f chossen, einem anderen Schmuggler drang ein« Kugel in denArm, aus dem sie bisher nicht entfernt werden konnte. SicheremVernehmen nach haben sich die russischen Grenzsoldaten in dieserSache wieder einmal eine Grenzverletzung erlaubt, da sich beideSchmuggler, die die Prosna durchwaten wollten, noch auf preußischemGebiete befanden, als die Schüsse fielen. Dies hielt die Russen nichtab, herüberzukommen, sich der Leiche des Erschossenen zu bemächtigenund sie aus russisches Gebiet zu schaffen.Wird man mit der nöthigen Energie gegen den»Erbfreund" vor-gehen?—Hamburg» 80. August.(Eig. Ber.) Der Prozeß gegen denRedakteur R. Steuzel vom„Hamburger Echo" wegen Beleidigungdes Königs der Belgier soll allem Anschein nach gar nicht zu Endekommen. Nachdem derselbe früher schon mehrfach ausgesetzt war,war die Verhandlung, da die belgische Regierung sich geweigerthatte, durch ihre Gerichte die von dem Angeklagten beantragtenBeweiserhebungen vornehmen zu laffen, auf den 1. September an-gesetzt. Weil das Gericht, wie es verlautet, es versäumt hat, denAngeklagten rechtzeitig zum Termin zu laden, ist die Sache wiederumausgesetzt und auf unbestimmte Zeit vertagt worden.... Uebrigensist es dem Angeklagten trotz der oben genannten Weigerung derbelgischen Regierung gelungen, eine Fülle interessanten Beweis-Materials herbeizuschaffen, da? den edlen Leopold in einem nichtsweniger als vortheilhasten Lichte erscheinen läßt.—Dresden, 31. August.(Eig. Ber.) Die an sich schon niederträchtige Czecheuhetze wird hier und noch weiter im Grenzgebiet vonder bürgerlichen Preffe— allen voran die Amtsblätter der Provinz—i» geradezu toller, empörender Weife betrieben. Die albernsten Dingewerde» Nummer für Nummer in einer besonders eingerichtetenRubrik den Lesern aufgetischt. Dieses Treiben ist umso verwerflicher,wenn man bedenkt, daß es hier speziell auf die A r b e i t e r b*rechnet ist, jedenfalls im Effekt wenigstens so wirken muffJedes Jahr, wenn das Frühjahr herankommt, stellen sich auch die„böhmische» Schwalben" ein. Das ist de» Unternehmern sehr lieb.die böhmischen Arbeiter sind anspruchsloser, und arbeiten deshalbauch in der Regel billiger. Vor allem, wenn es gilt, einen Streik,eine Lohnbewegung der einheimischen Arbeiter zu hintertreiben,man ja sofort mit dem Ausknuftsmittel des Imports böhmi-scher Arbeiter bei der Hand. Das bürgerliche Preßgelichterträgt nicht zum wenigsten dazu bei. diese Arbeiter herein zu locken,und sie als tüchtige, ruhige und zufriedene Leute hinzustelle». Sowar es biS jetzt. Auf einmal sollen aber die Ezechen die verkommensten Subjekte sein, die es nur auf der weite» Welt giebtSo schrieb jetzt der„Pirnaer Anzeiger", der gerade so dicht an derGrenze die Hetze besonders wirkungsvoll betreibe» kann:„Fort mit der Langmuth und einschläfernden Dnldsanikeitgegenüber den Eindringlingen, denen das gute deutsche Geldwohl eine willkommene Beute ist, deren Sinnen und Trachtensonst aber nur der fanatischen Unterdrückung deutschen Volks-thums und der frechsten Verunglimpfung deutscher Eigenart gilt."Und so geht es in jeder Nummer. Nun mache man sich einen Be-griff, wie diese Hetzereien auf die unaufgeklärten eiuheiniischenArbeiter, die den Böhmen so schon nicht gewogen sind, wirkenmüssen. Thatsächlich mehren sich auch die Exzesse in der PirnaerGegend von Tag zu Tag. Geradezu eine Gemeinheil ist es aber,die böhmischen Arbeiter dafür verantwortlich