Nr. 17.

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Vorwärts

8. Jahrg

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Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Port Tarascon.

Mittwoch, den 21. Januar 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

Die Sache ist schon sehr alt. Zur Zeit, als der Glück haben. Und wenn Und wenn es ihnen gelingen sollte, utopistische Sozialismus der Saint- Simon  , der Fourier eine Anzahl unglücklicher und verblendeter Menschen So nennt sich die ergötzliche Dichtung des bekannten und Cabet in Flor stand, wurden zahlreiche solche zu finden, die auszuziehen bereit sind nach den Einöden - sie würden mit traurigen Enttäuschungen französischen   Realisten Alphonse Daudet  , welche dar- Kolonien, genau nach den abstrakten Prinzipien der Pro- Ostafrikas stellt, wie die Bewohner der guten Stadt Tarascon  , von pheten, an den verschiedensten Orten gegründet. Sie hatten wieder kommen, wenn sie überhaupt wiederkämen. Denn einem geschickt geleiteten Kolonialschwindel ergriffen, nach die verschiedensten Schicksale; die meisten gingen kläglich die Enttäuschungen sind in solchen Fällen noch niemals einer wüsten Jusel der Südsee, die man ihnen als Paradies zu Grunde aus Mangel an Kapitalien, aus Mangel an ausgeblieben. Wenn diese Dinge einen Erfolg hätten, so könnte es geschildert hat, auswandern, wo sie herrlich und in Freuden Erfahrung, aus Mangel an Einigkeit der Mitglieder. Wo

zu leben gedenken. Die Unternehmung endigt mit einem sie bestehen blieben oder noch bestehen, konnten sie keine nur der sein, daß sie die große Arbeiterbewegung auf gräulichen Reinfall und die Tarasconer kehren zurück, auf Bedeutung erlangen, sowenig wie die anderen sogenannten ihrem siegreichen Vormarsch aufhielten. Das sollen und kommunistischen Kolonien Nordamerikas  , von denen es werden sie nicht, denn es haben schon stärkere Mächte immer furirt vom Kolonialfieber. Dies Buch, das zu guter Zeit in die Welt gekommen einzelne zur Blüthe gebracht haben. Es war ein thörichter diesen Vormarsch umsonst aufzuhalten versucht. Die lockendsten Versprechungen und die ver­ist, hat seine Leser tüchtig lachen gemacht, weil es Wahn, zu glauben, folch eine kleine Oase in der großen gezeigt hat, wie die Kolonialnarren sind und wessen sie kapitalistischen Wüste sei der berühmte Stützpunkt des führerischsten Phantasien werden da keine Wirkung thun unter Umständen fähig werden können. Hoffentlich wird Archimedes  , von dem aus die alte Welt aus den Angeln und die Kolonialapostel müssen sich darauf gefaßt machen, daß man ihnen einfach antwortet: Port Tarascon  ! der Schall dieses Gelächters so weit dringen, daß er auch gheoben werden könne. die jüngsten Kolonialprojekte erreicht, die diesseits und Der wissenschaftliche Sozialismus hat alle diese jenseits des Ozeans so zahlreich auftauchen und ohne Träumeteien mit einem Schlage abgethan. Indem er den der Gesammtheit übergehen müssen, hat er dem verhäng­

Zweifel geeignet sind, Verwirrung in den Köpfen an- Satz begründete, daß die Produktionsmittel in den Besitz Politische Uebersicht.

zurichten.

