und die Büsche lagen bereits im Schatten, doch oben in den Wipfeln von Eichen und Buchen schien noch greil die Sonne. Es war ihm, als läge er auf dem dunklen Seegrunde und sähe durch das grüne Wasser das Tageslicht über sich, das er niemals mehr erreichen würde. Der große wunderschöne Wald, der früher feinen franken Geist geheilt hatte, war heute Abend so unharmonisch, so abstoßend, so falt! Das Leben lag so herzlos, so widersprechend, so voll von Doppelsinn vor ihm, und er fand, die Natur selbst sähe in ihrem unbewußten, unfreien Traumleben unglücklich aus, Hier wurde auch der furchtbare Kampf ums Dasein geführt, unblutig zwar, aber ebenso grausam wie draußen im wachen Leben. Er sah, wie die kleinen Eichen sich zu Büschen auf­blähten, um die zarten Pflanzen der Buche zu töten, die nun niemals etwas anderes als Pflanzen werden würden; und von tausend Buchen war es bloß eine, die hinauf zum Licht fommen und dadurch ein Riese werden konnte, der seiner­feits den anderen das Leben stehlen würde. Und die Eiche, die rücksichtslose, welche ihre knorrigen rohen Arme aus­streďte, als wolle sie die ganze Sonne für sich behalten, sie hatte den unterirdischen Kampf erfunden. Sie sandte ihre langen Wurzeln nach allen Richtungen aus, unterminierte den Boden, fraß den anderen auch die geringsten Nahrungss stoffe fort, und wenn sie ihre Widersacher nicht zu Tode schat ten fonnte, hungerte sie sie zu Tode. Die Eiche hatte bereits den Fichtenwald gemordet, aber die Buche fam als Rächer, langsam aber sicher, denn ihre scharfen Gäfte töten alles, wo fie zur Herrschaft tommt. Sie hatte die Vergiftungsmethode erfunden, und die war unwiderstehlich, denn nicht ein Kraut fonnte in ihrem Schatten wachsen, sondern der Boden war schwarz wie ein Grab um sie herum, und darum gehörte ihr die Zukunft.

( Fortsetzung folgt.)