zu machen. Erst holtman sie unter den süßesten Versprechungen heraus, umsie hier dann bei jeder Gelegenheit zu beschimpfen undzu verhöhnen. Gerade hier sind eS die Sozialdemokraten.die durch Güte und gegenseitige Ausklärung die Arbeiter beiderNationen einander näher zu bringen versuchen, um Skandale undReibereien zu vermeide». Das ist den Unternehmern natürlich nichtrecht, den» wenn die böhmischen Arbeiter mit ihren ein«heimischen Arbeitsbrüdern sich verständige», so merken sie auch.daß sie von den Unternehmern betrogen werden. Undin diesem Falle ist auch mit den böhmischen Arbeitern nichtgut Kirschen essen, denn es sind nicht die unintelligentesten,die herein nach Sachsen kommen. Im Gegentheil, sie wollen sichihre materielle Lage verbessern. Wenn sie sich dann, sobald sieunterrichtet sind, nicht mehr über's Ohr hauen laffen. dann nenntman sie freche Eindringlinge und alleS mögliche sonst noch. Geradein Pirna sind jetzt solche Fälle an der Tagesordnung. So hatteein Unternehmer Böhmen für schwere Erdarbeit angeworben undzahlte den Leuten ganze 26 Pfennige die Stunde. Als sienun Sö Pf. verlangten, dasollten sie auf einmal aufgehetzt und nichts-nutzig sein. Ein unerhörtes Treiben! Eine nette Illustration fürdentschnationale Gesinnung!—— Zu den sächsischen Landtagswahlen. Die Aufstellung der ordnungsparteilichen Kandidaten wird jetzt ans mehrerenKreisen berichtet. Auch unsere Genoffen holen i» einigen Kreisen,die bisher gezögert hatte», die Aufstellung ihrer Kandidaten»ach.Die Wahlagitation beginnt lebhafter zu werden. Für unsere Parteihat jetzt Genosse Geyer auf einer Agitationstour eine ganze ReiheVersammlungen abgehalten.—Apolda, 3l. August.(Eig. Ber.) Die Wahlen im Großherzogthum Sachsen- Weimar werden in diesen Tagen vorgenommen.Mittwoch, den 1. September, finden die Wahlen der Wahlmännerim II. Verwaltungsbezirke statt; der I. Verwaltungsbezirk bestehtaus sechs, der II. Verwaltungsbezirk ebenfalls aus sechs, derIII. aus vier, der IV. aus drei und der V. VerwaltungsbezirkauS vier Landtags- Wahlkreisen; in jedem Verwaltungsbezirkefinden die Urwahlen auf einem anderen Tage statt. Die Wahlen derAbgeordneten durch die Wahlmänner werden für jeden einzelnenWahlbezirk besonders festgesetzt. Wenn wir auch infolge des ver-wickelten, der großen Masse der Wähler fast gänzlich unbekanntenWahlsystems mit großen Schwierigkeiten zu kämpfe» haben, so berechtigt unsere bisherige Agitation zu den besten Aussichten. EinErfolg kann jetzt schon konstatirt werden: das Interesse zur Betheiligung an den Landtagswahlen ist durch uns wachgerufen.—Strasiburg t. E., 30. August.(Eig. Ber.) Eine polizei-l i ch e Maßregelung, die auf die Zustände in Elsaß-Lothringen«in grelles Schlaglicht wirst, wird hier augenblicklich viel besprochen.Dieselbe hat folgende Borgeschichte: Mitte Juni d. I. sandten fünfSportsleute aus Saarburg(Lothringen) ein Glückwunschschreibenan den französischen Meisterfahrer Bourillon anläßlich seinerErfolge auf der Rennbahn zu Hannover. Darin sprachen sie ihmihren Dank aus dafür, daß er„die französischen Farben,welche auch die ihrigen seien, zum Siege gefuhrt"habe. Wenige Tage später veröffentlichte das PariserSportsblatt„Le Völo" den Wortlaut dieser Zuschrift, die nur vonda au? ihren Weg in die reichsländische Press«»ahm. EinigeBlätter, vorab die„Metzer Zeitung", behandelten den Dummenjungen«streich der fünf Saarburger in