-

Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Roman nißvollen Frrthum ein Ende gemacht, daß die Welt nur Berlin  , den 20. Januar. Bellamy's Im Jahr 2000" eine Strömung er- des Vorbildes einer kleinen Insel der Seligen Aus dem Reichstage. Die heutige Etatsberathung zeugt, die der philosophische Verfasser vielleicht selbst nicht bedürfe, um sich sofort ihr nachzubilden. Es ist auch un- leitete der Abgeordnete Grillenberger ein, der bei der erwünscht findet. Die Bellamy- Enthusiasten überbieten, demokratisch, die Wohlfahrt der Gesammtheit einer kleinen Bofition von 48 000 M., die das Reich als Zuschuß für wie in solchen Fällen gewöhnlich, den Meister; sie haben Anzahl Auserwählter anzuvertrauen. Die Emanzipation das Germanische Museum   in Nürnberg   hergiebt, dem Wunsch bereits auf Grund des Romans eine Kolonie gegründet der Arbeiterklasse wird und muß aus der Thätigkeit dieser nach einer Aufbesserung der geringen Besoldungen der unteren Die Re­und wollen noch mehrere gründen. Klaffe selbst entspringen und kann nicht das Werk einer Museumsbeamten lebhaften Ausdruck verlieh. gierung schwieg. Der Minister v. Bötticher gab Bei uns aber tragen sich die sogenannten Boden oder mehrerer Selten sein. Zudem warum sollten denn die Arbeiter die wirk- witte der Ansicht Raum, daß die Privatgesellschaft für auf eine Anfrage des deutschfreisinnigen Abgeordneten reformer von der Richtung Hertta's, die von Henry George   geborgt haben, was dieser von den alten lichen Errungenschaften und Segnungen der Kultur, die Sebung der Hochseefischerei nicht mehr unterstützt werden Physiokraten geborgt hat, mit dem famosen Projekt, eine sie durch die Arbeit des Gedankens und der Hände ge- solle, wenn sie nicht bald weniger schlecht wie heute trot " Freiland- kolonie" in Ostafrika   ins Leben schaffen, aufgeben und in Nordamerikas   Urwäldern oder Unterſtützungen durch das Reich das Reich setzt zu rufen. In Amerika   ist Henry George   ein todter in den kaum erforschten Gegenden Ostafrikas   eine neue 2 000 000 M. zur Förderung der Hochseefischerei aus Mann. Wie aber einst die Hussiten die Haut ihres Kulturarbeit von vorne beginnen? Welch eine Thorheit prosperire. Interessanter wäre es gewesen, von der Regierung todten Generals Ziska auf eine Trommel spannten, um wäre das! Die Zeit, welche die Anerkennung bringt, daß zu erfahren, wie sie nicht den verkrachenden Aktiengesellschaften, den Feind zu schrecken, so spannen die Flürscheim und Ge- die Arbeit der wichtigste Faktor aller gesellschaftlichen sondern den wirklich nothleidenden Hochseefischern selbst auf­nossen die Haut des todten Henry George   auf die Thätigkeit ist und welche diesem lange verachteten und zuhelfen gedenke. Die Nothlage der dem Unwetter aus­die gesetzten Fischer ist bekannt. Der Titel Invaliditäts- und Trommel ihrer Reklame. Nur daß eben George fein geschwächten Aschenbrödel endlich gebührende Altersversicherung" gab nach einigen Mittheilungen der Stellung einräumt diese Zeit muß es auch mit Abgeordneten Graf Behr, Buhl( natl.) und Schrader Ziska! bringen, daß die wahren Kulturerrungenschaften( dfr.) dem Minister v. Bötticher Anlaß, seiner Ansicht

nicht im Besiz und in der Nuznießung einiger wenigen über das Invaliditäts- Versicherungsgesetz dahin Raum zu

Wo diese phantastischen und lächerlichen Projekte auf- fich tauchen, da gehört sofort ein Plakat angebracht, darauf mit Riesenbuchstaben die Inschrift:

Bevorzugten bleiben, sondern Gemeingut werden. Und in geben, daß es den Einzelnen je mehr sie sich in dasselbe ver­einem Augenblick, da trotz allen Elends, das noch mit tiefen, desto schmackhafter werden dürfte. Erscheint es

" Vorsicht!- Port Tarascon  !" Ob" einzelne solcher Kolonien floriren könnten oder seinem Nebel die Länder deckt, doch schon um den fernen geschmackvoll, bandwurmlange, bureaukratische Gesetze zu wirklich floriren, darauf kommt es gar nicht an. In Saum der Gebirge das leise Morgenroth eines besseren machen, die zu verstehen Nichtstudirte erst studiren sollen? unserem Zeitalter handelt es sich um die politische und Zeitalters glänzt, da sollten europäische Proletarier sich in Wann hat der einfache Arbeiter Zeit zur„ Vertiefung" in ein solches Gesetz? Jm Magen liegt ihat das Gesetz schon ökonomische Umwandlung der Gesellschaft und für diese ist der Wildniß fremder Erdtheile verlieren, um dort nach heute, ohne daß er Schmackhaftigkeiten des Gesetzes fennen einem in der Schreib being is mines Bücherwurms zu amerifa irgendwo eine kleine Ansammlung von Menschen sammenphantasirten Glück zu jagen? Und gerade noch nicht zu streiten. Für Ueberwachung des Aus­wanderungswesens fordert der Etat 18 000 Mart. giebt, die sich eine erträgliche neue Ansiedelung zu schaffen auf die Besten rechnet man in solchen Fällen! Nein, die Herren Projektenmacher werden kein Der Minister von Bötticher theilt mit, daß eine reichs­

vermögen.

Feuilleton.

Nachbruck verboten.]

Bei Mama.

Roman von Arne Garborg  .