chanvinistisch-denunziatorischem Sinneund machten dadurch die Behörden auf die„staatsaefährliche" Thataufmerksam. Die„Augeklagten" behaupteten hierauf in einer öffent.lichen Erklärung, der Wortlaut ihrer Zuschrift an Bourillonsei von„Le Völo" gefälscht worden und es sei dem Blatteeine Aufforderung zur Berichtigung zugegangen. Bis heute ist jedocheine solche allerdings noch nicht erschienen. Die vernünftig urtheilendePresse des Landes maß der Sache keinerlei Bedeutung bei, so daß inden letzte» Wochen Gras darüber zu wachse» begann. Nun kommtaus Saarburg plötzlich die überraschende Nachricht, daß einem derAdressenunterzeichner, Restauraleur Clement daselbst, infolgeseiner bei jenem Anlaß bewiesenen deutschfeindlichen Ge«finnung die Wirthschaftskonzession entzogen worden,und daß den Vorständen der Vereine, deren Mitgliederdie übrigen sind, seitens der Verwaltungsbehörde die Aufforderungzugegangen fei, bei Vermeidung der Auflösung die„Reichs-feinde" auszuschließen. Hierbei kommt— o Ironiedes Schicksals!— besonder? der Saarburger Krieger-verein in betracht. dem mehrere der Herren bisher an-gehörten.— ES liegt unS natürlich fern, dnS heuchlerische Doppel-spiel der Saarburger SportSleute irgendwie beschönigen zu wollen,die eS fertig brachten, einem hurrahpatriotische» prcußisch-dentschenKriegerverein anzugehören und gleichzeitig die französische Trikolorefür ihre Farben zu erklären. Immerhin muß aber dabei in betrachtgezogen werden, daß eS sich im letzteren Fall allem Anschein nachum einen unüberlegten großsprecherischen, dabei aber höchst harmlosenD u n, m e n j u n g e n st r e i ch handelt, der es jedenfalls nicht verdient,s citens der Polizeigewalt mit der wirthschastlichen Zugrunderichtung deSEinen der„Thäter" beantwortet zu werden. Ist der Fall einerseitsein neuer Beweis für die unselige politische Heuchelei, zuwelcher das preußische Polizeiregiment in Elsaß-Lothringen geführthat, so zeigt er a»dererseits von neuem die UnHaltbarkeit der imLande bestehenden gesetzlichen Zustände, die es der administrativenWillkür anheimgeben, ohne richterliche Untersuchung und Entscheidungein solch' schwerwiegendes Urtheil über emen Bürger und Geschäfts-mann zu verhänge», wie es in der oben erwähnte» Polizeimaßregelenthalten ist.—— Chronik de« MajestätSbeleidigungS- Prozesse.Ein belgischer Arbeiter, der vor längerer Zeit eine Münze fandund sich über das Bild deS Kaiser? auf derselben nicht ehrerbietiggeäußert haben soll, wurde vom Düsseldorfer Landgericht zu dreiMonaten Gesängniß verurtheilt.—Oesterreich.Wien, 31. August. Die„Wiener Zeitung" veröffentlicht dasGesetz über die Erhöhung der Börse nsteuer, welches am1. November in Wirksamkeit tritt.— Die Bauern werden aufsässig. In einer Bauern-Versammlung, die der Verband der Landwirthe Niederösterreichs amvergangenen Sonntag nach Wien einberufen hatte, äußerte einRedner:„Die Negiernna nennt sich eine Regierung mit derstarken Hand, eine glückliche Hand hat sie nicht. DaSstaatliche Wirthschaftssystem arbeitet mit Dampfkraft fürdie Sozialdemokratie; jährlich verfallen 67 700 An-gehörige der Bauernschaft infolge der exekutiven Feilbietungen dem Proletariat. ZwölMillionen Bauern sind politisch ohnmächtig, weil sie nicht organisirtsind. Ein Haupthiuderniß für die Organisation der Bauern ist derPolenklub. Der Schlachta«st es ein Greuel, wenn sich die Bauernorganisiren sollen. Sobald die Regierung mit einer volkSthünilichenVorlage kommt, hängt sich der Polenklub als Eperrfchiff vor. DieMacht, die der Polenklub ausübt, ist eine Schmach für Oesterreich.(Lebhafter Beifall.) Die Regierung mit der starken Hand istnicht in der Lage gewesen, die Vorlage über die beruf?genossenschaftliche Organisation deS Bauernstandes durchzubringen.Wir brauchen, sagte Redner mit erhobener Stimme, den Polenklubnicht und können auf die Mithilfe deS Ministeriums verzichten, wirBauern werden uns selbst organisiren.(Lebhafter Beifall.) Ausde» Vorständen des Vereines will der niederöfterreichische Lande?auSschuß einen sogenannten Beirath bilden. Nach Verlesung derStatuten erfolgte die Konstituirung deS neuen Bauernvereins."—Frankreich.Marseille, 31. August. Der frühere Abgeordnete desDepartements Drüme, Camille Richard, welcher in die neuer-dings beginnenden Verhandlungen des Panama-Prozessesverwickelt ist, hat sich auf der Fahrt von Paris hierher im Eise»bahnwagen-Abtheil durch einen Revolverschuß getödtet.Niederlande.Amsterdam, 29. August.(Eig. Ber.) Die Wahl van Kol's hatim Kreise Enschede ernste Wirren hervorgerufen. Schon währendder Agitation zwischen der Haupt- und der Stichwahl war van Kolin einige vorwiegend katholische Orte des Kreises auf starken Wider-stand gestoßen. Die sanatischen Bauern der Dörfer Losser und Lon-neker empfingen ihn mit entsetzlichem Wuthgeschrei, bewarfen ihnsogar mit Steinen, mißhandelten ferne Begleiter u. f. w.Als nun der sozialdemokratische Sieg bekannt war, hat einedurch die Lokalblätter aufgehetzte Masse im Städtchen Oldenzaal dieFensterscheibe» der jüdischen Ladenbesitzcr>md der liberalen Gesellschast eingeworfen. Während der drei aufeinanderfolgenden Abendewurde ein Morzradau gemacht. Der katholische Bürgermeister hatalles stillschweigend geduldet. Gegen ihn haben einige Liberaleeine Klage wegen Pflichtverletzung erhoben.—Italien.— Ueber die Bauernbewegung in den„Cast«lliR omani" liegt jetzt ans Rom als Ergänzung der telegraphischenNachrichten der folgende Bericht vor: Die Bauern von Albano über-fielen bei Nacht drei Landgüter, welche Privateigeuthum römischerFürsten sind und erklärten sie für Gemeinde-Eigenihum. Plötzlichrückte» drei Kompagnien Bersaglieri mit aufgepflanztem Bnyo»net an.Mit ihnen kam ein Polizei- Inspektor, der in längerer Rede derMenge klar zn machen suchte, daß er keinem Menschen gestattenkönne, das Eigenlhnmsrecht zu verletzen. Seine Worte blieben jedochunbeachtet und durch ein geschicktes Manöver gelang es einer Gruppeberittener Bauern, die Karabinieri zu umzingeln und von den Truppenabzuschließen. Die Folge war ein Wirrwarr sondergleichen. DiePferde der Soldaten bäumten sich hoch auf, die Esel und Maulthiereder Bauern vertheilten nach allen Richtungen hin Fußtritte, undder Polizeileutenant wäre beinahe in einen Wassergraben gefallenInzwischen rückten die Bauernfrauen, welche die Herren Ehemännerbegleiteten, gegen die Bersaglieri vor und durchbrachen die Truppe»reihen. Bei diesem Scharmützel wurden drei Franen leicht verletzt.Die Bauern folgten ihren Gattinnen, besetzte» die Landgüter undbegannen im Schweiße ihres Angesichts mit Spaten und Schaufelzu arbeiten— unter Aufsicht der Soldaten. Erst um 7 Uhrmorgens zogen sich die Bauern zurück. Sie ernannien eine Kom-Mission, die mit den Eigenlhümern der von ihn beanspruchtenLändereien unterhandeln soll, und versprachen, sich biS zum Abschlußder Verhandlungen ruhig zu verhalten.