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Bögling genoß Fanny in ihrer Klasse großes Ansehen; unterhaltend, die Mädchen reden zu hören. Sie wußten um besonders in Emilie Lund bekam sie eine feurige Be- alles, was mit dem Theater in Verbindung stand. Sie er­wunderin. Die beiden Mädchen begannen zusammenzuhalten. zählten, wie es hinter der Szene aussah, sprachen von Frau Emilie sah kindlicher aus als sie war; in Wirklichkeit ver- Gundersen, Frau Juell, Johannes Brun) wie von guten stand sie sich gut auf Schelmenstreiche. Dieselben galten den Bekannten, wußten, wer liebenswürdig und wer nicht liebens­Kolleginnen, welche sie nicht mochten, und den Lehrerinnen. würdig war, wer miteinander befreundet oder verfeindet Fanny führte aus Kristiansborg ihre Verskunst ein; bald war, wer mit dem Direktor gut oder minder gut stand und murmelte man Spöttereien auf allen Treppen und in allen gaben eine Menge Koulissenanekdoten zum besten. Fanny Allein hier half kein Murren. War man unartig, so Korridoren, wenn eine Lehrerin sich zeigte- Fräulein lauschte mit angespannten Nerven.„ Aber woher in aller " Fräulein Sand*) Welt habt Ihr das?" fragte sie.„ O, von Karoline", wurde es dem Oberlehrer erzählt. Sie waren hier fürchter- Hansen, gleicht einem Schimpansen;" lich ſtreng. Nicht einmal in den Bausen war man sein will einen Mann. Eine ältere Lehrerin, die als dem sagte Emilie lachend;„ die ist nämlich auf dem Theater eigener Herr. Man mußte auf dem Spielplatz sein, ob Trunke ergeben geschildert wurde, mußte besonders her- geboren!" " Unser Fräulein- trinkt gern Schnaps und Karoline war die Tochter einer schwedischen Schau­hat dreißig Jährlein wohl in jedem Bein", spielerin vom Tivoli. Ihren Vater kannte man nicht, man wollte oder nicht, und zwei Lehrerinnen gingen umher halten. unter Aufsicht." Selbst auf einen gewissen Ort folgen sie lautete der Bers.") Eines Tages fand Emilie das Fläschchen, aber Karoline gab zu verstehen, daß er den höheren" Stan und gaben auf sie Acht. Beständig und überall waren sie Wein, welches das Fräulein in der Tasche mit sich führte; als die den angehörte. Wenn die Mädchen entzweit waren, stichelten uns mit dem Fernrohr!" sagte Emilie. Der Spielplatz der Mädchen war auf einer Seite Lehrerin nach der Freiſtunde in die Klasse kam, prangte die sie an diesem Punkt auf einander los. " Ach geh", sagte Emilie, wir können gerade so gut von einem hohen Plankwerk begrenzt; dahinter lag der Flasche mitten auf dem Ratheder droben. Von einem Fräu­Spielplatz der Knaben. Die Burschen machten einen gräu- lein Berg hieß es, sie sei in den jungen Lehrer Opthun Schwestern sein!" Gi, meinst Du, meine Mutter hätte sich in eine Be­lichen Lärm und es mußte schrecklich luftig sein, zu sehen, verliebt; überall fand sie Papierschnißel mit ihrem und Frau Holter, wie ihre Schülerinnen kanntschaft mit solch einem Menschen wie dieser Thomas was sie trieben. Es gab auch Sprünge in dem Plankwerk, Opthuns Namen. so daß man durchschauen konnte; jedoch da es verboten war, sagten, Fräulein Holter, wurde geschont. Fanny erinnerte Throndby eingelassen?" fragte Karoline. Da wurde Emilie böse. dazustehen und zu gloßen, mußte man sich begnügen, hier sich, daß sie Williams Mutter war. Emilie war über Theaterangelegenheiten merkwürdig und da zu gucken, wenn die Lehrerinnen gerade den Rücken tehrten. Es schien, als wollten die Knaben ihrerseits auch genau unterrichtet.

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Ah, über Thomas Throndby branchst Du wirklich nicht Sie hatte ein paar Freundinnen, die Nase zu rümpfen, Mütterchen; der Mann hat Geld! gern wissen, was die Mädchen trieben; jeden Augenblick welche das Theater auch gut kannten; es war riesig und ich denke mir, er wird wohl auch im Tivoli seine Ge­steckten sie ihre Röpfe über die Plante und tauchten wieder hinab; natürlich hielt man brüben gleichfalls Wache. Manchesmal entdeckte Fanny William. Da wurde ihr ganz warm vor Hoffnung, daß er etwa nach ihr ausschaute.

*) Sand, sprich Sann.

* Dreißig Jahre in jedem Bein", also zweimal Dreißig stammt aus dem Schah vulgärer Redensarten, die in Kristiania  

Als besserer Leute Kind und vormaliger Instituts  - in Umlauf sind.

liebten gehabt haben!"

Unter den Choriſtinnen, ja wohl!"

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Schauspieler von Nuf; Johannes Brun ist im März 1890

gestorben.