—Spanien.Madrid, 31. August. Die spanische Regierung unternimmtdie nöthigen Schritte, um eine Vereinigung aller Konservative»durchzuführen: alle Mühe war bisher vergebens. Die Regierungbeschäftigt sich noch immer mit der Frage der Verbannung derAnarchisten.—Richlattd.— Sozial demokratische Zeitschriften. ImJuni 1396 verbot die Zensur jede gedruckte Mittheilung überStreiks. Am b. Januar 1397 wurde daS Verbot ausgedehnt ausjede Nachricht über Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern,über Arbeitsdauer und Arbeitslohnhöhe; jedeS Beleuchten dieserfür die Arbeiterschaft so wichtigen Fragen sollte unmöglich gemachtwerden.Es die russische Zensur. Und nun? Trotz dieser Verbote hatdaS mächtige Anwachsen der sozialdemokratischen Bewegung unterder russischen Arbeiterschaft ein, erbebliche sozialdemokratisch« Preffeins Leben gerufen. Zur Zeit existiren in Rußland sechs sozial.demokratische Zeilschnften, die sämmtlich in den letzten anderthalbJahren gegründet sind: 1.„Potorburolrii Letatechii Listok"—Petersburger Flugblatt'' in russischer Sprache; 2. Der JüdischeArbeiter", jüdisch in Nordwest- Rußland; 3.„DoKo zyciarobotniczego"—„Wiederhall aus den, Leben der Arbeiter";4.„Uodowik Litewski«—„SitAUtschet Arbeiter"; B.„KowienskiKobotnik"—„Kownischer Arbeiter": die drei letzteren find polnisch.Diese fünf hier angeführten Zeitungen werden gedruckt und eineechste„Wpered"—„Vorwärts" in Kiech wird in russischer Sprachehektographirt.—Vom Hauptorgan der russischen Sozialdemokratie, der in Genferscheinenden Nevue„Der Arbeiter"'st soeben Nr. 3 und 4erschienen. Es ist ein 270 Seiten starkes.Büchlein mannigsaltige»und interessanten Inhalts. Außer einer größkn Anzahl Nachrichtenin Form von Artikeln, Korrespondenzen, i Notizen:c. aus derrusstfchen Arbeiterbewegung, enthält dasselbe Berichte über allehervorragenden Erscheinungen der Arbeiterbe>?eg"ag des Auslandes;so z. B. über den Hamburger Streik, den Eiseubahnarbeiter-Streikin der Schweiz, die sozialistische Bewegung in Aalizien, die Wahlenin Oesterreich.Einen besonderen Theil de? Büchleins bildet die„Chronik derrevolutionäre» Bewegung" in Rußland. Diese> umfaßt ein Ber-zeichniß von Verhaftungen. Verschickungen, sowie- von Todesfällenim Kerker und in Sibirien. Ein furchtbare? Be'rzeichniß, welcheseinen Rrnrnt von 32 Seiten in Petitdrnck einnimmt und als„einMartyrolog vom Ende des XIX. Jahrhunderts" be«zeichnet werden kann.—_Die Grabstätte Ferdinand Laffalle'S auf dem jüdischenFriedhofe in Breslau wurde am Sonntag von den Arbeitern undArbeiterinnen der schlesischen Hauptstadt wieder reich geschmückt.Viele Hundert« besuchten den Platz, wo die Ueberreste desgroßen Vorkämpfers des Proletariats ruhen. Von den vielen Herr-lichen Kranzspenden sei nur erwähnt die der jüdischen„Arbeiter-Zeitung" in New-Iork, offiziellem Organ der sozialistischen Parteider Vereinigten Staate» von Amerika.Die Parteiversammlnng deS Kreises Niederbarnim findetSonntag, den 5. September, mittags 12 Uhr, in der BrauereiStralau statt. Die Genossen Niederbarnims wollen in derselbeusowohl zu der Konferenz der Provinz Brandenburg wie zu demParteitag in Hamburg Stellung nehmen. Für die Frage derLandtagswahl-Betheiliguug, ist Genosse Stadthagen als Referentund Gonosse A r o» s als Korreferent bestellt. Bei der Wichtigkeitund Reichhaltigkeit der Tagesordnung ist rege und pünktliche Be-theiligung sehr wünschenswerth.Die Sozialdemokraten deS Wahlkreises Oberbarnim hieltenihre diesjährige Parteikonferenz am Sonntag in W r i e z e nab. An den Verhandlungen nahmen auch 6 Vertreter desKönigSberger Wahlkreises theil, weil die dortigen Genossenein passendes Lokal zur Abhaltung einer eigenen Konferenz nichthaben. Die Einnahmen des Kreisvertrauensmannes betrugen imletzten Jahr 16B2.07 M„ die Ausgaben 1B38 M. In Beziehungans die Stellung zu den Landtags wählen wurde eine Re-solution für Aufhebung deS Kölner Beschlusses angenommen. Deneinzelnen Kreisen soll überlassen werde», in welcher Form fie sich anderWahl betheiligen wollen. Bei den Verhandlungen über die kommendeReichstagswahl brachte Genosse Salomon aus Wriezen eine länger»Resolution ein, die«ine Reihe von Vorschlägen enthielt, welch« dieLaudwirlhschast betreffen. Unsere Abgeordneten sollen für die Bor-fchläge eintreten. Angenommen wurde eine Resolution, wonach derHamburger Parteitag beschließen soll, in Hinblick darauf, daß durchdie Betheiligung«rn den preußischen Landlagswahlen die Agrar-frage wieder in den Vordergrund treten werde und sich deshalbdie Partei aufs neue mit ihr befassen müsse, diese Frage auf dieTagesordnung deS nächsten Parteitag«? zu setzen, mit den Bor-arbeiten aber sogleich wieder eine Kommisston zu betrauen. AlSReichstags-Kandidat wurde Genosse Bruns auS Berlin einstimmigwieder aufgestellt. Zur brandenburgischen Provinzialkonferenz wurdendelegirt: Salomon aus Wriezen, Gläser aus Eberswalde undStöcke! aus Biesenthal, und als Delegirter für den Parteitag inHamburg wurde Bruns aus Berlin gewählt.Die Parteikonferenz für den Wahlkreis Osthavellaudwird Sonntag, den B.September in Spandau in Räbke'sLokal, Reiimeisterstr. B, abgehalten. Die Tagesordnung lautet:1. Bericht des Kreisvertrauensmaiines, Kassenbericht. Bericht derVertrauensleute aus den Orten. 2. Die bevorstehende Reichstags-wähl. Referent Genosse Paris aus Velten. 3. Unsere Stellungzur Landtagswahl. Neferent Genosse Heinrich an? Potsdam.4. Wahl eines Delegirten zum Parteitag und Wahl von Delegirtei»zur Brandenburger Provinzialkonferenz. B. Wahl be? Kreis-Ver»traueuSmauneS.Um zahlreiche Beschickung der Konferenz ersucht der Kreis»Vertrauensmann: A. Schröer in Spandau.Wahlkreis Prenzlau- Angermünde. Ueber die Partei«konferenz am Sonn lag wird uns noch geschrieben: Die Konferenzmußte in Freienwalde, also in einen, anderen Wahlkreise abgehaltenwerden, weil uns in den 13B Orte» des Wahlkreises Prenzlau-Angermünde nicht ein einziges Lokal zur Verfügung steht. Um sofleißiger wird die Agitation durch Schriften betrieben. Es sind tnder abgelaufenen Periode 11 B00 Kalender, 6900 Flugblätter gegendie Gestude-Ordnung. 13 000 Flugblätter gegen das geplant geweseneAltentat auf das Vereinsrecht und 1000 Maifest-Zeiiungen verbreitetworden. Als Delegirter zur brandenburgischen Provinzialkonferenzwurde neben den Genossen L o h s e ans Prenzlau und B r ü s ch ausStrasburg noch der Reichstagskandidat des KreiseS, GenosseThierbach aus Berlin, gewählt.I» LandSbcrg a. W. wurden a», 24. August die Gewerbe-gerichtswahlen vorgenommen. Der„Märkischen Volksstinune"ging darüber folgende erbauliche Schilderung zu: Die Wahlen warenum 4 Uhr angesetzt, jedoch waren die dazu bestimmten sechs BÄsttzer»»« diese Zeit noch nicht erschienen.. Um halb B Uhr waren vierBeisitzer anwesend, wovon einer nach einiger Zeit wieder ging. Ander Wahl konnte sich keiner der Beisitzer beiheiligen, weil sie esversäumt hatten.% sich in die Liste eintragen zu lasse».Die Wahl selbst geschah gruppenweise. Von unserer Seitewaren 20 Arbeiter und 1B Arbeitgeber» von den Gegnern4 Arbeiter und 14 Arbeitgeber als Kandidaten aufgestellt, und zwarje ans eine Liste. Von unserer Liste ivurde» B3 Stimmen für dieArbeiter und 9 für die Arbeitgeber abgegeben; von den Gegnern40 und 14. Von unserer Seite sind gewählt, 6 Arbeiter und 7 Arbeit«geber, von den Gegnern 3 Arbeiter und 7 Arbeitgeber � die übrigenmüssen ernannt werden. Da durch die gruppenweise Wahl nurAngehörige der betreffenden Gruppe gewählt werden konnten, ausden Stimmzettel aber alle Namen verzeichnet waren, so kamennur die Namen in betracht, die zu der Gruppe gehörten. Im Bau-gewerbe und in der Holzindustrie wurden unsere Kandidaten gewählt.Bon der Ziegelindnstrie war kein Wähler erschienen. In den ge-mischten Gewerben wurden unsere Stimmzettel nicht anerkannt, weildie Kandidaten zu anderen Gruppen gehörten. Bei der frühereuWahl soll nicht nach Gruppen gewählt worden sein. Da nach den,Ortsstatut die Wahl von 4—7 Nhr ftaltstnden soll, dieselbe aber schon»n,6 Nhr geschlossen wurde, wodurch eine große Anzahl Arbeiter an derWahl verhindert wurden, so werden wir die Wahl anfechten.Außerdem sind auch noch andere Jrrthümer vorgekommen, so hatman z. B. einen Modelltischler, weil er in einer Maschinenfabrikarbeitet, anstatt bei den Holzarbeitern bei de» Eisenarbeitern wähle»lassen, und einen anderen, der in derselbe» Fabrik arbeitet, bei denHolzarbeitern. Ebenso hat man es unterlassen, die wichtigsten Be-stinunungen de? OrtsstatutS über daS Gewerbegericht zu veröffent«lichen. Sollten, was wir bestimmt erwarten, die Wahlen von derAufsichtsbehörde für ungiltig erklärt werden, dann ersuchen wirnamentlich die Metallarbeiter sich besser als diesmal an der Wahlzu betheiligen.Tie Sozialdemokratie Ost- und WrstpreusteuS hielt amSonntag und Montag in Königsberg i. Pr. ihren diesjährigen"iarteitag ab. Vertreten waren 10 oft- und 4 westpreußischereis« durch insgesammt 42 Delegirte. Nach einem mit stürmischemBeifall aufgenommenen Vortrage des Reichstags- AbgeordnetenHaas«, worin die politische Lage geschildert und des ver-torbenen unvergeßlichen Parteigenossen Karl Schultz« pietälvoEgedacht war. berichteten die Delegirten über de» Stand der Partei inihren Kreisen.KönigSberg-Stadt steht noch unter dem Eindruck desüngst erfochtenen Wahlsteges, während Königsberg-Land, das sehreifrig von den Genossen aus der Stadt bearbeitet wird, zuden besten Hoffnungen berechtigt, selbst die Gegner findenIch schon mit der Thatsache ab, daß, wenn es so weiter geht, siede» Kreis an die Sozialdemokratie verlieren werden. Die nieistenKreise haben, wie auch Königsberg, unter dem Lokalmangel zu leiben,auch an wirthschaflltch unabhängigen Personen, die sich ganz derBewegung widmen können, fehle es vielerorts. Hervorgehobenwurde aber, daß die Verbreitung unserer Ideen auf dem Laude tu denDomänen der Plötzlinge erfreuliche Fortschritte macht. Bis in dieentfernten Gegenden sind sie gedrungen und finden trotz aller An-trengungcn der Junker, der Geistlichen und der Gendarmen gutenBoden.Von Westpreußen lautete» die Berichte meist trübe; invielen Kreisen ist eS der Partei bisher nicht möglich gewesen, Fußzn fassen. Besonder« Schwierigkeiten bietet da das überwiegend